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Verstecktes Leben im Abseits

Tabuthema Homosexualität in der Männerdomäne Fußball
von

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<04> .... Defensives Maskenspiel

Ich hatte nie das Bedürfnis, besonders männlich zu erscheinen. Ich wollte erwachsener wirken, als es mein Alter sagte, doch das lag daran, dass in meiner Mannschaft alle älter waren. Außerdem wollte ich von Dirk hoch angesehen werden. Doch das alles hatte für mich nichts mit Männlichkeit zu tun.

Diese Ansicht änderte sich immer weiter, denn je häufiger ich die Sprüche hörte, desto mehr fing ich an, darauf zu achten, was ich tat, wie ich sprach, wie ich mich bewegte. So sehr ich auch versuchte, zu verdrängen, dass bei mir etwas anders war, so wenig schaffte ich es. Ich wollte es mir nicht eingestehen, doch letztendlich kam ich nicht darum herum, zu erkennen, dass mich Mädchen nicht in dem Maße interessierten, wie es normal für mein Geschlecht und Alter gewesen wäre.

Ich hatte nie sonderlich viel über Mädchen geredet, doch allmählich fing ich damit an. Ich schaute ihnen bewusst hinterher und wenn ich mit Freunden im Zeitungsladen war, stahlen wir uns ab und an zu den Pornoheften, bei denen ich mich fast zwingen musste, auf die blanken Brüste zu starren und sie toll zu finden. Wir redeten hier über den Hintern der Freundin eines Mannschaftskameraden und da über den tiefen Ausschnitt der großen Schwester eines anderen. Ich wurde gut darin, lernte viele Sprüche und entsprechende Blicke. Eigentlich ist es ganz einfach, wenn man es sich bei den anderen abgucken kann.

Auch auf dem Spielfeld wurde ich vermeintlich männlicher. Ich ging grober in Konfrontationen hinein und gewann bald fast jedes Zweierduell. Ich stürmte mit einer solchen Kraft auf das Tor zu, dass mich kaum einer aufhalten konnte, sei er noch ein paar Jahre älter als ich, und wenn ich den Ball trat, dann legte ich meine ganze Kraft hinein. Ich verzog keine Augenbraue, wenn ich mir wieder eine Prellung oder Schürfwunde holte, und ich tat eine blutende Lippe als lächerlich ab.

Im Endeffekt tat ich alles, um nicht schwul, sondern richtig männlich zu wirken, und es ist vielleicht genau diesem Verhalten zuzusprechen, dass ich letztendlich so erfolgreich wurde.
 

Als ich gerade fünfzehn geworden war, wurde der Coach einer Nachwuchsmannschaft für einen Zweitligaverein auf mich aufmerksam. Ihm gefielen besonders mein energisches Zweikampfverhalten und mein torsicherer Schuss. Er warb mich ab und somit wechselte ich nach nicht mal einem Jahr schon wieder den Verein. Dieses Mal war ich alt genug, um nicht als das Kücken zu gelten, außerdem war ich mittlerweile selbstbewusster in meinem Auftreten. Dennoch wollte ich meine Mannschaft nicht verlassen, denn ich glaubte, dass ich Dirk unheimlich vermissen würde. Ich hatte das Bedürfnis, mich dagegen aufzulehnen und zu kämpfen, doch ich tat es nicht, denn dadurch wäre ich nur unnötig aufgefallen. Dabei realisierte ich wohl nicht, dass ich einfach nur ein wenig dagegen abgeneigt war, schon wieder in eine Menge fremder Leute geworfen zu werden. Mit Dirk hatte das rein gar nichts zu tun, weshalb ich ihn letztendlich so schnell vergaß, wie ich mich angeblich in ihn verliebt hatte.

Und ich begriff schnell, dass die erneute Veränderung wirklich positiv war, denn sie bedeutete doch, dass ich auf dem wohlmöglich besten Weg war, nach ganz oben zu kommen. Dennis und ich malten es uns in den schönsten Farben aus. Längst ging es nicht mehr nur darum, dass ich einfach auf dem Spielfeld stehen wollte, weil es mir einen solchen Spaß bereitete, mittlerweile hatte ich einen Traum. Ich wollte Fußballprofi werden, einer der ganz großen! Ich würde dafür alles tun!
 

Alles tun, heißt, sich selbst zu verleugnen. Wenn man nicht genau so ist, wie einen die Gesellschaft haben will, versucht man, es zu werden. Ich war junge Fünfzehn und somit in der Zeit, in der einen das Umfeld und Leben noch sehr stark prägt. Außerdem versucht man schon unter normalen Umständen in dem Alter, sich seinen Mitmenschen und deren Wünschen anzupassen, zumindest dann, wenn man kein Rebell ist – und das war ich ganz sicher nicht. Aber ich war ein Schmutzfleck, denn so sah ich mich selbst. Ich wollte genauso rein und richtig wie alle anderen sein, dabei hatte ich nicht mal einen wirklichen Makel, außer dass ich eher den Männern zugeneigt war – natürlich traf mich damit bei den No-Gos im Fußball ausgerechnet das Schlimmste.

Sich bloß nicht zu verraten, zermürbt einen mit der Zeit. Wenn man immer darauf achtet, sich vermeintlich normal zu geben, kann man kaum noch frei fühlen. Man kontrolliert sich in jeglichem Moment und achtet darauf, bloß nie die Maske fallen zu lassen. Und man fühlt sich verfolgt, beobachtet, kontrolliert. Man glaubt bald, dass einem jeder an der Nasenspitze ansehen kann, dass man ein perverser Schwuler ist. Würde man die Fassade fallen lassen, gingen sie auf einen los. Sie warten nur darauf, über dich herzufallen, dich erniedrigen zu können und dir alles zu nehmen, was dir wichtig ist.

Irgendwann sind es genau diese Wahnvorstellungen, die einen verfolgen. Ständig achtet man auf seine Schritte und hat das Gefühl, hinter jeder Ecke lauern die Angreifer. Man hat Angst, eingeholt zu werden von seinem Innersten und damit sein Gesicht zu verlieren. Also achtet man noch mehr auf jede Handlung, jedes Wort, jeden Blick, so sehr, dass man bald selbst nicht mehr weiß, was eigentlich die Wahrheit ist. Bald schon ist es unmöglich, sich selbst noch zu fühlen.
 

Ich war noch immer mit Natalie zusammen, als ich in den neuen Verein kam. Durch den erneuten Wechsel war ich zunächst gereizter und forscher als sonst. Wir stritten uns oft und sahen uns immer weniger, was man aber auch damit erklären konnte, dass ich fast jede freie Minute trainierte. Natalie wollte das nicht verstehen und war oft wütend auf mich, was wiederum ich nicht verstehen konnte. Sah sie nicht, dass ich auf dem besten Weg war, ein Profi zu werden?

Doch, natürlich sah sie das. Ich war hingegen zu blind, zu merken, dass ich mich selbst auf dem Weg dorthin kaputt machte. Das lag vor allem daran, dass ich wieder Gefühle entwickelte, dieses Mal ernste, wahre Gefühle. Dieses Mal ging es nicht um ein Idol, um niemanden, den ich bewunderte. Vielmehr war er ein einfacher Junge, Teil meiner neuen Mannschaft, ein stiller, unauffälliger Bursche, mit dem ich mich aber schon schnell gut verstand. Dass ich jedoch tatsächlich Gefühle für den sechzehnjährigen Karim entwickelte, wollte ich dabei lange nicht sehen.
 

Karims Eltern kamen aus der Türkei. Mein Vater hatte zu Beginn ein bisschen Probleme damit, wenn ich ihn besuchen ging, und ich verstand nicht, wieso das so war. Meine Mutter konnte ihn allerdings immer wieder beschwichtigen und so akzeptierte er wenigsten irgendwann die Freundschaft.

Mit Karim schaute ich mir fast jedes Spiel der Europameisterschaft an, welche gerade begonnen hatte. Darüber vernachlässigte ich nicht nur Natalie, sondern auch Dennis. Er sagte es mir einmal, doch ich stritt es ab, nahm es nicht wahr. Ich merkte nicht, dass ich kaum noch Zeit mit jemand anderem verbrachte, da mir die Stunden mit Karim immer viel zu kurz vorkamen und ich noch viel länger bei ihm sein wollte.

In unserer Mannschaft nahm Karim meist die Position des linken Mittelfeldspielers ein. Auf diese Weise hatten wir auch während des Spiels viel miteinander zu tun und wurden ein ziemlich gutes Team. Karim wusste bald, wie er mir die Bälle zuspielen musste, damit ich sie gut verwandeln konnte. Es war die pure Freude für mich, mit ihm auf dem Platz zu stehen.

Ohne es zu merken, drehte sich bei mir bald alles nur noch um Karim. Bewusst hatte ich keine sexuellen Gefühle ihm gegenüber, was aber wohl auch daran lag, dass ich mir jegliches Denken in die Richtung verbot und es hinter meiner fast perfektionierten Maske verbarg. Nur wenn ich mit Natalie schlief, kam es ab und an oder öfter durch, doch das verdrängte ich danach sofort wieder und redete mir ein, dass ich nur aufgrund meiner hübschen Freundin, um die mich alle beneideten, solch einen Spaß gehabt hatte.
 

Mit Karim redete ich nie über Sex. Tatsächlich hatte ich es ein einziges Mal versucht, doch er hatte sehr zurückhaltend auf das Thema reagiert und mir somit deutlich gemacht, dass es ihm unangenehm war, darüber zu sprechen. Aber ich wusste, dass er keine Freundin hatte, und der Gedanke gefiel mir sehr, solange, bis es da dieses eine Mädchen gab, welches an Karim Interesse zeigte. Ich hätte ihr am liebsten die Augen ausgekratzt und am nächsten Abend machte ich sie stundenlang vor Natalie schlecht. Diese verstand natürlich überhaupt nicht, was ich gegen das nette Mädchen hatte, schüttelte immer wieder den Kopf und verführte mich schließlich, weil sie keine Lust mehr hatte, sich mein Gemecker anzuhören.

Ohnehin innerlich irgendwie erregt aufgrund meiner Wut und unterbewussten Eifersucht, war es für Natalie nicht schwer, mein Gerede zu stoppen. Schnell riss ich ihr die Kleider vom Leib und kaum hatte sie mir das Kondom übergezogen, stieß ich sie zurück aufs Bett und drang hart in sie ein. Ich schrie und stöhnte und hatte meinen Spaß, so sehr, dass ich nicht merkte, wie sie irgendwann still unter mir wurde und mich einfach gewähren ließ. Erst danach, als ich sie in den Arm nehmen wollte, distanzierte sie sich von mir, stand auf und schlang sich die Decke um den nackten Körper. Jetzt sah ich die Tränen.

Sie habe schon immer gewusst, dass irgendwas komisch sei, das war ihre erste Aussage und sie machte mir sofort Angst damit. Sie schüttelte den Kopf und redete auf mich ein, und ich verstand nicht, was sie von mir wollte, nur dass sie das nie von mir erwartet hatte, dass sie enttäuscht von mir war und mich nie wieder sehen wollte. Als ich dann endlich aus ihr heraus bekam, was denn eigentlich los sei, traf es mich selbst wie ein Schlag: Ich hatte während des Sexes Karims Namen gestöhnt. Ein eindeutigeres Zeichen brauchte es nicht; auch ich verstand es.
 

„Haben Sie es nicht abgestritten?“

„Doch, natürlich… aber sie glaubte mir nicht. Wie sollte ich es auch erklären? Außerdem war ich selbst ja total schockiert, weil mir bis dahin gar nicht bewusst gewesen war, dass ich Gefühle für Karim hatte…“

„Wie ging es dann weiter mit Natalie? Hat sie es jemandem erzählt?“

„Nein, zum Glück nicht. Aber sie trennte sich natürlich sofort von mir und sagte, ich solle ihr nicht mehr unter die Augen treten oder sie würde es allen sagen…“

„Hatten Sie seither noch mal Kontakt mit ihr?“

„Ja. Letzten Monat habe ich sie angerufen. Ich hatte eigentlich immer das Bedürfnis, noch mal mit ihr über die Sache zu sprechen, aber dann hätte ich auch zugeben müssen, dass ich schwul bin. Deshalb habe ich es nie gekonnt…“

„Wie ist das Gespräch gelaufen?“

„Sehr gut. Sie ist glücklich verheiratet und hat ein Kind. Wenn ich das nächste Mal in der Stadt bin, wollen wir uns treffen…“

„Das klingt gut. Und wie ging es mit Karim weiter?“

„Tragischer als man vermuten mag…“
 

Meine erste Reaktion, nachdem Natalie hinter mein Geheimnis gekommen war, war, mich von Karim zu distanzieren. Plötzlich sah ich mich selbst als größte Gefahr an, zumal ich wieder Single war. Ich hatte Angst vor mir, vor ihm, vor meinen Gefühlen, denen ich mir nach und nach bewusst wurde. Also ging ich ihm aus dem Weg, duschte erst dann, wenn er bereits fertig war, versuchte, nie gleichzeitig mit ihm in der Umkleidekabine zu sein.

Es dauert nicht lange, da war es nicht nur ihm mehr als bewusst, sondern auch allen anderen. Im Grunde waren Karim und ich ein Herz und eine Seele gewesen, ein untrennbares und unschlagbares Zweiergespann. Doch plötzlich wollte ich nichts mehr mit ihm zu tun haben. Das konnte sich niemand erklären, am wenigsten natürlich Karim selbst. Immer wieder versuchte er, mit mir das Gespräch zu suchen. Er fragte wieder und wieder was denn geschehen sei, was er falsch gemacht hatte, warum ich ihn nicht mehr leiden konnte. Ich sagte ihm zwar, dass letzteres nicht der Fall war, aber er glaubte mir nicht, weil ich ihm dennoch weiter aus dem Weg ging.

Auch meine Eltern wunderten sich, was passiert war, und Sophie, die mittlerweile frühreife zwölf Jahre alt war, versuchte immer wieder, mit mir darüber zu sprechen. Letztendlich war sie auch die einzige, die mich wegen der Sache weinen sah, ein einziges Mal nämlich, nachdem Karim mal wieder versucht hatte, mich anzurufen und ich ihn sofort abgewimmelt hatte.

Schon seit Wochen war ich wütend auf mich selbst, vermisste Karim ständig und jede Minute und schaffte es oft abends nicht einzuschlafen, weil ich an ihn denken musste oder mich die Lust überkam und ich einfach nicht anders konnte, als mich in Gedanken an ihn selbst zu befriedigen. Dann fühlte ich mich nur noch dreckiger und ekelhafter und hasste mich noch so viel mehr. Dies hielt nun schon Wochen an und noch immer wollte Karim keine Ruhe geben. Also hatte ich ihn am Telefon angeschrien und gesagt, dass ich auf einen Türken keinen Bock hätte. Dabei hatte seine Abstammung für mich nie auch nur eine Sekunde lang eine Rolle gespielt. Im Gegenteil, fast mochte ich sein leicht anderes Aussehen. Doch das wusste er nicht, also hatte er mich am anderen Ende beschimpft und war dabei in Tränen ausgebrochen. Sofort hatte ich aufgelegt und den Hörer angeschrien, ehe ich merkte, dass auch bei mir die Tränen liefen. Im selben Moment kam Sophie rein, die mich gehört hatte, und fand mich aufgelöst vor. Zuerst wollte ich es verstecken und tun, als sei nichts passiert, doch es klappte einfach nicht, erst recht nicht, als sie zu mir aufs Bett krabbelte und ihre Arme um mich legte. Zum allerersten Mal sah sie ihren großen, starken, ach so männlichen Bruder heulen und sie war in dem Moment die beste kleine Schwester, die ich mir vorstellen konnte.
 

Man ist gerne ein guter Mensch. Man macht gerne alles richtig, lebt nach den Vorstellungen anderer, um nicht aufzufallen und versucht, sich anzupassen. Man versucht, etwas zu sein, das man nicht ist, trägt eine Maske und kann diese vor niemandem abnehmen.

Das beschreibt so ziemlich, wie ein schwuler Fußball lebt, zumindest dann, wenn er plant, voran zu kommen. Und ich kam voran. Das, was sich viele junge Fußballer wünschen, war für mich tatsächlich ein greifbarer Traum und er kam immer näher.

Wochen nach meiner Trennung mit Natalie rief mich der Coach zu einem Gespräch zu sich, um mir zu sagen, wie ich mich gesteigert hätte. Ich wäre noch stärker geworden, vor allem in den Zweikämpfen, meine Schusstechnik wäre voll geballter Energie und meine Bälle könne man kaum halten. Er war unheimlich stolz auf mich, während ich ihm nur schweigend zuhörte. Ich wusste genau, woran es lag, dass ich mich nochmals verbessert hatte. An meiner Wut auf mich selbst und vor allem daran, dass ich beim Spiel für ein paar Minuten alles vergessen konnte. Hier lenkten mich keine dreckigen Gedanken ab, hier konnte ich einfach Spaß haben. Und genau das hatte ich und deshalb ging ich darin auf, zumindest die paar Minuten auf dem Spielfeld. Alles abseits davon war eine andere Geschichte.

Der Coach kannte die Hintergründe natürlich nicht und sah nur meine Leistungen. Er sprach davon, wie ich bald noch weiter kommen könnte und dass bereits andere Vereine an mir Interesse zeigten. Ob ich das EM-Finale gesehen hatte, wollte er wissen, und er verglich mich mit dem Spieler, der das Siegestor geschossen hatte. Freilich eine große Ehre und ich freute mich auch darüber, doch als ich sein Büro verließ, fühlte ich mich einsam, denn zu dem Menschen, dem ich das nun am liebsten erzählt hätte, zu dem konnte ich nicht gehen. Also rief ich Dennis an und erzählte es stattdessen ihm. Er freute sich natürlich für mich, aber er verhielt sich anders als Karim es getan hätte. Ich konnte das nicht mal an irgendwelchen Aussagen festmachen, ich wusste es einfach. Und als wir aufgelegt hatten, fühlte ich mich noch leerer. Ich fragte mich, warum es so weit gekommen war. Warum hatte ich diese widerlichen Gefühle entwickelt? Warum ausgerechnet für ihn? Hatte ich nicht Dirk toll gefunden?

Ich lag Zuhause auf meinem Bett und verspürte so sehr den Drang danach, mit Karim zu sprechen, dass es fast wehtat. Was wäre, wenn ich dieses Gefühl ausstellen könnte? Konnte ich sie nicht einfach ignorieren und mit ihm weiter so befreundet sein, wie ich es bisher gewesen war? Er musste nichts davon erfahren und ich würde mir eine neue Freundin suchen, um ihn schnell wieder zu vergessen. Wir würden weiter unseren Weg nebeneinander gehen und ich würde nichts verlieren, außer einen kleinen Teil von mir selbst. War es das nicht wert?

Ohne noch länger zu grübeln, stand ich auf und sagte meinen Eltern, dass ich die Nacht bei Karim schlafen würde. Sie waren verständlicherweise mehr als überrascht, doch ich erklärte nichts und fuhr stattdessen mit dem vorletzten Bus in die benachbarte Kleinstadt. Vor der Tür stehend, zögerte ich nur ganz kurz, doch ich hatte meinen Entschluss gefasst. Ich wollte meinen Freund zurück, wollte den Menschen zurück, mit dem ich meine große Freude am liebsten teilen wollte. Und genau das sagte ich ihm, als seine Mutter mich rein gelassen hatte und er überrascht vom Bett aufgesprungen war. Ganz unmännlich umarmte ich ihn und sagte ihm, dass er mein bester Freund sei. Ich wäre auch seiner, meinte er erleichtert, und obwohl wir die ganze Nacht durchquatschten, forderte er nicht ein einziges Mal eine Erklärung von mir.
 

„Das ist doch schön. Aber sie meinten, es wäre eine tragische Geschichte…“

„Ja, das ist es auch…“

„Hat er von Ihren Gefühlen erfahren?“

„Nein, ich habe es sehr gut geschafft, sie zu verbergen…“

„Und was war dann das Problem?“

„Naja… sechs Wochen nach unserer Versöhnung sagte Karim mir, dass er schwul ist.“
 

Kapitel 4 - ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (19)
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Von:  Hannibaellchen
2010-07-29T06:13:09+00:00 29.07.2010 08:13
War ja klar, dass er sich irgendwann "verplappert", aber dass es so rauskommt... Ist ja fast ein bisschen gemein, aber ich find's Klasse. X)

Worauf ich aber vor allem gespannt bin, ist, wie unser Protagonist auf Karims Geständnis reagiert, wo er doch so sorgfältig seine Maske hegt und pflegt...

Kurzum: ich bin mal wieder hin und weg.
Von:  Elena_Jenkins
2010-07-27T13:52:44+00:00 27.07.2010 15:52
Uh mal wieder ganz spät von mir *drop*

Aaaaaaaalso~
hehe,
ich fand das ja mal ganz lustig, das ende... Er versteckt es und will nichts mehr mit ihm zu tun haben, weil >er< denkt, schwul sein is' böse und dann kommt Karim und beichtet, dass er selber vom anderen Ufer ist. Wenn das nicht mehr die 'Faust aufs Auge ist'
Tragisch tragisch, das stimmt schon. Aber ganz ehrlich? Stelle man sich vor, die beiden würden was zusammen haben würde Karims Vater sicherlich Amok laufen... Aber na gut. >Sein< Vater würde wohl nicht anders reagieren - ich schweife schon wieder volle Kanne ab...

Zumindest ein gut beschriebenes Kapitel. Auch die Sache mit Natalie, und der Trennung wegen dem Sex... ich wär auch geschockt und verletzt wenn der andere den Namen von irgendwem stöhnen würde, der nicht meiner wäre xD Aber na gut. Es hat sich ja dennoch irgendwie eingerengt...

auf jeden Fall bin ich gespannt wie es weiter geht.

vlG,
Iv
Von:  Wolkenfee
2010-07-23T19:32:44+00:00 23.07.2010 21:32
Huch, das war jetzt für mich ein überraschender Schlusssatz.
Und jetzt bin ich natürlich erst recht gespannt, wie es weitergeht.
Ich find es toll, wie du seine Gefühle beschreibst und wie er erzählt, wie er sich verstecken/verleugnen muss, ich kann das gut nachvollziehen.
Es freut mich für Natalie, dass es ihr gut geht, sie hat mir wirklich Leid getan.
LG, Fee
Von:  BloodyMary1342
2010-07-22T19:31:06+00:00 22.07.2010 21:31
oh amn du kannst echt gut schreiben...^^
...mir gefällt die story sehr gut...^^
...würde mich freuen wenn du schnell weiterschreibst...^^xD
Von:  CreamCake
2010-07-22T08:19:29+00:00 22.07.2010 10:19
ich bin sprachlos :o
super mega chapter *-*
und mit soooooooooooo viel gefühl *-* einfach perfekt ♥

Natalie tut mir aber ein bisschen Leid :( aber am ende ist sie noch glücklich geworden^^

lg Lena :)
Von:  ReiRei-chan
2010-07-22T00:39:25+00:00 22.07.2010 02:39
Stiffy, nicht so traurig machende Kommentare am Ende... das bin ich gar nicht von dir gewohnt! -knuddel-

^-^

Ich freu mich jedenfalls wann immer du bereit bist mit uns etwas deines Gedankenguts zu teilen! -keks schenk-

Hm, während ich das gelesen habe, musste ich an die Nachrichten denken, als sich der Torwart umgebracht hat, der an Depressionen litt. Auch so ein Tabuthema, mit dem die FIFA ja aufräumen wollte.
Zu der Zeit war das mit meiner eigenen Depression sehr schlimm und ich habe darum gekämpft von meinem Vater verstanden zu werden, der in der Lage war um diesen Torwart zu "trauern", aber bei mir alles abgewiegelt hat... letztendlich fühle ich mich zum Beispiel so wie du es hier beschrieben hast:

Eine Maske die viel zu gut sitzt und wo man sich am Ende fragt wer man eigentlich ist.

Ich finde, dass du das sehr gut dargestellt hast. Auch dadurch, dass er in seinen Leistungen besser wird, einfach weil nichts anderes da ist, dass ihn trösten kann.

Ich bin wirklich, wirklich beeindruckt wie du dieses schwierige Thema so souverän darstellst und in meinen Augen kein bisschen übertrieben. Einfach nur schön zu lesen und mitfiebern.

Ich bin natürlich gespannt wie das mit Karim noch ist. Ich vermute ja, dass der sich entweder in einen anderen Jungen verleibt hat, oder aber die beiden zusammen kommen und es dann auffliegt und Karim darunter leidet... hm... ich bin einfach nur gespannt und will nicht zu viel Spekulatius betreiben. ^.^

Ah, ich finde es schön, dass du hier so viele tolle Geschichten veröffentlichst und ich wäre wirklich froh, wenn es von dir mal einen Sammelband geben würde... oder haufenweise Bücher! xD
Von:  Kaleidoscope
2010-07-21T20:50:00+00:00 21.07.2010 22:50
Toll, mein schöner, langer Kommentar wurde gerade wegen eines Interabsturzes gelöscht. Mal sehen, was ich noch zusammen klauben kann.

Erstmal, mein erster Eindruck war spontan Mitgefühl für Natalie zu entwickeln, ist ja schon ein Schlag ins Gesicht, wenn der Freund in so einem intimen Moment nicht an sie, sondern an jemand anderen denkt. Trotzdem toll von ihr, die Homosexualität des Protagonisten nicht heraus posaunen zu wollen. Mich würde ja brennend interessieren, wie das Treffen zwischen den beiden abläuft, was sie zu bereden haben und überhaupt, aber das ist wohl ein ganz anderer Aspekt der Geschichte ;)

Der letzte Satz des Kapitel lässt ja einen arg neugierig zurück. Ich vermute, das Outing von Karim wird noch Drama hintersichziehen. Ich glaube nicht, die "Maske" wird einfach eingerissen. Die Intervieweinschübe klingen nach einem jahrelangen, schwellenden Konflikt, da kommt bestimmt noch viel Drama.

Zu dem Kommenatr von Tali zu dem Erzählstil: Ich versteh was du meinst, finde ihn in dieser Form aber sehr passend. Schließlich will der Protagonist seine gefühle und seine Sexualität auch verdrängen/verschließen, am liebsten weit von sich stoßen und er macht ja auch sich selber etwas vor. Seine erschaffene Maske und der distanzierte Erzählstil passen deshalb gut zueinander, und der Stil unterstreicht gut das Gefühlchaos des Protagonisten. (Der Junge braucht eindeutig einen Namen, ich will ihn nicht immer den Protagonisten oder die Hauptperson nenne ;))

Und wieder ein Gedankensprung, mir gefallen besonders die Intervieweinschübe, sie sind eine gute Überleitung von Episoden im Leben der Hauptfigur und sie bieten eine gute Abwechselung zwischen heutiger und damaliger Sicht.

So das war, was ich noch zusammen klauben konnte ;)
Liebe Grüße und Gute Nacht,
und danke für die ENS :)
Von:  wieprei
2010-07-21T20:12:42+00:00 21.07.2010 22:12
Tja, das muss ja wie ein Schlag ins Gesicht gewesen sein als Karim sich geoutet hat. Chance gehabt, Cance vertan kann ich da nur sagen. Ich hoffe, er steht jetzt zu seinen Gefuehlen und findet einen passenden Partner.
Wie Du die Geschichte geschrieben und aufgebaut hast finde ich toll. Mal ganz was anderes.

Lg. Ines
Von:  ApfelringDeluxe
2010-07-21T18:38:56+00:00 21.07.2010 20:38
ich finde die FF soooo super!!! Die Idee alleine, das passt einfach super jetzt wo gerade WM war.
Bin wirklich gespannt wie es mit ihm und Karim weiter geht, vielleicht hat er mit ihm ja seine ersten homosexuellen Erfahrenungen... Wer weiß XD
Natalie tut mir wirklich leid, aber ich finde die Andeutung schön, dass sie sich jetzt wohl wieder vertragen haben. Mag doch so Happy End!
LG
Von: abgemeldet
2010-07-21T17:54:25+00:00 21.07.2010 19:54
Endlich hatte ich mal wieder Zeit FF´s zu lesen und möchte dir ein Feedback geben. : ) Die Kapitel gefallen mir immer besser, da es sehr real auf einen wirkt. Das Verhältnis zwischen Karim und ihm finde ich traurig, nachdem sein Freund ihm ein geständnis gibt, hätte er es auch zugeben können. Karim wäre sicher der Letzte gewesen, der ihn deswegen verurteilt hätte.

Der Umgang mit Homosexuellen hat sich zwar gewandelt, aber noch unzureichend. Wobei ich manchmal glaube, das Lesben eher akzeptiert werden als Schwule, was wohl dran liegt, das Männer mit Schwulen oft gar nicht zurecht kommen und teilweise richtig angst haben. Frauen sind irgendwie oftmals tolleranter was das angeht.


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