Zum Inhalt der Seite

Tease

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Mörderin

Plötzlich wird die Tür aufgerissen und ich glaube, einen Herzinfarkt erleiden zu müssen.

Meine Mutter postiert sich vor mir, wutentbrannt, dass ich hier so mit Tommy sitze und wir wie ein Liebespaar kuscheln, scheint sie nicht im Geringsten zu interessieren.
 

“Das Bad sieht aus wie Sau!”, meckert Mama, grummelnd löse ich mich von dem kleinen Emo, der gezwungenermaßen aufstehen muss, ich schiebe meinen Popo ebenfalls vom Bett.

“Mama…”, schmolle ich, doch die Angesprochene lässt sich nicht erweichen, so sehr ich sie auch auf meinen Besuch hinweise und dass ich das Bad nicht eingesaut habe.

“Du machst sauber, keine Widerrede!”

“Aber ich war das nicht…”

“Ich war das…”, piepst es plötzlich neben mir.

Tommy?

“Ich hab alles liederlich gemacht, weil ich nach einem Handtuch gesucht habe. Sorry…”

Mit einem Mal ist Mama ruhig und guckt erst Tommy, danach mich an.

“Was hat dieses…schwarze Etwas, welchem Geschlecht es auch immer angehört, in unserem Bad zu suchen?”

“Das ist kein schwarzes Etwas, das ist Tommy!”, verteidige ich meinen Kleinen, der etwas hilflos neben mir wirkt, obwohl er sonst stets ein Riesenego hat. “Tommy ist mein Kumpel und ich habe ihm erlaubt, bei uns zu duschen. Ich dachte, das geht klar…”

“Naja”, sagt Mama und wiegt den Kopf. “Trotzdem bist du für deine Gäste verantwortlich. Das geht nicht, dass das alte Ferkel alles vollsaut.”

“Ferkelchen…”, kichert Tommy neben mir und grunzt daraufhin wie ein Schweinchen.

Schließlich einigen wir uns darauf, dass ich das Bad später saubermache und aufräume, wenn Tommy nach Hause gegangen ist.

“Gut, und jetzt werde ich deinem Vater eröffnen, dass er neuerdings einen schwulen Sohn hat”, grinst Mama, als sie am Verlassen meines Zimmers ist.

Mein Kopf glüht feuerrot, verdammt, mein Vater hat keinen schwulen Sohn.

Nur einen, der eine Schwäche für den süßesten Jungen auf der ganzen Welt hat.

Ehe ich mich großartig aufregen kann, schließt sich die Tür und Tommy und ich sind glücklicherweise wieder allein.
 

“So, Ferkelchen”, sage ich zu Tommy gewandt. “Was für Schweinereien stellen wir beide jetzt an?”

Tommys Grinsen sagt mehr als tausend Worte, ich weiß hundertprozentig, dass er gerade an die selbe Sache denkt wie ich.

Wenig später finden wir uns auch schon auf meinem Bett wieder, unsere Blicke fixieren die des jeweils anderen, während Tommys Hand an meinem Arm hinaufkrabbelt, bis sie auf meinem Hals liegen bleibt und mich dort sanft streichelt.

Uh, schöne Gefühle, ganz schöne, geile, kribbelige, ich liebe Tommys Hände!

Ob ich ihn jetzt, genau in diesem Moment, fragen sollte, ob er mich die Wette gewinnen lassen und mit mir schlafen will?

Nein, entscheide ich mich mal wieder, erstensmal würde ich die Zähne sowieso nicht auseinander bekommen und zweitensmal würde ich riskieren, dass Tommy mich dafür abgrundtief hasst.
 

“Bist du nun böse auf mich, weil du nachher noch das Bad aufräumen musst, das ich so eingesaut habe?”, will der Kleine nach einigen innigen Blicken und schönen Streicheleinheiten von mir wissen und guckt mich reuevoll an.

“Quatsch”, schüttle ich den Kopf. “Dir kann man doch gar nicht böse sein.”

“Du bist süß, Denni. Andere Personen hätten mich bestimmt deswegen…oh fuck.”

Tommy lässt von mir ab, kramt hektisch sein Handy aus der Hosentasche und schaut mit großen Augen darauf.

“Ich bin doch noch verabredet…”, informiert er mich, während er zur Tür hastet, im Eifer des Gefechts sich aber den Zeh an meiner Schrankwand anhaut.

Hä, was ist denn jetzt los, schießt es mir durch den Kopf, als der Kleine auf die Knie sinkt und so merkwürdig zuckt, am ganzen Körper.

“Mäuschen, was ist denn los?”, frage ich mitfühlend, als ich mich ihm genähert habe und mich zu ihm herunterbeuge.

Tommy schluchzt in seine Handflächen.

“Hey…”, nuschle ich und streichle ihm vorsichtig durchs Haar. “Hast du dir so doll wehgetan? Zieh mal die Socke aus, ich guck mir das an.”

“Da ist nichts”, stammelt Tommy mit zitternder Stimme und erhebt sich schniefend, wahrscheinlich will er sich seinen Heulkrampf nun verdrücken. “Es ist alles okay. Ich muss dann los.”

Der Emo hat mal wieder meinen Beschützerinstinkt mit seiner Art geweckt, deswegen bitte ich ihn, mich noch mal zu umarmen und mir zu erzählen, was ihn wirklich bedrückt.

Doch der Kleine schmiegt sein Gesicht an meine Brust und antwortet mir nicht mehr.

Bestimmt muss er wieder strichern.

Bestimmt hat er furchtbare Angst vor den Männern, die ihm wehtun und ihn sogar misshandeln.

Ich will nicht, dass Tommy noch einmal dorthin geht.

Ich will ihn davor schützen.

Er hat es sich einfach nicht verdient, so zu leiden.
 

“Du kannst auch wieder bei mir schlafen, wenn du das willst”, rede ich meinem Süßen zu. “Ich kuschel dich auch in den Schlaf.”

Nun blickt mich der Kleine mit seinem von der verschmierten Schminke geschwärzten Gesicht an, todtraurig, sodass ich glaube, mein Herz müsste zerspringen.

“Das wäre so schön”, flüstert er leise und streichelt meinen Rücken. “Aber es geht nicht. Wir sehen uns morgen, Schatz.”

“Warte!”, bitte ich Tommy, der schon drauf und dran ist, aus meinem Zimmer zu verschwinden. “Ich hab noch was für dich.”

Mir ist eingefallen, dass mir mein Bruder mal so einen kleinen Schlüsselanhänger geschenkt hat, der mir Glück bringen sollte, falls ich mal wieder versetzungsgefährdet bin.

Gut, das bin ich noch immer, aber es ist doch scheißegal, ob ich sitzen bleibe, Tommys Unglück ist viel größer.
 

“Mach mal die Hand auf”, sage ich zu dem Kleinen, der auch ohne zu zucken tut, wie ihm befohlen.

Sanft lege ich das kleine Teddybärchen hinein und drücke seine Finger darum.

“Wenn es dir nicht gut geht, dann hol ihn heraus und denk an mich”, bitte ich Tommy und spüre nun, wie sich entweder wegen seines Blickes oder wegen meiner süßen Geste ein Kloß in meinem Hals bildet. “Er wird dich beschützen, Mäuschen, weil ich ihm das befohlen habe.”

“Denni…”, nuschelt Tommy gerührt und schlingt die Arme um meine Hüften, während ich durch sein dichtes, schwarzes Haar streichle.

“Ich weiß ja…”, beruhige ich meinen Schatz. “Ich hab dich so lieb.”

“Ich dich auch, Denni.”

Wie gerne würde ich ihn nie wieder loslassen müssen und ihm alle seine Wunden heilen.

Dass ich mich jemals so heftig verlieben würde, hätte ich nicht geglaubt, wenn es mir eine Wahrsagerin vor ein paar Wochen hätte weismachen wollen.

Aber für Tommy würde ich echt alles tun.

Sogar an seiner Stelle auf den Strich gehen.
 

*****
 

Wenig später begleite ich ihn stumm an die Haustür und verabschiede ihn mit einem Kuss auf die Wange, dann schaue ich ihm nach, wie er in der Nacht verschwindet, allein.

Ich hätte ihn nicht gehen lassen dürfen, ich hätte ihn mit aller Kraft festhalten müssen und aufpassen, dass ihm niemals mehr jemand wehtut.

Schließlich habe ich mal gehört, dass Liebe Verantwortung bedeutet.

Wenn Tommy heute Nacht weint und verletzt wird, dann bin ich mitschuldig.

Weil ich dich nicht beschützt habe, mein zartes Porzellanpüppchen.
 

Voller Schuldzuweisungen an mich selbst begebe ich mich mit schweren Herzen in das Badezimmer, um dort den Anweisungen meiner Mutter folge zu leisten.

Mh, sieht ja wirklich liederlich aus, ein Handtuch hängt zerknittert über dem Wannenrand, ein weiteres liegt auf dem mit Wasserlachen übersähten Fließen und scheint benutzt zu sein.

Seufzend bücke ich mich nach dem Duschbad, das lieblos auf den Boden geworfen wurde, schließe es, wende mich danach den Handtüchern zu, um sie in den Wäschekorb zu verfrachten.

Doch als ich sie gerade achtlos weglegen möchte, fällt mein Blick auf die kleinen, dunkelroten Flecken, die das eine Handtuch vorweist.

Shit, das ist doch Blut!

Mein Mund bleibt offen stehen, sofort muss ich an Tommys Armwunden denken, die so gleichmäßig angeordnet waren als würden sie ein Muster darstellen, nur unterschiedlich tief waren sie.

Gott, Tommy.

Verdammte Scheiße.

Das war also kein Freier, der dir das zugefügt hat.

Das warst du ganz allein.

Kopfschüttelnd und verzweifelt lege ich das Handtuch zu der restlichen Schmutzwäsche.

Warum war ich nicht für Tommy da, als er seinen Schmerzen freien Lauf ließ?

Warum habe ich seine Schmerzensschreie nicht gehört, als er die Rasierklinge ansetzte?

Warum habe ich ihm nicht geholfen, wenigstens sein Blut gestillt oder ihn getröstet?

Warum bin ich nur so ein beschissener Ignorant?
 

Stumm räume ich die restlichen Sachen zusammen, doch meine Gedanken kreisen immer nur um das Handtuch, das schreckliche Bild in meinem Kopf, das Tommy zeigt, wie er blutend am Boden liegt, will mich einfach nicht mehr loslassen.

Was, wenn er es heute Nacht wieder tut?

Wenn ihm niemand hilft, niemand ihn findet, um ihn ins Krankenkaus zu bringen?

Die Tränen steigen mir bei dieser Vorstellung in die Augen.

Ich will Tommy noch nicht verlieren, schließlich haben wir uns gerade erst kennen gelernt, das mit ihm soll noch nicht vorbei sein.

Es sind die schönsten Momente in meinem ganzen Leben, die mir Tommy schenkt, sein fröhliches Lächeln, seine Sprüche, das alles dient nur dazu, um seinen Schmerz zu verdecken.

Im Grunde seines Herzens ist Tommy ein trauriger, einsamer, ungeliebter Junge, der wahrscheinlich immer nur Gewalt in seinem Leben erfahren hat.

Ich muss etwas ändern, das wird mir klar.

Ich muss Tommy zu mir holen und dafür sorgen, dass seine seelischen und körperlichen Wunden heilen.

Weil ich ihn doch liebe…
 

*****
 

Als ich mich weit nach zwölf Uhr zu Bett begebe, kann ich wie erwartet natürlich nicht einschlafen.

Die Sorge um Tommy ist zu groß, am liebsten würde ich aufstehen, so wie ich bin auf die Straße laufen und nach ihm suchen, bis ich ihn gefunden habe und ihn in meine Arme schließen kann.

Bestimmt vergeht sich gerade irgend so ein widerlicher, fetter Typ an meinem Schatz, demütigt ihn, quält ihn, schlägt ihn, schläft mit ihm, obwohl Tommy Schmerzen und Angst hat.

Und wenn es vorbei ist, dann wird Tommy die Rasierklinge an seinen Arm setzen, um seinen inneren Schmerz zu betäuben, er wird sie in sein Fleisch pressen, bis das Blut herausspritzt, sein Schrei wird die Nacht durchschneiden, doch niemand wird ihn hören.

Auch ich nicht.

Weil ich zu Hause in meinem warmen, weichen Bett liege, während Tommy leiden muss.

Ich schäme mich dafür.

Obwohl ich weiß, dass ich nichts für Tommys Leid kann.

Warum hört er nicht auf mit dem Scheiß?

Warum verkauft er seinen Körper, er könnte doch anstelle Zeitungen austragen wenn er das Geld benötigt.

Ach, Tommy.

Ich hoffe, es geht dir gut.

Ich hoffe es so sehr.
 

Irgendwann scheine ich doch über meinen Grübeleien eingeschlafen zu sein, doch ehe ich einen schlimmen Albtraum haben kann, schreckt mich das Klingeln meines Handys aus dem Schlaf.

Eigentlich würde ich jetzt liebend gerne losfluchen, wer es sich erlaubt, mitten in der Nacht anzurufen, doch als ich auf den Display schaue und Tommys Namen lese, nehme ich das Gespräch mit klopfendem Herzen an.
 

“Tommy, Mensch, wie geht’s dir?”, erkundige ich mich voller Sorge, doch der Andere antwortet zunächst nur so leise, dass ich ihn kaum verstehen kann.

“M-mir geht’s g-gut”, versucht mir mein Schatz weiszumachen, was ich anhand dem Klang seiner Stimme nicht glauben kann. “Mach dir keine Gedanken, ich…liege im Bett und es ist schön warm, ich hab dein Bärchen …nur…”

Plötzlich vernehme ich eine wütende Männerstimme im Hintergrund, dann ein Klappern und schließlich folgt das Tuten, das mir anzeigt, dass das Gespräch beendet wurde.

“Tommy? TOMMY? Verdammt, was ist nur los?”, brülle ich in den Hörer, obwohl mir schon längst keiner mehr zuhört.

Verzweifelt knalle ich das Handy an die Wand, drehe mich um und erleide den schlimmsten Heulkrampf, an den ich mich erinnern kann.
 

*****
 

Samstag morgen- eigentlich ein schöner Tag, an dem man sich so richtig ausschlafen kann.

Doch heute ist alles anders.

Mit geschwollenen Augen quäle ich mich aus den Federn und steuere das Fenster an, wo ich gedankenverloren hinausschaue.

Über der Welt liegt noch das Dunkel der Nacht, bestimmt ist es erst vier oder fünf Uhr, keine Ahnung.

Es interessiert mich auch nicht sonderlich im Moment.
 

Mir fällt mein Handy ein, welches ich gegen die Wand geschmissen habe.

Als ich die Einzelteile vom Boden aufhebe und versuche, es zusammenzustecken kann ich dem Drang einfach nicht widerstehen, Tommy anzurufen, nur um zu erfahren, wie es ihm geht.

Und insgeheim fürchte ich mich davor, dass er sich sein Leben auslöscht, von einem Moment auf den anderen.

Hastig schüttle ich den Kopf.

Das würde ich nicht ertragen.
 

Ich lasse drei-viermal klingeln, bis sich Tommy endlich mit einem monotonen “Hallo?” meldet.

“Maus, wo bist du gerade?”, frage ich mit bis zum Hals hämmernden Herzen meinen Gesprächspartner. “Ich…vermiss dich so.”

“Ich dich auch, Denni”, antwortet die Stimme Tommys, die eigentlich total entspannt klingt, als ob in dieser Nacht nichts vorgefallen wäre. “Ich bin noch unterwegs.”

Doch bestimmt läuft gerade das Blut aus seinen Adern, rinnt über den Fußweg,

daneben liegt seine Klinge, die Mörderin.
 

“Ich…ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, Tommy”, gestehe ich dem Kleinen, weil ich es fast nicht mehr aushalte. “Ich habe das Blut auf dem Handtuch gesehen. Dein Blut. Ich weiß, dass du dich selbst verletzt.”

“Oh…”, entgleitet es Tommy überrascht, dann herrscht Stille. “Das ist nicht so, wie du denkst…ich hab mich aus Versehen geschnitten, als ich…als ich…shit.”

Ihm fällt keine Ausrede ein.

Also stimmt es.

Es stimmt, dass die Mörderin sich regelmäßig in seinem Arm verbeißt, dass Tommy den Schmerz nicht anders bewältigen kann als mit dieser Methode.
 

“Tommy, ich weiß auch, dass du…für Geld mit Männern mitgehst und ihnen dann deinen Körper…”

Weiter komme ich nicht, es ist schwer, die Wahrheit auszusprechen.

“Ja, ich gehe anschaffen”, gibt Tommy unpassend lässig zu. “Aber es macht mir Spaß. Es ist toll, so viel Sex zu haben und zu spüren, dass man begehrt wird.”

Na nun platzt mir aber der Kragen.

“Du lügst doch!”, schimpfe ich verzweifelt, was Tommy augenblicklich verstummen lässt. “Die Männer sind garantiert nicht immer lieb zu dir, man, die schlagen dich und tun dir weh! Du hasst es, mit ihnen zu schlafen, und ich hasse es, dass sie dich anfassen und benutzen für ihre scheißverdammte Befriedigung!”

Tommy schweigt eine ganze Weile nach meinem Gefühlsausbruch, wahrscheinlich hätte er nicht erwartet, dass ich so emotional reagieren kann.

“Ähm…Denni…woher weißt du das…alles?”

“Ich kann doch eins und eins zusammenzählen!”, erkläre ich noch immer recht ungehalten. “Die Klamotten, deine plötzlichen Zusammenbrüche. Denkst du, ich bin so ignorant, dass ich davon nichts mitbekomme?”

Da es Tommy nun immer mehr die Sprache verschlägt, bin ich dafür, dass wir noch mal von Angesicht zu Angesicht miteinander reden und dass wir den blöden Kneipenabend knicken, da mir und auch Tommy eh nicht nach feiern zumute ist.
 

“Also dann, bis heute Mittag”, verabschiede ich mich von meinem Schatz, der nur leise brummelt und dann auflegt.

Wenn es die Uhrzeit zulässt, werde ich Kevin Bescheid sagen, dass ich nicht mit in die Kneipe kommen werde und dass ich die Wette aufgebe.

Das letzte, was ich in so einer Situation tun könnte, ist zu versuchen, Tommy in die Kiste zu locken.

Ich bin zwar manchmal ein Arschloch, aber so ein Schwein dann doch nicht.
 

*****
 

Nachdem ich mich im Bad ein wenig frisch gemacht, meine liederlichen Haare gekämmt und die Bartstoppeln wegrasiert habe, bin ich dann doch wieder einigermaßen fit für einen neuen Tag.

Einen Tag mit Tommy, auf den eine gemeinsame Nacht folgt, jedoch ohne geschlechtliche Vereinigung.
 

“Kev, hier ist Dennis, du, ich komm heute nicht mit. Ich glaub, ich werde ein bisschen krank”, beichte ich meinem Kumpel, die Uhr zeigt gerade neun Uhr an und Kevin gähnt verschlafen. “Habt ihr ruhig ohne mich Spaß, ich lass mich bisschen von Mama bemuttern.”

“Alte Partyschranke!”, betitelt mich mein Kumpel, versucht dann aber nicht länger, meine Meinung zu ändern, da er weiß, dass das eh nichts nützen würde. “Du willst doch nur, dass Tommy deine heiße Krankenschwester spielt. Gibs zu. Außerdem musste den ja sowieso noch ins Bett kriegen, sonst gibt’s ne Emo-Friseé.”

Obwohl es unsinnig ist, am Telefon den Kopf zu schütteln, tue ich das.

“Ich werde nicht mit Tommy schlafen. Ist mir egal, ob ich die scheiß Wette verliere. Da gibt’s echt schlimmeres, als sich emomäßig anzuziehen.”

“Echt?”, staunt Kevin. “Vor ein paar Tagen hast du noch ganz anders darüber gedacht. Biste auf den Kopf gefallen, oder was? Oder hat unser Lieblingsemo dich schon so weit, dass du deine Bisexualität zugibst?”

“Isch bin nisch bi, verdammte feife!”, fluche ich und es klingt seltsam, da ich gerade am Küchentisch sitze und mir ein Nutellabrötchen genehmige, weil ja Schokolade bekanntlich glücklich macht.

“Is ja gut, man!”, beschwichtigt mich mein Kumpel und klingt genervt. “Musst ja nicht gleich so austicken.”

Hach, immer das selbe Spiel.

Es regt mich echt auf, dass ich neuerdings immer für bi gehalten werde.

Warum bekommt man gleich einen Stempel aufgedrückt, wenn man sich ausnahmsweise mal für das eigene Geschlecht interessiert?

Schließlich sehe ich Tommy nicht mal als Kerl, ich mag ihn nur so sehr, weil er…eben Tommy ist.

Ganz einfach.
 

Kurz nachdem ich das Gespräch mit meinem Nerve-Kumpel beendet habe, platzt mein Brüderchen in die Küche.

“Och, Nutella!”, freut der sich zugleich und möchte mir sogar eine Schnitte stibitzen, was ich aber nur mit “Finger weg!” kommentiere und weiterhin genüsslich mampfe.

“Mit deinem Tommy hättest du die bestimmt geteilt”, bedauert Flo, setzt sich aber dennoch neben mich und trinkt aus der Flasche Saft, die auf dem Tisch steht.

“Das is nicht ‘mein Tommy’. Klar? Hab ich ein Schild auf der Stirn, das aussagt: ‘Vorsicht, hier kommt Mr Bipolar!’?”, grummle ich mürrisch, da ich das Thema langsam leid bin.

Flo hingegen lacht nur leise.

“Und?”, will er nach einer kurzen Pause wissen. “Gestern noch einen schönen Abend gehabt? Ward ja ganz schön lange in deinem Zimmer, ganz alleine…”

Seine Worte gehen in ein vielsagendes Raunen über, was mich seufzen lässt.

“Na gut, wenn du es unbedingt wissen willst”, gebe ich zu und beiße noch einmal von meiner Schokoladenschnitte ab. “Wir haben gekuschelt. Und es war schön. Sehr schön. Aber deswegen bin ich noch lange nicht…”

“…Bi, schon kapiert”, kichert Flo, verschluckt sich halb an sein Saft und steht dann glücklicherweise wieder auf, da er an seinem ollen Suchtcomputerspiel weiterzocken möchte.

“Aber ein süßes Paar würdet ihr schon abgeben.”

Ich ziehe eine blöde Grimasse, um Flo nachzuahmen, verdrehe genervt die Augen und bin froh, als ich nun wieder alleine bin mit meiner süßen Schokoschnitte.

Mh, wäre eigentlich auch ein passender Name für Tommy.

Schokoschnitte.

Oder Sahneschnitte.

Hehe, zum anbeißen…



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Shunya
2011-10-17T02:03:17+00:00 17.10.2011 04:03
Hey,
ich habe mir alle Kapitel am Stück durchgelesen und bin echt begeistert. Man fiebert echt mit. Ich habe mich wirklich scheckig gelacht, als Dennis anfangs noch dachte Tommy wäre ein Mädchen und ihn unbedingt rumkriegen wollte. Ich hätte zu gerne sein Gesicht gesehen, als er bemerkt hatte, dass Tommy ein Kerl ist. XD lol
Die beiden Charaktere haben sich im Verlauf der Story ziemlich verändert. Dennis ist irgendwie umgänglicher und sanfter geworden. Wobei ich bei Tommy finde, dass der ein bischen von seiner anfangs noch coolen Art verloren hat und sich zum Schmusetiger mausert. Ist aber auch ganz süß. Und es war auch immer wieder ulkig, wie Dennis darauf bestanden hat, nicht schwul zu sein und dann doch immer mehr seinen Gefühlen klein bei gibt.
Ich finds nur schade, dass Tommy sich verkauft und selbst verletzt. Armes Kerlchen. Da kriegt man echt lust seine dämlichen Freier über den Haufen zu schießen. Wieso er das wohl überhaupt macht? Hoffentlich wird sein Geheimnis schon mal etwas im nächsten Kapitel gelöst. O.o
Ach ja, die eine Szene wo Dennis geweint hatte, weil er sich mit Tommy so zerstritten hatte, hast du echt gut rübergebracht. Bei einem Kerl wie Dennis hätte man ja immerhin anfangs nicht gedacht, dass der mal heulen würde.
Und die beste Szene bisher war immer noch die, wo Tommy im Park vor sämtlichen Leuten pinkelt. Ich habe mich vor lachen kaum noch eingekriegt! ;)
Von:  Hisashi7
2011-10-12T19:49:39+00:00 12.10.2011 21:49
Ich frage mich ähnliches wie beast.
Was ist mit Denni passiert? Er war doch komplett dagegen. Außerdem ist das doch doof wenn er sich nicht mehr ein bisschen wehren würde ;)

Ich finde die Mama und den Bruder total komisch genauso wie die Freunde von Denni. Ich kenne das eher so das Schwulebisexuelle/lesben gesasst und ausgestoßen werden. Und dieser Kommentar seines Bruders 'ihr würdet schon ein süßes Paar abgeben' scheint mir eher so wie von einer yaoi versessenen besten Freundin und nicht von einem älteren Bruder der nur gewohnt ist das man sonst nur i der gegend herumfickt mit lauter Mädels. Das war schon ein echt abwechslungsreiches Kapitel. Ich habe mich schon geundert wie sich so eine Einstellung so schnell ändern kann...

Sonst war das natürlich wieder eine glänzende Meißterleistung von dir. Es freut mich das das Kapi schön lang war und ich auch ein bisschen zum lesen war. Außerdem ist mir auch aufgefallen das du ja erst vor kurzem das letzte geschrieben hast ^^ Naaaa? Ist da doch jemand fleißig am schreiben? Freut mich sehr ^__^ wirklich. Und viele viele deiner Leser auch garantiert :D
Ich freue mich wie immer auf das nächte (und alle anderen darauffolgenden) Kapitel und sage: Danke danke das du schreibst und weiter so ;)
*dir Kekse und Milch hinstell weil ich finde das du das echt super gemacht hast*
Liebe Grüße
Hisashi
Von:  Khaosprinzessin
2011-10-12T16:56:31+00:00 12.10.2011 18:56
ui neues kapitel. und so schnell^^

sag mal dreht denni jez durch?! also manchmal möcht ich ja nich in seinem kopf sein....^^ das wär mir zu kuschelig.
seine mama is iwie doofig. so kann man doch nich von besuch reden! egal obs nen emo is oder nen alien! aber nen bissl versteh ich sie. meine mum hat auch etwas seeehr komisch geguckt als sie bilder von meinem besten freund gesehen hat... von punks hält die gute nämlich nich viel.
tommy verwirrt mich auch immer mehr. erst kuschelt er wie wild, springt dann auf, weil er noch nen termin hat und haut sich dann den fuß an, weil er wieder so hektisch ist... und dann bricht er in tränen aus! aber das er anschaffen geht is echt krass... würd ja zu gern wissen warum... *(wink mit nem lattenzaun ;P)
ansonsten find ich flo einfach nur zum niederknien! was der für kommentare abgibt is echt niedlich!
freu mich schon aufs nächste kappi!

lg


Zurück