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Traum oder Wirklichkeit?

von

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1

Dean stand im Badezimmer, vor dem Spiegel. Er hatte geglaubt, dass eine ordentliche Ladung kalten Wassers seine Stimmung bessern könnte. Das war jedoch ein Irrtum gewesen. Noch immer spukte ihm dieser merkwürdige Traum im Kopf herum. Er in einer Irrenanstalt. Was ihm sein Unterbewusstsein wohl damit sagen wollte? Aber der Traum an sich beschäftigte ihn nicht so sehr, sondern eher, dass er sich so verdammt real angefühlt hatte. Dean hatte wirklich das Gefühl gehabt, dort gewesen zu sein. So eine Erfahrung wünschte er sich dann doch eher bei seinen speziellen Träumen. Das wäre doch bestimmt nicht verkehrt.

Plötzlich hämmerte jemand gegen die Tür. Für eine Sekunde fühlte er sich in seinen Traum zurückversetzt. „Hey, Dean“, dröhnte dann jedoch die etwas genervte Stimme seines Bruders an sein Ohr. „Wie lange willst du da noch drin hocken? Ich muss mal dringend aufs Klo.“

Dean riss die Tür auf und grinste seinen Bruder entgegen. „Nicht so stürmisch, Prinzessin, du wirst noch genügend Zeit für deine Körperpflege haben.“

Sam ignorierte diese Sticheleien und schob sich an seinem älteren Bruder ins Badezimmer. Hinter sich trat er mit dem Fuß gegen die Tür, um diese zu verschließen.

„Ich hole uns kurz was zum Essen“, rief Dean, schnappte sich seine Jacke und trat nach draußen an die frische Luft. Er atmete einmal tief ein. Spürte, wie ihm die Luft gut tat und ihn ein wenig ablenkte. Immer noch musste er an diesen stickigen Raum denken, wie er gefangen gewesen war. Und das Gefühl, völlig hilflos zu sein.

Dean zog seine Jacke an und strich sich einmal mit der Hand quer über das Gesicht. Er musste aufhören, sich darüber Gedanken zu machen. Es war nur ein Traum gewesen. Ein verdammter Traum. Und da er nicht die Gabe von Sam besaß, würde es wohl auch immer ein Traum bleiben.

Mit schnellen Schritten machte er sich auf den Weg zur Tankstelle, die sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand. Es würde kein Festmahl werden, aber das waren die beiden Winchesters schon gewohnt.

Der Kassierer war viel zu fröhlich. „Guten Morgen“, strahlte er Dean entgegen und Dean hätte ihm am liebsten für so viel Heiterkeit eine aufs Maul gegeben. Er war einfach nicht in der Stimmung, das zu ertragen. Schnell suchte er sich die Dinge zusammen, die er brauchte. Zwei Sandwichs, zwei Kaffee. „Und, wie geht es Ihnen heute an so einem wundervollen Tag?“, wagte der kleine Kerl hinter der Kasse doch tatsächlich ein Gespräch.

Dean warf ihm nur einen bösen Blick zu und meinte: „Fragen sie nicht.“

Davon ließ sich der Kassierer jedoch noch lange nicht abwimmeln. „Warum denn so schlechte Laune?“, fragte er in einer Tonlage, mit der man sonst nur mit Kindern sprach.

Dean musste sich sehr zusammen reißen, um den Kerl nicht wirklich seine Faust ins Gesicht zu schlagen. Stattdessen klatschte er das Geld auf den Tresen, schnappte sich seine Sachen und sagte: „Behalten sie den Rest.“ Er wollte einfach nur weg von diesem Kerl.
 

„Und, wie sieht es mit den Nachforschungen aus?“, mampfte Dean vor sich hin. Auf den Fall konzentrieren. Das war wohl jetzt das Intelligenteste. Diesen verdammten Traum einfach vergessen.

Sam nahm noch einen Schluck Kaffee. „Da muss man nicht viel überprüfen. Eigentlich ziemlich deutlich. Drei Leichen, allen fehlte das Herz. Der Mondzyklus stimmt auch.“ Sam sah seinen Bruder an.

„Wir gehen dann also heute Nacht auf Werwolfjagd?“, fragte er freudig. Das Beste, was er seit gestern gehört hatte. Wie konnte man besser Dampf ablassen, als einem Werwolf eine Silberkugel ins Herz zu schießen.

Sam nickte. „Ja. Und wir sollten in dem Park anfangen. Die letzten zwei Leichen wurden dort gefunden. Hoffen wir, dass er heute Nacht auch dort auf Futtersuche gehen wird.“ Er warf noch einen raschen Blick zu seinem Bruder. Irgendwie wirkte er seltsam. „Hey, Dean, ist alles okay mit dir? Du siehst nicht sehr gut aus.“

Dean erschrak bei der Frage. Sah man es ihm so deutlich an? Aber er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. „Ich habe nicht so gut geschlafen letzte Nacht“, log er.

Sam zog eine Augenbraue hoch. Sein Bruder sagte nicht die Wahrheit, denn Sam selber hatte letzte Nacht kaum geschlafen und Dean war auf jeden Fall sehr tief in seinen Träumen gewesen. Aber wenn Sam jetzt nachfragte, gab es nur wieder eine längere Diskussion, so entschied sich Sam dafür, es erst mal auf sich beruhen zu lassen und sollte er in den nächsten Tagen noch etwas bemerken, konnte er es immer noch ansprechen. Besonders heute hieß es konzentrieren, denn diese Nacht war die letzte Möglichkeit den Werwolf zu fangen, sonst müssten sie in einem Monat wiederkommen.

„Vielleicht solltest du dich dann noch etwas hinlegen, bevor wir heute Abend jagen gehen“, sagte er deshalb.

Dean zuckte mit den Schultern. „Ja, vielleicht.“ Eigentlich dachte er keine Sekunde daran, sich hinzulegen. Er war nicht wirklich müde und auf einem Traum der gleichen Art konnte er gerne verzichten. „Aber ich glaube, ich gehe lieber etwas spazieren.“ Somit stand Dean auf, schnappte sich erneut seine Jacke und verschwand durch die Türe.

Sam schaute ihn nur verwirrt nach. Seit wann ging Dean Winchester denn spazieren?
 

Dean schaute kurz zu seinem Wagen. Er könnte etwas durch die Gegend fahren, aber eigentlich hatte er darauf keine Lust. Ihm gefiel die frische Luft, die Möglichkeit zu haben, überall hinzugehen, wohin er wollte. So ging er einfach los, in keine bestimmte Richtung, nur dahin, wohin ihn seine Füße trugen.

Er konnte nicht sagen, wie lange er schon unterwegs war, bis er sich in irgendeinem Park auf eine Bank setzte. Vermutlich war es sogar der Park, in dem sie heute Nacht jagen wollten.

Dean beugte sich vor, vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „Konzentrier dich, Mann“, sagte er in Gedanken zu sich selbst. „Du darfst dich von so einem Scheiß doch nicht ablenken lassen.“ Dean fragte sich, warum ihn das ganze so sehr beschäftigte. Immerhin war es nur ein Traum gewesen. Ein Traum, der keine Bedeutung hatte.

„Geht es ihnen nicht gut?“ Dean kannte die Stimme nicht, die eindeutig von einer Frau zu kommen schien. Er richtete sich auf und sah einer Frau im mittleren Alter in die Augen. Sie hatte sich neben ihm gesetzt. Viel zu alt für ihn, aber ihr Lächeln war offen und freundlich.

Dean schüttelte den Kopf. „Nein, mir geht’s bestens, nur spukt mir einiges im Kopf herum.“

„Ach, ihnen etwa auch?“ Ihre Stimmt klang so, als ob sie sich wohl eine Erwiderung wünschte. Dean hatte keine besonders große Lust, jetzt mit einer Fremden ein Gespräch anzufangen. Er hatte größere Sorgen, aber sie ließ sich wohl nicht davon abringen, denn sie redete einfach weiter: „Früher war das hier ein wirklich netter Ort gewesen. Schön friedlich und ruhig. Heutzutage hört man nur noch schlechtes über den Park. Überfälle und Verbrechen. Das scheint wohl heute Alltag geworden zu sein. Besonders in den letzten Tagen. Ich frage mich nur, wer zu so etwas überhaupt fähig ist?“

Ein Werwolf, dachte Dean, hütete sich aber, das vor der alten Frau zu erwähnen. Vermutlich hätte sie noch einen Herzinfarkt gekriegt. „Hören sie, ich möchte nicht unhöflich sein, aber-“

„Natürlich, sie haben ihre eigenen Sorgen. Es tut mir leid, wenn ich sie belästigt haben sollte. Das war bestimmt nicht meine Absicht.“ Sie stand auf und wandte sich zum Gehen. Ihre Handtasche hielt sie dabei fest umklammert, als ob sie Angst hätte, dass sie gestohlen würde. Ihre ganze Haltung war verkrampft, wie Dean jetzt bemerkte.

„Bleiben sie sitzen“, sagte er, bevor er richtig darüber nachgedacht hatte. Was tat er hier eigentlich? War das nicht sonst Sams Fachgebiet?

Sie lächelte leicht. „Vielen Dank, aber ich möchte ihnen nicht zur Last fallen.“

Nun lächelte auch Dean breit. „Das tun sie bestimmt nicht, Miss.“ Er wusste nicht wieso, aber die alte Frau war ihm irgendwie sympathisch. Ihre Stimme hatte einen angenehmen Klang und er konnte die Bilder in seinem Kopf für kurze Zeit vergessen.

„Wissen sie, mein Sohn wurde hier letztens überfallen, seitdem bin ich jeden Tag hier und versuche zu verstehen, wieso das passiert ist, warum das geschehen musste.“

Dean schluckte. Mitleid war noch nie eine seiner Stärken gewesen. „Tut mir leid“, versuchte er so ehrlich und mitfühlend wie möglich seine Anteilnahme auszudrücken.

„Die Polizei hat noch keine Hinweise. Es ist schrecklich, was meinem Peter angetan wurde, aber ich habe auch Angst, dass es so weitergehen wird. Wie viele Mütter müssen ihre Kinder wohl noch verlieren, bis es ein Ende hat?“

Diese Frau gefiel Dean immer mehr. Sie hatte zwar einen schweren Schicksalsschlag erlitten, dachte jedoch immer noch an andere Menschen. Wirklich bewundernswert.

Und er saß hier auf einer einsamen Bank und machte sich Gedanken über so einen bekloppten Traum. Er war ein Jäger, er hatte auf jeden Fall etwas Besseres zu tun. Somit stand er auf, wandte sich noch kurz an die nette Dame. „Hat mich gefreut, mich mit ihnen zu unterhalten, aber ich fürchte ich muss jetzt gehen.“ Fast schon war er gegangen, als er sich jedoch noch ein weiteres Mal zu ihre umdrehte. „Und ich bin mir sicher, dass die Überfälle bald aufhören werden. Das habe ich irgendwie im Gefühl.“ Er lächelte ihr zum Abschied noch einmal zu und machte sich dann zurück auf den Weg ins Hotel.
 

Einige Stunden später befand er sich wieder in dem Park. Dieses Mal aber mit Waffen und Munition bewaffnet. Sam hatte ihn bei seiner Rückkehr nur schief angeschaut, aber glücklicherweise nichts mehr gesagt, zumindest nicht, als sich Dean bereit erklären ließ, noch eine Runde zu schlafen. Natürlich hatte er nur so getan. Nicht im Traum dachte er daran, einzuschlafen. So hatte er die letzten drei Stunden mit „schlafen“ verbracht. Dean fühlte sich wirklich ein bisschen ausgeruhter, obwohl ihn das doch sehr wunderte. Zwanghaftes wach bleiben konnte man wirklich nicht als erholsam bezeichnen.

Nun jedoch musste er wach sein. Seine Sinne waren auf schärfste angespannt. Sein Blick wanderte in die Schatten der Bäume, bereit, bei der kleinsten Bewegung zu reagieren. Dean war ein Soldat, ein Soldat, der auf alle möglichen Situationen vorbereitet war.

Es war nun schon beinahe Mitternacht. Um diese Uhrzeit hatten bisher alle Überfälle stattgefunden. Dean hoffte nur, dass der Werwolf auch heute Nacht hier jagen würde. Sonst müssten sie noch einen Monat warten und dann könnte der Werwolf schon längst weiter gezogen sein. Heute Nacht war also ihre letzte Chance. Das wussten die Winchesterbrüder und so verhielten sie sich auch.

Der Weg war spärlich beschienen. Dean fragte sich, ob es früher wirklich so friedlich war, wie die alte Frau berichtet hatte. eigentlich war das hier ein perfekter Ort für Verbrecher. Um diese Uhrzeit kamen bestimmt nicht viele Leute vorbei und selbst wenn man um Hilfe schrie, würde es einige Zeit dauern, bis jemand kommen konnte, wenn man überhaupt gehört werden würde.

Also auch ein perfekter Ort für einen Werwolf, um seinen Hunger zu stillen. Und heute gab es direkt zwei Leckerbissen als Köder. Obwohl dem Werwolf diese Mahlzeit wohl nicht so gut bekommen würde. Dean grinste bei der Vorstellung, gleich ordentlich Dampf ablassen zu können. Eine ordentliche Prügelei, ein Höllenwesen dahin schicken, wo es hingehörte, das waren alles Dinge, die einem super entspannen konnten. Naja, zumindest, wenn man Dean Winchester hieß.

Eine Gabelung des Weges war die erste Hürde des Abends. Rechts oder links? Immer diese schweren Entscheidungen, dachte Dean.

„Ich gehe rechts und du links“, nahm Sam ihm die Sache ab.

„Was?“ Verdattert drehte sich Dean zu seinem jüngeren Bruder um. „Wir werden uns nicht trennen“, sprach er den Befehl aus.

Sam verdrehte nur die Augen. „Heute ist unsere letzte Chance, den Werwolf zu fangen und ich kann sehr gut auf mich alleine aufpassen.“

Dean ließ sich kein bisschen von Sams Hundeblick beeinflussen. „Kommt gar nicht in Frage. Wir bleiben zusammen“, war sein letztes Wort. Er zeigte nach links und ging los.

Sam hätte noch mehr Argumente vorbringen können, aber sie hatten nicht mehr viel Zeit und er wollte nicht noch mehr davon unnötig verschwenden. So folgte er seinem Bruder. Vermutlich war es sowieso egal, wo lang sie gingen, da sie im Moment weit und breit die einzige Beute waren, die der Werwolf bekommen konnte. Wahrscheinlich würde er eher ihnen auflauern, als anders herum. Sie mussten auf der Hut sein.

Ein Geräusch ließ Sam aufhorchen. Es war eindeutig keine Einbildung gewesen. Das verrieten ihm seine scharfen Jägerinstinkte und die Tatsache, dass auch Dean sich aufmerksam umschaute. Das Wesen konnte nicht mehr weit entfernt sein. Vermutlich war es sogar ganz in ihrer Nähe, irgendwo im Gebüsch zwischen den Bäumen.

Dean schaute sich hochkonzentriert um. Die Dunkelheit und die vielen Versteckmöglichkeiten machten ihnen die Jagd nicht gerade einfach. Er ließ seine Taschenlampe über die nahe gelegenen Sträucher wandern. Keine auffälligen Schatten oder Bewegungen, jedoch hieß es noch lange nicht, dass der Werwolf nicht hier irgendwo war.

Immer im Kreis drehend und die Pistole auf Anschlag. So konnte man nicht überrascht werden oder doch, wenn der Werwolf plötzlich direkt hinter einem stand oder hinter seinem Bruder, mit erhobener Klaue.

„Sam, pass auf!“, schrie Dean, wobei er wusste, dass es vermutlich schon zu spät war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-08-25T17:09:28+00:00 25.08.2010 19:09
Uh ich mag deine FF x3
Echt gut geschrieben und sowas von spannend *.*
Freue mich schon auf das nächste Kapitel =)

LG Noah~
Von: abgemeldet
2010-08-25T17:08:25+00:00 25.08.2010 19:08
aha....das war also doch ein Traum....mhm...aber WAS für einer....das werden wir bestimmt noch erfahren! ;)

Hier meine Liblingsstellen:

"Der Kassierer war viel zu fröhlich. „Guten Morgen“, strahlte er Dean entgegen und Dean hätte ihm am liebsten für so viel Heiterkeit eine aufs Maul gegeben." - oh jaaaa....ich kann Dean total verstehen!!!

"Sam schaute ihn nur verwirrt nach. Seit wann ging Dean Winchester denn spazieren?" - *lol*

"Eine Gabelung des Weges war die erste Hürde des Abends. Rechts oder links? Immer diese schweren Entscheidungen, dachte Dean." - hehehe das Leben kann so schwer sein :p

"Dean ließ sich kein bisschen von Sams Hundeblick beeinflussen." - Gut so Junge!!! :D


Das wars schon....klein aber fein....HDL Janine xD



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