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Wolfskinder - Sternenwege

von

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Der Weg ins Glück...?

»Musst du wirklich gehen? Warum kannst du nicht bei uns bleiben?«, Ahkuna saß traurig vor dem grauen Wolf und versuchte mit einem Dackelblick, ihn zum Bleiben zu bewegen.

»Tut mir leid, meine Wüstenprinzessin, aber ich muss gehen. Ich werde gebraucht, aber nicht hier«, der Wind stupste sie aufmunternd an und lächelte.

»Keine Angst, ich bleib bei euch«, mischte sich Schatten gut gelaunt ein. Ahkuna bedachte sie mit einem kalten Blick, dann kuschelte sie sich eng an Kenai. Er leckte ihr über den Kopf, dann machte er einen Schritt zurück.

»Wir werden uns wieder sehen, Ahkuna. Aber im Moment muss ich meine Aufgabe weiterführen«, erklärte er und die junge Frau nickte langsam. Dann verschwand der Wind mit einem Lächeln, blies noch einmal heftig um sie herum, dann war alles still.

»So… und was genau tun wir jetzt?«, fragte Lif in die Runde, schaute dabei aber fragend zu Fylgien. Der jedoch antwortete nicht, sondern schaute nachdenklich auf den Schnee am Boden.

»Wir laufen nach Süden. Einmal über den Kontinent. Vielleicht finden wir ja etwas«, überlegte Mana.

»Nein. Das ist nicht nötig, ich…«, murmelte da der goldene Wolf. Er setzte sich in den Schnee, schaute dann scheu von einem zum anderen.

»Was ist los?«, fragte Slyk leise.

»Ich… ich habe nachgedacht. Es ist viel passiert, und da… musste ich ein wenig drüber nachdenken. Ich glaube, ich möchte gar nicht mehr nach Hause. Ich hatte nie Freunde wie euch. Ich hatte… wisst ihr, wenn man so etwas nicht kennt, dann vermisst man es nicht. Wer keine Freunde hat, wer immer nur alleine ist, der vermisst keine Gesellschaft. Aber wenn man… wenn man sie kennen lernen durfte, dann… ich möchte nicht mehr ohne sein. Ich möchte hier bleiben. Bei euch. Es tut mir Leid, das wir diese Reise völlig umsonst unternommen haben, aber… ich möchte nicht mehr weitergehen«, erklärte der goldene Wolf leise.

»Kein Schritt, den wir getan haben, war in irgendeiner Weise vergebens«, antwortete Mana und wirkte dabei seltsam erleichtert.

»Das stimmt. Wir haben eine Menge gelernt. Über andere und über uns selbst«, stimmte Ahkuna zu.

»Also… ist unsere Reise hier beendet?«, fragte Slyk zögernd.

»Nein«, mischte sich Schatten ein. Sie wirkte nicht wütend, aber auch nicht gerade erfreut. Sie hatte die Ohren halb angelegt und die Schnauze verzogen, schüttelte entschieden den Kopf.

»Ich weiß, wieso du nicht mehr weiter möchtest, Fylgien, aber… komm mit mir, wir müssen uns unterhalten«, fand sie und machte einige Schritte in irgendeine Richtung.

»Es gibt da nichts zu besprechen, Schatten. Ich möchte nicht mehr zurück«, fand er und schaute sie scheu an.

»Fylgien…«, sie seufzte, lief zu ihm und setzte sich dann ebenfalls in den Schnee. Sie schaute ihm ernst in die Augen, dann sprach sie leise in einer Sprache, die die anderen nicht verstanden. Fylgien schon. Und offensichtlich hatte er das nicht erwartet, denn er wirkte verwirrt. Doch er antwortete in der gleichen Sprache, schüttelte dann heftig den Kopf und sagte noch etwas.

»Fylgien, du kannst nicht einfach bestimmen, wann diese Geschichte enden soll und auch nicht wie. Versteh es doch, dein Weg ist hier noch nicht zu ende«, beschwor ihn die Füchsin, doch Fylgien sprang mit gesträubten Fell und angelegten Ohren, aber auch mit einer eingekniffenen Rute auf.

»Ich will nicht! Warum? Warum kann die Geschichte nicht hier enden? Es wäre ein gutes Ende, ein schönes Ende! Alle wären glücklich!«, rief der junge Wolf aus.

»Ein Ende muss immer zur rechten Zeit kommen. Und es sind andere die bestimmen, wann diese Zeit da ist. Wenn wir es jetzt enden ließen…«, sie schüttelte nachdenklich den Kopf. »Es wäre nicht richtig und das weißt du.«

Fylgien schaute zum Boden, schüttelte dann heftig den Kopf. Er schrie Schatten wieder in jener fremden Sprache an, dann lief er davon.

»Fylgien!«, rief Mana und wollte ihm nachlaufen, doch die Füchsin stellte sich ihr schnell in den Weg.

»Lass ihn. Er braucht einen Moment für sich«, erklärte die Füchsin leise.

»Aber…«, wollte Mana widersprechen, doch Schatten schüttelte entschieden den Kopf.

»Er kann auf sich selbst aufpassen, glaub mir«, erklärte sie leise.

»Und wenn er sich verläuft?«

»Er findet uns schon, hab keine angst«, sprach sie und wandte sich an die anderen. »Also, nach Süden, ja?«

»Aber wenn Fylgien nicht mehr nach Hause will, dann können wir doch nach Hause. Wieder nach Norden, nach Navarre und Altena«, meinte Lif.

»Nein, können wir nicht. Glaubt mir, das wird er auch einsehen, wenn wir ihm nur die Zeit lassen. Eine Geschichte kann man nicht vorzeitig beenden, sonst riskiert man, dass sie kein Ende hat. Wisst ihr, ich weiß, wer Fylgien ist, ich weiß, woher er kommt und ich weiß, was er aufgeben würde. Und ich weiß, warum er nicht zurück möchte«, Schatten seufzte. »Es ist schön, eine wunderbar romantische Idee, aber… er könnte so niemals glücklich werden. Und wenn er nicht glücklich wird, dann kenne ich zumindest eine Person, die es ebenfalls nicht werden könnte.«

»Und wenn wir es jetzt enden lassen müssten? Wenn genau jetzt das richtige Ende wäre? Wenn wir einfach weitergingen, obwohl dies hier schon das perfekte Ende wäre, dann wäre das doch ebenso schlecht, als wenn wir es zu früh enden ließen. Woher willst du wissen, das dies hier nicht das perfekte Ende ist?«, ereiferte sich Slyk.

»Weil ich es weiß. Weil... Fylgien kann hier auf Dauer nicht existieren. Er kommt aus einer anderen Welt, die dieser so… fern ist… er könnte hier niemals glücklich werden. Nicht wirklich. Und selbst wenn er es könnte, würde dieses Glück nicht lange anhalten. Er würde Sterben. Viel früher und auf viel grausamere Art und Weise, als es für seine Art üblich ist. Er kann hier einfach nicht leben. Und er weiß das. Er lässt sich von fixen Ideen leiten, für diesen Moment ist ihm gar nicht klar, was er aufgeben würde. Aber er wird es einsehen, wenn er nur Zeit hat, sich darüber bewusst zu werden«, erklärte Schatten leise und einfühlsam.

»Woher weißt du so viel über ihn?«, wollte Lif wissen.

»Der Winter hat mir von ihm erzählt, als er mich bat, auf euch alle ein Auge zu haben. Der Winter sagte mir, wer er ist, woher er kommt und warum er dorthin zurück muss. Also versuche ich zu tun, was ich kann«, erklärte die Füchsin.

Slyk und Lif warfen sich einen langen Blick zu, Mana schaute sehnsüchtig in jene Richtung, in die Fylgien gelaufen war, und Ahkuna wirkte sehr nachdenklich.

»Gut. Dann laufen wir nach Süden. Es… könnte sein, das es dumm ist, dir zu vertrauen, es könnte sein, das du uns schaden willst, wir wissen es nicht. Aber ich bin bereit dir zu vertrauen. Weil Skadi dir vertraut hat«, meinte Lif und lief ohne weiteres Wort und gemeinsam mit Slyk voran. Ahkuna zögerte, schaute Schatten noch lange und nachdenklich an, dann folgte sie Lif und ihrem Bruder und hatte schon bald zu ihnen aufgeschlossen.

»Kommst du, Mana?«, fragte Schatten leise und schaute zur Wölfin hinüber, die noch immer Sehnsüchtig in die Ferne starrte. Sie zuckte leicht zusammen, als sie so unerwartet angeschlossen wurde, schaute die Füchsin dann einen Moment irritiert und zögernd an, dann nickte sie und lief an ihre Seite.

»Wer ist Fylgien?«, fragte sie leise.

»Das möchte ich dir nicht verraten. Du wirst es wissen, eigentlich weißt du es schon, man hat es dir oft genug gesagt, aber…«, sie seufzte. »Manchmal versteht man einfach nicht. Und Manchmal will man auch gar nicht verstehen, denn das, was es zu verstehen gilt, ist so grausam, das wir die Augen davor verschließen wollen.«

»Ich will aber verstehen. Ich will begreifen, was ihn antreibt, warum er tut, was er eben tut«, antwortete Mana und schaute nachdenklich in den Himmel hinauf. »Und dazu muss ich eben wissen, wer er ist.«

»Du liebst ihn, nicht wahr?«, die Füchsin blieb stehen und schaute Mana nachdenklich an.

»Ich, was?«, die junge Wölfin blieb verblüfft stehen und blinzelte Schatten irritiert an.

»Du hast dich in Fylgien verliebt, hab ich recht?«, sie lief weiter, schaute unter ihrer Rute hervor, zu Mana zurück.

»Wie kommst du denn auf die Idee«, entrüstete die sich, folgte schnell und versuchte ihre Verlegenheit verzweifelt zu verbergen. Schattens warmes Lächeln bewies eindeutig, das es ihr nicht gelang.

»Ich habe deinen Blick gesehen und ich sehe, wie vertraut ihr miteinander umgeht. Weißt du, manchmal kann man sehr viel mehr erfahren, wenn man nur beobachtet und zuhört. Man verrät mehr über sich selbst, als man glaubt«, sie lächelte wissend.

»Oh, das glaub ich dir gerne. Ich kenne ja meine Mutter«, lächelte Mana.

»Stimmt. Dein Vater verrät nicht viel über sich selbst, er hat gelernt, sich selbst zu verbergen… Nea kann das nicht«, nachdenklich beobachtete Schatten, wie Ahkuna lachend auf Lif einredete.

»Woher kennst du meine Eltern?«, wollte Mana leise wissen.

»Oh nein, hier geht es nicht um mich. Hier geht es nur um dich. Und um Fylgien«, lächelte Schatten.

»Gut. Beantwortest du mir dann eine Frage? Ohne auszuweichen oder mich irgendwie zu vertrösten, sondern eine Antwort, klar und gerade heraus?«, erkundigte sich die junge Wölfin.

»Wenn ich es kann, dann ja«, nickte die Füchsin.

»Nehmen wir einfach mal an, dass ich Fylgien lieben würde. Das heißt nicht, dass es so ist! Nur theoretisch annehmen, das es so sein könnte!«

»Was wäre dann?«

»Könnte es überhaupt jemals ein gutes Ende geben? Irgendwie?«

Da seufzte Schatten und blieb stehen. Sie setzte sich in den Schnee und schaute in den klaren Sternenhimmel und nach kurzem Zögernd legte sich Mana neben sie.

»Mana… es gibt Dinge, die hängen nur davon ab, wie du die Dinge betrachtest. Du… wirst niemals besonders viel Zeit mit ihm verbringen können… der Unterschied ist nur der Grund. In einem Fall, weil er stirbt, im anderen, weil er zu Hause ist. Aber im letzten Fall ist er ja trotzdem noch irgendwie da. Und wenn du dich damit zufrieden geben könntest, dann wäre das schon irgendwie ein glückliches Ende. Zumindest eine schöneres, als wenn es an seinem Grab enden würde. Und… einen Lichtblick wird es immer geben«, erklärte die Füchsin.

»Einen… Lichtblick…?«, die junge Wölfin schaute sie fragend an.

»Ja. Egal, wie es weitergehen wird, es wird immer einen kleinen Stern in deinem Leben geben…«, sie lächelte so zufrieden, als hätte sie eben eines der größten Kunstwerke dieser Welt erschaffen.

»Einen kleinen Stern…?«, sie blinzelte verwirrt, schaute dann auf den eisblauen Kristall an ihrem Hals, so weit es ihr möglich war.

»Nein, nicht dieser«, grinste Schatten selbstzufrieden.

»Sondern?«, nun schaute sie in den dunklen Himmel hinauf.

»Glaub mir, du wirst es nicht verstehen. Vielleicht nicht jetzt, nicht morgen, nicht in einer Woche, aber… du wirst es verstehen«, lachte die Füchsin, stand auf und tänzelte durch den Schnee.

»Irgendwann, schon klar«, seufzte Mana. Dann jedoch lachte sie. Laut und zufrieden, bevor sie loshumpelte, ihren Freunden nach.

»Wie weit müssen wir nach Süden laufen?«, wollte Lif von Schatten wissen, als die beiden aufgeschlossen hatten.

»Eigentlich gar nicht«, grinste die Füchsin. Sofort blieben die Jungs wie vom Donner gerührt stehen.

»Und warum genau tun wir es dann? Und wohin müssten wir stattdessen?«, erkundigte sich Slyk lauernd.

»Nach Norden. Und zwar weit nach Norden. Aber ich denke, dass es nicht von Nachteil sein wird, wenn wir trotzdem erst nach Süden gehen. Es könnte einer armen Seele helfen. Und es könnte zwei Herzen den Weg zueinander Weisen«, antwortete die Füchsin und trabte voran. Erst schien es, als wollte Lif etwas antworten, doch er schloss den Mund wieder, ohne sein Wort an Schatten gerichtet zu haben.

»Ich hasse solche Leute«, brummte er und folgte unwillig.

»Lasst uns einfach gehen«, lächelte Mana und stupste ihn beruhigend in die Seite.

So zogen sie weiter durch das unendlich wirkende Weiß des südlichsten Punktes ihrer Welt.

Am fernen Horizont zeigte sich ein sanfter Schimmer der Morgensonne, die im antarktischen Winter niemals den Himmel beherrschte, da erschien ein goldenes Glitzern auf einer Schneewehe vor ihnen. Es war Fylgien, der im sanften Licht hell leuchtete, wie jene Sterne, die direkt über ihm ein leuchtendes Himmelskreuz bildeten.

Einen Augenblick stand er einfach nur da, schaute auf sie hinab, dann lief er auf sie zu. Er begrüßte sie flüchtig, bevor er sich an Schatten wandte.

»Du hast recht. Ich hasse es, dies zugeben zu müssen, aber du hast recht. Mein Platz ist nicht hier. Und es wir Zeit, nach Hause zu gehen, bevor mein Herz es nicht mehr zulassen kann, ohne mich innerlich zu zerreißen. Also lasst uns gehen, der Weg ist weit«, erklärte er mit resignierter Stimme.

»Woher der Sinneswandeln?«, erkundigte sich die Füchsin, während sie schon weiterlief.

»Ich hatte eine… längere Unterhaltung, mit dem Winter…«, erklärte er und schaute nachdenklich in den Himmel.

»Dann lass uns gehen. Und gräme dich nicht, es ist besser so. Für alle, so grausam es sich auch anhören mag«, erklärte Schatten einfühlsam.

Er nickte, wandte sich wieder um und gemeinsam liefen sie in jene Richtung, aus der er gekommen war, folgten seinen Spuren zurück. Zurück zum Winter, den dorthin würde sie ihr Weg letzten Endes immer führen, gleich welchen Weg sie auch wählten. Der Winter war der Anfang. Und das Ende.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Seelentraeumerin
2011-01-25T15:52:46+00:00 25.01.2011 16:52
Was hat Lif zum shcluss denn wiedero:O

Naja das erfahren wir ja hoffentlich bald ^.^


Ich mag die Szene wo Schatten Mana fragt ob sie Fylgien liebt ich hab mich erstmal schiefgelachtxD


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