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Wolfskinder - Sternenwege

von

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Auf, zum letzten Weg

Mana stand da und schaute. Seit einer halben Ewigkeit schon. Mehr tat sie nicht. Sie wusste nicht genau wieso, aber sie wollte dort nicht hinunter gehen. Sie stand hier und schaute auf ihr Elternhaus hinab. Sie… ja, sie fürchtete sich ein wenig, nach Hause zu gehen. Sie wusste nicht, was sie erwarten würde und das machte ihr angst.

Was war geschehen in dem Jahr, in dem sie nicht zu Hause gewesen ist? Sie hatte sich nicht einmal von ihrer Mutter verabschiedet. Würde Nea sehr böse deswegen sein? Und was würden ihr Vater und ihre Geschwister dazu sagen, das sie so lange nicht mehr daheim gewesen war? Was würden sie sagen, wenn sahen, das Mana kaum noch laufen konnte?

Als sie in Navarre gewesen waren, hatten sie wieder ihre Menschengestalten angenommen, nur Fylgien und Schatten waren in ihren Tiergestalten verblieben. Sie waren bei Ice gewesen und Slyk hatte von seiner Liebe zur Tochter des Sklavenhändlers erzählt. Und Ice hatte seinem Sohn seinen Segen gegeben. Er kannte das Mädchen und er wusste, dass die beiden zusammengehörten.

Dann war Ahkuna zu ihrer Mutter gegangen und hatte ihr von Ace und Nori erzählt. Von dem, was sie für ihre Zukunft hielt und von dem, was sie gerne zu ihrer Zukunft machen wollte. Und auch sie war auf Verständnis gestoßen. So konnten sich zumindest die Geschwister auf ihre Rückkehr freuen, denn ihre Zukunft würde so werden, wie sie es wollten.

In Altena dann hat Lif sie verlassen. Er hatte von seinem Bruder Ledas erfahren, wo Leilani hingehen wollte und hatte beschlossen, ihr zu folgen. So hatte er die Gruppe verlassen, wann sie ihn wieder sehen würden, wussten sie nicht.

Doch im Moment interessierte Mana auch nur, wie sie genügend Mut aufbringen sollte, um zu ihrem Elternhaus hinab zu gehen. Keiner ihrer Freunde bedrängte sie, alle warteten bloß, denn das hier war ihr Weg und sie musste die ersten Schritte tun.

Irgendwann trat Fylgien neben sie und leckte über ihre kalte Hand. Erst zuckte sie zusammen, denn damit hatte sie nicht gerechnet, doch schließlich nickte sie. Sie verstand, was er sagen wollte. Es wurde Zeit. Und so humpelte sie los. Den Hügel hinab zum Hof ihrer Eltern.

Es war schon lange dunkel, nur im Haus brannte ein Licht. Natürlich, es war Herbst, um diese Zeit saß man im Wohnzimmer beieinander und genoss den Abend nach einem anstrengenden Tag. Sie zögerte einen Moment, dann klopfte sie sacht an die Tür. Es war Nea, die öffnete. Sie schaute einen Moment nur, dann zog sie ihre Tochter wortlos in die Arme und drückte sie so fest sie konnte.

»Wir haben euch schon länger zurückerwartet«, erklärte sie leise und ließ die kleine Gruppe eintreten.

»Ihr habt uns erwartet?«, fragte Ahkuna erstaunt.

»Ja. Wind kam zu uns, nachdem er euch in Navarre abgesetzt hatte. Wir dachten, dass ihr schneller heimkommen würdet, aber wichtig ist nur, dass ihr gesund und halbwegs wohlbehalten wir seid«, fand Nea und drückte sie in Richtung Wohnzimmer.

»Der Wind war hier?«, obwohl Mana schon irgendwie wusste, das ihre Eltern die Jahreszeiten schon irgendwie kennen musste – Wie hätte Lugh Akhtar sonst all diese Geschichte erzählen können? – war es ihr nie so wirklich bewusst gewesen.

»Ja, natürlich«, lachte Nea und umarmte ihre Tochter noch einmal. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag übrigens.«

Natürlich, Mana hatte ja Geburtstag. Siebzehn war sie nun. Es war nur ein Jahr, aber es kam ihr vor, als lag ihr letzter Geburtstag Jahrtausende zurück. Sie lächelte schüchtern und wandte sich dann um. Im Wohnzimmer waren auch noch ihr Vater, ein düsterer Mann, den Mana nicht kannte, und Tariq, der König von Lanta.

Sie alle wirkten nicht erstaunt, die kleine Gruppe zu sehen. Tariq zumindest begrüßte sie alle mit einem Lächeln, der Mann und vor allem Lugh Akhtar dagegen wirkten eher distanziert und beobachtend.

Zögernd suchten sie alle sich ihren Platz, verstanden nicht so recht, was sie von dieser Begrüßung halten sollten. Nur Schatten schien das nicht zu Interessieren. Sie sprang auf Lugh Akhtars Schoß und rollte sich dort wie eine Katze zusammen.

»Das ist er?«, fragte der düstere Mann leise und nickte zu Fylgien, der nachdenklich den Kopf neigte, sich dabei eng an Mana drückte, die sich, wie die anderen auch, auf dem Teppich vor dem Kamin niedergelassen hatte.

»Ja. Fliegst du los und gibst ihnen bescheid?«, fragte Lugh Akhtar ebenso leise. Sogleich verwandelte sich der Mann in einen Raben und flatterte zum Fenster. Geschickt öffnete er es und verschwand in die Nacht, während Tariq das Fenster wieder schloss.

»Wir wissen jetzt, wohin wir gehen müssen, Papa. Ich habe auf meiner ersten Reise nicht versagte«, flüsterte Mana da. Sie wusste nicht wieso, aber sie hatte das unbestimmte Gefühl, das ihr Vater ihre Reise als eine Art Prüfung angesehen hatte. Wenn sie Fylgien nach Hause bringen konnte, dann hatte sie bestanden, wenn sie es nicht konnte, dann war sie gnadenlos durchgefallen und war es nicht wert, als vollwertige Zauberin anerkannt zu sein.

Doch Lugh Akhtar ließ nicht erkennen, was er dachte. Er schaute auf Fylgien, flüsterte dann Schatten etwas zu.

»Wenn du möchtest… Aber ich bin mir nicht sicher, ob das so klug ist…«, meinte sie leise.

»Aber es redet sich leichter. Von Gleich zu Gleich«, antwortete Lugh Akhtar. Die Füchsin zögerte, dann seufzte sie und nickte. Sie schaute Fylgien nur an, doch Mana gewahr aus dem Augenwinkel, wie sich seine Gestalt zu verändern begann. Er wurde menschlich, bis er zum Schluss als junger Mann neben ihr saß, mit goldenem Haar und silbernen Augen.

Er rutschte ein wenig von Mana ab, sein Blick war unsicher auf Lugh Akhtar geheftet. Als das Mädchen wieder zu ihrem Vater blickte, da sprang Schatten gerade von seinem Schoß und verwandelte sich ebenfalls. Wie erwartet war ihr Haar weiß mit schwarzen Strähnen und ihre Augen rubinrot. Ein wenig erinnerte sie an Yue, aber nicht viel.

»Von Gleich zu Gleich«, flüsterte sie, tauschte mit Lugh Akhtar einen langen Blick, dann setzte auch sie sich zu den anderen auf den Boden.

»Gut. Erst einmal Willkommen zurück an euch alle. Ich denke, ihr habt eine Menge erlebt«, meinte Lugh Akhtar, machte aber nicht den Eindruck, als wollte er diese Geschichte hören. Tariq und Nea dagegen umso mehr.

»Erzähl, wie ist es euch ergangen?«, wollte der König neugierig wissen.

Mana zögerte, doch für so etwas gab es ja Ahkuna.

»Na ja, es begann alles damit, das Mana Fylgien bekam…«, begann sie. Und abwechselnd erzählten sie und Slyk die ganze Geschichte. Je mehr Mana hörte, desto mehr kam ihr das alles vor, wie ein Traum.

War das wirklich alles innerhalb eines Jahres passiert? Und war ihr das alles wirklich selbst passiert? Jetzt, wo sie wieder zu Hause saß, kam es ihr vor, als wäre sie nur ein unbeteiligter Zuschauer. Und immer wieder musste sie zu ihrem Vater gucken, doch seine Miene verriet nichts. Und irgendwann endete Slyk. Auf dem Hügel beim Haus.

»Die alte Welt. Dort bin ich nie gewesen«, verträumte blickte der König in die Luft, während Nea ihre Tochter fest umarmte und froh schien, dass es ihr so gut ging. Nur ihr Vater wirkte eher gelangweilt. Und da hielt Mana es nicht mehr aus.

»Ich kann es noch! Papa, ich kann ihn nach Hause bringen. Ich… weiß, das es besser so ist und ich kann es tun. Wir sind nur hier, um… um euch zu zeigen, dass es uns gut geht. Damit ihr euch keine Sorgen macht…«, sie war halb aufgesprungen, jetzt jedoch sank sie wieder in die Arme ihrer Mutter und schlurzte bitterlich.

Das war alles so unfair. Sie musste Fylgien gehen lassen, obwohl sie es nicht wollte und sie bekam dafür nicht einmal die Anerkennung ihres Vaters, die sie sich verdient hatte. Sie verlor alles und bekam nichts.

»Ich habe mir keine Sorgen gemacht, ich wusste, dass du es schaffen würdest«, erklärte sachlich, schüttelte dann langsam den Kopf. »Fylgien, das ist jetzt deine letzte Chance, deine Meinung noch einmal zu ändern. Du könntest hier bleiben und noch ein Paar glückliche Jahre haben, oder du kehrst zurück zu Drafnar. Es ist dein Entscheidung, es gibt niemanden, der sie dir abnehmen kann.«

»Mein Herz blutet, denn ich selbst habe es mit einem Messer aufgeschnitten. Aber ich werde gehen. Ich muss gehen«, antwortete der junge Mann.

»Du weißt, was du zurücklässt? Und du weißt, was dich erwarten wird?«

»Ja. Ich verlasse, was mir am Liebsten ist. Und mich erwartet Einsamkeit und Dunkelheit. Aber ich bin bereit, dieses Opfer zu bringen, weil ich auch den anderen Weg kenne. Und auf dieser hier ist der Bessere, selbst wenn es nicht so scheinen mag.«

»Du weißt auch ganz genau, was alles du hinter dir lässt? Was du nicht kennen lernen darfst, was du nicht erleben kannst?«, Lugh Akhtars Stimme wurde leiser.

»JA! Verdammt, mach es nicht schwerer, als es sowieso schon für mich ist!«, der junge Mann sprang auf und blitzte Manas Vater voll Hass, aber auch voller tödlicher Verzweiflung an.

»Quäl ihn nicht. Er weiß alles, er weiß sogar mehr als du. Und er ist trotzdem bereit zu gehen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das tun könnte. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass du es nicht könntest. Also quäl ihn nicht und lass ihn einfach gehen«, mischte sich Schatten ein.

»Er weiß mehr als ich…?«, damit hatte Lugh Akhtar nicht gerechnet, denn er blinzelte erstaunt.

»Ja. Zudem betrifft es dich auch indirekt. Aber nein, frag gar nicht erst, ich sag es dir nicht, denn das geht mich nichts an. Aber glaub mir, mit diesem Wissen könntest du nicht gehen«, meinte die junge Frau und stand auf.

»Es… betrifft mich indirekt…? Ach Schatten… Na ja, ich könnte auch mit allem was ich jetzt schon weiß nicht gehen, das weißt du doch«, seufzte der Mann, stand dann aber auf. Er schaute nachdenklich auf die Anwesenden. »Ich denke, Ikaika wird ihnen schon bescheid gegeben haben, also könnt ihr gehen, ohne das man euch behelligen wird. Willst du sie auch den Rest des Weges führen, Schatten?«, der Zauberer stand auf und schaute die junge Frau fragend an.

»Wenn Nea und Tariq nichts dagegen haben… ja, dann führe ich sie«, nickte sie.

»Ich denke nicht, dass der alte Winter so gerne einen Menschen in ihrem Reich sehen würde, also…«, Tariq zuckte mit den Schultern und lächelte sacht.

»Das hier ist eine Sache zwischen Vater und Tochter, da hab ich nichts zu suchen. Und mit Mächten, die meiner so weit übersteigen, lass ich mich auch nicht allzu gerne ein, also geh du ruhig, Schatten. Ich vertraue darauf, dass du meine Tochter und ihre Freunde wohlbehalten an den Ort ihrer Bestimmung bringst. Und auch wieder zurück«, Nea lächelte die junge Frau an.

»Das lässt sich einrichten«, lachte die.

»Dann geh. Ich erwarte euch dort«, meinte Lugh Akhtar.

»Willst du dann nicht gleich mitkommen? Ich meine, wie willst du uns überholen?«, fragte Mana erstaunt.

»Ich laufe auf meinen eigenen Wegen. Sie sind schneller als eure, aber sie sind euch verwehrt. Also geht jetzt, wir sehen uns dort«, erklärte ihr Vater und verließ den Raum.

»Was… meint er damit?«, Mana schaute Hilfe suchend von einem zum anderen, doch Tariq und Nea, die sehr wohl verstanden hatten, lächelten nur.

»Komm schnell und gesund wieder nach Hause«, meinte sie stattdessen und umarmte Mana.

»Und ihr natürlich auch«, sprach sie weiter, als sie auch Slyk und Ahkuna umarmte.

»Und dir natürlich alles Glück aller Welten zusammen. Vielleicht findet irgendwer doch noch einen Weg, damit du glücklich werden kannst«, wünschte sie Fylgien und umarmte auch ihn.

»Dann kommt. Der Weg ist weit, wir werden noch ein gutes Stück laufen müssen«, lächelte Schatten und lotste sie alle in den Flur.

»Na toll«, stöhnte da Mana auf.

»Nicht als Mensch, keine Sorge. Als Tiere reist es sich leichter und schneller«, lachte die junge Frau, doch Manas unbegeisterter Blick machte deutlich, dass das für sie nicht unbedingt als Verbesserung galt. Doch sie beschwerte sich nicht, stattdessen verließen sie das Haus. Sie durchquerten den Hof als Menschen, doch als sie durch das Tor traten, wurden sie wieder zu Wölfen und Schatten zur Füchsin.

»Auf Wiedersehen, Nea. Und mach dir keine Sorgen, der Rest des Weges ist nicht mehr gefährlich«, rief sie Manas Mutter noch einmal zu. Dann trabte sie über den Schnee davon und die vier anderen Wölfe folgten ihr.

Nach Norden, dem Nordlicht entgegen. Mana fragte sich, wie es wohl sein würde, dem Winter gegenüber zu treten. Wie würde sie aussehen? Und warum würde ihr Vater da sein? Was hatte er mit dem Winter zu tun? Und wie sah Fylgiens Heimat aus?

Sie hatte so viele Fragen und sie hatte Angst. Sie wusste nicht, was sie erwarten würde und es war nie zuvor vorgekommen, das irgendwer, der ihr etwas bedeutete, einfach so gegangen war, ohne die Möglichkeit, ihn jemals wieder zu sehen. Würde der Schmerz groß sein? Sie war froh, als sie Fylgien an ihrer Seite spürte. Sie schaute ihn an und er leckte ihr sanft über die Schnauze.

»Was ist es, was du weißt, aber mein Vater nicht? Weiß ich davon?«, fragte sie leise.

»Nein, ich denke nicht. Noch nicht. Aber du wirst es vor deinem Vater erfahren, da kannst du dir sicher sein«, erklärte er und lächelte sanft.

»Ist es etwas Gutes?«

»Ja«, mehr sagte er nicht, aber das war auch nicht nötig. Mana wollte gar nicht mehr wissen. Sie hatte noch immer angst, aber Fylgien an ihrer Seite ließ sie diese Angst vergessen. Und so liefen sie gemeinsam ihren letzten, gemeinsamen Weg.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Seelentraeumerin
2011-01-25T15:58:18+00:00 25.01.2011 16:58
Und wieder kapiert mana mal wieder nichtso.O
Egal cih find es einfach herrlich lustigXD
Ich weiß zwar egrade nicht mehr ganz was in dem Kap war aber es war superxD


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