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Wolfskinder - Sternenwege

von

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Manas kleiner Stern

Lif blies die Backen auf und stieß die Luft mit einem tiefen Brummen wieder aus.

»Hör auf damit, du erschreckst sie nur!«, ging Slyk dazwischen und stieß seinen besten Freund mit der Hüfte beiseite. Er schnitt eine Grimasse, doch es folgte keine Reaktion.

»Jungs, sie wird auf eure Fratzen nicht reagieren«, seufzte Ahkuna genervt.

»Klar, weil du ja auch so viel Ahnung von Babys hast«, kommentierte Lif sarkastisch und zog eine Augenbraue hoch.

»Offensichtlich mehr als ihr«, antwortete sie bissig und schob ihren Bruder und ihren Cousin beiseite.

»Babys mögen es, wenn man Fratzen schneidet!«, verteidigte Slyk sein Tun.

»Aber nicht, wenn sie gerade einmal eine halbe Stunde als sind. Dann sind sie nämlich von der Geburt völlig geschwächt und wollen nur eines, nämlich in Ruhe schlafen«, widersprach Ahkuna spitz und so schlüssig, das es selbst für die beiden Jungen nachvollziehbar war. So öffnete Lif zwar trotzdem den Mund um zu widersprechen, doch er schloss ihn, ohne dass ein Laut hervorgekommen war.

»Sie hat recht. Und die frischgebackene Mutter braucht auch endlich einmal ihre Ruhe«, mischte sich da Soul ein, die ganz unbemerkt eingetreten war. Sie blitzte ihre Kinder und Lif so böse an, das selbst Ahkuna, die sich ja für mehr Ruhe eingesetzt hatte, wortlos zur Tür schlichen und hinausgingen, gerade als Lugh Akhtar eintreten wollte. Er ließ die drei durch, wartete, bis auch Soul wieder hinausgegangen war, dann trat er selbst ein und schloss die Tür. Er lächelte.

»Wie geht es dir?«, fragte er leise die junge Frau, die im Bett lag und verschlafen zu ihm blinzelte.

»Jetzt, wo ich endlich einmal meine Ruhe habe meinst du?«, erkundigte sich Mana lächelnd. Lugh Akhtar lächelte zurück, dann trat er an die Wiege und nahm eines der beiden kleinen Bündel Mensch heraus. Mit ihr ging er ans Fenster und setzte sich auf die Fensterbank, schaute dann zu den Sternen hinauf.

»Tut mir Leid, das ich eure Hochzeit so nachhaltig sabotiert habe«, lächelte Mana.

»Macht nichts. Eigentlich hätte die schon viel früher stattfinden müssen, aber… ja, ich gebe es zu, ich hatte immer ein wenig Angst, das Nea nein sagen könnte. Und du hast dir ja nicht ausgesucht, dass du uns ausgerechnet heute unser Alter so deutlich vor Augen halten musstest«, antwortete der Zauberer gut gelaunt.

»Glaubst du, Fylgien sieht seine Töchter von dort oben aus?«, fragte Mana leise und setzte sich im Bett auf.

»Natürlich sieht er sie. Und wer weiß, vielleicht lässt Drafnar ihn auch hierher kommen, damit er sie selbst im Arm halten kann. Wünschen würde ich es ihm«, antwortete Lugh Akhtar.

»Ich hoffe es. Ich will sie ihm so gerne vorstellen«, seufzte seine Tochter.

»Hast du schon einen Namen für die zwei?«

Da zögerte Mana. Ihre Augen wurden dunkel und sie starrte bedrückt die Bettdecke an. Es war eine Tradition in Wynter, das der Vater dem erstgeborenen Kind einen Namen gab. Es mochte für Außenstehende nichtig erscheinen, doch Mana dachte voller Trauer daran, dass diese Geste väterlicher Zuwendung ihren Töchtern verwehrt bleiben würde. Und Lugh Akhtar schien ihre Gedanken zu erraten.

»Gib ihnen Namen, die ihres Vaters würdig sind. Ein Name, bei dem noch in tausend Jahren alle wissen werden, woher sie kommt«, fand er.

Da nickte Mana nachdenklich und überlegte. Als sie den Kopf hob und dabei an ihrem Vater vorbei aus dem Fenster in das leuchtende Antlitz eines Sternes blickte, der heller strahlte, als alle anderen zusammen, da erhellte sich ihr Gesicht.

Sie wusste, dass es Fylgien war, der dort voller Stolz erstrahlte, wie kein Stern je zuvor. Da hatte sie den perfekten Namen. Und irgendwie war es so, als hätte ihn Fylgien vorgeschlagen.

»Die Erstgeborene, sie soll Stjarna heißen«, bestimmte sie fest.

»Stjarna?«, fragte Lugh Akhtar erstaunt.

»Ja. Es bedeutet Stern. Als wir wieder zu Hause waren, hab ich Hope einmal gefragt, welche Worte er alles für Stern kennt, und der war dabei. Er… gefällt mir und was passt besser zu einem Sternenkind?«, erkundigte sie sich lächelnd.

»Er ist wunderschön. Fylgien ist bestimmt stolz, das seine Tochter so heißt. Hast du auch einen Namen für die andere?«, Lugh Akhtar schaute in die Wiege wo das andere Mädchen lag und schlief.

»Erst habe ich überlegt, sie Akhtar zu nennen. Das bedeutet ja auch Stern«, begann Mana und musste lächeln, als sie das verblüffte Erstaunen ihres Vaters sah. »Aber ich hab mich dagegen entschieden. Ich möchte, das du ihr den Namen gibst.«

»Ich? Aber wieso?«, wollte er wissen.

»Weil ich mir sicher bin, das du den perfekten Namen aussuchen wirst. Du hast es schon dreimal getan, ich bin zuversichtlich, dass du es auch ein viertes Mal schaffst«, lächelte sie.

»Das ist zuviel des Lobes. Ich habe Mana ausgesucht, Kekoa und Yue sind auf dem Mist anderer gewachsen«, lacht Lugh Akhtar.

»Ich glaub an dich und ich möchte trotzdem, dass du ihr den Namen gibst«, antwortete seine Tochter darauf.

»Gut…«, der Zauberer stand auf und legte seine Enkelin wieder in die Wiege, nahm die andere auf. »Dann soll sie Izarra heißen.«

»Izarra?«

»So werden die Sterne in der alten Welt genannt. Dort weiß man, dass sie so leben wie wir und wie man unsere Art als Menschen oder Zauberer bezeichnet, nennt man sie dort Izarra«, Schatten war ganz unbemerkt hinzugekommen.

»Nun ja, kannst du dir einen besseren Namen vorstellen?«, erkundigte sich Lugh Akhtar lächelnd.

»Nein. Stjarna und Izarra… es klingt gut zusammen«, meinte die junge Frau, denn Schatten war nicht als Füchsin erschienen. Seitdem sie und Mana sich kannten, ging sie überhaupt im Haus ein und aus, wie es ihr beliebte. Außer wenn Kekoa und Yue da waren, dann hielt sie sich im Hintergrund, doch das war nicht besonders oft der Fall.

»Nea fragt übrigens nach dir. Offiziell seid ihr ja trotzdem ein Ehepaar, auch wenn die Feier ein sehr frühes und sehr abruptes Ende nahm. Ich denke, sie möchte das Vorrecht der Hochzeitsnacht trotzdem in Anspruch nehmen«, zwinkerte sie, während Lugh Akhtar rot anlief. Er war Mana einen schnellen Blick zu, doch die musste lachen.

»Denkst du, du wärst schon Großvater, wenn ich über so was nicht bescheid wüsste?«, kicherte sie. Ihr Vater schon noch röter zu werden und verschwand dann leise murmelnd aus dem Raum.

»Manchmal hab ich das Gefühl, er würde es lieber sehen, wenn wir uns nicht so gut verstünden…«, überlegte Schatten.

»Ja, vorzugsweise wenn wir uns gegen ihn verbünden«, lachte Mana, wurde dann aber wieder ernst.

»Sag mal Schatten… als von dem kleinen Stern in meinem Leben gesprochen hast… damals, am Südpol… hast du Stjarna und Izarra gemeint?«, fragte sie.

»Ich wusste nicht, das es zwei sein würden, aber… ja, von ihnen habe ich gesprochen«, nickte sie.

»Und du Biest hast einfach nichts gesagt«, Mana lächelte belustigt.

»Na ja, so etwas gehört zu den Dingen, wo ich mich ungern einmische. Und viele werdende Mütter merken es auch ziemlich schnell selbst. Das du so ein blindes Huhn bist und es erst begreifst, wo man dich mit der Nase schon in den Haufen geschupst hat, konnte ich ja nicht wissen«, lachte die junge Frau.

»Weißt du, für eine Weile hab ich Fylgien dafür gehasst, das er trotzdem gehen wollte. Das er trotzdem gegangen ist. Obwohl er es ja wusste«, seufzte die junge Frau mit dem roten Haar.

»Es hätte ihn auch fast völlig umgestimmt, aber ich konnte ihn nicht ohne dieses Wissen entscheiden lassen. Es wäre einfach nur ungerecht gewesen«, fand Schatten.

»Ich glaube, dann hätte Drafnar auch spätestens jetzt ein sehr, sehr großes Problem am Hals«, nickte Mana.

»Ich fürchte, dann wäre Drafnar jetzt nur noch Hackfleisch«, lachte die junge Frau, wurde aber schlagartig ernst.

»Eigentlich macht man ja dem Brautpaar ein Geschenk, aber in diesem besonderen Fall… Ich hab etwas für dich, Mana«, meinte sie und ging zum Fenster um es zu öffnen.

»Für mich?«, fragte die erstaunt.

»Ja«, bestätigte sie und schaute zum Himmel. Mana blickte ebenfalls hinaus und gewahr eine Sternschnuppe. Das ließ sie die Stirn runzeln.

»Was sind eigentlich die Sternschnuppen?«, fragte sie unruhig. Es war das erste mal, dass sie sich diese Frage stellte, aber wenn Sterne Lebewesen waren, dann konnte eine Sternschnuppe nichts Gutes bedeuten.

»Es sind Sterne, die in eine andere Welt fallen. Als Fylgien hierher fiel, da war auch er eine Sternschnuppe. Sie fallen auch in andere Welten, dann sehen wir ihr Schnuppenglitzern aber trotzdem. Es landet nur selten eine Sternschnuppe in dieser Welt, meistens gehen sie in andere Welten«, erklärte Schatten.

»Warum tun sie das?«, wollte Mana wissen.

»Nun, manche fallen einfach hinunter, weil sie zu neugierig sind. Manche fallen, weil man sie schubst, wie es Fylgien passiert ist, aber die meisten Sternschnuppen sind schon sehr, sehr alte Sterne. Sie fallen vom Himmel, um zu sterben«, antwortete die junge Frau.

»Und dieser Stern?«

»Dieser Stern… na ja, frag ihn selbst, wenn er hier ist«, Schatten lächelte selbstzufrieden. Und Mana hatte so eine gewisse Ahnung, was sie erwarten würde. Sie sollte recht behalten. Doch für den Moment verabschiedete sich Schatten und wünschte ihr erholsame Träume.

Mana schlief fast augenblicklich ein. Als sie wieder erwachte, war es dunkel im Haus. Sie wusste nicht, wie spät es war, aber sie sah das Leuchten des Mondes durch ihr Fenster und gewahr eine Gestalt, die an der Wiege ihrer Kinder saß und sie sacht schaukelte. Dabei summte sie eine Melodie, die Mana seltsam bekannt vorkam.

»Papa?«, fragte sie die Gestalt.

»Nein«, antwortete die Gestalt, doch wenn Mana nicht so verschlafen gewesen wäre, so hätte sie jetzt die Stimme erkannt. So jedoch seufzte sie nur wohlig.

»Wer bist du dann?«, fragte sie und schob sich schwerfällig im Bett nach oben.

»Hast du mich schon vergessen?«, fragte die Stimme enttäuscht. Die Gestalt stand auf und kam auf sie zu.

»Nein«, gähnte sie und kuschelte sich wieder ins Bett ein. Sie schloss die Augen. Sie war so müde, das es ihr eigentlich egal war, wer dort in ihrem Zimmer war. Sie wusste, dass sie keine Angst zu haben brauchte, das war alles, was sie interessierte.

»Ich habe doch versprochen, dass wir uns wieder sehen würden«, erklärte die Stimme. Da war Mana hellwach. Sie fuhr im Bett auf und starrte die Gestalt an. So nahe bei ihr, wurde sie vom Mondlicht getroffen und war gut erkennbar. Es war Fylgien. Sie sagte nichts, sie fiel ihm nur wortlos um den Hals und drückte sich so fest an ihn, wie es ihr möglich war.

»Was tust du hier?«, flüsterte sie glücklich.

»Schatten und Drafnar… sie haben beschlossen, das ein Menschenleben mehr oder weniger, das ich in dieser Welt verbringe, in der Unendlichkeit der Zeit auch keinen Unterschied mehr machen. Sie haben mir erlaubt, bei dir zu bleiben. Ich lerne von Schatten, was ich sowieso von ihr lernen müsste und wenn… wenn es an der Zeit ist, dann kehre ich ins Sternenreich zurück und lerne dort alles weitere, was es für mich zu lernen gibt«, erzählte er lächelnd.

»Und dafür haben sie ein halbes Jahr gebraucht?«

»Besser, als wenn sie Jahrzehnte oder Jahrhunderte gebraucht hätten… Auch sie mussten erst einmal eine Möglichkeit finden, wie ich hier leben konnte. Diese Welt, sie ist nicht für mich gemacht. Eigentlich würde ich hier binnen weniger Jahre zugrunde gehen.«

»Warum jetzt nicht? Wo soll der Unterschied sein?«

»Ich weiß es nicht. Ich hab sie nicht gefragt, es war mir egal. Für mich hat nur gezählt, dass ich hier sein kann. Und das für den Rest unseres Lebens«, er nahm Mana in den Arm.

»Wirst du kein Heimweh haben?«

»Nein. Ich habe dich und ich habe unsere Töchter. Was bräuchte ich mehr, um glücklich zu sein?«, lächelte er.

»Deine Töchter… sie heißen Stjarna und Izarra, aber wenn du ihnen andere Namen geben willst, dann kannst du das tun«, bot sie an.

»Nein. Ich finde, dein Vater und du habt ihnen die perfekten Namen gegeben«, lächelte er. Da öffnete sich die Tür und Schatten trat ein. Als sie Mana und Fylgien Arm in Arm da sitzen sah, schrak sie zurück.

»Entschuldig, ich wollte euch nicht stören«, murmelte sie und wollte wieder hinaus, doch Mana hielt sie zurück.

»Warte, was wolltest du denn?«, fragte sie.

»Ich hab erst morgen mit Fylgien gerechnet und… weil Lugh und Nea ja in trauter Zweisamkeit beisammen sind, wollte ich eigentlich bei dir im Bett schlafen«, sie grinste.

»Wenn du mir eine Frage beantwortest, dann kannst du von mir aus gerne hier bleiben«, bot die Rothaarige an.

»Kommt auf die Frage an«, meinte Schatten, verwandelte sich in die Füchsin und sprang aufs Bett, wie sie es in letzter Zeit so oft getan hatte.

»Warum kann Fylgien plötzlich hier bleiben?«, wollte sie wissen.

»Weil er kein Stern mehr ist. Solange er hier auf der Erde lebt, ist er ein Mensch, ein Zauberer. Er muss lernen, mit der Magie umzugehen, dass wir Lugh Akhtar übernehmen, zur Sommersonnenwende wird er ihn als Schüler annehmen, er hat ja sonst keine Schüler mehr. Seine Macht, die über die gewöhnliche Magie hinausgeht, werde ich ihm lehren. Dazu hat er ein ganzes Menschenleben Zeit. Die wird er auch brauchen, denn es ist nicht so ganz leicht. Der Unterschied ist nur, dass er es hier tut. Als Mensch«, erklärte Schatten und rollte sich zusammen, bettete ihren Kopf auf der wuscheligen Rute.

»Ich bin ein Mensch… heißt das, ich altere?«, fragte Fylgien und betrachte seine Hände interessiert.

»Ja. Und du kannst auch sterben, durch Krankheiten oder irgendwelche Waffen. Dann wirst du wieder zum Stern und du hast keine Chance mehr, jemals wieder auf die Erde zu gelangen, also bewahre dein Leben gut«, meinte Schatten und vergrub die Nase nun doch unter der Rute.

»Das schaffe ich. Ich habe ja die besten Gründe dazu«, lächelte der junge Mann. Dann stürzte er plötzlich auf die Füchsin zu, hob sie hoch und drückte sie fest an sich.

»Vielen Dank, Schatten!«, rief er.

»Nicht zu denken«, keuchte sie und versuchte sich seinem Griff zu entwinden. Es gelang ihr und sie flüchtete auf das Fensterbrett.

»Ich hab nun einmal ein schönes, glückliches Ende lieber, als ein trauriges. Ich musste einfach einen Weg finden, auch diese Geschichte glücklich enden zu lassen, alleine schon, weil Lugh Akhtar meine Geschichte hat gut enden lassen. Wer wäre ich, wenn ich die Geschichte seiner Tochter schlechten enden ließe, obwohl es nicht nötig ist?«, sie rollte sich zusammen.

»Danke Schatten«, meinte Mana noch, dann rutschte sie beiseite, um Fylgien platz zu machen. Und der kuschelte sich zu ihr. Es dauerte nur noch einen Moment, bis auch Schatten wieder ins Bett und unter die Decke kroch. So schliefen sie gemeinsam ein. Und sie waren glücklich, denn ihre Geschichte hatte ein gutes Ende genommen.

Und sie hofften, dass es so bleiben würde.

Ein glückliches Ende für immer.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Seelentraeumerin
2011-01-25T16:05:34+00:00 25.01.2011 17:05
Ganz ehrlich...
erst hab cih mich ja gefragt, wann haben die die Kinder angestellto.O
ich war verwirrt x.x
aber die Namen find cih süß ^.^

Und die Idee mit Fylgien als Geschenk ist klassexD
Also doch noch ein Happy end*.*


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