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Morbus Amatoris

Liebeskrank
von

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Duo

Der Professor erklärte den Unterricht für beendet, und prompt ächzten die Stühle, brummten die Stimmen. Die zähflüssige Masse Schüler schwappte dem Ausgang entgegen und ließ einen Raum zurück, der den Anschein machte, sofort wieder Staub ansetzen zu wollen, wie jemand, den man gerade geweckt hat, sich noch einmal die Decke über den Kopf zieht. Die dicke Luft der Konzentration und Ungeduld verflüchtigte sich, floh förmlich aus der Tür in den hellen Turm, von dem aus nicht nur Tageslicht, sondern auch das Poltern fester Sohlen auf nacktem Stein hereindrang, das verblasste, als würden seine Verursacher irgendwo dort unten von einem unersättlichen Portal aufgesogen werden – als wären sie auf einmal nicht mehr Teil dieser Welt.
 

Ein Schüler ignorierte das Ende der Stunde und starrte weiter in sein Buch für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Er blätterte so gelassen in den Seiten dieser ernsten Thematik, als würde er seinen allmorgendlichen Tagespropheten lesen, und hatte dabei den charakteristischen, sich zwischen sanfter Verblüffung sowie abnormaler Erkaltung – ganz so, als wäre in seinem Gesicht die Zeit stehengeblieben – befindlichen Blick auf.
 

Eine Sitzreihe hinter ihm kauerte eine Schülerin auf ihrem Platz – seitdem sie allein waren, so, als stünde die Raumflutung durch eine zähflüssige Masse erst noch bevor und ihr Stuhl würde ihr bescheidenes Floß sein. Doch sie durfte vergeblich warten. Die einzige Flut war die der Lava zwischen ihren Eingeweiden, welche sich unaufhaltsam emporpresste und so bereits das Gesicht der Schülerin zum Glühen brachte, wann immer sie ihn sah.
 

Sie war eine brillante Schülerin, eine Slytherin, von reinem Blut und dem Stamm zweier altehrwürdiger Zaubererfamilien. Doch länger als all das, fühlte sie, war sie in ihn verliebt.
 

Sie war es seit jenem Moment, da sie ihn unter dem Blättermosaik der großen Ulme lehnend erblickt, wo er in einem Buch gelesen hatte. Dabei war ihm eine ebenholzschwarze Locke vor die Augen gefallen; er hatte sie mit einem Daumen zurückgestrichen, ohne von seiner Lektüre aufzusehen, und sie hielt, als hätte er ihr verziehen, ihn beim Lesen inkommodiert zu haben, unter der Bedingung, dass sie es nicht wieder tat.
 

Jetzt passierte es wieder. Sie hatte es vorhergesehen. Hatte den ganzen Unterricht lang diesem einen Augenblick entgegengefiebert. Übelkeit. Ihr Herz hämmerte gegen seinen Knochenkäfig. Sie schwärmte davon, aufstehen und den Raum verlassen zu dürfen, doch schon war die Sekunde vorüber, und er strich sich die gelöste Ebenholzlocke zurück.
 

„Mister Riddle?“
 

Die Worte auszusprechen fiel ihr so schwer, als würde sie Glassplitter erbrechen, aber als sie endlich draußen waren, verspürte sie Erleichterung. Er wandte ihr sein Gesicht zu – jenes einzigartig, ja schon eigenartig hübsche Gesicht mit den makellos gezeichneten Lippen, den malerisch geschwungenen Brauen, den funkelnden Augen, in denen etwas Hungriges lag – da hatte sie sich auf die Beine gerafft, kämpfte sich an den verlassenen Holzmöbeln vorbei bis zu ihm, wo sie den Mut verlor.
 

Sie kannten sich kaum. Gerade einmal durch eine Gruppenarbeit in Zaubertränke, und vom Aneinandervorbeigehen.

cum

Illumina Nyx. Die Tochter von Amadeus Nyx. Nicht fälschlich dem Haus der Slytherin zugeteilt, ganz gewiss nicht. Er beobachtete jedes Mal erstaunt, wie die arroganten, streitsüchtigen Töchter absolut reinrassiger Familien zu demütigen, wehrlosen Geschöpfen wurden, sobald sie ihm nur gegenüberstanden. Das errötete Gesicht vor ihm, sich verbergen wollend hinter dem Schleier schwarzer Seidenhaare, ließ ihn müde lächeln über die Erinnerung, dass eben dieses dumme Ding gestern im Korridor mit Schikane über Rubeus Hagrid hergefallen war wie eine ausgehungerte Harpyie über einen fetten Zentauren.
 

Jene merkwürdigen Wandlungen seiner Mitschüler, insbesondere der weiblichen, hatten in der vierten Jahrgangsstufe begonnen, auffällig zu werden. Anfangs waren es bloß Blicke, die zwei Klassenkameraden während des Unterrichts austauschten; dann wurden es Berührungen, das scheinbar unwiderstehliche Verlangen, einen anderen Menschen zu ertasten, zu riechen, zu schmecken, in seinem ganzen Ich zu erfassen. Die Umarmungen wurden unübersichtlich, kompliziert, bis zwei nicht mehr voneinander zu trennen waren; sie verschmolzen förmlich, und schließlich lag er eines Nachts im Bett und vernahm das stete, anschwellende Trommeln, welches von solcher Widerwärtigkeit war, dass es nicht seiner Augen bedurfte, um sich genau vorstellen zu können, was zwei Betten weiter passierte.
 

Es hatte ihn abgestoßen, es hatte ihm den Magen umgedreht, dieser nicht enden wollende Lärm einer auf gefoltertem Land marschierenden Armee, dieser süßliche Gestank menschlicher Exkrete. Und trotzdem weigerten sich seine Hände, die Ohren zu bedecken, sie an den Kopf zu pressen, bis der Druck seinen Verstand zersprengte. So wie man nicht wegschauen kann, wenn ein Unfall geschieht, wobei er noch über die daraus resultierende Gemeinsamkeit des einen mit dem anderen rätselte.
 

Er war ein brillanter Schüler, ein Slytherin – ein wahrer Slytherin, durch den das Blut Salazars strömte. Er war Tom Riddle, und er konnte alles haben.
 

Alles.
 

Endlich stellte es kein Problem dar: Er hatte es oft genug beobachtet und brauchte es lediglich zu wiederholen, wie ein Schauspieler, der Shakespeares "Hamlet" interpretiert. Das dumme, illusionierte Ding lieferte sich ihm aus, ohne eine Sekunde lang zu hinterfragen, weswegen er das, wofür es bisher nicht das kleinste Anzeichen gegeben hatte, da sie nicht einen privaten Satz miteinander gewechselt hatten, wahrscheinlich nicht einmal irgendeinen Satz in egal welcher Hinsicht, just durchführte, als hätte er schon immer allein dafür existiert, Illumina Nyx glücklich zu machen. Er küsste ihre Lippen – im Grunde berührte er sie bloß mit den eigenen – löste sich dann gerade so weit von ihnen, dass nur eine Feder dazwischen Platz gefunden hätte, berührte sie erneut mit der Behutsamkeit und doch Leidenschaft eines Pianisten, der prüfend die ersten Töne anspielt, um sich kurz darauf in der Erhabenheit der Musik völlig zu verlieren. Die Kraft seines Kusses zwang ihren Kopf in den Nacken; gleichzeitig stöhnte sie, als wäre sie nicht geschickt genug für diese Bewegung, als würde es ihr wehtun, und dabei keuchte sie seinen Vornamen gegen seinen Atem. Purer Hass explodierte in ihm, und er musste sich beherrschen, um dieses ahnungslose Geschöpf nicht von sich zu stoßen, gegen einen der Tische, sodass es sich an dessen Rand den Kopf zerschlug und verblutete. Jäh spürte er bittere Enttäuschung – nicht, weil er davon ausgegangen war, sie würde in ihrer Ekstase an die höflichen Anredeformeln denken, sondern deshalb, weil dort außer dieser Enttäuschung nichts bemerkenswertes anderes war. Ihre Finger auf seinem Rücken waren ihm wie klebriges Astwerk, ihre Lippen schmeckten nach vertrocknetem Brot, ihre Zunge glich einem ledrigen Lappen und ihr Gesicht stank nach dem modrigen Keller, aus dem es kam und in welchen es wieder zurückkehren würde – ihr ganzes Ich, ihre Existenz, diese schreckliche Nähe ekelte ihn an, die Nähe zu diesem minderwertigen, verblendeten Tier, das ihm die Unschuld seines Körpers geraubt hatte, seine letzte Unschuld, nachdem die seiner Seele schon lange verloren, vielleicht niemals vorhanden gewesen war. Mit unendlicher Gemächlichkeit, als wirkte zwischen ihnen eine sehr mächtige magnetische Anziehungskraft, beendete er die Verbindung, die keine war, und sie blickte, da sie die Augen öffnete, auf ein bezauberndes Lächeln. Er hingegen blickte in ein Gesicht, das wohl noch nie so offen gewesen, aus dem alle Schwere des Dünkels gefallen war und dessen Augen seltsam ehrlich leuchteten.
 

„Oh, Tom…“
 

Halt den Mund.
 

Wieso war da nichts gewesen? Wie konnte da nichts sein, wenn alle, wirklich alle aus seinem Jahrgang – altersunabhängig, häuserübergreifend, ausnahmslos – davon besessen waren? Hatte er etwas falsch gemacht? Hatte er etwas vergessen?
 

Illuminas Miene wandelte sich und stellte just ein einziges Fragezeichen dar. „Bedeutet das, wir… wir sind jetzt zusammen?“
 

Sie hätte den Eingeweihten Zauberlottoschein finden können, der einem die richtigen Zahlen zuflüstert – die Aussicht, sich vor der gesamten Schule mit Tom Riddles Zuneigung brüsten zu können, erfüllte sie offenbar nicht weniger mit Euphorie.
 

„Es soll unser Geheimnis bleiben“, hauchte er und sah ihre Freude so abrupt sinken, dass er sich fragte, ob es der Kuss gewesen war, den sie geduldig begehrt hatte, oder bloß die Bewunderung und der Neid ihrer Mitschüler und Lehrer.
 

Illumina fand sich mit der Bedingung ab. Nun gab es auch für Tom Riddle jemanden, mit dem er im Unterricht verstohlen Blicke austauschen, den er berühren und in seinem ganzen Ich erfassen konnte, aber das war – wie sich herausstellte – nicht einmal alles. Angefangen bei ihrer sich erst jetzt entblößenden Zerstörungswut: So hegte sie ein unheimliches Interesse daran, seine Frisur zu zerstören, was er sinnlos und auf die Dauer enervierend fand, besonders, wenn sie ihn vor dem Unterricht attackierte und er anschließend einen Spiegel aufsuchen musste, was ihn einmal fast zu spät zu Wahrsagen kommen ließ. Darüber hinaus hatte er plötzlich überall kleine, bunte Zettel zu finden und jedes Mal, wenn er glaubte, allein zu sein, seinen Arm ihrem unnachgiebigen Klammergriff zu opfern. Wenn sie zusammen waren, schien sie seine Finger einer Hand zu zählen, wieder und wieder, als könnte sie nicht glauben, dass es tatsächlich fünf waren, oder sie halluzinierte ohne Ende darüber, was sie machen würde, sobald sie die Schule abgeschlossen hätte – natürlich mit ihm. Das dumme Ding reduzierte sich auf die Verpflichtung, lästig zu sein, und Hagrid würde es ihm vermutlich auch noch danken, wüsste er, weshalb seine Gänge durch die Korridore plötzlich regelrecht ereignislos blieben.
 

Doch das, was er nicht nur erwartete, dessen Erfolgen er voraussetzte, ärgerte ihn ob des Vorteils, nicht mit Händen, auch nicht mit einem Accio, ja nicht einmal durch ein Aparecium greifbar zu sein. Es war nicht so, dass es ihm entwischte, denn dafür hätte es sich ihm erst einmal zeigen müssen. Es gab sich aber nicht zu erkennen, als würde es überhaupt nicht existieren, während es sich doch zur selben Zeit immer wieder bei anderen ereignete, wo er es deutlich sehen konnte.
 

„Magst du Kinder, Tom? Wie würde dir das gefallen, hm? Warum sagst du denn nichts dazu?“
 

Keines ihrer Worte erreichte ihn, keines außer Tom.
 

Dann verhielt sie sich sonderbar.

faciunt

Es geschah nach dem Astrologieunterricht. Hogwarts’ Räume und Flure wirkten zu jeder Tageszeit verstaubt und finster; nur sobald der Mond einen vollen, weißen Kreis beschrieb, glitten geisterhafte Lichtschleier durch die Fenstergläser, in denen die Staubpartikel wie tausend winzige, sichtbar gemachte Sterne segelten.
 

Illumina Nyx hielt den hochgewachsenen Jungzauberer mit dem Ebenholzhaar, auf dessen Kutte das silberne Abzeichen des Vertrauensschülers glänzte, unter einem Vorwand zurück, bis sämtliche Klassenkameraden für diese Nacht aufgehört hatten, zu existieren, zur Zukunft geworden waren. Sie waren nun schon seit geraumer Zeit "zusammen", und nie hatte sie mehr von ihm gefordert, als er ihr zu empfangen gestattete. Ihre für gewöhnlich etwas müden Augen waren jetzt sehr offen – wäre es heller, würde er sogar die Farbe ihrer Iriden identifizieren können. „Ich möchte dir etwas zeigen, Tom“, flüsterte sie bloß, und irgendetwas in ihrem Ton, ihrem Blick, seinem Inneren motivierte ihn, die bisherigen Enttäuschungen hinter sich zu lassen und neu zu erwarten. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken, um ihn auf ihre Höhe zu zwingen, und drückte ihren Mund auf den seinen. Genauso hätte sie ihre Handfläche auf seine Nasenspitze legen können – es fühlte sich an wie ein unbeschriebenes Blatt Papier.
 

Die Hände rutschten zum Umschlag seines Mantels, an welchem sie ihn aus dem Zimmer zerrte. So machte sie ihn sich eine Weile durch den Korridor nachlaufen, als spielten sie Klingelstreiche, und drückte ihn schließlich in das sich Offenbarende hinter einem schwarzen, edel verzierten Portal, das er ganz gewiss noch nie zuvor gesehen hatte. Sein Blick löste sich nicht von dem ihren, aus dem kokette Süffisanz sprach, ein düsteres "Lass dich überraschen", als würde sie ihn jetzt umbringen, und dennoch war es unmöglich, sich nicht der Gewalt der kristallinen Windspiele auszuliefern, von denen Hunderte sie schwebend umgaben, klingend und singend, obwohl in diesem Saal keine einzige Brise blies, die sie hätte bewegen können. Wo Illumina Nyx ihre Füße erhob, wuchs immer eine andere Blume aus dem Steinboden. Ausgeschlossen, dass sie über derartige magische Fähigkeiten verfügte. Am anderen Ende angekommen, schmiss sie den Überraschten gegen die Mauer, dass er sich den Kopf stieß und bunte Punkte vor seinen Augen kreisten. „Das…“, keuchte sie, warf sich um seinen Hals und belagerte ihn mit einem Bataillon stürmischer Küsse, „…ist der Raum… der Wünsche. Er erscheint immer, wenn… man sich innig wünscht, allein… zu sein.“ Dann grinste sie. „Oder zu zweit… Soll ich dir einen Wunsch erfüllen, Tom Riddle?“
 

Könnte es sein? Könnte die Macht jenes Raumes wahrlich imstande sein, den in der teerigen Schwärze seiner Seele erstickenden Wunsch zu erhören? Vermochte dieser Raum alle Unzulänglichkeiten Illuminas zu kompensieren, korrigieren und ihm endlich, endlich vor Augen führen, was an dieser ihm fremden Magie, die zwei Menschen unterschiedlichen Geschlechts zueinander hinzog, bis sie eins wurden, die sich bisher vor ihm versteckt gehalten hatte, so unwiderstehlich war, so besitzergreifend, so jegliche Vernunft ausschaltend, so animalisch? Würde diese Nacht ihn so weit bringen, dass er darum bettelte, zu sterben, mit diesem Mädchen gemeinsam zu sterben, damit es niemals wieder endete?
 

Er atmete den Duft ihres Haares nach einem schüchternen Sommerregen ein, während sie den Knoten seiner Krawatte löste. Sein Hemd raschelte dumpf, als sie den oberen Knopf öffnete, und er musste komischerweise an die Frau denken, die am Gleis 9¾ ihrem Sohn den Frack gerichtet hatte. Er dachte an seine Mutter, ein Schemen mit pechschwarzem Haar – er kannte sie nicht; ihm war nicht einmal ein Foto von ihr geblieben.
 

Angestrengt versuchte er, durch ihre Worte, ihre Berührungen irgendetwas zu fühlen. „Nicht so steif. Entspann’ dich…“ Das dumme Ding überfiel ihn, leckte ihn ab, als wäre es ein Hund und er ein Knochen, und er – was unter allen anderen Umständen schlichtweg undenkbar gewesen wäre – ließ es einfach geschehen. Es gab ein hässliches Schleifen, da sie an ihm hinabrutschte, und für einen Moment war er geneigt, sich nach ihrem Zustand zu erkundigen, bis er begriff, dass es Absicht gewesen war. Wie ein Schoßtier hockte sie zu seinen Füßen, und ohne, dass es ersichtlich war, wusste er, dass jedes Molekül ihres Körpers nach seiner zärtlichen Zuwendung schrie. Obzwar sie dieselbe Miene trug, wenn Gryffindor fünfzig Punkte Abzug kassierte, wirkte sie gehorsam, nahezu unterwürfig, und er begann tatsächlich, etwas zu fühlen.
 

Der Raum der Wünsche war irrelevant für ihn, doch sah er ein, dass die mysteriöse, aus Glockenspielen und Leere bestehende Atmosphäre wichtig war für Illuminas Selbstvertrauen. Vermutlich manifestierte er ob aller Einfalt das ganze, komplexe Innenleben der Slytherin, die sich in ein Areal vorwagte, welches sie niemals zuvor betreten hatte.
 

Sie schob ihre Hände unter seinen Umhang und strich die Länge seiner Beine auf und ab, auf und ab, auf und ab. Riddle lehnte seinen Kopf zurück, schloss dabei die Augen; seine Hände ballten sich so geschmeidig, dass er es selbst nicht zur Kenntnis nahm. Er glaubte, dass er zitterte, und was er fühlte war etwas, das mit Angst gleichzusetzen war. Er meinte auch, obwohl er keine Begründung für diese Anschauung vorbringen konnte, dass sie zu tief war. Illumina. War. Zu. Tief. Sie musste aber höher, warum auch immer.
 

Höher. Höher, verdammt! Höher!

idem

Wieder und wieder ließ sie ihre Handflächen nach unten fahren. Sie spielte mit ihm, wie er mit ihr gespielt hatte. Das Ruder war herumgerissen; der Wind hatte sich gedreht. In diesem Raum war er machtlos gegen sie. Und das Schlimmste war, dass er es genoss.
 

Obwohl es heiß geworden war. Ungeheuer heiß. Das Atmen erforderte mehr Kraft. Ihm schwindelte. Hinter seiner Brust pulsierte etwas, über dessen Existenz irgendwann einmal jeder nur schwitzend lachen würde.
 

Er suchte Ausreden, einen Fluchtweg aus dem Spiegellabyrinth der Wahrheit seines Ichs. Er wollte sich abwenden vor der unveränderlichen Tatsache, wie jeder Mensch diesen ordinären, abartigen Wunsch zu hegen, ihm zu folgen; er stand vor dem sumpfigen Schlund seiner Körperlichkeit und redete sich ein, darüber hinweggehen zu können. Nur ein Test. Alles, was zählt, sind Fakten. Das Warum soll beantwortet werden, und ich setze dem ein Ende.
 

Dann dachte er immer weniger. Sein Gehirn schmolz zu einer unbrauchbaren Masse. Das weiße Glühen, welches seinen intelligenten und scharfsinnigen Verstand beseelte, sank hinab. Illumina verlor ihren Namen, ihr Gesicht, ihre Bedeutung, und schließlich verlor er sich selbst. Sein Körper schien sich von oben aufzulösen; all das, was nicht mehr gebraucht wurde, erlahmte und verblasste. Das weiße Glühen fand einen völlig neuen Ort in ihm drinnen, und es fühlte sich unbeschreiblich an. Jetzt. Jetzt! Jetzt stand er kurz davor, alles zu verstehen! Absorbiert von seiner eigenen Lust, die anders als seine bisherigen, ehemaligen Ziele weder einen Sinn hatte noch auf einem Grund fundamentiert war, fühlte er sich überein mit den sündigen, niederen Trieben seinesgleichen. Tom Riddle hatte die Antwort gefunden, das Geheimnis der Liebe ergründet, nur schade, dass er gegenwärtig zu dumm war, um sich diese Lösung zu bewahren.
 

Dann geriet die Hand ein Stück höher. Ein Schmerz, ein höllischer Schmerz durchfuhr ihn von oben bis unten, wie ein Blitz – nein – unvergleichlich, unfassbar, zerriss ihn förmlich, verneinte sein Leben. Er schnappte nach Luft, doch die war sich zu wertvoll für ihn, und erstickte. Er wollte schreien.
 

Mit Entsetzen erinnerte er sich an die eine Nacht im Jungenschlafsaal der Slytherin, das rhythmische Marschieren, das ihn bis in seinen traumlosen Schlaf verfolgt hatte, und sie trieb ihn beinahe zur Verzweiflung, die Drohung, dieselben jeder Würde beraubenden, ekelhaften, scheußlichen Geräusche könnten ihn als Wirt missbrauchen, könnten aus seinem Mund dringen, könnten von ihm stammen.
 

Ein Schlag, und alles verwandelte sich in Abscheu und Zorn. Das war keine Liebe, und das war nicht schön. Mit einem Bein stieß er Illumina, die sich an seinem Gürtel zu schaffen machte, von sich und vernichtete sie mit einer verzerrten Mimik, einer furchterregenden Karikatur des wunderhübschen Tom Riddles. In jenem Augenblick, da sich die nicht wahrhaben wollende Tatsache breitbeinig vor ihn stellte und ihm mit einem maliziösen Grinsen die Maske vom Gesicht riss, zeigte sich erstmals, wie der exzellente Ausnahmeschüler in Wahrheit aussah. Wie er später, zerstört durch Hass und Schwarze Magie, für immer aussehen, bis er im Mai 1998 hier auf Schloss Hogwarts sein Ende finden würde.
 

Er vermochte sich nicht mehr viel einfallen zu lassen, was ihn vor der grausigen Tatsache retten konnte. Als er Tage später allein vor dem Raum der Wünsche stand – die Augen geschlossen, die Lippen lautlos dreimal seinen Wunsch äußernd – und anschließend hineintrat, würde der Raum leer und schwarz sein.

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Der Winter hielt Einzug, und er ernüchterte nicht allein die Temperatur, sondern dazu die Erwartungen und Ansprüche. Keine Sonne schien im grau behängten Spätnovemberzenit zu existieren. Hogwarts hatte sich mit Schnee zugedeckt, und seine Schüler in ihren schwarzen Kutten hoben sich von der weißen Fläche ab wie ein Fluss Ameisen. Sie steuerten Hogsmeade an, und in ihrer gewohnten Abgeschiedenheit wusste Tom Riddle nicht mehr in allen Details, wie es Illumina Nyx gelungen war, ihn hierfür zu überreden. Als die Erinnerung dann doch wieder in sein Gedächtnis zurückkehrte, hätte er sie am liebsten gleich wieder hinausgeworfen.
 

In den Drei Besen bestand er auf den einsamsten Tisch, an welchem sie sich gegenübersetzten. Ihre enorme Jacke schien ihren kleinen Kopf verschlingen zu wollen, von dem das Haar dünndrahtig herunterhing. Wo das Fleisch merklich weniger geworden war, hatte die Schminke zugenommen, und ihre von unsichtbaren Gewichten erschwerten Mundwinkel rangen um das verronnene, nur die wenigsten kalt lassende Grinsen. Illumina weinte nie, doch ihre Augen waren tief in die Höhlen zurückgefallen und nun permanent verschattet.
 

Als Tom ihre Bestellung bezahlte, erwischte er seinen Gedanken, sie durch diese triviale Geste entschädigen zu wollen. Sie träumte weiter von ihren utopischen Vorstellungen, welche sie – obschon die Zeichen des Verfalls unübersehbar waren – nicht aufgeben wollte. Er neigte sich über die Holzplatte hinweg und küsste sie. Bedankte sich für ihre hingebungsvolle Loyalität. An den anderen Tischen lachten die Schüler über einen Vorfall in den Theaterproben. Bevor er sich wieder zurücklehnen konnte, umklammerte sie seine Hände, und hätte er über ausreichend echtes Einfühlungsvermögen verfügt, wüsste er nun, dass ihr bei aller Ignoranz der Realität klar war, dass es enden würde.
 

„Ich liebe dich…“
 

Er schwieg. Hob er das Glas Elfenwein hoch genug, verschwand ihre Erscheinung fast hinter der rubinroten Flüssigkeit.
 

„Wieso bist du so abweisend zu mir? Was habe ich falsch gemacht? Ich verstehe es nicht, Tom. Hilf mir, es zu begreifen. Dich zu begreifen. Deine Liebe tut so gut, Tom, wenn du mich küsst und berührst – es ist ganz anders als mit allen anderen Freunden! Ich sehne mich nach dir, aber ich spüre, dass irgendwas zwischen uns steht, und das zerrei…!“
 

Er zischte scharf, und sie verstummte, als hätte er ein Silencio ausgesprochen.
 

Was für ein dummes, wirklich dummes Geschöpf. Hinter dem Namen Illumina Nyx, hinter dem gehässigen Gesicht verbarg sich eine enttäuschende Abhängigkeit. Große Erleichterung umgarnte Tom Riddle, festzustellen, dass er nicht so war, und zugleich traf ihn die Erkenntnis, nicht so zu sein, wie eine niederschmetternde Wahrheit. Es musste wunderbar erlösend sein, nicht die Rolle des Denkers innezuhaben, einfach Tier zu sein, einfach zu leben, einfach zu tun, wonach der Körper verlangt.
 

Fürwahr. Wenn er hinter das Geheimnis kommen wollte, dann durfte er nicht lauschen, wonach es seinen Geist dürstete, denn sein Geist war seine kühl kalkulierende Vernunft, sein barsch bestimmender Mentor. Wenn er das Rätsel lösen wollte, dann musste er seinen Körper fragen.
 

Dafür wiederum galt es, seinen Geist ruhigzustellen. Zu betäuben. Ja: Betäuben. Bloß für Minuten. Länger würde er nicht brauchen, um seinen Körper sprechen zu lassen, denn eines wurde ihm bewusst beim Anblick dieses törichten, treuen Mädchens: Sein Körper wusste, was zu tun war; er hatte es ihm schon einmal sehr nahe gebracht. Doch sein Verstand setzte alles daran, ihn davor zu schützen. Er stieß das Verlangen in Jauche und machte es so zu etwas Abstoßendem. Er appellierte an Toms Gewissen…
 

Hatte sein Verstand Angst, er würde sich wie diese Menschen in der Sucht nach Zärtlichkeit, nach leiblicher Nähe, nach der Verschmelzung verlieren?
 

Alles, was er wollte, war, in Erfahrung zu bringen, ob es der Wahrheit entsprach, dass ein ohne Liebe entstandenes Kind selbst keine empfinden kann.
 

Lächerlich.
 

Liebe ist wie gehen, sprechen, denken. Man macht es mit dem Körper – also mit etwas, das jeder Menschen zeit seiner Geburt besitzt. Man kann es nicht nicht können.
 

„Ich werde lieben.“
 

„Was?“
 

„Illumina“, hauchte er und ließ eine präzise abgestimmte Dosis Hilflosigkeit in seine Stimme einfließen, welche ihm unmittelbar ihre komplette Aufmerksamkeit sicherte. „Ich will dir alles geben, wonach du mich fragst – ich würde es gerne, doch ich fürchte, ich schaffe es nicht allein. Ich habe Angst…“
 

Dieses Geständnis überraschte sie sichtlich.
 

Er ließ es wie seinen letzten Atemzug klingen: „Hilf mir.“
 

Unglauben füllte ihre Augen. Dann Entschlossenheit. Eine unehrliche Entschlossenheit, eigentlich mehr eine willenlose Trance. „Das werde ich. Tom. Ich werde dir helfen. Warte. Ich werde uns etwas zu trinken holen…“
 

Dummes, hässliches Mädchen.
 

Zu einer Zeit, da alle Ameisen längst wieder zurück in ihrem schwarzen Hügel zu sein hatten, flackerte in einem Zimmer des Gasthauses der Schein eines Lumos-Zaubers auf, wie er nur von einem durchschnittlichen Schüler beschworen werden konnte. Riddle fiel rückwärts auf einen Stuhl und starrte hinauf. Er konnte nicht mehr stehen. Hervorragend. Sein Kopf protestierte, doch er hatte ihm das Maul aufgerissen und ihm alles eingeflößt. Nun schwappte die Masse hinter seinen Augen hin und her und machte es ihm unmöglich, sich gerade zu halten. Die Vernunft war ertränkt. Der Stolz war ertränkt. Die Schranken unter der tosenden Flut eingebrochen. Illumina stand vor ihm wie Ophelia, mit entblößter Schulter – eine Vorstellung allein für ihn. „Keine Angst, Tom, keine Angst. Ich helfe dir…“ Hinter dem wässrigen Schleier erkannte er ihr nervendes Gesicht kaum. Eine Gestalt ohne Identität beugte sich zu ihm herab, streichelte seine Schläfen, fuhr durch sein Haar, küsste ihn. Sie streifte den Mantel von seinen Schultern, zog am Schal, bis er sich selbstständig löste, rau um seinen Hals wanderte, dass es sich nach etwas Lebendigem anfühlte. Schob ihre Hände über seine Arme. Setzte sich auf sein Bein. Presste sich an ihn. Nie war er einem Mädchen so nahe gewesen, nicht einmal Illumina. Da wirkte ein fremder Druck auf seine Brust, von außen, und abermals bemächtigte sich seiner jener heiße Schwindel, der alles, was jenseits der Kontaktstellen lag, als unwichtig bestimmte. Illumina bewegte sich auf ihm, als bangte sie ständig, herunterzufallen, und atmete nicht weniger heftig als er. Ihre Lippen lungerten an seinem Mund herum, als würden sie in ihm verschwinden wollen, aber irgendetwas fehlte.
 

Lust ist ein absonderliches, perverses, aber geiles Gefühl. Wollte er diese äußerst starke Empfindung evozieren, musste er ihr eine Grundlage errichten, ein Fundament, bestehend aus der mächtigsten Emotion, die ihm bis jetzt bekannt war.
 

„Meinen Namen… Sag’… meinen Namen!“
 

Hass.

est

Und sie gehorchte. Erst wie das Klackern eines fahrenden Zuges, ersetzte sein Name bald jedes Ausatmen von ihr. Der klanglose, wertlose Name seines idiotischen Vaters. Der Name, den auch seine Mutter wieder und wieder gestöhnt hatte in der Nacht, da er geschaffen wurde. Tom… Tom… Er stellte sich vor, wie sein Vater breitbeinig, herrisch auf dem sündhaft teuren Biedermeiersofa saß, im Frack, und seine Mutter, in ihren bedauernswerten Kleidern, welche ihr nur noch am Becken hingen, auf seinem Schoß, sich an seinen strahlend weißen Kragen klammernd. Sie starb in jedem ihrer Küsse, die seinen markanten Zügen nicht eine einzige Regung abforderten; sie saugte aus seinen unbarmherzig grinsenden Lippen das bittere Elixier ihres Lebens. Ihre Armut an Glanz und Grazie ließ ihn herrschen, und schließlich waren es seine Machtverliebtheit, seine Selbstgefälligkeit, sein Sadismus, die ihn sich irgendwann erheben und sie auf das große Bett werfen ließen. „Mein Name… Sag’ ihn!“ Sie leistete ergeben Folge, krallte sich in sein Hemd und zog ihn zu sich hinunter. Riddles Hände zu beiden Seiten ihres Kopfes verdeutlichten ihre inexistenten Chancen zur Flucht. Illuminas schwarzes Haar floss zu allen Seiten in verspielten Strömen von ihrem Haupt fort, schmeichelte seinen wie von Pech umworbenen Fingern. Tom… Oh, Tom… „Streng’ dich mehr an, du dummes Ding. Wenn du willst, dass ich dich von deinem jämmerlichen Drang befreie, zeige mir, dass du meines Mitgefühls wert bist, wenn schon nicht mein Geld und meine Liebe.“ Sie wand sich unter ihm wie unter einem Cruciatus-Fluch, stöhnte. Stöhnte seinen Namen. „Es wird niemand anderen in deinem Leben geben, nur mich. Nur mich. Ich bin du. Du bist ein Teil von mir. Du willst ein Teil von mir sein, nicht wahr?“ Illumina nickte irrsinnig und rang um ausreichend Sauerstoff, um antworten zu können: „Ja! Ja!“ Seine belohnenden Küsse entriss sie ihm wie eine Verhungernde. „Ergib dich mir… Diene mir… Sieh zu mir hinauf… Deinem Meister.“ Als sich seine dünnen Finger zusammenzogen wie die Beine einer sterbenden Spinne, klemmten sie Bettlaken und Haarsträhnen ein. Er hob seinen Kopf. „Name…“ – „Tom…“ Der Ausdruck eines zur Verzweiflung getriebenen Leidens war in seine Miene getreten. „Noch mal…“ Tom, bitte… „Was hast du, Merope? Ist es nicht das, was du wolltest? Hast du dir diesen Moment nicht schon immer erträumt? Im Bett des wunderhübschen Tom Riddles zu liegen, mit ihm die Nacht zu verbringen? Bilde dir nichts ein, Dummerchen. Du bist nur eine von Hunderten, und eine von den hundert Hässlichsten noch dazu. Der einzige Grund, weshalb ich dich mein Zimmer verpesten lasse, ist Rache.“ Riddle warf ein Bein über die ihren, ohne den intensiven Kuss zu unterbrechen, stützte sich auf seinen Knien ab und ließ die Hände tätig werden. Merope schlang ihre Arme um ihn, presste seinen Kopf an den ihren, dass es wehtat. Fahrig wischte er über ihr bloßes Bein, wie sie es bei ihm getan hatte, doch um auf dieselbe Weise mit ihr zu spielen, fehlte ihm die Beherrschung. Beider Bewegungen folgten immer weniger einem Prinzip; es ging nur noch darum, den anderen so oft und so schnell wie möglich zu berühren. Nur eine Bitte hegte er noch: Um sie ihr verständlich zu machen, griff er mitten im Sturm dieses entfesselten Treibens nach ihrer Hand und legte sie unmittelbar über seinem Gürtel auf seinen Bauch, sodass ihre Fingerkuppen noch den kühlen Stahl des Verschlusses berührten. „Tom, ich kann nicht mehr…“ Er öffnete die glühenden Augen. „Bitte… Bitte, Illumina… Du musst es tun… Ich kann es nicht… Illumina, ich bitte dich!“ Merope stürzte sich auf alles, was sie von seinem Vater zu fassen bekam, und wie die Hexe, die sämtliche Schauermärchen in sich vereint, zerrte sie an seinem edlen, onyxschwarzen Smoking. „Wie ein Geier“, spottete Thomas Riddle auch jetzt noch. „Armes, kleines, dummes Ding. Wie seltsam, dass ich geneigt bin, mit dir diese Verbindung einzugehen. Niemals wirst du jemand anderen kriegen. Niemals wird dich irgendjemand lieben. Wie denn auch? Du selbst kannst es ja nicht! Begehre! Rede dir ein, dass du es tust! Ersticke mit jedem Kuss die Widerworte der Wahrheit; fege mit deinen sanften Händen alle Zweifel hinweg! Alles, was dir am Ende bleibt, ist Hass. Es gibt keine Liebe. Nicht für dich – Tom!“
 

Er schrak auf. Stolperte vom Bett und stemmte sich keuchend gegen die Stuhllehne. Weiß schimmernd klebten ihm die schwarzen Locken auf der nassen Stirn. Jedes seiner Kleidungsstücke schien vor Feuchtigkeit zu einer zweiten Haut geworden zu sein. Eine Welle des Ekels überrollte ihn. Irgendetwas in seiner Mitte fühlte sich schwer an. Er wollte gar nicht daran denken, was es war. Ansonsten? War das alles? Kein in einem Ausbruch der fanatischen Ekstase endender Rausch? Kein Zusammenbruch nach dem steilen Aufstieg mit allmählicher Rückkehr in die Realität? Kein inniger Kuss, der auf leise Danksagungen folgt, die gleichzeitig etwas versprechen? Kein Schmetterling, der mit seinen Flügeln flatternd die Pollen zarter Friedlichkeit verteilt? Wo war sie, die Liebe; war sie nicht eben greifbar gewesen? Ist sie nicht doch nur Sache des Verstandes, und ist das, was der Körper abkriegt, nicht etwas bedauernswert anderes?
 

Hinter ihm knarrte das alte Holzbett, als Illumina sich schnaufend darin aufrichtete. „Was ist…? Oh, Tom, es tut mir so Leid. Es ist nur… Du hast mich darum gebeten, und… Was hätte ich tun sollen?“
 

Er presste die Augen zu. Gott, ihm war so schlecht…
 

„Was ist mit dir? Geht es dir nicht gut? Tom, sollen wir aufh…?“
 

Nenn’ mich nicht TOM!
 

Er hörte sie zitternd nach Luft schnappen. Ihren panischen Blick sah er selbst noch in der schmerzenden Schwärze hinter seinen Lidern. „Beruhige dich, To… ganz ruhig. Alles ist gut. Ich… weiß nicht, was du hast… aber wir können bestimmt was dagegen machen. Komm… Komm her zu mir.“
 

Mit brennenden Augen wirbelte er herum. „Kapierst du es nicht?! Ich kannkeineLiebe empfinden!“
 

Ihm begegnete eingeschüchterte Verwirrung, und er wusste, dass sie sich am liebsten an ihm vorbei aus dem Zimmer geschlichen hätte, wenn sie nur könnte, so wie es Illumina Nyx sekundenlang für das Beste gehalten, ehe sie ihn nach Verteidigung gegen die dunklen Künste zum ersten Mal angesprochen hatte. Hätte sie nur auf ihre Eingebung gehört… hätte sie nur…
 

Das Nächstbeste in seiner Reichweite schleuderte er gegen den Spiegel, der kreischend in tausend Splitter zersprang. „Danke, Mutter!“ Riddle spie das Wort aus, als gäbe es keines, das er mit größerer Verachtung in den Mund nahm. Anschließend schwand seine Kraft, aus Hass geboren, und er musste sich auf den Stuhl niederlassen. Keine Haltung. Keine Anmut. Illumina hatte ihn niemals so verletzt gesehen. Sie dachte daran, aufzustehen, auf ihn zuzugehen, ihn einfach in die Arme zu nehmen, ihn zu wiegen, das Haar aus seinem Gesicht zu streichen. Warum sollte sie zögern? Einmal war sie bereits auf ihn zugekommen, und sie hatte es nicht bereut.
 

Seine Schultern bebten. Ob er weinte?
 

Sie konnte beim besten Willen nicht begreifen, was soeben geschehen war. Sie wusste lediglich, dass es sich um etwas Echtes und Ernsthaftes handelte, und das genügte. Tom war nicht wie andere. Tom war einsam. Tom war auch schwierig, aber das würde sie nicht verjagen. Sie liebte ihn und war entschlossen, ihm dieses Glück zu schenken, ihn lächeln zu machen, egal wie lange es brauchen würde. Behutsam schob sie ihren Fuß zur Bettkante, um ihn auf dem Boden abzusetzen.
 

Dann hörte sie ein Kichern.
 

Frostig, humorlos, markerschütternd. Wie verhungernde Kücken. Wie eine Säge, die durch Knochen schneidet. Riddle brach in Gelächter aus und hatte Mühe, sich zu fangen.
 

„Du machst mir Angst…“, warnte sie ihn mutlos.
 

Er drehte sich zu ihr, und sein schiefes Grinsen entsetzte sie. Seine Augen waren kalt, unnatürlich kalt. Nicht kalt wie Eis, sondern kalt wie – ihr fiel nichts ein, das einem Vergleich angemessener war – kalt wie eine Leiche. Illumina hatte nie eine angefasst, und doch: Jetzt vermochte sie sich lebhaft vorzustellen, wie sich so eine anfühlte. Wie konnte ein Mensch so tot sein? Die Gewissheit drängte sich ihr auf, dass er sie umbringen würde.
 

Mit müßiger Eleganz schlich er um das Bett her und fokussierte sie mit den gierigen Augen einer Schlange. Wenn er nun sprach, verkümmerte seine Stimme gelegentlich zu einem scharfen Zischen, das ihn diesem Reptilwesen nicht unähnlicher machte. In Muggelkunde, meinte sie sich zu entsinnen, hatten sie erfahren, dass die Muggel Schlangen als etwas bösartig Verführerisches ansehen; dass eine Schlange Schuld daran habe, dass die Frau bei der Geburt so leiden muss. Sie wusste nicht genau, weshalb sie jetzt daran dachte.
 

„Ich sehe das Unverständnis in deinen Augen, Illumina“, verriet er ihr, bedrohlich leise und doch süß wie Honig. „Gewährst du mir, deine Gedanken zu erraten? Du kannst dir nicht vorstellen, wie es möglich sein kann, der Liebe nicht fähig zu sein – es sei dir vergönnt. Schließlich bist du nur irgendeiner von allen, du bist nicht ich, du hast Glück gehabt. Oh, nur keine Panik, meine Kleine: Ich bin dir nicht böse, weil du mich nicht verstehen kannst. Ich bin dir überhaupt nicht böse. Ehrlich gesagt: Falls ich überhaupt böse bin – mache ich denn ernsthaft den Eindruck? – falls überhaupt, dann niemals auf dich, unwissendes Ding. Du bist bloß Mittel, Illumina, ein Pflasterstein auf meinem langen, beschwerlichen Weg zum Triumph, auf den ich trete und sonst nicht weiter beachte. Du willst mehr, nicht wahr? Du willst mich. Willst mich spüren. Armes, kleines Illuminchen…“
 

Er stützte seine Hände neben ihr auf das Bett. Ein in Flammen stehender Himmel schien sich hinter seinen Iriden zu befinden – oder noch treffender: Ein Meer von Blut.
 

„Leider, leider ist es mit dir so spannend, wie einer Eule beim Schlafen zuzugucken. Ich fühle nichts… Nichts, Illumina. Nichts! Ich bin gefühllos. Du kannst sagen, ich bin ein Monster. Weißt du, wie es sich anfühlt, ein Monster zu sein? Nein, natürlich nicht. Und soll ich dir etwas verraten? Ich weiß es auch nicht! Denn ich fühle ja nichts!“ Riddle zuckte vor mühsam unterdrücktem Lachen.
 

„Tom, bitte… Du machst mir Angst.“
 

Er schoss in die Gerade, wackelte affektiert mit den langen Händen und äffte sie mit überspitzt hoher Stimme nach: „"Tom, bitte! Du machst mir Aahaaangst"!“ In der nächsten Sekunde war er wieder ausgekühlt. „Wenn dies alles ist, was du dem Angesicht des Todes entgegenzusetzen hast, dann bist du noch armseliger, als ich befürchtet habe.“
 

Sie brauchte eine Weile, um zu kombinieren. „Du wirst mich töten?“
 

„Töten?“, wiederholte er, als hätte sie ihm vorgeworfen, auf die Mädchentoilette zu gehen. „Wie kommst du denn darauf? Ich plaudere hier lediglich mit dir über die schwarzen Abgründe meiner Seele, zerstöre nebenbei die deine, lasse dich aber danach fröhlich zurück nach Hogwarts spazieren, wo du den Lehrern berichten kannst und wirst, wie der Vertrauensschüler Tom Riddle tatsächlich tickt, und freue mich darüber, meinen tadellosen Ruf ruiniert zu haben – für nichts. Abgesehen davon, dass dir niemand glauben würde…“
 

„Hör’ auf… so zu reden…“ Sie schrak wimmernd zusammen, als er an sie heranschnellte wie der Kopf der giftigen Schlange, nur um mit der Nase bedächtig über ihren Hals, ihre Wange, ihren Haaransatz zu streichen, als würde er nach der geeigneten Bissstelle wittern. Dann seufzte er innig. „Wie gut du riechst… Grüner Apfel… Einnehmend und doch dezent… Neu… Hast du es für mich gekauft? Oh. Und was ist das? …Ist das etwa Angst?“
 

Illumina schniefte kauernd. „Du bist betrunken…“
 

„Und ich muss zugeben, das war eine glänzende Idee von dir.“
 

„Töte mich nicht…“
 

„Schhh…“ Riddles Augen starrten durch sie hin, während seine Hand gar mütterlich über ihr Gesicht fuhr. „Willst du mich denn gar nicht mehr? Nun kennst du meine Gedanken, mein Ich, doch mein Körper ist immer noch derselbe. Ihn wolltest du doch? Hier… Lass deine Hand horchen… Vielleicht spürst du ja mein Herz… Ich muss gestehen, ich habe dir nicht ganz die Wahrheit gesagt, als ich behauptete, gar nichts zu fühlen. Es gibt da etwas, das fühle sogar ich… sogar ich… sogar ich…“
 

Er küsste sie. Küsste sie wie beim ersten Mal. Er legte seine heißen Lippen auf die ihren und zog sie wieder zurück, leidenschaftlich und doch behutsam wie der Pianist, der sich in seiner Musik verlieren würde. Tom Marvolo Riddle tanzte nach seiner eigenen Musik. Eine schrille Melodie der Grausamkeit, die immerwährend in seinem Kopf spielte und die sich, je älter er wurde, je schlimmer seine Überzeugungen wucherten, lauter und lauter stellte, bis irgendwann niemand, niemand mehr zu ihm durchdringen könnte.
 

„Töte mich nicht…“

idem.

Dumbledore reckte lauschend sein Haupt. Im Korridor rumpelte und polterte es kräftig, was ganz und gar ungewöhnlich für die späte Stunde war. Während seines letzten Rundganges hatte er ein scharfes Argusauge darauf gerichtet, dass die dunklen Flure schülerfrei waren – auch wenn, wann immer er einen Nachtschwärmer ausfindig gemacht hatte, diesen – zugegeben – wieder einmal mit zwei zugekniffenen Augen hatte entkommen lassen. Manch einer warf ihm diese große Konnivenz vor, und sie entsprach allzu sehr den Fakten, als dass er sich dagegen verteidigen würde – und wollte. Die Schüler waren noch jung, und Dumbledore mit seinen vollendeten sechs Jahrzehnten wusste, was es heißt, jung zu sein. Ehe man sich versieht, wird man schon als Tattergreis bezeichnet, weswegen man jedes Jahr auskosten sollte, solange einem dazu die Möglichkeit bleibt.
 

Aber das, was dort draußen vor sich ging, waren keine Schüler. Für einen Moment war der Professor besorgt, es könnte ein Troll sein, bei diesem Lärm. Doch es war etwas anderes, etwas Schlimmeres. Eine düstere Vorahnung ließ ihn das Lachkraut senken, welches er gerade in einen größeren Topf hatte umpflanzen wollen.
 

Er hörte Stimmen.
 

Bevor er sie jedoch zuzuordnen vermochte, wurde die Tür zu seinem Büro bereits aufgestoßen. Der Anblick ließ sogar Dumbledore sekundenlang erstarren, den Mund mehrmals auf- und wieder zuklappen, kein Wort hervorbringen. Als er endlich zur Sprache gefunden hatte, schnitt ihm Tom Riddle selbige ab, indem er auf die Knie stürzte und sich unvermittelt mit dem dringenden Ersuch seines Abendessens an den Topf als die eleganteste Lösung wandte, die ihm in seiner Eile in den Sinn kam. Kurzerhand steckte Albus das Lachkraut, das nun wirklich gar nichts mehr zu lachen hatte, zurück in seinen alten Tonbehälter und tätschelte es tröstend, ehe er sich umwandte. Hinter Tom füllte Horace Slughorns Statur die Tür aus und machte ein eigenartiges Gesicht.
 

„Was ist geschehen?“, verlangte Dumbledore ohne Umschweife zu erfahren.
 

„Wir fanden ihn auf seinem Rückweg von Hogsmeade.“ Das Nachfolgende auszusprechen, kostete dem Hauslehrer Slytherins einiges an Überwindung. Die Brauen hingen ihm derart tief über den Augen, dass sein Gesicht dreimal schwerer aussah, als es sowieso schon war. „Er schwankte und redete wirr. Natürlich fragten wir ihn, wo er war und weshalb er nicht vor der Ausgangssperre zurückgekehrt war, als Vertrauensschüler…“ Er schüttelte sich vor Entrüstung und Enttäuschung.
 

„Erlauben Sie, Horace“, versetzte Dumbledore, „ich kann sehen, wie es dem Jungen geht. Was vorgefallen ist, möchte ich bitte wissen.“
 

Slughorn begriff – zumindest gelang es ihm nicht länger, so zu tun, als würde er nicht begreifen – und erbleichte plötzlich so, als würde er sich gleich zu seinem Lieblingsschüler gesellen müssen. Er räusperte sich mehrmals, als hätte er die Antwort von seinen Füßen bis ganz nach oben in seinen Rachen zu befördern, wobei sie einen weiten Umweg um seinen Mageninhalt nehmen musste. „Ein Mädchen, Albus… Eine Schülerin. Sie… sie ist tot.“
 

Erneut musste Tom sich übergeben.
 

Dumbledore versuchte, die Fassung zu bewahren, obwohl er längst einen schrecklichen Gedanken hegte. Innerlich war ihm alles klar. „Wie "tot"? Gab es einen Unfall? Wer ist sie? Nun reden Sie doch, Horace!“
 

Der beleibte Professor schien auf einmal nicht mehr zu wissen, wo er war. Sein Blick schweifte desorientiert herum. „Illumina Penelopé Nyx. Die Arme wurde am Eingang zum Verbotenen Wald gefunden. Talentierte Hexe… Ehrgeizige Schülerin… Oh, der Anblick, Albus, dieser Anblick! Galatea meint, es könnte ein Diffindo gewesen sein. Können Sie sich das vorstellen? Ein Diffindo, das doch tatsächlich einen Menschen…“
 

„Es war Mord?“, fragte Dumbledore entsetzt. „Mord an unserer Schule?“
 

„Alle Anzeichen deuten leider Merlins darauf hin, mein lieber Albus.“
 

Betretene Stille setzte ein, unterbrochen von Toms ersticktem Husten, das, gerichtet in den Hohlraum seines in der Hektik improvisierten Eimers, seltsam fern anmutete.
 

„Ein Diffindo, sagen Sie?“ Dumbledore zog seinen Zauberstab, wandte sich ihn schwingend herum und dachte Accio! Prior Incantato!
 

Er spürte Slughorns irritierten Blick auf den Zauberstab Tom Riddles, der wie von selbst aus dessen Umhang hüpfte, zu Boden fiel und einen Dunst aussendete, welcher bei genauerem Hinsehen zwei sanft wogende Flügel formte, deren Betrachtung allein dem Körper eine Wohltat war.
 

„Er hat noch versucht, ihre Wunde zu heilen“, erklärte Slughorn leise. „Leider hat er sie zu spät entdeckt…“
 

Albus Dumbledore rührte sich nicht. Gerissen, Tom. Wahrlich, sehr gerissen…
 

„Wir werden sofort alle Schüler wecken und versammeln. Sämtliche Zauberstäbe sollen nach dem zuletzt getätigten Spruch untersucht werden. Horace, Sie können nun gehen. Setzen Sie den Schulleiter darüber in Kenntnis. Ich kümmere mich um Mister Riddle und werde gleich nachkommen. Wir sehen uns in der Großen Halle.“
 

Kaum hatte sich die Tür geschlossen, begab er sich hernieder und schob seine Arme unter die des Schülers, um ihm aufzuhelfen. Es stellte sich heraus, dass der vorbildliche, kluge und für seine vornehme Zurückhaltung bekannte Slytherin nicht einmal mehr auf seinen eigenen Beinen stehen konnte. Seine Pupillen waren klein geworden; er wirkte krank. „Sie haben die Wahl zu sprechen, Tom. Noch.“
 

Tom ließ Widerwillen bezüglich der intimen Berührung verspüren, machte allerdings keinerlei Andeutung einer körperlichen Gegenwehr. „Ich fürchte, ich weiß nich’, was Sie mein’n, Sir…“
 

„Und ich glaube, das wissen Sie sehr wohl. Bei den Schwingen eines Greifen, Tom, Sie haben getrunken!“
 

„Ja… Sir.“ Für die Dauer eines Lidschlages sah es aus, als wollte er mehr sagen. Letztlich jedoch verharrte er hinter den sicheren Mauern seines Schweigens. Er würde nicht reden müssen. Dumbledore ahnte, dass, sobald er den grauenhaften Vorfall vor allen Schülern zur Sprache gebracht hätte, irgendjemand aus irgendeiner Reihe aus irgendeinem Haus aus irgendeinem Jahrgang sich schuldbewusst von seinem Platz erheben und alles gestehen würde, was er nicht verbrochen hatte. Tom Riddle mochte unter dem starken Einfluss von Alkohol stehen – dafür stand nun irgendjemand unter dem starken Einfluss seiner manipulativen Magie, und derjenige tat Dumbledore jetzt schon Leid, ohne dass ihm bekannt war, wer es sein würde.
 

Als er den jungen Zauberer zum Diwan führte, äußerte der erstmals seinen Unmut, weiterhin im Büro des verabscheuten Professors zu bleiben: „Sir, ich muss geh’n… Der Unterrich’… morg’n… Muss ihn vorbereit’n…“ Doch der weise Lehrer kannte keine Gnade: „Ich denke, es wird Ihnen niemand übelnehmen, wenn Sie morgen ausnahmsweise einmal im Bett bleiben. So werden Sie auch genügend Zeit finden, den heutigen Abend Revue passieren zu lassen. Vielleicht – und ich hoffe es, ich hoffe es sehr für Sie – werden Sie doch von Ihrem Gewissen überrascht und bereit sein, zu reden. Ich jedenfalls halte mir stets ein Ohr offen für Sie.“ Er half ihm aus dem Blazer. Da er seine Augen wieder in das Gesicht Tom Riddles lenkte, vermochte er gerade noch die nun blitzschnell verfliegende Wut in den glimmenden Pupillen zur Notiz zu nehmen.
 

Weit mehr als die Aversion gegenüber der Anwesenheit des Mannes, der ihn damals überhaupt erst nach Hogwarts und damit aus dem Waisenhaus geholt hatte, flehte Riddle die Furcht vor der Macht jenes sanften, würdevollen, entschlossenen, undurchdringbaren Augenpaares an, diesen Raum schnellstmöglich zu verlassen. Ihm war, als schirmte ihn vor Dumbledores Blick keine Kleidung, keine Haut, kein Fleisch – als wäre ihm alles – seine Seele, sein Verstand, sein Herz – schutzlos ausgeliefert.
 

„Ruhe dich aus, Tom“, sagte Dumbledore im Ton zwischen Angebot und Anweisung, Bitte und Befehl. „Schlafe und lass die Träume zu. Haben sich die Augen erst vor der Wirklichkeit verschlossen, öffnet sich das Herz für jenes grenzenlose Reich, das wir Fantasie nennen. Können wir mit dem vergangenen Tag abschließen, so gehört es uns. Können wir das allerdings nicht, wird es uns in sich einsperren…“
 

Im Gegensatz zu denen so vieler Schüler, aber wie auch Harry Potters fünfzig Jahre später, entspannten sich Toms Züge im Schlaf nicht.
 

Dumbledores Antlitz ergraute und wirkte plötzlich so alt wie es war.
 

Sehr lange noch saß er regungslos an der Seite Lord Voldemorts.



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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von: abgemeldet
2014-12-09T19:52:32+00:00 09.12.2014 20:52
Ich denke, du hast ihn sehr, sehr, sehr gut getroffen.
Mir gefällt, wie du schreibst, Dinge beschreibst, ohne ausufernd zu werden oder, schlimmer noch, auf altbekannte Formulierungen zurück zu greifen. Durch diese Einbettung wirkt Tom noch... eindrucksvoller.
Das Experiment an sich klingt auch realistisch, nur zu unpassend für ein "Kinderbuch", und als wäre es deswegen unter den Tisch gefallen. So etwas gehört für mich zu Harry Potter irgendwie dazu.

Ich will deine Geschichte nicht "schön" nennen, aber ich mag sie. Sehr.
Eule
Von:  Phantom
2014-11-18T20:40:43+00:00 18.11.2014 21:40
"Aayla" schrieb am 25.11.2010 auf FanFiktion.de:

Das ist jetzt eine interessante Idee. Ich habe noch nie eine FF von Tom Riddles Schulzeit gelesen. Im ersten Kapitel dachte ich noch, das Mädchen wäre Bellatrix, aber eine neue Figur dazu zu nehmen ist vermutlich besser. Die Kapitel waren sehr gut und unterhaltsam geschrieben. Es ist faszinierend so in Tom Riddles Gedanken einzutauchen und ich finde, du hast ihn perfekt getroffen. Ich könnte mir nur schwer vorstellen, dass ihm jemals jemand etwas bedeutet hätte, was du wunderbar rübergebracht hast. Dein Schreibstil ist klasse und auch wenn in den Kapiteln nicht so viel passiert ist werden sie nicht langweilig. Ich könnte noch lange weiterlesen. Sprachlich ist deine Geschichte einfach fantastisch, dazu noch die Handlung mit den Charakterzügen von Riddle - sehr beeindruckend, ich denke es ist nicht einfach Voldemort zu charakterisieren. Ehrlich gesagt bringt deine FF mich ziemlich zum Nachdenken. Immerhin wird Voldemort ja meistens nur als 'der Böse' abgestempelt und es kommt gar nicht richtig raus, was für einen komplizierten Charakter er eigentlich hat. Was mir sehr gefällt ist, dass du ihn so nüchtern und gleichzeitig fast ein wenig verzweifelt (mir fehlt ein passenderes Wort...) darstellst. Die Frage die wohl er sich stellt und die immer wieder aufkommt, ist ja, ob Riddle überhaupt zu Gefühlen irgendeiner Art fähig ist.
Ich bin sehr gespannt wie es weitergeht und in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt. Bisher sind ja noch einige Möglichkeiten offen. Viel Spaß weiterhin beim Schreiben.
Von:  Nicki_R
2013-10-06T14:07:07+00:00 06.10.2013 16:07
Wow, dein Schreibstil ist wirklich außergewöhnlich gut!
Du schaffst Atmosphere, ziehst einen in die Geschichte rein, lässt einen die Welt von Tom Riddle aus seiner Sicht erleben, und schaffst es trotzdem so viel Distanz zu wahren, dass man diesen jungen Voldemort einfach nicht mögen kann.
Du bringst seinen Charakter sehr glaubwürdig rüber. Sehr gut durchdacht das Ganze!

Es gab nur zwei kleinen Dinge die mir aufgefallen sind.
Zum einen, was Kiamara schon erwähnte, war Dumbledore zu dieser Zeit noch nicht Schulleiter von Hogwarts. Ich verstehe gut, warum du Tom lieber zu ihm als Dippet bringen wolltest. Vielleicht kannst du dir hierfür noch eine andere Lösung einfallen lassen. Ich weiß nicht, zum Beispiel, dass Dumbledore in Dippets Büro ist und Dippet mit Slughorn geht und Dumbledore mit Riddel zurück bleibt? Ist auch nur so einen Idee.
Zum zweiten war ich etwas überrascht, dass der Tod einer Schülering nicht höhere Wellen schlägt, zumal man die Schule schließen wollte, als die Kammer des Schreckens geöffnet war. Aber auch hier verstehe ich gut, warum du es zu diesem Mord hast kommen lassen. Er passte in die Geschichte und in die Entwicklung von Voldemort.

Also, meine Anmerkungen sind vielleicht ein bisschen zwiespältig. Du kannst ja mal schauen, ob du etwas damti anfangen kannst.

Auf jeden Fall vielen Dank für diese Geschichte. Ich habe es sehr genossen sie zu lesen.

Nicki
Von:  Kiajira
2013-08-29T09:56:32+00:00 29.08.2013 11:56
Diese FF ist echt creepy, und das meine ich im besten Sinne. Das ist ein Tom, wie er besser gar nicht getroffen sein könnte, ein Tom, der die Wandlungzu Voldemort schon ziemlich hinter sich hat, aber gleichzeitig doch noch neugierig auf die Empfindungen normaler Menschen ist - auch wenn er selbst von Anfang an nicht daran glaubt, dahinter zu kommen. Ich bin beeindruckt. Das Kapitel, was immer wieder zwischen ihm und seinem Vater wechselt, finde ich faszinierend - du hast es wunderbar geschafft, diese doppelte Szene zu schreiben, ohne dass es merkwürdig klingt.
Auch Dumbledore finde ich am Ende sehr gut getroffen - auch wenn ich vermute, dass du ihn da bereits als Schulleiter beschrieben hast, damals aber noch Dippet war. Dippet würde die Geschichte aber nicht halb so gut abrunden, also gefällt mir Dumbledore hier doch besser.
Von:  _Delacroix_
2013-04-04T22:12:12+00:00 05.04.2013 00:12
Die Geschichte ist ziemlich eindrucksvoll. Hatte ich nicht unbedingt erwartet als ich angefangen habe zu lesen, auch weil Tom ein ziemlich schwieriger Chara ist, der nicht selten merkwürdig wirkt, wenn man ihm in FFs begegnet. Tat deiner aber nicht, oder das heißt, eigentlich schon. 
Aber er war nicht merkwürdig-merkwürdig sondern insgesamt einfach ziemlich ungesund-merkwürdig. Und auch wenn das jetzt vielleicht seltsam klingt, das war ein Kompliment.^^
Ich würde gerne anfügen, dass ich deinen Tom mag, aber das wäre eine Lüge. Ehrlich gesagt find ich ihn ziemlich unheimlich, aber he es ist Lord Voldemort, wenn der nicht unheimlich ist, dann stimmt da etwas nicht. 
So gesehen kann ich wohl sagen: Er ist dir wirklich verdammt gut gelungen.
Von:  Daikotsu
2011-03-06T18:59:52+00:00 06.03.2011 19:59
Eine wirklich sehr schöne gelungene FF.
Mir gefällt alles an ihr. Die Absicht dahinter, das "Wahre Ich" Toms...
Und sogar dessen Vater dahinter.
Und zeitgleich kam mir im Hinterkopf, wie es wohl mit jemand anders geendet hätte. Also nicht mit Illumina. Ich meine nicht, dass er plötzlich die absolute Liebe verspüren könnte. Doch sowas wie eine positive Einstellung zu jemanden. Und... es war rotes Haar ;)
Von:  Daikotsu
2011-03-06T18:52:27+00:00 06.03.2011 19:52
Ich liebe Tom.
Hach, er ist so sehr er. Das gefällt mir wirklich. Nein, wahrlich. Er ist vollkommen er und das Mädchen wird ihn kennen lernen. Als erste womöglich. Man könte meinen, das es eine Ehre ist.
Von:  Daikotsu
2011-03-06T18:42:50+00:00 06.03.2011 19:42
Wieder vollkommene Verwirrung. Erst so, dann so...
Gna
Ich weiß kaum etwas zu schreiben, ich muss lesen...
Und die Alte soll weg >.<//
Von:  Daikotsu
2011-03-06T18:36:32+00:00 06.03.2011 19:36
Gut, ich bin verwirrt, aber irgendwo auch erleichtert Oo
Eine seltsame Geschichte, sie lässt den Leser ja richtig fiebern. ;)
Ich lese weiter...
Von:  Daikotsu
2011-03-06T18:33:13+00:00 06.03.2011 19:33
Ich bin schockiert!
Diese ********* *******! Ich weiß grad nicht was ich denken soll. ;)
Ich muss weiterlesen, auch wenn sich etwas in mir widersrebt.


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