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Wie uns Flügel wuchsen

[KaRe]
von

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Wollust


 

Kapitel 6: Wollust
 

Erschöpft schlängelte sich Rei von der Tanzfläche, schob sich durch die Masse in Richtung der Bar, in der Hoffnung, dort etwas Kühles zu Trinken zu bekommen. Es war brechend voll an diesem Abend im Club, dicht an dicht drängten sich die Menschen, bewegten sich mal mehr, mal weniger zur Musik, die durch den Raum schallte.
 

Als Rei sich endlich bis zur Bar durchgekämpft hatte, bestellte er einen Tequila, und setzte sich auf einen der Barhocker, der gerade zu seinem Glück frei geworden war, um einen Moment zur Ruhe zu kommen. Nachdem er das Pinchen mit der transparentgoldenen Flüssigkeit hinuntergekippt hatte, hielt er in der Menge nach einem auffälligen graublau gefärbten Haarschopf Ausschau, den er jedoch im Gedränge und im wechselnden, grellen Licht nicht ausmachen konnte.
 

Er war vor Stunden mit Kai zusammen gekommen, doch Rei hatte sich sehr bald in den Pulk der Tanzenden begeben, hatte erst mal alles um sich herum vergessen, während er seinen Körper im Rhythmus der Musik bewegte, und hatte Kai völlig aus den Augen verloren.

Jetzt entschied er, einen Moment nach draußen zu gehen, da ihm vom Tanzen immer noch heiß und der Platz an der Bar zu unruhig war, da sich ständig Menschen an ihm vorbeidrängelten, die ihrerseits ein erfrischendes Getränk kaufen wollten.
 

Auf dem Weg in Richtung Ausgang lichtete sich die Menge ein wenig, doch vermutlich wäre Reis Blick trotzdem nicht in jene dunkle, unscheinbare Ecke gefallen, hätte ihn nicht jemand angerempelt und ihn so dazu gebracht, sich nach dem Übeltäter umzusehen.

Als er dabei zufällig erkannte, wer sich in den Schatten der Ecke befand, in die sein Blick fiel, erstarrte er.
 

Er wusste zwar, dass Kai im Gegensatz zu ihm selbst nur auf Männer stand, hatte dies aber noch nie mit eigenen Augen gesehen, weil Kai sehr diskret war.

Nun konnte er den Blick nicht von dem sich bietenden Anblick lösen. Kai hielt einen dunkelhaarigen Mann gegen die Wand gepresst, küsste diesen nicht gerade zurückhaltend. Eine seiner Hände hielt den Fremden an der Schulter fest, die andere lag fast beiläufig im Schritt desselben.
 

Rei konnte nicht aufhören zu starren, spürte beginnende Erregung auch in seinem Unterleib. Er war ein wenig überfordert mit der Welle von unterschiedlichen Empfindungen, die ihn überschwemmte. Eben jene Erregung; Verlangen, sich an der Stelle des Fremden wieder zu finden, Kais Hand auf seinem Körper zu finden und Kais Mund auf seinen Mund gepresst zu fühlen; ein kleiner Stich Eifersucht, fast zu klein, um Rei das Gefühl als solches identifizieren zu lassen; Abstoßung sich selbst gegenüber, dass er hier stand und seinen besten Freund in einem solchen Moment beobachtete.
 

Mühsam wandte er seinen Blick ab, zwang sich, weiterzugehen und die wenigen Meter in Richtung Ausgang zurückzulegen. Er drängte sich durch die Menge, die im Eingangsraum trotz der fortgeschrittenen Stunde noch immer versammelt war. Nachdem er an den Türstehern vorbei ins Freie getreten war, ging er um die nächste Hausecke des Clubs, wo er einen Moment allein sein konnte.
 

Es war ziemlich kalt draußen und er konnte seinen Atem als weiße Wölkchen vor sich sehen. Die frische Winterluft tat jedoch gut, sein Kopf und seine Gedanken wurden wieder klarer. Vorher hatte Rei sich leicht benebelt gefühlt; die verrauchte, stickige Luft des Clubs, das Dröhnen der Bässe, die Hitze und der Alkohol hatten ihren Beitrag geleistet, dass der Schwarzhaarige sich etwas neben sich stehend gefühlt hatte. Doch selbst die Tatsache, dass er nun klarer denken konnte, konnte nicht verhindern, dass seine Gedanken unentwegt um das schwirrten, was er vor wenigen Minuten in jener dunklen Ecke beobachtet hatte.
 

Es war nicht unbedingt das, was er gesehen hatte, was ihn so sehr aus der Bahn geworfen hatte (selbst wenn auch das ihn geschockt hatte), sondern vielmehr seine eigene Reaktion darauf. Er hatte Kai oft genug in Boxershorts und auch nackt gesehen und natürlich festgestellt, dass dieser einen gut gebauten, muskulösen Körper besaß, aber noch nie zuvor hatte sein eigener Körper so darauf reagiert. Das plötzliche Verlangen, dass bei dem Anblick Kais in ihm hochgewallt war, hatte ihn völlig überrascht und ihn mit einem merkwürdigen Gefühl von Verletzlichkeit zurückgelassen. Es machte ihm auch bewusst, dass die Beziehungsunlust, die er vor wenigen Monaten noch verspürt hatte, offenbar verschwunden war. Damals hatte er nicht nur keine Beziehung gewollt, sondern war einfach wenig daran interessiert gewesen, jemand anderem auf welche Weise auch immer näher zu kommen. Wie er gerade am eigenen Leib hatte feststellen müssen, war dies nun nicht mehr der Fall.
 

Während Rei draußen damit kämpfte, dass er sich wieder wie ein Teenager mit Hormonüberschuss fühlte, war Kai drinnen schon längst wieder allein unterwegs. Wäre Rei nur wenige Augenblicke länger stehen geblieben, hätte er gesehen, wie Kai den anderen Mann unvermittelt stehen gelassen hatte – realisierend, dass das, was als rein sexuelle Befriedigung gedacht gewesen war, sich in diesem Moment zu leer anfühlte und ihn mit einem größeren Gefühl von Unzufriedenheit zurücklassen würde, als jenes, mit dem er gekommen war.
 

So kam es, dass der Schwarzhaarige von Kai draußen gefunden wurde, weil er sich, obwohl er mittlerweile fror, noch immer nicht in der Lage gefühlt hatte, wieder in den Club zu gehen und die dunkle Ecke zu passieren.
 

Als Rei den Russen vom Eingang aus näher kommen sah, bemühte er sich, sich möglichst normal zu verhalten. Kai merkte ihm offenbar trotzdem an, dass er noch immer völlig durcheinander war.
 

„Alles klar, Rei?“, war seine erste Frage.

„Alles bestens.“ Angesprochener nickte bekräftigend. „Alles klar, wirklich. Mir war es nur ein bisschen...warm drinnen.“
 

Der andere zog die Augenbrauen skeptisch hoch, sagte jedoch nichts. Rei selbst war jedoch in dem Moment seines Zögerns aufgegangen, dass er nicht mit Kai über das würde reden können, was ihn beschäftigte. Wenn sonst irgendetwas gewesen war, hatte er sich immer an den Russen wenden können, hatte zwar nur selten einen Ratschlag, aber doch immer die ungeteilte Aufmerksamkeit Kais erhalten – doch diesmal war das anders, war Kai selbst der Gegenstand seiner Gedanken. Und er würde dem anderen nicht sagen können, wie er sich gefühlt hatte. Das erste Mal seit langem war etwas geschehen, womit er sich nicht an seinen besten Freund wenden konnte, weil dies beinhaltet hätte, diesem mitzuteilen, welche Reaktion der Anblick seines Körpers in ihm auslöste.

Und das war keine Option.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Shayd_chan
2011-02-21T17:07:40+00:00 21.02.2011 18:07
Yeah, nach anderthalb Stunden hab ichs endlich geschafft auf diese Seite zu gelangen. *Purzelbäume schlägt*

Und es herrscht Gefühlschaos, armer Rei. Aber irgendwie muss die Beziehung zwischen den beiden ja vorran gehen.
Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel und bin gespannt, ob Reis Verhalten sich jetzt ändern wird.
Die Geschichte ist so realistisch beschrieben, finde ich und dieses offene Ende lässt jetzt so viel Raum zur Fantasie. Wirklich super^^

Bis zum nächsten Mal^^
Von: abgemeldet
2011-02-15T18:09:50+00:00 15.02.2011 19:09
Habe endlich die Zeit gefunden es fertig zu lesen *sich schäm*

Muss sagen, ich mag deine FF aber... ich habe dieses Kapitel zweimal lesen müssen bevor ich endlich eine paar Sachen verstanden habe. Rei ist ganz durcheinander. Ich habe richtig mitleid mit dem kleinen Chinesen ><

Deine Schreibstill mag ich aber!

Und es wird spannend. Ich freu mich aufs nächste Kapitel!
Von:  Atem
2011-02-13T20:40:53+00:00 13.02.2011 21:40
Hab doch glatt übersehen, dass schon das nächste Kapitel da ist... xD Ich hätte das gern gelesen, wie Rei Kai einfach so ins Gesicht schmettert, dass er ihn anmacht XDDD. Und wie Kai da im Dunkeln mit einem Dunkelhaarigen steht... ich hab mich fast nicht mehr eingekriegt. Meine Reaktion: OMFG!!! die machen da rum!!! XD
Irgendwie gefällt mir dieser Kai <o<... mh, sollte ich mir da jetzt Gedanken machen? xD

Schreib schnell weiter ^^

*flausch* Rei~
Von:  Vergangenheit
2011-02-10T11:43:01+00:00 10.02.2011 12:43
Ein wirklich spannendes Kapitel, dass diesmal einen größeren Schritt tut und die Situation verkompliziert. Ich bin gespannt, ob Rei es mit sich selbst ausmachen wird, oder sich doch jemandem anvertraut, eventuell vielleicht doch noch mit Kai selbst redet. Ich bin sehr neugierig.

Es war wieder unglaublich gut erzählt, man kann sich trotz der Kürze immer wieder in die Situationen und die Gefühle reinversetzen. *~*

ByeBye
La-chan
Von:  Fye-chan
2011-02-09T13:31:05+00:00 09.02.2011 14:31
Hallöchen :)
Also ich bin auch wie immer ziemlich begeistert von dem Pitelchen^^
Man kann die ganze Situation einfach wieder unglaublich gut nachvollziehen, sich auch bildlich vorstellen, und ganz anders als es sonst oft der Fall ist, wirkt hier nichts auch nur annäherend übertrieben oder überstürzt.
Dass Kais Anblick den armen Rei so aus der Bahn wirft ist nur zu verständlich... denn diese Situation, das, was ihm da vor Augen geführt wird, ist nuneinmal Erotik pur, und dass dabei sein bester Freund involviert ist... nun, ich denke dass das vielleicht sogar noch unterstützend darauf wirkt.

Also, alles sehr gut nachempfindbar, ich bin sehr gespannt was nun wird. Dass Rei nun seine Vertrauensperson als Zuhörer nicht mehr zur Verfügung steht, wirft natürlich Komplikationen auf. Aber vielleicht wird er es ihm dennoch irgendwann mal mitteilen? Wer weiß...
Ich bin jedenfalls sehr gespannt wies weitergeht und wann die beiden sich wie einander annäheren...:)

GlG. Fye
Von:  Pfefferminze
2011-02-09T12:45:39+00:00 09.02.2011 13:45
Ich finde es irgendwie erstaunlich, dass du es hier mit recht simplen Mitteln geschafft hast, Reis Welt derartig auf den Kopf zu stellen. Simpel in der Hinsicht, dass Zufälle das meist sind und mein Hirn nichts anderes zustande bringt.
Ich mag den ersten Teil, er bringt irgendwie diese Atmosphäre auch vom geschriebenen her sehr schön rüber.
Rei Erkenntnis, dass er Kai eigentlich noch nie beim ausleben seiner Sexualität beobachtet hat kam irgendwie ... süß xD" Seine Gefühle dazu waren dann wieder ganz nach meinem Geschmack und wie immer irgendwo doch noch immer auf eine sehr naive Art. Ich bin mal gespannt wie er mit sich selbst da klarkommt... bzw wer ihm dabei hilft.
Grad dann am Ende die Schlussfolgerungen sind zwar (böse, böse Shira QwQ) wieder mit einem der einfach scheinbar unvermeidbaren Cliffhanger verbunden, lässt einen aber doch gut anfangen zu rätseln, wer denn nun an Kais Stelle womöglich ein paar Gute Ratschläge bereithalten wird ♥
Ach ja, mehr?! <3

♥♥♥♥
Von:  Minerva_Noctua
2011-02-09T07:37:51+00:00 09.02.2011 08:37
Danke für die ENS!

Dieses Kapitel ist sehr gut gelungen.
Reis Emotionen beschreibst du sehr realistisch und nachvollziehbar.
Es ist sehr gut gewählt, dass Rei sein Interesse an Kai auf diese Weise entdeckt, ohne, dass der Russe wirklich aktiv daran beteiligt war, sprich mit Rei etwas getan hatte.
Jetzt wird es richtig spannend.
Rei kann sich mit seinem Problem nicht an seinen größten Vertrauten wenden, da dieser für sein Kopfzerbrechen verantwortlich ist.
Und Kai wird sich über kurz oder lang auch schlecht fühlen, weil er sicher merken wird, dass Rei nicht mit ihm darüber redet.
Viel Konfliktpotenzial. Endlich*g*
Jetzt geht's ans Eingemachte.
Ansonsten muss ich noch einmal betonen, dass mir der Aufbau der FF und dein Stil mir sehr gut gefallen. Echt toll gemacht!
Ich freue mich auf die Fortsetzung!

Bye

Minerva
Von: Alatus
2011-02-09T03:40:19+00:00 09.02.2011 04:40
*auf Finger hau*
Was heißt hier "verplant" ò__ó
... *ist aber froh, noch ein Kapitel vorm Schlafengehen gekriegt zu haben* *___*

Und dann heul ich beim letzten Stück noch rum, kleine Bissen ja, aber böse Cliffhaenger ...
Ich wiederhols hier gleich nochmal |DD;

Wobei dieses Kapitel gleichermaßen erotisch wie kompliziert ist °___°
Nicht vom Stil her, sondern vom Inhalt. Ich hatte mich schon gefragt, wie irgendwie dieser Schock verarbeitet werden soll, dass er sich von seiner "Jugendliebe" getrennt hatte und erst einmal gar keine Lust auf niemanden hatte, aber auf so was wäre ich im Leben nicht gekommen.
Nein, mir schwirrten natürlich nur kitschige Szenarien vor oder "dumme Zufälle" ... und das war auch so ein "Zufall", aber irgendwie ...
Hab ich das als realistischer empfunden |D
Es hat mich echt angenehm überrascht *_* Und macht um so gespannter darauf, was Du weiter daraus gemacht hast XD
Weil hier fangen die Komplikationen, denke ich, erst so richtig an ò__o
Für Rei, der sich nicht mehr an denselben Vertrauten wenden kann (und ich denke, dass einem so was immer irgendwo zu schaffen macht, in welchen Ausmaßen auch immer), gleichfalls wie für Kai (der erst finden muss, was ihn wirklich zufrieden stellt, oder es längst kennt, aber [noch] nicht heran kommt?) |D
Auf jeden Fall finde ich es "gut gelöst" an diesem Punkt ... jetzt geht es wirklich um die Weiterentwicklung °~° *gespannt ist*

Ich hoffe daher, dass das nächste Kapitel nicht wieder so lange braucht ;_; da spart man sich schon welche auf und muss dann dennoch warten, schäm dich! >D


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