Tanzen
Dieser kleine Oneshot gehört zu Einladung (dem Kapitel davor). Viel Spaß damit ;)
Liebe Grüße,
Ur
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Vielleicht war er ein wenig zu überzeugt von sich gewesen, als er diesem Wahnsinn zugestimmt hatte.
Tanzen. Das war etwas für Idioten. Soviel stand fest. Allerdings war es nicht so einfach, wie es aussah. Zusätzlich erschwert wurde das ganze noch durch dieses feenartige Geschöpf in seinen Armen, das jeden Moment auseinander brechen konnte, wenn er aus Versehen zu fest zupackte. Oder ihr auf die Füße trat. Zum gefühlt hundertsten Mal.
Sein Gesichtsausdruck musste jede Skala des Wortes ›grimmig‹ gesprengt haben, denn Levi musterte ihn ein wenig besorgt. Ihre zierlichen Finger lagen wie Federn auf seiner Schulter und ihre andere Hand ruhte in seiner. Dass seine Handinnenflächen gerade so trocken waren wie ein Wutausbruch von Lluvia schien sie nicht zu stören.
Ihre Nähe trug nicht dazu bei, dass Gazille sich besser konzentrieren konnte, denn tatsächlich stand sie unheimlich dicht bei ihm. Es hätte vielleicht ein Stück Papier zwischen sie gepasst. Er konnte deutlich ihre Körperwärme spüren und die Umgebung schien vollkommen verschwommen zu sein. Er hörte weder das Zwitschern der Vögel noch das Rauschen der Bäume um sie herum. Die Sonne interessierte ihn nicht, genauso wenig wie das sich wellende Gras unter ihren Füßen. Wenigstens konnte sonst niemand sie sehen, da sie allein auf einer Lichtung im Wald standen.
»Ok, es ist eigentlich wirklich sehr einfach. Du musst dir nur die Schrittfolge merken. Und führen müsstest du mich auch«, erklärte Levi geduldig und schenkte ihm ein sanftes Lächeln.
»Das kann ich«, gab er brummend zurück. Sie lachte ihr glockenhelles Lachen. Waldluft war ihm noch nie stickiger erschienen. Wenn er noch länger so dicht bei ihr stand, vergaß er sicherlich, wie Atmen funktionierte.
»Siehst du. Stell dir einfach vor, du müsstest mich durch ein Minenfeld manövrieren«, schlug sie vor und blickte zu ihm auf. Augen waren nie interessanter gewesen.
»Dann wäre es sehr viel leichter dich über die Schulter zu werfen«, gab er zurück. Levi biss sich amüsiert auf die Unterlippe, griff seine Hand ein wenig fester und blickte kurz hinunter auf ihre Füße.
»Mit links zurück, nach rechts…«
Woher hatte sie nur diese Engelsgeduld? Er wäre schon längst ausgerastet, wenn Levi nicht hier bei ihm wäre. Er starrte konzentriert auf seine Füße hinunter und bemühte sich, nicht schon wieder bei jedem zweiten Schritt auf ihre Zehen zu treten.
Wenn er sich vorstellte, dass das hier ein Minenfeld wäre. Und Levi müsste an all den Minen vorbei. Und nur er wusste, wo es lang ging…
»Du hättest einen besseren Partner finden können. Einen, der tanzen kann«, murrte er und zog sie mit sich, drehte sich einmal, starrte auf den Boden, als wäre es wirklich ein Minenfeld.
»Aber ich wollte keinen anderen. Und keinen, der tanzen kann«, gab sie leise zurück und er blickte verwirrt auf. Ihre Augen musterten ihn amüsiert funkelnd, während er erneut mit links nach hinten trat, dann nach rechts…
»Ich wusste doch, dass du nicht tanzen kannst. Und es macht mir nichts. Solang du mit mir hingehst«, erkläre sie und ein Strahlen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Er widerstand der Versuchung, sie noch näher zu ziehen.
»Ok«, brummte er verlegen. Da fiel ihm auf, dass er gar nicht mehr auf seine Füße starrte.
»Ich glaube, du kannst mich sicher durch ein Minenfeld tanzen«, meinte Levi schmunzelnd. Vor lauter Überraschung blieb er stehen und Levi stieß gegen ihn. Als sie strauchelte, hielt er sie eilends fest und seine Körpertemperatur erhöhte sich um gefühlte hundert Grad.
Ihre Wangen leuchteten hellrot.
»Wir könnten… trotzdem noch ein wenig üben«, meinte er und starrte hinüber zu einer Baumgruppe, die ihn kein Stück interessierte.
»Gerne.«