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Just Like A Pill

If All Roses Would Be Red
von

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I Guess, I Am An Addict

Das Bett fühlte sich kalt an, ohne einen zweiten Körper, der es zusätzlich wärmte. In den Lacken hing noch schwach sein Duft, doch ansonsten ließ nicht darauf schließen, dass ich bis vor einer Stunde nicht alleine in dem Hotelzimmer gewesen war.

Er war schon immer zu ordentlich, dachte ich und verkroch mich unter meine Decke. Wenigstens einen kleinen Zettel hätte er mir dalassen können, aber das hätte ja seine Anwesenheit verraten. Außerdem hätte es die Illusion zerstört, die wir die letzten Monate über aufgebaut hatten, und dann wären die Fieberträume unserer Treffen plötzlich Realität geworden.

Und ich gehörte nicht in Sasukes Realitätsbild.

Vor einer Woche hatte ich seine Nachricht bekommen, dass er mich sehen wollte und wie er es verlangt hatte, war ich vor drei Tagen in der kleinen Herberge aufgetaucht. Danach hatten wir unser Zimmer nicht mehr verlassen, denn er hatte das Personal des Hauses dazu angehalten, uns Essen und alles nötige andere vor die Tür zu stellen, so, wie er es immer tat. Wir hatten das schönste Zimmer, das es in dem Hotel gab und eigentlich fehlte es mir an nichts, außer vielleicht an seiner Vertrautheit, denn er redete kaum mit mir, sondern beschränkte sich darauf, seine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen.

Ich sagte mir zwar immer, dass das besser war, als ihn gar nicht zu sehen, doch die Kälte, mit der er mich behandelte, zermürbte meine Seele und ließ sie wund und verletzlich zurück, sodass ich ständig Gefahr lief, in Tränen auszubrechen, während er mich nahm. Ich riss mir nur aus Angst davor, ihn ganz zu verlieren, zusammen und tat, als ginge es mir bestens.

So lange wie dieses Mal hatte er mich noch nie zu sich geholt und ich fühlte mich vollkommen zerstört deshalb. Vielleicht waren drei Tage zu viel... Obwohl ich mir doch eigentlich wünschte, für immer bei ihm zu sein.
 

Jetzt, wo er nicht mehr da war, ohne auch nur “Bis nächstes Mal.” zu sagen, hatte ich mich nicht mehr im Griff und ich spürte, wie Tränen über meine Wangen liefen, obwohl ich nicht schluchzte. Mein Atem kam ungleichmäßig und meine eiskalten Hände zitterten, während sie über die Stelle streichelten, an der er zuletzt gelegen hatte.

„Sasuke...“ flüsterte ich tonlos in die brüllende Stille um mich, doch niemand antwortete.

Ich schloss die Augen. Damals, als es anfing, hatte ich es für eine gute Idee gehalten. Ich hatte gedacht, er würde etwas für mich empfinden und sich irgendwann so sehr nach mir sehen, wie ich mich nach ihm, sodass er mit mir zurückkehren würde. Aber ich hatte mich geirrt, denn alles, was er von mir wollte, war mein Körper, und den schenkte ich ihm ja so großzügig, also brauchte er mir nicht nachlaufen.

Über ein Jahr lang trafen wir uns jetzt schon in verschiedenen Absteigen, doch niemals hatte er ein liebevolles Wort, eine zärtliche Geste für mich übrig gehabt. Wenn er nachts aus seinen Alpträumen erwachte, verließ er entweder das Zimmer oder nahm mich so grob, dass ich danach blutete, aber nie hatte er mir erlaubt, ihn in den Arm zu nehmen und ihn zu trösten.

In der ersten Nacht, es war der Frühling letzten Jahres gewesen, hatte ich mich furchtbar erschrocken, als er schreiend aufgewacht war, doch schon damals war er nicht auf meine Sorge eingegangen. Wir hatten uns an diesem Tag bei einer Mission zufällig getroffen und... Nun, es war irgendwie passiert. Heute fragte ich mich, ob es nicht besser gewesen wäre, wir hätten gekämpft, anstatt miteinander zu schlafen.

Am nächsten Morgen war er aufgestanden und hatte gehen wollen, doch ich hatte ihn am Ärmel gepackt und gelächelt. „Sasuke... Wir sollten das wiederholen, findest du nicht? Etwas Entspannung tut uns beiden sicher gut...“

Und ich will dich sehen, hatte mein Herz gebrüllt, doch meiner Zunge hatte ich diese Worte verboten.

Lange hatte er geschwiegen, bevor er mich im Nacken packte und mir einen Kuss aufdrückte, der mich fast erstickt hätte. „Wir werden sehen.“ hatte er gesagt, dann war er verschwunden.

Und wir hatten gesehen.

Als das erste Mal ein Traum kam und mir zeigte, wo ich hin sollte, war ich sehr verwirrt gewesen, denn wenn überhaupt hatte ich mit einem Brief oder so gerechnet, aber doch nicht damit, dass er aus der Ferne in meinen Geist eintauchte und meinen Schlaf manipulierte. Jedenfalls dachte ich, es handle sich um einen gewöhnlichen Traum und beachtete ihn wenig. Doch als ich in den folgenden Nächten immer wieder dasselbe sah und Sasuke zunehmend dringlicher „Komm!“ befahl, dämmerte mir, was er getan hatte.

Seit er damals meinen Geist berührt hatte, als wir in Orochimarus Versteck waren, konnte er das überall, egal, wie weit ich entfernt war, hatte er mir erklärt und ich gab widerwillig zu, beeindruckt zu sein. Seither hatte er mich jedes Mal so gerufen und ich war immer gekommen, wohin er mich befahl, obwohl ich mir bald schon wie ein abgerichtetes Hündchen vorkam.

Oder ein Drogenabhängiger.
 

Blinzelnd tauchte ich aus meinen Tagträumen auf und setzte mich hin. Es wurde Zeit, zu gehen!

Ich duschte noch mal ausgiebig, doch sein Duft hing in meinen Klamotten und machte es mir schwer, mich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Wann würde ich ihn das nächste Mal sehen? Würde er mich überhaupt noch mal rufen? Oder langweilte ihn das Spiel inzwischen? Starb er vielleicht sogar, ehe ich mich mit ihm treffen konnte?

Schon der Gedanke schnürte mir die Kehle zu. Nein. Nein, er würde nicht sterben. Nicht, bevor ich ihm gesagt hatte, was ich für ihn empfand, obwohl ich mir sicher war, dass er das bereits wusste und es ihm gleichgültig war.

Es war schon fast Mittag, als ich mich auf den Heimweg machte und die Straßen zeigten sich überfüllt, doch ich hielt mich nicht an die üblichen Wege, da ich keine Lust auf Gesellschaft hatte. Die Bewegung tat mir gut und schob die deprimierenden Gedanken aus meinem Kopf. Die Shinobi, die am Tor Wachdienst hatten, grüßten mich freundlich, doch ich nickte nur steif und ging weiter.

Die folgenden beiden Tage vergrub ich mich in meiner Wohnung und vermied jeden Kontakt zur Außenwelt. Ich ernährte mich von Instant-Ramen und stierte Löcher in die Luft, die sich mit meinen bittersüßen Erinnerungen an die letzten drei Tage füllten. Gedanken an seinen Duft, an das Gefühl, das seine Haut auf meiner hinterließ, an sein Gesicht, auf dessen Stirn sich bereits tiefe Sorgenfalten eingegraben hatten, an den Geschmack seines Schweißes auf meiner Zunge und den wohltuenden Klang seiner Stimme, wenn er meinen Namen stöhnte.

Ich liebte es, wenn er das tat, denn es war so ziemlich die intimste Geste, die er mir zukommen ließ. Außerdem zeigte es, dass er bewusst mit mir schlief und nicht an jemand anderen dachte. Es hielt mich am Leben, während das süße Gift seiner Anwesenheit mich langsam zu töten drohte.

Den Abend des zweiten Tages nach meiner Rückkehr verbrachte ich in der Badewanne, um die Reste seines Geruches aus meinen Poren zu schrubben.

Das Absonderlichste an der ganzen Situation war wohl, dass es mich zerstörte, wenn ich ihn sah, es mir aber noch viel schlechter ging, wenn ich es nicht tat. Es juckte mich schon wieder in den Fingern, loszuziehen und nach ihm zu suchen, doch stattdessen tauchte ich so lange den Kopf unter Wasser, bis ich fast erstickte.

„Hör auf damit, du Trottel!“ keuchte ich mir laut selbst vor, als ich wieder auftauchte, denn immerhin wusste ich, dass er sich nicht zeigen würde, wenn er mich nicht gerufen hatte. Was auch immer wir miteinander hatten – Er hatte es vollkommen unter Kontrolle.

Am nächsten Morgen fühlte ich mich fast wieder menschlich und beschloss, etwas raus zu gehen. Es regnete, aber das war mir egal, denn ich mochte den Geruch, der nach einem anständigen Schauer in der Luft hing. Die wenigen Menschen, die außer mir auf der Straße waren, hetzten umher, um ins Trockene zu ihren Familien gelangen, nur ich schlenderte gemütlich durch das Dorf. Zu welcher Familie hätte ich mich auch ins Trockene retten sollen?

Ok, vielleicht war ich doch noch nicht wieder ganz auf der Höhe meiner sonstigen Laune.

Ohne es explizit geplant zu haben, landete ich vor dem haus der Harunos und klingelte nach kurzem Zögern. Meine beste Freundin würde mich sicher etwas aufmuntern können, oder...?

Im Gegenteil, sie war stinksauer, als sie an die Tür kam. „Aha, der Herr ist also doch noch mal zurückgekehrt. Weißt du eigentlich, was los war, als Tsunade raus fand, dass du weg bist?! Sie war stinksauer! Und ich durfte mir etwas ausdenken, wo du sein könntest... Aber komm erst mal rein.“

Damit zog sie mich ins Wohnzimmer, bugsierte mich auf die Couch und ließ mich alleine, um Tee zu machen. Ich seufzte, lehnte mich zurück und entspannte mich ganz bewusst. Sakuras Eltern waren nicht da, also konnten wir in Ruhe reden. Obwohl... Wollte ich sie wirklich damit belasten? Von meinen Ausflügen zu Sasuke wusste sie, doch begeistert war sie nicht, wie man wohl gemerkt hatte. ich mutmaßte, dass sie zusätzlich zu ihrer Sorge um mich auch etwas eifersüchtig war, doch das hätte ich ihr niemals vorgeworfen.

„Danke.“ sagte ich, als sie mir eine Tasse in die Hand drückte, doch sie schnaubte nur geringschätzig und machte es sich auf dem Lehnsessel ihres Vaters gemütlich.

„Und?“ fragte sie spitz, den Blick auf ihre Füße gerichtet. „Wie war´s?“

„Nicht toll. Ich glaube, es geht ihm nicht gut – Er wirkte so angespannt.“

„Es ist mir EGAL, wie es ihm geht, Naruto. Ich frage nach dir. du warst fast eine Woche weg, ohne etwas zu sagen! Im Dorf ist heilloses Chaos ausgebrochen, verstehst du? Wir sind im Krieg, Naruto, und du stiehlst dich davon, um mit dem Feind zu vögeln, obwohl Konoha sich auf dich verlässt. Das ist...“

„Unverantwortlich?“ fiel ich ihr ins Wort. „Vielleicht. Na und? Ich bin siebzehn, da ist man manchmal unverantwortlich. Tsuande ist dumm, wenn sie sich nur auf einen Teenager verlässt. Aber ich weiß...“ unterbrach ihr den Protest, den sie vorbringen wollte. „Ich weiß, dass ich wichtig bin für das Dorf. glaubst du, ich würde das tun, wenn ich glaubte, er wolle mich umbringen?“

„Ja.“ antwortete sie mit fester, wenn auch leiser Stimme.

Ich senkte den Blick, leicht beschämt, da ich wusste, dass sie recht hatte. ich würde alles tun, um bei ihm zu sein, sogar, wenn es meinen Tod bedeutete. Eigentlich würde ich auch so, wie es jetzt war, mein Leben an ihn verlieren, denn jedes Mal, wenn er mich verließ, nahm er einen Teil meines Herzens mit sich, aber das musste ich Sakura ja nicht sagen.

„Red keinen Unsinn!“ lachte ich deshalb unbeschwert, doch die Haruno ließ sich nicht so leicht besänftigen.

„Das ist kein Unsinn, Naruto, und das weißt du ganz genau. Er tut dir nicht gut – Ich sehe, dass du leidest, obwohl du es zu verbergen versuchst. Und ich habe keine Lust, jedes Mal die Psychologin zu spielen und dich mit Samthandschuhen anzufassen, wenn du von deinen kleinen Spielchen zurückkommst. Oder sollte ich lieber sagen, von SASUKES kleines Spielchen?“ Ich zuckte zusammen, als sie seinen Namen aussprach, doch das kümmerte sie wenig: „Du benimmst dich wie ein dressiertes Hündchen, Naruto. Merkst du das gar nicht? Weißt du nicht, dass du etwas Besseres verdient hast? Du willst der nächste Hokage sein, doch wer will von jemandem regiert werden, der sich noch nicht mal selbst ernst nimmt? Du...“

„Es reicht, Sakura.“ sagte ich ganz leise, doch ihr entging die Drohung in den Worten nicht, sodass sie schweig. „Ich weiß, dass alles, was du sagst, stimmt, aber was soll ich machen? Es ist alles, was ich von ihm habe und ich bin nicht bereit, das aufzugeben.“

„Er ist das nicht wert.“

„Doch. Er ist ein guter Mensch, nur hat er das... Vergessen.“

„Dann geh jetzt besser.“ verlangte Sakura mit abgewandtem Blick. Als ich sie perplex anstarrte, sagt sie: „Du willst gar nicht, dass man dir hilft. Eigentlich genießt du es nämlich, so zu leiden, oder? Ich verstehe dich zwar nicht, aber wenn du es so möchtest, werde ich dich nicht aufhalten. Tu, was du willst, aber heul dich hinterher nicht mehr bei mir aus.“

„Ich dachte, wir sind Freunde.“ seufzte ich, nachdem wir uns eine Weile unnachgiebig angeschwiegen hatten. Sie erhob sich und ich tat es ihr gleich.

„Das sind wir auch. Aber ich kann dir nicht helfen, wenn du nicht selbst etwas ändern willst, Naruto.“

Inzwischen standen wir an der Tür. Ich rieb mir über die Augen, schüttelte den Kopf und lachte humorlos. „Du hast recht. So was hätte ich nicht sagen sollen. Es tut mir leid.“

„Mir tut es auch leid, Naruto. Wirklich.“ betonte sie, bevor sie die Tür schloss.

Ok, von ihr brauchte ich also keine Hilfe zu erwarten, sie stellte auf stur. Eigentlich war nichts anderes zu erwarten gewesen – Und ich wusste ja, dass sie recht hatte – Doch trotzdem war ich enttäuscht, als ich mich wieder auf den Weg durch die Stadt machte.
 

Es regnete noch immer und die Wassertropfen liefen mir in die Augen, während ich über die leere Hauptsstraße trottete. Irgendetwas in meiner Brust fühlte sich an wie ein Eisklumpen, sodass ich meine Hände tief in den Taschen meiner Jacke begrub.

„Naruto! Naruto, warte mal!“

Ich blieb stehen, setzte in Lächeln auf und wartete auf Tenten, die mich gerufen hatte. Ihr folgten Lee und Neji, die ich mit einem Kopfnicken begrüßte. „Was ist denn? Und was macht ihr bei dem Sauwetter draußen?“

„Sondereinsatz – Wir sind mit Sensei Gai am Haupttor verabredet. Tsunade-sama sagte, wir sollen dich zu ihr schicken, wenn wir dich sehen. Es hörte sich dringend an.“ erklärte das Mädchen, bevor sie sich mit ihren Teamkollegen wieder auf den Weg machte. Ich seufzte leise, da ich eigentlich keine Lust auf ein Gespräch mit der Hokage hatte – Sie würde noch wütender auf meine Abwesenheit reagieren als Sakura. Doch eine große Wahl hatte ich nicht. ich konnte schließlich nicht einfach weglaufen...

Obwohl die Vorstellung verlockend war. Einfach alles hinter mir lassen; Die Erwartungen, die Sore, die Bürden, die Pflichten, die Bedürfnisse. Einfach alles. An einem fremden Ort, in dem mich keiner kannte, noch mal völlig von vorne anfangen. Ich könnte mich als Söldner verdingen... Und irgendwann würde ich sicher auch Sasuke vergessen.

Ich merkte, dass ich angefangen hatte zu rennen, doch als mir das klar wurde, verlangsamte ich nicht etwa meine Schritte sondern stürmte noch schneller vorwärts. Als ich in meiner Wohnung ankam raste mein Herz, aber nicht vor Anstrengung sondern vor Aufregung. Wenn sie merkten, dass ich weg war, würden sie mich sicher verfolgen... Ich machte einen Kagebunshin, der mir beim Zusammensuchen der wichtigsten Sachen half – Geld, etwas Kleidung, Proviant, Sasukes Stirnband und unser Teamfoto – Dann trichterte ich ihm ein, was er zu tun hatte.

„Glaubst du, das ist eine gute Idee?“ sprach er mit gerunzelter Stirn meine Sorge aus.

„Halt die Klappe und mach, was ich sage.“ knurrte ich zurück, woraufhin er die Schultern zuckte und verschwand. Ich hinterließ zwei kurze Briefe, einen für Sakura, einen für Tsunade, dann machte ich mich auf den Weg, irgendwo hin, wo ich keine Angst mehr vor meinen Träumen haben musste...
 

Ich lief den ganzen restlichen Tag und machte nur Rast, um ein paar Stunden zu schlafen. Als ich aufwachte, hatte ich bereits ein schlechtes Gewissen, mich so einfach aus dem Staub gemacht zu haben – Und diesmal mit der Intuition, nie wieder zurück zu kehren – Doch dann rief ich mir meine Gründe wieder ins Gedächtnis und machte mich nach einem kurzen Frühstück wieder auf den Weg. Zwar hatte ich noch immer keine genau Vorstellung davon, wo ich eigentlich hin wollte, aber ich hielt mich einfach immer südlich, bis die saftigen Wälder um Konoha lichter wurden und sich der Wüste Sunagakures öffneten. Ich beschloss, Gaara zu besuchen, als ich die roten Erdwälle erblickte, die sich in den Himmel erhoben.

Die Wachen an den Toren erkannten mich und ließen mich warten, bis der Kazekage von meiner Anwesenheit unterrichtet worden war. Wenigstens gaben sie mir etwas zu Essen und zu Trinken, bis die Nachricht des jüngsten Sabakuno eintrudelte, er würde mich am Abend empfangen und ich solle bis dahin in seiner Villa untergebracht werden.

Gaara arbeitete lang – Es war nach neun, als ich ihm im Speisesaal, getrennt von einem vier Meter langen Tisch, gegenüber saß. er schwieg während des Essens und ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also hielt ich den Mund. Außerdem war ich ganz froh, meine Ruhe zu haben, denn deswegen war ich immerhin weggelaufen.

Sobald der Kazekage sein Mahl beendet hatte, legte er sein Besteck beiseite und richtete den Blick auf mich. „Was möchtest du, Naruto?“ fragte er ruhig, denn er hatte die ganze Zeit gewusst, dass das hier kein Anstandsbesuch war.

Ich schluckte hart und starrte auf meinen kaum berührten Teller (Obwohl es vorzüglich geschmeckt hatte, hatte ich einfach keinen Appetit.), bevor ich leise „Ich will vergessen“ antwortete.

In dieser Nacht schlief ich mit einem der mächtigsten Männer der Welt. Und am nächsten Morgen schlüpfte ich lautlos aus seinem Bett und verließ sein Haus, ohne mich zu verabschieden. Gaara hatte nicht, was ich suchte, genauso wenig wie die anderen Männer und Frauen, mit denen ich mir in den folgenden Wochen das Bett teilte. Jeden Tag ein, wenn nicht sogar zwei neue und von den meisten kannte ich noch nicht mal die Namen – Meinen verriet ich niemandem, um nicht so leicht gefunden werden zu können. Suna hatte ich sofort verlassen und mich weiter in Richtung Osten gehalten. inzwischen war ich über einen Monat unterwegs und da mir bisher noch kein Konoha-Shinobi über den Weg gelaufen war, war ich davon überzeugt, mein Plan von einem Neuanfang würde aufgehen. Fehlte nur noch ein geeigneter Ort, um mich nieder zu lassen.
 

Die Wahl fiel auf ein mittelgroßes Dorf direkt an einer Handelsstraße, in dem man mich nie gesehen hatte, es aber nicht weiter auffallen würde, wenn eineinsamer Shinobi dort auftauchte und Arbeit suchte. Es gab genug zu tun und ich zog zu einer alten Dame, deren Dachwohnung leer stand. Die Miete war günstig, dafür half ich ihr mit den Einkäufen und im Garten, wenn ich im Dorf war. Diese Art zu Leben machte mir Spaß, denn es war fast, als lebte ich bei meiner Großmutter, doch alle Geborgenheit konnte mir die Sehnsucht nicht nehmen, die in meinem Herzen brannte.

Ich vermisste ihn, obwohl ich wusste, wie ich mich fühlen würde, wenn ich ihn sah. Deshalb hatte ich mir auch vorgenommen, nicht zu kommen, wenn er mich rief. Aber das Problem stellte sich gar nicht:

Er schickte mir keine Träume mehr.

Die Monate verstrichen, ohne, dass ich etwas von ihm hörte und ich fragte mich schon, ob er aus zu großer Entfernung keinen Kontakt mit mir aufnehmen konnte. oder hatte er einfach die Schnauze voll von mir? Ich würde es wohl nie wissen und gab irgendwann auf, darüber nachzugrübeln. Und irgendwann kam der Tag, an dem mir, als ich zu Bett ging, auffiel, dass ich seit dem Aufstehen nicht an Sasuke gedacht hatte. Ich lächelte zufrieden, denn das bedeutete, es ging aufwärts mit mir, und kuschelte mich in mein Bett.
 

Ich weiß sofort, dass das hier kein normaler Traum ist. Die Farben sind zu gestochen, die Umrisse zu scharf, mein Bewusstsein zu klar. Ich sehe mich um, erkenne, dass ich auf einer kleinen Lichtung stehe, nicht weit von meiner neuen Heimat entfernt. Ein altes Häuschen verwittert ein paar Schritte von mir entfernt.

„Komm.“

Seine Stimme ist überall und nirgends. Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen. Ich bin nicht mehr sein Hund, doch sein Ruf erschüttert etwas tief in meinem Inneren. Ich MUSS zu ihm. Jetzt. Der Schmerz danach ist egal, aber ich brauche ihn, ich brauche ihn, ich...
 

Keuchend schreckte ich aus meinem Bett hoch und starrte in die Dunkelheit, die mich umgab. Er war hier, ganz in der Nähe, und er wartete auf mich!

Nervös stand ich auf und begann, durch den Raum zu stromern. Ich durfte jetzt nicht nachgeben, sonst wären all die Monate umsonst gewesen. Aber mein Körper kribbelte bei dem Gedanken, dass er Lust nach mir empfand. Ach, was soll´s, dachte ich und zog mich hastig an. Es ist nur Sex. Wie immer.

Viel zu schnell stürzte ich die Treppe runter, aus dem Haus und verließ das in nächtliches Schweigen gehüllte Dorf in östlicher Richtung, wo es an einen Wald grenzte. Ich kannte mich dort aus, denn ich zog mich für mein Training oft hierher zurück, doch im Dunkeln stolperte ich trotzdem über die eine oder andere Wurzel. Es war egal, es war alles egal, ich wollte nur zu ihm...

Plötzlich tauchte aus der Dunkelheit vor mir ein roter Schimmer auf, auf den ich zu hielt. Auf der Lichtung vor dem haus standen hunderte Kerzen, einige davon bildeten einen Pfad zur Tür, dem ich folgte. Drinnen gab es noch mehr Wegweiser für mich, die verloschen, sobald ich daran vorübergeschritten war, sodass es keinen Rückweg mehr zu geben schien. Sie führten mich in das frühere Schlafzimmer, davon von einem gigantischen Bett aus schwarzem Stahl beherrscht wurde. Die Wäsche bestand aus roter und schwarzer Seide und der Baldachin wurde von schwarzer Gaze überspannt. Er roch salzig, ein Duft, der mir die Galle hoch kommen ließ. Blut! Jetzt ließ ich den Blick umher wandern und sah, dass der Raum über und über vollgestopft war mit Toten, nur ein schmaler Gang zum Bett blieb frei.

„Komm.“

Ich schluckte trocken und die Leichen verwandelten sich nach und nach in weitere Kerzen und Rosen, als ich vorüber ging. Als ich einen Blick zur Seite riskierte, erstarrte ich, denn ich blickte in das fahle Gesicht eines Jungen, mit dem ich auf meiner Reise geschlafen hatte. Jetzt betrachtete ich auch die übrigen Leichen und schrie auf. All die Leute, mit denen ich es getan hatte, lagen hier, übereinander gestapelt und mit gebrochenen Gliedern, rausgerissenen Organen und eitrigen Wunden am ganzen Körper. Ich warf mich mit einem Aufschrei zwischen die Körper und suchte schluchzend einen bestimmten, doch immer, wenn ich einen Menschen berührte, löste dieser sich auf, bis ich in einem Meer aus Rosen, Leichen und Kerzen zu ertrinken drohte. Und das, was ich suchte, konnte ich einfach nirgends finden.

„Ich bin hier.“

Mein Kopf ruckte nach hinten zum Bett. Ich starrte in sein ausdrucksloles Gesicht. War das hier seine Horrorvision? Hatte der Traum doch noch nicht aufgehört?

„Komm.“ wiederholte er mit Nachdruck und setzte sich auf, wodurch ich sah, dass er nackt war.

„Ich kann nicht.“ antwortete ich leise, zerdrückte dabei die Blüte, die ich in der Hand hielt.

Sein freudloses Lachen hallte durch den Raum. „Du bist seit einem halben Jahr auf der Suche und jetzt, wo du haben kannst, was du wolltest, nimmst du es dir nicht? Du bist schwach, Naruto.“

„Du machst mich schwach...“

„Ja, das tue ich, nicht wahr? Warum lässt du das nur zu, zukünftiger Hokage?“

Die Szene veränderte sich, die Dielen, auf denen ich saß, verschwanden und sowohl die Blumen als auch die Toten wurden in den schwarzen Strudel gezogen, der sich darunter auftat. Nur ich, die Kerzen und das Bett mitsamt seinem Insassen blieben zurück.

„Das liegt doch auf der Hand.“ antworte ich fest und stand auf. Angst hatte ich keine mehr, denn er würde mich nicht fallen lassen.

„Tut es das? Wie du meinst. Komm.“ Er hielt mir die Hand hin und als ich meine ausstreckte, um danach zu greifen, saß ich plötzlich neben ihm. Mir war schwindelig, doch er hatte die Arme um mich gelegt und hielt mich aufrecht.

„Was ist das alles?“ fragte ich, während er den Reißverschluss meiner Jacke runter zog. Die hölzernen Wände waren inzwischen offenen, weißen Säulengängen gewichen, aus denen abwechselnd Gelächter, lustvolles Keuchen und markerschütternde Schreie zu hören waren. Es roch noch immer nach Blut, doch Sasukes Duft überdeckte den Gestank zunehmend.

„Ein Traum.“ antwortete er, während er mir die Jacke von den Schultern streifte. Ich hob die Arme, damit er mir das T-Shirt ausziehen konnte und ließ es zu, dass er meinen Oberkörper mit seinen kühlen Fingern und seinen Lippen erkundete. Er hatte mich schon oft berührt, doch heute war es irgendwie anders, ohne, dass ich den Unterschied hätte definieren können.

„Ein Traum...“ wiederholte ich leise, strich ihm durch die Haare und schloss die Augen. „Unser Traum...“
 

„Du musst zurück. Sie brauchen dich.“

Seine Worte hingen in der Luft, zusammen mit dem Gestank nach Blut, Schweiß, Kerzenwachs und Rosen. Es roch nach Krieg, obwohl der Kämpfer schon längst gegangen war. Er kämpfte immer; Gegen sich, gegen mich, gegen Konoha, aber gewonnen hatte er noch nie, obwohl er schon so viele Siege davongetragen hatte.

Mein armer Sasuke.

Ich hielt die Augen geschlossen und durchlebte unser letztes Gespräch noch ein Mal.

„Was, wenn es mir egal ist? Was, wenn ich hier nicht weg will?“ hatte ich gefragt.

Er schnaubte amüsiert, ließ die Fingerspitzen über meine bloße Haut gleiten. „Es ist dir nicht egal, sonst wärest du mich längst holen gekommen. Du hast Konoha schon immer geliebt, Naruto, noch viel mehr als mich.“

„Das stimmt nicht.“ behauptete ich und drückte mein Gesicht an seine Brust.

„Hier kannst du jedenfalls nicht bleiben. Das ist nicht die Realität und das weißt du auch.“ Wie um seine Worte zu bestätigen, saßen wir plötzlich an einem kleinen Tisch, irgendwo in dem von ihm erschaffenen Universum, und Sterne flogen über unsere Köpfe, so dicht, dass ich nur die Hand hätte ausstrecken müssen um einen zu fangen. Wir trugen beide gänzlich weiße Kleider und zwischen uns stand auf einem gusseisernen Tischchen ein Schachbrett. Die Figuren waren schwarz und orange. Er machte den ersten Zug, dann sah er mich an.

Ich setzte eine Figur. „Dann bin ich eben ein Träumer. Hauptsache, ich bin bei dir.“

Ein trauriger Zug trat in seine Augen, als er seinen Springer auf dem Brett verschob. „Das warst du immer – Ein Träumer.“

„Warum hast du nie mit mir geredet, wenn du mich zu dir gerufen hast?“ wollte ich wissen.

„Was hätte ich dir sagen sollen?“ Er warf meinen Turm und ich biss mir auf die Unterlippe. Mist, ich musste besser aufpassen.

„Wie es dir geht. Was du tust. Was du vorhast... Dass du mich liebst...“

Sasuke hob eine Braue. „Tue ich das denn?“

„Du hättest vieles sagen können. ich hätte dir alles geglaubt.“ wich ich seiner Frage aus, in tiefer Betrachtung der Spielsituation versunken.

„Du solltest aber nur glauben, was auch der Wahrheit entspricht. Wobei jeder Mensch seine eigene Wahrheit zu haben scheint.“

„Kannst du nicht einfach nach Hause kommen, Sasuke?“ fragte ich leise und bot ihm einen Bauer.

Er lächelte, ohne dass die Geste seine Augen erreicht hätte, nahm das Opfer, schüttelte aber den Kopf. „So einfach ist es nicht. Und jetzt wird es Zeit, dass du wieder nach Hause gehst. Sie brauchen dich.“

Die Szene löste sich auf - Der Tisch zerbröckelte, das Spielbrett verlor seine Farbe und Sasuke verschwand auch langsam im Nichts.

Ich hechtete auf ihn zu und klammerte mich an ihm fest, doch er strich mir nur durch die Haare. „Wir sehen uns wieder.“ versprach er.

„Rufst du mich?“ fragte ich verzweifelt. Meine Hände fuhren durch ihn hindurch, als wäre er nicht anwesend, ich rutschte ab und fiel in den schwarzen Strudel unter uns.

„Du wirst mich finden.“ hatte er gesagt, dann war die Vision verschwunden gewesen und ich lag keuchend in meinem Bett in dem Haus der alten Dame.

Es war das erste Mal, dass ich mich nach einem Treffen nicht total zerstört fühlte, aber vielleicht lag das auch daran, dass wir nicht wirklich körperlich zusammen gewesen waren. Er hatte mir einen langen Traum geschickt, von dem ich nicht wusste, ob ich ihn schön oder abscheulich finden sollte. Nur eines wusste ich jetzt mit Sicherheit: Ich musste nach Hause. Er würde dort nicht auf mich warten, das war einfach nicht unser Schicksal, aber irgendwann würde ich bei ihm sein, dafür würde ich sorgen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-12-15T20:33:10+00:00 15.12.2010 21:33
Hab ich schon erwähnt, dass ich dich liebe xD
Ich sag nur ;
Wow
Echt, ich kann nichts anderes sagen, als Wow.
Es war einfach nur genial.
Und ich war am Ende zufrieden. O.o
Ich konnte es nicht glauben. xD
Ich war zufrieden.
Das ist nie passiert.
NIE.
Wenn das dein Talent nicht beweißt, weiß ich net weiter.
Ich habe dafür gebetet, dass er nicht sagt ich liebe dich.
Das hätte alles verdorben.
Aber er hat es ja nicht gesagt und deshalb gibt es auch nur ein Wort dafür;
WoW xDD
Ich glaube zwar nicht, dass Naruto sich durch die Weltgeschichte ficken würde, aber die Vorstellung finde ich nicht schlecht x33
Naja, man liest sich, trotz I-net- Entzug. xDD
Lg und ich bin auch abhängig xD
nach deinen Geschichten.
_Sinner_
Von:  BlackTiger
2010-12-13T18:01:27+00:00 13.12.2010 19:01
*__* ich liebe deine Stories einfach... und langsam auch die in denen du Naruto leiden lässt xD
Du hast einfach talent dafür Emotion zu schreiben, dass man (in diesem Falle) gleich anfangen will zu weinen ...
Mach weiter so! ^^

lg blacky


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