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Abgekarterte Spiele

"Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time."
von

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Quälende Fragen

Noch immer halte ich ihn fest. Meine Hand liegt um seinen Hals und er sieht mich herausfordernd an. Er wartet.
 

Wartet darauf, dass ich handele. Etwas tue.
 

Er reckt mir sein Gesicht entgegen und ich bin unschlüssig was ich tun soll. Ein Teil von mir will zudrücken. Es wäre so leicht. Ein anderer Teil... Mein Blick hängt an seinen Lippen. Ich schlucke unwillkürlich.
 

Da ist es wieder, dieses Prickeln. Genau wie in dem Moment als ich seine Hand berührt habe. Es breitet sich mehr und mehr in meinem Körper aus und ich kann nichts dagegen tun. Langsam beuge ich mich vor. Mein Herz hämmert hart gegen meinen Brustkorb.
 

Wie es wohl wäre, wenn ich seine Lippen berühren würde? Würde es genauso prickeln wie bei der flüchtigen Berührung seiner Hand?
 

"Na los, tu es schon." fordert er mich auf und ich sehe wie es in seinen Augen kurz aufblitzt. Sein Tonfall ist spöttisch und leicht amüsiert, doch er reißt mich unwillkürlich zurück in die Wirklichkeit.
 

Joey Wheeler löst sich in Luft auf und vor mir steht wieder Bakura.
 

Ich brauche einen Moment, um zu verstehen was gerade geschehen ist und umzu realisieren, dass ich mir gerade nicht nur Wheeler vorgestellt habe, sondern auch noch kurz davor war, diese Erscheinung zu...
 

Ich löse meinen Griff um Bakura´s Hals und trete einen Schritt zurück. Für einen Moment scheint er irritiert, zumindest sagt er nichts, aber ich sehe ihn auch nicht wirklich an. Vielmehr sehe ich durch ihn hindurch und es bedarf ein paar Sekunden bis ich mich wieder gefasst habe.
 

"Ich weiß nicht was du damit zu bezwecken versuchst, mich zu provozieren, Bakura, aber ich rate dir, damit aufzuhören, sonst werden sich unsere Wege hier trennen." erkläre ich mit eisiger Stimme und schaffe es auch endlich ihm in die Augen zu sehen.
 

Vor ein paar Minuten waren es noch Wheeler´s Augen.
 

Verdammt, ich brauche Schlaf. Wie lange bin ich inzwischen auf den Beinen?
 

Scheinbar versteht er, dass es mir ernst ist, denn er erwidert nichts. Ich lasse meinen Blick noch einen Moment auf ihm ruhen, dann wende ich mich um und überlege kurz, was nun zu tun ist. Alister scheint noch keine weiteren Informationen zu haben, sonst wäre er sicher schon hier. Mit Roland habe ich gesprochen und in der Hinsicht ist alles erledigt. Vorerst. Ich kann mir also ein paar Stunden Schlaf erlauben. Ich habe ihn scheinbar auch mehr als nötig.
 

"Ich werde mich jetzt hinlegen." erkläre ich ruhig. "Und ich würde es begrüßen, wenn du mich allein lassen würdest." Ich höre, dass er sich bewegt und einen Moment später steht er auch schon wieder neben mir. Es kostet mich Kraft ihn anzusehen, schließlich hätte ich ihn gerade fast... Aber verdammt, er wollte es. Er hat es heraufgefordert und ich verstehe nicht warum. Nein, ich verstehe nicht einmal warum er mich im Badezimmer geküsst hat, doch ich will es auch nicht verstehen. Augenblicklich will ich einfach nur alleine sein.
 

Er mustert mich einen Augenblick und seine Miene ist ungewohnt ernst. "Nun gut." meint er schließlich lässig. "Dann vertagen wir das auf später, Kaiba." Jetzt huscht ein leichtes Grinsen über sein Gesicht und ich spüre, wie erneut Wut in mir auflodert. Wut über diese Dreistigkeit, auf dieses Spiel von ihm, dass ich nicht verstehe und das mir keineswegs behagt. Ich werfe ihm einen eisigen Seitenblick zu und das Grinsen wird schlagartig breiter. "Du bist wirklich eine Herausforderung, mein lieber Seto." sagt er und wendet sich ab ehe ich etwas erwidern kann. Ich bin allerdings erleichtert als er sich Richtung Tür bewegt. "Schlaf gut, mein Süßer." Er besitzt tatsächlich die Frechheit mir zu zu zwinkern und ich verdrehe die Augen.
 

Eine scharfe Zurechtweisung liegt mir auf den Lippen, aber die Tür fällt ins Schloss ohne, dass ich etwas erwidere. Er würde ohnehin nur lächeln. Dieser verfluchte Dieb. Aus dem Kerl soll mal einer schlau werden. Hat er tatsächlich versucht mich anzumachen?
 

Ich schüttele energisch den Kopf, um diesen Gedanken abzuschütteln und gehe zu dem schmalen Bett. Einen Moment überlege ich ob ich die Tür abschließen soll, aber da ich Bakura´s Fähigkeiten auf dem Gebiet kenne, wäre es reine Zeitverschwendung. Ich setze mich auf das Bett, ziehe meine Schuhe aus und lege mein Handy auf den Nachttisch nachdem ich die Alarmfunktion eingestellt habe. Drei Stunden müssten reichen, wenn ich überhaupt zu schlafen vermag. Falls der Rothaarige etwas wichtiges herausfinden sollte, werden die Beiden mich sicher wecken.
 

Ich lege mich hin, lösche das Licht und spüre auch schon wie die Müdigkeit mich einzuhüllen beginnt. Dennoch wandern meine Gedanken noch einmal zu der absonderlichen Situation gerade. Abgesehen davon, dass es vollkommen aberwitzig ist, dass Bakura mich in solch eine Lage zu bringen vermag, noch absonderlicher ist es, dass ich von Wheeler halluziniere. Es muss tatsächlich am Schlafmangel liegen, dass es soweit gekommen ist.
 

"Wem machst du eigentlich etwas vor? Schlafmangel ist dir mehr als vertraut, mein Lieber. Gib doch einfach zu, dass der Kleine dich beschäftigt. Mehr als dir lieb ist, nicht wahr?" bemerkt eine Stimme in meinem Hinterkopf und ich rolle mich zur Seite.
 

Selbst wenn er mich beschäftigt, das lässt sich logisch erklären. Ich habe ihn Jahre nicht gesehen und treffe nun vollkommen unerwartet auf ihn. Das allein würde genügen, um zu erklären, warum ich über ihn nachdenke. Zudem habe ich den ganzen Tag mit ihm und Mokuba verbracht. Auch das spricht dafür, dass ich...
 

Aber, ja, wem mache ich hier etwas vor?
 

Ich habe mich von Bakura überrumpeln lassen. Im Grunde schon Schmach genug für einen Seto Kaiba. Doch damit nicht genug. Der Dieb konnte mich erneut provozieren und auch wenn ich seine Beweggründe eigentlich nicht wissen will, interessiert es mich doch, warum er mich geküsst hat und mich dazu bringen wollte, ihn zu küssen.
 

Nun gut, was es auch sei. Ich könnte mir irgendwie vielleicht sogar noch erklären, was diese Aktionen sollten, aber was ich mir nicht zu erklären vermag ist, dass ich ihn fast geküsst hätte! Ja, ihn sogar küssen wollte für einen Moment.
 

"Genau genommen wolltest du nicht Bakura küssen, Seto." erinnert mich diese spitze Stimme und ich rolle mich auf die andere Seite.
 

DAS vermag ich mir nun wirklich nicht zu erklären. Ich verstehe weder warum aus Bakura für einen Moment Wheeler wurde, noch warum ich den Wunsch hatte diesen Köter zu küssen. Und verflucht, ich hatte den Wunsch. Um ein Haar hätte ich es sogar getan. Ein Glück, dass sich die Erscheinung wieder aufgelöst hat. Am Ende hätte Bakura noch gedacht, dass ich auf seine Spielchen anspringen würde und ich kann mir das Grinsen des Weißhaarigen nur zu gut vorstellen. Ich sehe es direkt vor mir.
 

Warum zum Teufel sollte ich Wheeler küssen wollen?
 

Wütend knülle ich das Kissen zusammen und drehe mich auf den Rücken. Mein Leben entgleitet mir immer mehr. Daran besteht kein Zweifel. Wenn das so weiter geht, dann werde ich sicher noch den Verstand verlieren. Ich zwinge mich die Augen wieder zu schließen und bemühe mich abzuschalten, an nichts zu denken. Für einen Moment zähle ich sogar Schafe. Ich spüre wie sich mein Körper langsam entspannt und auch meine Gedanken mehr und mehr abdriften. Bakura verschwindet aus meinem Kopf, Wheeler ebenso und dann sehe ich für einen Moment Mokuba vor mir.
 


 

Von weitem dringt eine Meldodie zu mir durch und ich brauche einen Moment bis mir klar wird, dass der Alarm geht. Ich taste nach dem Hände auf dem Nachttisch neben mir und drücke blind einen Knopf, um das gräßliche Gesumme zum Schweigen zu bringen.
 

Dann rolle ich mich wieder zur Seite und starre im Dunkeln an die Wand. Meine Kopfschmerzen sind weg, wie ich zufrieden feststelle, aber meine Glieder fühlen sich noch immer etwas taub an. Einen Moment liege ich regungslos da und wünschte, ich könnte jetzt aufstehen, mit Mokuba frühstücken und dann ganz normal in die Firma fahren.
 

Doch ich bin nicht zuhause. Mokuba ist nicht hier und die Firma... Ich seufze und verdränge den Gedanken. Ich will nicht an die Kaiba Coporation denken. Es führt ohnehin zu nichts. Die Firma gehört mir nicht mehr, alles was ich mir erarbeitet habe, hat sich in Rauch aufgelöst. Wäre Mokuba bei mir, alles wäre halb so schlimm. Doch alleine... Ich spüre wie sich alles in mir zusammenzieht.
 

Wie oft bin ich morgens aufgewacht, wie ein Roboter aus dem Bett gestiegen und habe mich auf den Tag vorbereitet? Wie oft habe ich mit Mokuba am Tisch gesessen, Zeitung gelesen während er mir irgendwas erzählte und ich nur mit halbem Ohr zugehört habe ehe er sich von mir verabschiedete und ich mich zur Limousine begab, um in die Firma zu fahren? Wieviele Meetings habe ich hinter mich gebracht neben den langweiligen Schulstunden ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass es jemals anders sein würde?
 

Gardner hatte Recht. Zeitweise war ich wohl tatsächlich wie eine meiner Maschinen. Ich habe präzise funktioniert. In meinem System gab es keine Fehler. Genauso wenig wie in meinem Tagesablauf. Alles war durchstrukturiert, ging mir routiniert von der Hand - Schule, Arbeit... sogar der Umgang mit Mokuba.
 

Unwillkürlich muss ich an sein Zimmer denken. Das Zimmer, das Wheeler ihm eingerichtet hat.
 

Wann war ich zum letzten Mal in seinem Zimmer in der Villa? Ich kann mich nicht einmal mehr an die Tapete erinnern. Es muss Ewigkeiten her sein, dass ich dort war. Im Grunde haben wir uns nur noch zwischen Küche, Salon und Arbeitszimmer gesehen und er hat sich nie beklagt. Nicht einmal hat er mir vorgeworfen, dass ich keine Zeit für ihn habe. Dabei habe ich ihn vernachlässigt, gleichgültig was Roland auch sagt. Er mag es verstanden haben, aber das ändert nichts daran, dass ich mir keine Zeit für ihn genommen habe. Ich habe es als gegeben vorausgesetzt, dass er weiß, wie wichtig meine Arbeit ist und nie danach gefragt, wie es ihm geht.
 

Dabei war es doch mein Bestreben, ihn glücklich zu machen. Allein dafür habe ich alles auf mich genommen, diese Firma überhaupt aufgebaut. Damit niemand mehr über uns bestimmen kann und wir zusammen sein können. Mokuba sollte es nie an etwas fehlen.
 

Und es hat ihm auch an nichts gefehlt.
 

An nichts, außer an seinem großen Bruder.
 

Die Erkenntnis trifft mich hart und ich schlucke schwer. Im Grunde war ich mir dessen die ganze Zeit bewusst, doch ich habe es zu verdrängen versucht. Wieder und wieder habe ich mich vor mir selbst gerechtfertigt, mir gesagt, dass es nur vorübergehend ist und ich irgendwann zur Ruhe kommen werde, aber insgeheim wusste ich, dass ich mich selbst damit belog.
 

Gestern war Mokuba glücklich.
 

Trotz der ganzen Lage, in der er sich befindet. Er war glücklich. Ich konnte es ihm ansehen. Er hatte Spaß, genau wie früher im Waisenhaus als es nur uns gab, niemanden sonst. Ja, gestern war er glücklich. Das Zusammensein mit Wheeler schien ihm zu gefallen. Die Beiden lachten viel zusammen. Überhaupt schienen sie sich gut zu verstehen.
 

Und wieder wandern meine Gedanken zu Wheeler. Egal wie sehr ich es auch versuche, ich kann ihn nicht aus meinem Kopf verbannen, er scheint allgegenwärtig präsent und nun ist er auch mit meinen Gedanken an meinen Bruder verwoben.
 

Ich seufze laut, dann gebe ich mir einen Ruck und stehe auf. Ich knipse das Licht neben meinem Bett an und stehe einen Moment unschlüssig da. Es ist noch früh am morgen. Alister und Bakura werden sicher noch schlafen. Gut, ich habe augenblicklich auch keine Lust auf ein Zusammensein mit dem Weißhaarigen. Ich überlege kurz, was ich tun soll. Normalerweise würde ich mir meinen Laptop nehmen und meine Nachrichten abrufen, die Börsenentwicklung verfolgen und...
 

Ich schüttele den Kopf.
 

Unsinnig darüber nachzudenken oder den alten Zeiten nachzuhängen. Es ist wie es ist. Augenblicklich sind solche Unternehmungen nicht notwendig. Dennoch ist mir seltsam zumute. Es ist das erste Mal seit Tagen, dass ich wieder ganz alleine bin. Die letzten Tage war ich fast ununterbrochen mit Bakura und Alister zusammen und auch wenn ich nichts gegen das Alleinsein habe, augenblicklich empfinde ich es als beklemmend. Es gibt mir zuviel Raum, um nachzudenken. Wie gerne würde ich meine Gedanken auf etwas produktives richten, doch momentan fällt mir nicht ein was das sein könnte.
 

Solange ich keinen Anhaltspunkt habe, kann ich keine Strategie entwickeln. Es ist befremdlich, dass ich mich in einer solchen Situation wiederfinden muss. Ich hatte in den letzten Jahren immer etwas zu tun. Es gab unzählige Aufgaben zu bewältigen, Entscheidungen zu treffen und jetzt sitze ich in einem drittklassigen Hotel und das Einzige worüber ich nachdenke sind Bakura, Wheeler und Mokuba. Und jeder Gedanke an einen der Drei zwingt mich zwangsläufig über mich selbst nachzudenken.
 

Und ich hasse es, über mich nachdenken zu müssen.
 

Wie gerne würde ich die Frage ausblenden, warum ich den Wunsch hatte Wheeler zu küssen oder warum Bakura diese Wirkung auf mich hat. Ich will mich auch nicht fragen, ob ich Mokuba ein guter Bruder gewesen bin. Zum Teufel, noch weniger will ich wissen ob er vielleicht bei Wheeler glücklicher ist als er es mit mir in den letzten Jahren war.
 

Über all das will ich nicht nachdenken und ich wünschte, ich könnte damit aufhören, mir diese Fragen zustellen, aber nein. Ein Entkommen scheint unmöglich.
 

Ungewohnt langsam für meine Verhältnisse setze ich mich in Bewegung und gehe ins Bad. Ich vermeide es in den Spiegel zu sehen, klatsche mir einen Schwall kaltes Wasser ins Gesicht und putze wie ferngesteuert meine Zähne.
 

"Ich hab dir Kaffee mitgebracht."
 

Aus irgendeinem Grund bin ich nicht wirklich überrascht, Bakura zu sehen als ich zurück ins Zimmer komme. Ja, ein Teil von mir ist sogar froh, dass er da ist, auch wenn ich mich in seiner Gegenwart mehr als unbehaglich fühle zur Zeit. Ich nicke und mustere den Pappbecher, den er auf den Tisch gestellt hat.
 

"Und hier ist eine Kleinigkeit zu essen. Ein typisches amerikanisches Sandwich wie man mir gesagt hat." meint er und lässt sich auch schon in dem Sessel nieder auf dem er seit wir hier sind so gerne rumzulümmeln scheint. Ich zögere kurz, dann setze ich mich zu ihm und greife zu dem Pappbecher.
 

Er wirkt als wäre nichts passiert. Als hätte die Szene vor ein paar Stunden nicht stattgefunden und auch wenn mich das etwas irritiert, so soll es mir doch recht sein. Ich habe kein Bedürfnis, unsere Unterhaltung von eben wieder aufzunehmen. Er schiebt mir demonstrativ das Päckchen hin, das zweifelsohne dieses Sandwich enthält und sieht mich auffordernd an. "Iss es." sagt er mit ruhigem Tonfall. "Du hast seit Tagen nichts gegessen. Es wird nicht schmecken, aber es ist besser als nichts."
 

Obgleich ich es hasse, wenn man versucht mir Befehle zu erteilen, weiß ich, dass er Recht hat. Ich muss endlich etwas essen. Widerwillig packe ich besagtes Objekt aus und mustere kurz das helle Brötchen. Ja, es wird definitiv nicht schmecken, aber das ist auch egal. Ich bezweifle, dass mir augenblicklich überhaupt etwas munden würde. Er beobachtet mich während ich den ersten Bissen nehme und lächelt mich dann auch schon zufrieden an.
 

"Nun zum Wesentlichen." meint er. "Es gibt Neuigkeiten."
 

Ich nicke und schlinge den Bissen herunter. Meine Kehle fühlt sich schmerzhaft trocken an. Erwartungsvoll sehe ich mein Gegenüber an und seine Miene ist wieder einmal verschlossen und verrät nichts. "Alister hat sich Pegasus Konten einmal näher angesehen und wir sind auf einen recht ansehnlichen Geldbetrag gestossen, den der gute Pegasus von besagter Firma bekommen hat." erzählt er mir in ruhigem Plauderton. " Also haben wir uns die Firma mal näher angesehen. Es handelt sich dabei um eine Briefkastenfirma. Sie existiert nur auf dem Papier."
 

Ich nippe an meinem Kaffee und warte. Falls das seine Neuigkeiten sind, dann sind sie mehr als dürftig, aber Bakura sieht aus als hätte er noch mehr zu sagen.
 

"Ich denke, ich erspare dir die Einzelheiten der Recherche, zumal ich ohnehin nicht wirklich sagen könnte, wie Alister das alles herausbekommen hat." fährt er auch schon fort. "Jedenfalls stieß er bei weiteren Nachforschungen auf einen alten Bekannten von dir." Der Weißhaarige schenkt mir ein vielsagendes Grinsen und ich ziehe automatisch die rechte Braue nach oben. "Komm zur Sache." sage ich und er grinst. "Siegfried von Schröder." verkündet er mit breitem Grinsen und beobachtete mich genau.
 

Ich stelle meinen Pappbecher ab und runzele die Stirn. "Du willst mir nicht ernsthaft erzählen, dass dieser rosahaarige Möchtegern-Entwickler hinter diesem Vorhaben steckt?" frage ich mit tonloser Stimme. Bakura zuckt mit den Schultern. "Er steckt jedenfalls hinter dieser Firma." erwidert er gelassen.
 

"Hm." Ich denke kurz nach. Meine letzte Begegnung mit Siegfried liegt eine Weile zurück. Mit Muto´s Hilfe war es mir damals gelungen, seinen absurden Versuch, die Kaiba Corporation in den Ruin zu treiben, zu vereiteln. So gesehen ist er durchaus eine Person, die Grund hat sich mit mir anzulegen, aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass dieser Snob tatsächlich in der Lage sein sollte, solch ein Vorhaben auszuklügeln. Nein, soviel Köpfchen besitzt er nicht.
 

"Und Alister ist sich sicher?" frage ich nach. Bakura nickt. "Hundertprozentig." entgegnet er und ich nicke. "Aber das ist noch nicht alles..." fängt der Weißhaarige von neuem an. "Ein paar merkwürdige Vögel waren bei Duke."
 

Meine Augen weiten sich. Bakura nickt. "Keine Sorge, ihm geht es gut." erwidert er mit einem süffisanten Grinsen. "Sie haben lediglich ein paar Fragen gestellt. Scheinbar haben sie unsere Spur bis Tokio verfolgen können. Duke meinte, das diese Typen mehr als zwielichtig waren und da er eine Menge zwielichtiger Leute kennt, einschließlich meiner Wenigkeit, will das schon was heißen."
 

"Was hat Devlin ihnen gesagt?" will ich wissen. "Nichts." erwidert er sofort. "Denkst du Duke ist bescheuert? Er hat den Typen klar gemacht, dass sie sich vom Acker machen sollen." Ich werfe ihm einen skeptischen Blick zu. "Duke weiß sehr gut, wie man mit solchen Typen umgeht. Zudem hat er einen sehr effektiven Rausschmeißer." Er zwinkert mir zu und ich verdrehe die Augen. Bakura lacht kurz auf, wird allerdings auch schlagartig wieder ernst. "Duke meinte, die Typen wären nicht zu unterschätzen. Er geht davon aus, dass sie Profis waren."
 

"Also ist Siegfried der nächste Anhaltspunkt." überlege ich laut. Bakura nickt. "Scheint so." bestätigt er meine Überlegung. "Weißt du wo der Kerl sich aufhält?" Ich nicke. "So weit ich unterrichtet bin in Deutschland." erwidere ich und er lächelt mich an. "Sehr schön. Deutschland. Da war ich bislang noch nicht. Weißwürste und Bier. Bin gespannt ob das Zeug wirklich so gut ist, wie immer behauptet wird." meint er sichtlich vergnügt und ich verdrehe erneut die Augen.
 

"Wenn du sonst keine Sorgen hast." murmele ich und überlege mir meine nächsten Schritte. Es ist wohl Notwendig Siegfried einen Besuch abzustatten. Immerhin muss er irgendwie seine Finger im Spiel haben. "Was ist mit Mokuba?" will er plötzlich wissen. "Wirst du ihn jetzt mitnehmen oder bleibt er bei Wheeler?"
 

Ich seufze. "Wheeler und Mokuba kommen nachher vorbei." erwidere ich, ohne auf seine Frage einzugehen.
 

Einen Moment habe ich den Eindruck, dass er überrascht ist, aber er sagt nichts dazu. Stattdessen steckt er sich eine Zigarette in den Mund und fixiert mich. Eine Weile sitzt er einfach nur schweigend da und sagt nichts während ich nachdenke.
 

Siegfried´s Scheinfirma hat Pegasus dafür bezahlt, dass er versucht meine Firma zu übernehmen. Soweit sogut. Nicht ungedingt das was ich erwartet hatte, aber auch keinesfalls so abwegig. Dennoch ist es mir schleierhaft wie auch nur einer von Beiden Wind von meiner Erfindung bekommen konnte. Niemand wusste davon, nicht einmal Mokuba und einen Verräter in der Firma kann ich ausschließen. Stellt sich die Frage, wie sie es in Erfahung gebracht haben, schließlich ging es ausschließlich darum. Ein Punkt, der für Siegfried als Täter spricht. Aber er passt einfach nicht ins Bild. Zugegeben, der Rosahaarige ist sicher auf gewisse Weise verrückt, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er sich solch einen Plan ausdenken könnte. Gewiss, gemeinsam mit Pegasus... Aber welchen Grund sollte er dann haben, diesen ermorden zu lassen? Nein, irgendetwas passt nicht ins Bild.
 

Es fehlen eindeutig noch zuviele Puzzelteilchen. Verdammt.
 

"Um auf unser kleines Intermezzo von vorhin zurückzukommen, Kaiba." höre ich Bakura sagen und werfe ihm einen warnenden Blick zu, den er geflissentlich ignoriert. "Ich persönlich würde lieber etwas bereuen, was ich getan habe, als etwas aus Angst nicht zu tun." meint er und wirft mir einen vielsagenden Blick zu. "Wenn du verstehst, was ich meine."
 

Ich bin nicht sicher ob ich ihn verstehe. Ich bin nicht einmal sicher ob ich ihn verstehen will, aber wie ich Bakura kenne, wird er ohnehin nicht locker lassen und wahrscheinlich ist es auch das Beste, dieses leidige Thema endlich zu klären. Dann kann ich wenigstens einen Punkt auf meiner Liste abhaken.
 

Einen Moment überlege ich mir was ich am Besten erwidere, dann sehe ich ihm direkt in die Augen und versuche meine Stimme ruhig und nüchtern klingen zu lassen.
 

"Karten auf den Tisch, was willst du von mir? Und komm mir jetzt nicht mit einen deiner nichtssagenden Kommentare. Lass uns Klartext reden." fordere ich ihn auf und rechne schon fast mit dem obligatorischen Grinsen, aber dieses Mal bleibt seine Miene ernst. Ja, er scheint sogar zu überlegen was er erwidern soll. Zumindest lässt er sich mit seiner Antwort Zeit.
 

Dann legt er den Kopf schief und beäugt mich mit seltsam funkelnden Augen. "Was, wenn ich sagen würde, dass ich ein gewisses Interesse an dir hege, Kaiba?" sagt er schließlich und die Tatsache, dass sein Tonfall ernst ist, irrtiert mich für einen Moment. "Dann müsste ich dich fragen, wie du es kommt, dass du plötzlich ein solches Interesse an mir entwickelt hast." entgegen ich betont gleichgültig und versuche das merkwürdige Gefühl, dass in mir aufsteigt zu ignorieren. "Du scheinst dich mit diesen Dingen nicht sonderlich gut auszukennen, was?" bemerkt er und seufzt. "Nun, ich habe nichts anderes erwartet."
 

Ich erwidere nichts, halte aber seinem Blick stand.
 

Und dann stellt er eine Frage, die mich doch noch aus der Fassung bringt.
 

"Wenn ich Wheeler wäre, würdest du es verstehen, oder?"



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  jyorie
2013-01-13T20:52:52+00:00 13.01.2013 21:52
Hi^^

Aha sie sind weiter gekommen :) als steckt Siegfried hinter alle dem. Und Bakura war ja garnichtmal so schlecht mit seinem tip, das seto an einer neuen Erfindung gearbeitet hat, also sind die Daten davon, auf den beiden Festplaten, die er im Koffer mitgenommen hat.

:) Bakura will was von ihm <3

Liebe Grüße Jyorie

Von:  DarkTiger
2011-01-06T14:10:07+00:00 06.01.2011 15:10
so ich habe kaum mehr die zeit zum lesen was wirklich schlimm ist
das kapi war toll und die aussage zum schluss
*seufz*
tja bin gespannt
hab ja noch ein paar kapis vor mir^^
Von: abgemeldet
2011-01-04T18:48:35+00:00 04.01.2011 19:48
Oh, ein sehr interessantes und informatives Kapitel, hat mir sehr gut gefallen. Gott sei Dank hat er Bakura nicht geküsst *puuh*
Umso mehr waren seinen Gedanken über Joey sehr amüsant zu lesen ^^
Und die letzte Frage von Bakura, oh, ob Kaiba drauf antworten wird. Man bin ich gespannt :D
Siegfried? Ich hatte den gleichen Gedanken wie Kaiba XD Das rosahaarige Ebenbild von Pegasus. Kaiba hat vor Deutschland zu besuchen! Wie geil! Endlich können wir mit ihm unsere merkwürdige Kultur teilen c:
Ich bin echt neugierig auf das nächste Kapitel

Man liest sich

LG Perpendikel



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