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Abgekarterte Spiele

"Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time."
von

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Touché

“Grey” presse ich hervor und vermag es nicht zu verhindern, dass mein Tonfall verrät, wie überrascht ich bin. „Höchstpersönlich.“ erwidert der Sprecher am anderen Ende der Leitung lässig und ich ziehe scharf die Luft ein.
 

Meine Gedanken überschlagen sich.
 

Mit dem Dieb muss irgendetwas passiert sein, wie sonst käme Grey zu Bakura´s Handy. Ich bezweifele, dass der Weißhaarige es ihm freiwillig überlassen hat. Folglich stellt sich die Frage, was passiert ist.
 

Ich überlege mir meine nächsten Worte gut und bemühe mich, wieder all meine Selbstsicherheit in meine Stimme zu legen. „Weshalb ist Bakura nicht zu sprechen?“ will ich scharf wissen und höre, dass er kurz gekünstelt auflacht. Mein Tonfall beeindruckt ihn demnach keineswegs. Nun, das habe ich auch nicht wirklich erwartet. Alles was er bislang unternommen hat, spricht nicht gerade dafür, dass er mich fürchtet und zu meinem Bedauern muss ich gestehen, dass er bisher auch noch keinen wirklichen Grund hatte, dies zu tun.
 

Aber das wird sich bald ändern.
 

„Sagen wir, unser gemeinsamer Freund ist beschäftigt.“ erwidert er schließlich süffisant und ich spüre, wie sich mein Magen schmerzhaft zusammenzieht. Ich bin sicher, dass es nichts bringt, dieses Thema zu vertiefen. Was auch immer mit dem Dieb passiert ist, Grey wird es mir ganz sicher nicht verraten. Und auch jegliche Art der Drohung kann ich mir sparen. Vermutlich würde eine solche Reaktion meinerseits ihn nur weiter belustigen.
 

Erst Ryou und nun der Dieb...

Ich frage mich, worum es Grey tatsächlich geht. Hat er Bakura deshalb nach Japan gelockt? Will er die Anzahl meiner Verbündeten reduzieren, wie ich vermute?
 

Ehe ich etwas entgegnen kann, nimmt er das Gespräch wieder auf. „Wie ich höre, hatte dein Assistent einen tragischen Unfall.“ meint er ruhig. „Wie bedauerlich...“
 

Ich kombiniere sofort. Quentin hat also die vermeintliche Information bereits weitergegeben und wenn ich seinen Tonfall richtig deute, hat er diese auch geschluckt. Das heißt, ich darf mir nun keinen Fehler erlauben. Ich lasse mir mit meiner Erwiderung als kurz Zeit. Dann entgegne ich scharf: „Als Unfall würde ich es nicht bezeichnen.“
 

Wieder höre ich ihn lachen und nun bin ich sicher, dass er keinen Zweifel mehr an Roland´s Ableben hat.
 

„Als Unfall würde ich auch den Tod von John Armstrong nicht bezeichnen, aber naja...“ Er scheint bemüht weiterhin jovial zu klingen, doch ich höre deutlich, aber bei der Erwähnung von John´s Namen klingt seine Stimme hart. Hart und verbittert. „Mit John´s Tod hatte ich nicht das Geringste zu tun.“ erkläre ich, obgleich ich weiß, dass meine Worte an seiner Haltung mir gegenüber nichts ändern werden. „Ich weiß.“ entgegnet er auch prompt. „Dafür ist Gozaburo verantwortlich, dessen bin ich mir durchaus bewusst.“
 

„Aber an ihm können Sie ihre perversen Rachegelüste nicht mehr befriedigen.“ entgegne ich kühl und entscheide mich bewusst dazu ihn, weiterhin zu siezen. Dieses Mal lacht er nicht. Ich glaube sogar zu hören, wie er scharf die Luft einzieht und vermute, dass es mir gelungen ist, ihn durch meine Äußerung doch ein wenig zu verärgern. Minimal vielleicht nur, aber immerhin. „Da Sie sich im Klaren sind, dass ich keine Verantwortung für John´s Tod trage, ist ihr Rachefeldzug gegen meine Person im Grunde nichts weiter ist als der hilflose Versuch eines Kleingeistes, seine Trauer zu kompensieren. Doch Sie haben sich dafür den Falschen ausgesucht. Es wird Ihnen noch sehr leid tun, diesen Weg beschritten zu haben, dessen können Sie sich sicher sein.“ fahre ich fort und mit jedem Wort gewinnt meine Stimme an Sicherheit.
 

Ja, jetzt klinge ich wieder ganz wie der Alte. In meinem Tonfall schwingt all meine Verachtung und Arroganz mit. Joey würde sicher sagen, dass ich ganz genauso klinge wie früher. Der „In-den-Staub“-Tonfall nannte er es und ich musste schmunzeln als er mir diese kleine Offenbarung gemacht hat.
 

Und genau wie bei Joey früher, verfehlt meine Stimme auch auf Grey ihre Wirkung nicht. Für einen Moment glaube ich, dass er mit den Zähnen knirscht und im nächsten Augenblick explodiert er auch schon, zwar bei weitem nicht in einem solchen Ausmaß wie mein Hündchen in der guten alten Zeit, doch ich weiß direkt, dass ich ihn getroffen habe.
 

„Der Kleingeist hat dich bislang aber weit getrieben, mein lieber Kaiba!“ zischt er mich wütend an, wobei er sich sichtlich bemüht, die Fassung zu bewahren. „Wo bist du denn jetzt? Du hast keine Firma mehr, wirst von der Polizei gesucht und nun ist auch noch dein geschätzter Assistent tot! Oh, du bist derjenige, dem es am Ende leid tun wird. Sehr leid, Kaiba.“ Nun ist seine Wut triumphaler Genugtuung gewichen und das Bild, dass ich von ihm in meinem Kopf habe, wird um einen weiteren Puzzlestein erweitert.
 

„Wir werden sehen.“ entgegne ich bewusst nüchtern und er lacht. „Ich bezweifele, dass du mir etwas entgegenzusetzen hast, Kaiba. Bislang ist alles genauso verlaufen, wie ICH es geplant habe. Du bist zu meiner Marionette geworden.“ meint er und scheint seine Emotionen wieder unter Kontrolle zu haben. „Wie fühlt sich das an, Kaiba?“
 

Mein Blick streift den von Alister, der mich besorgt mustert. Dem Rothaarigen ist natürlich nicht entgangen, dass ich nicht mit Bakura rede und sein Gesichtsausdruck verrät auch recht deutlich, dass ihn dieser Umstand beunruhigt.
 

Ich gebe einen verächtlichen Laut von mir. „Ich bin niemandes Marionette!“ kontere ich schneidend. „Noch ist dieses Spiel nicht zu Ende.“ Ich mache eine kurze Pause und überlege blitzschnell ob ich noch etwas hinzufügen soll. Falls Grey Quentin´s Bericht über mögliche Vorhaben meinerseits bislang noch nicht trauen sollte, so habe ich nun die Chance, ihn davon zu überzeugen, dass es angebracht ist, seinen Handlanger zu schicken.
 

„Ich bin Seto Kaiba.“ sage ich schließlich und vermutlich würde Joey, wenn er hier wäre, sagen, dass ich gerade einen Todesblick der Stufe 10 aufgesetzt habe. „Niemand besiegt mich. Mag sein, dass Sie bislang die Zügel in der Hand hielten, aber das Blatt wird sich nun wenden. Auch nur eine Sekunde lang zu glauben Sie könnten bei dieser Angelegenheit gewinnen,ist reiner Selbstbetrug!“
 

Ich lasse ihm nicht die Gelegenheit etwas zu erwidern, sondern fahre weiter fort: „Ich hoffe für Sie, dass es Ryou und Bakura gut geht, auch wenn es an dem Ausgang dieser Sache für Sie nichts mehr ändern wird.“ Mein Tonfall ist eiskalt und ich sehe wie Alister die Augen aufreißt. Ohne ein weiteres Wort von Grey abzuwarten, beende ich das Gespräch und der Rothaarige starrt mich an.
 

„Er hat Bakura.“ erkläre ich knapp, was er wohl ohnehin schon ahnt und Alister nickt mit düsterer Miene. Ich schätze, er fragt sich genauso wie ich, wie das passieren konnte. Bakura ist schließlich nicht der Typ, der sich überrumpeln lässt. Im Grunde gibt es nur eine einzige logische Möglichkeit, wie Grey dieses Unterfangen gelungen sein kann.
 

Er hat den Dieb durch Ryou in der Hand.
 

Egal wie gleichgültig der Weißhaarige auch immer tun mag, wenn es um andere Menschen geht. An dem Kleinen liegt ihm etwas und aus seiner Reaktion auf die Entführung des Jungen zu schließen, würde ich sogar sagen, dass Ryou für ihn den gleichen Stellenwert hat wie Mokuba für mich.
 

„Was machen wir jetzt?“ Alisters Frage reißt mich aus meinen Gedanken. Der Rothaarige ist eindeutig besorgt. Ich kann es ihm nicht verdenken.
 

„Wir bleiben bei unserem Plan.“ entgegne ich kurz entschlossen. „Ich bin sicher, dass Grey nach diesem Gespräch den Köder geschluckt hat. Omar wird seinen Anruf tätigen und wir bereiten uns auf das Treffen mit diesem Quentin vor.“
 

Alister macht einen Moment den Eindruck als wolle er protestieren, doch dann nickt er. „Was Bakura anbelangt...“ Ich zögere einen Moment. „Was auch immer mit dem Dieb ist, ich bin sicher, dass er einen Weg findet, sich aus seiner Lage zu befreien. Alles andere würde mich auch enttäuschen.“ Alister nickt erneut, scheint aber nicht wirklich überzeugt. „Spätestens wenn wir diesen Quentin in der Hand haben, werden wir einen Weg finden, Ryou und auch Bakura zu befreien.“ füge ich hinzu und Alister fragt skeptisch: „Du bist dir sicher, dass du aus diesem Quentin Informationen rausholen kannst?“
 

Unwillkürlich muss ich an Bakura denken. An seine Vorgehensweise bei solchen „Verhören“. Gewalt war bislang nie eine Lösung für mich, auch wenn die Methode des Diebes durchaus ihre Erfolge erzielt hat. Bislang hatte ich es allerdings auch nie nötig zu solchen Mitteln zu greifen. Doch so wie die Dinge nun liegen...
 

Ich vermute, dass es keinen anderen Weg geben wird, Greys Handlanger zum Reden zu bringen. Dieser Mann wird schließlich kein Stümper sein. Er ist Greys rechte Hand, wie ich vermute, und wie ich meinen Gegenspieler einschätze, dürfte dieser Quentin demnach ein ähnlich effizientes Exemplar sein wie Roland, wobei ich bezweifele, dass er die Kompetenz meines Assistenten erreicht. Doch selbst wenn er nur halb so effizient ist, dürfte es schwierig werden, ihm das Notwendige zu entlocken.
 

So gesehen wird mir nichts anderes übrig bleiben, als mich Bakura´s Methoden zu bedienen. Doch diesen Punkt gedenke ich zu entscheiden, wenn ich mir ein Bild von dem Mann gemacht habe.
 

„Vielleicht sollten wir Duke unterrichten...“ höre ich Alister sagen. Es ist ihm anzusehen, dass ihm der Gedanke an den Schwarzhaarigen nicht unbedingt behagt. Ich überlege kurz. „Vermutlich weiß er bereits, was los ist. Oder zumindest, dass Bakura erst einmal verschwunden ist. Helfen wird er uns wohl kaum können.“ entgegne ich und der Rothaarige nickt zustimmend.
 

„Augenblicklich bleibt uns in der Hinsicht nichts anderes übrig als auf den Dieb zu vertrauen.“ befinde ich abschließend. Alister erwidert nichts.
 

Für einen Moment spiele ich mit dem Gedanken, Joey von den jüngsten Entwicklungen zu unterrichten, verwerfe ihn aber sogleich wieder. Das Hündchen wird genug damit zu tun haben, die Dinge in New York im Auge zu behalten. Zudem will ich ihn nicht beunruhigen. Mokuba und er würden sich nur unnötige Sorgen machen und noch weiß ich schließlich nicht, was diese Sache zu bedeuten hat.
 

Momentan kann ich nichts anderes tun als meine Strategie weiter zu verfolgen. Erst wenn ich diesen Quentin in die Finger bekommen habe, eröffnen sich weitere Optionen.
 

Und dann ist da noch Ishizu.
 

„Wir sollten den Plan noch einmal durchgehen.“ erkläre ich schließlich und Alister versteht die Aufforderung. „Ich hole Odion und Marik.“ meint er und setzt sich auch umgehend in Bewegung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  jyorie
2013-01-26T16:27:25+00:00 26.01.2013 17:27
Hi^^

hoffentlich sieht Grey das auch so wie Kaiba, das er sich nicht am Telefon verraten
hat. Ich hoffe es mal für Seto, das er Recht behält und ihm alles abgekauft hat. Es
wird immer spannender und die Schlinge zieht sich weiter zu.

Liebe Grüße Jyorie

Von:  Onlyknow3
2011-10-26T05:08:32+00:00 26.10.2011 07:08
Bin gespannt ob Grey dahinter kommt das die Informationen nur ein Fake waren und Seto was ganz anderes geplant hat.

LG
Onlyknow3


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