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DOLL

von

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Prolog

Schwach klingende, aber stetige Schritte erfüllten die in Dunkelheit getauchte Halle, die nur durch den kargen Schein des Kronleuchters den Weg durch das Labyrinth aus exotischen Pflanzen, Regalen voll mottenzerfressener Bücher und gläsernen Apparaturen enthüllte. Er kannte ihren Nutzen nur zu gut, aber in seiner Verzweiflung hätte er sie am liebsten in abertausend Scherben zerschlagen. Nichts konnten sie ändern an seiner unbändigen Wut auf sich selbst. Im flackernden Licht wirkte er noch gespenstischer, als er durch seine blasse Haut und die stechenden Augen ohnehin wirkte. Wie rote Glühwürmchen tänzelten sie in der Luft, wenn er durch die Dunkelheit schritt.

Es lag so wenig Menschlichkeit in seinen Augen, dass er es vermied, sich im Spiegel zu betrachten. Er hasste sein Gesicht.

Die Treppe, die sich am Ende des Saales empor schlängelte, knarrte unter seinen dumpfen Schritten. Wie alt diese Ruine wohl sein musste, die er seit seiner Geburt sein Heim nannte? An vielen Stellen waren Ziegel aus der Wand gebrochen, Schleier aus Staub bedeckten die oberen Stockwerke und jene Zimmer, die er selten besuchte. Vielleicht sollte er doch darüber nachdenken, eine Haushälterin einzustellen, die ihm eine Weile Gesellschaft leisten könnte. Aber da sie ohnehin nicht verstanden hätte, was in ihm vorging, bevorzugte er die Einsamkeit. Kein Mensch könnte sein Leiden jemals begreifen. Und doch sehnte er sich wie kein Anderer nach der menschlichen Nähe, die ihn letztendlich zerstören würde.

„Warum kann ich es nicht haben?“

Seine Stimme klang so verweint wie die eines Kindes, gleichsam zornig wie die eines alten Veteranen, als bemühte er sich um Leibeskräfte, all seinen Hass und seine Zweifel in diese Frage zu legen. Er erwartete keine Reaktion, denn wer außer der alten Standuhr mit ihrem monotonen Ticken würde ihm schon antworten? Allein in diesen Trümmern war er dazu verdammt, von der Last dieser Frage zerfressen zu werden. Kein Entkommen, nichts würde sich ändern – oder etwa… doch?

Sollte er einen erneuten Versuch wagen, diesem Wahnsinn zu entkommen?
 

Er wusste, was er zu tun hatte.
 

Die Hände getränkt von Öl und Schweiß, zerkratzt von den Werkzeugen, die sich wie in Trance von selbst in seinen Händen bewegten, das gespenstische Gesicht gezeichnet von den Nächten ohne Ruhe, doch zufrieden mit sich selbst begutachtete er sein Werk. Wie vollkommen sie ihn anblickte mit ihren ausdruckslosen, gläsernen Augen. Sie war kein Mensch, genauso wenig wie er. Mit seinen eigenen Händen hatte er sie erschaffen wie ein Gott. Sie war der Schlüssel. Nie war er sich so sicher gewesen.

„Bring es mir“, herrschte er sie an in seinem Wahn, „hol mir zurück, was ich mehr begehre, als alles andere! Es steht mir zu, nur mir. Es ist meins!“

Und während er zu ihr sprach, senkte sie den Kopf, beugte den Rücken, sodass die schimmernden, metallenen Flügel an ihren Schulterblättern zu ihm aufragten, und antwortete, als gäbe es nichts Selbstverständlicheres für eine Puppe: „Ja, mein Meister.“
 


 

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Ein kleiner Vorgeschmack, im 1. Kapitel geht's dann richtig los. Danke für's lesen. <3



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2011-02-09T20:37:59+00:00 09.02.2011 21:37
ich habe es gelesen
denk dran ich lese NIE FF <3<3<3<3<3<3<3
Von:  Lexxy
2011-02-08T21:31:32+00:00 08.02.2011 22:31
Es fängt schonmal gut an und liest sich echt toll <3
Freu mich schon auf's erste Kapi *-*


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