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Not Even You

Kid & Law
von

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Das Cover zu dieser FF hat Schuld. Ganz eindeutig. Ich hab das Bild gesehen und musste sofort an ein Drama denken. Gruselig. Eigentlich schwelge ich in Glückseligkeit und der Auffassung, dass man in FF's das Unmögliche möglich machen kann.
 

Diese FF hier ist aus einem einzigen Gedanken gewachsen und dementsprechend geschrieben. Just for fun und der inneren Befriedigung. Kein Aufwand, wenig Zeit.
 

Stellt sich die Frage: Was wäre wenn...?
 

Pairing: Kid & Law
 

Warning:

- Warnung? Wovor? Sad? Nö.

- Immer noch kein geliebtes Beta-chan.
 


 


 

And I've lost who I am

And I can't understand

Why my heart is so broken

Rejecting your love

Without love gone wrong

Life

Less words

Carry on

But I know

All I know

Is that the ends beginning

~ Trading Yesterday - "Shattered" ~
 


 

~ Law's PoV ~
 

Not Even You
 

Wann ist es gewesen? Wann genau habe ich gewusst, dass ich nicht mit ihm leben kann? Aber noch weniger ohne ihn? Wie lange ist das jetzt her?

Tief atme ich die salzige Luft ein und schließe die Augen. Ich sitze auf einem kleinen Felsen direkt am Strand. Meine nackten Füße spielen im Sand und meine Schuhe liegen neben mir. Über mir höre ich eine Möwe kreischen, während sie durch den nur langsam dunkler werdenden Himmel fliegt. Wie lange noch, bis er kommt? Wie lange noch, bis ich seine flammendroten Haare sehe, seinen stechenden Blick und seine dunklen Lippen? Sie faszinieren mich. Sie sind weich und warm. Und sie küssen gut. Jetzt aber werde ich mich auf seine Augen konzentrieren. Er wird mich sicherlich mit Blicken traktieren, mich mit jedem Blick ein wenig mehr töten. Und er hat alle Berechtigung dazu.
 

Ob ich das wieder gut machen kann? Ich habe nicht die leiseste Ahnung, aber ich muss es versuchen. Ich war so dumm. Zu dumm zu erkennen, wie es ist und zu dumm, um zu verstehen. Er macht es einem nicht einfach ihn zu verstehen, er hätte mir helfen können. Wir hätten uns gegenseitig helfen können, aber wir sind beide stolz, Eustass und ich.

Ich hebe den Blick in die Abendsonne und lege den Kopf schief, höre auf den Wind. Ich bin ohne Schwert gekommen, ohne Hut. Er soll mich sehen und ich will mich hinter nichts verstecken. Ich will ihm zeigen wer ich wirklich bin. Und dass ich ihn will. Dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich will mich entschuldigen und wenn er das annimmt, dann kann ich ihm vielleicht sogar zeigen, wie er mir zeigen kann, was er will.
 

Eustass ist stur, einfach zu stur. Aber ich liebe ihn für seine Geradlinigkeit. Ich liebe ihn für seinen Stolz, für seine Kraft, für seine Größe. Aber auch für die Nachsicht, die in ihm steckt und die er nicht einmal selbst kennt. Ja, er hat gute Seiten an sich, auch wenn sie rar sind. Ich kenne sie. Ich kenne alles an ihm ohne die Bedeutung zu erkennen, aber das habe ich erst jetzt begriffen. Ich muss ihm sagen, dass ich weiß, wer er ist. Dass ich anfange zu begreifen.

Seufzend reibe ich mir über die Oberarme. Der laue Wind bringt wenig Abkühlung, es ist warm, aber angenehm. Außer Möwen, Wind und Wellenrauschen ist nichts zu hören. Ein schöner, abgelegener Ort. Ich habe um das Treffen gebeten und ich bin mir sicher, dass er kommt. Immerhin haben wir uns das letzte Mal gesehen, als er... als ich... wie viele Wochen sind seit dem vergangen? Drei oder vier? Oder sind es schon fünf? Ich weiß es nicht.
 

Ich vermisse ihn so sehr.

Wieso begreift man erst, wenn es zu spät ist? Ist es zu spät? Ich hoffe nicht! Eustass, verzeih mir. Wir sollten eigentlich längst gelernt haben uns zu verstehen. Aber in den letzten Wochen habe ich gemerkt wie oberflächlich die Beziehung zwischen uns ist. Und es macht mich traurig. Es macht mich wütend. Ich habe keine Tränen mehr übrig. Ich bin nicht gut im Weinen, aber Eustass kann mich dazu bringen. Ich liebe ihn so sehr.
 

Seit wir uns näher gekommen sind, war es eine heikle Sache, von Anfang an schwierig und kaum zu verstehen. Nachzuvollziehen ohnehin nicht. Er wollte mich, ich wollte ihn nicht. Der Anfang war schon verkorkst. Was er sich in den Kopf setzt, das holt er sich. So ist er. Und er hat mich bekommen, Eustass kann verdammt starrsinnig sein. Seine Art reizt mich. Obwohl ich innerlich immer so ausgeglichen bin, bin ich das komplette Gegenteil, wenn es um ihn geht. Das tut uns nicht gut, wo er an sich schon so ein Hitzkopf ist. Ein Wort und er brüllt durch die Gegend, wirft mit Metall um sich. Oder er tötet. Er tötet…

Ich lasse den Kopf sinken, verstecke mein Gesicht in einer Hand. Nicht darüber nachdenken, Trafalgar, es macht keinen Sinn und es ist ohnehin nicht mehr wichtig. Das einzige, was jetzt noch zählt, ist das Treffen mit ihm. Wenn er denn kommt. Er muss kommen. Er wird kommen. Ich blicke auf und den Strand hinunter. Niemand ist zu sehen, in keiner Richtung. Aber er wird kommen, es ist noch früh.
 

Zahlreiche Male habe ich mir gesagt, dass es so nicht weitergehen kann, dass ich ihn nicht liebe, dass ich ihn nicht brauche, dass wir getrennte Wege gehen müssen. Aber jedes Mal, wenn wir uns gesehen haben, sind wir uns nahe gekommen, viel zu nah. Wir hatten zu viel Sex und zu wenig Gespräche. Und trotzdem hatte ich immer das Gefühl ihn zu kennen und zu wissen wie er denkt. Das war ein Fehler. Ob Eustass das weiß?

Er liebt mich, auch wenn er das nie sagt. Ich habe das auch nie gesagt. Das einzige, was ich zugegeben habe ist, dass ich ihn will. Und da hat er gegrinst und mich einfach härter genommen. Ich habe mich nie beschwert. Ich liebe es, wenn er wild und hemmungslos ist. Sanft und langsam gibt es nicht. Nur rau, schnell und zügellos. Ist gut so. Nein, es war gut so. Es ist es nicht mehr. Ich habe begriffen.
 

Wir haben uns so oft verletzt, weil wir beide zu stolz sind. Wir sprechen nicht über Dinge, die uns bewegen, schon gar nicht miteinander. Bei uns waren es immer nur Blicke, forsche Gesten und das nächstbeste Bett, der Tisch, die Couch. Was immer vorhanden war. Die Zeit zusammen war kostbar und immer viel zu kurz. Es reicht fürs Ficken, es reicht, um sich zu küssen. Aber nie für lange Gespräche. Wir sind so oberflächlich, dass es mir das Herz zusammenzieht. Wie konnten wir uns nur so missverstehen, Eustass...? Was ist es, was uns so verhalten lässt? Im Streiten sind wir beide gut, im Anklagen, die eigene Schuld nicht sehen, nicht eingestehen. Ich habe das Gefühl wir haben uns öfter gestritten, als uns zu vertragen. Jeder kleine Anlass hat gereicht. Ein Handschlag mit einem anderen Mann, ein Blick, einer hübschen Frau hinterher geworfen. Wir sind so aufeinander fixiert, dass jeder andere eine potentielle Gefahr darstellt. Wieso haben wir uns nicht einfach vertraut? Vertrauen ist eine gute Basis, genauso wie Verständnis und Respekt. Aber statt uns zu vertrauen, haben wir uns gegenseitig abgeschätzt, uns angegrummelt, wenn wir der Meinung waren, dass etwas nicht richtig ist. Nur um zu streiten und hinterher im Bett zu landen. Versöhnungssex, von dem doch nur der Sex gestimmt hat, niemals aber die Versöhnung. Wenigstens lagen wir bei dieser einen Sache auf genau der gleichen Wellenlänge, Sex.
 

Ja, lagen. Ich wünsche mir mehr Rücksicht, mehr Sanftheit. Zu zweit den Moment genießen und sich ansehen. Ich will alle Dinge ausprobieren, die wir uns bisher selbst verwehrt haben. Ich hoffe, er gibt mir diese Chance. Ich weiß, ich habe sie nicht verdient. Ich habe ihn betrogen. Ich weiß nicht einmal selbst wieso. Es ist einfach passiert. Vielleicht weil mir was an ihm fehlt, etwas, dass er mir nicht geben kann oder nicht geben will. Ich muss wissen, ob Eustass glücklich ist wie es ist oder ob ich mir das nicht nur einbilde, dass auch er Ruhe zwischen uns möchte, dass er es schätzen könnte, wenn wir einander ansehen und uns dem anderen sicher sind. Nicht immer auf der Hut sein, nicht alles wie einen Kampf sehen, nicht immer auf dem Sprung sein, Dinge einfach mal ihren Lauf lassen und darauf vertrauen, dass der andere einen auffängt. Nur zwischen uns, zwischen uns sollte Frieden sein. Die Welt ist schwer genug zu meistern.
 

Ich höre mein Herz regelrecht gegen meine Brust schlagen. Vorsichtig lege ich eine Hand darauf. Beruhige dich, bleibe ernst, bleibe ehrlich, dir gegenüber und vor allem ihm. Wir haben es verdient, dass wir uns endlich die Wahrheit zeigen und nicht mehr selbst vor uns noch Geheimnisse haben. Es macht mich krank, dass wir die Jahre verschwendet haben, die wir hatten. Ich wollte das nicht, aber irgendwas an ihm hat mich immer wieder dazu getrieben anders zu reagieren, als ich wollte. Andere Dinge zu sagen, andere Dinge zu tun, selbst wenn es mir das Herz zeriss. Irgendwas an ihm treibt mich in den Wahnsinn. Mein Gehirn schaltet sich ab, meine Reaktionen werden heftiger, überspitzt, mein Urteilsvermögen getrübt. Alles an mir reagiert anders, wenn er da ist. Sobald er den Raum betritt gilt mein ganzes Dasein ihm, ohne, dass ich auch nur irgendwas dagegen tun könnte. Alle meine Sinne sind auf ihn gerichtet. Ich verfolge ihn mit meinen Blicken, sauge jede Bewegung auf, jede Geste, jeden Blick. Wie besessen. Ich wollte nie das kleinste Detail verpassen. Und ebenso war ich mir seines Blickes gewiss. Ob mich das anders handeln ließ? Selbstverständlich. Manchmal habe ich mich selbst nicht mehr gekannt.
 

So viele Wortgefechte, so viele Siege, so viele Niederlagen. Wir haben uns nichts geschenkt. Manchmal dachte ich, dass sein Blick mir etwas sagen will, was sein Mund nicht kann. Noch ehe ich wusste was, war sein Blick verschwunden und ebenso mein Gedanke. Verschwunden in dem Chaos in meinem Inneren. Wenn Eustass den Raum betritt, dann wir mir heiß und kalt. Wenn er mich ansieht, dann versinke ich in mir selbst, in seinem Blick und werde doch so groß, dass er nur noch mich sieht. Ich will nicht, dass er andere neben mir sieht, ich will der einzige sein. Für mich gibt es auch nur ihn, ihn allein. Wenn Eustass mich berührt, dann schießen eine Million Volt durch meinen Körper, alles ist auf ihn ausgerichtet. Und vielleicht, weil das bei ihm nicht anders zu sein scheint, reagieren wir so heftig aufeinander. Wir können wortlos nebeneinander sitzen, nur um dann wie auf einen stummen Befehl hin übereinander herzufallen. Und dann war uns noch nie ein Ort heilig. Ich habe das immer geliebt. Wir konnten tun was wir wollten und niemand war uns gewachsen.
 

Nur zu oft haben wir uns rücksichtslos übereinander hergemacht. Ich wollte immer, dass er im Vordergrund steht, aber es ist nie so gekommen. Am Ende galt es immer nur die eigene Lust zu befriedigen, die eigenen Gefühle irgendwie aufzuhalten, zu töten, innerlich zu ersticken. Er löst so viel in mir aus, dass ich das nie ertragen konnte. Ich kann es immer noch nicht. Ich kann meinen Gefühlen nicht erlauben alle an die Oberfläche zu kommen. Ich habe sehr viel nachgedacht die letzten Wochen, aber noch immer habe ich mich nicht damit arrangiert. Das einzige, das nach wie vor klar und eindeutig ist, ist das, was ich von Beginn an wusste, nachdem er mich erst einmal hatte: Ich liebe ihn.
 

Ich konnte nie mit ihm, aber ich konnte auch nie ohne ihn. Ich kann es immer noch nicht. Ich will ihn nach wie vor, ich brauche ihn. Ich will von vorn anfangen. Wir hassen und wir lieben uns. Wir haben uns niemals zu sehr verletzt, körperlich, auch wenn öfter Blut geflossen ist. Wir waren nicht immer einer Meinung. In Eustass' Welt herrscht das Recht des Stärkeren und er kann nicht der Schwache sein. Und ich wollte es nie. Oft genug fand ein Streit seine Fortsetzung in einer Rauferei und die Rauferei ein Ende im Sex. Niemals sind körperliche Schäden geblieben. Seelische umso mehr. Jahrelanges Unverständnis, keine Bereitschaft den ersten Schritt zu tun, keinerlei Regung nach Vergebung, nach Reue, keiner von uns wollte nachgeben. Ob er sich Gedanken über unsere Art der Beziehung macht? Ist es eine Beziehung? Das habe ich mich oft gefragt, aber ich komme immer wieder zu dem Punkt, dass es eine ist, so verkorst sie auch ist.
 

Liebe ist nicht leicht zu erringen, aber ist sie einmal da, ist sie unausweichlich. Liebe fesselt, Liebe macht starr, Liebe engt ein, Liebe vernichtet Freiheiten, Möglichkeiten, Liebe macht Angst, Liebe verletzt, Liebe zerstört, Liebe raubt einem den Verstand und lässt Chaos im Inneren zurück... Liebe ist ein Wahn, dem man verfällt und aus dem man sich von allein nie wieder befreien kann. Jeder, der etwas anderes behauptet, der lügt. Oder er kennt keine Liebe.

Aber Liebe ist nicht schlecht. Liebe hat gute Seiten. Gute Seiten, schöne Seiten, die überwiegen, die alles andere aufwiegen, wenn man es schafft sie zu akzeptieren und um der Liebe Willen zu lieben. Denn Liebe schenkt einer Person etwas, das sie auf keinem anderen Wege erreichen kann: Liebe lässt einen von innen heraus strahlen. Liebe ist großzügig, sie gibt alles, sie verlangt nichts, sie existiert einfach, ohne Grund. Sie macht frei, obwohl sie einengt, sie gibt Stärke, obwohl sie schwächt, die gibt Sicherheit, Ruhe, sie holt das beste aus einem heraus, sie ist einfach immer da. Liebe lebt von sich selbst und von den Gedanken an die geliebte Person. Liebe ist das höchste Gut. Man erfährt mehr in der Welt, wenn man liebt, weil man so viel mehr sieht, obwohl man auf die geliebte Person fixiert ist, der Horizont erweitert sich, die Möglichkeiten werden mehr, unerschütterliches Vertrauen im Rücken, dass es jemanden gibt, der nur für einen selbst existiert. Wer liebt, dem steht die Welt offen.

Warum haben wir das nie begriffen?
 

Wir haben uns mit Argusaugen verfolgt, wenn wir beisammen waren, wir haben andere mit böser Ausstrahlung auf Distanz gehalten, aus Angst, sie könnten dem anderen zu nahe kommen und wegnehmen. Wir haben nicht an uns geglaubt. Wir wurden beide von Gefühlen verraten, die uns das schlimmste sagten, wenn wir wochenlang ohne einander auskommen mussten. Statt Ruhe, inneren Frieden, Glauben und Vertrauen nur Hass, Eifersucht, Neid und Wahn. Hatte unsere Liebe nie eine Chance? Haben wir von Anfang an alles falsch gemacht?
 

Ich stehe auf, hebe meine Schuhe auf und laufe zum Meer, bis mir die ersten Wellen über die Füße spülen. Wie konnten wir so wenig verstehen, was wir uns hätten geben können? Wieso haben wir nie begriffen, was für ein einzigartiges Geschenk wir uns gemacht haben? Wieso musste immer alles in Misstrauen enden? In bösen Worten, in Handlungen, die wir nicht wollten. Inneres Chaos, was uns dazu veranlasst zu sein, wie wir nicht sein wollten. Ganz selten waren die Momente, wenn Eustass ruhig neben mir lag, wenn wir uns angesehen und geküsst haben, eine sanfte Berührung. So schnell wie der Moment da war, war er oft schon wieder weg. Sein Gesicht ist so friedlich wenn er schläft, so voller Ruhe. Entspannt sieht er dann aus und wenn er meine Hand dabei hält, dann hat der Moment etwas Verzerrtes, etwas Unwirkliches, das nicht mehr da ist, wenn wir am nächsten Morgen die Augen öffnen.
 

Es hat mir jedes Mal aufs Neue das Herz zerrissen, mich gequält. Ich habe versucht ihn zu verlassen, aber ich bin jedes Mal gescheitert. Immer wieder bin ich zu ihm gegangen, zu einem Treffen. Ich kann nicht leben ohne ihn zu sehen, ohne in sein fanatisches, wütendes und doch so sanftes Gesicht zu schauen. Wie oft bin ich gestorben durch einen eiskalten Blick von ihm? Wie oft bin ich auferstanden durch eine Berührung von ihm? Heiß und kalt und immer wieder von vorn. Wie oft lag ich die Nacht lang wach, mit dem festen Vorsatz ihn nie wieder zu sehen, ihn nie wieder zu berühren, nie wieder seine Stimme zu hören? Und wie sehr hat es mich nach ihm verlangt, bis wir uns doch wieder getroffen haben. Ich wollte ihn immer so sehr. Ich will ihn immer noch. Jetzt mehr als zuvor, denn jetzt weiß ich, wie wertvoll alles ist. Aber bis zu diesem Punkt war es ein weiter Weg und der Weg ist noch lange nicht zu Ende. Wir haben gedacht, dass wir weit gekommen sind in den Jahren, aber wir haben uns überhaupt nicht vom Fleck bewegt. Wir sind eher rückwärts gegangen, blind wie wir sind.
 

So oft hin- und hergerissen zu werden tut nicht gut. Es macht trübsinnig, es stumpft ab, es macht verhalten, es macht misstrauisch und vergrämt einen. Die Gefühle fahren auf einer Achterbahn, die kein Ende hat. Ständig wechseln die Ansichten, ständig prasselt zu viel auf einen ein. Ich konnte nie alles verarbeiten, so sehr ich mich auch bemüht habe. Piratenleben trägt nicht gerade dazu bei, sich über eine Sache allein allzu viele Gedanken zu machen. Wir leben in einer gefährlichen Welt, jede Entscheidung kann die falsche sein. Hätten wir uns nicht gerade deswegen mehr umeinander bemühen müssen?

Die Erinnerungen und Gedanken in meiner Kajüte treiben mich oft in den Wahnsinn. Manche Nacht bin ich durch das U-Boot gewandert, still, leise, ruhelos mit einem Kopf voller Chaos. Am Ende hatte ich den festen Entschluss mich nicht mehr auf Eustass einzulassen. Er hat jeden dieser Entschlüsse mit einem Blick und einer Berührung zunichte gemacht. Sobald ich ihm gegenüberstehe, möchte ich nur noch in ihm versinken. Ich will, dass er mich auffrisst, mich ganz und gar verschlingt und wir eins werden. Ich will ihn so sehr, dass ich fühle, wie sich alles in mir zusammen zieht, wenn er nicht da ist. Aber wenn er da ist, dann komme ich damit auch nicht klar, dann ist alles zu viel und alles zu unordentlich. Dann streiten wir, dann sind wir laut, dann… es ist immer das gleiche. Warum nur konnte ich ihm nie sagen was ich wollte? Ihm nie zeigen wie ich etwas wollte? Wieso konnten wir nie über die Dinge sprechen, die uns wichtig waren? Wieso haben wir uns immer wieder verletzt?
 

Wäre ich ihm nie begegnet, wie wäre es dann? Mein Leben wäre um so viele Verluste und Verletzungen herum gekommen. Weniger Stress, weniger Streit. Aber mein Leben wäre auch um so vieles leerer gewesen. So dämlich es ist, ich möchte keinen einzigen Moment mit Eustass vermissen. Alles was war, hat mich schlussendlich erkennen lassen, dass wir uns gegenseitig die Luft zum Atmen nehmen, wo wir uns doch das Beste geben wollen. Es ist wie ein innerer Zwang das eine zu denken und das andere zu sagen, das eine tun zu wollen und nach dem anderen zu handeln.
 

Der Sand ist fein unter meinen Füßen, das Wasser erfrischend. Ich laufe mit langsamen Schritten den Strand entlang, zögerlich, ruhig. Und ich warte. Auf die Liebe meines Lebens, der ich nie sagen konnte, dass sie es ist. Auf den Mann, der mir das Wichtigste in der Welt ist. Ich möchte ihn nicht verlieren! Und ich bin so kurz davor...

Warum gab es nur diesen Abend in der Bar? Auf irgendeiner Insel, wo wir uns zufällig gesehen haben, unverabredet, völlig überraschend. Ich habe nur den Raum betreten und sofort seine feuerroten Haare gesehen. Mein Herz raste, meine Gedanken rasten und ich bin zu ihm rübergelaufen. Und das war ein Fehler. Mein Herz hat ausgesetzt in dem Moment, in dem ich die beiden Frauen in seinen Armen sah. Eine rechts, eine links. Ich habe gedacht, ich könne nie wieder atmen. Meine Welt ist stehen geblieben in genau diesem Augenblick. Und mein Gehirn hat sich ausgeschaltet. Ich war so wütend, ich war so eifersüchtig, ich hätte die Frauen am liebsten umgebracht. Und Eustass saß da, lachte und hat mich einfach nicht gesehen.
 

Erst als ich rüberging, mich setzte, die Frauen höflich begrüßte mit einer eiskalten Stimme, die überhaupt nichts verriet... da hat er mich gesehen. Und sein Herz hat aufgehört zu schlagen. Ebenso wie meines. Ob er ein schlechtes Gewissen hatte? Es war mir egal. Ob er mich bereits betrogen hatte? Es war mir egal. Mir war alles egal. Ich kannte nur noch Zorn in diesem Augenblick. Und Rache.

Inzwischen bin ich mir sicher, dass er mich nie betrogen hat, auch wenn er sich dazu nie geäußert hat. Vielleicht ist es auch nur Wunschdenken. Damals war es unwichtig. Eustass war nicht so nett die Frauen wegzuschicken, sich mit mir zu unterhalten, mit mir irgendeinen Ort aufzusuchen, wo wir hätten alleine sein können. Obwohl wir uns so zufällig über den Weg gelaufen waren. Da saß er auf der Couch, mir gegenüber und flirtete mit zwei Frauen. Wie konnte er?
 

Ich kann mich nicht daran erinnern wie sie ausgesehen haben, aber Eustass hat einen guten Geschmack, das weiß ich. Umso zorniger machte es mich. Und wie sie an ihm klebten! Wie er die Arme und sie geschlungen hielt! Wie sie ihn anschmachteten! Jede der beiden wäre nur zu gern mit ihm im Nebenraum verschwunden! Obwohl er so brutal ist, hat er es sehr gut drauf Frauen an sich zu binden. Ob er das vor mir immer so getan hat? Das ist ein Gedanke, auf den ich so eifersüchtig bin, dass es in meinem Herzen sticht. Vor mir war vor mir, das sage ich mir heute immer noch, aber ich kann nichts dagegen tun, dass es wehtut, wenn ich darüber nachdenke. Ich will Eustass einfach für mich ganz alleine.
 

Wenn ich nur tief genug gehen könnte, dann könnte ich mich fallen lassen, dann würde das Meer mich verschlingen, so wie ich es mir von Eustass wünsche. Ich könnte keinen Finger mehr rühren, würde einfach auf den Meeresboden sinken und alles hätte ein Ende. Aber ich kann nicht. Ich halte an, als mir das Wasser bis zum Knie geht. Ich kann Eustass nicht alleine lassen. Ich kann nicht so feige sein, es einfach so zu einem Ende kommen zu lassen. Ich muss kämpfen. Kämpfen für ihn, kämpfen für mich, kämpfen für das, was wir haben könnten. Würden wir uns nur besser verstehen, würden wir aufeinander zugehen, würden wir uns eine Chance geben. Ich bin bereit ihm alles zu geben und alles zu tun was er verlangt.
 

Und wieder denke ich an diesen einen Abend. Ich wollte höflich sein, ich unterhielt mich mit den Frauen. Und Eustass wurde immer zorniger, immer einsilbiger. Er war doch derjenige, der sich zwei Frauen angelacht hatte, nicht ich. Innerlich war mir zum Heulen zumute, zum Töten, zum Streiten, zum Weglaufen. Aber ich habe nichts davon gezeigt und nichts getan. Stattdessen habe ich die Unterhaltung mit der einen Frau immer weitergetrieben, sie angeflirtet, ihr schöne Augen gemacht. Gedacht habe ich immer nur, dass Eustass das schon so oft getan hat. Meine Phantasie hat verrückt gespielt, mir Dinge vorgegaukelt, an die ich nicht denken wollte und immer noch nicht denken will. Denn ich weiß es ja nicht bestätigt, dass er niemanden neben mir hatte. Und so konnte ich nur noch daran denken, dass er mit beiden Frauen verschwunden wäre, wären wir uns nicht zufällig begegnet. Und ich wollte ihm eine Frau wegnehmen. Und das habe ich dann auch. Ein Tanz und Eustass hat die zurückgebliebene Frau von sich gestoßen. Er wurde furchtbar wütend. Beinahe hätte er die Bar zerlegt und so bin ich mit der Frau einfach in die Nacht entschwunden. Immer mit dem Gedanken an Rache, völlig blind und verletzt. Und ich schlief mit ihr.
 

Den letzten Blick von Eustass werde ich nie vergessen. Ich weiß nicht wieso er nichts getan, nur zugesehen hat. Ich kann mir keinen Reim darauf machen. Und so bin ich gegangen. In ihr Zimmer, irgendwo, ich weiß nicht wie wir dort hingekommen sind. Irgendwann, nackt im Bett. Noch während des Sex' ging die Tür auf, flog regelrecht aus den Angeln. Und Eustass stand dort. Er stand dort und sah zu wie ich mit jemand anderem als mit ihm schlief. Auch diesen Blick werde ich niemals vergessen. Sein Anblick hat sich mir ins Herz gebrannt. Ich habe es so verinnerlicht, dass mir regelrecht schlecht wird und ich wieder diesen Wunsch verspüre einfach tiefer ins Meer zu gehen. So wütend und zornig habe ich ihn noch nie gesehen. Und auch nicht so verletzt, enttäuscht und traurig. Da waren so viele Emotionen in seinem Blick und keine hat er ausgesprochen. Er stand nur Sekunden in der Tür, sah mich über der Frau und die einzige Emotion, die blieb, als er auf uns zukam, war pure Mordlust. Ich dachte, dass es das gewesen wäre, dass er mich umbringt. Aber das hat er nicht. Stattdessen nahm er seinen Dolch und stieß ihn einfach in die Frau. Immer und immer wieder, wieder und wieder. Und ich lag über ihr, blutig, starr, völlig ungläubig, stumm. Und Eustass' Messer blitzte und färbte sich blutrot.
 

Dann hat er mich wieder angesehen und er sah so ausdruckslos aus. Kalt, tot, leer. Eine andere Beschreibung dafür gibt es nicht. Wie im Moment in Stasis gesetzt, einfach nicht mehr da. Geistlos, eine leere Hülle. Und dann ging er. Mit seinem blutigen Messer, selbst blutbespritzt. Und er hat mich dagelassen, kein Wort gesagt, hat sich nicht mehr umgedreht.

Ich weiß nicht wie lange es gedauert hat, ehe ich mich wieder bewegen konnte. Immer noch in der Frau, die tot unter mir lag, wie ein blutiges Massaker im Bett. Überall war Blut, alles war voll davon. Ihr Gesicht nicht mehr zu erkennen, ihr Körper aufgeschlitzt, zerstochen, ausblutend. Und ich konnte sie nur ansehen. Hatte sie geschrien? Hatte sie sich gewehrt? Das alles war einfach an mir vorbeigegangen. Mein einziger Fixpunkt war Eustass gewesen und ich konnte nichts empfinden. Ich war auch wie tot. Vor Schock vielleicht, vielleicht auch vor Unglaube. Vielleicht hat sich mein Verstand auch einfach selbstrettend ausgeschaltet. Der Anblick berührt heute immer noch nichts in mir, die Frau tot unter mir. So oft ich es mir vorstelle, da ist nichts ihr gegenüber. Nur gegenüber Eustass. Reue, schlimme Reue, das Wissen, dass ich einen nicht wieder gut zu machenden Fehler begangen habe, auch wenn ich immer noch hoffe, dass ich irgendwas retten kann. Und Leere. Eine tiefe, tiefe Leere. Mein Herz ist ein kalter Stein, rührt sich nicht, erwärmt sich nicht. Wie ein Klumpen in meiner Brust. Es schnürt mir die Kehle zu.
 

Ich hatte tote Tage seit jener Nacht. Ich kann auf dem Deck meines Schiffes liegen und stundenlang in den Himmel sehen, ohne auch nur eine Wolke zu registrieren, ohne irgendeinen aus meiner Crew zu sehen, zu hören. Ich liege einfach nur da, gedankenleer, eine bloße Hülle. Und dann kommen doch irgendwann die Gedanken, unaufhaltsam, drängend. Und ich habe viel nachgedacht. Über mich, über ihn, über alles. Über mein Leben, über sein Leben. Über all das, was schiefgelaufen ist, was von Anfang an falsch war, verdreht, einfach nicht richtig. Und ich habe überlegt was ich eigentlich will. Was erwarte ich von Eustass, was von unserer Beziehung? Ich will sie retten, da bin ich mir so sicher wie bei sonst nichts in meinem Leben. Und ich werde alles dafür tun. Und wenn Eustass und ich vor dem One Piece stünden, ich würde es ihm zu Füßen legen. Es hat keinen Wert ihm gegenüber. Nichts hat ihm gegenüber Bestand. Wenn ich mir eine einzige Sache auf dieser Welt wünschen dürfte, dann wäre es seine niemals endende Liebe.
 

Und doch hat mich diese halbe Nacht mit der Frau verdorben. Die Frau war weich, die Frau war sanft. Und so unendlich zärtlich. Ich wollte das, ich brauchte das. Aber ich wollte es nicht von ihr. Ich will es von Eustass. Ich will mich anlehnen bei ihm. Ich will meinen Kopf auf sein Bein legen und ein Buch lesen, während er vor sich hingrummelt. Ich will neben ihm sitzen und unter dem Tisch meine Hand auf sein Bein legen, ohne dass wir weiter gehen. Ich will ihn küssen, sanft und langsam und mit allem Gefühl, das ich ihm zeigen kann. Ich will neben ihm einschlafen und neben ihm aufwachen, seinen Arm über meiner Hüfte. Ich will aufstehen und mit ihm duschen, ohne dass wir ohne Sinn und Verstand in den unmöglichsten Positionen in wildem Sex das Badezimmer durcheinander bringen. Gelegentlich ist das ok, aber dauerhaft kann ich so nicht weitermachen. Ich will all die ruhigen und sanften Momente nachholen, die wir hätten haben können, hätten wir uns mehr Zeit füreinander, als nur für Sex genommen. Ich will ihn verstehen, ihm das Gefühl geben, dass ich ihn verstehe und ich will verstanden werden. Eine Beziehung lebt nicht nur von Sex.
 

Ich habe mir so unendlich viele Gedanken gemacht. Angefangen von dem im Bett bei der Frau, von falsch und richtig, von Wahrheit und Lüge. In dem Moment, als Eustass ging und ich die verstümmelte Frau unter mir ansah... in dem Moment wusste ich, dass sich ab jetzt alles ändern muss, ändern würde. Das war der Wendepunkt, nur hatten wir ihn nicht durch uns selbst erreicht, sondern durch Zorn, Eifersucht und Rache. Und ich wusste, dass ich Schuld bin, dass es mein Fehler war und ist. Ich kann mir nicht mehr erklären wie ich so weit gehen konnte. Ich wollte nie jemand anderen als Eustass. Seine Küsse brennen auf meiner Haut, seine Berührung lässt meinen ganzen Körper in Flammen aufgehen. Allein durch seinen Blick wird mir warm. Ich spüre es, wenn er mich ansieht. Er verschlingt mich mit Blicken und ich spiele damit.
 

Ich will von vorne anfangen, ganz von vorn. Und es langsam angehen lassen, alles seinen Gang lassen, jeder Sache seine Zeit geben, damit am Ende, wenn wir beide uns Mühe geben, es vielleicht alles anders kommt. Ich weiß nicht, ob das was bringt. Gegen seine Gefühle kann man machtlos sein, so sehr man sich auch dagegen wehrt. Bei Eustass und mir war das so. Und wo hat es uns hingeführt? An einen Punkt, an dem nichts mehr geht. An einen Punkt, wo einer von uns zweifellos einen Fehler begehen musste. Um alles zu zerstören oder von vorn zu beginnen. Bitte, Eustass, lass uns von vorne anfangen!

Ich blicke auf die schimmernde Wasseroberfläche. Der Sand darunter ist so fein, so hell, ich habe Lust eine Hand einzutauchen und den Sand zu fühlen. Aber ich unterdrücke das Verlangen, laufe wieder auf den Strand zu, bis das Meer mir nur noch bis an die Knöchel reicht. Halb ist die Sonne schon versunken, ein glühender Feuerball am Himmel, halb verschlungen, halb verschluckt. Sie gibt sich gerne dem Meer. Die Sonne vertraut sich ihm an. Ich beobachte gerne wie sie auf- oder untergeht. Es ist immer wie ein Anfang und ein Ende. Ein ewiger Kreislauf. Es hat Bestand.
 

Ich dachte immer mein Leben hätte auch Bestand, dass sich nichts an meinen Zielen und Wünschen ändern würde. Dass ich jeden, der sich mir in den Weg stellt aus dem Weg räumen würde, dass ich neue Freunde kennen lerne. Und dass ich am Ende Piratenkönig werde. Und dann bin ich Eustass begegnet und mein ganzes Leben ist gekippt. Hat sich einfach komplett gedreht, einmal um sich selbst und weiter, es war einfach nicht aufzuhalten. Eustass hat alles auf den Kopf gestellt und ich habe nur allzu willig alles mitgemacht. So ist es, wenn sich der Verstand ausschaltet und nichts mehr wichtig ist. Wenn alle Gedanken und vielerlei Handeln nur noch auf eine einzige Sache ausgerichtet sind: Wann sehen wir uns das nächste Mal? Wie viel Zeit werden wir miteinander verbringen können? Wo haben wir das nächste Mal Sex und wie lange wird er dauern? Werden wir miteinander reden? Werden wir uns sagen, was uns bewegt? Werden wir uns endlich einmal eingestehen, wie sehr wir aneinander hängen?

Werden wir noch einmal neu beginnen können?

Und kann er mir vergeben?
 

Es sind so viele Fragen dazugekommen. Ich kann keine lösen, nicht allein. Ich brauche ihn. Und wir müssen uns ändern, gemeinsam, zusammen, Schritt für Schritt. Es ist eine irre Hoffnung, dass wir das schaffen, aber wenn wir beide zusammenhalten, dann ist alles möglich. Daran glaube ich. Daran will ich glauben. Es ist die einzige Chance.

Und wenn er sich von mir abwendet... darüber denke ich nicht nach. Eine Welt ohne Eustass in meinem Leben ist keine Welt. Das ist das Ende. Das Ende von allem.

Ich schmunzle unwillkürlich. Das ist dumm, das ist absurd. Aber das ist Liebe. Eine alles verschlingende, alles zerstörende, niemals endende Liebe. Krankhaft, aber das, was Eustass und ich haben. Ich schlucke schwer. Wie konnte es nur so weit kommen...? Wir haben weder auf uns, noch auf den anderen aufgepasst. Wir haben einfach immer weitergemacht. Wollten wir uns nicht verlieren? Auf Kosten, dass es irgendwann einmal furchtbar schief läuft? Blind, gierig, den Ahnungslosen gespielt?
 

Ich schüttle den Kopf, ziehe mit dem Fuß eine Spur in den Sand, die die Brandung sofort wieder vernichtet. Nichts bleibt übrig. Wie bei uns. Zwei Schritte weiter auf dem Strand ziehe ich eine neue Spur und daneben eine weitere. So soll es sein. Etwas, das bleibt. Eine Spur für ihn, eine Spur für mich, die, wenn sie weitergeführt werden, hoffentlich zusammen führen.

Plötzlich höre ich ein Geräusch, mein Kopf zuckt hoch. Und tatsächlich, in einiger Entfernung steht jemand. Eustass, seine Silhouette ist unverwechselbar. Leicht weht sein Mantel hinter ihm, als ein Windstoß ihn umspielt. Seine flammend roten Haare, abstehend, noch in den letzten Strahlen der fast versunken Sonne funkelnd. Aber sein Gesicht liegt wie im Schatten, ich kann nichts erkennen. Meine Schuhe fallen mir aus der Hand. Er ist da. Ich weiß nicht was ich tun soll, ich bin wie gelähmt. Ich kann nicht laufen, kann nicht sprechen, kann keinen Gedanken mehr festhalten. Langsam setzt er sich in Bewegung, kommt auf mich zu. Mein Herz bleibt stehen, nur um dann weiter zu schlagen, schnell, rasant, es zersprengt mir die Brust. Wie in Zeitlupe kann ich nur warten, jede seiner Bewegungen verfolgen. Von irgendwo ruft eine Möwe, während ich das Rauschen des Meeres vernehme, die salzige Luft atme und wie gebannt auf Eustass starre. Ich fühle mich so eingeengt, so klein und unbedeutend und trotzdem vollkommen frei. Mir ist heiß und kalt und ich fange an zu zittern. Ein erneuter Windstoß zerrt an seinen Haaren über dieser merkwürdigen Fliegerbrille. Seine Goldreife blitzen, als er den Arm bewegt, der nicht im Mantel steckt. So typisch. So bekannt. So besonders. So charakteristisch für ihn. Ich liebe alles an ihm, das ist mir in genau diesem Moment bewusst. Ich liebe ihn für das was er ist. Und ich hasse ihn dafür. Ich liebe ihn und ich hasse ihn, wir rauben uns die Luft zum Atmen, wir erdrücken uns gegenseitig. Wir lassen und nicht sein wie wir sind, wir lassen uns selbst nicht mehr wir selbst sein und wir kommen einfach nicht voneinander los. Wir lassen uns nicht gehen. Und wir gehen selbst nicht freiwillig.
 

Ich möchte auf ihn zugehen und ihm in die Arme fallen. Ich will ihn umarmen, seine Wärme spüren und nie wieder gehen. Statt uns gegenseitig stark zu machen, machen wir uns immer nur schwach. Schwach und wütend. Und gereizt. Ich will nicht mehr. Ich kann nicht mehr.

Langsam gleitet die Welt in ein sanftes Grau, die Sonne ist fast verschwunden, aber ich habe eh keinen Blick mehr für das glitzernde Meer, für schäumende Brandung, für Möwen am Himmel. Keinen Sinn mehr für die Luft, die nach Verheißung riecht, Freiheit verspricht. Nichts von dem nehme ich wahr. Alles was zählt ist Eustass. Er wirkt so selbstsicher, selbstbewusst. So wirkt er immer. Auch etwas, das ich liebe und zugleich hasse. Ich würde ihn gerne schwach kennen.

Ein paar Schritte von mir entfernt bleibt er stehen, sieht mich an. Und endlich kann ich sein Gesicht sehen. Ausdruck wie so oft, grimmig, eine Spur wütend, aber das kann ich ihm nicht verdenken. Immerhin scheine ich ihm noch so wichtig zu sein, dass er hergekommen ist. Und dafür kann ich ihn wieder einfach nur lieben. Meine Gefühle drehen durch, jedes Mal, wenn er bei mir ist. Irgendwas an ihm zieht mich unaufhörlich an. Und irgendwas an ihm macht mich einfach nur wahnsinnig.
 

Ich will ihm sagen, dass es mir Leid tut, dass die Frau nichts bedeutet hat, dass ich eifersüchtig war, dass ich ihn nicht teilen will, mit niemandem. Ich will ihm all das entgegenschreien, was ich mir bisher nur gedacht habe. Ich liebe dich, will ich auch einmal über die Lippen bringen. Aber meine Lippen bleiben versiegelt und ich stumm. Wir sehen uns an, sein Blick flackert. Für einen Moment traurig, sehnsuchtsvoll und verloren. Dann wieder wütend und abschätzend. Es läuft mir kalt den Rücken runter, wenn er mich so ansieht. Und er bleibt nur stehen, rührt sich nicht, keine Bewegung, kein Wort, nichts. Er quält mich damit, aber das habe ich verdient, da muss ich durch. Ich bin derjenige, der beginnen muss. Ich will eine Veränderung, aber ich muss zunächst um Vergebung bitten.

Ich mache einen Schritt vorwärts, Eustass zuckt, ich halte wieder an. Als er wegsieht, kann ich mich nicht mehr halten. Schnell überbrücke ich die Distanz zwischen uns, schlinge die Arme um ihn, während er einen Arm zwischen uns bringt und mich mit dem anderen ebenso umarmt wie ich ihn. Seine Berührung tut so unglaublich gut! Ich drücke mich an ihn, meine Wange an seiner. Seine Haut ist heiß. Ich will was sagen, aber ich kann nicht.
 

Und dann wird mir der Dolch bewusst, der in meiner Brust steckt, tief, tödlich.

Eustass?
 

Ungläubig reiße ich die Augen auf, muss husten. Meine Knie fangen an zu zittern und mein Griff lockert sich.

"Eustass...?", kann ich gerade einmal so seinen Namen flüstern, dann verlässt mich jegliche Stärke und ich würde zu Boden sinken, würde er mich nicht halten. Sein Arm um meine Taille geschlungen, hält er mich noch genauso an sich.

"Ich weiß, dass es schwer ist", sagt er leise und drückt seine Wange enger gegen meine. Mein Atem röchelt, ich schmecke Blut in meinem Mund, ein merkwürdiger Geschmack in diesem Moment. "So sind wir nun mal", murmelt er dicht an meinem Ohr und seine Stimme, sein Atem jagt mir eine Gänsehaut über den Körper, die ich nicht mehr fühlen kann. Überhaupt spüre ich seine Berührung immer undeutlicher. Das macht mir Angst. Er entgleitet mir, ich entgleite mir. Was ich noch fühle ist, wie warme Flüssigkeit an mir herunter läuft, Blut. Mein Blut. Aber ich bin gar nicht geschockt. Hat es so kommen müssen? Gibt es kein Happy End für uns? Ich wollte doch so viele Dinge ändern!
 

Über seiner Schulter blicke ich den Strand entlang. Vor meinen Augen verschwimmt alles, das Wasser, der Sand, sogar der Himmel. Ich blinzle. Es wird nicht besser. Wieder muss ich husten, Blut läuft mir über die Lippen. Dann lässt Eustass los, langsam, legt mich auf dem Boden ab. Meine Beine geben einfach nach. Endlich kann ich zwischen uns sehen. Er hat den Dolch in der Hand und von der Klinge tropft mein Blut, mein Leben. Ich habe nicht gespürt wie er ihn aus meiner Brust gezogen hat.

Ich will ihm doch so vieles sagen!
 

"Eustass...", hauche ich erneut, mehr stumm als laut und versuche in seine Augen zu sehen. Er sieht weg. Tu mir das nicht an! Ich will schreien, ich will ihn festhalten, aber meine Stimme und meine Glieder gehorchen mir nicht. Mein Blut klebt an seiner Brust. Er kniet neben mir, sieht mich dann doch an.

"Ich habe dich niemals betrogen, Trafalgar." Seine Stimme klingt fest, ehrlich. Er lügt nicht. Ich bin glücklich. Ich will lächeln und einseitig verziehe ich die Lippen. Mit aller Kraft und Willensanstrengung, die mir geblieben ist, hebe ich die Hand und ehe sie zurückfällt, nimmt er meine in seine und hält sie fest. Ich liebe dich, will ich endlich sagen, nur ein einziges Mal, aber ich schaffe es nicht. Undeutlich bewegen sich meine Lippen und das einzige, was passiert ist, dass mir mehr Blut über die Lippen läuft.
 

Er sieht mich weiter an, mit einem Blick, der in mein Innerstes zu sehen scheint. Ohne zu begreifen. Ohne zu sehen, was ich denke, was ich fühle. Er ist immer noch blind. Er hebt meine Hand ein Stück, küsst die Handinnenfläche, schließt die Augen. Ich blinzle, sein Gesicht verschwimmt vor meinen Augen.

"Niemand betrügt mich, Trafalgar", murmelt er gegen meine Hand, sieht dann auf, lässt seine Hand mit meiner sinken. "Nicht einmal du." Ja, nicht einmal ich. Ich wollte es auch niemals, Eustass. Ich wollte immer nur dich. Er sieht so traurig aus, ich kann nicht länger hinsehen.
 

Ich schließe die Augen, huste, gebe mir dann doch Mühe sie wieder zu öffnen, aber es gelingt mir nur halb. Eustass streicht mir mit seiner freien Hand über die Wange, durch die Haare. Ich fühle es kaum. Kann er nicht sagen was er will? Sagen, was er fühlt? Nein. Er sieht mich einfach nur an. Er kann nicht und ich darf nicht mehr.

Es ist so schwer die Augen aufzulassen. Wieder versuche ich was zu sagen, aber meine Lippen gehorchen mir nicht und ich lasse es sein. Ich blicke in Eustass' Augen, ehe ich meine schließe. Verzweiflung, Wut, Trauer. Ich spüre seine Wärme nicht mehr. Aber ich kann ihn riechen, ein ganz kleinwenig neben der Meeresluft, die mit einer sanften Brise zu uns rüberweht.
 

Ich wünschte wir hätten mehr Zeit gehabt.
 

Ich wünschte wir hätten von vorn anfangen können.
 

Ich wünschte wir wären anders.

Aber dann hätten wir uns nie geliebt.
 

Dann ist um mich herum nur noch Dunkelheit, kein Gefühl mehr, kein Geruch, nichts.

Das einzige was bleibt, ist Eustass. Selbst noch da, als alles andere verschwindet.

Sein Anblick ist in meine Seele gebrannt.
 

~ owari ~
 


 

*sigh*
 

Yesterday I died, tomorrow's bleeding... (Trading Yesterday, "Shattered")
 

--> *Satra* u.u



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Kommentare zu diesem Kapitel (21)
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Von:  Yuiki
2014-10-06T08:17:47+00:00 06.10.2014 10:17
Meeeh!
Weil du mir im GB nicht antwortest musste ich mir meine Satra-Dosis hier holen, obwohl ich monatelang damit gehadert hab ob ich es lesen soll oder nicht...x.X

Ich bin...nicht happy! xD
Und ich hasse es am Ende einer Story nicht happy zu sein. Kann dir aber trotzdem nicht böse sein, weil es passt und weil du fairerweise ja vorgewarnt hast (mit dem Darkfic-Label).
Ich hatte erwartet unglaublich traurig zu sein und zu heulen, aber...nein. Obwohl es so viel um verpasste Gelegenheiten ging, um Bereuen von Fehlern und um all ihre Missverständnisse...war fast die ganze Geschichte so voller Hoffnung. Hoffnung etwas zu ändern, es besser zu machen, eine Zukunft zusammen zu haben. TROTZ allem was passiert ist.

Und dann kommt Kid und rammt ihm im wahrsten Sinne nen Dolch ins Herz! Ouh man xD
Ich war zwar kurz überrascht, aber es hat sich nicht...falsch angefühlt. Okay, das klingt jetzt vielleicht seltsam, aber so oft passiert in Geschichten etwas derartiges des Dramas wegen. Das hinterlässt jedes Mal einen schalen Beigeschmack bei mir, selbst wenn es wirkt und ich heulen muss aber mich gleichzeitig ärgere weil ich weiß dass es gedacht war mich zum Heulen zu bringen und nicht weil es die natürliche nächste Handlung war.
Aber hier...konnte ich es ganz friedlich aufnehmen, weil es so kommen musste. Für das was sie zu diesem Zeitpunkt waren gab es keine andere Möglichkeit. Im GB-Geplauder hab ich im Bezug auf Darkfics mal gesagt dass es manchmal nicht glücklich enden kann, wenn zu viel passiert ist das zwischen diesen Menschen steht. "Zu viel" war hier nicht nur jener Vorfall sondern die ganze lange Zeit in der sie sich einfach nie wirklich getroffen haben, auf der Ebene auf der es nötig gewesen wäre.

Aber zuletzt...ist das Ende weniger traurig als es scheint. Kid war das Wichtigste für Law. Er hat nie verstanden was er ihm bedeutet, aber als Law stirbt ist es durch seine Hand, in seinen Armen, für ihn.
Und deswegen kann ich mit dem Ende leben.

...dass ich die letzten paar Minuten lang innerlich vor mich hin gebrüllt hab warum Law der Idiot nicht einfach seine Teufelskräfte benutzt und sich selbst repair-operiert lass ich mal aussen vor xDD
Btw. Ich akzeptier das als alternatives Ende ihrer Geschichte aber komm bloß nicht auf die Idee HfY jemals so enden zu lassen! *fauch* >▲<`

On a different note...ich bin fasziniert wie unterschiedlich ein Lied auf verschiedene Menschen wirken kann. Ich hab nach dem Hören von Shattered selbst ne FF geschrieben (zu FF7, nicht online) und der Ablauf war in etwa das komplette Gegenteil hiervon xD Von Verzweiflung zu Hoffnung statt von Hoffnung zu...Aus und Vorbei °_°
Von:  Seth_et_Holth
2012-09-22T20:26:23+00:00 22.09.2012 22:26
Ey ohne Scheiß...nein! QAQ
Ich bin ja eigentlich kein Fan von Happy Ends, ich hasse sie, um ehrlich zu sein...vor allem wenn sie unrealistisch sind...das heißt also, ich finds besser, wenn etwas traurig endet, weil man es irgendwie besser nachvollziehen kann...
aber das...das...war echt krass O_O
Ich liebe deinen Schreibstil echt ungemein und auch wie du Kid und Law darstellst, einfach <3
Und ich hatte mich eigentlich auch schon auf etwas schreckliches eingestellt, weil die ganze Stimmung schon so...hach...erdrückend war.
Aber genau das macht sie so unglaublich gut.
Sie bringt mich echt zu weinen über Personen, die nicht in der Realität existieren, über Dinge, die nicht wirklich passieren, aber trotzdem so echt sind...
Und trotzdem war ich sooo schockiert...
Boar, das regt mich gerade so heftig zum Nachdenken an, ich glaube ich tue heute Nacht kein Auge zu xDDD
Einfach ganz viel Liebe für diese FF, von Vorne bis Hinten einfach krass geil!
Mir fehlen tatsächlich die Worte...

Von:  Nimsaj
2012-08-25T21:55:53+00:00 25.08.2012 23:55
*seufz*

Gut, du hast es geschafft, ich werde ein ausführliches Kommentar hinterlassen, dafür, dass du mir so viele Tränen gestohlen hast. Und ehrlich gesagt finde ich auch, dass du es mit diesem OS wirklich verdient hast. Denn es ist nicht nur eine Kunst Leute zum Schnurren und Quietschen zu bringen, sondern vor allem sie für Menschen, die sie niemals kennen gelernt haben, so zu begeistern, dass sie um ihren Tod so sehr trauern. Gefühle zu schneidern, welche jedem Leser gleichermaßen passen und ohne Umwege in sein Herz finden, um dort Schmerz zu wecken, obwohl man es gar nicht will.
Es ist eine Kunst Menschen tief in der Seele weh zu tun, sie so heftig in ihrem tiefsten Innersten zu treffen, dass sie über ein paar Worte, fiktive Realitäten, zu weinen beginnen.
Eine Melodie nur mit Worten zu erschaffen, welche in jedem Winkel der Seele klingen und die Luft um einen vibrieren lassen, so dunkel und kühl wie Regen in der Nacht, dass man ihr nicht entfliehen kann und sie noch lange hört, nachdem man den Blick von den Worten genommen hat.
Papier den Geruch von Tränen und Blut zu geben, zu definieren wie Angst und Liebe und Verzweiflung riecht und einen so tief durchdringt, dass man glaubt selbst der Ursprung dieser Gefühle zu sein, selbst diesen Duft verströmt und sich selbst nicht entfliehen kann.
Wenn die Dunkelheit um einen zu leuchten beginnt von Bildern, welche man nie gesehen hat, Dinge, welche man nie sehen wird. Wenn Farben aus Gedanken geboren werden und so nicht nur ein Tor schaffen, gar eine ganze Welt, bestehend aus einem Augenblick, so lang wie eine Ewigkeit, dass man nicht einmal einen Schritt tun muss, um hilflos hineinzufallen und neu geboren zu werden.
Es ist etwas, das einen einen fremden Menschen so sehr lieben lässt wie Geschwister, gar mehr noch gleich einem Spiegelbild und man dadurch nicht mehr nur die Gefühle eines anderen auf der Haut spürt, sondern selbst diese Gefühle entwickelt. Schmerz spürt, Freude spürt, Liebe spürt.

Ich will mich eigentlich nicht groß dazu äußern, wie du Law und Kid in deinem OS dargestellt hast und ob man in diesem Fall über OoCness streiten kann. Um ehrlich zu sein hat es bei dir ohnehin keinen Sinn und erst Recht nicht in dieser kleinen fiktiven Realität. Ich habe auch andere OS von dir gelesen und auch deine FF verfolgt, zumindest so weit, wie es mir möglich war. Darüber diskutieren will ich nicht, es wäre hier auch vollkommen unangebracht, jedoch muss ich sagen, dass du tatsächlich geschafft hast, was andere zum teil nur verzweifelt versuchen. Du hast dir Law und Kid zu Eigen gemacht.
Obwohl ich mit ihrer Darstellung bei weitem nicht immer zufrieden bin, so weiß ich doch auch, dass, wenn man Odas Original nicht beachten würde und stattdessen eines deiner Werke als Ausgangspunkt aufgreifen würde, man nie OoCness feststellen würde. Du hast es schlicht und ergreifend geschafft die Charaktere für dich zu perfektionieren und behältst dabei immer deine eigenen Richtlinien bei. Es scheint damit fast, als hättest du deine eigene Realität aufgebaut und dieser folgst du ohne Kompromiss. Daher ist es zwecklos dir zu sagen man hätte dies besser so und jenes besser andersrum machen sollen, da es in sich einen geschlossenen Kreis bildet. Schreib sie so, wie du es für richtig hältst, so lange du dir selbst treu bleibst, kann ich es fast immer akzeptieren.

Was mich jedoch an diesem OS und generell an deinem Schreibstil sehr fasziniert ist, dass du es schaffst mit Worten unglaublich in die Tiefe zu gehen. Gefühle werden bei dir nicht nur explizit beschrieben, sondern tatsächlich bis zum eigentlichen Gefühl aufgebrochen, von dir so in Worte gekleidet, dass man mein Lesen das Gefühl selbst spüren kann. Gedanken und Gefühle lassen sich bei dir nicht trennen und bilden eine unlösbare Einweit, was alles so unglaublich lebendig und authentisch macht. Es scheint fast, als würdest du mit Buchstaben malen, so unglaublich harmonisch fügt sich alles zusammen. Von einem Gedanken zum anderen springst du nicht, sondern du verknüpfst es, wie einen Teppich aus Seide. Keinerlei Unebenheiten sind in deinen Texten zu finden, alles in einem einzigen, ruhigen Fluss. Es scheint daher fast, als würdest du tatsächlich eine Melodie schreiben, keine Geschichte, sondern gar ein Lied, welches man mitsummen kann. Es ist etwas, was man nicht mehr ließt, sondern wirklich fühlt, hört, riecht, spürt. Tatsache, dass das alles auch ohne Namen und bekannte Personen geschrieben hätte sein können und ich hätte trotzdem diesen Schmerz in mir gespürt. Was soll ich sagen, ich drehe mich im Kreis. Ich vermute nur einfach, dass jeder diese Geschichte anders aufgefasst hat, mehr noch, als es bei anderen der Fall sein sollte.

Was ich zur Story an sich sagen kann, ist nichts Schlechtes. Sicher greift in diesem Fall wieder deine eigene Darstellung der beiden Kapitäne, welcher man also keinerlei Kritik anhaben kann. Für meinen Geschmack stellst du Law schwächer da, als ich das Original auffasse und schreibst ihm auch sonst andere Charaktereigenschaften zu, als ich es getan hätte, was in den meisten Fällen jedoch subjektiver Natur ist. Dieses Muster hast du auch in diesem OS beibehalten, daher ist es mir kein Bedürfnis darüber zu reden.
Seine Ausführung über die Ereignisse, welche in seinen Gedanken doch recht verwirrend dargestellt waren, machten jedoch keinerlei Probleme sie zu verstehen. Viel eher war diese Technik gut dazu geeignet weniger dein eigentlichen Verlauf der Dinge, als viel mehr die Entwicklung auf zwischenmenschlicher Basis zu verfolgen, was einen den Plot besser verstehen ließ. So konnte ich sowohl die Problematik in der Beziehung zwischen Law und Kid verstehen, als auch den alles im Weg stehenden Stolz, sowie die Eifersucht und letztendlich den verheerenden Wendepunkt in der Vergangenheit, wie sein Pendant in der Gegenwart. Etliche Skizzen hat mich genau dieser Knotenpunkt an Emotionen im Bruch zwischen Law und Kid zeichnen lassen, da ich ihn so wunderbar verstehen und daraus unzählige andere Schlüsse ziehen konnte.
Der eigentliche Höhepunkt und damit Krone deiner emotionalen Schöpfung, die bittere Entscheidung Kids Law zu töten, war schlussendlich der Punkt, der die Tränen, die der gesamte vorangegangene OS angesammelt hatte, zum Vorschein brachte. Letztendlich kann ich verstehen, warum du Kid so hast reagieren lassen. Insoweit war es nur eine Spiegelung auf emotionaler Basis zu dem Geschehen auf der Insel. Denn obwohl Kid tatsächlich Law getötet hat, bin ich der Auffassung, dass er sich selbst damit noch viel eher getötet hat und Law somit nur körperlich das zu spüren bekommen hat, was Kid seelisch das Messer ins Herz gerammt hat. Vor allem unter diesen Aspekten ist Laws Tod in meinen Augen weniger tragisch als viel mehr sehr romantisch. Denn geht man davon aus, dass Kid Law eben niemals vergessen wird und das auch niemals wollte, so war seine Entscheidung zu töten nicht nur egoistisch im Sinne von Rache. Viel eher bin ich der Meinung, dass Kid, unfähig sich selbst und Law die Wahrheit einzugestehen, den Dunkelhaarigen nur auf diese Weise endgültig und absolut für sich beanspruchen konnte. So kann man wohl annehmen, dass Law für Kid nicht gestorben ist und für ihn für immer in sich selbst weiterlebt, somit die einzige Möglichkeit verkörpert Law für immer zu besitzen. Getreu eines der Leitmotive von One Piece, dass man eben nur dann wirklich stirbt, wenn man vergessen wird.
Sicherlich will ich damit nicht über seinen Schmerz hinwegtäuschen oder darüber, dass der Rothaarige nicht aus niederen Beweggründen seine Tat begangen hat. Ich sehe dahinter nur eine tiefere Wahrheit, so wie ich hinter all deinen Worten eine tiefere Bedeutung sehe. Kid wird diesen Verlust, Law nicht mehr in der Welt in der er lebt auffinden zu können, wohl nie verkraften und es wohl für immer bereuen, so wie ich denke, dass er es schon vor der Tat bereut hat. Es war nur einfach für ihn wohl die einzige Möglichkeit, um damit klar zu kommen, da er in seinem tiefsten Inneren verletzt war.
Den endgültigen Todesstoß für den Leser und damit mir, hast du uns wohl mit der Tatsache versetzt, dass keiner von Beiden im Endeffekt dazu in der Lage war, auszusprechen, was eigentlich so dringend hätte gesagt werden müssen. Ich bezweifle sogar, dass es noch so gekommen wäre, wenn Law zum Zug gekommen wäre zu sagen, was er sagen wollte. Denn eben dies war schlussendlich ja der Grund, warum alles zerbrochen ist.

Was ich explizit zu den Namen sagen muss, mit denen Beide sich anreden, so ist dies ebenfalls eine Eigenart von dir, welche mir zwar bekannt ist, jedoch als so ziemlich einzige eine ist, welche ich nicht akzeptieren kann. Über Namen kann ich weder lachen noch streiten, nimm es als gegeben hin, ich werde mich auch nicht weiter dazu äußern.

Schlussendlich ist es doch ein Kreis der sich schließt und ich verfluche dich dafür, dass du, nachdem ich ohnehin mit den Nerven am Ende war, es auch noch gewagt hast dieses eine Lied beim Namen zu nennen, dass es mir sofort in den Ohren klang und ich mich endgültig nicht mehr zurückhalten konnte. Selten habe ich gesehen, wie gewählte Lieder so gut zu den geschriebenen Worten gepasst haben, sag, hast du den OS zu dem Lied geschrieben oder nur das Lied im Nachhinein als passend empfunden? Lass dir gesagt sein, es ist unvergleichlich.
Und genau deshalb werde ich auch niemals den OS lesen und gleichzeitig das Lied hören, es wäre glatter Selbstmord.

Vielen Dank für diesen bezaubernden OneShot, der mich in vielerlei Hinsicht inspiriert hat. Falls ich etwas vergessen habe, melde ich mich per ENS.

Mit freundlichen Grüßen,
Nimsaj

Von:  strandhai
2012-07-30T10:40:50+00:00 30.07.2012 12:40
Oh mein Gott. *snief* Jetzt versuch ich ganz erhlich emien tränen zurück zu halten. Und da sin emiern Wohlverdienten mittagspause. Armer Law. Ich mag die FF alelrdings hoffe ich das Hfy nicht genauso endet. (bitte nicht) . das Law so fühtl kann ich gut verstehen es passt zu ihm und zu Kid. Immer nur das eine und doch ekien Zeit einander richtig zu verstehen. Kid ist zu stur um über solche dinge zu reden oder er weiß selbst nicht was er sagen soll und Law ist zu wütend und zu verletzt. Und dann musste sowas passieren. Vielelicht war es ja gut so. Denn Law hat dann geshen wie sehr er Kid liebt, was er an ihm liebte, was er sich von ihm wünscht. Nur schade das es da schon zu spät war. Ich hätte mir ja ein happy end gewünscht ich leibe Dramen mit happy end. Alelrdings glaub ich nicht dass das hier vereinbar wäre. Kid ist nun mal Kid und ich glaub es nicht das er Law, egal wie sehr er ihn liebt, sowas verzeihen könnte. Die Frage ist nur, ist der Stolz zu groß oder der Shcmerz? Aber es passt einfach nicht zu kid. Von daher bin ich mit dem end eeigentlich soweit Glücklich weil es wirklich gut passt. Nur schade das Law sein "Ich leibe dich" nicht mehr über die Lippen bringen könnte. Dafür war es zu spät. Aber das Kid bis zu letzt bei ihm bleibt zeigt nur wie viel ihm Law bedeutet hat. Bin aufjedenfall grpßer Fan von dieser FF! freu michs chon auf dein nächstes Meisterwerk
Liebe Grüße Strandhai
Von: abgemeldet
2012-07-08T00:44:42+00:00 08.07.2012 02:44
ich lese diese ff jetzt schon zum zweitem mal und ich könnt immernoch heulen so wunderschön finde ich sie.du schaffst es einfach immerwieder einem die gefühle der personen zu vermitteln.
aber es is so traurig als kid ihn dann tötet.
ich hoffe nur 'HEART for you' endet nich auch so.
das wäre dann sicher auf wieder so schön geschrieben aber irgendwie fänd ich das ganz schön blöd.kid und law passen so gut zusammen wieso vertsehen sie das denn nich?
na ja
ich freue mich auf weitere ffs von dir

lg elena
Von:  Saika_a
2012-07-02T11:42:03+00:00 02.07.2012 13:42
puhh,
fast geschafft mit dem Kommi geschreibsel - aber lesen ohne feedback ist nun mal fies!
und das erste was ich hierzu zu sagen habe ist -furchtbar!
wie kannst du nur >> sad? nö << behaupten?
eigentlich habe ich nichts gegen Drama, nur, wenn ich mit einem Happy End rechne.
So habe ich das gelesen, mich geärgert, darüber nachgedacht, die Story gedreht und gewendet und nochmehr nachdacht...
(--> selten so viel gedacht^^)
schließlich muss ich aber doch zugeben- es ist irgendwie... richtig so.
letztendlich hast du mich also doch überzeugt. je mehr ich denke, desto besser finde ich den Oneshot.
furchtbar - anders - interssant - richtig - klasse!
was für ein Umschwung a_A
Von:  Nimsaj
2012-07-01T21:26:06+00:00 01.07.2012 23:26
... Ich muss mich ganz ehrlich beherrschen, nicht zu weinen. Das ist selten. Mehr kann ich auch gar nicht sagen, außer, dass etwas in mir weh tut.
Aber ich denke, das ist ein gutes Zeichen.
Von:  mor
2012-06-28T19:01:52+00:00 28.06.2012 21:01
Da wurde Law doch datsächlich von der Person getötet die Er Liebt ohne die chance gehabt zu haben Kid zu Sagen das Er Ihn Liebt......welch Ironie.
Von:  Zorro-san
2011-11-10T11:32:09+00:00 10.11.2011 12:32
OH.MEIN.GOTT! Ich steh immer noch völlig neben mir... Das war einfach verdammt gut, RICHTIG gut!! ..und gleichzeitig auch so unfassbar traurig und schrecklich! So etwas ähnliches hatte ich mir schon gedacht (das Ende), aber dass es dann tatsächlich passiert, ist einfach nur unbegreifbar...! Dein Schreibstil ist der Hammer, wie du die Stimmung aufgebaut hast einfach... mitnehmend. Du bist den Charakteren der beiden wirklich bis zum Schluss treu geblieben, sehr gut!
Kanns kaum erwarten, deine anderen FFs zu lesen :-)

Lg, zorro-san
Von: abgemeldet
2011-10-25T09:58:57+00:00 25.10.2011 11:58
Oh gott
So tief traurig.
So emotional.
So schockierend und endlos aufwühlend.
ich heule immer noch.
Du hast es wieder mal geschafft mich in eine riesige nervenaufreibende Gefühlsachterbahn zu zerren, obwohl ich Achterbahnen doch so sehr hasse!
Ich habe mit weit aufgerissenen Augen zeile um zeile verschlungen und wollte eigentlich bei jedem weiteren Absatz wieder aufhören doch meine neugierde hat mich mein genick gekostet und ich wollte ja nicht aufhören!
Als ich dann las das er endlich da ist und als ich Wort um Wort die Tragödie oder auch das Happy End, näher kommen sah. desto mehr verhaspelten sich die Worte und ich musste mich echt zusammen reißen noch mal mit bedacht weiterzu lesen.
Und wie schrecklich und unmissverständlich wurde mir dann bewußt, das es kein anderes ende als dieses geben würde.
Ich bin so unfassbar traurig das Trafalgar nicht doch noch etwas hat sagen können und ich bin so furchtbar wütend das Eustass nicht nur einen kurzen moment lang über seinen schatten springen konnte, um Laws worten zu lauschen...
Scheiße ich heule schon wieder!
Ich bin begeistert von deiner art emotionen und gefühle zum ausdruck zu bringen und die balance zwischen gedanken führung und spannung ist dir so super gelungen ich will noch so viel mehr von dir lesen... du bist einfach nur mega toll.
vielen dank dat moko


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