Zum Inhalt der Seite

Temprament

GLEE - Kurtofsky
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Dave's Sicht

Luft. Ich brauche Luft. Diese Hitze. So unerträglich. Mir ist ganz schlecht von dieser beschissenen Hitze. Mir ist so verdammt schwindelig! So übel. So schlecht. Schlecht vor Panik. Schlecht von dem, was gerade geschehen ist. Weil es sich zu gut angefühlt hat.
 

Die Schüler um mich herum müssen denken ich sei wahnsinnig, denn ich laufe hastig und unkontrolliert durch die Gänge - drücke mich zwischen meinen Mitmenschen hindurch. So ungewohnt von mir, da ich doch sonst gelassen und mit festen Schritten meine Wege gehe. Ich sehe in ihre Gesichter, doch registriere kaum etwas. Ich kann mir denken wie sie mich ansehen. Alles ist so unreal - wie in einem Traum. Ich wünschte es wäre so. Doch jetzt muss ich erst einmal hier raus. Raus aus diesen Wänden, weg von diesen Blicken, weg von diesen Bildern in meinem Kopf. Weg von dem was gerade geschah. Weg von Kurt. Weg von diesem schwulen Trottel! Drecks Homo! Wieso hat er auch beweisen müssen, dass er Eier in der Hose hat? Zuvor war alles so leicht. So einfach. Er hat sich nie gewehrt. Gejammert hat er. Mit seinen großen blauen Augen mich angestarrt, als sei ich die Schlange, die kurz davor war das Kaninchen zu verschlingen. Sonst war er doch auch so hilflos. Hat es einfach akzeptiert, ohne nach zu haken. Konnte ihn einfach aus dem Weg räumen. Einfach packen und den nächsten Spind knutschen lassen. Sonst hat er sich nie gewehrt, sondern...

Hat mich ihn einfach berühren lassen... Auf die einzige Art und Weise, die mir möglich war. Die erlaubt war. Die ich mir selbst erlaubte. Die meine Freunde erlaubten. Die, die Anderen erlaubten. Meine Klassenkameraden, meine Lehrer, meine Mitmenschen.
 

Ein Stoß kalter Luft schlug mir ins verschwitzte und kreidebleiche Gesicht, als ich die Tür nach draußen aufschlug. Es war, als ob ich erst jetzt in der Lage war zu atmen und so füllte ich meine leeren Lungen mit dem eiskalten Wind.

Dennoch fühle ich mich nicht freier als zuvor. Besser, aber nicht gut. Bilder, von dem was geschah flackerten wieder in mir auf. Ich, wie ich in der Umkleide meine Sportsachen zusammen suche, um nach Hause zu gehen - bei Gedanken bei dir, da ich dir grade noch begegnet war. Und als hättest du es gehört, platzt du hinein, doch ich tue unbeeindruckt, starre versessen auf den Stoff in meinen Händen, ehe ich ihn in die Tasche drücke. Schon da war ich angespannt. Schon da wusste ich, dass es nicht gut endete. Doch welche Ausmaße es hatte, war mir da noch nicht klar...

„HEY!“

Du warst laut. Laut und voller Zorn, dazu musste ich dir nicht in die Augen blicken.

„Ich rede mit dir!“

Wieso dieser Sinneswandel?! Wieso wehrst du dich?! Wieso auf einmal so mutig?

„Die Mädchenumkleide ist nebenan...“

Hau ab. Und sei nicht so verdammt mutig. So beeindruckend mutig...

„Was ist dein Problem?!“

„Wie bitte?!“

„Wovor hast du so Angst?“

Verdammt gute Frage. Ich blicke zu dir auf, das erste Mal nach dem du hier rein gestürmt bist. Du bist angespannt, nervös, doch scheinst du gleich vor Zorn zu platzen. Damit besiegst du deine Angst, nicht wahr? So wie ich es immer bei dir tue - Angst mit Zorn überspielen... Wieso kannst du jetzt nur so sein...Was soll das Ganze?! Meine inneren Alarmglocken läuten. Das hier geht in eine ganz falsche Richtung. In was Unbekanntes. In eine unberechenbare Richtung. Doch ich brauche eine Antwort, die mich nicht verrät.

„Das du hier einfach rein schleichst und meine Sachen durchwühlst...!“

„Oh ja! Genau! Denn alles was ich tue, ist dir nachspionieren zu wollen, damit ich deine Sachen durchwühlen kann! Aber rate mal: Du. Bist. Nicht. Mein. Typ!“

Autsch. Das saß. Das war direkt. Das war das, was ich nie hören wollte. Mein Mund ist trocken, mein Kopf wie leer gefegt. Doch wie von allein werden meine Hände zu Fäusten. Ich will das nicht hören. Ich will das nicht hören!!!

„... Sicher?!“

Aufgesetzte Arroganz unterdrückt mein Zähneknirschen.

„Ja! Ich stehe nicht auf kleine pummelige Typen, die dann mit 30 wie fette Kugeln aussehen!“

„Fordere es nicht heraus, Hummel!“

Meine Stimme ist bereits nur noch ein Knurren.

Nur einen Wimpernschlag später habe ich mich vor dir aufgebaut. Bedrohlich wie immer. Meine Fäuste dir wohlbekannt drohend vor der Nase. Du hältst inne. Zögerst. Geh. Verdammt geh einfach!

„...Du willst mich schlagen?!“

...

„Tu es.“

NEIN!

„FORDERE ES NICHT HERAUS!“

Meine Hand schlägt gewaltsam die Spindtür zu. Der Knall lässt dich aufzucken da du wohl eher erwartet hättest, dass ich dein Gesicht treffe. Doch Schreck hin oder her: zurückweichen tust du dennoch nicht, obwohl ich dir bedrohlich nahe bin. Wieso das Ganze? Was bringt dir das? Ist das… denn wirklich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt? Das will ich nicht. Ich will nicht, dass das was ich von dir hab, mir genommen wird!

Hau ab! Verschwinde! Tu nicht so stark! Steh nicht zu dem was du bist!! Sei wieder klein und verletzlich! Wehr dich nicht!! Sei nicht so unglaublich stark, verdammt! Wie kannst du nur?!

...

Wie kann ich nicht?!
 

„Schlag mich! Es wird doch sowieso nichts ändern! Du kannst das schwule nicht aus mir heraus prügeln… Sowenig wie ich deine Ignoranz dir austreiben kann!“

Dieser Glanz in seinen Augen. Diese Angst und doch diese Überzeugung. Woher bekommst du diese Kraft? Du bist wie ein Zug, der auf einen zugerast kommt und ich merke wie ich starr vor Angst werde, mich nicht bewegen kann und mich doch mit Hand und Fuß dagegen wehre... Ich halt das nicht mehr aus. Bekomme ich denn wirklich... Angst? Doch wovor? Dass das hier.. das Ende ist?

„VERPISS DICH GEFÄLLIGST!“

Lass mich in Ruhe! Das alles.. es wird mir zu viel!

Wieso schreck ich dich nicht mehr ab?! Merkst du es denn nicht? Hörst du die Verzweiflung nicht aus meinem Schrei?! GEH MIR AUS DEN AUGEN!... Bitte... bevor es zu spät ist... DU treibst mich sonst noch in den Wahnsinn...

„Du bist nichts weiter als ein kleiner, verängstigter Junge, der nicht damit klar kommt, dass noch weitere Menschen wie ich- ...?!“

Stop. Stop! Hör auf damit! Sei nicht du selbst! Sei nicht Derjenige, der mir den Kopf verdreht hat... Hör einfach auf. Ich kann nicht mehr. Ich kann dich nicht mehr... einfach nur anschauen.
 

Ich kann mich nicht mehr beherrschen.
 

Du hast mich gedrängt. Du hast mich dazu gebracht, meine Maske zu verlieren. Du hast gegen meine Fassade geschlagen, bis sie bröckelt. Doch die Hände, die dir eigentlich die Zähne ausschlagen sollten, verfehlten ihr Ziel, griffen nach deinen warmen, weichen Wangen und zogen dich an mich, anstatt von mir weg.

Mein Handeln hat nie viel mit großem Denken zutun gehabt. Meine Emotionen, waren steht’s die Übermacht. Die Liebe sperrte ich weg und fütterte meinen Zorn mit diesem Frust. Der Zorn, den ich jeden Tag an dir auslies, weil ich das was ich war verleugnete und überspielte. In dem ich deinen Willen, dein Selbstbewusstsein brach, war ich in der Lage Dampf ab zu lassen. Dir nahe zu sein. Meinem versteinertem Herz einen Augenblick der Freude zu schenken. Und dafür war ich dir so unglaublich dankbar. Dankbar dafür, dass du mir nicht aus dem Weg gingst - dich nicht gewehrt hast. Ich lernte dich lieben, für das was du tast. Für das was du warst.

Es ist schräg. Es ist unlogisch. Doch es ist wahr.
 

So wie dieser Kuss. Mein erster Kuss. Dein erster Kuss?!
 

Ich hab ihn genossen. Du hast ihn nicht erwidert.
 

Für diesen Augenblick konnte ich mich fallen lassen und es war, als ob meine Anspannung von dir aufgesogen wurde, denn unter meinen Fingern fühlte ich, wie du dich verkrampft hast. Wahrscheinlich vor Schreck, denn der Junge, der dir weiß machte, dass du der Abschaum der Schule bist, küsste dich in diesem Moment mit so viel Hingabe, wie er es nur konnte.

Kalt wurde es, als ich mich von dir lossagte um wieder atmen zu können, wobei ich in dein Gesicht blickte. Jegliche Gesichtszüge waren entglitten.

Purer Schock.

Pure Angst.

Pures Unverstehen.

Doch keinerlei Ekel.

Wieso gerade das mir Hoffnung versprach, kann ich nun im Nachhinein auch nicht sagen. Doch das, und die Tatsache, dass es befreiend war, trieb mich dazu abermals auf dich zuzukommen. Abermals zu versuchen diese Wärme zu spüren.

Doch ein zweites Mal hast du mir deine Lippen nicht erlaubt zu berühren. Ich fühle deine Hände auf meiner Brust und der Stoß wirft mich zurück.

Ich blicke dich an und du blickst mich an. Und ich fange an zu begreifen.

Ich verstehe nun, was geschehen ist. Was ich getan habe.

Und ich versuche aus deinem Gesicht zu lesen. Etwas zu sehen, was mir zeigt, dass alles wieder gut wird. Das es für mich noch Hoffnung gibt. Hoffnung bei dir. Doch deine Hand fährt hinauf zu deinem Mund, tastet ungläubig deine Lippen ab und die krasse Angst spricht aus deinem Blick.

Er schreit: Hau Ab! So wie ich es zuvor getan habe. Doch anders wie du, beuge ich mich deinem Wunsch. Ich begreife. Und plötzlich sehe ich klar.

Als ich in der Lage war, meinen Blick von dir ab zu wenden fing ich an zu realisieren. Ich habe mich dir gegenüber geoutet...

Das Glücksgefühl verflog, als wäre es nie da gewesen. Ich blicke schnell hinauf, deine Angst schüchterte mich ein. Ich hätte liebend gern geschrieen, doch ich spürte wie trocken meine Kehle war und wie meine Kraft durch meine Adern fließt und somit lasse den Schrank neben uns als Sündenbock dienen, als ich darauf einschlug. Unterdrückt und verzweifelt schreie ich etwas in mich hinein, was du wortlos kommentierst. Mir bleibt keine andere Wahl: Ich muss weg, denn diesem Blick konnte ich nicht mehr standhalten.
 

Und so rannte ich.
 

Taumelnd ging ich die wenigen Stufen hinab, um meine Hand schließlich an die graue Wand der Schule abzulegen. Mein Blick war erschöpft und trüber und doch war ich meinen Gedanken wieder unterlegen. Vor ihnen konnte ich nicht weglaufen...
 

Ich konnte es dir nicht austreiben. Jegliche Sprüche haben dich nicht gebrochen. Du bliebst einfach wie du warst. Offen und stark. Hast dich nicht versteckt für das, was du bist. Nicht so wie ich. Du hast daraus gelernt, dass dieses ewige Versteckspielen einen kaputt macht. Dich hat es kaputt gemacht. Mehr als den Ärger mit mir.

Kurt Hummel steht dazu, dass er auf Männer steht! Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ein 16. jähriger Junge dazu fähig ist.
 

„Scheiße…“

Schnaufend lehne ich mich an der Wand der Schule an, mein Arm ist angewinkelt und meine Stirn darauf gebettet, während meine Nasenspitze bereits den kalten Stein vor mir leicht berührt.

Mit jedem Atemzug der vergeht, wird mir klarer was geschehen war - und mit jedem Atemzug verkrampfen sich meine Muskeln mehr und mehr.

Ich habe mich geoutet. Ich habe mich vor dem Menschen, den ich für das verurteilt habe was er ist, geoutet. Kurt Hummel weiß nun das David Karofsky in ihn verliebt ist. Das Dave Karofsky… schwul ist.

Wie ein Schub überkam mich die Wut. Die Wut auf mich. Die Wut darüber, dass ich die Beherrschung verlor - dass ich so leichtgläubig war und so dumm gleichzeitig.

Diesmal musste meine Sporttasche her halten.

Nur beiläufig hab ich zuvor bemerkt, dass ich sie in meiner linken Hand mitgerissen habe und nun habe ich sie - mit erneutem unterdrücktem Schrei - heftig durch die Luft gewirbelt, ehe sie einige Meter voraus auf den nassen Boden fiel - ebenso wie der Inhalt, da die Sporttasche noch offen war. Langsam werde ich kraftlos. Erschöpft schnaufe ich ein und aus, blicke zu meiner Tasche und empfinde gar nichts. Nur Taubheit. Ich bin zu müde, zu schockiert um noch irgendeinen Hass zu fühlen. Es ist die pure Verzweiflung die in mir tobt, wenn ich nur Ansatzweise daran denke, was passieren würde, wenn die Sache herauskommen würde.
 

Hätte ich es doch nur gelassen. Doch ich sehe ihn unter all den Menschen auf dem Flur immer als Erstes. Als ob meine Augen immer nach ihm Ausschau halten würden. So wie heute. Verliebt hat er sein Handy angelacht. Blaine. Ganz sicher sein Werk. Er hat den richtigen Weg eingeschlagen. Er hat Chancen. Er ist ja so perfekt. Ich hoffe, er enttäuscht Kurt nicht. Wenn doch, gnade ihm Gott. Immerhin habe ich ja scheinbar keine Chancen bei Kurt... er steht ja nicht auf... Jungs, wie ich es bin. Ich wäre ein Narr wenn ich ihm das verübeln würde. Man verliebt sich nicht in Denjenigen, der dafür sorgt, dass sein Schulalltag die Hölle auf Erden ist.

Ich konnte es nicht sein lassen. Mal wieder. Und ob ich es in Zukunft nicht lassen kann? Wer weiß das schon. Ich ertrug es einfach nicht, dass er so... Ja was eigentlich? Glücklich aussah? Ihn mehr beachtete als mich?
 

Auf den Gefühlsscheiß hab ich keine Lust mehr. Ich möchte es wegsperren wie tausend Male davor.
 

Alles was ich hatte war ihn zu terrorisieren. Und nun war alles weg. Nur weil ich mich nicht beherrschen konnte. Wie schon so oft.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  jenny
2012-09-06T20:34:32+00:00 06.09.2012 22:34
O....OH MEIN GOTT
Das ist so geil geschrieben! Einfach total hammer!!
Seine Sicht ist total atemberaubend..einfach so mitreißend..so bemitleidenswert.
Ich konnte mich richtig in ihn hineinversetzen und seinen Schmerz quasi spüren das war einfach so..ergreifend.
Das beste war der schlussteil mit Blaine.
Ich bin überhaupt kein fan von glee und bin nur hier weil ich Korofski/Kurt ein tolles Paar finde (nach klaine natürlich).
Also nochmal großes Lob von mir einfach toll ^^
Von: abgemeldet
2012-05-20T02:49:02+00:00 20.05.2012 04:49
Krass gut geschrieben, Respekt. :)
Von:  xXrainbowflowerXx
2011-11-23T01:41:37+00:00 23.11.2011 02:41
wow echt supergut geschrieben! Ich bin begeistert!
Von:  brandzess
2011-04-19T14:03:44+00:00 19.04.2011 16:03
tolle story!
ich liebe glee! die serie ist soooo wahnsinn! :D
ich hab schon mal gedacht das Finn und Puck ein süßes pärchen wären^^
immer wenn ioch die sehe denke ich....japp ihr währd süß zusammen xD
aber wie gesagt ne tolle story!
glg brandzess
Von:  moriarty
2011-03-02T12:46:17+00:00 02.03.2011 13:46
OhmeinGott. Ok. Ich hoffe, dir ist doch nun klar, dass die Hochzeit immer näher rückt, oder baby? haha. Aber mal ehrlich: Es ist wahnsinnig toll geschrieben! Du hast Daves Standpunkt genau erfasst. Sein POV ist so atemberaubend. Wirklich. Ich bekomme mich kaum noch ein. Deine Wortwahl, deine Schreibweise. Einfach alles hat gestimmt! Sehr sehr gut gemacht. Und jetzt hoffe ich - in meinem jugendlichen Leichtsinn - dass du noch genauso eine Version nur mit Kurts POV machst. haha. Zumindest würde es passen. Nichtsdestotrotz: Eine umwerfende, melancholische Fanfic. Einfach herausragend. ♥


Zurück