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Die Geister die wir riefen...

von

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Als Tyson in den Kindergarten kam, gab es da mal einen Vorfall, der ihn bis heute geprägt hatte. Damals war er klein, hatte dicke Hamsterbacken, große Kulleraugen und war eingeschüchtert von dem neuen Umfeld und – es ließ sich nicht abstreiten – ziemlich beleibt.

Er war ein richtiges kleines Pummelchen. Wahrscheinlich war die Skizze von Pummeluff aus Pokemon sogar auf seinen Mist gewachsen. Er konnte sich gut vorstellen, wie der verzweifelte Mangaka auf einer Parkbank in der Nähe eines Spielplatzes saß und immer wieder verzweifelt murmelte: „Die Nummer neununddreißig… Wie soll Pokemon Nummer neununddreißig aussehen?! Scheiße, mir gehen die Ideen aus…“

Der Mangaka hätte sich dann die Haare gerauft, bis Hitoshi mit Tyson im Schlepptau auf den Spielplatz kam, der im Sandkasten eine Ladung Matschkuchen mampfte. Tyson war mit seinem beleibten Körperbau deshalb auch ein gefundenes Fressen für etliche Hänseleien damals gewesen.
 

Wie es der Zufall aber so wollte, gab es in Tysons Kindergartengruppe jemanden, der ihn um Längen und Breitengrade bei weitem übertraf.

Wenn Tyson Pummeluff war, war dieses Kind Relaxo.

Wie es das Schicksal wollte, war dieses „Relaxo“ nicht gut auf Tyson zu sprechen.

Wie es die Vorsehung wollte, lauerte dieses „Relaxo“ Tyson an jeder Ecke auf.

Für Tyson waren diese Begegnung in etwa so, als schaue er auf einen großen schwabbelnden Fleischklumpen hinauf, der ihn böse anfeixte und diese unliebsamen Treffen endeten stets damit, dass er ohne Taschengeld, aber dafür mit einem blauen Auge nachhause kam. Ein langgezogenes „Scheiße“ war ihm dann immer über die Lippen gekommen – seine erste Verwendung für dieses Wort fand er damals. Jedenfalls hatte Tyson es irgendwann vollbracht, diesem Fleischklumpen die Stirn zu bieten. Es hatte ihn eine blutige Nase gekostet, sein Körper war übersät von blauen Flecken und eine Woche Hausarrest war auch herausgesprungen, aber Gott verdammt… Es war eine herrliche Genugtuung gewesen, den Fettklops heulend zur Erzieherin laufen zu sehen, während die anderen Kinder auf ihn zeigten und schadenfroh ein Liedchen über seine Niederlage anstimmten. Obwohl er zwei Minuten später von der Gruppenaufsicht am Ohr gepackt und zur Strafe den ganzen Tag alleine in einer Ecke verbringen musste, war er der Held seiner Kindergartengruppe geworden. Beflügelt von diesem Erlebnis, ging er danach mit einer neuen Sicht der Dinge durch die Welt - und einer großen Schnauze.
 

Jetzt stand Tyson Dranzer gegenüber und ihm dämmerte: „Relaxo wäre mir jetzt lieber.“

Wo das Fleischklumpenkind einen kleinen Schatten auf ihn warf, verdeckte Dranzers gigantische Statur den gesamten Horizont.

Das Paradoxe war – dieser Anblick war beängstigend und schön zugleich.

Das rötliche Gefieder schimmerte selbst durch die Staubwolken hindurch und die glühenden Augen flackerten wie eine spiralförmige Flamme. Vom Körper des Phönix stoben bei jedem Flügelschlag feine Staubpartikel, die aber nicht grau und trist, sondern glimmend im Wind tänzelnden, wie die glitzernden Funken eines Feuerwerks. Er konnte nicht leugnen das Kais Bit Beast wunderschön war – was ihm bereits bei ihren Beyblade Kämpfen mehrmals durch den Kopf gegangen war. Trotzdem hatte er sich von Dranzer noch nie so bedroht gefühlt, wie jetzt in diesem Moment…

„Takao, wohin des Wegs?“, fragte ihn das Bit Beast spöttisch und ihm jagte eine Gänsehaut durch den Körper, als er das Wispern vernahm. „Du hast etwas das mir gehört.“

Der Phönix spähte auf seinen Rücken, wo Tyson unter seiner Jacke, den zum Kind gewordenen Kai versteckt hielt. Anstatt einer Antwort kam vom sonst so vorlauten Japaner nur ein unverständliches Kauderwelsch.

„Gib ihn mir, Takao.“, forderte das Bit Beast und beugte sich drohend hinab. „Tust du es nicht, wirst du es bereuen. Willst du sterben, mein Junge? Denn das erwartet dich, wenn du ihn mir nicht zurückgibst. Ich kann alle die dir lieb sind auslöschen! Deine gesamte Familie, den Rest deiner Freunde! Sei also kein Narr, mein kleiner Mensch… Gib ihn mir zurück und ein großes Unheil wird von dir abgewendet.“

Zwar hatte Tyson gehörig die Hosen voll, aber er ließ sich nichts anmerken und entgegnete trotzig: „Damit du Kai wieder in diesem Geisterhaus einsperrst?“

„Vorsicht kleiner Mensch. Du weißt nicht mit was für einer höheren Macht du dich anlegst.“, um ihren Worten noch mehr Ausdruck zu verleihen, spreizte der Phönix gebieterisch die Schwingen.

„Da spuck ich drauf! Eine schöne höhere Macht bist du! Du sperrst deinen Freund einfach ein, als ob er ein Hamster in einem Käfig ist!“

„Freund? Er ist mehr als ein Freund. Genau deshalb sperre ich ihn auch ein. Etwas das nicht wegfliegen soll, setzt man in einen Käfig, nicht wahr?“

„Da stehst du mit deiner kranken Denkweise wohl alleine dar… Was hast du mit Kai gemacht? Warum wacht er nicht mehr auf?“

„Er braucht nicht mehr zu erwachen. Was uns bevorsteht muss er nicht bei klarem Verstand erleben.“

Tyson zog die Brauen tief ins Gesicht. Was sollte das bedeuten?

Es hörte sich jedenfalls nicht gut an und er tat einen Schritt zurück.

„Was meinst du?“

„Wir werden uns bald aufmachen…“

„Wohin?“, der Ausruf kam ungeduldiger als beabsichtigt.

„An einen Ort, wo ihn niemand mehr bekommen kann, wo es nur uns gibt. Kein lebender Mensch wird ihn dort erreichen.“, von draußen schallte ein Brüllen in das Gebäude, dass Dranzer in arge Bedrängnis brachte. Tyson erkannte es sofort als Dragoons Kampfschrei. Das Phönix Bit Beast ließ die Augen zu Schlitzen werden und wandte sich von dem Geräusch wieder zu Tyson.

„Gib mir den Jungen!“

„Nein!“

„Dreckiges Balg!“, herrschte Dranzer ihn an und die blanke Wut erfasste das Bit Beast.„Mir ist es gleich! Dann sollt ihr beide zum Abschied gemeinsam brennen! Im Tode werdet ihr trotzdem nicht vereint sein!“

Eine Feuerkugel sammelte sich im Schnabel des Bit Beasts und verdammt… Tyson wusste was ihn gleich erwarten würde! Er sah das Bild der sterbenden Phantome vor seinem Auge, als Dranzer nur zum Spaß ihre Wut an ihnen ausließ. Er mochte sich nicht ausmalen wie schrecklich der Feuertod war.

„Ich will nicht sterben!“, dachte er. „Nicht so…“

Und auf einmal stand sein gesamter Körper unter Strom.

Er fühlte sich an jene zahlreichen Momente erinnert, in denen er mit Dragoon an seiner Seite ein Match ausgefochten hatte und die Blockade, die ihn kurz zuvor noch dazu verurteilt hatte erstarrt auszuharren, löste sich aus seinem Kopf und verlieh ihm den Blick auf seine verbliebenen Optionen.

Deckung – Es gab keine Möglichkeit sich zu verstecken.

Nach Links oder Rechts Ausweichen – Er würde nicht rechtzeitig aus Dranzers Schussfeld kommen. Das Bit Beast stand direkt vor ihm und egal in welche Richtung Tyson auswich, es brauchte nur den Kopf leicht zur Seite zu drehen und die Flammen auf ihn wieder zu lenken.

Es sei denn er kam aus ihrem Blickfeld hinaus…

Klick.

Die Lösung kam kurz vor knapp.

Wie von selbst verlagerte sein Körper das Gewicht nach vorne und als die Feuerfontäne aus Dranzers geweitetem Schnabel hervorquoll, schlitterte er auf dem Boden eilig zwischen den Beinen des Bit Beasts hindurch.

Ein überraschter Schrei entfloh dem Bit Beast, als es merkte wie das anvisierte Ziel unter den Beinen entwich, dann schlug es mit den Flügeln und drehte sich in der Luft – und das kam Tyson zugute. Dranzer wirbelte wieder den Staub auf und im Schutz des Nebels floh er von dem Bit Beast so schnell fort, wie ihn seine Füße trugen… Bis Tyson einen erschrocken Ausruf von sich gab.

In seiner Hast konnte er sich nicht mehr leisten auf den Weg zu achten und ehe er es sich versah, trat er plötzlich mit seinem Fuß ins Leere. Schon spürte er keinen festen Boden mehr unter sich und kurz darauf rutschte er holpernd einen niedrigen Spalt hinab. Keine Sekunde später, peitschten Flammen über die Öffnung hinweg, genau an der Stelle wo er kurz zuvor noch gestanden hatte, während er weiter den Abhang runter rollte. Ohne großartig zu überlegen, nutzte er nach der Landung die Gelegenheit, um einen sicheren Abstand zu gewinnen. Er nahm sich eine Sekunde um Kai auf seinen Rücken, in eine angenehmere Position zu ziehen, wunderte sich dabei immer noch über den tiefen Schlaf seines Freundes. Erst dann schlug er sich durch den engen Spalt weiter, immer auf der Suche nach einem Ausweg aus diesem zerfallenden Labyrinth. Nur hatte er keinen Orientierungspunkt mehr.

Im engen Spalt war es nicht so trüb, wie an der Oberfläche – insgeheim fühlte sich Tyson wie ein Maulwurf, der sich durch seine Erdlöcher schleicht, aber der Weg war behindert von Gerümpel und Gestein. Oben schabte das Bit Beast an anderer Stelle wütend am Spaltrand, um an seine Beute zu kommen.

„Tyson! Hier her!“, hörte er plötzlich ein piepsen.

„Oh man, Allegro! Dich schickt der Himmel!“, stieß Tyson selig aus. Die schwarze Springmaus kam im Schatten des Spalts auf ihn zugehopst und gestikulierte wild mit den kleinen Fäusten.

„Hinaus mit dir Junge! Dranzer ist da oben und sucht nach dir!“

„Wirklich? Ich dachte da oben steigt bloß eine Parade! Sag mal, denkst du ich habe keine Augen im Kopf?!“

„Warum sollte ich das denken? Ich sehe doch deine Augen!“

„Ach ver-…“, fauchte Tyson genervt, bis ihm klar wurde, dass dem Bit Beast Sarkasmus wohl ein Fremdwort war. „Wo sind Max und Ray?“

„Ich habe sie hinausgeführt. Aber ich fürchte, sie werden nicht mehr lange auf meine Rückkehr warten. Diese voreiligen Lümmel stehen dir in deinem Übereifer in nichts nach.“

Allegro drehte sich um und deutete in die Richtung aus der er gekommen war.

„Folge mir Junge! Wenn wir länger auf uns warten lassen, rennen sie womöglich noch hinein, um uns zu suchen. Dann laufen sie Dranzer direkt in die Klauen!“

Tyson nickte nur und sprintete der Maus hinterher. Dabei geisterten ihm Dranzers Worte durch den Kopf.

Zum Abschied gemeinsam brennen…

Wollte das Bit Beast Kai etwa auch töten? Tyson warf einen hastigen Blick auf das Gesicht des Jungen, dessen Haarschopf auf seiner Schulter ruhte. Sollte Kai deswegen nicht aufwachen? Weil Dranzer ihm die Schmerzen ersparen wollte? Aber das ergab doch keinen Sinn. Kai war schon so lange in Dranzers Gewalt, warum hatte das Bit Beast ihn nicht eher getötet?

„Allegro? Was könnte Dranzer meinen, wenn es sagt, dass es Kai an einen Ort nehmen will, wo es nichts gibt, außer sie beide?“

Die Springmaus hielt kurz inne und seine Ohren zuckten auf.

„Was?! Wie?! Hat Dranzer das gesagt?“

Tyson nickte und wiederholte hastig was er soeben gehört hatte.

Allegro schüttelte nur bestürzt den Kopf und winkte ihm weiterzulaufen.

„Jetzt ist es endgültig um den Geier geschehen! Das ist pure Dekadenz!“

„Deka-… hä?“

„Dranzer muss verrückt geworden sein! Sie will sich selbst, samt dem Jungen verbrennen!“

Tyson hielt entsetzt den Atem an. Ein Frösteln jagte durch seinen Körper. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn sie zu spät gekommen wären. Instinktiv umfasste er Kais Beine fester, die unter seiner Jacke hervorschauten.

„Warum?!“

„Für Bit Beast gibt es ein anderes Jenseits als für die Menschen.“

„Also… so etwas wie eine eigene Abteilung?“, schlussfolgerte Tyson.

„So in etwa.“

„Und wenn Dranzer Kai mit sich verbrennt, was passiert dann?“

„Sie zieht seine Seele mit sich.“

Erst jetzt drang in seinen Geist, dass Allegro Dranzer schon zum zweiten Mal als weiblich bezeichnete.

„Sie?“

„Schh!“

Allegro zischte aufgebracht und lauschte, ob sich an der Oberfläche etwas tat, während Tyson sich die Hand vor den Mund hielt. Beide hielten inne, doch Dranzers wütendes Kreischen schien weit von ihrem Standpunkt entfernt.

„Wir haben ein Problem.“, flüsterte Allegro.

„Ist mir nicht entgangen…“

„Das meine ich nicht.“ Er deutete hinauf. „Der Spalt endet in Kürze. Dann müssen wir wieder an die Oberfläche.“

Das Bit Beast horchte angestrengt seine Umgebung ab und meinte: „Aber so wie ich das einschätze, ist Dranzer nicht weit genug von uns entfernt, um uns nicht zu entdecken. Wenn wir Pech haben, beißt sie dir in dem Moment den Kopf ab, indem du ihn aus dem Spalt streckst.“

Fast reflexartig fasste sich Tyson an den Hals bei dem Gedanken.

„Musst du das so unverblümt darstellen?“

„So ist es nun Mal! Diesem Bit Beast ist alles gleich!“

„Dann… warten wir bis sich eine Chance ergibt?“

Allegro schüttelte verneinend den Kopf und verkündete:

„Dieses Haus wird nicht mehr lange stehen! Als ich deine Freunde hinausgeführt habe, bemerkten wir zum ersten Mal, wie instabil das Fundament ist. Der Feuerregen draußen ist zwar vorbei, hat aber viel Schaden angerichtet. Das Haus sackt immer weiter in die Tiefe ab. Ich vermute, dass Dranzer darunter einen Lavasee erschaffen hat, um Dragoon gegenüber einen Vorteil zu haben. Dieses Gebäude war eine Falle für den Drachen!“

„Warum bekämpfen die beiden sich? Hassen sie einander?“

Allegro zuckte unwissend mit den Schultern.

„Das weiß keiner. Es muss wohl eine uralte Fehde sein, die noch vor meiner Zeit stattfand. Jedenfalls hat Dranzer es geschafft, Dragoon in einer Art Feuerkreis einzukerkern. Der Drache sitzt draußen und kämpft gegen sein Gefängnis an.“ Allegro fröstelte. „Eine solche Wut habe ich noch nie in den Augen eines Bit Beasts gesehen. Sein Zorn wird ihn bald befreit haben, bis dahin will Dranzer ihr Vorhaben wohl beendet haben.“

„Dranzer ist also echt ein Mädchen? Wow. Ich glaubs nicht. Ha… Das erklärt einiges!“

„Weshalb?“

„Naja, jetzt Mal unter uns. Nur eine Frau kann so eine Furie sein!“

Allegro stampfte erbost mit dem Fuß über diesen unangebrachten Spott.

„Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für Scherze…“, dann wurde die Springmaus bleich, falls das bei seinem schwarzen Fell überhaupt möglich war. „Lauf!“

Tysons Kopf fuhr hinauf und dort blickte ihm ein riesiges rotes Augenpaar, durch die spaltförmige Öffnung, entgegen. Dann kreischte der Phönix und hieb mit seinem Schnabel in den Einbruch hinein. Dranzer blieb für eine Sekunde darin stecken und Tyson nutzte die Gelegenheit, um seinen Frust Dampf zu machen.

Mit einem wütenden „Miststück!“, trat er gegen ihren Schnabel und rannte davon. Das Bit Beast wurde nur noch zorniger. Es zog den Kopf aus dem Spalt und hieb wie in Raserei auf die Öffnung ein. Mal tauchte Dranzers Schnabel direkt vor ihnen auf, mal knapp hinter ihnen, dann wieder weit zurück. Schließlich kamen sie zur vorhergesagten Sackgasse.

„Was jetzt?!“, schrie Tyson panisch.

„Rauf! Lauf so schnell dich deine Beine tragen!“

Tyson blieb keine Zeit zu jammern, stattdessen kletterte er schnell hinaus. Er fühlte sich wie ein lebensmüder Soldat, der aus einem Schützengraben ins Schlachtfeld rannte – bei vollem Beschuss! Dranzer war noch damit beschäftigt, etwas weiter hinten, den Spalt nach ihnen abzusuchen. Man konnte deutlich das Schaben ihrer Krallen vernehmen, mit denen sie an den Rändern kratzte, um die Öffnung zu vergrößern. Doch es dauerte nicht lange, da erregten die rennenden Gestalten ihre Aufmerksamkeit.

Mit peitschenden Flügeln rannte das Bit Beast auf die beiden zu und entflammte sich selbst.

Tyson wirbelte der Staub um die Ohren und er spürte die Vibrationen, die Dranzers Fänge auf dem Boden ausübten, wenn sie zum Flug Anlauf nahm.

Dieses Ungetüm brauchte nur drei Schritte um diese Ruine zu überqueren, Tyson dagegen unzählige! Außerdem konnte er nicht fliegen. Das war echt nicht fair! Ihm wurde schlagartig klar, wie aussichtslos seine derzeitige Lage jetzt war. Auf seinem Rücken spürte er, wie eine leichte Regung durch Kai ging. Seine kleinen Kinderfäuste gruben sich zaghaft in seinen Pullover. Jetzt wurde er wach? Ausgerechnet jetzt?!

„Verdammt!“, entrang sich der Ausruf aus seinem Mund und ihm verschwamm die Sicht vor verzweifelter Wut. Sie würden bald sterben und Kai würde es auch noch mitbekommen. Dieser Gedanke jagte ihm einen Stich in die Brust. Er wollte nicht dass sein Freund leiden musste!

Schließlich schnappte etwas nach seinem Rücken und riss ihn von den Beinen. Tyson verlor den Boden unter den Füßen und es schnürte ihm die Luft ab. Er sah keuchend hinab, konnte seine Füße in der Luft baumeln sehen und viele Meter unter sich die Ruinen erblicken. Sein Kopf schwang von einer auf die andere Seite. Es erinnerte ihn an eine Achterbahnfahrt - nur ungesichert. Dann drehte sich die Welt, als er hin und hergeschleudert wurde, bis er endlich begriff, dass Dranzer ihn an der Jacke gepackt hielt.

Er hörte Allegros entsetztes Piepsen bis hinauf. Die schwarze Springmaus flehte Dranzer an ihn loszulassen. Der sonst so stolze und mutige Allegro flehte!

„Lauf!“, rief Tyson hinunter als die Erkenntnis ihn traf. Sie würden sterben.

Er hatte es nicht geschafft Kai zu retten. Dabei war er so entschlossen gewesen…

Sie hatten sich doch alle so bemüht. Er fragte sich, was aus Max und Ray werden würde?

Hoffentlich schafften sie es aus dieser furchtbaren Welt. In ihm stieg der Wunsch auf sich von seiner Familie zu verabschieden. Doch weil dieser Wunsch unerfüllt bleiben würde, schrie er:

„Verschwinde von hier! Hau mit Ray und Max ab!“

Der Stoff der Jacke riss und er fiel gemeinsam mit Kai in die Tiefe. Unter ihnen lag der Schutt aufgetürmt und Tyson bereitete sich darauf vor, mit einem gespalten Schädel darauf zu liegen.

Im freien Fall, ergriff er Kais Hand und zog ihn zu sich.

Er schloss die Augen. Wartete auf den tödlichen Aufprall.
 

„DRANZER!“
 

Der zornige Schrei ließ die Ruinen erbeben. Dann brach aus den kümmerlichen Überresten der Häuserwand die massige Gestalt von Dragoon durch.

Die Gesteinsbrocken stoben nur so in alle Richtungen.

Die Augen des Drachen glühten furchteinflößend. Er strahlte hell, jede Schuppe seines Körpers schien von seiner immensen Energie durchtränkt. Dann entdeckte er Tyson, wie er gemeinsam mit Kai fiel und preschte vor – nur um nach ihnen zu schnappen.

Tyson sah den riesigen, mit scharfen Zähnen gespickten Kiefer näher kommen, blickte in den dunklen Rachen und konnte es nicht fassen - Sein Bit Beast wollte sie fressen!

Und als er in Dragoons Schlund fiel und sich die Schnauze des Bit Beasts über ihnen schloss, tröstete ihn nur ein Gedanke: „Wenigstens hat Dranzer Kai nicht bekommen…“
 


 

*
 

Dranzers wütendes Kreischen drang bis nach draußen und ließ die beiden Jungen zusammenzucken. Rays Blick wandte sich vom sinkenden Gebäude zu Max und seine Brauen zogen sich tief ins Gesicht.

„Zum letzten Mal Max…. Du bleibst hier! Du bist verletzt. Sieh zu das du ein Versteck findest, ich komme mit den anderen nach.“

„Ich will mit!“

„Du bist keine Hilfe.“

„Und wenn du auch nicht zurückkommst?“

„Dann bist du wenigstens noch da.“

Max stockte der Atem. Wusste Ray wie das klang? Das hörte sich einfach furchtbar an! Er wollte nicht allein in der Irrlichterwelt bleiben. Nicht ohne seine Freunde. Da war ihm dieses Höllenfahrtskommando wesentlich lieber.

„Geh jetzt! Max verschwinde, bitte!“, Ray gab ihm einen unsanften Schubs und er geriet ins Straucheln. „Los! Mach das du wegkommst!“

„Ich will nicht…“, stotterte Max und seine Augen wurden groß. Er blickte seinen Freund verzweifelt an. Tyson und Kai waren seid zehn Minuten weg. Allegro hatte ihnen gesagt, dass sie verschwinden sollten, wenn er in fünf Minuten nicht zurück war. Und jetzt wollte Ray auch noch zurück und das ohne ihn!

Er sollte sich feige aus dem Staub machen und bei ihrem jetzigen Pech, auch noch alleine zurückbleiben. Ihm graute dieser Gedanke und er schüttelte immer wieder nur verneinend den Kopf. Das konnte Ray nicht von ihm verlangen.

Er blickte verstört zu dem sinkenden Gebäude zurück und zog entsetzt die Luft ein, als er Allegros hüpfende Gestalt zwischen den Grashalmen erkannte. Weder Tyson, noch Kai folgten ihm.

„Wo sind sie?“, fragte Max verzweifelt und rannte der kleinen Maus entgegen. „Allegro? Was ist passiert? Warum sind Tyson und Kai nicht bei dir?“

Die schwarze Springmaus ließ den Schweif samt den kleinen Ohren hängen.

„Oh weh! Es tut mir… oh weh.“ Allegros Knopfaugen schwammen in Tränen. Die Gesichter der beiden Jungen wurden totenblass. „Verzeiht mir. Ich bin… ich bin so unnütz! Es tut mir so Leid… oh weh!

Ray fand als erster seine Worte.

„Ist das ein schlechter Scherz?!“

„Nein…“, schluchzte Allegro und vergrub das Gesicht in seinen Pfoten. „Es tut mir so Leid! Ich konnte nichts tun! Ich schäme mich so! Dragoon… Er hat. Oh weh… Er hat die beiden einfach verschlungen… oh weh, oh weh… Ich bin eine Schande… Oh weh…“

Mehr brachte er nicht mehr zu Stande. Enttäuscht über seine mangelnden Kräfte setzte sich Allegro auf den Boden und schluchzte haltlos. Er kauerte vor ihnen wie ein Häuflein Elend und er hätte Ray und Max sicherlich auch Leid getan, wenn die beiden Jungen nicht wie vom Donner gerührt erstarrt wären. Beide konnten nicht begreifen, was ihnen die Springmaus da erzählte. Zwei ihrer ältesten Freunde, sollten…

Dieser Gedanke klang so unwirklich, dass er sich nicht in ihrem Kopf verfestigen wollte, vor Angst, es könnte Realität werden. Vor einpaar Tagen erst, waren sie noch zusammen unterwegs gewesen und nun sollten sie tot sein? Irgendwann gaben Maxs Knie nach und er sackte auf den Boden hinab.

„Das kann nicht sein“, flüsterte er.

Ray war verstummt. Er sah aus als wäre etwas in ihm gestorben. Selbst die lauten Kampfgeräusche der Bit Beast drangen nicht in ihr Bewusstsein hindurch. Allegro hörte auf zu Schluchzen und sah seine Begleiter an. Sie schienen jeglichen Willen verloren zu haben. Er entsann sich Tysons Worten und richtete sich langsam auf.

„Flieht. Flieht! So schnell ihr könnt! Tyson hat gesagt, ich soll euch von hier wegbringen... Irgendwie bringe ich euch nachhause! Ich verspreche es euch!“

„Ohne Tyson und Kai nachhause!“, schrie Max unvermittelt und auf sein Gesicht trat eine Wut die Ray noch nie erlebt hatte. „Wir sollen nachhause und so tun, als wäre nichts gewesen?!“

„Nein, natürlich nicht.“, entgegnete die Springmaus betrübt. „Aber ich bitte euch, ihr könnt hier nicht bleiben. Bitte geht…“

Niemand rührte sich. Max schüttelte nur mit dem Kopf und stierte verbittert drein.

Ray schien nicht anwesend. Allegro sah dieses Trauerspiel und konnte nur Seufzen.

Warum war er nicht stärker?

Warum nur so eine schwächliche Springmaus?

Dann krachte es hinter ihnen. Allegro fuhr als einziger herum und musste beobachten, wie Dragoon dabei war, Dranzer an der Kehle zu packen. Die Bit Beasts kämpften verbissen miteinander. Ein Feuerregen seitens Dranzer, prasselte auf den Drachen ein, der ihn mit einer starken Windböe in alle Himmelsrichtungen verstreute. Dann holte er mit seinem langen Schweif aus und schlug zu. Dranzer bekam einen Schlag direkt auf den Schädel, dass ihr Kopf nur noch zur Seite schwang. Das Bit Beast schrie schmerzerfüllt und raste auf den Boden zu.

Als es aufprallte bebte die Erde. Mit schreckensgeweiteten Augen bemerkte Allegro, wie gefährlich nah die Kämpfenden ihnen kamen.

„Geht! Verdammt ihr dürft hier nicht bleiben! Sie werden euch zerquetschen!“

Die kleine Maus hüpfte an Rays Schuh und versuchte ihn in Bewegung zu bringen, was natürlich ein sinnloses Unterfangen war, denn selbst dafür fehlte Allegro die Kraft.
 

Indessen näherte Dragoon sich dem angeschlagenen Phönix, der vor ihm ausgebreitet auf dem Boden lag, angeschlagen und hilflos. Kurz bevor er neben ihr hielt, schnappte Dranzer mit dem Schnabel nach ihm. „VERSCHWINDE DU TEUFEL!“, schrie sie ihm entgegen.

Er packte zu.

Seine Klaue schlug schmerzhaft auf ihrem Brustkorb auf, presste sie auf den Boden, dann schoss seine Schnauze nach vorne und packte gezielt Dranzers linken Flügel. Das Bit Beast Schrie entsetzt und ein lautes Knacken erschallte, als Dragoon seinen starken Kiefer fest zudrückte und dem Phönix die Knochen brach. Dasselbe Unterfangen führte er bei ihrem anderen Flügel aus. Er hörte ihre Flüche laut an seinem Ohr schluchzen, während er sie stutzte: „Hör auf! Ich verfluche dich! Ich hasse dich!“

Dranzer wand sich unter ihm und kreischte ihren Schmerz mit ihrer hellen Phönixstimme hinaus, bis die ersten Zeichen der Bewusstlosigkeit über sie kamen. Und in diesem Moment meinte Ray, auf Dragoons Gesicht Mitleid zu erkennen. Ihm stockte der Atem und Wut keimte in ihm auf. Er beobachtete wie der Drache Dranzer entließ und den Kopf schüttelte, als würde er bedauern, was er tat, dann setzten sich Rays Beine fast schon selbstständig in Bewegung…
 

Dranzer lag auf dem Rücken, ihr ganzer Körper war unfähig still zu halten, denn ein heftiges Zittern hatte sie erfasst. Ihre gebrochenen Flügel zuckten, während sie versuchte von Dragoon Abstand zu gewinnen. Sie schwebte an der Grenze der Bewusstlosigkeit, denn immerzu sackte ihr Kopf geschwächt zur Seite.

Wie sie dort lag, kreischend, wütend und verzweifelt, erinnerte er sie an einen verletzten Spatz, der zum Tode verurteilt auf sein Ende wartete. Er sollte sie wohl erlösen…

Dragoons Schwanz peitschte nach vorne und versetzte Dranzers Schädel einen weiteren Hieb. Sie ließ einen herzzerreißenden Schrei los, der durch Mark und Bein ging, dann erschlaffte sie und blieb regungslos am Boden liegen – erneut von Dragoon geschlagen.
 

Der Drache sah schnaufend auf seine Gegnerin hinab. Dranzer hatte ihn viel Kraft gekostet. Seine schuppige Haut war an unzähligen Stellen aufgerissen und versängt. Schuppen blätterten verkohlt an seinem Körper herab und entblößten das verbrannte Fleisch darunter. Als Dragoon sich auf die Vorderpfote fallen ließ, knickte er für eine Sekunde zusammen. Seine rechte Klaue zog einen stichartigen Schmerz durch seinen ganzen Leib. Selbst für einen Geist war das zuviel und er musste gestehen… So gnadenlos waren sie noch nie gegeneinander vorgegangen.

Wie war das alles nur wieder so aus dem Ruder gelaufen?

Er beobachtete wie eine Träne aus den Augenwinkeln des gedemütigten Phönix quoll – ganz unbewusst. Das war immer so. Wahrscheinlich wusste Dranzer selbst nicht einmal davon.

Wie denn auch?

Wenn er diese Träne erblickte, lag sie stets besiegt vor ihm.

Der Anblick hatte etwas Melancholisches und stimmte ihn traurig.

Er liebte es sie zu unterwerfen… aber nicht sie weinen zu sehen. Dafür war selbst sein Herz nicht hart genug. Wie oft hatte er in diesen Momenten dann Mitleid mit ihr empfunden, sogar ab und zu bereut, so grob gehandelt zu haben.

Reue…

Dieses Gefühl hasste Dragoon. Er wollte es nicht spüren. Dragoon war das stärkste Bit Beast, ihm stand also zu, keine seiner Entscheidungen hinterfragen zu lassen – nicht einmal von sich selbst. Doch Dranzers Träne brachte ihn stets zum Schwanken, ließ ihn nachsichtig sein, obwohl er doch schon so oft hätte härter durchgreifen müssen. Hier herrschte eine strikte Klassenordnung und trotzdem war er all die Jahrhunderte zu sanftmütig gewesen.

Doch dieses Mal…

Dieses Mal konnte er nicht mit ihr Mitleid empfinden, auch wenn ihm das Herz schmerzte.

Ihr musste Einhalt geboten werden, bevor sie noch verrückter wurde. Sie war mit den Jahren zu mächtig geworden. Desto länger sie lebte, desto stärker wurde sie. Es war an der Zeit, dass der Phönix wiedergeboren wurde und dieses Mal würde er ihre Erziehung in die Hand nehmen. Da konnte Driger toben so viel er wollte, wenn er sie nicht in den Griff bekam, musste Dragoon die Sache selbst in die Hand nehmen.

Langsam beugte sich der Drache zu der Verliererin hinab, bis seine Schnauze ihre Stirn berührte. Es wirkte wie ein sanfter Kuss… Dragoon konzentrierte sich auf das Feuer welches in dem Phönix brannte. Er senkte die Lider und suchte nach der Wärmequelle in ihrem Körper. Es dauerte seine Zeit, da sah er vor seinem inneren Auge die brodelnde Macht in Dranzer. Sie züngelte in Form einer hellblauen Feuerkugel in ihrem Leib, schlug in regelmäßigen Intervallen und pulsierte durch jede noch so kleine Ader. Dieser Anblick war herrlich. Er offenbarte Dragoon stets, wie viel Leben und Temperament in dem Phönix brannte. Etwas worum er Dranzer manchmal sogar neidete. Doch immerhin war er, Dragoon, ihre größte Schwäche.

Der Drache nahm einen tiefen und langen Atemzug – was die Flamme in dem Phönix schrumpfen ließ. Sie wurde kleiner und kleiner.

Schwächer und schwächer.

Flackerte nur noch zaghaft und rang um Luft. Er saugte ihr den Atem förmlich aus dem Leib.

Die Körper der beiden Bit Beasts fingen zu leuchten an und schließlich begann auch der Phönix zu schrumpfen, während Dragoons Körper wuchs, bis Dranzer weniger als die Hälfte ihrer ursprünglichen Gestalt maß. Für einen Uralten, war Dranzer nun geradezu kümmerlich. Erst als ihre Flamme kurz vor dem ersticken war, beendete Dragoon sein Vorhaben.

Er kappte die Verbindung zu ihrem Körper und sah auf seine ruhende Gegnerin hinab.

„Bis bald Liebes“, er schmiegte seinen Kopf gegen ihre Halsbeuge, sog noch einmal ihren Duft auf. „Vielleicht lernst du es in deinem nächsten Leben…“

Sein Blick wanderte an ihrem Gesicht entlang, weiter bis zu den hellen Federn an ihrem Kopf. Er verspürte den Wunsch sich eine davon zu nehmen, bevor er sie töten und Dranzer für die nächsten Jahre in ihrem goldenen Ei verschwinden würde.
 

„Zu Ende gekuschelt du Arschloch?!“
 

Ein Stein traf Dragoons Schädel.

Nicht mit solcher Wucht um zu schmerzen, aber genug um es zu bemerken. Es war wie ein leichtes Ziehen. Der Drache wandte langsam den Kopf und staunte nicht schlecht. Da stand doch tatsächlich Takaos Freund Ray und bewarf ihn mit Steinen.

So etwas hatte er ja noch nie erlebt…

Es belustigte ihn und ließ ihn lächeln. Er gönnte sich eine kleine Pause, ließ sich auf dem Boden nieder und beobachtete interessiert die winzige Gestalt von Ray, die ihm üble Verwünschungen entgegen schrie und ihn mit all seiner Kraft gegen die riesige Klaue trat.

„Grins nicht so blöd du Schwein! Mit diesem mausernden Mistviech hast du Mitleid, aber Tyson verschlingst du, ohne mit der Wimper zu zucken! Und Kai? Was hat der dir überhaupt getan?! Ich bringe dich um du Scheißkerl!“

Ray schlug mit der Faust auf seine Pranken ein und hätte er einen Menschen vor sich gehabt, würde dieser sich sicherlich nun vor Schmerz krümmen, doch Dragoon musste Lachen. Für den Menschen klang es zwar wie ein Brüllen, doch Ray wich trotzdem keinen Zentimeter zurück. Er hatte Mut und Courage, das musste Dragoon neidlos eingestehen. Es wäre so leicht für ihn, Ray unter seiner Tatze zu zerquetschen, doch der Junge verschwendete keinen Gedanken daran. Er ließ die Schnauze neugierig zu dem Kind hinabsinken, dass ihm mit einem wütenden Aufschrei dagegen schlug und brüllte:

„Ja genau du Arschloch! Friss mich doch! Das kannst du doch so gut, du Verräter!“

Takaos anderer Freund kam mit leerem Blick auf Ray zugetorkelt. Als Dragoon seinen Kiefer weit aufriss, riss er die Augen auf und rannte los.

„Nein Ray! Komm zurück!“

Doch der schrie nur wütend, schimpfte und tobte, schlug nach Dragoons Schnauze, bis ihm zornige Tränen aus den Augen traten. Immer wieder beteuerte er wie sehr er den Drachen hasste. Doch als er sah, dass der Drache keine Anstalten machte ihn zu fressen, stattdessen würgende Laute von sich gab, stoppte er.

„Was zum…“, er hielt inne und blickte in den Rachen.

Dragoon schnaubte und würgte. Bis ein Schwall Galle aus seinem Mund kam und auf Ray hinabplatschte. Der Junge fluchte angeekelt, wischte sich die Flüssigkeit aus dem Gesicht und schüttelte sich verärgert. Ein weiterer Schwall folgte und Ray sprang erschrocken zurück, doch schon plumpsten zwei Körper herab und begruben den Jungen unter sich.

Max blieb wie angewurzelt stehen.

„Oh mein…“, ließ er den Satz unbeendet.

Er lachte laut auf und rannte voller Freude auf den Bündel zusammen gewürfelter Körper zu. Dann umarmte er jeden von ihnen, ganz gleich ob er sich bis oben hin versaute und als er Tysons verwirrte Stimme hörte, klang es wie Musik in seinen Ohren.
 


 

*
 

„Kenny! Mach sofort die Tür auf!“, donnerte Hitoshis Stimme durch den Flur des Hochhauses. Er hämmerte mit der bloßen Faust gegen die Wohnungstür und wurde von Minute zu Minute wütender. Wenn ihm nicht auf der Stelle jemand öffnen würde, konnte er für nichts garantieren.

„Ich weiß genau dass du da bist! Ich habe bei dir in der Firma angerufen. Ich rate dir die Tür aufzumachen, sonst erzähle ich deinem Chef das du blau machst!“

Zum Blau machen fehlte Kenny seiner Erfahrung nach der Schneid, aber er wusste, dass er einen empfindlichen Nerv damit traf. Es polterte in der Wohnung, ein Stöhnen drang zu ihm hinaus, dann öffnete sich die Tür einen spaltweit und Kenny schielte hinaus.

Im ersten Moment erschrak Hitoshi.

„Chef?“, fragte er mit großen Augen.

„Hiro?“, fragte der mit noch größeren.

Dann beide zusammen…

„Wie siehst du denn aus?!“

Stille.

„Du hast dir die Haare geschnitten. Du siehst jetzt echt schick aus!“

„Und du echt scheiße…“

Erst als Kenny die Kinnlade runterklappte merkte Hiro was er gesagt hatte. Er schüttelte den Kopf um weitere Worte dieser Art abzuschütteln. In der ersten Schocksekunde war er ehrlicher gewesen als beabsichtigt. Kenny hatte tiefe Augenringe, sein Gesicht war blass und er stank bestialisch nach Alkohol, während die dunkelbraunen Strähnen fettig auf der Stirn klebten. Seine Kleidung saß locker und sein Hemd hatte Flecken, deren Ursprung er lieber nicht hinterfragen wollte – Hiro wollte nicht wissen wie lange Kenny es schon trug.

„Wo ist Tyson?“, kam er auf den Punkt.

„Bei euch zuhause? Mann, woher soll ich das wissen?! Ich hab ihn nicht mit GPS ausgestattet!“, der Chef war eingeschnappt. Eindeutig. „Ruf ihn doch einfach an…“

Der Türspalt wurde immer schmaler, doch Hitoshi schob den Fuß dazwischen.

„Er ist nicht zuhause. Sonst wäre ich nicht hier!“, schnauzte er erbost. „Und denk nicht daran mir die Tür vor der Nase zuzuschlagen!“

„Warst du schon immer so herrisch?“, fragte Kenny kopfschüttelnd.

„Ich mache mir Sorgen um Tyson. Heute Morgen war-…“

„Wow! Auszeit… Du machst dir Sorgen?!“, fuhr der Chef dazwischen. „Seid wann denn das? Sonst meldest du dich jedes Schaltjahr!“

Kenny hing schon immer an Tyson, deshalb wunderte es Hitoshi nicht, dass er auf dessen Seite stand. Wahrscheinlich traf er mit dieser Bemerkung sogar ins Schwarze. Was ihn aber doch kränkte war, mit was für einem abfälligen Ton der Chef zu ihm sprach. Er hatte ihn immer als höflichen Jungen in Erinnerung gehabt, nun schien der kleine Angsthase von damals aber jeglichen Respekt vor ihm verloren zu haben.

„Hiro, geh jetzt bitte. Ich habe einen echt fiesen Kater. Also lass mich gefälligst schlafen…“

„Kenny, bitte. Tyson ist seit gestern verschwunden und…“

„Und plötzlich haben sich deine brüderlichen Gefühle eingeschaltet und du wirst heute Nacht kein Auge zubekommen, bis er friedlich in seinem Bettchen schlummert.“, winkte der nur müde ab, während er sich über seine Augenringe rieb. „Meine Güte, Hiro. Tyson ist früher mitunter tagelang nicht nachhause gekommen. Wenn du dich mehr mit ihm befasst hättest, wüsstest du das. Bestimmt ist er bei einem Freund oder hat eine Frau abgeschleppt…“

Hitoshis Brauen sprangen in die Höhe. Wären sie nicht am Gesicht festgewachsen gewesen, hätten sie jetzt zwei Löcher in die Decke geschossen.

Sein kleiner Bruder war ein Weiberheld?

Der kleine, gutgläubige und korrekte Tyson – ein Macho?!

„Wir haben einpaar Dinge zu bereden. Lass mich rein.“, forderte er brüsk.

„Nichts da! Ich geh jetzt pennen. Gute Nacht.“ Dann blickte Kenny auf seine Uhr und korrigiert sich: „Oder besser gesagt, Guten Mittag. Ich hau mich hin.“

„Chef! Hast du heute schon mal die Nachrichten geschaut? Weißt du überhaupt was los ist?“

„Bye bye!“

BAMM

Die Tür war zu und Hitoshi blieb verlassen davor zurück.

Er hätte toben, schreien und wüten können. Stattdessen schüttelte er nur resignierend den Kopf und schritt den Flur wieder zurück zum Aufzug.
 

Wenn du dich mehr mit ihm befasst hättest, wüsstest du das.
 

Der Weg zu seinem Wagen dauerte nur zwei Minuten. Für Hitoshi war es aber wie eine Ewigkeit. Kennys Satz spukte durch seinen Kopf und er fragte sich, ob er wirklich zu wenig über Tyson wusste.

Als er sich hinters Steuer setzte, hielt er einen Moment inne und dachte nach.

Es stimmte, ja… Er hatte ihn in den letzten zehn Jahren vernachlässigt. Sein Bruder hatte sich anfangs bemüht, den Kontakt aufrecht zu erhalten, aber ihm war so vieles wichtiger gewesen. Tyson war ein Teenager und seine Geschichten am Telefon langweilten Hitoshi. Er war schließlich mit seinem Studium beschäftigt. Danach hätte er für den Jungen auch noch Zeit gehabt. Doch aus dem danach wurde nichts…

Er lernte seine Verlobte kennen, wollte bald eine Familie gründen und in das Geschäft seines Schwiegervaters einsteigen – dessen Erwartungen er gerecht werden musste.

Nun war Tyson zweiundzwanzig, steckte in Schwierigkeiten, war spurlos verschwunden und ließ Hitoshi, scheinbar seit längerem Zeitraum nicht mehr, an seinem Leben teil haben.

Ein Seufzen erfüllte den Wagen, gefolgt von einem Klingen…

Hitoshi griff zum Beifahrersitz, schnappte sich sein Handy und klappte es auf.

„Ja.“

„Wo bist du?!“

„Kenny?“

„Hast du die Nachrichten angeschaut?“

„Woher hast du meine Nummer?“

„Vergiss die Nummer! Wie ich rangekommen bin ist sowieso illegal! Tyson wird gesucht! Bei Kai hat es gebrannt! Ray und Max sind auch verschwunden! Wenn Daichi jetzt noch schwanger ist und Hiromi ein Vollbart wächst, dreh ich durch!“

„Komm runter. Genau deshalb wollte ich mit dir-…“

„Warum weckt mich niemand?!“

„Ich habe dich doch geweckt!“

„Warum nicht früher?! Was ist das für ein beschissener Albtraum!“

„Komm endlich runter, Junge! Dein Gequake nervt!“

„Ich glaub das alles nicht…“

Hitoshi hörte wie Kenny am anderen Ende der Leitung mehrmals keuchend einatmete. Das fehlte ihm gerade noch. Wenn das so weiterging sah er schon die Schlagzeilen von morgen:

Tokio - Junger Abteilungsleiter von Microsoft gestorben.

Grund: Herzversagen durch Stress. Ausnahmsweise nicht durch den Beruf, sondern durch den falschen Freundeskreis hervorgerufen. Mediziner warnen: Freunde können zu Herz- und Atembeschwerden führen.

Tatsächlich hörte sich Kenny an, als hätte er einen akuten Asthmaanfall. Hitoshi ließ ihm einpaar Sekunden um sich zu beruhigen, erst dann hakte er vorsichtig nach.

„Du weißt also nicht wo sich Tyson derzeit aufhält?“

„Natürlich nicht! Sonst wäre ich doch nicht so geschockt. Oje, ich muss ins Krankenhaus. Vielleicht sind sie bei Kai… Scheiße bei Kai hat es echt gebrannt. Ich fasse es immer noch nicht. Verdammt, verdammt…“

„Kenny bitte beruhige dich“, wies ihn Hitoshi noch einmal zurecht. Trotzdem hörte er den Chef noch leise wirre Worte der Fassungslosigkeit vor sich her murren. Außerdem klang es als würde sich Kenny nebenbei ein frisches Shirt über den Kopf ziehen.

„Ich will dir keinen Nervenkollaps verschaffen, aber du wirst jetzt niemanden finden. Kai ist auch nicht im Krankenhaus. Selbst mein Großvater ist nicht mehr dort… Alle sind wie vom Erdboden verschluckt.“

„Ich muss mich setzen. Mein Kreislauf spinnt.“

„Was?“

Drei Sekunden später hörte Hitoshi, wie der Hörer auf den Boden knallte und Kenny sich erbrach.
 


 

*
 

Tyson brauchte eine ganze Weile, bis er begriff, was er soeben erlebt hatte.

Er war im Magen eines Bit Beasts gewesen.

Auch nicht irgendeinem Bit Beast – in seinem Dragoon!

Auf diese Erfahrung hätte er zwar getrost verzichten können, doch im Nachhinein betrachtet, ließ sich mit dieser Geschichte richtig gut protzen. Falls sich jemand fand, der ihm das glaubte. Er grinste spitzbübisch und blickte auf Kai hinab, der in seiner sechsjährigen Kindergestalt in seinen Armen ruhte.

Sie beide waren in einem Drachen gewesen. Himmel, das war unglaublich!

Eine riesige Schnauze beugte sich über die Gruppe und Dragoon stupste Tyson sanft gegen den Hinterkopf. In diesem Moment konnte dieser einfach nicht anders… Er reichte Kai vorsichtig an Max weiter, der das kleine Kind sorgenvoll musterte, sprang auf und umarmte die riesige Schnauze seines Bit Beasts.

„Du bist doch wirklich der Wahnsinn!“, schrie er begeistert auf und lachte. „Du hast uns vor Dranzer gerettet! Dieses Miststück hätte uns beinahe in ein Häufchen Asche verwandelt. Und ich dachte, du willst uns fressen…“

Neben ihm rümpfte Ray die Nase und schnaubte verächtlich.

„Ist ja auch das Mindeste.“, murmelte er vor sich her.

„Sei nicht so Ray. Wer es dir lieber wenn wir tot wären?“

„Nein! Natürlich nicht!“, schreckte er auf. „Aber überleg doch mal, wem wir das alles verdanken.“ Er hob herausfordernd das Kinn und blickte Dragoon vorwurfsvoll an.

„Im Prinzip ist das alles deine Schuld! Du steckst doch mit den anderen unter einer Decke! Bist du jetzt zufrieden? Tyson und Kai hätten tot sein können…“

„Er hat es nicht soweit kommen lassen.“, verteidigte Tyson sein Bit Beast „Das war auch bestimmt nicht seine Absicht.“

„Sei doch nicht so blauäugig!“, schrie Ray zornig auf. „Das ist doch genau was er will! Du fängst wieder an dein Bit Beast als etwas Großartiges zu sehen, dabei sind sie doch nichts weiter als Monster. Sieh dich doch mal um! Sieh dir an, was sie mit dem Haus gemacht haben! Erinnere dich daran, was aus den Hyänen geworden ist!“

Das Bild der Hyänenmeute schoss in seinen Kopf und Tyson zuckte zurück.

Die Schreie der Bit Beast, wie sie im Feuerregen verendeten oder von den Erdspalten verschluckt wurden. Die Phantome die Dranzer in der Innenstadt getötet hatte. Draciel wie sie Max in Judys Gestalt auf dem Friedhof aufgelauert hatte… Sie hatte Judy getötet.

Draciel hatte einen Menschen ermordet.

Ein Bit Beast war in der Lage zu töten.

Plötzlich stöhnte Tyson gequält auf.

Eine Erinnerung nach der anderen quoll langsam in seinem Bewusstsein zurück, als wäre sein Kopf eine versiegte Quelle gewesen, die auf wundersame Weise wieder Wasser spendete. Die Bilder tänzelten vor seinem inneren Auge umher und er hatte Schwierigkeiten, sie zeitlich richtig einzuordnen. Sein altes Leben…

Er erinnerte sich wieder daran, auch wenn ihm die Erinnerungen so unreal vorkamen.

Wie konnte es sein, dass er zweiundzwanzig war, wenn er doch vor einpaar Sekunden noch steif und fest behauptet hätte, dass er ein dreizehnjähriger Knirps war?

Ein Bild brannte sich in seine Seele, wie keines der anderen zuvor.

Sein Großvater…

Er lag totenblass vor ihm, auf dem Boden ihres Hauses und schnappte nach Luft. Seine Hände gruben sich in seinen Hals, als wolle er sich krampfhaft Sauerstoff zuführen, auch wenn das bedeutete, sich den eigenen Hals aufzureißen.

„Du…“, presste Tyson schließlich hervor.

Er tat einen Schritt zurück und stierte sein Bit Beast geschockt an.

Dragoon erhob sein Haupt. Sein Blick war ernst… aber auch wissend

„Du wolltest meinen Großvater töten!“, schrie Tyson auf. Er konnte seinen Zorn kaum unterdrücken und seine Faust bebte. Egal wie viele Meter Dragoon maß, er hatte Mühe nicht vor Wut schreiend auf dessen Kopf einzuschlagen.

Anstatt einer Antwort, blickte ihm Dragoons großes Augenpaar lange entgegen. Seine dunklen Pupillen wirkten wie der Nachthimmel. Düster, undurchdringlich und geheimnisvoll. Trotz des Kampfes hatte seine schuppige Haut seinen Glanz nicht verloren. Jede noch so kleine Bewegung ließ die Kraft und Ausdauer hinter dem gepanzerten Leib erahnen. Dann reckte das Bit Beast seine Schnauze in die Höhe und hob mit einem Sprung seiner starken Hinterbeine vom Erdboden ab. Ein mächtiger Sturm erfüllte die Umgebung. Tyson hielt sich die Arme schützend vor das Gesicht, kämpfte gegen den Sturm und schrie gegen das Tosen um ihn herum an: „Bleib hier! Wo fliegst du hin?! Bring uns nachhause!“

Zwecklos…

Dragoons schlangenhafter Körper hielt nur vor dem besiegten Phönix noch einmal. Er riss den Kiefer auf und die Gruppe beobachtete entsetzt, wie der Drache Dranzer in einem Biss verschlang, als wäre sie ein mundgerechter Happen. Dann stieß er sich vom Boden ab und verschwand im trüben Himmel, als ob sein Körper mit dem nächsten Windhauch fortgespült wurde.

Als Tyson einsah, dass er keine Chance hatte ihn einzuholen, blieb er stehen und brüllte seinen Zorn geradewegs heraus: „Verräter!“

Sein anklagender Schrei schallte durch den Ort, wie ein Echo.

Da flog das Wesen davon, welches er in all den Jahren für seinen Freund gehalten hatte und dachte wohl, ihm nicht einmal eine Antwort schuldig zu sein. Das machte Tyson rasend.

Dragoon hatte sich weder gerechtfertigt, noch eine Entschuldigung für seine Tat ausgesprochen. Er wusste dass er Tyson mit seinem Angriff auf seinen Großvater verletzt hatte, doch es war ihm egal. Stattdessen ließ er ihn stehen als wäre er ihm keine Rechenschaft schuldig… als hätte Tyson seine Entscheidung nicht zu hinterfragen.

„Das hat keinen Zweck, Junge.“

Allegro war zu seinen Füßen gehüpft und blickte kopfschüttelnd zu der Stelle am Horizont, an der Dragoon in die Nebeldecke eingetaucht war.

„Er wird seinen Fehler nie begreifen. Die Uralten sind es gewöhnt, dass ihre Entscheidungen nicht angezweifelt werden. Für ihn bist du der Verräter…“

„Untereinander scheinen sie sich aber nicht zu trauen“, warf Ray nachdenklich ein, der ebenfalls mit Max nachkam. „Immerhin ist dadurch Dranzer tot. Ein Bit Beast weniger, dass uns gefährlich werden könnte.“

„Nicht zu vergessen, dass wir Kai wieder haben.“ Max blickte glücklich auf das schlafende Kind in seinen Armen hinab und die Gruppe nickte. Eine große Sorge war von ihren Schultern gefallen. Sie waren alle wieder beisammen. Zuvor war es für sie nicht in Frage gekommen, sich auf den Ausweg aus dieser Welt zu konzentrieren, doch da sie nun endlich wieder vereint waren, konnten sie diesen Teil endlich in Angriff nehmen.

„Warum wacht er nicht auf?“, fragte Max irritiert. Er rüttelte Kai zaghaft, doch außer einer kleinen Regung war ihm nichts zu entlocken. „Der liegt hier wie betäubt. So träge kenne ich ihn gar nicht.“

Seine Freunde wollten sich über Kai beugen, um ihn sich genauer anzusehen, als ein Krachen die Umgebung erfüllte. Die Gruppe blickte zu den Trümmern des Hauses, die mit einem lauten Donnern im Erdboden versanken.

„Wir gehen wohl besser!“, warf Tyson hastig ein.

„Und zwar schnell!“, setzte Ray noch hinzu, als einige der Spalten sich knackend auf sie zu bewegten. Dann nahmen die Freunde ihre Beine in die Hand und rannten vom Grundstück. Das Rumpeln des sinkenden Gebäudes schallte noch lange durch die Straßen. Einige der umliegenden Grundstücke wurden ebenfalls hinabgesogen, gemeinsam mit den Gebäuden darauf. Sie kippten in die sich ausbreitende Lava, die in ihren wandernden Spalten aussah, als würde sie nach allem greifen, was ihr in den Weg kam. Selbst die Straße hinter ihnen blieb nicht verschont.

Als Tyson einen letzten Blick auf das Hiwatari Anwesen warf, schaute nur noch ein Stückchen Dach qualmend vom Boden heraus und einen Wimpernschlag später, fiel es in sich zusammen, wurde zu Asche und vom Wind davon getragen. Die Nebeldecke verdichtete sich auf dem Grundstück und legte sich über das Szenario - wie ein Mantel der Vergessenheit.
 


 

*
 

Ich habe auf einer anderen Seite einen Kommentar bekommen, den ich wirklich sehr interessant finde und so nicht unbeachtet lassen möchte. Falls hier jemand also noch was lernen will, hier der Kommi von dieser Userin aus fanfiktion.de:
 

...Der begriff Halloween leitet sich von All Hallows Eve (Abend vor Allerheiligen) ab und ist ein christlicher Begriff und hat mit dem Ursprünglichen Fest nichts zu tun, auch wenn es unter dem Begriff Halloween noch immer gefeiert wird. Ja die Kirche hat es letztendlich nicht geschaft die alten Religionen zu vertreiben, obwohl sie alles dran gestzt hat und es heute noch immer tut. Deine darstellung von Yggdrasil gefällt mit sehr gut. Da hast du den Nagel auf den Kopf getroffen. Man kann die einzelnen Abschnitte Yggdrrasils tatsächlich mit den Schichten aus denen sich unser Heimatplanet zusammensetzt vergleichen. Du hast nicht zufällig Hexenblut in den Adern?

Noch etwas für diue FF7 Fans die diesen Kommi lesen: Yggdrasil, also der Baum des Lebens oder auch Weltenbaum, heißt in der Kabbala Sephirot. (weiter Infos hier: http://cetraconnection.de/final-fantasy-vii/kaballah/)...
 

Man lernt niemals aus. Falls ihr solche Infos habt bitte gleich her damit. Mythologie lässt sich unheimlich gut in Geschichten einbauen und ich muss zugeben, dass ich stundenlang auf Wikipedia Seiten die alten Sagen lesen könnte.
 

Und ich bin übrigens keine Hexe... xD
 

LG Eris



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Akikou_Tsukishima
2015-10-01T07:44:29+00:00 01.10.2015 09:44
Yeah sie haben kai wieder

Wurde aber auch Zeit
Jetzt muss mein kleiner Liebling nur wieder aufwachsen
Von:  Tokiogirl06
2012-05-20T10:03:52+00:00 20.05.2012 12:03
Juhu ein neues Kappi. ^.^

Du hast einen super Schreibstil. Man kann sich klasse in die Charaktere einfühlen.

Ich muss schon sagen Ray hat echt Mut sich mit Dragoon anzulegen.

Ich bin ja echt gespannt wie Kai reagieren wird wenn er aus seinem Schlaf erwacht.

Dranzer tut mir echt leid. Bin gespannt was aus ihr wird und wann wir sie wiedersehen. Wie wohl Drigger auf Dragoons Entscheidung reagiert?

Was Kenny und Hiro wohl noch für ne Rolle spielen und wie wird Kenny auf den Tod von Dizzy reagieren?

Ich freu mich schon auf das nächste Kappi. lg


Von:  Minerva_Noctua
2012-05-19T15:49:03+00:00 19.05.2012 17:49
Hi!

Dieses Kapitel ist mal wieder fantastisch! Ja, ich kann mich nur wiederholen.
Tyson war also rund wie ein Pummeluff? Der Vergleich war herrlich und sehr schön beschrieben.
Was genau Klick gemacht hat, nach Tyson Sieg über "Relaxo", verstehe ich nicht zu 100%. Was war es? Das Gefühl zu siegen und dafür anerkannt zu werden?
Tysons Stimmungsumschwung nachdem er von Dragoon verschluckt wurde, war sehr gut!
Nur: Wie konnte er im Magen, eingehüllt von dieser Galle, atmen?
Sehr rührend, wie Tyson befürchtet, dass Kai seinen Tod doch nicht verschlafen könnte.
Ich kann kaum erwarten, zu sehen, wie der kleine Kai auf seine Freunde reagieren wird, wenn er aufwacht. Ob er sich wieder erinnert?
Irgendwie erfasst mich beinah so einen Beschützerinstinkt beim Gedanken an Kai als kleines, schutzloses Kind. Hoffentlich passt Tyson gut auf ihn auf.
Schön, dass Kenny wieder auftaucht. Der muss ganz schön hinüber gewesen sein, dass er echt einen ganzen Tag verpennt hat o.O Da fällt mir wieder die arme Dizzy ein...
Dranzers Ende ist schon tragisch. Widerlich, wie Dragoon sie verschluckt. Das es überhaupt möglich ist, das "Feuer" - vorübergehend - zu töten. Müsste die Welt nicht ziemlich kalt werden?
Rays Ausbruch war auch sehr nachvollziehbar. Sehr gut!
Ich frage mich, was in Dragoons Kopf vorgeht. Vielleicht sieht er ein, dass er die Kinder nicht mit Zwang bei sich halten kann...
Die zwischenmenschlichen Beziehungen beschreibst du ganz klasse. Da muss ich jetzt auch an Hiros Gedanken denken, dass er seinen Bruder eigentlich gar nicht kennt.
Ach, es ist alles so spannend und toll^^!
Ich freu mich, dass es doch so schnell weitergegangen ist und bin sehr auf das nächste Kapitel gespannt!

Bye

Minerva


Von:  TKTsunami
2012-05-17T18:39:40+00:00 17.05.2012 20:39
Endlich
ich in dazu gekommen die letzten beiden kapitel zu lesen
im moment hatte ich einfach nciht die zeit
ich will deine geschichte nämlich genießen und nicht gehetzt lesen XD
*alles aufsaug*
...
In diesem Kapi fang ich an Dragoon richtig zu mögen XD
Dranzer kann einem ja schon iwo Leid tun. Aber Dragoons festellung XD Maaan, Dranzer liebt hn nciht, sie hat nur Muttergefühle entwickelt^^ Das sollte Dragoon mal wissen, sollte er nicht so eifersüchtig sein *lach* So kam er nämlich iwie rüber
Ach ja^^
Jetzt freue ich mich schon auf nächste kap^^

TK was here
Von:  DtJu-chan
2012-05-17T16:27:45+00:00 17.05.2012 18:27
Wieder mal an spannung nicht zu überbieten!
Ich liebe deine story, ich findes nur schade das Drigger und Draciel so in den Hintergrund rücken weil eigentlich wollen sie ja auch ihre "knirpse" (XD) zurücken.
Aber sonst erwarte ich mit spannung das nächste kapitel ^^
Von:  Zion108
2012-05-17T12:11:13+00:00 17.05.2012 14:11
NJAAA neues chappiii
du bist gut!!
Mir gefällts richtig besonders wo Ray gegen Dragoon vorgeht XD ich hätte mich das nicht getraut.
Und ich will wissen was du hast war doch garnicht sooo lange XD es gibt leute die brauchen länger und mit ein wenig chillen neben bei sieht man ja was raus kommt (ich mag die storry immer mehr)
Ich finde sie wirklich gut (wollte ich nur mal wieder erwähnen tue ich ja sonst nich nech ;D) ありがとう für das chappi


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