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Genpuku - Tag der Erwachsenen

Eine FF zu dem WB "Was geschah davor"
von

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Hitze und Kälte

Glossar:

Shinigami = Totengötter
 

Die Stunden vergehen. Der Regen hat aufgehört und der neue Tag ist angebrochen. Inu Yasha hat kaum gemerkt wie er sich zurückverwandelt hat. Zwei halbherzige Versuche hat er unternommen um sich zu befreien, doch der Mönch hat nicht gelogen, als er von dem Bannsiegel sprach. Nun liegt er apathisch auf dem Rücken und spürt wie die abgeschlagenen Stämme unter ihm sich langsam und stetig in seinen Körper graben. Es ist nicht ganz so schmerzhaft wie er angenommen hatte, aber es tut noch immer höllisch weh. Trotzdem verzieht er keine Miene. Wozu jetzt noch kämpfen?

Allmählich senkt sich der Abend wieder herab. Durch Unterleib und Brust bahnen sich unaufhaltsam die Bambusstengel ihren Weg und langsam fällt ihm auch das Atmen schwer. Ein schwaches Wimmern von Zeit zu Zeit ist das einzige Geräusch, das er von sich gibt. Sein Körper ist ein einziger Schmerz und auf seiner Seele liegt Finsternis. Bitte, lass es endlich enden!

Doch auf einmal bemerkt er vor dem dunkler werdenden Abendhimmel eine Gestalt. Lautlos ist sie dort aufgetaucht. Mühsam hebt Inu Yasha die Lider. Obwohl die Person dort keinerlei Lampen bei sich trägt, schimmert sie doch eigenartig unnatürlich in der Dunkelheit. Ist er bereits tot? Kommen die Shinigami um ihn zu holen?

Regungslos steht die hochgewachsene Person da. Inu Yasha kennt sie nicht. „Wer bist du?“, flüstert er kaum hörbar. Nun kommt Bewegung in die seltsame Gestalt und mit geschmeidigen Schritten tritt sie näher.

„Jämmerlich!“, murmelt der fremde, junge Mann mit den langen, weißen Haaren und den kostbaren Gewändern. Dann beugt er sich herab, greift nach dem Bannzettel und im selben Moment leuchtet der Zettel einmal hell auf und zerfällt dann unwiederbringlich zu Asche. Im selben Augenblick erscheint es Inu Yasha, als ob eine tonnenschwere Last von seinem Körper abfällt. Doch noch ehe er reagieren kann, hat der Fremde schon seine Fesseln gelöst, ihn vorne am Gewand gepackt und ein wenig unsanft ein Stück entfernt wieder abgelegt.

Steif und geschunden bemüht der Hanyou sich aufzurichten. Noch immer schmerzt sein ganzer Körper und er muss heftig husten. Die tiefen Wunden in seinem Leib beginnen nun unschön zu bluten, und trotzdem empfindet er Erleichterung nicht länger dort aufgespießt zu liegen. Verwirrt blickt er zu dem Fremden hoch. „Wer bist du?“, wiederholt er seine Frage. Nun erst fallen ihm die goldenen Augen des Mannes auf. Sie sind genau wie seine eigenen. Was hat das zu bedeuten?

Der Unbekannte strafft sich: „Mein Name ist Sesshomaru. Ich bin dein Halbbruder.“ Man bekommt den Eindruck, dass er das 'Halb-' besonders betont.

Inu Yasha braucht eine Weile um diese Information zu verarbeiten. Sein Halbbruder? Bedeutet das, dies ist ebenfalls ein Sohn seines Vaters? Seines Youkai-Vaters? Übernatürlich sieht er in der Tat aus, doch was kann einer wie er gerade jetzt von ihm wollen? Er beschließt zu fragen: „Was willst du von mir?“

„Von dir? Gar nichts!“, kommt die missmutige Antwort, „Ich hörte Gerüchte, dass deine Mutter von einigen niederen Dämonen getötet worden wäre und wollte mir Gewissheit verschaffen.“

Bei diesen Worten schießt Inu Yasha unwillkürlich das Blut ins Gesicht und kalte Wut kriecht in ihm hoch. „Ja, sie ist wirklich tot!“, schreit er röchelnd, „Ich haben es gesehen, du elender Mistkerl! Jetzt kannst du gerne wieder verschwinden!“

Sesshomaru hebt ein wenig irritiert die Brauen, doch dann antwortet er ruhig: „Du missverstehst mich. Ich wollte überprüfen ob es stimmt. So etwas ist nicht zu entschuldigen. Sie war die... Gefährtin meines Vaters“, er zögert kurz bei dem Wort, „Niemand darf Hand an sie legen, oder an ihre Kinder“, fügt er noch hinzu.

Nun beginnt Inu Yasha wieder zu zittern. Dann springt er mit einem Aufschrei auf und will sich auf seinen Halbbruder stürzen. „Niemand?“, schreit er, „Sie hätten mich fast umgebracht! Wie kann so etwas sein, wenn niemand 'Hand an mich legen darf'? Zählt das etwa nicht, verfluchter Youkai?“ Wütend schlägt er mit seinen Klauen nach dem jungen Mann vor ihm, der jedoch jedes Mal nur geschickt aus dem Weg geht.

„Ich bin hier, oder etwa nicht?“, kommt die leicht verwunderte Erwiderung von dem hochgewachsenen Youkai.

„Ja, jetzt!“, schreit Inu Yasha außer sich. Noch immer versucht er seine Wut an seinem Halbbruder abzureagieren, obwohl sich ihm durch den Schmerz und den Blutverlust zunehmend die Sinne trüben. „Sie quälen und schikanieren mich schon seit ich denken kann, und nie hat das einen von euch Youkai auch nur gestört! Musste meine Mutter erst sterben, damit ihr etwas unternehmt? Wo wart ihr all die Jahre davor? Warum habt ihr uns nicht beschützt? Warum nicht?“ Mit jedem Wort verliert Inu Yasha mehr an Kraft und schließlich knicken ihm einfach die Knie weg und er bricht in hilfloses Schluchzen aus.

Schweigend blickt Sesshomaru auf den weinenden Jungen hinab. Es ist nicht zu erkennen was er denkt. „Mein Vater verlor sein Leben, bei dem Versuch, deine Mutter und dich zu retten. Ist das nicht Anteilnahme genug?“

Hasserfüllt blickt Inu Yasha auf: „Hätte es ihn nicht gegeben, dann hätten wir das Problem gar nicht. Ich wäre lieber tot, als mein Leben lang der Sohn eines Youkai zu sein. Hätte er mich doch nur sterben lassen damals!“

Nun wird Sesshomarus Miene ernst. „Ist das wirklich dein Wunsch?“, fragt er frostig. Langsam hebt er seine schlanke, klauenbewehrte Hand.

Doch nun zögert Inu Yasha. Er erkennt, dass es dem Fremden durchaus ernst mit der Frage ist. Diesem Sesshomaru scheint nicht zu gefallen, wie er sich über ihren Vater äußert. Kann es sein, dass er den Tod ihres Vaters bedauert?

Aber Youkai sind Monster! Sie sind grausam und empfinden nichts außer Freude am Töten. Alle sagen das. Nur seine Mutter nicht. Sie hat ihm immer wieder klar machen wollen, wie gütig Youkai sein können, doch er wollte ihr nie glauben. Sie sagte, der letzte Wunsch seines Vaters sei es gewesen, dass sie beide überleben. Er war bereit das mit seinem Leben zu bezahlen. Welches Monster würde so handeln?

Einen langen Augenblick sagt Inu Yasha nichts, doch dann schüttelt er langsam den Kopf. Sesshomaru lässt die Hand sinken. „Gut! Es wäre bedauerlich wenn ich das Gesetz brechen müsste.“ Dann wendet er sich zum Gehen: „Ich werde der Angelegenheit nachgehen. Das ist meine Aufgabe, aber rechne nicht mit Sympathie, Hanyou!“ Dann setzt er sich in Bewegung.

Hilflos schaut Inu Yasha ihm nach. „Warte!“, ruft er verzweifelt, „Was soll ich denn jetzt machen?“

Einmal dreht Sesshomaru sich noch um: „Das ist nicht meine Aufgabe“, stellt er klar, „Aber ich rate dir, dich nicht noch einmal bannen zu lassen!“, und dann verschwindet er zwischen den Bäumen.

Ratlos steht Inu Yasha da. Zu viel geht ihm noch im Kopf herum. Seine Wunden schmerzen noch immer, aber er spürt wie sie nun, ohne Bannsiegel, langsam beginnen zu heilen. Was also soll er nun tun? Soll er fortgehen? Nein! Grimmig ballt er eine Faust. Das wäre zu einfach. Nun da seine Mutter tot ist, wird er ohnehin nicht bleiben können, aber er wird nicht gehen, ohne mit einigen Leuten abzurechnen.

Er hat seinen Vater immer gehasst und alles was er von ihm hatte. Er wusste zwar immer, dass jener sein Leben gab, um sie zu beide zu retten, doch erst heute begreift er, dass auch Er viel zu verlieren hatte und es ihm dennoch das Opfer wert war. Sein Vater gab sein Leben um ihn zu retten und die Menschen die ihn jahrelang kennen, wollten ihn töten um einen Tod zu rächen, für den er nicht verantwortlich ist. Muss er da noch überlegen, welcher Seite er den Vorrang gibt? Muss er länger überlegen, wer er ist? Nein! Er hat seine Entscheidung getroffen und nun wird es Zeit zurückzugehen!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  JaneG
2011-06-18T05:53:40+00:00 18.06.2011 07:53
die Story ist wirklich klasse, gerade das letzte Kapitel mit Sesshoumaru und Inuyasha fand ich wirklich gelungen, die Beiden kommen genau richtig rüber.
Liebe Grüße
Von:  Shizana
2011-06-17T00:53:42+00:00 17.06.2011 02:53
Wieder einmal sehr schön geschrieben. Ich habe absolut nichts auszusetzen und die paar kleinen Unaufmerksamkeitsfehler finde ich nicht erwähnenswert.
Wieder ist dir das Kapitel mit allem Drum und Dran sehr gut gelungen, sodass ich es natürlich wieder mit Spaß gelesen habe. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergehen wird.

Schön, wenn ich auch mal keine konstruktive Kritik abgeben muss. ;)

mata ne


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