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Joël, nicht Noël!

von

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Joël, nicht Noël!

Ich schämte mich wieder einmal in Grund und Boden, da ich nur feige zusah wie er, dieser wunderschöne schlanke Junge mit den ausdrucksstarken blattgrünen Augen, schon wieder drangsaliert wurde.

Nach dem Unterricht hatte ich beobachten können, wie Sangan mit seinen drei idiotischen Anhängern die Turnhalle betreten hatte.

Sofort war mir klar gewesen, wen sie dort suchten, denn ich kannte den Stundenplan meines Kleinen - wie ich ihn notgedrungen nannte, weil ich leider immer noch nicht seinen Namen herausgefunden hatte - inzwischen größtenteils auswendig.

Er war ihr Lieblingsopfer und viel zu oft hatte ich schon tatenlos dabei zugesehen, wie sie ihn herumgeschubst und sogar verprügelt hatten.

An diesem Tag war es mal wieder besonders schlimm, wie ich festgestellt hatte, nachdem ich ihnen in die Turnhalle gefolgt war.

Im Umkleideraum herrschte fürchterlicher Durchzug, weil sie die Fenster geöffnet - sprich übergekappt - hatten und die Türen offen standen.

Noch dazu hatten sie ihm den Pullover weggerissen und auch das Shirt, als er sich hatte anziehen wollen.

So stand er nun zitternd mit freiem Oberkörper umringt von den vier recht großgewachsenen Jungs und wurde umhergeschubst, bis er auf den Boden flog.

Sofort begann Sangan auf ihn einzutreten, immer wieder auf dieselbe Stelle, die rechte Seite, direkt zwischen Rippen und Beckenkamm.

Schmerzverzehrt wurde das Gesicht des Kleinen, dennoch gab er kaum einen Laut von sich und verbiss sich eisern die Tränen.

Dafür funkelten seine herrlich grünen Augen nur so vor Wut, geradezu rachsüchtig und keinesfalls ängstlich.

Trotz allem war ich mir sicher, dass er innerlich eine scheiß Angst hatte, so wie die Idioten dieses Mal auf ihn losgingen.

Die hatten sicher als Kind zu wenig Aufmerksamkeit bekommen oder waren ein paar Mal auf den Kopf geknallt, so wie sie sich aufführten.

Pure Platzverschwendung, diese Kerle, als gäbe es nicht schon genug Bevölkerung auf der Erde, da könnten wir auf solche Gestalten wirklich locker verzichten.

Wieder richtete sich mein Blick auf seine wilden dunkelgrünen ungezähmten Augen und ich hörte ihn unter einem weiteren Tritt von Sangan ächzen.

Nun reichte es mir endgültig, ich hatte schon viel zu lange einfach nur zugesehen, darauf hatte ich echt keinen Bock mehr!

Ich mochte den Kleinen auch viel zu sehr, als dass ich ihm das länger antun könnte.

Zwar wusste ich nicht, ob ich dann das nächste Opfer wurde und auch eins auf die Fresse bekam, doch das war mir nun so was von egal.

Außerdem hatte ich da so eine Idee, wie ich Sangan und seine Jungs überreden konnte uns auch zukünftig in Ruhe zu lassen.

Ich kannte ihren Schwachpunkt ganz genau: Mädchen!

„Hey, Sangan, lass den Kleinen endlich in Ruhe! Ihr habt genug Spaß gehabt. Das reicht jetzt wirklich.“

Todesmutig stellte ich mich dem Anführer dieser Idiotenbande, tat dabei ziemlich selbstbewusst, obwohl ich eigentlich echt Schiss hatte.

Er bemerkte das aber zum Glück nicht und faucht nur: „Das geht dich einen Scheiß an, verzieh dich!“

„Sicher nicht. Mensch, denk doch mal nach, unsere Mädels stehen so gar nicht auf Schläger und Sherly erst recht nicht. Lass den Kleinen einfach in Zukunft in Ruhe, okay?“

„Glaubst du echt, ich sag jetzt einfach: Ja?“

Nein, ich hatte es zwar gehofft, aber sicher nicht geglaubt, es würde so einfach werden.

„Jetzt stell dich nicht so an, ihr habt ihn jetzt lange genug gequält, wird’s euch nicht langsam langweilig. Echt mal, das ist doch Kindergarten.“

Ich versuchte so lässig wie möglich zu wirken, während mir der Arsch auf Grundeis ging, war so sicher gewesen, dass ich Sangan mit Sherly überzeugen könnte, immerhin war sie die Sexgöttin seiner schlaflosen Nächte.

Schlank, üppige Rundungen, blond und riesige blaue Augen zeichneten sie aus, doch zu seinem Pech auch ein scharfer Verstand.

Nix da von wegen Blondinen sind automatisch auch strohdoof, hier griff dieses Vorurteil nicht und so ließ sie ihn gekonnt zappeln.

Meiner Meinung nach hatte er es bei seinem bescheuerten Verhalten auch sehr verdient, andererseits hatte ich auch mal beobachten können, wie er sich ihr gegenüber benommen hatte, als sie alleine und abgesehen von mir unbeobachtete gewesen waren.

So derb erstaunt war ich zuvor noch nie gewesen, denn dieser Proll war so lieb und klebrig süß zu ihr, dass ich beinahe angefangen hätte ihn zu mögen.

Jetzt aber war er mir wieder so dermaßen unsympathisch, dass ich beinahe das Gesicht verzogen hätte.

„Kindergarten?“, empörte er sich, dachte aber ganz offensichtlich über meine Worte nach, also setzte ich noch eins drauf.

„Sherly hat erst vor ein paar Tagen gegenüber ihren Freundinnen geäußert, dass sie Typen mag, die lieber ihr Köpfchen benutzten als gleich zuzuschlagen.“

Nicht besonders einfallsreiche Worte oder gar sehr ausdrucksstark, doch für Sangan reichten sie ganz offensichtlich dennoch, denn nach einer kurzen Pause nickte er bedächtig.

Er war eben ganz einfach simpel gestrickt.

„Gut, okay, hast mich überzeugt. Du kannst Noël haben, allmählich wurde er eh langweilig.“

„Joël!“, murrte mein Kleiner, der immer noch auf dem Boden kniete und unserem Gespräch aufmerksam gelauscht hatte.

„Schnauze, sonst kriegst du noch ein schönes Abschiedsgeschenk!“, blökte ihn Sangan sofort an und hob drohend seine Faust, doch der Grünäugige zeigte sich unbeeindruckt, was mich irgendwie ein bisschen stolz machte.

Endlich zog diese Möchtegernclique ab und ich schmiss mich regelrecht auf die Knie, nur um Joël in seine Jacke zu wickeln.

Dabei atmete ich zum ersten Mal den Geruch seiner feuerroten Haare ein, die so gefärbt und eigentlich kastanienbraun waren.

Seine Naturhaarfarbe stand ihm meiner Meinung nach aber viel besser und daher hätte ich ihn gerne mal wieder so gesehen.

Wie kam er überhaupt darauf sie so zu färben?

Trotzreaktion?

Egal, im Moment war was ganz anderes wichtig.

„Alles einigermaßen okay, Noël?“

„Ich heiße: Joël“, fauchte mich mein kleiner Rotschopf sofort an, was mich schmunzeln ließ.

Doch er ließ sich gar nicht davon beeindrucken und motzte weiter: „Ich heiße doch nicht: Weihnachten! Wie bescheuert wäre das denn?“

„Ich weiß, entschuldige. Und wie geht’s dir nun?“

Nicht sonderlich gut nahm ich an, so wie Sangan auf ihn eingeprügelt hatte mit seinen Prolls.

„Scheiße geht’s mir, das wird sicher wieder ein riesen Fleck, der ewig nicht weg geht. Allmählich wird’s echt lästig, wenn einem ständig der ganze Körper weh tut und man sich nicht mal selbst anfassen will.“

Genervt schaute er mir in die Augen, aber ich lächelte einfach weiter, streichelte ihm kurz über die Wange und sah dabei, wie er kurz die starke Fassade fallen ließ und Sehnsucht in seinen Augen aufblitzte.

Nur einige Sekunden lang, doch dafür auch nur allzu deutlich.

„Von jetzt an sorge ich dafür, dass du von diesen Idioten in Ruhe gelassen wirst, aber als erstes solltest du zu einem Arzt.“

„Ach Quatsch, ich brauche keinen Arzt.“

Trotzig wollte er aufstehen, bereute aber sofort sich dabei zu ruckartig bewegt zu haben.

Der Schmerz stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, während er sich die rechte Seite hielt und die nicht geschlossene Jacke aufklaffte.

„Von wegen nicht zum Arzt, ich bring dich jetzt ins Krankenzimmer und keine Widerrede.“

Ich umfasste ihn bereits, einmal die Beine und zum anderen den Oberkörper, um ihn auf den Arm zu heben, doch er quietschte erschrocken auf: „Halt, das kannst du doch nicht machen!“

„Was? Dich tragen? Warum denn nicht? Du bist sicher ein Fliegengewicht, so dünn wie du bist, außerdem bist du immer noch total kalt.“

Auffordernd sah ich ihn an, wartete auf die Zustimmung ihn tragen zu dürfen und hielt ihn dabei weiterhin fest.

Er überlegte sichtlich angestrengt und seufzte schließlich, murmelte mit leicht roten Wangen und einer gehörigen Portion Widerwillen: „Wenn die anderen Schüler sehen wie du mich rum trägst, dann bin ich doch erst recht der Depp vom Dienst!“

Fast hätte ich angefangen zu lachen, doch dann entschied ich mich lieber für ein kleines Schmunzeln: „Das ist deine größte Sorge dabei, was? Gut, dann wickeln wir dich eben jetzt schön in die Jacke ein und du ziehst dir die Kapuze über den Kopf ins Gesicht, dann kriegt schon keiner mit was für ein hübsches Bündel Mensch ich hier raus trage.“

„H... hübsches Bündel Mensch?“, wiederholte er fragend und wirkte dabei so dermaßen beschämt, dass ich am liebsten meinen langgehegten Wunsch - ihn zu küssen - wahr gemacht hätte, konnte mich aber gerade noch beherrschen.

„Du kannst mit Komplimenten nicht sonderlich gut umgehen, was? Ich glaube ich mag dich immer mehr und jetzt zu mit der Jacke, während ich deine Sachen zusammensuche.“

Grinsend ließ ich ihn los und stopfte schnell seine Turnsachen in seine Tasche, drückte sie ihm dann in die Hand.

Meine eigene Schultasche hatte ich bereits die ganze Zeit geschultert und nun wagte ich den zweiten Versuch Joël auf den Arm zu nehmen.

Wie vorgeschlagen hatte er sich tief in seiner Jacke vergraben, für den Fall, dass noch ein paar andere Schüler außer uns unterwegs waren und ließ sich tatsächlich anstandslos hochheben.

Kaum waren wir dann aus der Turnhalle raus, kuschelte sich der Kleine regelrecht an meine Brust und murmelte kurz darauf: „Warum machst du das eigentlich für mich? Und wie heißt du überhaupt?“

„Oliver und ich mache das, weil ich dich... dich mag. Du hast es mir schon lange angetan und bevor du mich anherrschst - was zurecht wäre - es tut mir leid, dass ich dir nicht früher geholfen habe. Ich schäme mich dafür.“

„Mhm... Oliver, muss ich echt ins Krankenzimmer? Ist doch nicht das erste Mal, dass ich ein bisschen was abgekriegt habe.“

„Du magst Ärzte nicht besonders, was?“

„Nein“, gab er bereitwillig zu und ich sah wie er den Mund verzog, der übrigens das Einzige war, was ich von seinem Gesicht sehen konnte.

„Tut mir leid, aber das lasse ich nicht mit mir verhandeln. Ich möchte, dass du untersucht wirst, nicht, dass du noch innere Verletzungen hast.“

„Hab ich bestimmt nicht, so fest haben sie nun auch wieder nicht zugetreten. Haben sie bisher noch nie...“

„Nimm das nicht so auf die leichte Schulter“, tadelte ich ihn, als wir auch schon bei unserem Ziel ankamen.

Ohne Aufforderung drückte Joël die Klinke hinunter und öffnete uns die Tür, woraufhin wir den kleinen Raum, zu dem noch ein zweiter mit vier Betten gehörte, betraten.

Zunächst setzte ich ihn auf der Untersuchungsliege ab und wollte mich dann schon nach Frau Dr. Rinka umschauen, als diese just in diesem Moment ebenfalls den Raum betrat.

Manchmal glaubte ich, dass sie wirklich einen Sinn dafür hatte zu wissen, wann sie gebraucht wurde.

Wir begrüßten uns freundlich und ich schilderte ihr schnell und sachlich die Situation, bevor sie mich doch tatsächlich nach draußen schickte.
 

Geschlagene zehn Minuten tigerte ich bereits auf dem Gang umher, als sich endlich die Tür wieder öffnete und Dr. Rinka mich beruhigend anlächelte.

Sie erklärte mir dann, dass es sehr unwahrscheinlich war, dass Joël sich innerlich was getan hatte und dass er sich einfach ein bisschen schonen sollte, was mich dann doch sehr erleichterte.

Schnell huschte ich an ihr vorbei und entdeckte wie mein Rotschopf sich gerade wieder ordentlich anzog.

Er war dabei so vertieft, dass er mich erst gar nicht bemerkte, bis er sich umdrehte.

„Alles okay, wie ich gesagt habe.“

Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen und ich erwiderte es mit einem echt monströsen Grinsen, zumindest fühlte es sich so an.

Doch was sollte ich denn machen?

Ich freute mich halt so sehr.

„Bist du nun zufrieden?“, fragte er mich wieder griesgrämig, woraufhin ich näher an ihn ran trat und ihm kurz durchs Haar streichelte.

„Ich bin beruhigt und jetzt bringe ich dich noch nach Hause oder willst du lieber mit zu mir und ich kümmere mich ein bisschen um dich? Ich könnte dich verwöhnen.“

„Ich frage mich, warum das bei dir nicht so klingt, als würdest du von Krankenpflege sprechen.“

„Ach, klingt es so?“, fragte ich ganz unschuldig, obwohl ich tatsächlich nicht nur an einfache Krankenpflege gedacht hatte.

So ein paar kleine süße Küsse könnten doch immerhin nicht schaden, oder?

„Tu bloß nicht so, ich kenne diesen Blick, mit dem du mich schon die ganze Zeit im Auge behältst, du bist doch scharf auf mich, oder? Ich habe aber keinen Bock für einen Fick ohne Verpflichtungen herzuhalten!“

Huch, wie kam er denn auf den Blödsinn?

Ich mochte ihn doch und war nicht einfach nur auf ein Schäferstündchen aus, aber das brachte ich ihm auch noch irgendwie bei, jetzt gab es wichtigeres.

„Ach Quatsch, du bildest dir da was ein. Scharf, wie du es eben so schön ausgedrückt hast, finde ich dich aber tatsächlich. Und jetzt zurück zum Thema. Wartet jemand zu Hause auf dich?“

„Grmpf... Nein, meine Mutter kommt erst heute Abend heim und mein Vater ist auf Montage.“

„Gut, dann nehme ich dich wirklich mit zu mir. Da ist zwar auch keiner, aber ich weiß wo alles steht und kann dich ordentlich betütteln und es ist näher.“

Ich wartete gar nicht erst auf seine Zustimmung, sondern griff mir seine Tasche und hielt ihm dann meinen angewinkelten Arm hin, damit er sich bei mir einhaken und stützen konnte.

Joël zögerte, wirkte dabei nachdenklich, doch schließlich kam er wohl zu der Überzeugung seinem Retter trauen zu können und nahm mein Angebot an, was jedoch nicht hieß, dass er sich auch bei mir einhakte.

Unterwegs sprachen wir kein Wort miteinander, was vielleicht auch daran lag, dass er sich wieder die Kapuze ins Gesicht gezogen hatte.

Bei mir zu Hause verfrachtete ich ihn dann gleich auf die Couch und fragte ihn nach was zum Trinken.

„Was heißes, Tee oder Kakao“, antwortete er mir prompt patzig und murmelte sich in die Weihnachtsdecke ein, die sich meine Mutter erst vor kurzem geleistet hatte und abgöttisch liebte.

Ich musste aber zugeben, dass ich sie auch recht oft in Gebrauch hatte, wenn sie noch nicht daheim oder schon im Bett war, denn das Ding war schon fast verboten flauschig und mollig warm.

„Was trinkst du denn lieber?“, wollte ich von Joël wissen, der kurz überlegte.

„Kakao“, gab er Auskunft und ich ging in die Küche, um ihm natürlich eine schöne Tasse heißen Kakao zuzubereiten.

Nebenbei wärmte ich schon mal den Eintopf auf, der am Vorabend gekocht worden war.

Dazu gab es natürlich Bockwurst.

Doch da das Mittagessen noch einen Augenblick brauchte, brachte ich meinem Rotschopf schon mal seinen Kakao, den er mir dankend abnahm.

„Mittag ist auch gleich fertig. Du isst doch Eintopf mit Bockwurst?“

„Jupp, jetzt wo es so kalt draußen ist liebend gerne, du musst die Bockwurst aber rein schneiden und ich möchte eine Schüssel, keinen Teller.“

„Du willst mich ärgern, oder?“, fragte ich ihn und zog dabei eine Augenbraue hoch.

„Nein, aber du wolltest mich doch verwöhnen, oder nicht?“

Frech grinste er mich an, piekte mir dann aber mit dem Zeigefinger in den Bauch: „Schau nicht so bedröppelt, natürlich will ich dich nur ärgern. Ich kann mir die Wurst auch selbst rein schneiden, aber eine Schüssel hätte ich wirklich lieber als einen Teller.“

Liebevoll streichelte ich ihm durchs Haar und lächelte nur zur Antwort, bevor ich wieder in der Küche verschwand.

Natürlich schnitt ich die Wurst für ihn bereits und servierte ihm bereitwillig seinen kleinen Extrawunsch, aß stumm mit ihm.

Es schien Joël zu schmecken, jedenfalls haute er ordentlich rein und fragte sogar noch nach einem Nachschlag.
 

Irgendwann waren wir dann fertig und ich stellte unser benutztes Geschirr schnell in die Spüle, bevor ich mich wieder neben ihm im Sessel nieder ließ.

Joël zappte durch die Fernsehkanäle, doch ich konnte immer nur ihn ansehen, was ihn offenbar irgendwann zu nerven begann.

„Oliver?“, grollte er.

„Ja?“

„Tu nicht so unschuldig, warum starrst du mich schon wieder so an?“

„Du siehst eben zum Anbeißen aus, wie wäre es also, wenn ich mal ein bisschen an dir knabbern würde?“

„Idiot!“

Wütend funkelten mich seine Augen an, ich ließ mich davon aber ganz sicher nicht einschüchtern, sondern kniete mich stattdessen vor die Couch, auf der er lag.

Aufmerksam beobachtete er mich aus seiner auf der Seite liegenden Position und seine grünen Augen leuchteten angriffslustig.

„Joël? Wieso beschimpfst du mich eigentlich gar nicht?“, wollte ich nun wissen.

„Hä?“

„Du meintest gleich du wüsstest, dass ich auf dich scharf bin, aber du scheinst gar nichts dagegen zu haben. Nur dass du ein einmaliger Sexpartner bist oder viel mehr der Gedanke daran du könntest es sein, hat dich genervt und auf die Palme gebracht.“

„Ach darauf willst du hinaus. Ich bin bi. Ich hab’s schon mit Typen und Weibern gemacht.“

„Aber du stehst mehr auf feste Sachen?“, wollte ich von ihm wissen und ihn gleichzeitig anspringen und abknutschen.

Gott, war ich nur so notgeil oder war mein langgehegter Traum einfach zum Greifen nahe?

„Nach den Partnern, die ich hinter mir habe, möchte ich definitiv lieber was Festes.“

„Geht mir doch genauso... Wollen wir es dann nicht miteinander versuchen?“, platzte es aus mir heraus: „Ich hab schon lange ein Auge auf dich geworfen, wie man so schön sagt.“

Kurz dachte er über meine Worte nach und Hoffnung wallte in mir auf.

Doch dann setzte er sich auf und schüttelte den Kopf.

„Wir kennen uns doch eigentlich gar nicht, Oliver. Gut, ich gebe zu, dass ich da schon eine gewisse Sympathie für dich hege, du bist auch mein Typ, aber... aber...“

„Aber dir fällt eigentlich kein richtiges Gegenargument ein, richtig?“

Er brummte nur widerwillig und ich fühlte mich bestätigt.

Grinsend setzte ich mich hinter seinen Rücken und legte meine Arme behutsam um seine Taille, war darauf bedacht ihm nicht weh zu tun.

Anschließend legte ich das Kinn auf seiner Schulter ab und schnurrte ihm grinsend ins Ohr: „Joël... gib dir doch einen Ruck und lass es uns versuchen. Ich pflege dich ein bisschen in den nächsten Tagen und wir lernen uns kennen. Tja, und anfangen könnten wir doch hiermit.“

Ich legte eine Hand an Joëls Wange und drehte sein Gesicht zu mir, um ihm einen Kuss auf seine samtigweichen Lippen zu hauchen.

Kurz stockte er, ich spürte regelrecht, wie er sich versteifte, doch dann erwiderte er plötzlich den leichten Druck.

Keusch küsste ich ihn sogleich erneut, als sich unsere Lippen wieder voneinander gelöst hatten und dieses Mal erwiderte er meinen Kuss unmittelbar.

Ich spürte wie er mir zärtlich über die Lippen leckte und gerne ließ ich ihn ein.

Ein heißes Zungenspiel entbrannte zwischen uns, wobei er immer mal wieder aufseufzte.

Immer inniger wurde unser Kuss, so, dass ich gar nicht merkte, wie ich meine Arme immer fester um ihn schlang, bis er irgendwann einen Schmerzenslaut von sich gab.

Ich würde es als eine Art Zischen bezeichnen.

Sofort löste ich meine Umarmung und sah entschuldigend in seine leicht verschleierten Augen.

„Tut mir leid.“

„Warst wohl ein bisschen vertieft, was?“, fragte Joël mich schelmisch und kuschelte sich im nächsten Moment in meine Arme.

Leicht hatte er sich dafür auf die linke Seite gedreht und schmiegte nun das Gesicht mit geschlossenen Augen an meine Brust.

Unvermittelt streichelte ich durch seine rote Mähne.

„Joël? Warum hast du eigentlich deine schönen Haare gefärbt?“

Ich merkte ihm die Überraschung ob dieser Frage an, doch er antwortete mir: „Na ja, einen wirklich plausiblen Grund gibt’s dafür gar nicht. Aus Trotz auf meine Umwelt trifft es da wohl noch am ehesten. ... Ach, ich weiß auch nicht, aber ich vermisse meine alte Haarfarbe, dieses langweilige Kastanienbraun, inzwischen schon ganz schön.“

„Ich vermisse es auch, denn es steht dir unendlich gut“, gestand ich ihm.

„Ehrlich? Findest du das wirklich oder willst du mir nur schmeicheln?“

„Das auch, aber ich meine es definitiv ernst.“

Ein Hauch von Rot legte sich auf seine Wangen und ließ mich übers ganze Gesicht strahlen.

„Du bist lieb“, murmelte er: „Und ich fühle mich bei dir richtig wohl.“

„Heißt das...?“

„Ja, lass es uns tatsächlich versuchen, lass uns uns ein bisschen besser kennenlernen.“

„Mit einem wahnsinnigen Vergnügen“, entgegnete ich ihm mit einer etwas zu piepsigen Stimmlage und kam nicht umhin ihn ein bisschen zu ärgern: „Mein petite...“

„Ich heiße Joël, nicht Noël!“, fiel er mir augenblicklich fauchend ins Wort, woraufhin ich fast schnurrend meinen Satz beendete: „Mein petite Joël.“

„Oh... du wolltest gar nicht Noël sagen?“

„Nein.“

„E... entschuldige, ich bin da wohl ein bisschen empfindlich“, meinte er bedröppelt, woraufhin ich ihm lachend einen Kuss auf die Stirn drückte.

„Das hab ich auch schon bemerkt, warum eigentlich?“

Er zuckte leicht mit den Schultern: „Ich wurde wohl einfach zu oft aus Jux Noël genannt“, erklärte er und kuschelte sich wieder näher an mich, fragte murmelnd: „Darf ich ein bisschen in deinen Armen schlafen, Oliver? Du bist so herrlich warm.“

Wie er sich so an mich kuschelte, sah Joël doch glatt wie eine kleine Schmusekatze aus.

Ich konnte ihm wirklich kaum mehr widerstehen, wirklich zu schade, dass er verletzt war, sonst hätte ich ihn schlicht mit meinem Körper für mich gewonnen.

Gut, ich war nun echt kein Sexgott, Muskelprotz oder sonst ein Idealtyp, aber so wie er auf meinen Kuss eingegangen war, war ich mir schon recht sicher, dass er mich ebenso attraktiv fand, wie ich ihn.

Joël war bereits halb weggedöst, als ich meinen Gedankengang beendete, dabei musste ich ihn noch was fragen: „Hey, Joël, sind wir nun ein Paar oder nicht?“

„Haben wir doch schon geklärt“, nuschelte er und ruckelte sich ein bisschen zurecht, bis er scheinbar die optimale Schlafposition gefunden hatte.

„Nicht einschlafen, was soll das heißen?“

„Lass mich schlafen, Oliver. Ich bin so müde und ich erwarte, dass mein Freund mich im Arm hält und schlafen lässt. Wobei, ein bisschen im Nacken kraueln auch nicht schlecht wäre.“

Ein verschmitztes Lächeln zierte seine Lippen und ich fing augenblicklich an ihn wie gewünscht zu kraueln.

„Also sind wir zusammen.“

Er kicherte: „Ja, du Hornochse, aber unter Vorbehalt, dass du mich jetzt immer beschützt und pflegst.“

„Liebend gerne“, brachte ich als einziges hervor, ohne gleich vor lauter Glück zu platzen und wachte dann über meinen schlafenden petite Joël.
 

***~~~***~~~***~~~***
 

Wie ich schon in der Beschreibung erklärt habe, ist dies ein etwas älteres Werk von mir und wie ich finde ist es storymäßig noch nicht ganz ausgereift, aber ich wollte es trotzdem so lassen, wie ich es einst geschrieben hab und nicht grundlegend umschreiben ^^“
 

Ach ja, außerdem ist es in der Ich-Form beschrieben, obwohl ich persönlich eigentlich nicht so gerne in der Form schreibe, aber manchmal packt es mich eben doch mal XD
 

Ich hoffe es hat euch gefallen und ihr hinterlasst mir einen kleinen Kommi, auf jeden Fall ein ganz liebes Danke an alle, die das hier gelesen haben ^ô^
 

*süßkram hinstell*

*alle leser knuddel*
 

eure luci-maus ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Taze92
2012-03-19T02:28:45+00:00 19.03.2012 03:28
♥ süüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüß *_*
Gott sind die beiden knuffig..
ich glaub ich werde mich gleich mal dem zuwenden was du sonst so produziert hast =))
*FAVO*
LG, Taze
Von:  Mel_Vineyard
2011-05-01T20:25:24+00:00 01.05.2011 22:25
wirklich süß die story, selbst wenn sie schon älter ist...

ich hab mich glaub ich aber anfang wohl irgendwo verlesen, weil ich erst verwirrt war wer jetzt wer ist ,aber ich glaub das ist mehr auf meine eigene schusseligkeit zurückzuführen, als auf das geschriebene..^^

lg
Mel
Von:  FreakyFrosch1000
2011-05-01T19:41:22+00:00 01.05.2011 21:41
Soooo ein süßer OS!!! *-*
danke das du mir bescheid gesagt hast :)

die Idee war echt toll und die beiden sind ja süß^^
und das Ende war niedlich ♥.♥

Lg freakyfrosch
Von:  Haine_Togu
2011-05-01T15:08:27+00:00 01.05.2011 17:08
Hey Luci-Mäuschen,
wie schön, dass mal wieder ein Os von dir hier hochgeladen wird. Du weißt ja wie sehr ich sie liebe!!! <<<<3
Macht auch nichts, dass es etwas älteres war, ich fand es hatte genauso wie all deinen tollen Storys schöne Charas, die man einfach gern haben muss.
Eine kleine, freche Schmusekatze und ihren Beschützer in dem Fall ;)
Hoffe da kommen bald noch mehr OS!!!!*^*
<3
*liebste Grüßelchen*
deine Haine-chan <3
Von:  Bumblebee86
2011-04-30T22:13:29+00:00 01.05.2011 00:13
hach ist die süß die story *-*


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