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Wenn die Kirschblüten fallen

es geht weiter! bitte durchlesen (:
von

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Kapitel 8 - Sayonara, Goodbye, Adiós, Tschüss

Hey (: hier ist das neue Kapitel ^^ wie immer viel Spaß beim Lesen (:

sorry dass das mit dem Hochladen so lange gedauert hast :/

LG jakey-lynn
 

Kapitel 8 – Sayonara, Goodbye, Adiós, Tschüss
 

Als wir direkt voreinander standen, nahm er mein Gesicht in beide Hände. Vorsichtig kamen wir uns näher. Plötzlich wurde die Eingangstür brutal aufgestoßen. Taichi und ich ließen voneinander ab und starrten dorthin. Irgendwelche Männer in schwarz kamen auf mich zu. „Casey Linn?“ „J-ja?“ „Kai Mutsomato, FBI. Sie müssen mit uns aufs Revier kommen.“ „Kann ich denn nicht sofort erfahren, um was es geht?“ „Tut mir leid, aber diese Informationen sind streng vertraulich.“ „Können meine Freunde und mein Digimonpartner mitkommen?“ „Dragoylemon, ja. Aber die anderen müssen hier bleiben.“ „Okay.“ „Casey, du gehst jetzt wirklich mit dem mit?“, wollte der Braunhaarige von mir wissen. „Ich muss. Ich werde dir und Mila dann später erzählen, um was es geht. Mr. Mutsomato, wir können gehen.“ Der Beamte nickte und ging mit seinen Kollegen nach draußen. „Dragoylemon, wir müssen gehen.“ Mein Digimonpartner verabschiedete sich von Mila und Taichi und folgte mir durch die Tür. Der FBI-Agent hielt mir die Autotür des schwarzen Wagens auf. „Ist es okay, wenn ich auf Dragoylemon hinter Ihnen herfliege?“ „Natürlich.“ Der Beamte stieg ein, schloss die Tür und wenig später fuhr der Wagen los. Wortlos stieg ich auf den Rücken meines Digimons und flogen hinter her.
 

„Oma, ich werde dich so sehr vermissen!“, teilte ich ihr weinerlich mit und fiel ihr um den Hals. „Wir werden nicht lange voneinander getrennt sein. Du wirst sehen, ehe du dich versiehst bist du wieder da“, versuchte sie mich zu besänftigen. „Ich will aber nicht gehen. Ich habe hier tolle Freunde gefunden, die für mich durch die Hölle gehen würden. Ich will sie hier nicht zurücklassen!“ „Aber du kannst sie nicht mitnehmen. Du weißt, was die Agenten gesagt haben.“ „Ja Oma, ich weiß.“ „Kopf hoch, Casey. Ich begleite dich überall hin. Ich beschütze dich.“ „Ich weiß, Dragoylemon. Danke.“ Mein Drachenwesen nahm mich in ihre Arme. „Wie soll ich das nur Mila und Lila erklären? Aber vor allem Taichi.“ „Sie werden es verstehen“, meinte meine Oma. „Ich werde packen gehen. Morgen geht es früh raus.“ Traurig stieg ich die Treppen hoch in mein Zimmer. Dragoylemon hingegen blieb bei meiner Oma und erledigte mit ihr noch ein paar Telefonate.
 

Mein Wecker klingelte früh am Morgen. „Casey, aufwachen.“ „Ich bin schon wach. Ich konnte die Nacht nicht schlafen“, antwortete ich meinem Digimon. „Ach so, verstehe. Kommst du runter noch einen Happen essen?“ „Gleich, ich will noch duschen und ein paar Erinnerungsfotos machen.“ „Okay, wir sehen uns unten.“ Dragoylemon verschwand. Ich zückte meine grüne Digitalkamera, die mir meine Oma zum Geburtstag geschenkt hatte. Zuerst fotografierte ich mein Zimmer und die Möbel. Danach machte ich noch ein paar Fotos von mir auf meinem Bett und stehend in verschiedenen Posen. Schließlich legte ich sie beiseite, ging mich duschen, zog mich anschließend an, nahm meinen Koffer und Rucksack und ging nach unten. Ich stellte die zwei Gepäckstücke zur Tür und ging in die Küche. „Das Taxi steht schon bereit“, berichtete mir meine Oma. Ich nickte stumm, deutete meinem Digimon, dass sie mir nach draußen folgen sollte. Der Fahrer nahm meinen Rucksack und Koffer und verstaute beides im Kofferraum. Meine Oma würde nicht mit zum Flughafen kommen. Ich schoss ein Foto von ihr vor ihrem Haus. Ein letztes Mal umarmte ich sie, stieg auf den Rücken meines Digimons und flog hinter dem Taxi her, ohne einen Rückblick zu riskieren.
 

Am Flughafen angekommen, checkte ich ein und setzte mich in den Warteraum. Die Schleusen musste ich erst später durchqueren. „Casey!“, rief plötzlich eine bekannte Stimme. Ich stand auf und ehe ich mich versah, hing mir die Blauhaarige schon am Hals. „Mila! Was machst du denn hier?“ „Glaubst du etwa, ich lass dich gehen, ohne mich von dir zu verabschieden?“ „Du bist eben die Beste! Aber Lila ist doch nicht da.“ „So, glaubst du?“ Mila ließ mich los und zückte ihr Handy. „Lila? Hier ist jemand für dich.“ Es war eine Videounterhaltung. „Hallo Casey!“ „Lila! Wie schön es ist dich zu sehen!“ „Die Freude ist ganz meinerseits. Mila hat mir alles erklärt. Ich wünsche dir eine gute Reise! Pass gut auf dich auf und das du mir ja bald zurückkommst!“, zwinkerte mir die Schwarzhaarige zu. „Klar doch! Wir sehen uns hoffentlich bald wieder. Bis dann, Lila.“ „Bis dann, Casey.“ Die Videounterhaltung war beendet. „Ich hab hier noch eine zweite Geburtstagsüberraschung für dich“, grinste die Blauhaarige. „Was denn, Mila?“, fragte ich verwirrt. „Sieh doch selbst.“ Meine Freundin trat beiseite. „Taichi!“, rief ich aus und fiel ihm um den Hals. „Was machst du denn hier?“ „Soll ich wieder gehen?“ „Nein, ich bin froh, dass du da bist.“ Einige Zeit umarmten wir uns stumm. „Casey, ich hab hier noch ein Geburtstagsgeschenk für dich.“ „Wirklich?“ „Schließe deine Augen.“ Sofort machte ich dies und fühlte, wie Taichi mir etwas um den Hals legte. Als ich sie wieder öffnete, sah ich, dass es die Silberkette mit dem grünen Edelsteindrachen war. „Danke, aber woher wusstest du das?“ „Ich hab doch gesehen, wie sehr sie dir gefallen hat. Übrigens ist hinten was eingraviert.“ Gespannt drehte ich sie herum und erkannte, was draufstand: Taichi ♥. Bevor ich nur irgendwas sagen konnte, ertönte im Lautsprecher, dass mein Flug bald starten würde und sich alle Passagiere zu den Schleusen begeben sollten. „Mir bleibt nicht mehr viel Zeit.“ Schnell nahm ich mein Metallamulett wo „You & Me ♥“ draufstand ab und gab es Taichi. „Damit du mich nicht vergisst“, erklärte ich ihm. Langsam kam er mir näher und küsste mich auf den Mund. Wir versanken in einem innigen Kuss. Schließlich musste ich mich widerwillig lösen. „Ich muss gehen. Es tut mir leid.“ Ich schulterte meinen Rucksack. Schnell zückte ich meine Kamera und schoss noch ein paar Fotos von meiner Freundin und Taichi. Danach machten sich mein Drachenwesen und ich auf den Weg. „Dragoylemon!“, rief Mila. Die Angesprochene drehte sich zur Blauhaarigen. „Pass mir ja auf Casey auf!“ „Du kannst dich auf mich verlassen!“, zwinkerte ihr das Digimon zu und hielt eine Kralle in die Höhe. Gemeinsam begaben Dragoylemon und ich uns zu den Schleusen.
 

Einige Stunden später war unser Flieger schon in der Luft. Ich versuchte mit meiner grünen Digitalkamera eine Art Tagebuch zu führen, um meine Freunde und Oma auf dem laufenden zu halten. Ich schaltete sie ein und hielt sie vor mich. „Hey, Leute!“, winkte ich in die Linse. „Ich hab mir gedacht, dass ich euch mit kleinen Videoaufnahmen am Laufenden halte. Wie ihr sehen könnt, sitze ich noch im Flugzeug. Die Sonne ist dabei aufzugehen.“ „Hey!“, grinste mein Digimon in die Linse. „Das ist Dragoylemon. Und hier könnt ihr den Sonnenaufgang am Meer sehen. So was sieht man auch nicht alle Tage. Wird noch einige Stunden dauern, bis unser Flieger landet. Ihr sollt wissen, dass ich euch jetzt schon vermisse. Aber ich werde schauen, dass ich so schnell wie möglich wieder zu euch komme! Na ja, ich muss Schluss machen. Es ist noch ein langer Flug und die meisten Passagiere wollen ihre Ruhe haben. Ich melde mich wieder, wenn ich angekommen bin. Bis dann.“ Ich speicherte die Videoaufnahme und schaltete anschließend die Kamera ab. Seufzend lehnte ich mich zurück. Dragoylemon wandte sich halb zu mir. „Wir schaffen das schon. Du wirst sehen, in Null-Komma-Nichts sind wir wieder in Tokyo“, versuchte sie mir Mut zu machen. „Ja, ich hoffe nur, das sich nicht so viel ändert in unserer Abwesenheit.“ Gedankenverloren sah ich aus dem Fenster. Schließlich kramte ich nach meinem i-Pod und meinen Kopfhörern. Als ich weder das eine noch das andere fand, fiel mir ein, dass ich beides im Park liegen gelassen hatte. Enttäuscht, genervt und verärgert zugleich ließ ich meinen Rucksack wieder zu Boden sinken. Ich wollte schon nach meinem Macbook suchen, bis ich drauf kam, dass dieses im Koffer war. »Na toll.« Schließlich schloss ich das Fenster, lehnte mich zurück und schlief nach mehreren Minuten ein.
 

Endlich landete der Flieger. Noch etwas verschlafen und schlecht gelaunt warteten mein Digimon und ich auf meinen Koffer. Es dauerte sage und schreibe über eine Stunde, bis mein Gepäckstück zum Vorschein kam. Mürrisch schleppte ich es durch Menschenmenge und zog es hinter mir her. Seufzend trat ich nach draußen. Mein Digimonpartner folgte mir. „Jetzt sind wir wieder da. Dabei dachte ich, dass wir es für immer verlassen hätten. Da lag ich wohl falsch. Komm Dragoylemon, fliegen wir zum Haus meiner Mama.“ Wortlos setzte ich mich auf den Rücken meines Digimon, während dieses meinen Koffer trug und schwang sich in die Lüfte.
 

Vor dem besagten Haus landete sie, ich stieg ab, öffnete die Tür und gemeinsam betraten wir die Wohnung, die wir einst als „Zuhause“ bezeichnet hatten. Mit leerem Blick ging ich durch die verschiedensten Zimmer. In jedem lief eine andere Szene, die sich Tag für Tag hier abgespielt hatte, bis meine Mama schließlich ihr Leben ließ, mein Vater entkam und ich zurückblieb, verletzt, verstört, weinend und allein. Dragoylemon fand mich inmitten des Massakers, wählte für mich Rettung und Polizei und hielt mir den Hörer hin. Unter Schock berichtete ich von den vorgefallenen Geschehnissen, teilte ihnen meinen Namen und Adresse mit und wenig später trafen sie ein. Sie stellten mir Fragen, was passiert war. Ich erzählte ihnen alles, während meine Verletzungen behandelt wurden. Ein paar Tage wanderte ich von Zimmer zu Zimmer, fand keine Ruhe. Schließlich entschied ich nach Tokyo zu meiner Oma zu ziehen. Dragoylemon begleitete mich.

Nun war ich wieder hier. Da ich volljährig war, musste ich zum Rechtsanwalt meiner Mama gehen, der mir über ihr Testament Bescheid geben musste. Doch das würde erst in ein paar Tagen sein. Ein früherer Termin war nicht möglich gewesen. Langsam schlurfte ich in mein damaliges Zimmer. Aus einem Regal nahm ich mein Fotoalbum von früher. Vorsichtig blätterte ich es durch. Damals war noch alles einigermaßen friedlich, da ich erst viel später herausfand, dass mein Vater meine Mutter verletzte. Erst als ich älter wurde, begann ich zu verstehen und beschützte meine Mama. Meinen Freunden verschwieg ich die Wahrheit. Sie hätten es nie verstanden. Ich strich behutsam über ihre Gesichter. Sie waren alle weg, würden nie wiederkommen. Jeder einzelne von ihnen hatte mir die Freundschaft gekündigt, wollten mit mir nichts mehr zu tun haben. Traurig klappte ich es wieder zu und steckte es zurück ins Regal. Seufzend legte ich mich in mein Bett. Dragoylemon rollte sich wortlos um mich herum. Bald waren wir beide eingeschlafen.
 

Als wir wieder erwachten, war es draußen hell. Ich schnappte mir irgendwas zum Anziehen, ging duschen, Zähne putzen und zog mich an. Danach schaltete mich meinen Laptop ein, stellte das Video vom Flug ins Netz, schaltete ihn wieder ab und verschwand nach draußen. Ich fuhr eine Weile mit der U-Bahn und ging anschließend spazieren. Ein wenig gelangweilt und mit trüben Gedanken schlenderte ich an den Geschäften vorbei. Mit leerem Blick starrte ich auf die verschiedensten Klamotten. Mich tangierte das alles nicht. Ich wusste nicht mal, was ich hier in dieser öden Stadt eigentlich wollte. Fast an jeder Ecke sah ich die Erinnerungen an irgendwelche Treffen oder Szenen, die ich in den dunkelsten Raum meines Gehirns verbannt hatte. Wütend trat ich nach einem Steinchen und kickte es einige Zeit vor mich her. Ich spürte mit jeder Pore meines Körpers, dass ich nicht hier sein wollte. Alles erinnerte mich an früher. Ich wollte zurück nach Tokyo, wo meine richtigen Freunde und mein eigentliches Zuhause war: Bei meiner Oma. Dauernd tauchten irgendwelche Gestalten vor meinem inneren Auge auf, die ich nie wiedersehen wollte. Ärgerlich schoss ich eine leere Glasflasche, die auf einem Hausvorsprung stand, zu Boden, wo sie klirrend zerbrach. Ich war an einem kleinen, mit mehreren Bäumen verzierten, Platz, setzte mich unter eine Eiche ins kühle Gras und lehnte mich an den Stamm. Eine Weile versuchte ich an ein Lied zu denken, welches gut zu meiner jetzigen Situation passen würde. Aus denen wurde ich unterbrochen, als mich irgendwer ansprach. „Hey, Cassie! Was geht?“ Ich kniff meine Augen leicht zusammen, da ich denjenigen nicht so ganz erkannte, bis er schließlich in den Schatten trat. Als ich ihn erkannte, verzog ich böse mein Gesicht. „Was willst du?“ „Na ja, du bist wieder da, wie ich sehe. Und wir haben uns schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, Cassie“, grinste der Junge mit den, mit Gel, aufgestellten Haaren, die kreuz und quer orange gefärbt waren. „Ich hasse es, wenn du mich Cassie nennst! Ich heiße Casey! Zieh Leine, Jay! Wir sind nicht mehr befreundet und ich will rein gar nichts mit dir zu tun haben! Meine Message von damals war deutlich genug“, zischte ich ihn an, stand auf und wollte gehen. Doch er packte mich fest am Oberarm und zog mich zu sich. „Cassie, stell dich nicht so an. Wir lieben uns doch, siehst du das nicht? Wir gehören zusammen!“ Angewidert biss ich ihm kurzerhand ins Handgelenk und ließ nicht los. „Ah! Spinnst du?! Lass los!“ Böse funkelte ich ihn an, ehe ich meinen Biss stoppte und mich abwandte. Danach begann ich zu rennen. Diese Aktion würde ihn nicht lange aufhalten. Ich schlug Haken, rannte durch Seitengassen, mal links, mal rechts. Schließlich ließ ich mich keuchend im Park ins Gras fallen. Ich konnte nicht mehr weiter. Die Sonne prallte vom Himmel. Es war Hochsommer. Mindestens so an die 30 Grad. In meinem Kopf schwirrte alles. Mein Kreislauf schien sich von mir zu verabschieden. Plötzlich war Jay an meiner Seite, grinste dreckig. Keine Menschenseele befand sich hier. Anfangs versuchte ich mich zu wehren, trat und schlug um mich. Nichts half. Ich spürte, wie ich schwächer wurde. Jay hatte mir meine Hose und Unterwäsche ausgezogen. Seine lag schon neben ihm im Gras. Verzweifelt stiegen Tränen in meine Augen. Ich hatte absolut keine Kraft mehr. Er küsste mich wild am Mund, schob mir brutal die Zunge rein. Seine Hände drückten meine Arme, links und rechts von meinem Kopf, hart zu Boden. Mit einem heftigen Stoß drang er in mich ein. Mein Schrei blieb mir in der Kehle stecken. Tränen rannen in Strömen mein Gesicht hinunter. Langsam schlossen sich meine Augen. Alles drehte sich. Schließlich wurde es um mich herum schwarz.
 

Regentropfen weckten mich auf. Müde öffnete ich meine Augen. Jay war verschwunden. Meine Klamotten hatte ich wieder an. Mir war eiskalt. Alles an mir war klatschnass, so wie ich selbst. Ich griff mir an den Hals. Traurig blickte ich lange auf den grünen Drachen, wo hinten „Taichi ♥“ eingraviert war. Ich legte ihn mir fest ans Herz. Schließlich nahm ich mein Wappen-Amulett und versuchte Dragoylemon zu rufen. Unter einem Baum versteckte ich mich. Es wurde immer dunkler. Ich wartete schon über eine gefühlte Stunde. Doch weit und breit kein Anzeichen auf mein Digimon. Seufzend ging ich zur nächsten U-Bahn und fuhr zum Haus meiner Mama.
 

Dort angekommen, drehte ich das Licht auf und schloss hinter mir die Tür. „Dragoylemon? Dragoylemon?!“, rief ich und durchsuchte die ganze Wohnung. Nirgends war eine Spur von ihr. Verzweifelt setzte ich mich auf mein Bett. Tausend Gedanken gingen mir durch den Kopf. Wo war mein Digimonpartner? Ohne sie wollte ich nicht weg. Da fiel mir plötzlich das Lied ein, nachdem ich die ganze Zeit über in meinem Kopf gesucht hatte. So als würde es gerade laufen, hörte ich die Musik und den Text deutlich durch mein Zimmer schallen.
 

~(Alleine mit mir, tausend Fragen im kopf.

Jede Nacht zieht unendlich vorbei.

Was such ich für mich, ich finde es nicht.

Was bin ich und wer will ich sein?

Wann geht denn endlich meine Sonne auf?

Ich lauf und lauf und lauf…
 

Angst, ich hab Angst

Auf diesen Wegen, die ich geh.

Angst, ich hab Angst

Dass ich mich selbst nicht mehr versteh.

Was will ich wirklich, was ist mein Ziel?

Will ich denn wirklich zuviel?)~
 

Die ganze Nacht wartete ich auf Dragoylemon. Ich lag auf meinem Bett und fand keinen Schlaf. Am nächsten Tag war alles grau in grau. Aus meinem Fenster schauend, suchte ich verzweifelt nach meinem Digimon. Schließlich wandte ich mich ab und ging ins Badezimmer. Ich drehte den Wasserstrahl in der Dusche auf und stieg wenige Sekunden später hinein. Lange stand ich unter dem heißen Wasser. Ich lehnte an den kalten Fliesen. Nach gefühlten Stunden ging ich raus, trocknete meine Haare, zog mich um und verließ die Wohnung.
 

Ich wandte mich zu allen Seiten um, rannte durch die Straßen, immer wieder den Namen meines Digimon rufend. Es wurde immer dunkler und dunkler. Mein Herz raste vor Angst. Ich wollte nicht alleine hier sein. Ich brauchte unbedingt mein Digimon an meiner Seite. Wo war sie nur? Als schließlich die Nacht hereinbrach, dachte ich mir, dass ich am Besten am nächsten Tag die Suche fortsetzen würde.
 

~(Ich glaube daran, dass mein Traum richtig ist.

Doch die Schatten sind immer bei mir.

Sie flüstern mir Zweifel tief in mein Herz.

Was tu ich, warum und wofür?

Wann find ich die Antwort, der ich vertrau?

Ich lauf und lauf und lauf…
 

Angst, ich hab Angst.

Auf diesen Wegen, die ich geh.

Angst, ich hab Angst,

Dass ich mich selbst nicht mehr versteh.

Was will ich wirklich, was ist mein Ziel?

Will ich denn wirklich zuviel?)~
 

Schon wieder eine schlaflose Nacht. Oft sah ich auf mein Digivice. Doch wie immer zeigte es nichts an. Ich steckte es weg und schloss meine Augen. Die Tage zogen an mir vorüber. An jedem Morgen verließ ich die Wohnung. Zu Beginn der Nacht war ich wieder zurück. Danach ging ich duschen und legte mich wieder ins Bett, um vielleicht kurz einzunicken, aber schon nach kurzer Zeit wieder aufzuwachen. Endlich kam der Tag, an dem der Termin beim Rechtsanwalt war. Früh verließ ich die Wohnung und kam pünktlich in seiner Kanzlei an.
 

„Hallo Casey. Es freut mich dich wiederzusehen.“ „Mich auch, Henry“, antwortete ich gespielt fröhlich. „Aber wo hast du denn Dragoylemon gelassen? Wartet sie draußen?“ Stumm schüttelte ich meinen Kopf. „Sie ist weg.“ „Weg?“ Ich nickte. Da sah er mich zum ersten Mal richtig an. Er erkannte die dunklen Ränder unter meinen Augen, mein blasses Gesicht und den trüben, leeren Blick. „Was ist denn passiert? Kannst du nicht schlafen?“ „Ich vermisse mein Digimon, meine Freunde und meine Oma in Tokyo.“ Die ersten Tränen bildeten sich in meinen Augen und rannen meine Wangen hinab. Freundlich legte er mir eine Hand an die Schulter. „Du wirst sicher bald zurückkehren können. Da bin ich mir sicher.“ Stumm nickte ich. „Okay, nun zum Testament deiner Mutter.“ Er holte einen weißen Zettel hervor, setzte seine Brille auf und begann vorzulesen. „Also, deine liebe Mama, Lisa Lynn, vermacht dir ihr Haus, in dem du, nehme ich an, zurzeit wohnst. Dann noch eine Menge Geld, wie ich hier sehe, ihren Schmuck, ihre Kleider, Schuhe und ihre ganzen Habseligkeiten“, endete er, nahm die Brille ab und sah mich an. „Ich möchte ihr Haus und Möbel verkaufen. Das Geld würde ich gerne auf mein Sparkonto legen. Ihre ganzen Sachen werde ich aussortieren und das, was mir nicht gefällt verkaufen. Ich möchte, dass du mir das alles erledigst und mir bitte so schnell wie möglich ein Flugticket zurück nach Tokyo besorgst.“ „Ok, das werde ich machen. Hast du sonst noch irgendwelche Wünsche oder so, an mich?“ „Du weißt nicht, wie ich in die Digiwelt komme?“ „Leider nein.“ „Dann weißt du auch nicht, wo ich Dragoylemon finden kann?“ „Leider, Casey, ich weiß nichts darüber“, meinte er traurig. „Ok, danke für alles. Mach's gut, Henry.“ „Du auch, Casey.“ Ich drückte ihn kurz an mich und verließ die Kanzlei.
 

Ich starrte aus meinem Fenster auf die Straße. Viele Leute rannten geschäftlich hin und her. Einige hatten schwere Tüten, Taschen und/oder Aktenkoffer zu schleppen. Mehrere hatten den Regenschirm aufgespannt, da es in Strömen schüttete. Der Himmel war von fast schwarzen Wolken verzogen. Ich sah mein Spiegelbild in der Scheibe, an der die Regentropfen herunter rannen. Wie in einem Film hörte ich den Anrufbeantworter meines Handys, den ich vor ein paar Wochen angehört hatte, als Henry mir drauf gesprochen hatte, einige Tage später, nachdem ich bei ihm in der Kanzlei war. „Hey, Casey. Es tut mir leid, dir sagen zu müssen, dass sich dein Rückflug leider verzögern wird. Die Flieger nach Japan haben sie vorübergehend gekancelt, wegen des Sturms, der zurzeit über Europa ist. Dein Flug geht am 13. Juli in der Früh. Ich wünsche dir eine gute Heimreise. Tschüss.“ Seufzend blickte ich noch eine Weile nach draußen. Ich wandte mich ab und legte mich ins Bett, dieses würden die Möbelpacker dann holen kommen, wenn ich nicht mehr hier wohnen würde. Morgen ging endlich mein Flug. Ich schloss meine Augen, um noch ein wenig zu schlafen, bevor ich aufstehen musste. Niemand wusste Bescheid, dass ich am nächsten Tag wiederkommen würde. Seit Dragoylemon verschwunden war, hatte ich keine neuen Videos gemacht, geschweige denn hochgeladen. Als mein Wecker klingelte, stand ich auf, zog mich an und schleppte meine Sachen bis zur Tür. Bevor ich das Licht abdrehte, wandte ich mich ein letztes Mal um. Keine Möbel standen mehr dort. Ich machte die Tür auf, drehte das Licht ab, trat nach draußen, schloss ab, verstaute meine Sachen im Taxi, setzte mich hinein und ließ das Haus, welches einmal meiner Mama gehört hatte, für immer hinter mir.
 

Müde rieb ich mir die Augen. Mit trübem Blick starrte ich aus dem Fenster des Taxis. Die Sonne ging unter, obwohl man kaum etwas davon mitbekam. Einige Wolken waren am Himmel zu sehen. »Endlich werde ich Oma wiedersehen. Hoffentlich hat sich nicht so viel verändert, während ich weg war.« Nach wenigen Minuten kam das Taxi bei dem Haus meiner Oma an. Als ich ausstieg, erlebte ich einen schaurigen Anblick. Türe und Fenster waren mit etwas Schwarzem verdeckt und grell-gelbe Plastikstreifen waren kreuz und quer angebracht worden. Als ich näher kam, konnte ich lesen, was auf denen stand: Krimi Szene! Erschrocken wich ich zurück und lief zum Taxi. Der Fahrer sah erstaunt zu mir. Ich stieg ein und rief dem Fahrer aufgebracht zu: „Zu Milas Haus! Mejiro-Straße 42. Geben Sie Gas!“
 

Schließlich hielt das Taxi vor einem mittelgroßem, blauem Häuschen. Schnell bezahlte ich den Fahrer, schnappte mir meinen Rucksack und Koffer, schleppte sie bis vor die Haustür, ließ sie fallen und läutete. Einige Minuten wartete ich ungeduldig. Endlich öffnete sich die Tür und Mila kam zum Vorschein. Bevor sie nur irgendwas sagen konnte, hing ich ihr schon um den Hals. Ich weinte bitterlich in ihr T-Shirt, klammerte mich an sie und wollte sie unter keinen Umständen loslassen. Das blauhaarige Mädchen war anfangs etwas erschrocken, strich mir aber beruhigend über den Rücken, bis ich mich einigermaßen wieder beruhigt hatte. „Casey, was ist denn passiert? Ich freue mich, dass du wieder hier bist. Du hast mir echt gefehlt.“ „Du mir auch, Mila. Es ist so viel Schreckliches passiert.“ „Komm rein, du kannst mir alles erzählen. Ich nehme deine Sachen und wir gehen in mein Zimmer.“ Gesagt getan. Mila verschwand kurz in der Küche, erzählte ihrer Mutter, dass ich bei meiner Freundin im Zimmer schlafen würde, für unbestimmte Zeit. Ihre Mama war einverstanden. Die Blauhaarige kam mit zwei Gläsern und einem großen Krug mit Wasser zurück. In gierigen Schlucken trank ich meines aus. „Casey, was ist denn in Europa vorgefallen? Wo ist Dragoylemon? Wieso bist du nicht bei deiner Oma?“, begann meine Freundin. „Dragoylemon ist verschwunden. Ein Ex-Kumpel von mir hat mich vergewaltigt. Das Haus meiner Oma ist wegen einer „Krimi-Szene“ gesperrt. Von ihr fehlt jede Spur. Ich konnte nicht mal reingehen. Es tut mir leid, dass ich mich nicht mehr gemeldet hab, seit dem Video aus dem Flugzeug. Ich hab es einfach nicht geschafft noch irgendwas aufzunehmen.“ „Das verstehe ich“, meinte Mila mitfühlend. „Wir können morgen zur Polizei gehen und fragen, was es mit deiner Oma auf sich hat. Das mit Dragoylemon tut mir echt leid. Ihr standet euch sehr nah. Du kannst hier bei mir wohnen. Aber du solltest jetzt schlafen. Du bist sicher müde. Keine Sorge, ich passe auf dich auf.“ Mila nahm mich sanft in ihre Arme. „Danke, du bist echt die Beste“, bedankte ich mich bei ihr. Sie ließ mich los und ging ins Bad. Ich nahm meinen Laptop zur Hand und schaltete ihn ein. Eine Weile blickte ich durch die Bilder, die ich zusammen mit meinem Digimon aufgenommen hatte. Dragoylemon fehlte mir so sehr. Seufzend klappte ich den Laptop zu, legte ihn beiseite, zog mir Schlafgewand an, legte mich ins Bett und schlief bald ein.
 

Mitten in der Nacht wurde ich wach. Mein Digivice piepte unaufhörlich. Verschlafen blickte ich drauf. Es leuchtete wie wild. Mila wurde neben mir wach. „Casey, was ist los?“ Da strahlte plötzlich ein Licht in ihrer Hand auf. Überrascht blickten wir dorthin. Langsam nahm es Gestalt an. Als das Leuchten verschwand, erblickten wir, dass ein Digivice auf ihrer Handfläche lag. Ihres piepte und flimmerte, genau so wie meines. Ich klappte meinen Laptop auf. Erschrocken mussten wir feststellen, dass verschiedene Zahlen in allen möglichen Farben sich auf und ab bewegten. Da erschien plötzlich ein weiteres Licht. Es kam von Milas Computer. Verwirrt schauten wir uns an. Er zeigte genau dasselbe Bild wie mein Laptop. Die Blauhaarige ging hinüber zu ihrem Computer. Wir wechselten einige Blicke. Plötzlich erkannte ich eine Form in dem Zahlenmeer. Fassungslos beobachtete ich, wie plötzlich eine Art Ei aus dem Bildschirm in meine Arme kam. Ich wandte mich zu meiner Freundin um, bei der dasselbe geschah. Entgeistert sahen wir uns an. In unseren Augen und anhand unserer Mimik erkannten wir dieselbe Frage, die uns beschäftigte: Was ist geschehen und was ist das für ein Ei?
 

Soo endlich ist das 8. Kapitel fertig ^^ ich bin echt lange daran gesessen. Ich hoffe, dass es einigermaßen gut ankommt.. über Lob und Kritik freue ich mich immer (:

ich hoffe, dass das nächste Kapitel nicht so lange dauert :S

bis auf bald

LG Jakey (Y)
 

hier der Link zu dem Lied:
 

Angst - LaFee

http://www.youtube.com/watch?v=H-sM634mXSw



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