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Die, die aus dem Himmel kamen

Teil II: Wo das Grauen seine Wurzeln hat
von

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(V) - You're bleeding

- gegen Ende des ersten großen Krieges -
 

Schmerzend kalt brannte die Wunde, wo Luzifiel seiner Klingen in seinen Magen rammt hatte und Gabriel würgte, als er versuchte an etwas anderes zu denken, als an die lockende Dunkelheit, die sich vor seinen Augen ausbreitete. Als hätte jemand einen Schleier über ihn gelegt, den er nicht beiseite schieben oder sich daraus entwirren konnte. Mit seidenen, unzertrennlichen Spinnenfäden hielt man ihn gefangen und umarmte ihn nur noch fester, wenn er sich wehren wollte. Schattenhafte Geister tauchten in seinem Blickfeld auf, verzerrt wie Wolkenformationen, die alles wahr erscheinen ließen, was die eigene Fantasie je produziert hatte. Und sie alle starrten ihn und leckten sich ihre trockenen, ausgehungerten Münder.
 

Heiße Flüssigkeit rann über seine Finger und seine Handflächen, mit denen er vergebens versuchte sein Blut in seinem Körper zu behalten, weil es Gabriel Unbehagen bereite, wie die Geister ihn ansahen. Ihn und sein Blut, das nicht aufhören wollte zu kochen und sich zu bewegen, getrieben von etwas, der er noch nie verstanden hatte. Alles in ihm schien zu brennen, Luzifiel war zu einer Gewalt aufgeschwungen, die er nicht begriff und wieder einmal unterschätzt hatte. Dabei hätte er es besser wissen müssen, Luzifiel selbst hatte ihn gewarnt, dass er nicht auf alte Gefühle Rücksicht nehmen sollte, sähen sie sich je auf dem Schlachtfeld.
 

Jetzt sah er nur noch Geister und Figuren, die ihn zu sich winkten.
 

Gabriel hustete und verfluchte sich selbst. Es waren nur Halluzinationen, aber dies war der Himmel und er ein Engel. So gab so wenig, was man als unmöglich ausschließen konnte.
 

Wohin kamen Engel, wenn sie starben?
 

Das Blut schien gar nicht mehr damit aufzuhören aus seinem Körper zu fließen und es half auch nicht, dass er versuchte sie mit Eis zu bedecken. Stattdessen verschwanden nur die Schmerzen. Die Schatten kamen näher und nahmen ihm Stück für Stück die Qualen, die die Hitze in seinem Körper verursachte, wie Tierherden, die stets immer an dieselbe Quelle zurückkehren, um daraus zu trinken.
 

Doch mit dem schwindenden Schmerz, kam der Schwindel und ließ die Welt um ihn herum drehen und sein Herz schlug panisch, um ihn am Leben zu erhalten, doch es pumpte das Blut nur noch schneller aus der klaffenden Wunde heraus, sodass er nicht mehr die Kraft hatte, noch mit seinen Flügeln zu schlagen und sich vom Schlachtfeld zu bringen. Weg von den Schatten, die sich an ihm klammerten und zu Boden zerrten, weil er ihr Gewicht nicht tragen konnte.
 

Sehen konnte er die Welt nicht mehr, die er seit Anbeginn als real bezeichnet hatte, nur noch Stimmen drangen zu ihm vor.
 

Entfernt hörte er die Rufe seines Namens, wie die Soldaten um ihn herum aufmerksam wurden, dass Lord Gabriel zu Boden gegangen war. Irgendwo schrie eine Stimme mit dem Klang einer gestörten Seemöwe, dass man Raphael holen sollte, eine Andere versuchte ihn wach zu halten und rüttelte an seiner Schulter.
 

„Gabriel“, drang eine tiefe Stimme zu ihm durch und der Nebel um seinen Verstand lichtete sich ein wenig. Sie klang wie eine dumpfe Trommel im Hintergrund, die unablässig den Takt angab und alle dazu zwang die Ruder gerade zu richten, damit sie gleichzeitig eintauchten und das Schiff voranbrachten.
 

„Uriel“, murmelte Gabriel mit einer Mischung von Erleichterung und Vorahnung in seiner Stimme, die er selbst allerdings kaum wieder erkannte.
 

Man hatte ihm immer gesagt, dass er eine Stimme besaß, die klarer kaum sein konnte, würdig genug um vor dem Herrn seine Schöpfung zu preisen. Jetzt klang sie rau und heiser, als würde er ersticken. Ob es an dem Blut in seiner Lunge lag oder an der trockenen Luft, Fakt war, dass er sich hilflos fühlte und der Gewissheit nicht entkamen, dass er hier sterben würde.
 

Angst und Panik pumpte durch seine Adern, wie ein Wal im Eismeer, der einen Weg suchte, um an die Oberfläche zu kommen, damit er nach Luft schnappen konnte, aber keine Lücke in der Trennwand fand, die sich ihm und der Erlösung stand.
 

„...“, hörte er Uriel sagen, doch Gabriel verstand die Worte nicht.
 

Nur vage die Bedeutung konnte er erahnen, denn die Dunkelheit vor seinen Augen verschwand zwar nicht, aber er erkannte das vertraute Rascheln von Uriels Flügeln, die sich sanft auf seine eigenen legten, um ihn zu zeigen, dass er nicht alleine war.
 

Langsam beruhigte sich sein Herz. Es war ein wohltuender Gedanke, dass er jetzt nicht alleine war.
 

Wären die Schreie um sie herum nicht, wäre es fast wie einer jener Momente, die sie zusammen in den Gärten oder auf der neu geborenen Erde verbracht hatten. Doch dazu fehlte auch der leichte Regen auf ihrer Haut oder das Wasser, das sich an ihren Leibern teilte, wenn sie in klaren Seen schwammen und Michael ärgerten, indem sie ihn nass spritzten bis der Feuerengel wahrlich rauchend am Ufer stand, weil die Feuchtigkeit auf seinem Körper verdampfte.
 

Doch gleichzeitig waren die Erinnerungen an diese Zeit auch der Grund, warum seine Augen tränen wollten, aber es wegen der Hitze und seinem Zustand nicht konnten. Er roch Rauch um ihn herum, offenbar brannte es, und er hatte nicht genügend Flüssigkeit im Körper übrig um noch Tränen für irgendetwas zu vergießen. Da war nur Trockenheit und Kälte, trotz dessen dass er hinter Uriel rote Flammen sehen konnte.
 

Sie gefielen ihm nicht, denn sie erinnerten ihn an das, was aus Luzifiel geworden war und was vielleicht noch aus Michael werden würde, aber sie vertrieben die Geister und die Schatten. Jene schrien auf, wenn sie in das Feuer gezogen und Gabriel wunderte sich, ob er auch so enden würde.
 

Da fühlte er wie Uriel seine braune Hand ausstreckte, seine Kleidung aufschnitt und mit Blut etwas auf seine Brust schrieb. Es fühlte sich schwer an. Als hätte jemand Steine auf ihm abgeladen.
 

Langes schwarzes Haar schob sich in sein Gesichtsfeld, doch es war nicht Uriel den Gabriel sah.
 

„Schlaf Gabriel“, sprach der Engel des Todes. „Schlaf.“
 

Zurück blieb nur das Knistern des Feuers, dass sich ausbreitete.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  VonArrcross
2011-05-15T18:56:14+00:00 15.05.2011 20:56
Okay jetzt bin ich ein bissle verwirrt was das zeitliche angeht, aber was soll's. Kommen wir zum Kapitel:

Es ist immer eine sehr schwere Angelegenheit und eine große Herausforderung zu schreiben wie jemand sich fühlt, wenn er im sterben liegt. Dann noch aus der Sicht eines hochrangigen Elementaren inmitten eines Kampfplatzes. Ich fand es gut wie er instinktiv auf seine Fähigkeiten zugreift um seiner Verletzung her zu werden und erkennt, dass all dies sinnlos ist.
Uriels Auftitt ist gut platziert und sorgt für die entsprechende Athmosphäre, wenn man bedenkt, dass er für die sterbenden und toten Seelen verantwortlich sit. Er beruhigt das eigene Gemüt, welches vom Treiben der anderen Engel beeinflusst ist und gibt auch sofort zu verstehen, dass Rettung zwecklos ist. Ich finde es eigentlich schade, dass Gabriel stirbt, da ich ihn irgendwie gern gewonnen habe, trotz dessen das er bislang selten aufgetreten ist. Er ist nicht der Wasserengel aus dem Manga. Sein Charakter ist viel fester und prägender, nicht einfach ein abwesender Engel der da ist weil er ein Element ist. Er hat wirklich nen völlig eigenen und vor allem anderen, aber zu den anderen passenden Charakter.
Huch, jetzt beginne ich schon von ihm zu schwärmen! *sich hau und vor Michael in Deckung geh* Ich werde untreu! ^^"

Öhm... achja, sehr schönes Kapitel. Im letzten Kommentar schrieb ich ja, dass sie etwas kurz sind, aber es ist auch besser so. So ganz erklären kann ich es nicht, aber es passt einfach besser zur Geschichte.
Von:  Parotlett
2011-05-15T17:54:46+00:00 15.05.2011 19:54
hi!
jaa, ich weiß, ich sollte mich schämen, ich hab teil 2, 3 und 4 noch nicht komentiert, hol ich aber noch nach, versprochen.
Aber jetzt gehts mir um diesen teil, und der.... hm.
also von der story spannend, fesselnd und interessant. mag ich.
aber von deinem schreibstil... diesmal ist es nicht so schön wie sonst, es sind viele schachtelsätze drin. mag ich an sich, aber bei einigen verliert man am ende des satzes die übersicht, man weiß nicht mehr, was am anfang geschah. ein Absatz besteht zum beispiel fast aus einem einzigen schachtelsatz. etwas lang, nicht?
Ich weiß auch nicht, irgendwie hats mich heute nicht vom hocker gehaun.
sorry

greeds u so


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