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Die, die aus dem Himmel kamen

Teil II: Wo das Grauen seine Wurzeln hat
von

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(VIII) - Second Choice

- irgendwann vor dem zweiten großen Krieg, Rosiel herrscht über Atziluth -
 

„Ist das ätzend“, murmelte Michael, als er auf den Ärmel seines Mantels blickte, der sich immer mehr mit Blut tränkte, weil seine Nase nicht aufhören wollte zu bluten. Es mochte an der schlechten Luft liegen, aber auf jeden Fall strömte immer wieder Blut heraus, wenn er zu tief einatmete. Wieder presste Michael den Stoff vor seine Nasenhöhlen und legte den Kopf in den Nacken. Es würde schon bald wieder verheilen, aber mehr störte ihn das Kitzeln, welches das Blut beim Herausfließen verursachte.
 

Vorsichtig leckte den Tropfen weg, der sich seinen Weg über seine Lippen bahnte und schluckte ihn herunter. Er fand nicht, dass es anders schmeckte, als das Blut, das er bisher probiert hatte. Weder war es süß noch giftig, doch möglich das er es nicht bemerkte, weil es sein eigenes wahr. Vielleicht sollte er mal austesten, ob es wirklich dieselbe Wirkung hatte wie das des Teufels über dessen Taten in der Hölle man sich so einiges berichtete.
 

Genauso wie über die Hölle selbst. Engel in seinem Kommando erzählten sich, dass die Feuer der Hölle so heiß waren, dass sie Gestein schmelzen konnten.
 

Es ist nur ein weiterer Beweis wie ähnlich wir uns sind, dachte Michael und nahm die Hand vor seiner Nase weg, um den dunklen Fleck zu betrachten, der sich auf dem Stoff gebildet hatte. Entweder er hat sie selbst gezündet oder seine Natur ist der meinen so ähnlich, dass sie ihm nichts ausmachen.
 

Da musste man sich fragen, ob sie wirklich so verschieden waren, wie der Himmel es predigte. Ein Blick auf die Kreaturen, die Luzifer angeblich erschaffen und erzeugt hatte, ließ jeden Engel Teufel oder Dämon schreien. Doch wenn man sich umdrehte, konnte man deutlich sehen, dass sie bloß hinter einer weißen Wand aus Scheinheilig das verstecken zu versuchten, was die Rebellen nach ihrem Fall offen zeigten.
 

Die verdrehte und kranke Natur ihrer Existenz.
 

„Soll das geheilt werden, Michael-sama“, fragte ein Engel, der nun nehmen ihn trat und deutete auf die von Blut überströmte Hand und untere Gesichtshälfte, die langsam zu kleben begann.
 

„Nein“, antwortete Michael, „Da ist nichts zu heilen. Es wird schon irgendwann aufhören.“
 

„Gut“, antwortete der Engel und blinzelte nicht einmal, als Michael seine Finger zu säubern begann, indem er sie ableckte.
 

„Stört dich das?“, fragte Michael in aller Seelenruhe, als der andere Engel den Kopf nicht abwandte.
 

„Nein“, kam die knappe Antwort. „Ich habe mich durch das Kämpfen daran gewöhnt. Außerdem ist das die einzige Art und Weise, die keine Spuren hinterlässt.“
 

Michael zog misstrauisch die Augenbrauen zusammen. Der Engel war keiner von seinen Leuten, seine Uniform wies ihn als Cherub ersten Ranges aus, der dem Rat des Himmels unterstellt war. Erstaunlich, da der Rat nur wenige Kämpfer beschäftigte, die hier im Grenzland lange überleben würden. Aber es erklärte auch, warum der dunkelhaarige Engel neben ihm dem Blut so fasziniert gegenüber stand und seine Finger nicht aus den Augen lassen konnte.
 

Der Rat züchtete sich seine treuen Untergebenen gerne selbst, wer in der Brutstation nichts zu taugen werden versprachen, endete im schlimmsten Fall als Forschungsobjekt. Die Meisten wurden bloß einfache Arbeiter mit geminderter Intelligenz, aber jene wenigen, die sich zu behaupten vermochten, waren keinesfalls geistig gesund. Und er wollte eigentlich gar nicht einmal wissen, warum.
 

„Wenn du so weiter machst, wird es dir einmal Spaß machen“, sagte Michael und hob seine teils noch Blut verschmierte Hand hoch, um den jüngeren Engel zu sich zu winken.
 

Der ließ sich neben ihm auf die Knie sinken und ergriff Michaels ausgestreckte Hand am Gelenk, um die ihm dargebotenen Fingern an seinen eigenen Mund zu führen. Nahezu hingebungsvoll leckt er das restliche Blut ab, bis nichts mehr davon auf Michaels Haut zu sehen war.
 

Dann sah er auf und sagte: „Ich weiß. Aber lieber ende ich als blutrünstiges Monster, dem das Töten Spaß macht, als gar nichts zu fühlen.“
 

Es lag ein Funken Rebellion in dem Blick des eigenartigen Engels und Michael fragte sich, ob sein Blut das war, das diese fast unscheinbare Gefühlsregung der Auflehnung verstärkte. Vielleicht stimmten die Gerüchte über die Hölle ja und man konnte durch Blut und andere Körperflüssigkeiten wirklich die Natur eines Lebewesens der eigenen ähnlicher machen. Es wäre zumindest mal wieder ein brillantes Beispiel für den scharfsinnigen Verstand seines Bruders.
 

Auch wenn ich gerne wüsste, wie er das herausgefunden hat, dachte Michael dunkel und wandte sich wieder dem Engel zu, der immer noch vor ihm hockte.
 

Es wirkte befremdlich, da Michael breitbeinig sich gegen einen Felsen gelehnt hatte, seinen Mantel lässig über sein linkes Knie geworfen hatte und der andere Engel - ein ganzes Stück größer – in Uniform fast formal neben ihm kniete. Es fehlte bei der Haltung lediglich, dass er seine rechte Hand zur Faust geballt zum Gruß an die Brust legte.
 

Lange wird er das aber sowieso nicht mehr tun müssen, erkannte Michael, als den Engel studierte, der ihn furchtlos ansah und noch darauf wartete, dass er sich zu seiner Stellungnahme äußerte. Selbst ohne den möglichen Einfluss meines Blutes, dürfte er bald befördert werden. Zumindest wenn er überlebt, weswegen man ihn hergeschickt hat.
 

Michael grinste schließlich und fragte: „Wie heißt du? Vielleicht lohnt es sich ja, wenn ich mir deinen Namen merke!“
 

Allein, um heraus zu finden, ob dieser Engel sich so sehr von den Anderen unterschied, dass sich sein Blut bemerkbar machte. Glücklich würde es ihn vermutlich nicht machen, aber der Engel würde selbst entscheiden müssen, ob sein künftiges Schicksal es wert gewesen war das Blut Michaels – und damit auch das von Luzifer – in sich zu tragen.
 

„Zaphikel!“
 

In den Augen des Dunkelhaarigen blitzte kurz ein Ausdruck auf, den Michael schon sehr häufig im Spiegel gesehen hatte, besonders in der letzten Zeit, und entschied sich, dass Dünger wohl auf nahrhaften Boden treffen musste, um wirklich Ertrag zu bringen.
 

„Mein Name ist Zaphikel.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  VonArrcross
2011-05-23T07:33:32+00:00 23.05.2011 09:33
So weit ich gehört habe ist bei Nasenblut das verkehrteste was man machen kann, den Kopf in den Nacken zu legen. Irgendwie soll das zu Verstopfungen im Hals sorgen, sollte das Blut unterwegs trocknen.

Zaphikel... neben Michael einer meiner Lieblinge! Ich war ganz baff als ich seinen Namen lass (zumal ich ne feine Vorahnung hatte). Aber dann die Bestätigung... Njam, njam!!!!

PS: Ich sitze gerade auf Arbeit und mache alles außer arbeiten (wie man liest XD). Aber wieder toll geschrieben, alledings habe ich das Gefühl, dass du ganz schön am springen bist zwischen den Kapiteln. Waren wir im letzten nicht noch in einem Gebäude? Und nun wieder in einem (leckeren) Gemetzel? ^^"


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