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On Life's Edge

Whitebeards Söhne
von

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Survival Heart [2]


 

V
 

„Hier, press’ das auf die Wunde!“, stieß Marco aus, als er sich nach vorn lehnte und Ace Thatchs Jacke herüber gab. Und obwohl sie sich gerade in einer beschissenen Situation befanden und Schmerz seine Nervenstränge unter Strom setzte, konnte Ace trotzdem die unausgesprochenen Worte dahinter vernehmen. Er kannte Marco mittlerweile eine Weile zu lang, um sich nicht denken zu können, was in etwa durch den Kopf des anderen ging. Zumindest in manchen Hinsichten. Es war nicht schwer sich vorzustellen, dass Marco ihm für die Aktion am liebsten den Hals umgedreht hätte. Und dabei stand Ace viel mehr darauf, wenn er ihn küsste.

„Danke“, presste er heraus, als er den weißen Stoff auf die Schusswunde drückte und die Augen zusammenkneifen musste, als eine erneute Welle Schmerz wie ein Blitz durch seinen Körper zuckte.

Thatch lenkte den Wagen derweil an einem Truck vorbei, der über den Highway tuckerte. Dieser ging von Wasser auf Land über und führte im Gegensatz zu den anderen Inseln direkt durch das Innere von Key Vacoma. Bäume, Sträucher und gestutztes Gras ließ das Wasser und die Sonne, die sich vor den Horizont schob, aus ihrer Sicht verschwinden, umso mehr sie sich von der Küste entfernten.

Kurz waren ihre Verfolger verschwunden, tauchten dann direkt neben ihnen auf. Der Kugelhagel zerschlug die Seitenfenster, unter denen sie sich hinweg duckten. Der Ford kam von der Straße ab und fuhr ruckelnd den Abhang herunter. Ein schmaler Baum hinderte ihre Weiterfahrt, als sie mit der Motorhaube dagegen knallten. Alle drei wurden nach vorne geschleudert, nur gehalten von den Gurten. Dann herrschte Totenstille, als der Motor den Geist aufgab.

„Scheiße!“, entwich es Thatch, als die Lichter des anderen Wagens sie zu blenden begannen, als er den Hügel herunter manövrierte und ihnen Scheinwerfer im Rückspiegel begegneten. Das war wie ein Katz- und Mausspiel. Ace beobachtete das näherkommende Auto im Seitenspiegel, beobachtete wie die schwarzen Türen sich öffneten, Gestalten dahinter Schutz suchten, aber Pistolen über den Rand in ihre Richtung zeigten.

„Ich hab’ einen Plan, aber keine Munition mehr“, entwich es Marco leise vom Rücksitz. „Ihr Spatzenhirne habt ja nur an euch gedacht.“ Die Tonlage versicherte Ace, dass Marco tatsächlich einen Plan hatte, was ihn grinsen ließ. Die Hand, die er nicht auf seine Wunde presste, hob die Remington an ihrem Lauf von seinem Schoß. Er hielt sie Marco zwischen den Sitzen entgegen, ohne sich umzudrehen. Als er sie ihm abnahm, ließ er auch das eingesteckte Magazin folgen, wobei keiner sich mehr als nötig bewegte, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sollten diese Typen – wer auch immer sie waren – ruhig glauben, sie ausgeschaltet zu haben.

„Thatch, erinnerst du dich an den Autowaschsalon, wo ich meinen Mustang immer hinbringe?“, fragte Marco.

„Ja, der ist Downtown“, wisperte Thatch zurück, als hätte er Angst, dass diese Kerle sie hören konnten. „Haben die überhaupt schon offen?“

„Bis wir dort sind schon. Fahr’ uns dahin. Du musst sie nur vorher kurzzeitig loswerden, damit sie nicht sehen, wie wir den Wagen gegen einen anderen tauschen und reinfahren.“ Das klang logisch, musste Ace feststellen. Kurz betrachtete er die kaputten Scheiben des Wagens, da war ein anderer wohl besser, um sich in einer Waschanlage zu verstecken. Typisch Marco eben, fast alles, was er sagte war stets wohlüberlegt und hatte Hand und Fuß. Da gab es nur einen Punkt, der ihn störte.

„Anstatt diese Typen einfach zu erledigen, willst du lieber wegrennen und dich verstecken?“, hakte er nach, hielt aber auch weiterhin die Augen geschlossen. Zwar wusste er, dass er hier praktisch auf dem Sitz ausblutete, aber trotzdem würde er lieber kämpfend untergehen als von einer Schusswunde dahingerafft zu werden.

„Was denn sonst?“, zischte Marco. „Wir sind nicht grad in der besten Lage, du Trottel.“ Dann drangen leise Stimmen an ihre Ohren. Ace drehte den Kopf sachte zur Seite, um aus dem Augenwinkel heraus zu sehen, wie sich eine Gestalt mit erhobener Pistole auf ihren Wagen zu bewegte.

„Ich denke, Marco hat recht“, bemerkte Thatch, doch Ace widersprach nicht mehr. Stattdessen verweilte er in seiner Position, während Marco auf der Lauer lag und auch Thatch lautlos eine seiner Berettas aus dem Halfter zog. Ein leises Klicken ertönte, als er sie entsicherte, unmöglich bis nach draußen zu vernehmen.

Die nächsten Sekunden streckten sich zu Minuten, zu einer halben Ewigkeit. Marco brauchte nur eine Kugel, um den Kerl auf halben Weg leblos zu Boden fallen zu lassen. Dessen Finger drückte reflexartig den Abzug, Schüsse flogen wild um sie herum. Thatch startete den Motor, nur damit sie feststellten, dass er nicht funktionierte.

„Verdammte Scheiße!“

„Mach’, Thatch!“, herrschte ihn Marco von der Rückbank an. Die Typen, hinter den Türen ihres Wagens in Deckung hockend, begannen zu schießen, ein Schuss davon knapp an Marcos Kopf vorbei. Ace entzog Thatch die Beretta und begann über den Sitz und Marcos Gestalt hinweg zu schießen. Zu ungenau, um zu treffen, aber genau genug, um ihnen Zeit zu verschaffen. Etwas, ein klein wenig. Und dabei wollte Ace am liebsten aussteigen und diesen Kerlen ordentlich eines auf die Fresse geben! Und er wollte-

Der Motor sprang an, Thatch schlug jubelnd mit den Fäusten aufs Lenkrad, dass Marco ihn erneut anschnauzte. Schüsse bohrten sich in den Blech des Wagens, als Thatch ihn wendete. Eine Kugel drang keine zwei Zentimeter von Ace’ Oberschenkel entfernt in den Sitz ein, ein anderer zerschoss ihm das Seitenfenster, dass Glas auf ihn niederprasselte.

Doch sie fuhren wieder! Quer über den Rasen und rauf auf eine Nebenstraße, die ins Zentrum der Insel führte. Orangegelber Himmel über ihnen und ein schwarzer Wagen hinter ihnen, dass Ace grinste, obwohl er sich fühlte, als würde er jeden Moment den Löffel abgeben.
 


 

VI

Die engen Gassen von Key Vacoma waren verwinkelt. Der Ford donnerte durch sie hindurch, wirbelte Staub und Müll vom Asphalt auf, bog rechts, dann links, dann noch mal links ab. Reifen quietschten, Insassen wurden hin und her geschleudert, Fahrtwind drang ein und zog an Haaren und Kleidung.

„Hier links, dann die Straße runter“, wies Marco an, der sich mit einer Hand an Ace’ Sitz festhielt. Immerzu blickte er über seine Schulter zurück durch die zerbrochene Rückscheibe, um nach ihren Verfolgern Ausschau zu halten. Im Moment sah es aus, als hätten sie diese abgehängt. Obwohl Thatch manchmal ein Klotz am Bein sein konnte, verstand er etwas vom Autofahren. Irgendwie, auch wenn Marco trotzdem sein Leben hin und wieder vor dem inneren Auge ablaufen sah. Viele Bruchstücke drehten sich dabei um seinen alten Herrn, einige um die Jungs, die meisten jedoch um Ace. Kein Wunder, wenn er noch immer blutend auf dem Beifahrersitz saß und sein Kopf von einer Seite zur anderen wippte. Zwar hatte der Bengel schon immer eine selbstzerstörerische Ader an den Tag gelegt und eigentlich war er an der Schusswunde selber Schuld, aber das änderte nichts an dem was Marco fühlte. Genauso wenig änderte es etwas daran, dass er sich erst richtig um die Wunde kümmern konnte, wenn sie außer Gefahr waren.

Inzwischen nahm Thatch eine weitere Kurve und sie schlitterten an einem Mazda vorbei, der an der Ampel stand. Der Ford fuhr über Rot. Marco betete, dass das Glück ausnahmsweise auf seiner Seite war. Das es zumindest auf Ace’ war.

Ungehindert bretterten sie die Straße herunter und an fahrenden Autos vorbei. Ohne dass Marco es sagen musste, fuhren sie auf den Parkplatz eines Walmarts auf, das ihren Weg kreuzte. So groß der Platz war, hatten sich die meisten Autos nahe der zwei Eingänge gesammelt, sodass nur vereinzelte entfernt von dem Trubel standen. Eines davon steuerte Thatch an. Es war ein weißer Toyota, dessen Besitzer noch immer im Wagens saß.

„Das muss flink gehen“, entwich es Marco, als sie daneben parkten. Der Mann neben ihnen sah lediglich kurz auf, ehe er wieder auf seinem Handy herum tippte. Thatch schob sich aus dem Ford, während Marco die Lehne des Rücksitz herunterklappte und die beiden Reisetaschen nach vorne zog. Er öffnete noch das Geheimfach im Kofferraum, um das versteckte Geld und die Karte einstecken zu können. Dabei schaute er wieder hinaus auf die Straße, doch der Wagen, der sie von Key West bis nach Key Vacoma verfolgt hatte, blieb verschollen. Darauf, dass sie ihn entgültig abgehängt hatten, verließ sich Marco jedoch nicht.

Inzwischen beobachtete er Thatch dabei, wie er den Toyota umrundete und mit freundlichen Grinsen, aber leicht gehetzten Zügen gegen das Seitenfenster klopfte. Anstatt das Fenster zu öffnen, ersparte sein Besitzer Thatch die Arbeit und öffnete die Tür. Dieser hob sein Hemd an, um eine seiner Berettas an seiner Hüfte preiszugeben und den verdutzten Kerl im selben Moment aus dem Wagen zu zerren. Das Mobiltelefon fiel auf den Asphalt und Thatch trat es kaputt, als er den Besitzer von sich stieß und sich in den Wagen schob. Mehr verängstigt als verdutzt schaute der mit offenem Mund zu, wie Marco die beiden Reisentaschen einlud und Ace ebenfalls zum Toyota torkelte.

„Du machst besser, dass du wegkommst“, sagte Marco, ehe er einstieg. „Die Typen, die gleich hier auftauchen, werden dir die Knarre nicht nur zeigen.“

Im nächsten Moment brauste der Toyota bereits über den Parkplatz davon und reihte sich in den Verkehr ein. An der Ecke hinter ihnen tauchte ein schwarzer Wagen auf, doch Marco konnte nicht sicher sein, ob es ihr Verfolger war. Es spielte auch keine Rolle, viel mehr die Waschanlage, die einen halben Kilometer später wie ein rettender Hafen auftauchte. Abermals sah Marco über seine Schulter hinweg, aber der Verkehr war zu dicht, um etwas ausmachen zu können.

„Siehst du das Home Depot auf der anderen Straßenseite?“, bedeutete er Thatch, als dieser auf den Platz auffuhr und vor dem Automaten stoppte, der vor dem Eingang der Waschanlage aufgebaut war. „Kauf’ einen Akkuschrauber und ich kümmere mich um den Wagen und Ace.“ Dabei kramte er in eine der beiden Reisentaschen herum und reichte Thatch einen schwarzen Kapuzenpullover. „Und zieh’ den an. Du willst schließlich nicht gesehen werden.“ Thatch sah aus, als wollte er protestieren, doch Marco schnitt ihm das Wort ab. „Ich will diese Handschellen nicht ewig tragen, Thatch! Geh’ schon, ich verlass mich auf dich.“

Daraufhin zog sich der Braunhaarige den Pullover an und die Kapuze tief ins Gesicht. Ohne ein weiteres Wort stieg er aus dem Wagen und lief mit raschen Schritten zur Straße, die zum Baumarkt herüber führte. Derweil kletterte Marco umständlich auf den Fahrersitz und richtete seine Aufmerksamkeit auf Ace. Der war käseweiß und Schweiß stand ihm auf der Stirn.

„Kommst du an meine Brieftasche ran?“, fragte Marco trotz allem und auf den schmalen Lippen des Schwarzhaarigen zeigte sich ein anzügliches Schmunzeln.

„Du willst, dass ich dir an den Hintern fasse?“ Ace’ Stimme war heiser und kratzig, doch der Blonde überging es und grinste stattdessen nur vielsagend. Er lehnte sich nach vorne, so dass Ace’ zittrige Hand die schwarze Geldbörse in seiner hinteren Hosentasche herausziehen konnte. Marco nahm sie ihm ab, kramte seine Kreditkarte heraus, ließ das Seitenfenster herunter und schob sie in den Schlitz. Nachdem er sie wieder wegsteckte, das Fenster schloss und den Wagen ins Innere der Waschanlage fuhr, zog er die Reisetasche nach vorne. Diese hatte er auf dem Rücksitz liegen gelassen, so dass er das kleine Erste-Hilfe-Kästchen hervorziehen konnte. „Ich hab’ den längsten Gang eingelegt. Mit Waxen und allem drum und dran“, bemerkte er, als er es öffnete. „Das gibt uns ein Zeitfenster von ungefähr fünfzehn Minuten.“

„Fünfzehn Minuten nur wie beide alleine“, gab Ace zurück. „Das ist genug Zeit für eine schnelle Runde, Marco.“

„Halt den Rand, Ace.“ Damit beugte er sich zu diesem herüber, sein Blick fest auf die Wunde gerichtet. „Das wird jetzt weh tun, aber die Kugel muss raus.“ Er stieß Ace’ Hand beiseite, entfernte den mit blutvollgesogenen Stofffetzen und zog die Stelle mit seinen Fingern etwas auseinander, um die Kugel mit einer Pinzette herausziehen zu können. Ace biss die Zähne zusammen, doch Marco spürte wie sich sein gesamter Körper unter den Schmerzen verkrampfte. Und er wünschte, er könnte Ace zu einem richtigen Arzt bringen. Obwohl es nicht die erste Schusswunde war, die Marco versorgte, war er letztendlich auch nur ein Amateur, das wussten sie beide. Ace mochte zwar Glück haben, doch was, wenn es irgendwann mal aufgebraucht war? Einen Augenblick lang hing sein Blick an der Kugel, die er mit der Pinzette hielt. Das erinnerte ihn an die Nacht, in der Donquixote Doflamingo wegen der Sache mit Bellamy im Grandline aufgetaucht war, um sie zu einer Runde Russisch Roulette zu zwingen. Den Revolver mit der verkanteten Kugel, die Ace das Leben gerettet hatte, besaß er auch heute noch. Sie lag im Nachttisch neben dem Bett, dass er mittlerweile so gut wie jede Nacht mit Ace teilte. Dabei ging es nur um Sex. Er war niemand für Gefühlsduseleien und schon gar nicht für Beziehungen.

Allerdings verwarf er diesen Gedanken wieder und konzentrierte sich darauf, die Wunde so gut es ging zu reinigen. Derweil hatten längst die riesigen Bürsten eingesetzt, die nun an allen vier Seiten des Wagens schrubbten. Abgesehen davon war es still im Auto. Etwas zu still, wie Marco bemerkte, als er die Wunde verband. Was er ebenfalls bemerkte, war Ace’ Blick. Dieser war auf sein Gesicht gerichtet, bohrte sich praktisch in ihn hinein, während er selbst es mied seine Augen auch nur höher als Ace’ Hals wandern zu lassen. Dabei konnte er nicht direkt sagen, woran es eigentlich lag oder was sich Ace dabei überhaupt wieder dachte. Zugegeben, vielleicht wusste er es doch. Es gab sicherlich nicht vieles, über das jemand nachdachte, der angeschossen worden war und so aussah wie Ace.

„Du wirst nicht sterben“, erklärte er, als er fertig war und nun doch aufschaute. Ihre Augen begegneten einander und Ace grinste ihn an, ehe er seine schloss. Er sah verflucht müde aus, stellte Marco dabei fest.

„Daran hab’ ich nicht gedacht“, antwortete er schließlich, als Marco sich wieder in seinen Sitz zurücklehnte.

„An was denn dann?“

„Erinnerst du dich noch an das erste Mal, als wir Sex hatten?“, fragte Ace nonchalant. Der Junge hatte aber auch keine Scham.

„Ich erinnere mich daran, dass du Kokain geklaut hast und wir deswegen beinahe draufgegangen sind.“ Daraufhin lachte Ace rau, vor allem aber leise auf. Sein Lachen war schon mal lauter und vor allem ansteckender gewesen. Marco lehnte den Kopf nach hinten und beobachtete die Bürsten. Hier drinnen würde sie sicher keiner vermuten.

„Ich hab’ gedacht, du weist mich ab“, gestand Ace schließlich, dass der Blonde ihn wieder ansehen musste.

„Das hätte ich auch tun sollen. Es wäre das Vernünftigste gewesen.“ Im Moment wäre es Marco sogar lieber gewesen, wenn sie einander nie über den Weg gelaufen wären, wenn er niemals an diesem verfluchten Diner angehalten hätte, in dem Ace sich gerade über seine Fritten hergemacht hatte. Dann wären sie jetzt nämlich nicht hier, dann hätte Marco ihn nie in dieses Leben hinein gezogen.

„Ich wollte nicht, dass sich was zwischen uns ändert, hättest du mich abgewiesen“, sprach Ace inzwischen weiter. „Die Drogen haben mich nicht interessiert. Ich war schon oft genug vollgedröhnt, dass ich weiß, welche Wirkungen die haben.“ Marco blinzelte daraufhin ein paar Mal. „Aber es machte eine gute Ausrede, falls du mich nicht gewollt hättest.“

„Du hast uns nur in diese Lage damals gebracht, weil du mit mir schlafen wolltest?“, wiederholte er ungläubig.

„Bereust du es?“

Beide starrten sich eine ganze Weile stumm an, während Ace’ Frage in Marcos Kopf widerhallte. Ob er es bereut hätte? Was denn? Ihn gewollt zu haben? Ihn immer noch zu wollen? Jeden Abend im Bett zu liegen und seine Hände nicht bei sich behalten zu können? Jeden Morgen aufzuwachen, um Ace mit allen Gliedern von sich gestreckt und schnarchend neben sich liegen zu sehen und schmunzeln zu müssen?

Marco verzog merklich das Gesicht, ehe er sich erneut herüber lehnte und Ace seine Lippen aufdrückte, anstatt ihm für diese Frage einen Kinnhaken zu verpassen, den er seinen Lebtag nicht mehr vergessen hätte.
 


 

VII

Das Motel, zwei Querstraßen von der Waschanlage entfernt, war spottbillig. Genau genommen kostete ein Tag neunundsiebzig Dollar und keinen Cent mehr.

„Das sind Orte, wo man sich Dinge wie Bettwanzen und sonst was für ein Zeug einfängt“, entwich es Thatch, als er den Toyota auf dem Hinterhof parkte, wo er von der Straße aus nicht zu sehen war, und das Gebäude unter die Lupe nahm.

„Ach Quatsch, die kriegt man heutzutage schon in fünf Sterne Hotels“, entwich es Marco genervt, der mittlerweile wieder auf dem Rücksitz Platz genommen hatte. Ace folgte dem Dialog nur mit halben Ohr. Er hielt die Augen vor Müdigkeit geschlossen, während der Schmerz zu einem dumpfen Pochen geworden war. Es war nicht das erste Mal, dass er angeschossen worden war und bei weitem nicht das erste Mal, dass er Schmerzen hatte. Diese konnte er relativ gut ausblenden, wobei er den Blutverlust trotz allem deutlich spürte. „Abgesehen davon, scheiß auf die Bettwanzen“, fasste Marco inzwischen genervt zusammen. „Guck’ uns an, Thatch! So kommen wir nicht bis nach Buford.“ Daraufhin konnte Ace dennoch ein leises Lachen dennoch nicht unterdrücken, woraufhin Marco ihm von hinten seinen Hut tiefer ins Gesicht stülpte. „Miet’ einfach ein Zimmer, verdammt noch mal!“

Kurz darauf kehrte der Braunhaarige bereits mit dem Schlüssel zurück. Marco zog die beiden Reisetaschen vom Rücksitz und schleppte sie mit dem noch immer verpackten Akkuschrauber aus dem Home Depot ins Zimmer. An die Handschellen schien er sich so sehr gewöhnt zu haben, dass Ace annahm, er würde sie glatt vermissen, wenn er sie erst mal los geworden wäre. Mit dem Ansatz eines Lächelns beobachtete er ihn dabei, nachdem er die Wagentür geöffnet hatte, aber noch sitzen geblieben war. Er drehte sich lediglich zur Seite und stützte die Hände auf den Schenkeln ab. Er kannte seinen Körper gut genug, um seinen Beinen zu misstrauen. Umso überraschter war er, als Thatch vor ihm auftauchte.

„Ich hab’ vorhin noch einen Abstecher zu Publix gemacht“, erklärte dieser zwinkernd und klapperte mit einer Dose Schmerztabletten. Anschließend legte er einen von Ace’ Armen sachte um seine Schultern und zog den Jüngeren auf die Beine.

„Danke, Thatch“, murmelte Ace, als dieser ihn bis Innere des Motelzimmers stützte und ihn dort auf einem der beiden Einzelbetten absetzte.

„Eines mit mehr Betten gab es nicht“, bemerkte er anschließend und schloss die Tür. Marco hatte sich inzwischen an dem kleinen Tisch am Fenster niedergelassen. Mit Hilfe eines Taschenmessers versuchte er die Verpackung des Akkuschraubers zu öffnen, was mit gefesselten Händen scheinbar nicht ganz funktionieren wollte. Ihnen warf er nur einen knappen Blick zu, während Ace weiter nach hinten aufs Bett rutschte, um sich an die Wand lehnen zu können. Der Schweiß stand ihm noch immer auf der Stirn, so dass er sich bei dem Gedanken ertappte, dass Antibiotika wohl ratsamer waren als bloße Schmerztabletten. Nicht, dass er für diese nicht auch schon dankbar war oder dass er nicht wusste, dass Antibiotika nicht einfach über die Theke erhältlich waren.

„Du hast nicht zufällig Antibiotika irgendwo in deinem Superkasten, oder, Marco?“, scherzte er, als er seinen roten Cowboyhut mit bebender Hand über den Schirm der Nachtischlampe hing.

„Nein, aber wir besorgen dir welche“, erwiderte der Blonde mit ernstem Blick. Wahrscheinlich hielt er Ace für übergeschnappt, weil er freiwillig nach Medikamenten fragte.

Derweil ließ sich Thatch auf der anderen Tischseite nieder, um den Akkuschrauber aus seiner Verpackung zu befreien. Auf Marcos Anweisung hin schraubte er die Schrauben der Handschellen heraus, dass dieser seine Hände ohne Probleme daraus befreien konnte und sie daraufhin nonchalant im Mülleimer landeten. Er rieb sich die gescheuerten Handgelenke und Ace erwischte ihn bei einem siegreichen Lächeln. Es war das Erste seit der Explosion und Whitebeards möglichem Tod. Als Marco sah, dass er es gesehen hatte, färbte sich das braungebrannte Gesicht einen Deut rötlich und Ace grinste trotz der bleiernen Müdigkeit. Dabei war er sich bewusst, dass dieser Moment an Thatch völlig vorbeiging, da dieser inzwischen Konservendosen auspackte und über ihr Abendessen entschied. Ace war das allerdings nur recht, er mochte diese privaten Augenblicke zwischen ihnen.
 

Tbc.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Hisoka_Hebi
2021-08-11T07:47:36+00:00 11.08.2021 09:47
Ich hab das Gefühl mitten in einem Aktionsfilm zu stecken. Alles war bildlich dargestellt und gut beschrieben. Bin schon gespannt wie es weiter geht.
Von: abgemeldet
2011-07-02T22:09:28+00:00 03.07.2011 00:09
Ich MAG deine FF <3 Mag deine Darstellung von Marco, von Marco/Ace. Dass Ace ihn einfach mal so dreist nach ihrem ersten Mal Sex fragt und nur Kokain genommen hat, um 'ne gute Ausrede zu haben, das kann ich mir bei ihm so gut vorstellen! >D Haaach, du machst mich gluecklich. :D Die Actionszene war noch ein wenig langatmig, aber schon besser. :) Und wieder das gleiche - mehr Absaetze bitte :P Das macht es dem Auge einfach angenehmer.^^ Aber tolle Geschichte. Man wird so richtig schoen reingeschmissen! Oh, was ich aber ein wenig schwierig fand' war, dass es alles... extrem amerikanisch war. Manche Sachen hab' ich nur aus dem Zusammenhang heraus verstanden. Es ist schon gut fuer den Flair und so, aber pass auf, dass es nicht zu speziell wird ;) Das gleiche gilt auch fuer die Waffen von den dreien.
Von:  Puma_Ace
2011-07-01T13:55:41+00:00 01.07.2011 15:55
armes Ace...
aber irgendwie tun mir alle drei leid Xd
Von:  Jefferson
2011-06-19T06:18:01+00:00 19.06.2011 08:18
Die drei haben mal wieder einfach nur unverschämtes Glück. ;) Trotz Verletzungen, Problemen mit dem Wagen und so weiter sind sie für den Moment tatsächlich wieder entwischt. Ace' Glück scheint wirklich für alle drie von ihnen zu reichen. *lach* Zumindest noch. :'D Man kann schließlich nie wissen und seine Verletzung ist ja auch noch nicht ausgestanden...
Hah, aber ich kann es mir wirklich gut vorstellen, wie du geschrieben hast, dass Marco derjenige war und ist, der sich noch immer einzureden versucht, dass da nur Sex zwischen ihnen ist.
Sehr genial war es auch, wie Ace meint, er hätte sich nur zugedröhnt, dass er eine Ausrede habe, wenn ihn Marco abweist. :'D Gott, das kann ich mir so gut vorstellen....! Das ist wirklich ganz Ace, ja.

Hast du auf jeden Fall wieder herrlich geschrieben, es reisst einen einfach mit und ach! >< Ich liebe deinen Schreibstil, die vielen kleinen Einzelheiten. (Auch, dass jeder Stopp, alles wo sie irgendwas kaufen, immer einen Namen hat. So wie jede Waffe, alles eben. <3)


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