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Summer Shudder

press me to your lips
von

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... made me sick.

Lately I've been thinking of these crazy summer days

we were careless in a way we used to be

when we we're young, when we we're young.
 

Die Landschaft zog still an mir vorbei. Die Wälder hatten sich mittlerweile verfärbt und strahlten in alle erdenklichen Herbstfarben. Die letzten Sonnenstrahlen fielen auf die orangen Blätter und ließen sie feurig erglühen. Mein Blick fiel auf meine Armbanduhr. Bald würde ich da sein.
 

Gelangweilt zog ich mein Handy hervor und schrieb Kiba auf seine letzte SMS zurück, in der er sich über die wahnsinnig schwierige Klausur beklagte. Selbst Schuld, dachte ich bei mir, wenn man Bauingenieurswesen studiert. Ich grinste und antwortete mit dem von ihm übernommenen „epic fail“. Ich drückte mich ein wenig durch die äußerst spannenden Funktionen meines Mobiltelefons herum, öffnete schlussendlich den Ordner mit den Bildern und Videos und musste sofort schmunzeln. Die meisten der Videos waren pechschwarz und enthielten nur lautes, betrunkenes Rumgegröhle. Ja, ich war wahrlich ein klischeehaft oft feiernder Student.
 

Gähnend klickte ich mich durch eine Reihe von Bildern, auf der meist ich mit einem meiner Freunde und Freundinnen zu sehen war. Kurz musste ich auflachen, als ich zu einem Bild von Sakura und mir kam, wo wir beide wirklich ziemlich mies aussahen. Und Sakura sah eigentlich selten schlecht auf Fotos aus. Grinsend drückte ich weiter und war ein wenig überrascht, als ich das nächste Foto sah.
 

Es war wirklich schon ziemlich alt. Über zwei Jahre schon, um genau zu sein. Darauf waren Sasuke und ich zu sehen, wie wir in zwei Campingsesseln hockten, er lässig mit Sonnenbrille, ich peinlich mit riesigem Strohhut. Beide hatten wir eine Dose ziemlich billiges und ziemlich schlechtes Bier in der Hand. (Das ich übrigens noch immer sehr gerne trank. Das Geldbörserl eines Studenten war ziemlich begrenzt.) Ich musste lächeln. Ja, an dieses Festival konnte ich mich noch sehr gut erinnern. Wir hatten ziemlich Pech gehabt. Obwohl das Wetter anfangs verdammt gut gewesen war, hatte es am zweiten Tag auf einmal zugezogen und völlig überraschend aus Eimern zu schütten begonnen. Und wie Sasuke und ich uns mitten in der Nacht am Gelände verlaufen hatten – oder besser gesagt, ich mich, er hatte ja noch nicht gewusst, wo unser Zeltplatz gelegen hatte … wieder lachte ich laut auf, doch ein paar Sekunden später verging es mir schon wieder, als mir wieder einfiel, wo und vor allem wie wir diese regnerische Nacht dann verbracht hatten.
 

Mein Bauch zog sich zusammen. Wir hatten schlussendlich ein freies, herrenloses Zelt ergattert. In der ein einzelner Schlafsack gelegen hatte. Sasuke hatte sich zuerst geweigert, diesen auch nur zu berühren aber schließlich hatte ich ihn dann doch – mit Anspielung auf eine Gesundheit – überreden können, zu mir in den Schlafsack zu krabbeln.
 

Ja…

Ein tiefes Seufzen entwich mir. Dann hatten wir rumgemacht. Oder besser auch: ich hatte meinen besten Freund aufs derbste angegraben. Das war nicht mehr reines Necken gewesen, das war kein Knutschen-Probieren, nein, das war schon eine ganz andere Ebene gewesen. Vor allem, und diese Erkenntnis trieb mir noch immer die Röte ins Gesicht, hatte es mir gefallen. Vielleicht, weil es etwas neues, aufregendes gewesen war? Oder, wie Sasuke diesen Vorfall erklärte, weil wir beide anscheinend schon einen extremen Notstand gehabt hatten?
 

Ich kniff die Lippen zusammen. Es blieb Sasuke sei Dank beim Knutschen, obwohl ich ihn schon verdächtig gierig betatscht hatte. Und das, obwohl Sasuke bekannter weise weder Brüste noch breite Hüften hatte. Und wenn es nach mir gegangen wäre – und diese Erkenntnis machte mich nun auch schon seit zwei Jahren immer wieder verrückt und ließ mich ziemlich an mir zweifeln – ich hätte tatsächlich mit ihm geschlafen.
 

Jedes Mal, wenn ich darüber nachdachte, wartete ich auf den Würgreiz. Auf irgendein Ekelgefühl. Doch das einzige, was mir manchmal ein mulmiges Magengefühl bescherte, war die Tatsache, dass ich mich eben nicht nach kotzen fühlte und es als alles andere als eklig empfand, Sasuke zu küssen.
 

Sasuke und ich, wir haben über den „Vorfall“ eigentlich nicht mehr gesprochen. Der einzige blöde Kommentar, der mir am Tag darauf dazu einfiel war: „Na, da haben wir wohl beide ein bisschen zu viel getrunken, was, Sasuke?“ und er hatte mir lediglich einen genervten, völlig übermüdeten Blick geschenkt. Nach dem Festival hatte der letzte Prüfungsstress uns genug beschäftigt, danach war Sasuke wie jeden Sommer hauptsächlich mit seinem Bruder in der Welt herumgereist (sie konnten es sich ja leisten) und als die Schule wieder begonnen hatte, hatte auch schon unser Matura-Jahr gestartet. Natürlich, manchmal konnte ich mir dann dennoch eine blöde, zweideutige Bemerkung nicht verkneifen. Aber auch nur, weil ich nicht wollte, dass Sasuke auch nur im Geringsten ahnte, wie sehr mich diese verhängnisvolle Nacht beschäftigte. Ich dachte zu oft daran, dass ich es als Nichtigkeit abtun könnte, das war mir klar.
 

Sasuke verlor hingegen kein Wort über den sogenannten „Vorfall“. Auf meine Kommentare reagierte er mit der üblichen gelangweilten, abweisenden Miene. Er verkroch sich in der Bibliothek und streberte ununterbrochen um auch ja eine 1er-Matura in der Tasche zu haben. Wir sahen uns seltener. Und wenn ich es jetzt im Nachhinein betrachtete, würde ich fast sagen, er hatte sich ein wenig von mir abgewandt.
 

Schmerzlich stichelte diese Erkenntnis in meinem Brustkorb. War es vielleicht für ihn eklig gewesen? Ich musste ja zugeben, wirklich Rücksicht hatte ich nicht auf ihn genommen, so benebelt war ich gewesen. Aber… nein. Er hatte doch gesagt, ich solle ihn küssen!
 

Ich richtete mich in meinem bequemen Sessel wieder auf und schob mein Handy zurück in die Hosentasche. Nein, Ekel konnte es nicht gewesen sein, oder zumindest konnte er mir nicht die Schuld für das alles geben, zumindest nicht völlig alleine.
 

Sasuke hatte natürlich seine 1er-Matura geschafft. Mit doppelt- und dreifachen Sternchen, würde man in der 8. Klasse Gymnasium noch Sternchen vergeben. Die weibliche Lehrerschaft, auch wenn sie es nicht zugeben würde, hing ihm sowieso an den Lippen und der männliche Teil war beeindruckt von seiner Intelligenz. Natürlich beneidete ich ihn darum, dass er so eine Intelligenzbestie war und alles mit links schaffte, was er anpackte – aber das ging eben auch auf Kosten der Freizeit, und ich liebte meine Freizeit nun mal über alles.
 

Und nach der Matura sah ich auch nicht mehr allzu viel von Sasuke. Er wusste schon genau, was er wo studieren wollte – Jus, um später in die Kanzlei seines Vaters einzusteigen und zwar in einer 300 Kilometer entfernten Universitätsstadt. Ich schnaubte leise. Auf jeden Fall war er den Großteil des Sommers damit beschäftigt gewesen, sich dort eine Wohnung zu suchen.
 

Nun ja. Ich hatte ganz lässig begonnen in meiner Heimatstadt Sportwissenschaften zu studieren. Und ich konnte mit Stolz behaupten, dass es für mich auf der Uni besser lief, als in der Schule.
 

Auf jeden Fall bekam ich Sasuke, seit er weggezogen war, aus Gründen der Mobilitätsbeschränkung nicht mehr sonderlich oft zu Gesicht. Klar, wir chatteten und ab und zu rief ich ihn auch an, wenn mir langweilig war. Wenn er in der Stadt war um seine Eltern zu besuchen trafen wir uns auch und eigentlich war es dann auch immer lustig. Wie früher war es allerdings nicht. Wie vor diesem Vorfall. Sasuke war ein kleiner Eisprinz, ja, das wusste ich schon, aber mir gegenüber hatte er sich sehr wohl zwischenzeitlich geöffnet. Manchmal sogar eine kleine Schwäche eingestanden. Zeitweise war er richtig fürsorglich, freundlich und einfach ein guter Freund gewesen. Und ich wusste, dass ich hier eine Sonderstellung eingenommen hatte und deswegen schätzte ich es umso mehr und freute mich insgeheim jedes Mal wie ein kleines Kind.

Aber das passierte eben derzeit nicht mehr. Und so selten wie wir uns sahen, war es auch kein Wunder.
 

Deswegen hatte ich spontan Sasuke genervt und ihm in den Ohren gelegen, bis er schließlich gereizt eingewilligt hatte, dass ich ihn am letzten Ferienwochenende des Sommers besuchen könnte. Es schien ihm absolut nicht recht zu sein, er nörgelte etwas von Klausuren und Vorbereitungen, aber das war mir herzlich egal. Ich wollte meinen Sasuke sehen und notfalls fuhr ich dafür eben quer durchs Land. Und ich wollte endlich wissen, ob tatsächlich irgendetwas anders zwischen uns war.
 

Ich angelte mein Handy wieder hervor, checkte die Uhrzeit und schrieb eine SMS:
 

Bin in einer halben Stunde am Bahnhof. Ich hoff du wartest schon sehnsüchtig, Sasuke :p
 

Kurze Zeit später vibrierte es auch schon in meiner Hosentasche. Vorfreudig öffnete ich die SMS und erhielt meine erwartete Antwort.
 

Alles klar, Baka.
 

Ich grinste breit. Nein, er war tatsächlich immer noch irgendwo mein Sasuke.
 

-
 

Ungefähr vierzig Minuten später schlängelte ich mich durch die Menschenmassen die zur Rolltreppe strömten und reihte mich brav ein. Sasuke und ich hatten ausgemacht, dass er in der Bahnhofshalle warten würde. Als ich durch die Unterführung marschierte, bemerkte ich zum ersten Mal, wie schnell mein Herz klopfte. Ich war tatsächlich nervös, obwohl ich hier lediglich meinen ältesten und besten Freund besuchen wollte. Du spinnst, Naruto, versuchte ich mich selbst zu beschwichtigen und sprang die Stufen zur Bahnhofshalle hoch.
 

Obwohl viel los war, sah ich Sasuke sofort. Er lehnte gleich neben dem Eingang an der Wand, hatte seine Hände in den Hosentaschen einer ungewohnt lässigen, dunklen Jeans vergraben. Sein Blick war gedankenverloren auf die große Anzeige der kommenden und abfahrenden Züge geheftet. Er hatte sich verändert. Er war zwar in meinen Augen schon immer ziemlich cool gewesen, aber jetzt strahlte er eine Lässigkeit aus, die mir bis dato unbekannt war. Es war merkwürdig, wie sehr er sich von seiner Umgebung abhob. Er zog die Blicke der Leute, die an ihm vorbeiliefen unwillkürlich auf sich. Das war in unserer Heimatstadt nicht viel anders gewesen, aber in der fremden Umgebung fiel es mir nochmal deutlicher auf.
 

Ein vorbeieilender Passagier rammte mir unabsichtlich den Ellbogen ins Kreuz und schreckte mich aus meiner Trance auf, ich taumelte kurz, fing mich aber gleich wieder. Meine seltsamen Gedanken abschüttelnd und darauf schiebend, dass ich ihn ebenso lange nicht mehr gesehen hatte, schritt ich breit grinsend auf Sasuke zu.
 

„Sasuke!“

Er hob den Kopf und sah in meine Richtung, seine pechschwarzen Augen musterten mich und augenblicklich kam ich mir ein wenig blöd vor, weil ich mich immer noch wie ein 15-jähriger Teenager anzog – zu weite, zu gequält cool zerrissene Jeans, zu weite, mit bescheuerten Aufdrücken versehene T-Shirts und zu ausgelatschte Converse – eigentlich sah ich so aus, als käme ich gerade von einem Festival.
 

Seine Lippen verzogen sich zu einem kleinen Grinsen und auf einmal hatte ich das Gefühl vor Glück, ihn wiederzusehen, platzen zu müssen. Lachend ließ ich meinen Rucksack von meiner Schulter rutschen und zog ihn stürmisch in eine feste Umarmung. Ich spürte wie er sich erst irritiert versteifte, ehe er ebenfalls seine Arme um mich legte. „Hei, Naruto.“
 

Breit grinsend drückte ich ihn noch mal an mich, ehe ich mich von ihm löste und ihm fröhlich ins Gesicht lachte. „Siehst ja immer noch ganz hübsch aus.“

Sasuke legte missbilligend den Kopf schief. „Du bist zu spät“, stellte er nüchtern mit einem Blick auf die große Bahnhofsuhr fest.

„Tut mir leid, ich hab dem Lokführer zwar gesagt, dass ein Uchiha auf mich wartet, aber er wollte trotzdem nicht angasen.“

Ich erntete ein leises Schnauben und hätte ihn am liebsten noch mal umarmt, so sehr hatte ich es vermisst.

„Idiot. Komm mit“, murrte er und stapfte los, ich packte meinen Rucksack und lief ihm nach.
 

Sasuke schritt zielstrebig die Straßen entlang und ich wuselte hinterher. Mittlerweile war der Himmel schon nachtblau und die Temperaturen angenehm warm. All meine Bedenken, dass ihn mein Besuch nerven könnte, wurden von seiner bloßen Anwesenheit hinweggefegt. Es war eine fantastische Idee gewesen, die vierstündige Zugfahrt auf mich zu nehmen. So und nicht anders wollte ich meinen letzten richtigen Ferientag verbringen! Überglücklich begann ich von meiner wahnsinnig aufregenden Zugfahrt zu erzählen. Ich berichtete von einem älteren Ehepärchen, die sich bei den seltenen, sinnlosen Sätzen die sie sich zu sagen hatten, fast anschreien mussten um sich zu verstehen, von schreienden Kleinkindern und einer Frau, die ihr ganzes Privatleben am Telefon mit einer Freundin bequatschte und ich nun gezwungenermaßen von ihrer Affäre mit ihrem Chef wusste. Ich gestikulierte, ich grinste, ich machte blöde Witze, über die hauptsächlich ich selbst lachte - kurzum: ich machte mich zum totalen Kasper, und es war es total wert, als ich das Schmunzeln auf seinen Lippen entdeckte.
 

„Du bist immer noch der gleiche Idiot, Naruto.“, unterbrach Sasuke mich als er mit seinem Schlüssel die Wohnungstür aufschloss und ich ließ die Arme sinken.

„Deswegen liebst du mich ja so“, lachte ich dann aber nur und drückte ihm übermütig einen Kuss auf die Wange.

„Lass das!“, zischte er augenblicklich und schob mich von sich weg. Er war immer noch die gleiche Kratzbürste, stellte ich mit einem Seufzen grinsend fest, während er die Tür öffnete.
 

„Sasuke?“, drang sofort eine helle Frauenstimme durch die Wohnung und einen Augenblick später stand auch schon eine rothaarige junge Frau, nur mit Hotpants und T-Shirt bekleidet vor uns und hielt mit mürrischem Gesichtsausdruck eine Packung Milch in der Hand. „Suigetsu hat schon wieder die Milch ausgesoffen und keine nachgekauft!“, klagte sie, während ich sie ein wenig verblüfft anstarrte. Wer war denn das? Sasukes Freundin vielleicht? Wieso hatte er mich nicht erzählt, dass er mit einem Mädchen zusammenwohnte?
 

Sasuke zuckte nur gelangweilt mit den Schultern. „Ist mir doch egal. Mach dir das mit ihm aus.“ Vermutlich also eher nicht seine Freundin.

Die Rothaarige schnaubte genervt. „Oh man, das ist sowas von nervig!“

In dem Moment ging die Tür rechts von ihr auf und ein junger, hellblonder Mann trat nur mit Handtuch bekleidet neben sie. „Reg dich nicht so auf, Karin, steht dir nicht“, neckte er sie und gab ihr einen Klaps auf den Po. Das Mädchen lief vor Wut feuerrot an. „Behalt deine ekelhaften Finger bei dir, du Perversling!“, schrie sie ihn zornig an, während der Typ nur belustigt auflachte.

„Karin! Hör auf so nervtötend zu kreischen und du, Suigetsu, hör auf sie ständig zu betatschen.“, unterbrach Sasuke sie mit gereiztem Unterton und die beiden verstummten sofort.
 

Ihre Augen wanderten nun zu mir, der das Schauspiel bis dato schweigsam und verblüfft betrachtet hatte.

„Wer ist denn das?“, fragte Karin und musterte mich missmutig.

„Äh…“, stammelte ich, von der plötzlichen Aufmerksamkeit überfordert.

„Das ist Naruto. Ich hab euch doch gesagt, dass er kommt.“, übernahm Sasuke, immer noch genervt.

„Achja, stimmt.“ Suigetsu kratzte sich am Hinterkopf, bevor er auflachte, auf mich zuschritt und mir die Hand hinhielt. „Hei, ich bin Suigetsu!“

Ich schlug ein und grinste schief. „Hallo. Naruto.“, wiederholte ich überflüssigerweise.

„Also kommt ihr beiden sicher auch zu der Party heute, oder?“, wandte sich Suigetsu an Sasuke, der knapp nickte.

„Party?“, warf ich erfreut ein.

„Ja. Und jetzt komm, ich zeig dir wo du pennst.“ Sasuke ging mit raschen Schritten vor und ich lief ihm wie ein kleines Hündchen nach, während Suigetsu breit grinste und Karin mich skeptisch taxierte. Irgendwie war mir die Braut ein wenig unheimlich.
 

-
 

Sasuke und ich trudelten gegen halb elf bei der Party ein, nachdem wir sein zugegeben recht luxuriöses Couchbett für mich hergerichtet hatten und ich ihn überreden konnte, zum Abendessen doch eine Pizza zu bestellen. Kaum hatten wir den Club betreten wurde Sasuke auch schon von allerhand Leuten begrüßt, aber er reagierte kaum und wenn nur desinteressiert. Zielstrebig steuerte er die Bar an, an der Suigetsu, Karin und ein ziemlicher Schrank von Typ mit knallorangen Haaren standen.

„Was willst du trinken?“, fragte Sasuke mich höflich, während er den Barkeeper herwinkte.

„Ähh, ein Bier erstmal“, brabbelte ich überfordert von den Eindrücken, die auch mich niederprasselten. Keine halbe Minute später hielt ich auch schon eine kalte Flasche in der Hand, während Sasuke an der Bar lehnend an seinem Whiskey on the rocks nippte und Karin, die an seinem Arm hing und ihm irgendwelches Zeug ins Ohr flüsterte, wenig Beachtung schenkte.

„Na, Naruto, erzähl mal, war Sasuke immer schon so ein kleine Womanizer?“, fragte Suigetsu mich gut gelaunt.

Ich lachte. „Ohja, und daran hat sich anscheinend nichts geändert…“
 

Suigetsu stellte sich als amüsante Gesellschaft heraus. Von ihm erfuhr ich in den paar Stunden, die wir an der Bar verbrachten mehr von Sasukes neuem Leben, als er mir vermutlich jemals erzählt hätte. Sasuke war nach wie vor ein ziemlicher Streber, allerdings schien er inzwischen auch gute Partys ziemlich zu wertschätzen. Dass er nicht mehr unter den Argusaugen seines Vaters lebte, schien ihm offensichtlich gut zu tun.

„Naaa, und ich sag’s dir, er könnt ja jeeede Woche ne andre im Bett haben – ach was redich – jede Nacht! Aber er’s so wääählerisch… ich mein wenn mich Karin ständig so angraben würd, ich würd die ja nie mehr aus’m Bett lassn…“, lallte mir Suigetsu leidend nach einer Reihe Tequila-Shots zu. Mittlerweile tanzten vor meinen Augen auch bunte, verschwommene Farben. Wo Sasuke abgeblieben war, wusste ich überhaupt nicht mehr.

Ich stieß mit Suigetsu an, leerte den nächsten Shot und biss in die Orange.

„Hatta was mit ihr ghabt, der Karin?“, fragte ich Suigetsu. Meine Zunge war mittlerweile ebenfalls ziemlich schwer.

„Jaaa, ein paar Mal… aber so richtig Interesse hatta denkich ned… dabei is die Frau echt rundum perfekt…“ Naja.

Ich gluckste belustigt. „Nah, vielleicht solltest sie auch mal blöd anpampen, dann läuftse dir bestimmt auch nach.“

Suigetsu rutschte fast der Ellbogen weg, den er auf die Theke abgestützt hatte und sah mich bewundernd an. „Keine schlechte Idee, Mann. Das Weib scheint voll auf diese Tour abzufahren…“

„Eben…“ Mittlerweile hatten wir uns ein paar Barhocker ergattert und die leeren Gläser stapelten sich vor uns auf. Suigetsu war wirklich eine äußerst angenehme Gesellschaft.
 

„Ah, da isser ja, unser Prinz“, ließ Suigetsu einen Moment später verlauten und ich sah auf. Sasuke schlängelte sich gerade wieder zu uns durch, der orangehaarige Schrank folgte ihm wie ein Bodyguard.

„Naaa, Sasuke, altes Haus, bist ja noch immer so ein alter Streber, hab ich gehört“, lallte ich ihm auch schon lachend entgegen und Sasuke verzog missbilligend das Gesicht, da ich ihm offensichtlich geradewegs meine Alkoholfahne in die Nase gepustet hatte.

„Boah, Dobe, du solltest mal ne Pause machen“, brummte er mich an.

„Booaaah, Teme, du solltest mal anfangen!“, lachte ich laut und schlug mit der flachen Hand auf den Tresen. Der Barkeeper warf mir einen skeptischen Blick zu, doch ich grinste nur vergnügt.

„Ehrlich Mann, du kannst meinen Shot haben, ich muss dringend schiffen“, stimmte Suigetsu mir zu und schob Sasuke seinen Shot zu, rutschte vom Hocker und taumelte in die Menge.

„Na dann, prost, Bruder!“, stieß ich mit Sasuke an, doch er zog mir meinen Shot aus der Hand und leerte beide hintereinander. Voller trunkener Bewunderung sah ich ihm dabei zu.

„Mach ne Pause, Naruto, ernsthaft.“, wies er mich schließlich seufzend an und ich hob abwehrend und übertrieben respektvoll die Hände.

„Suuu Befehl, Captain!“
 

Sekunden später drückte mir Sasuke auch schon ein Glas Wasser in die Hand. Ja, das war mein fürsorglicher Sasuske. Grinsend betrachtete ich ihn, als er neben mir an der Bar lehnte und seinen Blick über die Menge schweifen ließ. Die Hitze im Club ließ ihn auch nicht unberührt. Kleine Schweißperlen hatten sich auf seinen Schläfen gebildet und ich betrachtete fasziniert, wie einer dieser Tropfen über seine Wangen lief, den Hals hinunterglitt und von der kleinen Mulde über seinem Schlüsselbein aufgefangen wurde. Ich erwischte mich bei der Vorstellung, diesen kleinen Tropfen von seinem Körper zu küssen und schüttelte verwirrt den Kopf, klammerte mich an mein Wasserglas. Ich hatte wirklich zu viel getrunken. Definitiv.
 

„Ich glaub, ich brauch mal frische Luft“, nuschelte ich und rutschte ebenfalls vom Barhocker, stolperte Richtung Ausgang. Ich taumelte am Türsteher vorbei, der gerade mit zwei offensichtlich minderjährigen Mädchen diskutierte und ließ mich ein paar Meter vom Club entfernt auf eine niedrige Backsteinmauer sinken. Kalte Luft streichelte mein verschwitztes Gesicht und ich atmete den Sauerstoff tief in meine Lungen. Mein T-Shirt klebte unangenehm an meinem verschwitzten Körper und ich fuhr mir durch die Haare, stützte danach die Unterarme auf meinen Oberschenkeln ab und versuchte ein wenig auszunüchtern.
 

Minutenlang saß ich stumm da. Meine Gedanken schweiften wieder zu Sasuke ab. Erst jetzt, wo ich ihn wiedersah und alles wieder völlig normal schien, merkte ich, wie entsetzlich er mir abging. Seine kleinen, freundschaftlichen Gesten bedeuteten mir immer noch die Welt. Ich grinste verschwommen. Auch wenn er jeden um sich herum gern auf Distanz hielt, ich hatte im Laufe der Zeit gelernt, dass er nicht so unbeteiligt war, wie er sich gern gab. Trotzdem. Sasuke lebte jetzt über vier Zugstunden entfernt und mir fehlten seine Sticheleien, seine Beleidigungen schmerzlich. Überhaupt, er ging mir einfach furchtbar ab. Und dass die Befürchtung, die ich gehabt hatte, dass er mich seit diesem bescheuerten Festival mied, sich anscheinend nicht bewahrheitet hatte, stimmte mich erleichtert. Sasuke verhielt sich eigentlich wie immer, auch wenn er weniger mürrisch und weniger schnell gereizt war. Er war einfach relaxter. Es schien ihm gut zu gehen. Und es war wirklich unfair von mir gewesen, zu denken, er hätte sich mich gemieden. Sein Umzug hatte bestimmt nichts mit mir zu tun gehabt. Zweifellos waren es wirklich die Gründe gewesen, die er mir immer genannt hatte: die fantastische Universität und die Aussicht darauf, nicht mehr unter der unmittelbaren Kontrolle seiner Familie zu stehen. Nein, es war definitiv und eindeutig alles so wie immer! Fröhlich über meine neue oder auch nur gefestigte Erkenntnis sprang ich motiviert auf, taumelte kurz und hielt mich rasch an der Backsteinmauer fest. Mit einem Blick zum Clubeingang stellte ich erleichtert fest, dass mir dieses kleine Ungeschick außerhalb der Sichtweite des Türstehers geschehen war. Reiß dich zusammen, Uzumaki!, wies ich mich selbst an und straffte meine Schultern.
 

Ich verzog das Gesicht als mir die stickige Clubluft wieder entgegenschlug, atmete notdürftig eine Ladung Stickstoff ein, bevor ich begann mich zur Bar durchzuschlängeln. Als sie in meinem Blickfeld auftauchte, blieb ich überrascht stehen. Sasuke stand an der Bar, zu seiner rechten hing wieder Karin – was nicht weiter verwunderlich war – doch links neben ihm saß auf einem Barhocker ein blonder Typ, den Ellbogen am Tresen abgestützt. Mit seiner freien Hand rührte er mit dem Strohhalm in seinem Cocktailglas herum, während er Sasuke irgendwie seltsam anlächelte. Er war braungebrannt, trug ein ärmelloses rotes Shirt und hatte ein schwarzes Tuch um seine Stirn gebunden. Sasuke unterhielt sich mit ihm, machte anscheinend gerade irgendeine amüsante Aussage, denn der Typ lachte auf einmal auf und schlug ihm mit der Hand spielerisch leicht gegen die Schulter. Sasuke grinste.
 

In meinem Bauch schien sich auf einmal ein riesiges Loch aufgetan zu haben. Verstört betrachtete ich die Szene vor mir, wie Sasuke mit diesem Typen scherzte und wie dieser Typ ihn offensichtlich und ziemlich unverschämt anschwulte und Sasuke schien nichts dagegen zu haben, nein, er schien sogar Spaß zu haben…
 

Und völlig unerwartet vernahm ich auf einmal ein seltsames Gefühl in dem Loch in meinem Bauch, das eigentlich nur mit einem einzigen Wort beschrieben werden konnte: Eifersucht. Beißende, nagende Eifersucht.
 


 

-
 


 

Zuerst einmal vielen Dank für die Favos & lieben Dank, Sora, für das Kommi! (:
 

Zugegeben, ich hab mir mit dem Kapitel furchtbar schwer getan! Es gibt vier verschiedene Versionen aus unterschiedlichen Perspektiven davon, aber es will nicht besser werden und ich hoffe einfach, dass ich es mit dem nächsten Kapitel entschädigen kann! :/ Es ist alles viel länger als geplant geworden und ich wollte jetzt kein zehntausend Wörter-Kapitel reinhauen, deswegen hab ich's doch noch aufgeteilt ^^'

Und es tut mir leid, dass so wenig "passiert" und so viel Vergangenes aus Narutos Gedanken erzählt wird - das nächste (und hoffentlich letzte) Kapitel ist dann wieder aktiver! ^^
 

Kritik, Anregungen und sonstiges sind natürlich nach wie vor gern gesehen! (:
 

Vielen Dank für's Lesen!
 

Liebe Grüße,

Rockjunkie
 

PS: Titel & Songzeile © Negative



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Bananabeard
2011-06-14T19:54:32+00:00 14.06.2011 21:54
schreib weiter! Tu es!
TUUUUU EEEEEEEES!
Ich mag deine Story wirklich.. irgendwie fesselnd.
*mit kuchen und keksen bestechen will*
wenn du schnell weiterschreibst spendiere ich dir alles was du willst
Biiiiiitte!

Von:  Leviholic
2011-06-14T17:19:09+00:00 14.06.2011 19:19
Sehr tolles Kapitel :) zwar hat mich der zeitsprung etwas irritiert,aber das passt schon. Frteu mich auf mehr :)

Die Sora ♥


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