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Florentina Nomus

Das Blut in mir. . .
von

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Kapitel Drei

SOOO Geschafft,
 

eigentlich sollte das Kapitel ja schon viel früher kommen, aber ich hab mich dieses Semester so übernommen, dass ich es einfach nicht früher geschafft habe ;__;

dann sollte es noch vor Weihnachten kommen, so als kleine Überraschung,

aber das hat ja leider auch nicht geklappt. ;__;
 

wie dem auch sei, hier ist es nun mein Drittel Kapitel. *TADA*
 

SO ganz bin ich nicht zufrieden, ich finde ein paar stellen sind sehr unsauber ausformuliert und OBWOHL mein Beta drüber geguckt hat ( und ich auch noch mal versucht habe nen paar Fehler weg zu machen. xD) hab ich das Gefühl, das da doch noch ne Menge drin stecken.. ;_;

*vielleicht bin ich ja auch nur Fehlerblind, weil ich es jetzt zum gefühlt 1000 mal durchgelesen habe XD*
 

Gewidmete ist es diesmal meinem Lieben Komi Schreiber

Weil sie immer zu mir steht und mir auch so manches mal in den AR** getreten hat.. xD
 

Eigentlich wollte ich ja schon viel weiter sein mit der Ganzen Story,

EIGENTLICH SCHON FERTIG!

Und jetzt muss ich euch noch mal vertrösteten.

Durch den ganzen Klausur Stress, der jetzt noch auf mich zu kommt, kann ich wohl erst wieder im Februar schreiben und was neues Hochstellen… ;_;

*sorry*
 

So und jetzt Schluss mit dem Gerede und los geht’s mit dem neuen kapitel :)

Hoffe euch gefällt es :P
 

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„Media in vita in morte sumus“ Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen


 


 

Kapitel 3.
 


 

Der Regen prasselte wie wild gegen mein Fenster.

Als ich die Augen aufschlug, war es dunkel. Eigentlich zu dunkel für diese Uhrzeit, doch das störte mich nicht, denn es war zudem der morgen nach meinem siebzehntem Geburtstag und somit der zweitschlimmste Tag in meinem bisherigen Leben.

Ein Blitz zuckte über den nachtschwarzen Himmel und erhellte schemenhaft mein Zimmer, in welchem noch immer meine Geschenke und die Geburtstagsgirlanden lagen.

Das dunkele grollen des Donners, folgte rasch und vermischte sich unheilverkündend mit dem schlagen der Wanduhr.

Zwölf Uhr Mittags und doch trat mein treuer Platinsoldat nicht hervor, den er hasste Gewitter.
 

Es war, als würde das Wetter mein Inneres wieder spiegeln.

Der Wind pfiff heulend um die Ecken des Schlosses, drang durch mein geöffnetes Fenster, bauschte meine Vorhänge auf und ließ die kleine Kerze auf meinen Nachttisch gefährlich flackern.

Behutsam stieg ich aus dem warmen Bett und bereute es sofort. Denn es war bitterkalt und der Boden vor dem Fenster hatte die ersten Tropfen abbekommen. Schon drang der zweite Windstoß in den Raum, verfing sich in meinen Haaren und trieb mir die Kälte in die Knochen.

Schnell schloss ich das Fenster und flüchtete mich wieder in mein behagliches Bett, seufzte tief und sah zu, wie erneute Blitze den schwarzen Himmel erhellten.

Ich war hundemüde, denn trotz der späten Stunde, hatte ich nicht viel geschlafen.

Die Worte meines Vaters hatten mich wach gehalten.

Denn obwohl er mir beteuerte, dass noch nicht alles verloren sei, fühlte ich mich trotzdem von jeglicher Hoffnung verlassen.

Das anfängliche Gefühl der Zuversicht war schon lange verschwunden.

Denn, „dass nicht alles Verloren ist“, heißt auch, dass ich wieder warten musste und genau dass brachte mich um den Verstand.

Warten.

Ich wartete seit ich zehn Jahre alt war. Seit ich zum ersten Mal in meine Klasse kam und merkt, dass ich anders war.

Ich hatte mich nicht, wie die meisten in meiner Klasse, vor den Wesen mit den spitzen Ohren gefürchtet und man musste mir auch nicht mehr den Unterschied zwischen Hexen und Elben erklären.

Denn mein Vater hatte mir früh beigebracht, dass wir zwar anders aussahen, uns anders verhielten und vielleicht auch anders sprachen, im Grunde jedoch alle gleich waren.

„Den uns verbindet die Kraft Sol´s. “ , hatte er damals zu mir gesagt und ich hatte ihm geglaubt. Doch als ich endlich alt genug war, um in seine Schule gehen zu dürfte, stellte ich sehr schnell fest, dass mir etwas fehlte.

All meine Mitschüler waren umgeben von dieser untrüglichen Aura. Ein Brechen der Luft, ein Flimmern um sie herum, die Kraft von Sol. Eine Kraft, die ich nicht besaß.
 

Als ich meinen Vater danach fragte, entgegnete er mir, ich müsse mich gedulden : „Das ist ganz normal mein Engel. Nicht jeder besitzt in deinem Alter Kräfte, die man wahrnehmen kann. Gedulde dich. Früher oder später wird dich die Aura genauso umfließen wie die anderen.“

Es stimmte, nicht jeder hatte dieses Schimmern sofort besessen.

Selina hatte es und auch alle Elben, jedoch nur ein paar der anderen Schüler.

Also warteten wir zusammen. Doch der Kreis der wartenden lichtete sich von Jahr zu Jahr und als ich zwölf war, wartete ich alleine.

Meine Mitschüler begannen mich zu meiden, denn nun war ich wirklich fremdartig und anders.

Eine Außenstehende in ihrer Mitte.

Ich erinnere mich daran, wie ich meinen Vater unter Tränen anschrie.

„Was stimmt nicht mit mir? Warum bin ich anders?“

„Du bist nicht anders, Florentina. Du bist besonders. Einige der bedeutendsten Hexen und Zauberer entwickelten ihre Kräfte erst mit vierzehn oder noch später. Eine Hexe kann ihre Kräfte bis zum siebzehnten Lebensjahr entwickeln. Du musst nur Geduld haben.“

Geduld! Inzwischen hasste ich dieses Wort.

Ich ließ die Sticheleien über mich ergehen, denn ich hatte ein Ziel und ich hatte Selina.

Selina, die immer zu mir hielt, die mich nicht mied und meine Freundin wurde, meine beste Freundin.

Ich wartete bis zu meinem siebzehnten Geburtstag, ich hielt durch, obwohl meine Hoffnung von Jahr zu Jahr geringer wurde.

Ich hielt durch, weil ich ein Datum vor Augen hatte, doch nun war diese Frist verstrichen.

Nun gab es keinen Ankerpunkt mehr an dem ich mich hätte halten können.
 


 

Drei Wochen waren seit meinem vermurksten Geburtstag vergangen und obwohl es mir noch nicht wirklich besser ging, hatte ich schlichtweg keine Zeit mehr Trübsal zu blasen.

Denn der klausurintensivste Monat stand vor der Tür und gerade ich, als Tochter des Schulleiters, stand unter enormen Leistungsdruck.

Denn die meisten Lehrer waren der Meinung, dass ich eine gewissen Vorbildfunktion hatte und erwarteten daher ausschließlich gute Noten von mir.

Vor allem Glauco war es in dieser Zeit nie müde mir wiederholt zu sagen, was für eine Schande ich für meinen Vater war.

Zum Glück für mich, waren meinem Vater die Prüfungen ziemlich egal.

Im Gegenteil, wenn es nach ihm ginge, wäre seine Ausbildung eine klausurfreie Ausbildung geworden.

Er war nämlich ein großer Verfechter des Lehrsatzes, dass jeder Schüler in seinem eigenen Tempo lernen sollte. Und vor allem sollte jeder nur das aus dem Unterricht mitnehmen, was ihm oder ihr wichtig erschien.

So gesehen war seine Schulform eigentlich sehr angenehm für uns Schüler.

Wenn es da nicht vor ein paar Jahren die Sache mit dem Aufsichtsrat gegeben hätte.

Denn wie jede Schule in Terrafina, steht auch die Schule meines Vaters unter der Aufsicht des Gremiums.

Dem Gremium der Weisen kam zu Ohren, dass mein Vater keine Prüfungen abhielt und dies sorgte im ganzen Land für Aufruhr. Eine Schule musste seine Schüler prüfen, um den Wissensstand seiner Lehrlinge abzufragen. Nur so konnte sie die Bescheinigung zum Lehren erhalten.

Deshalb wurde ein Gesandter geschickt, um den Zustand der Institution meines Vaters zu überprüfen.

Und der Abgesandte kam zu einem furchtbaren Ergebnis. Nicht nur das die Schule meines Vaters keine Klausuren schreiben ließ, es gab schlichtweg auch keinen Lehrplan.

Das Gremium stellte meinem Vater ein Ultimatum, entweder er ließ seine Schüler Prüfungen und führte einen Lehrplan ein oder seine Schule würde geschlossen.
 

Ich erinnere mich noch gut an den Tag, an dem mein Vater das Schreiben des Gremiums erhalten hatte. Ich hatte ihn selten so wütend erlebt.

„Diese Ignoranten, veralteten, überholten Sturköpfe.“ Hatte es aus seinem Büro geschrien.

Es ist anzumerken, dass mein Vater nicht viel jünger war, als die Weisen.

Doch obwohl er sogar drohte aus dem Gremium auszusteigen, konnte er sie nicht dazu bewegen für seine Schule eine Ausnahme zu machen.

Gesetzt ist eben Gesetz und vor allem war das einhalten dieser Gesetze, die einzige Aufgabe, die das Gremium hatte.

Mein Vater musste sich beugen und so wurden zum Jahresende hin die ersten Klausuren geschrieben.

Die Klausuren wurden in Absprache mit den Weisen gestellt und von den lehrenden Professoren benotet.

Meinem Vater waren diese Noten egal. Er ließ keinen ein Jahr wiederholen, nur weil seine Noten zu schlecht waren. Das war die einzige Auflehnung die er sich leisten konnte.

Jedoch mussten auch Hexen und Zauberer nach der Schule ihren Sold verdienen. Der gute Umgang mit ihren Kräften konnte also nicht schaden.
 

Geprüft wurde in allen Fächern, die die Schule meines Vaters zu bieten hatte.

Natur- und Tierkunde, war mein Lieblingsfach. Denn da kam es nicht auf das eigene Sol an, sondern um den geschickten Umgang mit Mutternatur´s Geschöpfen.

Dann gab es natürlich noch, Geschichte des Anio, Selina hasste diese Fach. Sie konnte sich einfach keine Zahlen und Ereignisse merken und bekam daher regelmäßig ein Malus.

Planetenkunde und Arithmetik wurde von Professor Glauco unterrichtet. Hier war es für mich natürlich unmöglich eine gute Note zu bekommen, jedoch viel es auch den anderen Hexen und Zauberer schwer, auch nur ein Remedium zu erhalten.

Einzig die Elben bekam ohne größere Probleme eine gute Noten.

Bewegungslehre oder auch Lehre des Körpers und des Geistes genannt, war seit einem Jahr das neue Lieblingsfach der meisten weiblichen Schüler. Und das obwohl in diesem Fach der Umgang mit Schwert und Degen vermittelte wurde, so wie das schießen mit Pfeil und Bogen von einem Pferd aus.

Der Grund für den plötzlichen Sinneswandel der Mädchen, war Professor Gente.

Ein junger Elb der erst seit kurzem an der Schule meines Vaters unterrichtet. Alle meine Mitschülerinnen waren heimlich in ihn verknallt, sogar ein paar der Professorinnen.

Wie alle Elben hatte Professor Gente einen athletischen und eleganten Körper.

Wenn er Übungen zu Pferde oder den Umgang mit dem Schwert demonstrierte, hörte man die Mädchen reihen weise seufzen.

Bewegungslehre war Verus Lieblingsfach.

Er liebte den Fechtkampf, obwohl man bei ihm eher von einem Fechttanz reden konnte. Wenn er ganz versunken die schwierigsten Bewegungen trainierte, hielten nicht nur die weiblichen Hexen die Luft an. Es versteht sich von selbst, dass er stets ein Optimus in der Klausur bekam.

Generell schaffte Verus in allen Fächern die Bestnote. Selbst in Lehre der magischen Tränke und das obwohl Professor Saturnus, ein wirklich alter und hutzeliger Zauberer, dieses Fach unterrichtete. Verus war sogar der Einzige, der in diesem Fach ein Optimus bewerkstelligte. Den Professor Saturnus war der Meinung, dass erst ein Schüler der so viel Lebenserfahrung hat wie er hatte, in der Lage war, sich ein Optimus zu verdient.
 

Das letzte Fach in dem geprüft wurde, war Beschwörung.

Auch hier war ich nicht die Schlechteste. Im Gegenteil, ich schaffte regelmäßig ein Bonum.

Denn da ich noch immer keine Kräfte ausgebildet hatte, musste ich, sehr zum Ärger meiner Mitschüler, nur den theoretischen Teil absolvieren.

Und dank Professor Medinis Beschäftigungstherapie – in den fachpraktischen Stunden, musste ich immer Beschwörungsformel abschreiben – hatte ich damit selten Problem.

Im Gegenteil zu Selina. Schaffte sie im praktischem Teil ohne Probleme ein Optimus versagte sie in der Theorie vollends.
 

„Wie beeinflussen sie die Luft bei einem Schwebezauber?“ Fragte ich Selina.

Sie saß auf dem Flickenteppich in der Bibliothek. Auf ihren Knien lag ihr Beschwörungsbuch, ihre Haare waren wild zerzaust und notdürftig mit einem Zopf zusammen gebunden. Vereinzelte Strähnen kämpften sich aus dem Nest und vielen in auf ihre geröteten Wangen.

„Ähm das mach ich …“ gedenken verloren Blätterte sie in ihrem Buch rum.

„Ah man… Warum zum Teufel muss ich das denn wissen…“ stöhnen ließ sie sich auf den Rucken fallen. „Wenn ich will das etwas Schwebt sag ich Pendere zeige auf das Objekt meiner Wahl und es schwebt. Fertig!“

„In Wahrheit beeinflusst du die Luft gar nicht sondern die Energie des Objekts. Das Objekt bekommt so zu sagen eine eigene Energie-Hülle. Diese Energiehülle ist von der dichte her Geringer als die Materie, die sie umgibt. Deshalb schweb das Objekt was sich in dieser Hülle Befindet.“ Verus saß in einem Flauschigen Ohrensessel uns gleich gegenüber.

Um ihn herum stapelten sich die verschiedensten Lehrbücher. Wie immer kurz vor den Prüfungen hatten wir uns zusammen in die Bibliothek verzogen um zu Lerne. Beziehungsweiße Selian und ich verzogen uns in die Bibliothek um zu lernen.

Verus leistete uns meist nur Gesellschaft. Manchmal half er uns wenn wir nicht weiterwussten oder erklärte uns komplizierte zusammenhänge, die wir aus den Büchern einfach nicht verstanden.

Meistens saß er jedoch einfach nur neben uns und lass in irgendein einem Buch.
 

„Also wie in einer Gigantischen Seifenblase?“ Fragte Selina mich und fing bei der Vorstellung an zu kichern. „Stell dir mal vor, ein Stuhl oder ein Kerzenständer in einer Seifenblase.“

Kichernd viel ich in ihre Gelächter mit ein.

Verus verdrehte die Augen und konzentriert sich wieder auf sein Buch.

Auch wenn der Anlass unschön war, liebte ich diese Zeit vor den Prüfungen. Wenn wir alle gemeinsam in der Bibliothek saßen, Tee tranken und mehr oder weniger gut lernten.
 


 

Ich lag unter der großen Linde, meinem Lieblingsplatz im Schloss und genoss die ersten warmen Sonnenstrahlen, mit einem meiner Bücher in der Hand.

Das Rauschen des Windes umspielte mein Ohr, wenn er sich in den neuen, zarten Trieben des mächtigen Baums verfing.

Ganz in Gedanken, bemerkte ich Verus erst, als sein Schatten auf mich fiel.

„ Hallo Florentina .“

„ Hi...“ , murmelte ich lahm, las die letzen paar Sätze zu ende und klappte das Buch seufzend zu. Ich hasse es wenn ich beim lesen unterbrochen wurde. Verus hatte sich derweil ins frische Gras neben mich gesetzt und spielte nervös mit einem Grashalm.

„ Florentina, ich muss dich etwas fragen…“

„ Okay … worum geht es? “ Doch Verus antwortete mir nicht gleich, es war als müsste er erst die richtigen Wörter suchen, was mich ziemlich verunsicherte, den das war für ihn vollkommen untypisch.

„ Also bald ist doch Frühlingsball …“, sagte er endlich, mied jedoch immer noch meinen Blick. Irgendwas stimmte nicht. Dieses Verhalten kannte ich gar nicht von ihm, sonst kam er immer gleich auf den Punkt. Seine Sätze waren stets so präzise formuliert, als ob er für seine Aussagen jedes Mal eine Note bekommen würde.

Doch vor allem blickt er einem beim sprechen in die Augen, das verlangte schon seine Erziehung als Elb.

Ich rutschte unruhig im Rasen hin und her, und gerade als ich ihn fragen wollte was zum Henker los sei, atmete er einmal tief ein und aus, drehte sich zu mir um und blickte mir endlich in die Augen.

„Gehst du mit mir auf den Ball ? “ ,es war das erste Mal, dass ich seine Stimmte so schüchtern in meinen Ohren vernahm.

Ich lachte erleichtert auf und die Anspannung wich aus meinen Gliedern.

„ Natürlich, Verus! Mensch, jag mir doch nicht so einen Schreck ein. Ich dachte es wäre sonst was passiert. Wir drei gehen doch immer zusammen zum Ball. “, beruhigt wollte ich mich wieder meinem Buch zuwenden, als er plötzlich nach meine Hand griff.

„ Nein , so mein ich das nicht. Nicht wir drei. Ich meine nur du und ich. Also nur wir beide...“ , fahrig fuhr er sich durch die Haare und blickte mich erwartungsvoll an.

Da begriff ich endlich, was er mir die ganze Zeit versuchte zu sagen und lief ich feuerrot an.

Fragte Verus mich gerade wirklich nach einer Verabredung?

Mein Herz schlug wie wild, meine Finger begannen zu schwitzen und mein Magen kribbelte vor Aufregung.

Was sollte ich tun?

Schließlich war er einer meiner bester Freund.

Mein innerer Unruhe spiegelte sich wohl in meinem Gesicht wieder, denn Verus ließ meine Hand mit einem bekümmerten Gesichtsausdruck los.

„ Okay, ich hab schon verstanden, vergiss das einfach. War eine dumme Idee von mir. “ , er wollte schon aufstehen, als ich ihn diesmal reflexartig am Ärmel festhielt.

„Warte, ich würde gerne mit dir zum Ball gehen. Also du weiß schon.“ Verlegen sah ich auf meine Hand.

Oh Gott, was tat ich nur? Ich spürte, wie meine Lippen die Worte formten, doch wollte ich sie auch wirklich sagen?

Ich war mir gar nicht sicher, doch jetzt war es zu spät.

Wie sagte mein Vater immer so schön; gesagt ist gesagt. Oder: „Der Gnom ist schon in den Brunnen gefallen.“

Verus begann augenblicklich an zu strahlen: „Wirklich ? “ Es fehlte nur noch, dass er vor Freude in die Luft sprang.

Ich nickte und meine Wangen verfärbten sich noch ein wenig intensiver.

Falls das überhaupt möglich war.

„Gut, dann lass ich dich weiter lesen, wir sehen uns ja dann im Schloß.“ Beschwingt stand er auf, immer noch strahlend, doch nun etwas gefasster und sichtlich gelassener.

Völlig verblüfft schaute ich ihm nach.

Was zum Henker war gerade passiert ?
 

Gleich nach dem Gespräch mit Verus, hatte ich mein Buch endgültig zugeschlagen und war Selina suchen gegangen. Schließlich war eine beste Freundin gerade für diese Art von Situationen da. Gefunden hatte ich sie, sehr zu meiner Verwunderung, in der Bibliothek. Dort brütete meine beste Freundin gerade über einem dicken, in Leder gebundenem Buch.

Ein sehr seltener Anblick, doch ich war zu durcheinander um darüber nachzudenken.

Ausser Atem erzählt ich ihr, was gerade passiert war.

„Er hat sich also endlich getraut .“ , erwiderte Selina seicht, schob dann jedoch das Buch von sich und fing an zu grinsen.
 

Da saßen wir nun, ich völlig verwirrt, Selina immer noch schelmisch lächelnd, tranken Tee und hörten Musik, wie an einem ganz gewöhnlichen Sonnabend.

Nur war dieser Tag nicht gewöhnlich, schließlich hatte ich mich gerade zu meiner ersten richtigen Verabredung verabredet.

„Und, was hast du ihm geantwortet ? “ ,durchbrach Selina schließlich unser Schweigen.

Sie war noch nie gut darin gewesen einfach nur still dazusitzen und nichts zu sagen. Mein Gesicht färbte sich zum wiederholten Mal und ich bekam einen Schlug auf. Na Toll!

Seufzend ließ ich mich in meine blaue Tagesdecke fallen.
 

„ Aber das ist doch gut…“, Selina konnte sich das Lachen kaum verkneifen, als sie mein betrübtes Gesicht sah.

„ Mensch Flora, jetzt zieh nicht so ´ne Schnute. Erstens steht es dir nicht und zweitens ist es gar nicht nötig. Freu dich lieber das er sich endlich getraut hat…“

„ Ja aber er ist doch mein Freund..“

„ Na und ? Ich sehe da kein Problem drin. Das heißt doch nur, dass du ihn schon mal magst. Stell dir mal vor, es wäre nicht Verus sondern Natalis oder so gewesen, der dich nach einem Treffen gefragt hätte.“

„ Natalis !“ , rief ich entsetzt aus, was Selina einen erneuten Lachanfall bescherte.

Mich hingegen schüttelte es am ganzen Körper, bei dem Gedanken daran das dieser Kerl eine Verabredung mit mir wollte. Den Natalis war ein grobschlächtiger, junger Zauberer aus unserer Klasse, der einem Troll schon verdammt ähnlich sah. Nein, da war Verus mir wesentlich lieber, das stimmte. Aber dennoch.

„ Außerdem ist Verus schon so lange ich denken kann in dich verliebt.“ ,theatralisch ließ sie sich ebenfalls auf mein Bett fallen.

„ Das stimmt doch gar nicht ! “ ,protestierte ich sofort und beobachtete, wie sie ihre Tasse erst dreißig Zentimeter über ihr schweben ließ, bevor sie diese dann zielsicher auf meinem Nachtisch abstellte.

„ Meine Güte, du merkst so was aber auch gar nicht. Seitdem er in unsere Klasse gekommen ist, hat er ein Auge auf dich geworfen. Ich dachte ja du erkennst es endlich, als ich dir sein kleines lila Buch gezeigt habe.“ Immer noch feixte sie bei dem Gedanken. „Aber du hast wohl echt Fabalis auf den Augen wenn es um so was geht.“

Verus kam erst ein Jahr später in unsere Klasse. Damals war er sehr schüchtern und verschlossen gewesen.

Er stammte aus einer der adeligen Elbenfamilien, hatte mein Vater mir mal erzählt. „Weiß du Florentina, in den Adelsfamilien ist es üblich, dass die Kinder nicht reden, bis sie dazu aufgefordert werden. Es ist bei ihnen eine Art der Höflichkeit und des Respekts gegenüber den Älteren. Erst wenn ein junger Elb sich in seiner Familie bewiesen hat, darf er seine Meinung frei äußern.“
 

Viele hatten Verus jedoch einfach nur für arrogant gehalten. Selbst die Elben hatten ihn gemieden. Seine überragend guten Noten halfen ihm ebenfalls nicht, Anschluss zu finden. Ganz im Gegenteilig. Verus wurde schnell zum Außenseiter, genau wie ich.

Damals wie auch heute dachte ich, dass er sich deswegen unserer kleinen Gruppe angeschlossen hatte, weil er alleine war.

Das er es nur getan haben sollte, weil er verliebt in mich war, konnte ich einfach nicht glauben.
 

„ Meinst du das ernst, dass er schon so lange verliebt in mich sei ?“ , hackte ich unsicher nach. In meinen gesamten siebzehn Lebensjahren, gab es noch keinen Jungen, der irgendwie verliebt in mich erschien. Dabei wünschte ich mir schon seit langem einen Freund. Wer tat das nicht in meinem Alter ? Jedoch war mein Prinz immer verwegen, muskulös und ein bisschen dunkel in seiner Ausstrahlung. Er war ein Krieger und würde mich als solcher beschützen. In meiner Fantasie würde er sein Leben für meins geben.

Das ich so ein ausgeprägtes Bild von meinem Prinzen hatte, lag vor allem an meinem Vater.

Schon als kleines Mädchen hatte er mir Geschichten erzählt. Über eine Prinzessin, die in einer verborgenen Welt lebte. Die Prinzessin spürte, dass es nicht ihre Welt war, dass sie wo anders hin gehörte. Doch so sehr sie sich auch bemühte dieser Welt zu entkommen, sie schaffte es einfach nicht. Eines Tages, wurde die Prinzessin furchtbar krank. Alle Mediziner des Landes konnten ihr nicht helfen. Bis schließlich eines Nachts ein Fremder zu ihrem Schloss kam. Ihr Prinz in schwarzer Rüstung. Er rettet sie und nahm sie mit in seine Welt, wo er aus ihr eine Königin machte.
 

Ich konnte mir Verus nur sehr schwer in schwarzer Rüstung vorstellen. Für mich war er immer der nette, sympathische, vor allem aber liebenswürdige Junge gewesen. Mein Freund, auf den ich mich verlassen konnte. Der immer zu mir hielt, egal was auch passierte. Jemand, der in meinen schwersten und dunkelsten Stunden da war, um mich aufzuheitern.

An ihm haftete nie etwas Dunkles, Kriegerisches oder gar Gefährliches.
 

„ Ach verflucht Selina! Ich weiß einfach nicht was ich tun soll.“ ,meine Stimme klang verzweifelt. Selina piekste mich lachend in die Seite: „Also, als aller erstes müssen wir mal gucken, was du so zum anziehst hast.“
 

Das rosa Kleid welches Selina mir leihen wollte, war mir definitiv zu rosa und meine weisse Tunika wurde dann doch einstimmig abgelehnt.

„Du sollst ihn ja nicht gleich heiraten. Erst mal nur mit ihm ausgehen. “, bestimmte Selina und steckte ihren Kopf zurück in meinen Kleiderschrank.

Seit fast zwei Stunden suchten wir nun schon nach dem richtigen Kleid für meine erste Verabredung.

Überall in meinem Zimmer türmten sich die Kleiderberge und trotzdem war das Richtige einfach nicht dabei.

Das lag ganz sicherlich nicht an der geringen Auswahl, den Selina und ich wahren leidenschaftliche Sammler, doch für meine erste, offizielle Einladung zu einem Ball musste es etwas Besonderes sein.

Etwas Elegantes und auffallendes, aber auch nicht zu auffallend. Zudem sollte es schon traditionell sein, obwohl ein paar modernen Einflüssen auch nicht schaden konnten.
 

„Ich glaube, wir müssen einkaufen gehen.“ ,stellte Selina überzeugt fest und ich nutzte die Gelegenheit meinen Geburtstags-Einkaufsgutschein bei ihr einzulösen.

Gleich am nächsten freien Tag machten wir uns auf den Weg nach Scire, der Hauptstadt von Terafina.

Die Stadt Scire war die schönste und zugleich älteste Stadt in unserem Land. Sie lag auf hoch auf einem riesigen Hügel. Umgeben von Wäldern, Wiesen und Wasser. Eine steile Steinmauer kreiste das Zentrum der Stadt ein und schützte so die Hauptburg vor übergriffen. Schmale, dafür aber sehr hohe Steinhäuser reihten sich dicht aneinander.

Durchbrochen wurden diese Reihen nur von großen, weit in den Himmel ragend Wachtürmen. Die Aussicht auf diesen Türmen war einfach überwältigend. Mehrere Kilometer weit konnte man ins Tal blicken. So waren damals mögliche Feinde schon auf drei Tagesmärsche weit auszumachen. Damals, den Feinde gab seit dem großen Krieg keine mehr.

Auch unsere Schule konnte man von hoch oben aus sehen.

Die runden Türme des Schlosses ragten weit ins Firmament und in den blauen Zinnen spiegelten sich die Wolkengebilde und die warmen Strahlen von Sol.
 

Die Hauptburg von Terafina, bildete das Zentrum der Stadt und war gleichzeitig der Sitz der Weisen.

Hier regierten und lebten die ältesten und gebildetsten Zauberer und Hexen in unserm Land.

Das Gremium der Weisen wurde nicht vom Volk gewählt. Früher einmal ja, heute jedoch ist es ein Privileg aufgenommen zu werden und aufgenommen werden nur die, welche sich als würdig erwiesen. Meistens sind diese Würdenträger ziemlich alt.

Genau vor dem Eingang der Hauptburg, lag der große Marktplatz.

Ich liebte diesen Ort. Die Festaufgestellte Buden und Marktstände sahen mit ihren bunten Planen aus, wie Blumen auf einer wilden Wiese. Und wie Schmetterlinge folgen die Besucher von einem Stand zum Nächsten.

Jeden Tag, bei Wind und Wetter, boten die Kaufleute ihre Waren an.

Und was für außergewöhnliche Waren. Man konnte einfach alles bekommen; Gewürze, Seide, edle Stoffe, Waffen, Zaubersteine , Kessel, Kräuter und natürlich auch Ballkleider.
 

Selina und ich hatten unseren Lieblingsstand schon entdeckt, noch bevor wir den Platz richtig betreten hatten. Maratin, eine wirklich hübsche Hexe, zufällig wusste ich von meinem Vater, dass sie sich mit einem Verschönerungszauber jung hielt, begrüßte uns wie immer sehr herzlich.

„ Florentina, Selina, ich wusste, dass ihr kommt. Schließlich ist bald Frühjahrsball, nonne?

Ihr sucht neue Kleider,? Ich hab genau das Richtige für euch beide ...vere“ , sie zwinkerte uns zu und bahnte sich ihren Weg durch das Labyrinth an Stoffen und Kleidern.

Maratin war sehr groß, hatte dickes, schwarz gelocktes Haar und einen dunklen Teint.

Ihr kurviger Körper wurde heute von einem atemberaubenden, sonnenfarbenden Samtkleid gekonnt in Szene gesetzt.

Überall im Pavillon hingen die kostbarsten, ausgefallensten und aufregendsten Kleider in ganz Terafina. Das Zelt war so erfüllt von ihnen, dass nur noch vereinzelte, kleine Wege frei waren, auf denen Maratin nun entlang tänzelte und ein Kleid nach dem anderen für uns hervorholte.

Die grob gearbeiteten Armreifen, die sie wie immer um ihr Handgelenke trug, klierten dabei unaufhörlich.

„ En! Selina. Ist das nicht das vollkommene Kleid für dich? Ich hab es gesehen und musste sofort an dich denken.“

„Oh, Maratin. Es ist wunderschön.“ , jauchzte Selina und verschwand auch schon hinter dem Vorhang um das Kleid anzuprobieren.

Maratin umwarb uns wie eine fette Spinne ihre Beute und eh wir uns versahen stecken wir beide in traumhaft schönen und doch so verschiedenen Kleidern.
 


 

Der Tag mit Selina in Scire war einer der schönsten Tage seit langen. Im bunten Treiben des Marktes konnte ich endlich meine unguten Gefühle bezüglich meiner Zukunft vergessen. Dass ich nicht ganz dazu gehörte machte an diesem Ort keinem etwas aus.

Denn hier gehörte keiner wirklich dazu und doch waren alle Willkommen.

Es waren nicht nur Reiche, nicht nur Gelehrte die den Markt besuchten, sondern auch Reisende, Fremde, arme Bettler, Zauberer, Elben, Leute aus allen Schichten.

Der Markt gehörte allen. Die Gerüche, die prächtigen Farben, die vielen Eindrücke, alles prasselte immer wieder von neuem auf mich ein. Egal wie oft ich den Markt besuchte, es war immer wieder ein Erlebnis für alle Sinne.

An diesem Ort hatte man gar keine Zeit schlechten Gedanken hinterer zu hängen, geschweige denn, sich dem Kummer hinzugeben. Und eigentlich gab es ja auch gar nichts, worüber ich mir Sorgen machen musste. Die Klausuren waren geschrieben, die Ergebnisse wurden erst nach dem Frühlingsball bekannt gegeben und meine Kräfte? Nun, ich hatte jetzt schon so lange gewartet, es würde mich nicht umbringen noch ein wenig länger zu warten.

Und falls sich doch herausstellen sollte, dass ich keine Hexe sein sollte, dann hatte ich immer noch meinen Vater und meine Freunde, die mir helfen würden.
 

Die Tage wurden länger und wärmer. Nun strahlte die Sonne wieder hell in mein Zimmer. Die Vögel fingen an ihre Lieder zu singen und folgen aufgeregt von Ast zu Ast, wenn sie einen Artgenossen entdeckt hatten. Die Bäume begannen zu knospen und der erste, liebliche Duft von Blumen erfüllte die Gärten des Schlosses.

Es wurde Frühling und zwar in voller Pracht.

Die Zeit verstrich so schnell, dass es mir vorkam, als wäre seit dem Einkauf der Kleider, den Klausuren und vor allem seit Verus´ Frage, nur ein paar Tage vergangen.

Tatsächlich jedoch, war ein ganzer Monat ins Land gezogen. Ein Monat in dem die Schule für das große Fest geputzt und geschmückt wurde. Und je näher der große Tag kam, desto aufgeregter wurde ich. Doch nicht nur ich war aufgeregt, sondern auch meine Mitschüler. Pfeifend und lachend saßen sie in den Gängen, hingen Blumengirlanden auf und wischten den Staub von den alten Leuchtern. Der deutlichste Beweis dafür, dass der Ball kurz vor der Tür stand, war jedoch das andauernde Getuschel auf den Gängen.

Die Mädchen saßen immer häufiger in Gruppen draußen im blühenden Garten oder in den Nischen auf den Fluren und unterhielten sich über die neusten Kleider und Ballfrisuren. Oder, wer mit wem zum Ball ging und wer wenn gefragt hatte.

Denn traditionell musste der Junge das Mädchen zum Ball einladen.

Und so kam es, dass wann immer ein Junge einen Raum betrat, sich alle Mädchenköpfe nach ihm umdrehten.

Immer häufiger sah man nun vereinzelt Mädchen in den Gängen stehen, oder zufällig auftauchen, wenn sie den Jungen, von dem sie gerne gefragt werden wollten, alleine irgendwo stehen sahen.

Auch Selina wurde gefragt. Zu meiner und zu ihrer großen Überraschung. Doch ganz anders als ich, lehnte sie ab.

„ Ich brauch keinen Partner um auf einen Ball zu gehen. Nein, danke !“

Der Junge hatte ausgesehen wie ein begossener Pudel und irgendwie tat er mir furchtbar leid.

Doch schließlich war es Selinas Entscheidung mit wem sie oder eben nicht, auf den Ball ging.

Um ehrlich zu sein, wäre es mir lieber gewesen, wenn Salina sich auf die Verabredung eingelassen hätte. Denn als ich den ersten Schock über meine eigene Verabredung überwunden hatte, fiel mir etwas Neues, überaus Unangenehmes ein.

Wenn ich mit Verus ging, dann ging Selina alleine.

„Warum bist du nicht mit ihm zusammen gegangen? Dann hätten wir eine vierer Verabredung gehabt ? “ , doch Selina schüttelte nur den Kopf: „Nee, lass mal,“ sagte sie schlicht.
 

Am Abend des Balls war ich so aufgeregt, wie schon lange nicht mehr.

Selina stand vor mir und verteilte, passend zu meinem blauen Kleid, Liedschatten auf meinen Augen. Als sie einen Schritt zurück trat und ich mich das erste Mal im Spiegel sah, verschlug es mir fast die Sprache.

„Gut siehst du aus !“ ,sie lachte über mein überraschtes Gesicht : „Hast du gedacht, ich schmink dich so sehr wie mich selbst ? Nee... Ich weiß doch, dass du das nicht magst.“

„Und dir steht Auffallendes auch viel besser . “ ,konterte ich fröhlich und drehte mich, um mein Kleid fliegen zu lassen.

Der mitternachtsblaue Stoff fühlte sich an wie flüssiges Wasser, auf meiner vor Aufregung erhitzten Haut. Der Reifrock ließ den Stoff weit um meine Hüften fallen. Die eng anliegende Korsage, welche vorne spitz in den Langen wallenden Rock mündet, verlieh mir eine elegante Hüfte. Zumindest hatte das Maratin gesagt.

Die Schultern waren freiliegend, was meinen Vater zuerst einen gehörigen Schreck eingejagt hatte. Jedoch musste er zugeben, dass ich das Kleid sehr gut tragen konnte und erlaubte mir daher es auf dem Ball zu tragen.

Auch Selina sah unglaublich schön aus. Sie trug ein lindgrünes Kleid mit weißen Tupfen.

Ihr Kleid war kürzer als meins und wurde nur mit einem roten stück Stoff im Nacken zusammen gehalten. Zudem war es weit ausgeschnitten. Im, passend zum Anlass verzaubertem, goldblondem Haar, trug sie einen grünen Haarreif mit roter Schleife.

Dazu Lindgrünen Liedschatten und drei kleine, golden Sterne in den Augenwinkeln.

Mein Vater war fast das Herz stehen geblieben, als er Selina das erst Mal in ihrem Ballkleid gesehen hatte. Mein aufreizendes Kleid war schlagartig vergessen.

Er war eben eher der konservative Typ. Zwar hatte er überzeugend bekräftigt, dass Selina sehr gut darin aussah, doch als wir später zusammen zum Ball aufbrachen, konnte ich ihn ganz deutlich murmeln hören: „Da müssen sich andere Väter drum kümmern...“
 

Das Frühlingsfest war traditionell, ein Fest der Ernte und der Fruchtbarkeit. Früher wurde es von den Hexen und Zauberern ausgerichtet um den Gottheiten der Natur, vor allem aber Mater, zu huldigen.

Die gesungenen Zauberformeln sollten den Winter vertreiben und die Erde reinigen, um die Wiedergeburt der Natur einzuleiten.

Doch schon seit mehreren Jahrhunderten vollzogen die Zaubere und Hexen nur noch symbolisch den gemurmelten Spruch-Sing-Sang. Denn nur noch die alten glaubten an seine Wirkung. Zwar verehrten wir Mater noch immer, als die größte Naturgöttin und Schöpferin allen Lebens, jedoch feierten wir, vor allem die jüngeren Generationen, den Ball hauptsächlich dem feiern zuliebe.

Für uns Schüler bedeutete das Fest vor allem eins; Freiheit! Wir feierten den Abschluss eines Schuljahres, das Ende der Prüfungen und den Beginn der großen Freizeit.
 

Wie jedes Jahr war der geräumige Festsaal des Schlosses festlich geschmückt. An den Wänden und in den Kronleuchtern befanden sich lange, weisse und grüne Kerzen.

Rosen in allen Farben und Formen waren neben Ehren, Gräsern und Weiden in großen Gestecken überall im Raum verteilt.

Goldene, grüne und rote Girlanden zogen sich von Balken zu Balken, von Tür zu Tür und von Fenster zu Fenster.

Die Tische waren zur Seite geschoben worden, um Platz für eine riesige Tanzfläche zu schaffen. Denn seit jeher, war der Frühlingsball ein Tanzball gewesen. Früher tanzten Hexen und Zauberer nackt um ein Lagerfeuer und schrien ihre Flüche und Beschwörungen aus. Ein Bild von diesen Gelagen, hing in der privaten Bibliothek meines Vaters.

Heute tanzen Schüler und Schülerinnen in schicken Ballkleidern zu dröhnen Bässen der hiesigen Schulband. Selina versuchte jedes Jahr auf´s neue In The Rocks für den Ball anzuheuern, jedoch vergebens.
 

Der Saal war trotz der frühen Stunde schon überfüllt mit Schülern. Überall saßen Gruppen zusammen und tuschelten. Die große Tanzfläche war leer, denn es war noch zu früh.

Ich musste nicht lange suchen um Verus zu erblicken. Er stand direkt neben der Tür und hielt Ausschau. „Hast du auf mich gewartete ? “ , entgegnete ich dümmlich und lief puderrot an.

„ Ja ...“ , sichtlich verlegen schaute er zu mir hoch.

Selina verdrehte die Augen, murmelte etwas von, das ist ja peinlich, ich geh mal gucken ob die Band auch was von in The Rocks spielen kann und wuselte davon.
 

Da stand ich nun vor meinem besten Freund und wusste einfach nicht, was ich sagen oder tun sollte. Verus schien es nicht anders zu ergehen. Nervös drehte er die blaue Kornblume, die mittlerweile schlapp die Blätter hingen ließ, in den Händen.

„Ist die für mich ? “ ,wieder erschien mir meine Frage sinnlos, doch bei Verus löste sie wohl etwas aus.

Gedanken verloren starte er auf die schon leicht lädierte Blume: „Oh ja . „

Er murmelte ein Paar Worte und die Blume strahlte im neuen Glanz.

Grinsend streckte er sie mir entgegen.

„ Du sieht wirklich hübsch aus Flora.“

„ Danke . “, ich erwiderte sein Lächeln, nahm ihm die Blume ab und fühlte mich augenblicklich besser.

Wärme und Geborgenheit legten sich über meinen ganzen Körper. Meine Haut begann zu kribbeln und mein Magen rebellierte auf angenehme weise.

Fühlte sich so verliebt sein an?

Doch noch eh ich meine Gefühle richtig deuten konnte, spielte die Band ein neues, sehr viel langsameres und vor allem ein sehr bekanntes Stück.

Selina hatte es also tatsächlich geschafft.

„Wollen wir Tanzen Florentina? “ , ich nickte, da ergriff er auch schon meine Hand und zog mich auf die Tanzfläche.
 

Ich hatte nie bemerkt, wie gut Verus in seinem Frack aussah. Wie die meisten jungen Männer trug er die Jacke offen. Hervor blitze ein weisses Hemd und die ebenfalls weisse Weste.

Um seien Hals war er die obligatorische weiße Fliege gebunden, auf die viele andere Kerle gerne verzichteten. Doch ich fand ihm steht sie unglaublich gut. Genau so, wie seine leicht zerwühlten Haare, die seine spitzen Ohren leicht verdeckt.

Als wir die Tanzfläche erreichten, leget er seinen Arm ordnungsgemäß um meine Hüften. Nicht zu hoch und vor allem nicht zu tief. Eben genau richtig und doch stockte mir der Atem und meine Beine fingen an zu zittern. Ich war dankbar als er meine Hand ergriff, denn ich brauchte dringend eine Stütze. Wenn sich so verlieben anfühlte, dann hatte es mich stark erwischt.
 

Verus war ein guter Tänzer, dass wusste ich schon von den Jahren zuvor, doch ich war auch nicht schlecht. Zwar waren meine Bewegungen nicht so elegant und ausgeformt wie die eines Elbs, doch ich konnte ihm folgen und das ohne ihm auf die Füße zu treten, normalerweise. Diesmal jedoch musste ich mich anstrengen. Mein Blick verschwamm immer mehr. Erst war es nur eine leichte Unschärfe an den Augenwinkeln, doch dann legte sich langsam ein milchiger Schleier über meine Augen und sie fingen an zu tränen. Nur noch unscharf konnte ich Selina am Rand der Bühne ausmachen. Und das auch nur, weil ihr Kleid aus der Menge herausstach, wie ein bunter Schmetterling unter einem Schwarm von Motten.

Mit wem sie sich unterhielt, konnte ich allerdings nicht mehr erkennen.

Mir wurde immer schwummriger und ich bette meinen Kopf auf Verus´ Schulter.

Das war kein verliebt sein, dessen wahr ich mir jetzt sicher. Irgendetwas stimmte nicht und es hatte begonnen, als ich die Kornblume von ihm entgegen genommen hatte.

Hatte Verus etwa einen Zauber auf mich gesprochen? Nein, dass würde ich ihm nie zutrauen. Ich wusste, dass er mir nie Schaden würde, ich vertraute ihm.
 

Doch irgendetwas war mit mir geschehen, irgendetwas lief ganz und gar nicht richtig und das machte mir Angst, große Angst. Ich wollte etwas sagen, um Hilfe bitten, doch meine Zunge war auf einmal schwer wie Blei und mein Mund ausgetrocknet wie die öden Steppen.

Mein Kopf ruhte schwer an seiner Brust, zu schwer um ihn zu heben. Ein Dröhnen drang an mein Ohr und ich begriff, dass es sein Herzschlag war. Ich konnte hörte, wie sein Lebensmuskel sein Blut durch seinen Körper pumpte.

„Florentina .“ , leise vernahm ich meinen Namen. Nur noch ganz schwach, den mein Kopf war zu schwer und meine Gedanken zu schleppend. Ich konnte ihn, über das betörende Rauschen seines Blutes, kaum versteh.

Verus holte tief Luft, ich fühlte wie sich seine Lungen dehnten und wie sich sein Puls beschleunigte. Er war nervös. „ Florentina.. Ich muss dir etwas sagen.“ ,wir hörten auf zu tanzen doch in meinem Kopf drehte es sich weiter. Meine Augen waren schon lange zugefallen, meine Lieder zu schwer um sie erneut zu öffnen.

Und da roch ich es zum ersten Mal. Einen Geruch so köstlich, so verführerisch wie ich ihn noch nie vernommen habe.

Ein Geruch, so anmutig und süßlich wie die zarteste Blume und gleichzeitig so animalisch und wild, wie das feuchte Fell eines Rappens.

Im nu stand mein Körper in Flammen. Langsam hob ich den Kopf. Wollte näher an die süße Quelle diesen Geruchs.

„Ich wollte dir das schon lange sagen, Florentina… Ich...“ , Verus redet weiter doch ich hörte ihn nicht mehr, dass Rauschen in meinem Kopf war zu laut. Endlich hatte ich die Stelle erreicht, meine Lippen berührten seien Haut. „Ich liebe dich…“ ,hörte ich es durch meinen Rauschen. Seine Hand legte sich auf meinen Kopf, drückten mich unbewusst an seine Hals, meinem Ziel entgegen. Doch ich braucht keine Unterstützung. Mein Körper wusste genau, wo er hinwollte und was zu tun war.

Meine Kehle war mittlerweile so trocken das es schmerzte.

Sie sehnt sich nach etwas, wovon ich wusste, dass es da war, so nah vor mir.

Ich musste es nur noch tun…
 

Es geschah alles so rasend schnell und doch so langsam, dass ich es wie in Zeitlupe wahrnahm.

Ich hörte meinen Vater schreien. So laut in meinen Ohren, doch nicht wütend, eher verzweifelt. Ich hatte meinen Vater noch nie ängstlicher erlebt, bis zu diesem Moment.

Eine Hand riss mich fort von der süßen Stelle, auf die sich meine Lippen immer noch so begierig pressten. Die Hand meines Vaters, wie ich bemerkte, als ich in sein verzweifeltes Gesicht blickte.

Dann sah ich Verus, seine schockgeweiteten Augen, eine Hand hatte er auf seinen Hals gepresst und doch fielen dicke dunkelrote Tropfen auf sein weißes Hemd.

Ich sah Selina, wie sie angerannt kam. Ich sah die Menge an Schülern, wie sie ängstlich zurück wichen. Ich roch ihre Angst, roch das Blut, welches sich seinen Weg über Verus´ Haut bahnte.

Ich lecke mir über die Lippen und doch konnte ich keinen dieser köstlichen Tropfen auf ihnen schmecken. Wut erfasste mich, Wut und Hunger.

Und doch fiel mein Blick zurück auf meinen Vater, in seine traurigen Augen und sah zum ersten mal Mitleid. Mitleid, für mich…

Und dann sehe ich nichts mehr, fühlte nur noch, wie sich seine Hand auf meine Augen legt, bevor ich in bodenlose Schwärze versank.
 


 

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*sorry für den Cliffhanger* :P



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Thuja
2012-01-28T10:02:37+00:00 28.01.2012 11:02
Pff
Von wegen „Sorry für den Cliffänger“
Ich nehme dir nicht ab, dass es dir leid tut
Du willst uns doch nur quälen. Richtig
Und das gelingt dir ganz wunderbar.
Aber anstatt mich aufzuregen rede ich lieber über das Kapitel


Cool
Kein „ja ganz cool“
Sondern ein COOOOOOOOOOOOOOOOOOOLL!!!
Abgefahren!!!
Das ist ein tolles Werk,
voller Gefühl und Spannung.
Der Anfang, wo Verzweiflung sie durchwallt
Der war richtig aufwühlend geschrieben. Ich habe die Formulierungen aufgesaugt und mit ihr die Qual durchlitten
Mir tat es so Leid, wo sie an früher denkt und wie lange sie doch schon sich wünscht, gleich zu sein

Auch war ich begeistert von den super schönen Vergleich, wie zum Beispiel, dass die Marktstände wie Blumen sind und die Leute Schmetterlinge

mir tut Verus Leid. Wird seine Liebe dem standhalten. Irgendwie habe ich das Gefühl, sie wird bei dem dunklen Ritter landen, den sie immer geglaubt hat, zu bekommen
Aber ich muss sagen Ich mag Verus sehr.

Ich freu mich darauf, dass es weitergeht

Von:  fahnm
2011-12-28T20:47:35+00:00 28.12.2011 21:47
Hammer Kapi^^


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