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Third Chance

Harry x Severus
von

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Schmerzen der Vergangenheit

„Meinst du, wir sollen es ihm erzählen, wenn er kommt?“

„Kommt darauf an, wie er auf das Alles hier reagiert. Aber selbst dann könnte es ziemlich riskant werden.“

„Ja, ich weiß was du meinst. Wir haben nur eine Chance, wenn wir die vermasseln, ist alles zu spät.“

„Meinst du, es ist vielleicht eine Falle des Alten?“

„Nein, ich denke nicht. Dumbledore hätte dafür niemals ihn geschickt.“
 

***
 

Die nächsten Tage fühlte sich James erstaunlich gut und ausgeruht. Die gemeinsame Zeit mit Sirius, Remus und Lily tat ihm gut und seine nächtlichen Aktivitäten mit Sirius sogar noch besser. Beide hatten beschlossen, es vorerst noch niemandem zu sagen bis James bereit dazu war. Für James war es leider gar nicht so einfach, dazu zu stehen, denn schließlich war er für Außenstehende immer noch der siebzehnjährige Harry Potter und Sirius somit sein Pate. Da die beiden aber schon immer sehr vertraut mit einander umgegangen sind, fiel es keinem auf, dass sich irgendetwas geändert hatte. Auch Lily und Remus schöpften keinen Verdacht, obwohl James jeden Morgen nur darauf wartete, dass Lily vor seinem Bett stand und ihn mit Sirius in flagranti erwischte. Doch erstaunlicher Weise schien die blonde Ravenclaw seine Privatsphäre zu respektieren und platzte nie unangemeldet oder ohne zu klopfen in sein Zimmer. Remus hatte ihm gesteckt, dass Lily ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie ihn so sehr dazu gedrängt hatte, mit Severus zu reden und James vermutete, dass sie sich nur deswegen zurückhielt.
 

„Komm schon, Harry, du hast ewig nichts mehr mit uns gemacht“, jammerte ihn Hermine an, sodass James sie entschuldigend anlächelte. „Wir verstehen ja, dass du so viel Zeit mit Sirius und Remus verbringen möchtest wie möglich, weil ihr euch immerhin nach den Ferien wieder einige Monate nicht mehr seht, aber das ist kein Grund überhaupt nichts mehr mit uns zu unternehmen.“

James musste den Vorwürfen seiner ehemals besten Freundin zustimmen.

„Tut mir Leid, dass ich euch so vernachlässigt habe. Also gut, was schlägst du vor sollen wir unternehmen?“

Das breite Grinsen des Gryffindor-Mädchens nahm unheimliche Dimensionen an und James war schließlich auf alles vorbereitet, nur nicht auf ihre darauffolgende Antwort.

„Ron und ich haben bereits alles mit Dumbledore abgeklärt. Wir haben uns gedacht, wir können uns an Heilig Abend, sobald die Feierlichkeiten vorbei sind, im Legacy einen schönen restlichen Abend machen, du weißt schon, dieser neue Club in der Winkelgasse. Immerhin sind wir jetzt alle volljährig und vielleicht triffst du dort ja jemanden, der dir gefällt.“

Hermine warf ihm ein Augenzwinkern zu und James war so sprachlos, dass er vorerst nur rot anlief. Ron und Hermine wussten nichts von seiner sexuellen Neigung, doch genau in diesem Moment verfluchte sich James dafür, dass er ihnen nie einen Hinweis in diese Richtung gegeben hatte. Seine Gedanken wanderten kurz zurück an das Mädchen namens Cho Chang, die er in seinem dritten Schuljahr kennengelernt hatte. Die kurzzeitige Beziehung mit ihr war ihm grauenhaft in Erinnerung geblieben und James musste sich zusammenreißen, nicht zu erschaudern.

„Harry?“

Hermine blickte sie aus ihren haselnussbraunen Augen traurig funkelnd an, sodass sich James schnell beeilte zu sagen: „Klar, kling gut.“

Das Strahlen der Brünetten zauberte auch James ein kleines Lächeln ins Gesicht, doch ihr darauffolgender Satz macht alles zunichte.

„Super. Die Sache hat leider einen kleinen Haken: Professor Dumbledore will uns in diesen gefährlichen Zeiten nicht alleine weggehen lassen, deswegen hat er uns Professor Snape als Begleitperson zugeteilt.“

James Mund stand offen und seine Pupillen weiteten sich kurz. „Professor Snape?! Willst du mich auf den Arm nehmen?“

„Ach komm schon, Harry, ich dachte ihr versteht euch mittlerweile ganz gut. Außerdem müssen wir ja nicht die ganze Zeit neben ihm rumhängen, Professor Dumbledore hat lediglich gesagt, dass wir uns im selben Gebäude aufhalten sollen.“

Ungläubig schüttelte James nur den Kopf. „Ich hatte mir eigentlich einen angenehmeren Heilig Abend vorgestellt als mit Snape in eine Disco zu gehen.“

Keiner von beiden bemerkte die schwarzgekleidete Gestalt, die lautlos auf sie zukam.

„Ich hatte mir auch einen angenehmen Feiertagsabend vorgestellt als Ihr Babysitter zu spielen, Mr. Potter“, schnarrte eine Stimme beleidigt hinter ihnen und erschrocken fuhren die beiden Schüler herum.

„Oh, Professor“, brachte James hervor und lief knallrot an. „Entschuldigung, so war das nicht gemeint“, versuchte James es wieder gut zu machen, doch Snape funkelte ihn nur wütend an.

„Sie sagen in letzter Zeit wohl ständig Dinge, die Sie nicht so meinen“, fuhr er ihn zickig an und drehte sich mit flatterndem Umhang von ihnen weg und ging Richtung Keller.

Wütend auf sich selbst biss sich James auf seine Zunge. Es ging nicht darum, dass er Snapes Gesellschaft nicht schätze und ihn deswegen nicht dabei haben wollte, aber seit seiner Beziehung zu Sirius wusste James nun endgültig nicht mehr, wo er wirklich stand. Auf der einen Seite brodelten seine Gefühle für Severus noch immer in seinem Herzen, doch auf der anderen Seite war er mit der Beziehung zu Sirius vollauf zufrieden. Sirius schenkte ihm Wärme, Geborgenheit und Liebe, ihm konnte James bedingungslos vertrauen und sich auf ihn verlassen. Er wusste allerdings nicht so Recht, was er von Sirius Verhalten halten sollte. Sein schwarzhaariger Freund versicherte ihm zwar, dass die Sache zwischen ihnen nichts Verbindliches sein müsse, doch James hatte das Gefühl, dass Sirius mehr für ihn empfand als er vorgab. James wünschte sich von ganzem Herzen, dass er Sirius dasselbe zurückgeben konnte, was er von ihm bekam, doch mal fiel es ihm schwerer, mal leichter. Der schwarzhaarige Hauslehrer von Slytherin tauchte zu den unpassendsten Gelegenheiten in seinem Kopf auf und Sirius schien jedes Mal seine Gedanken zu ahnen, wenn er ihn mal wieder plötzlich von sich wegschob. Er sagte zwar nie was dazu, doch James sah, wie weh er ihm damit tat.

Wütend ballte er seine Hand zu einer Faust. Wieso konnte er Severus nicht einfach vergessen und sich auf eine andere Beziehung einlassen? Wieso fiel es ihm so schwer, ihn loszulassen, obwohl bereits jegliche Hoffnung gestorben war?

„Harry!“

Hermines wütender Ausruf riss James wieder in die Gegenwart.

„Verflixt, langsam reicht es, Harry. Ständig bist du mit deinen Gedanken woanders, wieso redest du nicht mit uns, wenn du Probleme hast?“

James lächelte gequält. Für den Bruchteil einer Sekunde wollte er den Mund aufmachen und der brünetten Gryffindor die unverblümte Wahrheit ins Gesicht schreien, doch dann sagte ihm seine Vernunft, dass die Zeit noch nicht gekommen war.

„Ja, du hast Recht, ich habe Probleme. So einige“, gestand James und blickte Hermine zugleich ernst und entschuldigend in die Augen. „Aber ich kann mit euch nicht darüber reden – noch nicht. Ich verspreche dir, dass ich es euch irgendwann erzählen werde, aber ich kann im Moment einfach nicht noch einmal darüber reden. Tut mir leid. Macht es die Sache wieder gut, wenn ich sage, dass ich mich auf den Heiligen Abend mit euch freue?“

Hermine sah erst betrübt aus, doch der letzte Satz zauberte ihr wieder ein zufriedenes Grinsen ins Gesicht.

„Was auch immer du mit dir rumträgst, Harry, wir werden immer hinter dir stehen. Und wir freuen uns auch schon auf den Abend mit dir.“
 

Bevor James die Tür richtig geöffnet hatte, wurde er bereits von einer starken Hand gepackt und fordernd ins Zimmer gezerrt.

„Wo warst du so lange?“, schnurrte eine seidige Stimme vorwurfsvoll in sein Ohr und kleine Zähnchen fingen an, zärtlich daran zu knabbern.

„Ich habe mit Hermine geredet. Sie und Ron wollen mich nach Heilig Abend entführen“, keuchte James und versuchte Sirius sachte von sich zu schieben, doch dieser bewegte sich nicht von der Stelle.

„Und wenn ich dich vor ihnen entführe?“, fragte er verführerisch und ließ seine linke Hand unter James T-Shirt wandern.

James keuchte erneut auf und schloss genießend die Augen, während ihm kleine Blitze durch den Körper fuhren. Sirius küsste ihn und ein bekanntes Kribbeln breitete sich in James Bauch aus, doch dann schob er ihn schließlich ein wenig von sich weg.

„Ich habe ihnen versprochen mitzugehen“, beeilte sich James zu sagen bevor Sirius ihn erneut mit einem Kuss den Mund versiegeln konnte.

Sirius schob beleidigt die Unterlippe vor, als er merkte, dass James mal wieder abblockte.

„Wo geht’s denn hin?“, fragte er pampig, drehte sich um und setzte sich in einiger Entfernung auf James Schreibtischstuhl.

Der Slytherin-Schüler seufzte gestresst auf, doch er äußerte sich nicht zu Sirius Verhalten, das er mittlerweile gewohnt war.

„Legacy“, erklärte James kurz angebunden und schmiss sich genervt auf sein Bett.

Neben sich hörte er leises Kichern.

„Was willst du denn da drin?“, fragte Sirius amüsiert und rutschte mit dem Stuhl ein wenig näher zum Bett. Gespielt wütend schmiss James ihm ein Kissen entgegen, doch mit einer leichten Bewegung des Oberkörpers entging er der Attacke. „Meinst du nicht, du solltest ihnen wenigstens sagen, auf welches Geschlecht du stehst?“

Der Blick, dem James ihm daraufhin zuwarf, war eisig. „Das wollte ich ja, aber sie hat mich damit überrumpelt und jetzt ist es zu spät. Ich werd's ihnen schon sagen.“ Unzufrieden vergrub sich James unter seine Decke und zog diese über seinen Kopf.

„Kein Grund sich zu verstecken, James“, lachte Sirius und krabbelte langsam zu James ins Bett. „Was ist, darf ich jetzt wieder da weitermachen, wo ich aufgehört habe?“

Ein roter Kopf lugte plötzlich unter der Decke hervor und smaragdgrüne Augen funkelten ihn an. Eine Hand vergrub sich in Sirius Hemd und zog ihn langsam aber fordernd herunter. Ohne Widerstand ließ sich Sirius mitziehen und küsste James, bis beide vergaßen, dass sie ihr Techtelmechtel kurz unterbrochen hatten.
 

Ein Klopfen ließ die beiden Freunde hektisch auseinanderfahren, doch bevor sie weiter reagieren konnten, schwang die Tür bereits auf und gab die Sicht auf eine blonde Ravenclaw-Schülerin frei.

„Oh mein Gott“, entfuhr es Lily, die wie vom Donner gerührt in der Türschwelle stand und mit geweiteten Augen die Szene vor ihr betrachtete.

Sirius, der bereits kein Hemd mehr anhatte, lag anzüglich auf James, dessen Oberkörper ebenfalls nicht mehr bedeckt war und hatte eine Hand auf dessen Hüften positioniert. Empört schnappe Lily nach Luft, doch scheinbar fehlten ihr die passenden Worte für diese Situation. Beim zweiten Versuch, schaffte sie es jedoch.

„Sirius, James! Oh mein Gott, was macht ihr da?!“

James lief knallrot an und zwängte sich unter Sirius hervor, um sich hastig sein T-Shirt anzuziehen. Sirius sah die blonde Ravenclaw nur belustigt an.

„Woran sieht’s denn aus, was wir machen, Lil?“, frage Sirius unschuldig und grinste dabei breit.

Mit roten Ohren warf ihm James ein Kissen an den Kopf.

„Ähm, ja, ich glaube dazu muss ich nix mehr sagen, oder?“, erwiderte James zu Lily gewandt und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

Die Blondine traute noch immer ihren Augen nicht. „Was zur Hölle denkt euch dabei?“, entfuhr es ihr und vorwurfsvoll sah sie zu Sirius. „Du weißt doch, dass er noch nicht über ihn hinweg ist!“

Verärgert verengten sich Sirius Augen. „Ach, aber heiraten ist erlaubt, oder wie?! Kümmere dich um deinen eigenen Kram, Lily. Wir sind beide erwachsen und wissen, was wir tun.“

Lily lachte hohl auf und wollte einen ironischen Kommentar in die Runde schmeißen, doch James unterbrach sie.

„Hör auf, Lily. Sirius hat Recht, das ist eine Sache zwischen ihm und mir.“

Die blonde Ravenclaw starrte kurz verwirrt James an, dann wurde ihr Blick finster und sie verschränkte beleidigt die Arme vor die Brust.

„Schön, wie ihr meint“, entfuhr es ihr in zickigem Tonfall und James meinte die Raumtemperatur sinken zu spüren. „Das Mittagessen ist fertig.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ das Zimmer ohne noch einmal zurückzublicken.

James seufzte leise auf.

„War ja klar, dass es so kommen musste“

Sirius grinste ihn aufmunternd an. „Mach dir keine Gedanken, die kriegt sich schon wieder ein.“

Ein gequältes Lächeln schlich sich auf James Gesicht, doch er verkniff sich seine Antwort. Hastig richtete er seine Kleidung und ging mit Sirius gemeinsam in die Küche, an dessen Tisch bereits alle Einwohner des Hauptquartiers saßen und anscheinend nur noch auf sie warteten.

„Oho, die Herren bemühen sich ja doch noch zum Essen“, höhnte Severus tiefe Stimme und warf ihnen einen missbilligenden Blick zu.

Ein schlechtes Gewissen durchzuckte James, der sich alles andere als wohl unter diesem Blick fühlte. Wiedermal hatte er das Gefühl einen schrecklichen Fehler zu begehen, so als würde er Severus mit Sirius betrügen.

Sirius fiel der nachdenkliche und schmerzlich angehauchte Blick seines besten Freundes auf und schob ihn hastig zu seinem Platz am Esstisch, bevor die anderen etwas davon bemerken konnten.

„Sorry, dass ihr warten musstet“, entschuldigte sich James höflich, doch den Blick zu seinem Hauslehrer mied er geflissentlich.

„Sicher, kein Problem, Harry, wir warten doch immer auf dich, was auch immer du tust“, schnitt Lilys eisige Stimme durch den Raum und alle Augenpaare waren plötzlich auf die Blondine gerichtet. Niemand kannte eine saure Luna Lovegood, doch James war zehn Jahre mit Lily Evans verheiratet gewesen. Er wusste nur zu gut, was es bedeutete, die blonde Schönheit zu verärgern und leider war es fast immer James, der dabei den Kürzeren zog. Lily war nicht zu unterschätzen, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte und die Ähnlichkeit zwischen Lily Evans und Luna Lovegood war in diesem Moment für James so offensichtlich, dass er sich wunderte, dass zumindest Severus noch nicht hinter ihr Geheimnis gekommen war.

Severus beobachtete mit überraschtem Blick die blonde Ravenclaw, die er bis jetzt noch nicht herausragend beachtet hatte. Ihm war aufgefallen, dass sie mit Draco und dem Goldjungen viel Zeit verbrachte, doch noch nie hatte er gesehen, dass sie wütend war. Es war offensichtlich, dass der jungen Blondine etwas missfiel, doch scheinbar traute sich niemand nachzuhaken.

James schnalzte genervt mit der Zunge und wollte etwas erwidern, doch Sirius kam ihm zuvor.

„Wieso gönnst du ihm nicht mal ein bisschen Spaß?“, fragte Sirius und deutete dabei so offensichtlich auf James, dass dieser ihm einen tadelnden Blick zuwarf, doch Sirius ließ sich davon nicht beirren.

Lily gab einen zischenden Laut von sich. „Ach ja, ich vergaß, du bist natürlich Experte darin Spaß zu haben, Sirius.“

James konzentrierte sich mit aller Macht auf seine Okklumentikbarriere, um nicht rot anzulaufen. Manchmal schien es ihm so offensichtlich, worauf seine Freunde anspielten, dass es ihn wunderte, dass die anderen Tischgenossen davon nichts verstanden.

„Was ist verkehrt daran?“, hakte Sirius erneut nach und hielt wütend seine Gabel umklammert. „Gib‘s halt wenigstens zu, wenn du eifersüchtig bist.“

Ein kaltes Lachen folgte. „Eifersüchtig? Du hast keine Ahnung, wer ich wirklich bin, Sirius. Nein, im Grunde hast du überhaupt keine Ahnung von gar nix. Du hast dir nie die Mühe gegeben, mich wirklich kennen zu lernen, du hast immer nur das gesehen, was du wolltest – in jedem. Und jemand wie du gibt sich als James Potters bester Freund aus. Du hast zwanzig Jahre lang fast jeden Tag an seiner Seite gestanden und wusstest im Grunde nichts von ihm. Wo warst du, als es ihm schlecht ging? Sag mir das, Sirius, wo warst du?“

Lilys Stimme überschlug sich und James hatte bereits hastig einen Verwirrungszauber gesprochen, der dafür sorgen sollte, dass die Anderen kurzzeitig abgelenkt waren, doch aus den Augenwinkeln registrierte er, dass Remus und Severus beide nicht von dem Zauber betroffen waren. James fluchte leise, doch es war nicht mehr zu ändern. Er konnte sich jetzt einzig und allein nur noch auf den Geheimniszauber verlassen, der dafür sorgen sollte, dass sich niemand verredete.

Sirius öffnete ein paar Mal sprachlos den Mund, doch er schloss ihn jedes Mal wieder, weil er merkte, dass er darauf nichts erwidern konnte. Nach einer Weile hitzigem Schweigen, stand er schließlich geräuschvoll auf und verließ mit verletztem Blick den Raum.

Emotionslos sah ihm Severus Snape hinterher. Von dem jungen Potter wusste er ja bereits, dass Luna zu der Beziehung zwischen ihm und James wusste, doch so Recht verstand er nicht, wieso diese Sirius das vorwarf – oder hatte sie noch auf andere Tatsachen angespielt? Der altbekannte Stich bohrte sich in Severus Herz, als er wieder mal an James Potter dachte. Aber konnte er denn von sich selbst behaupten, dass er James Potter besser kannte als Sirius Black? Schließlich hatten sie nur fast zwei Jahre engeren Kontakt gehabt, doch jede Sekunde dieser Zeit war Severus davon überzeugt gewesen, James besser zu kennen wie sich selbst. Aber als James ihn verlassen hatte, wuchsen die Zweifel und mittlerweile war er sich nicht sicher, ob er jemals den wahren James kannte. Scheinbar war Luna der Meinung, dass Sirius James ebenfalls nicht so gut kannte wie jeder dachte, und Traurigkeit machte sich in Severus Herz breit. James war schon immer ein störrischer Esel gewesen, doch wieso hatte er sich sein Leben so schwer gemacht, indem er niemanden in sein Herz gelassen hatte?

Severus Gedanken wanderten weiter zu Lily, seine ehemals beste Freundin. Sein Herz schmerzte noch eine Spur mehr, doch Severus, der den Schmerz der Vergangenheit mittlerweile gewohnt war, registrierte es nur am Rande. Scheinbar war Lily die Einzige gewesen, die James Potter richtig gekannt hatte und tierische Eifersucht machte sich in Severus breit. Ohne ein Wort zu sagen stand er auf und verließ den Raum. Ihm war es egal, was in diesem Moment die Anderen von ihm dachten, doch er konnte nicht weiter still an diesem Tisch sitzen. Direkt in Harry Potters Augen zu sehen, die Lilys Augen so ähnlich waren, weckte plötzlich die schmerzhaftesten Gedanken in ihm, die er schon für lange Zeit begraben gehalten hatte.

Als der schwarzhaarige Tränkemeister um die nächste Ecke bog, sah er Sirius Black im Gang auf dem Boden sitzen. Sein innerer Impuls trieb ihn bereits in die entgegengesetzte Richtung, doch schließlich fasste er einen Entschluss und blieb unmittelbar vor dem ehemaligen Gryffindor stehen.

Sirius blickte kurz mit feuchten Augen hoch und als er niemand anderen als Severus Snape vor sich stehen sah, wischte er sich hastig die Tränenflüssigkeit aus seinen Augen.

„Was willst du, Snape?“, fragte er bissig, doch seine Stimme war von einem so heftigen Zittern durchzogen, dass er wütend auf seine Unterlippe biss.

Zu Sirius Überraschung machte sich der Zaubertränke-Lehrer jedoch nicht über ihn lustig, sondern setzte sich stattdessen an die gegenüberliegende Flurwand.

„Wie hast du reagiert als du von mir und James erfahren hast?“, fragte Severus ruhig und hielt seine schwarzen Augen neutral auf Sirius gehaftet, der verwirrt zurückblickte.

Sirius blinzelte ein paar Mal. „Schockiert natürlich“, entfuhr es ihm und nach einer kurzen Pause fügte er schließlich hinzu: „Was tut das schon zur Sache, Snape? Ich hätte es akzeptiert, ich hätte immer zu ihm gestanden, James hätte das wissen müssen.“

Ein schiefes Grinsen schlich sich auf Severus Gesicht. „Du hättest das akzeptiert, einfach so? Bist du dir da sicher?“

Der schwarzhaarige Black zuckte kurz mit den Schultern. „Na ja, Theater hätte es wohl immer von meiner Seite aus gegeben. Aber Luna hatte Recht, ich kannte James Potter im Grunde gar nicht. Er hat sich zwar immer mit mir abgegeben, aber im Grunde wusste ich nichts von seinem wahren Wesen.“

Sirius Blick wurde finster und undeutlich sah Severus kleine Tränen in dessen Augen blitzen.

Wütend schlug Sirius mit der Faust gegen die Wand. „Wieso hatte mir niemand was gesagt als es ihm schlecht ging? Wir waren fast jeden Tag zusammen, ich hätte merken müssen, dass da was nicht stimmt. Wieso hat er mich nicht eingeweiht? Warum hat er mich so ausgeschlossen?“

Die Verzweiflung in Sirius Herzen nahm überhand und plötzlich war es ihm egal, dass sein Erzfeind sehen konnte, wie ihm Tränen der Verzweiflung das Gesicht herunter rannen. Ein Taschentuch schob sich in Sirius verschwommenes Sichtfeld und verwundert registrierte er, dass Severus Snape ein Stückchen näher gerückt war. Mit einem undefinierbaren Schluchzen nahm er das Taschentuch entgegen und wischte sich hastig die Tränen weg.

„Meinst du etwa, ich kannte ihn besser?“, entgegnete Severus ruhig und ließ Sirius dabei nicht aus den Augen, der ihn verwirrt ansah. „James Potter hatte schon immer seinen eigenen Kopf und wenn er zu einem Thema nichts sagen wollte, war er auch mit aller Kraft nicht dazu zu zwingen. Dieser Sturkopf hatte schon immer eine Gabe dafür sich selbst möglichst tief in Sachen zu verwickeln, aus denen er keinen Ausweg mehr fand. Ich denke nicht, dass er dich absichtlich ausgeschlossen hat, aber wenn du sachlich darüber nachdenkst, dann hat er jeden von uns ausgeschlossen und ich bin mir sicher, dass auch Lily nicht alles wusste.“

Ein ironisches Schnauben war von Sirius zu hören. „James war immer davon überzeugt gewesen, dass alles, was er tat, für alle Beteiligten das Beste wäre. Dabei hat er alles verloren, was ihm jemals was bedeutet hatte.“

„Wie meinst du das?“

„Er hat dich verloren, Snape. Hast du jemals gewusst, wie viel du ihm eigentlich wirklich bedeutet hast?“

Severus hatte das Gefühl, sein Herz würde jeden Moment aussetzen. „Woher willst du das wissen?“, fragte er daraufhin, doch diesmal war seine Stimme kratzig und er war sich zeitgleich nicht sicher, ob er die darauffolgende Antwort wirklich hören wollte, doch als Sirius den Mund aufmachte, brachte er keinen Ton heraus. Ein trauriges Kopfschütteln Richtung Severus machte dem Tränkemeister klar, dass anscheinend der Geheimniszauber verhinderte, dass Sirius weitersprach.

Sie schwiegen sich eine Weile an und hingen jeweils ihren trüben Gedanken nach, bis Severus wieder das Wort ergriff. „Es geht doch in Wirklichkeit gar nicht darum, wer James Potter am besten kannte. Tatsache ist, dass er dich und deine Gesellschaft geschätzt hat. Auch wenn er dir nicht alle seine Probleme oder Geheimnisse anvertraute, warst du eine wichtige Person für ihn, Black. Dich hat er immerhin zu einem festen Bestandteil seines Lebens gemacht. Dieses Glück hatte ich nicht.“

Ohne ein weiteres Wort stand Severus auf und kehrte Black den Rücken. Der Gedanke an James schmerzte wie seit langem nicht mehr und sehnsüchtig dachte der Tränkemeister an die Traumlos-Tränke in seinem Vorratskämmerchen.
 

James saß auf seinem Bett und lehnte zusammengekauert gegen die kalte Wand. Das schlechte Gewissen, das ihn seit dem Abendessen durchzog, ließ ihn nicht mehr los. Selbst die Kraft Sirius nachzulaufen hatte ihn verlassen. James fühlte sich leer und schwach. Noch nie war der Wunsch damals statt seines Sohnes gestorben zu sein so groß gewesen wie heute.

Er dachte kurz an sein Gespräch vor einigen Tagen mit Sirius zurück, in dem dieser ihm all seine Fehler vergeben hatte, doch heute wusste James, dass es mit einfachem Verzeihen nicht getan war. Vergebung löschte noch lange nicht den Schmerz aus, den er vielen Leuten in seinem Leben als James Potter zugefügt hatte. Früher wäre James, als er noch davon überzeugt gewesen war, Harry Potter zu sein, sofort zu Sirius gerannt und hätte diesen tröstend in die Arme geschlossen, doch im Moment hatte er das Gefühl, jegliches Recht dazu verloren zu haben.

Sirius war für James schon immer sein bester Freund gewesen, doch was für ein Freund war er, wenn er ihm gegenüber nicht mal zugeben gekonnt hatte, dass seine Ehe eine einzige große Lüge war? Sirius hatte definitiv einen besseren besten Freund verdient als ihn, ebenso wie Remus, der vorhin nur stumm am Tisch gesessen hatte. Doch James hatte seinen schmerzerfüllten Blick sehen können, in dem stille Vorwürfe lauerten. Remus und Sirius hatten ihm zwar versichert, dass sie sein Verhalten im Nachhinein verstanden, aber plötzlich verstand James das Komplette Ausmaß seines damaligen Handelns: Er hatte ihnen kein Vertrauen geschenkt – niemandem von ihnen. Angefangen hatte es mit Severus Snape und ging dann weiter zu seinen besten und einzigen Freunden: Remus, Sirius und sogar Lily, die zwar immer noch am Meisten die ganze Wahrheit über ihn wusste, doch auch ihr gegenüber hatte er sich schon des Öfteren verschlossen, was immer in einem großen Streit geendet hatte.

Am Schlechtesten behandelte er im Moment jedoch wohl Ron und Hermine, die immer treu zu ihm gestanden hatten und es sogar akzeptiert hatten, dass er nach Slytherin ging. Es war so lächerlich, dass er es nicht mal schaffte, ihnen zu gestehen, dass er ganz eindeutig auf Männer stand, dass James spontan ein hohles, ironisches Lachen ausstieß.

Verzweifelt hob er seine Hand und fuhr sich durch seine wilde Mähne. Wieder einmal quellte sein Herz über vor Gefühlen, die scheinbar nicht mal seine Geistesbarriere zurückhalten konnte. Bei dem Gedanken an sein Okklumentikschild schlich sich ein gequältes, schiefes Grinsen auf sein verheultes Gesicht. Das konnte er wirklich am besten: Wegrennen. Vor alles und jedem war er in seinem Leben davon gerannt: Vor seiner Liebe, vor seinen Freunden, sogar ein lächerlicher Versuch vor dem Krieg davonzulaufen, indem er sich mit Lily und Harry in seinem Haus versteckte – immer rannte James davon. Scheinbar hatte Draco Recht gehabt: James besaß nicht den nötigen Mut weiterhin ein Gryffindor zu sein. Der Gedanke manifestierte sich plötzlich in James, dass Slytherin im Grunde perfekt zu ihm passte, da er jeden hinterhältig belogen hatte, der ihm jemals was bedeutet hatte.

Die trüben Gedanken in James Kopf nahmen immer düstere Ausmaße an bis er es fast nicht mehr ertragen konnte, noch am Leben zu sein. James schrie und spürte, wie seine Magie Dinge durch die Luft und gegen Wände schleuderte, doch der Schmerz in seinem Herzen wuchs noch immer unerlässlich.

Wie in Trance fasste James schließlich den Gedanken, dass er die Okklumentikbarriere zum Teufel schicken musste. Seine Gefühle waren schließlich das, vor dem er am meisten davon lief. Er war immer felsenfest davon überzeugt gewesen, dass er durch sein Handeln die ihm wichtigen Personen beschützen würde, doch er hatte damit nichts als Schmerzen und Verrat gesät. Entschlossen riss er an seinem inneren Schild mit aller Kraft, die er noch hatte. Er würde nicht mehr davonrennen, auch wenn es ihn umbringen würde.

Tausende Gefühle prasselten auf ihn ein und James hatte das Gefühl zerrissen zu werden. Er schrie wie am Spieß, doch der Stillezauber, den er bei Betreten seines Zimmers gesprochen hatte, verhinderte, dass ihn jemand hörte und ihm zu Hilfe eilen konnte. Der Schmerz in seinem Herzen raubte ihm die Luft zu atmen. Die unterschiedlichsten Stimmen redeten in seinem Kopf auf ihn ein und bewarfen ihn verbal mit ihren unzähligen Vorwürfen. James hielt sich verzweifelt die Ohren zu, doch natürlich hörten die Stimmen dadurch nicht auf, sondern erschienen ihm fast sogar noch lauter als zuvor.

Schmerzerfüllt fasste sich James an seine Brust an die Stelle, an der sein Herz saß und schmerzhaft gegen seine Rippen pochte. Eine rötliche Flüssigkeit geriet in sein Blickfeld und beiläufig registrierte er, dass anscheinend seine Narbe aufgeplatzt war. Das Blut rann in dicken Tropfen über sein Gesicht und färbte langsam aber stetig den Teppich ein.

Verwirrt fragte sich James kurz, wie er von seinem Bett hierher auf den Boden gekommen war, als die Umgebung verschwamm und in seinem Kopf ein helles Sirren erklang. James spürte die Vorboten einer kommenden Erinnerungsvision und fragte sich verzweifelt, ob es jemals aufhören würde, doch dann war er mit seinem Geist bereits in der Vergangenheit.
 

***
 

Ein blonder, elegant gekleideter Mann tauchte auf und hielt glücklich zwei neugeborene Babys in den Händen. Sie waren liebevoll in zwei weiße Deckchen gewickelt und schlummerten zufrieden darin. Strahlend lief ihnen ein schwarzhaariger Mann entgegen.

„Lucius“, rief er erfreut und küsste seinen Partner verliebt auf den Mund. Anschließend wandte er sich den beiden Bündeln in dessen Arm zu. „Hallo, ihr zwei Hübschen!“

Lucius sah zufrieden auf seinen Mann und ihre beiden neugeborenen Söhne.

„Hast du dich schon für einen Namen entschieden, Tom?“

Als Tom und er erfahren hatten, dass es Zwillinge werden würden, hatten sie den Entschluss gefasst, dass jeder von ihnen sich einen Namen für einen Zwilling aussuchen durfte.

„Lucas“, hauchte Tom ehrfürchtig und streichelte dem rechten Zwilling liebevoll über den Kopf. Ungeduldig sah er Lucius an. Dieser Grinste glücklich.

„Dann bist du also Draco“, wandte sich Lucius dem anderen Zwilling zu. Tom lachte glücklich und zog Lucius samt Zwillinge in eine tiefe und lange Umarmung.
 

***
 

Besorgt wiegte Lucius den bereits fast ein Jahr alten Draco besorgt im Arm.

„Was ist los mit ihm, Annie?“, fragte er ratlos das rothaarige Kindermädchen, das Draco nur traurig betrachtete.

„Ich weiß es nicht, Lucius. Ich werde am besten die Heiler rufen.“

Lucius nickte und sah auf den kleinen Lucas, der in der Liege lag und fordernd die Hände nach ihm ausstreckte. Lucius verlagerte Draco auf seine linke Hand, sodass er seine Rechte Lucas reichen konnte, der begeistert mit seinen Fingern spielte.
 

„Das ist ein schwerer viraler Infekt“, diagnostizierte einer der Heiler und sah Lucius mit ernstem Blick an. „Das Kind muss dringend ins St. Mungos. Wir können hier leider nicht die nötige medizinische Unterstützung liefern. Außerdem würde ich empfehlen, den anderen Kleinen nicht zu nahe an ihn ranzulassen. Die Krankheit ist höchst ansteckend und die Chance, dass ein Baby in diesem Alter das Heil übersteht, besteht lediglich bei 70 Prozent. Das wäre immerhin eine Sterberate von fast jedem dritten Kind.“

Bestürzt sah Lucius den Heiler an.

„Aber ich kann Lucas hier nicht alleine lassen!“

Das Kindermädchen meldete sich diensteifrig zu Wort.

„Aber ich bin doch hier, Lucius. Ich passe schon auf den kleinen Lucas auf. Geh du nur mit Draco zum Mungos. Es wird schon alles gut werden.“

Lucius blickte Annie dankbar an und drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange.

„Danke, Ann. Ich schulde dir was.“

Annie kicherte. „Aber dafür bin ich schließlich hier, oder nicht?“, sagte sie, doch Lucius war bereits mit Draco und den Heilern aus dem Zimmer geeilt.

Der kleine Lucas sah weinend seinem Vater nach. Scheinbar ahnte er, dass er ihn für sehr lange Zeit nicht mehr wieder sehen würde.
 

***
 

Ein lautes Babygeschrei hallte durch die gesamte Villa und lies einige Hauselfen verschreckt zusammenzucken.

„Hey, mein Kleiner, schhh, ist ja gut“, versuchte Annie beruhigend auf ihn einzureden, doch Lucas gab keine Ruhe. „Ich weiß, du willst zu Daddy. Aber Daddy muss deinen kleinen Bruder zu einem Doktor bringen, damit er ganz schnell wieder gesund wird.“

Sie versuchte ihn hin und her zu wiegen, gab ihm das Fläschchen, wickelte seine Windeln, doch erst als sie ihm seinen Lieblingsteddy entgegen hielt, ließ sich der Kleine beruhigen.

Mit großen Augen starrte der Kleine den Teddy an.

„Dadi“, sagte er, deutete mit seinen kleinen Fingerchen auf das Plüschtier und sah dabei seine Babysitterin abwartend an. Diese bückte sich lächelnd zu ihm runter und deutete nun ebenfalls auf den Teddy.

„Das ist also Daddy?“, fragte sie, was mit einem weiteren „Dadi“ bestätigt wurde. Annie lächelte Lucas liebevoll an.

„Ja, und guck mal wie lieb dich Daddy hat“, sagte sie, schnappte sich den Teddy und knuddelte den Kleinen damit durch. Ein erfreutes Quietschen erfolgte und kichernd langte das Baby nach dem Bären. Als es die Nase in die Hände bekam, drückte es zu und klatschte freudig in die Hände, als der Bär auf einmal magische bunte Funken sprühte und eine kurze Melodie ertönte.
 

„Weg von ihm!“

Eine kalte Stimme klirrte durch den Raum und mehrere weiß gekleidete Männer betraten mit erhobenen Zauberstäben den Raum.

Lucas sah mit offenem Mund hoch und starrte dann verängstigt sein Kindermädchen an. Diese reagierte, indem sie den Kleinen schnappte und ihn schützend in den Armen hielt.

„Wer sind Sie? Was wollen Sie?!“, fragte Annie panisch und blickte sich nach einem Fluchtweg um, doch es gab keinen.

Ein ebenfalls weiß gekleideter Mann trat aus der Mitte der Gruppe und stellte sich vor.

„Du weißt wer ich bin: Ich bin Albus Dumbledore und ich möchte dieses Kind.“

„Nein, niemals!“, keuchte Annie als sie Dumbledore erkannte und wich zurück.

„Es wäre alles einfacher für dich, wenn du uns das Kind freiwillig gibst“, ermahnte Dumbledore mit ruhiger Stimme und blickte die Frau kalt über den Rand seiner Halbmondbrille an.

Die Rothaarige drehte sich um und wollte zum Fenster rennen, als sie sich plötzlich nicht mehr bewegen konnte.

Der kleine Junge in ihrem Arm spürte, dass etwas nicht stimmte, und schrie laut. Dumbledore machte eine kurze Handbewegung und ließ es so magisch verstummen.

„Daphne, nimm das Baby.“

Eine Frau löste sich aus dem Kreis und nahm dem Kindermädchen das Baby vom Arm. Das Kindermädchen schrie laut auf, Tränen rannen an ihren Wangen herab, doch aufgrund ihrer Bewegungseinschränkung konnte sie nichts anderes tun als hilflos zusehen, wie Lucas ihr weggenommen wurde.

Als die Frau namens Daphne mit einem lautlos schreienden Baby im Arm wieder an ihrem ursprünglichen Platz stand, richtete Dumbledore den Zauberstab auf die Rothaarige. Er murmelte leise einige Worte, darauf folgte ein lauter Knall und der Boden war plötzlich blutrot.

Lucas hatte vor lauter Schreck mittlerweile aufgehört zu schreien. Als die Frau ihn wegtrug konnte er noch einige letzte Blicke in sein Kinderzimmer erhaschen. Das letzte was er sah, weil ein abgetrennter Kopf mit roten gekrausten Haaren, dessen blaugraue Augen ihn hohl anblickten.
 

***
 

„Was sollen wir mit ihm machen?“

Daphne stand unschlüssig mit Lucas in der Hand in Dumbledores Büro. Der Schulleiter lächelte den kleinen Jungen väterlich an und nahm ihn ihr ab.

„Wir geben ihm ein neues, besseres zu Hause“, antwortete Dumbledore und schickte mit einer Handbewegung Daphne nach draußen.

„Du wirst meine perfekte Waffe sein“, sagte Dumbledore verzückt und setze das Kind auf seinem Schreibtisch ab. Lucas währenddessen verstand kein Wort und war ganz und gar von Dumbledores langem Bart fasziniert. Der alte Mann bemerkte dies lachend und hielt Lucas seinen Bart hin, damit er spielend daran ziehen konnte.

„Du wirst deine eigene Familie bekämpfen und keiner wird je etwas bemerken“, flüsterte er Lucas leise und in freudiger Tonlage zu und beobachtete dabei entzückt den mit seinem Bart spielenden Jungen. „Mein kleiner Goldjunge.“
 

***
 

„Vielen Dank, dass du an uns gedacht hast als du den kleinen Jungen alleine in einem verlassenen Haus der Todesser gefunden hast, Albus. Es war schon immer unser Traum, Kinder zu kriegen. Ich verspreche dir, dass er es bei uns besser haben wird als bei diesen mordenden Scheusalen.“

Eine brünette, zarte Frau hielt Lucas in den Händen und bedankte sich aus voll er Inbrunst bei dem Schulleiter.

Albus nickte ihr und ihrem Mann, der glücklich neben ihr stand, mit väterlicher Miene zu.

„Das ist doch selbstverständlich, Susan. Ich bin mir sicher ihr werdet dem kleinen James eine gute Familie sein, die immer für ihn da ist und dafür sorgt, dass er auf der richtigen Seite steht.“

Susan und Jacob Potter sahen sich verliebt an und begleiteten Dumbledore zum Abschied zur Tür.

„Danke für alle, Albus.“

„Der Dank ist ganz auf meiner Seite“, erwiderte Dumbledore und kehrte der neuen glücklichen Familie zufrieden den Rücken. Niemand bemerkte, wie er kurz seinen Zauberstab hob und einen Zauberspruch murmelte, der Susan Potters schleichenden Tod bedeuten sollte.
 

***
 

James erwachte unter Keuchen und Husten und registrierte am Rande, dass er Blut zu spucken schien. Seine Narbe schmerzte höllisch und gequält rollte er sich auf dem Boden hin und her. Er heulte auf vor Schmerzen, doch sie ebbten nicht ab und bohrten sich tief in seinen Kopf.

Die unterschiedlichsten Gedanken wirbelten durch James Geist, doch ein Bild davon war am deutlichsten vor seinem inneren Auge: Das Bild der toten Annie, das Kindermädchen von Lucas, von ihm.

Es kam ihm vor wie der größte Witz aller Zeiten, niemals konnte er der Zwillingsbruder von Draco und das Kind von Lucius Malfoy sein, doch was er gesehen hatte, bedeutete ihm was anderes. Die ungeheuren Schmerzen waren allerdings nicht nur körperlicher Natur: Der Schmerz, erneut seine Familie durch die grausame Hand von Albus Dumbledore verloren zu haben, pochte mit solcher Wucht durch James Adern, dass er sich sicher war, dass sein Körper das nicht lange aushalten würde. Fast schon reflexartig tastete er kraftlos mit seiner Hand zu seiner Hosentasche, in der sich immer ein kleiner Vorrat des Conscienta-Trankes befand, doch dann erinnerte er sich an seine Gedankengänge vor seiner Erinnerungsvision.

Entschlossen ließ er die Hand wieder sinken und krümmte sich weiterhin vor Schmerzen. ‚Er würde nicht mehr davonrennen, auch wenn es ihn umbringen würde‘, das waren seine Gedanken gewesen und James würde alles daran setzen, danach zu handeln. Er wollte sein Leben nicht, es hatte ihm immer nur unerträgliche Schmerzen und Trauer beschert. Er wollte kein Teil dieser abscheulichen Welt mehr sein.

Das Abbild eines jungen, siebzehnjährigen Severus Snape kam ihn in den Sinn und Tränen der Verzweiflung rannen über seine Wangen. Er dachte an Lucius Malfoy und Tom, die glücklich ihre beiden Neugeborenen in den Armen hielten, an Lily, die allein wegen ihm durch die Hölle gegangen war. Plötzlich wünschte sich James, dass Dumbledore ihn bereits als kleines Kind umgebracht hätte. Der Gedanke, dass James eine richtige Familie hätte haben können, die ihn vielleicht so akzeptiert hätte, wie er war, bohrte sich schmerzhaft durch sein Herz. Albus Dumbledore hatte ihm wirklich alles genommen, was jemals einen Wert für James hatte oder hätte haben können. Und weil es damit noch nicht genug war, hatte James auch noch selbst dafür gesorgt, jeden von sich wegzustoßen, der zu nah an sein Herz zu gelangen drohte.

James spürte, wie sein Herz immer langsamer schlug und dass sein Atem immer schwächer wurde. „Dies sind also die letzten Atemzüge des vergessenen Lucas Malfoy, des ehrwürdigen James und des glorreichen Harry Potter“, lachte James ironisch mit vor Schwäche zitternden Stimme auf und versuchte sich auf den Rücken zu drehen. Er ließ seine Gedanken kreisen und dachte sehnsüchtig an all die Personen, die ihm so viel bedeuteten. Seine letzten Gedanken blieben bei Draco, Lucius und Tom hängen.

Der Wunsch bei seiner richtigen Familie zu sein, die wirklich kennen zu lernen er nicht mal die Möglichkeit gehabt hatte, wurde übermächtig und plötzlich spürte James, wie sich seine Magie mal wieder selbstständig machte. Er spürte ein Ziehen in seinem Bauchnabel und plötzlich tauchte vor seinen Augen die verschwommene Umgebung eines fremden Wohnzimmers auf. Ein hektischer Schrei erklang und er hörte Fußgetrampel, doch er war zu schwach, seinen Kopf zu drehen. Sein gesamter Körper wurde noch immer von heftigen Schmerzwellen erschüttert und es kostete ihn alle Kraft noch eine kleine Weile länger im Reich der Lebenden zu verweilen.

James spürte, wie warme Arme vorsichtig über seinen Körper tasteten. Als er einen kleinen Spalt die Augen öffnete sah er direkt in die blaugrauen Augen von Lucius Malfoy, der sich in tiefster Sorge über ihn gebeugt hatte und energisch auf ihn einzureden schien, doch für James war alles wie in weiche Watte gepackt. Er hörte kein Wort von dem, was Lucius ihm zu sagen versuchte. Mit der letzten Kraft, die James aufbringen konnte, hob er langsam und zitternd seine Hand. Die Erschöpfung war so stark, dass er es nicht mehr zu schaffen glaubte, doch als seine Finger auf den sanften, warmen Widerstand von Lucius Wange stießen, zuckten James Mundwinkel ein kleines Stück nach oben. ‚Ich bin hier, bei meiner Familie‘, dachte James glücklich und zufrieden, während nacheinander alle seine Glieder erschlaffen und sein Bewusstsein aus dem Zeitfluss gerissen wurde und nichts mehr zurückblieb als gefühlslose, unendliche Ruhe und ein erschlaffter Körper eines Siebzehnjährigen.
 

***
 

„Wo ist er? Habt ihr Harry gesehen?“

Mit wehendem Umhang kam Sirius in Remus Zimmer gestürzt. Lily saß dort mit Remus an einer Partie Zaubererschach und sah Sirius überrascht an.

„Nein, ich habe ihn seit dem gestrigen Mittagessen nicht mehr gesehen“, erwiderte Lily verwirrt und schien aufgrund des ungewohnt besorgten Gesichtsausdruck ihres alten Freundes nicht zu wissen, ob sie noch immer sauer sein sollte oder nicht.

„Wir dachten er wäre wie immer bei dir“, sagte nun auch Remus und stand langsam auf. „Ist etwas passiert?“

Sirius sah sich fahrig im Raum um und fuhr sich mit einer Hand durch seine Haare. Sein Körper zitterte und ein sehr schlechtes Bauchgefühl machte sich in ihm breit. „Nein, war er nicht. Ich wollte heute Morgen mit ihm reden, aber ich kann ihn nirgendwo finden. Sein Zimmer ist total verwüstet.“

Alarmiert erhob sich nun auch Lily. „Er wird wohl kaum das Haus verlassen haben. Dumbledore hätte das mit Sicherheit bemerkt“, warf sie ernst ein und lief nachdenklich durch das Zimmer bis sie direkt vor Sirius stand. „Gehen wir nach ihm suchen.“

Remus legte beruhigend eine Hand auf Sirius Schulter. „Wir finden ihn schon. Bestimmt hat er sich in seiner Depression mal wieder irgendwo verschanzt.“

Lilys Gesichtsausdruck wurde grimmig. „Ich habe dieses ganze Ihr-seid-meine-besten-Freunde-aber-ich-erzähle-euch-nicht-wie-es-mir-wirklich-geht verdammt noch mal satt! Wenn ich ihn in die Finger kriege, kann er was erleben.“

Sirius nickte, doch noch immer zitterten seine Hände. Das letzte Mal als er so ein ungutes Gefühl hatte, war die Nacht, in der angeblich Lily und James Potter gestorben waren, doch um keine unnötige Unruhe zu verbreiten, sagte er nichts.

„Ich werde in der Bibliothek und in den Kellern nachsehen“, sagte Remus und machte sich sofort auf den Weg dahin.

„In Ordnung. Ich werde die oberen Ebenen absuchen und du fängst am Besten im mittleren Bereich an“, wies Lily Sirius an, der flüchtig nickte und sich sofort auf die Suche nach einem sturen, schwarzhaarigen Slytherin machte.
 

Inzwischen war der gesamte Haushalt des Hauptquartiers alarmiert und hatte sich auf die Suche nach dem verschwunden Goldjungen begeben, doch niemand fand auch nur einen Hinweis darauf, wo er abgeblieben war.

„Wir sollten Professor Dumbledore einschalten“, schlug Hermine vor und stieß unerwarteter Weise auf einige missmutig verzogene Gesichter.

Lily, Remus, Sirius und auch Severus sahen aus, als wäre das der schlechteste Vorschlag gewesen, den sie je gehört hatten, doch es kamen keine Widerworte von dieser Seite. Rons Mutter hingegen war bereits zustimmend davon geeilt, um den alten Schulleiter herbeizurufen.

Es dauerte nicht lange bis Albus Dumbledore mit wehendem, weißem Bart in das Wohnzimmer des Hauptquartiers marschiert kam und ernst in die Runde blickte. Seine stechenden, blauen Augen blieben bei Severus Snape hängen.

„Was ist passiert, Severus?“, fragte er ernst und Severus trat pflichtbewusst einen kleinen Schritt vor, bevor er zu erklären begann.

„Harry Potter wird seit ein paar Stunden vermisst. Bereits nach gestern Mittag hat ihn jedoch keiner mehr gesehen, also ist er möglicherweise schon seit längerem verschwunden. Wir haben natürlich das Haus bereits mehrfach durchsucht.“

Dumbledore fasste sich nachdenklich an seinen Bart. Er sah in die Runde und sagte schließlich zu Sirius gewandt: „Führst du mich zu seinem Zimmer?“

Sirius, der noch immer leicht neben sich stand, nickte und ging gemeinsam mit den anderen im Schlepptau zu dem Zimmer, dass James bewohnte, wenn er im Hauptquartier war.

„Du meine Güte“, entfuhr es Albus geschockt, als sie es betraten.

Überall lagen Scherben und Fetzen von Büchern oder sonstigen Gegenständen herum. Nichts schien mehr auf seinem ursprünglichen Platz und in seiner ursprünglichen Position zu stehen. An den Wänden waren die unterschiedlichsten Kratz- und Schürfspuren zu sehen und teilweise war sogar die Tapete von der Wand gerissen. James Bettwäsche war zerrissen und noch immer wirbelten wie magisch ein paar der Federn in der Luft herum.

„Das kann unmöglich jemand ohne Magie so verwüstet haben“, konstatierte Severus, der sich mit besorgt nachdenklicher Miene in dem Zimmer umsah.

Dumbledore begutachtete die heruntergerissene Tapete und versuchte einen Zauber, doch die Tapete rührte sich nicht von ihrem Fleck. „Offensichtlich Magie“, stimmte der Schulleiter Severus zu und widmete sich dann wieder Sirius, den er Erklärung suchend ansah.

„Ich habe das Zimmer bereits so aufgefunden, als ich heute Morgen zu Harry wollte“, erklärte dieser und sah sich noch einmal besorgt im Zimmer um, doch ein Hinweis auf James jetzigen Verbleib blieb aus.

Ein letztes Mal besah sich Dumbledore jeden Zentimeter des Zimmers, dann scheuchte er alle aus dem Raum.

„In Ordnung. Molly, Arthur, ich will, dass ihr eine Notsitzung einberuft, oberste Priorität natürlich. Severus, als unser momentan einziger Spion kannst nur du herausfinden, ob sich Harry in den Händen von Voldemort befindet. Hermine, Ron, Luna, ihr bleibt bitte hier und gebt mir sofort Bescheid, wenn Harry hier auftaucht. Sirius, Remus, eure Aufgaben werde ich euch bei der Versammlung mitteilen.“

Die Versammelten nickten alle brav und auch wenn Lily es gar nicht gefiel, untätig im Haus sitzen zu bleiben, wusste sie, dass sie keine andere Wahl hatte. Gemeinsam mit den beiden Gryffindorschülern machte sie sich auf den Weg zurück ins Wohnzimmer, in dem die drei unruhig hin- und herliefen und per Brainstorming versuchten herauszufinden, wohin James gegangen sein könnte.

Sirius Gefühlslage war noch immer absolutes Durcheinander und mit schweißgebadeter Stirn klammerte er sich an Remus, der ihn vorsichtig zum Konferenzraum zog.

„Ihm geht es bestimmt gut“, versuchte Remus seinen alten Freund aufzumuntern, doch leider fehlte ihm die eigene Überzeugung in dem Satz.

Sirius Stimme war kratzig. „Ich ertrage es nicht, ihn nochmal zu verlieren, Remus.“

Stellvertretend für Lily kniff der Werwolf Sirius grob in den Arm.

„Hör auf so zu denken. Wir werden alles daran setzen ihn zu finden, Sirius, aber wir brauchen dich dafür. Kannst du so lange noch stark bleiben?“

Sirius Zittern legte sich ein wenig und zufrieden beobachtete Remus, wie sich Sirius langsam aufrichtete.

„Ja“, antwortete er und gemeinsam betraten sie entschlossen den Raum, in dem bereits einige engste Phönixordensmitglieder versammelt waren.
 

Die Versammlung dauerte nicht lange. Dumbledore hatte die Versammelten in Zweiergruppen aufgeteilt und zu den verschiedensten Orten geschickt, in denen er den jungen Potter vermutete. Da Remus und Sirius ihn jedoch von den Erwachsenen am besten kannten, hatte er ihnen vollkommen freie Hand gelassen, wo sie suchen wollten.

Zuerst waren Sirius und Remus in der Heulenden Hütte gewesen, anschließend hatten sie gemeinsam mit Minerva McGonnagal und Poppy Pomfrey das Schloss Hogwarts durchsucht, doch James war nirgends zu finden. Im Verbotenen Wald trafen sie auf Firenze, doch auch das Mischwesen schien ratlos zu sein.

Im Moment standen Sirius und Remus in Godrics Hollow und starrten nachdenklich auf die Gräber von Lily und James Potter.

„Wo kann er nur stecken, Moony?“, fragte Sirius zum wiederholten Male verzweifelt und ließ geistesabwesend zwei kleine weiße Rosen entstehen, die er liebevoll auf Lilys und James Grab legte, obwohl er wusste, dass beide nicht dort begraben waren.

Remus seufzte und blickte nachdenklich in den Himmel. „Wenn ich das nur wüsste. Aber hier ist er scheinbar auch nicht.“

Auch das Haus, das die Familie Potter ehemals bewohnt hatte, war seit Jahrzehnten unberührt. Langsam gingen Sirius die Ideen aus, an denen der Slytherin stecken konnte.

„Was ist mit den Dursleys?“, warf Remus ein.

Sirius lachte hohl auf. „Wohl kaum. Aber auf Nummer sicher gehen sollten wir auf jeden Fall.“

Doch wie erwartetet stießen sie auch dort auf keine Spur.

„Hey, was ist mit dem Spielplatz, auf dem er Snape kennen gelernt hat?“, schlug Sirius vor.

Die Enttäuschung war groß, als sie auch dort keine verwuschelte, schwarze Haarmähne vorfanden.

„Verdammt!“, schrie Sirius und trat mit aller Wucht gegen den Pfeiler der Schaukel.

Remus, der für gewöhnlich die impulsiven Ausbrüche des Schwarzhaarigen zu zügeln versuchte, starrte nur gedankenverloren auf den Pfosten. Die Trauer hatte sie fest im Griff und je länger sie suchten, desto kraftloser und leerer fühlten sie sich. James schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Niemand hatte ihn gesehen oder von ihm gehört.

„Meinst du, Dumbledore hält ihn vielleicht gefangen?“, mutmaßte Sirius schließlich, doch Remus schüttelte langsam den Kopf.

„Darüber habe ich auch schon nachgedacht, aber Dumbledore hat auf mich nicht den Eindruck gemacht, dass er wüsste, wo James ist. Wenn wirklich er ihn festhalten würde, hätte er nicht so viele Ordensmitglieder auf einmal nach draußen geschickt. Nein, ich glaube nicht, dass er etwas damit zu tun hat.“

Sirius ließ sich kraftlos auf den Boden sinken. „Ich weiß nicht mehr weiter, Remus. Wir haben jeden möglichen Ort abgeklappert, manche sogar bereits zwei Mal.“

Remus legte eine Hand auf Sirius Schulter und versuchte ihm Kraft zu spenden, obwohl sie ihm selbst fehlte. „Lass uns kurz zum Hauptquartier zurückkehren, vielleicht haben Lily, Ron und Hermine eine gute Idee, wo er sonst sein könnte.“
 

Im Hauptquartier war mittlerweile die Hölle los. Ständig gingen Mitglieder des Ordens ein und aus, sodass Lily, Ron und Hermine schnell die Übersicht darüber verloren hatten, wer zurzeit im Haus war und wer nicht. Fakt war jedoch, dass niemand auch nur ein Hinweis darauf hatte, wo sich der Goldjunge befinden konnte.

Lily war zutiefst beunruhigt und kaute gedankenverloren trotz ihrer guten Erziehung an ihren Fingernägeln. Auch die Gesichter von Ron und Hermine waren käseweiß und die Brünette lief die ganze Zeit im Raum auf und ab.

„Hör auf damit, du machst mich nervös!“, fuhr Ron sie schließlich nach einer Weile an und Hermine wollte schon zurück zicken, als sie es sich plötzlich anders überlegte, ein lautes Seufzen ausstieß und sich hoffnungslos in den Sessel fallen ließ.

„Wo ist er nur?“, fragte sie verzweifelt in die Runde, doch weder Lily noch Ron konnten ihr eine Antwort darauf geben.

Das Auftauchen von Remus und Sirius ließ die Drei kurz hoffnungsvoll aus den Sesseln aufstehen, doch die verzweifelten Gesichter der beiden, ernüchterte die drei Schüler schnell.

„Ihr habt ihn auch nicht gefunden, oder?“, fragte Lily mit neutraler Stimme, aber traurigem Blick.

Sirius und Remus schüttelten stumm den Kopf und setzten sich erschöpft dazu.

„Wir haben gedacht, ihr habt vielleicht noch eine Idee, wo er sein könnte“, erklärte Remus und sah flehend zu Lily, doch diese schüttelte nur sachte den Kopf.

„Wir haben bereits alle unsere Ideen Dumbledore zukommen lassen und soweit wir wissen, hat er bereits überall Teams hingeschickt, aber…“

Sie beendete nicht den Satz, doch jeder wusste, wie er enden würde. Es breitete sich erdrückende Stille in dem Raum aus.

„Ist jedes Team bereits einmal zurückgekehrt?“

Ron nickte. „Fast. Ihr wart die Vorletzten. Der Einzige, der noch fehlt, ist Snape, aber Dumbledore meint, dass man es nicht abschätzen kann, wie lange er braucht, um bei den Todessern an geeignete Informationen heranzukommen. Bis jetzt hat er jedoch noch nichts rausgefunden.“

Sirius nickte und spürte eine kleine Träne an seiner Wange herunter rinnen. An seiner Seite hörte er ein leises Schluchzen und als er sich nach der Geräuschquelle umdrehte, lag eine weinende Lily bereits in seinen Armen. Tröstend zog er sie noch ein Stück näher an sich und vergrub trauernd sein Gesicht in ihre kleine Halsbeuge.
 

***
 

To Be Continued…
 

Eigentlich sollte es eine kleine Entschädigung sein, dass ich das nächste Kapitel so schnell hochlade, (dafür, dass ich in letzter Zeit ein wenig langsamer mit Hochladen war) doch jetzt bin ich mir aufgrund des Endes nicht sicher, ob es nicht doch irgendwie gemein ist, weil das nächste Kapitel höchstwahrscheinlich wieder ein paar Tage länger dauert… (Aber ich versuche es unter einer Woche zu halten)

Wie auch immer, ich hoffe dennoch, dass ihr Freude daran hattet, dass der nächste Teil so schnell da war! ^.^
 

Ich bin tierisch auf eure Reaktionen hierzu gespannt! Wie ihr (wahrscheinlich) gemerkt habt, war dieses Kapitel jetzt die Erklärung für die eine Erinnerungsvision, die James vor Schulbeginn hatte (und evtl. einiger der „Stimmen“ am Anfang der Kapitel).

Falls es wen interessiert, das hier war übrigens die Stelle, an der ich mich ernsthaft gefragt habe, ob mein Hirn einen Schlag weg hat – ich glaube schon XD
 

Natürlich vielen Dank für all die schönen Kommentare bisher ^.^ Ich freue mich wirklich über jedes.
 

Bis zum nächsten Kapitel!

Liebe Grüße ^.^



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Haeufchen
2012-04-16T15:50:23+00:00 16.04.2012 17:50
Massenverschwulung!
Zu Hillllfeeee~
Warum verschwult man bei einer schwulen Story gleich alle?
Das schlimm und mir erging es mal nicht anders.
Nur warum müssen das andere auch schon wieder machen!?!?
Hätte Lucius oder Tom net ne Frau nehmen können?
Mussten es ausgerechnet die beiden sein!?

Und warum ist Draco immer noch 16!?!?
Ich mein der müsste doch jetzt eigentlich im Alter von Snape und Co sein...
Eigentlich eine Altersklasse mit Lucius!?
OMFG~
Was hast du für mein armes Hirn getan?

Ich weiß nicht, was ich davon halten sollte.
Es ist so... übertrieben...
In meine Augen...
Bzw... ... to much, wie es so schön heißt...
...
Es wird immer mehr und mehr und SYNTAX ERROR!
Von:  brandzess
2011-11-04T23:46:49+00:00 05.11.2011 00:46
Sirius will es sich glaube ich mit mir verscherzen >.< gerade als ich anfing ihn vllt doch zu mögen macht er diesen blödsinn mit James >.< ich könnte ja wahnsinnig werden!
und Lily ist erhrlich gesagt nicht besser >.< gosh!
aber jetzt ist Severus der einzige der ihn retten könnte :D *freu*
das ist gut! und könnte beiden ein wenig in die richtige richtung helfen! die idee mit Snape in ne dico xD echt geil!
ich meine wenn man sich das mal so vorstellt..........zum schreien komisch!
gleich weietr lesen!
lg brandzess :D
Von:  sasa56
2011-10-06T11:53:13+00:00 06.10.2011 13:53
super kapitel
freu mich aufs neue kapitel
lg
^^
sasa56
Von: abgemeldet
2011-10-05T20:12:16+00:00 05.10.2011 22:12
Oh mein Gott!!!!!!!!!!!!
Das ist ein so schönes und herzzereisendes Kapitel, mir kommen die tränen!!!!!!!
So traurig, aber sehr gut geschrieben!!!!!!
Schreib weiter so!!!
Von:  Lusiki
2011-10-04T23:22:26+00:00 05.10.2011 01:22
Du hast es geschafft, ich bin von nun an komplett geschädigt.
Gott wie ich den alten Dumblees gerade hasse!!!!!!!!!
Alle fics indenen er der liebe großpapa ist, kommen mir gerade so irreal vor.
Na ja, freu mich schon aufs nächste chapy.
Wie Lucius und Tom reagieren, jetzt wo Lucas wieder zu Hause is?
Und warum geht Draco noch zur schule wenn er so alt wie Sirius, James, Remus und Severus ist????
*gespannt wartet*
Von:  LinkMuto
2011-10-04T14:08:26+00:00 04.10.2011 16:08
das is jetzt echt verwirrend und irgentwie finde ich des zeitlich auch nich passend deswegen könntest du des aufklären wie du dir des gedacht hattest? weil eigentlich draco und harry gleich alt sind aber plötzlich konnte er als james potter ein "ganzes leben" leben wobei aber draco nicht gealtert ist? aber abgesehen von diesem haken is des kapi nich schlecht. bin gespannt wies weiter geht.

lg LinkMuto
Von:  Kagomee16
2011-10-04T13:59:18+00:00 04.10.2011 15:59
boha^^ ganz schön viele infos auf ein mal, kein wunder das der arme junge zusammenbricht XD der hammer bin gespannt wie lucius damit umgeht

kann der nächste kapi kaum erwarten^^

lg kagomee16
Von:  Omama63
2011-10-04T08:27:10+00:00 04.10.2011 10:27
Erster!!!!!!!!!
Wieder ein spitzen Kapitel.
James ist doch nicht Lucius sein Sohn oder? Da hab ich bestimmt was falsch verstanden.
Bin schon gespannt, was bei Lucius passiert und ob Severus herausfindet wo Harry ( James ) ist.
Danke für die ENS.


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