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FarbenSpiel

~So bunt wie das Leben~
von

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Schwarz, wie der Tod


 

F a r b e n ● S p i e l

Kapitel 1

S c h w a r z ~ wie der Tod

Sometimes beginnings aren't so simple

Sometimes goodbyes the only way
 

shadow of the day (by) LinkinPark

Das erste Mal sah er sie auf der Beerdigung seines Großvaters Hilarus Aristotelis Greengrass.

Das kleine Mädchen, welches sich am Umhang ihres Vaters klammerte und genauso verloren aussah, wie er sich fühlte. Damals war Thornton Ridley Higgs fünf Jahre alt und starrte mit leeren Augen auf den aufgebahrten Sarg.

Als man Hilarius aus der Kapelle trug, griff der kleine Junge nach der Hand seiner Mutter, die kalt war und schwitzig und er bemerkte das Beben ihrer Glieder als Daphne langsam einen Schritt vor den anderen tat. In Begleitung ihres Mannes schritt die junge Frau eher apathisch den Kiesweg entlang zur Grabstelle.

Während der Sarg in die Grube hinabsank, vernahm der kleine Junge das Schluchzen und Wimmern seiner Tante, die nur wenige Meter neben ihnen stand und bitterlich aufheulte. Auch Großmutter Philomena schien gebrochen, schließlich trug sie ihren Mann zu Grabe. An der Hand der alten Dame klammerte sich ein Junge, etwa in seinem Alter, mit weißblonden Haaren. Sein Cousin, Scorpius Malfoy, machte ein Gesicht, als könne er nicht verstehen, weshalb sich plötzlich so viele Leute auf einem Haufen versammelt hatten, dennoch schienen seine Augen wachsam, so, als verstünde er doch mehr, als man ihm in diesem Moment zugetraut hätte.
 

Nachdem die Beisetzung ihr Ende fand, und man sich zum Leichenschmaus eingefunden hatte, sah Thornton das Mädchen wieder. Mit tapferem Ausdruck auf den Zügen, blickte sie zu seiner Mutter auf, doch Daphne schien wenig Notiz von ihr zu nehmen. Zäh drangen Worte des Dankes aus ihrem Mund hervor, während eine ehemalige Klassenkameradin, Pansy Parkinson, seiner Mutter ihr Beileid aussprach. Nach einer flüchtigen und eher halbherzigen Umarmung, ging die Frau, mit dem seltsamen Mopsgesicht, davon und zog das kleine Mädchen mit sich.

»Mami, wer ist die Frau?« Endlich traute sich der kleine Mann, das Wort an seine traurige Mutter zu richten.

»Eine alte Freundin«, erklärte Daphne leise, doch mit scharfem Unterton. »Hol' deinen Vater!«

Thornton brauchte nicht lang, um seinen alten Herren zu finden. Gerade vernahm er reges Gelächter aus dem separaten Raum, der als Raucher-Lounge diente. Der Qualm brannte in seinen Augen, als er die Tür aufdrückte und versuchte, seinen Vater zu erspähen. Terence Higgs hatte sein Jackett abgelegt, die Hände in den schwarzen Hosentaschen vergraben und philosophierte mit einer Zigarre im Mund über ein Thema, das Thornton sowieso nicht begreifen würde. Neben dem hochgewachsenen, dunkelhaarigen Mann, stand sein Onkel Draco, dessen spitzes, blasses Gesicht sogar durch den Nebel der Zigaretten weiß zu leuchten schien.

»Dad?« Zögernd schritt der Junge auf seinen Vater zu und dieser schien für einen flüchtigen Augenblick argwöhnisch, als er seinen Sohn auf sich zukommen sah.

»Thorn? Was machst du denn hier?«, barsch drangen die Worte aus Terence' Mund.

»Mami wollte, dass ich dich hole.«, gab der Junge wahrheitsgemäß, aber dennoch kleinlaut, zurück.

Terence Higgs nahm einen langen Zug, dann drückte er die Zigarre in einen der vielen Aschenbechern aus.

»Also dann, Draco, bis zum nächsten Mal!« Damit zog er seinen Sohn am Arm aus dem Raum. Der tabaklastige Gestank haftete nun auch seinem Anzug und Thornton verzog sein Gesicht zu einer angewiderten Grimasse. Nie würde er rauchen! Das nahm sich der kleine Junge felsenfest vor;
 

und schleichend nahte das Ende für jene, die ihr Leben gefristet in Glück und Kummer mit einem Menschen geteilt, welcher zu Empfindungen fähig gewesen ward. Doch nahten neue Geister, die Leben, Lieben und Leiden sollten. Was scherten sich da noch die Toten?

Weiss, wie die Unschuld


 

F a r b e n ● S p i e l

Kapitel 2

W e i s s ~ wie die Unschuld

She caught your sick lie,

It's creepin in the shadow of your white smile,

Lurking underneath the cover of your bedroom eyes
 

comin´ up from behind (by) MarcyPlayground

Genüsslich zog der junge Mann an der Zigarette und beobachtete mit eher gelangweilter Faszination den Qualm, der aus dem Glimmstängel hervor trat und sich in geschmeidigen Bewegungen zur Zimmerdecke empor schlängelte.
 

Seit dem Tod seines Großvaters waren nun mehr als zwölf Jahre vergangen und sein junges Leben hatte bereits die eine oder andere Wendung erfahren müssen. Menschen waren in Erscheinung getreten, verschwunden oder verschieden.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis Großmutter Philomena dem Beispiel Hilarius' folgte und einen weiteren Einschnitt in seiner kleinen Seele hinterließ. Nicht, dass Thornton sehr an den Großeltern mütterlicherseits hing, da die Besuche eher rar und meist etwas lieblos verlaufen waren. Doch gehörten diese, genau wie Tante Astoria, Cousin Scorpius und Onkel Draco, zu seiner Familie.

Und da Terence Higgs seine Eltern verloren und als Einzelkind keine weiteren Verwandten vorzuweisen hatte, klammerte sich Thornton mehr als gewollt an die wenigen Menschen, die ihm noch blieben.

Der kleine, schüchterne, beinahe verängstigt wirkende Junge wuchs zwar behütet, aber unter strengen Regeln auf. Als sich bei ihm zum ersten Mal magische Fähigkeiten zeigten, pochten sowohl Vater, als auch Mutter darauf, dass diese gefestigt wurden und den nötigen Schliff bekamen.

So war es nicht verwunderlich, dass man ihn nach Hogwarts schickte. An seinem elften Geburtstag brachte ein riesiger Uhu den ersehnten Brief, der Thornton den Besuch der Schule gestattete. Sein Cousin Scorpius hatte das Schreiben bereits im November erhalten und rieb es ihm bei jeder sich bietenden Gelegenheit unter die Nase. Doch nun war es auch dem Higgs-Nachkömmling erlaubt einen Ort zu besuchen, an dem man ihn lehrte seine Talente zu nutzen.
 

»Slytherin«, donnerte der sprechende Hut, der die neuen Schüler auf eines der vier Häuser verteilte.

Am rechten, äußeren Tisch, brachen Jubel und Freudenschreie aus, als Thornton den Hut vom Kopf nahm und zu den jungen Menschen eilte, die nun Familie und Freunde sein sollten.

Weitere Namen wurden aufgerufen. Jungen und Mädchen folgten seinem Beispiel und gesellten sich zu ihren Kameraden. Mit stolzgerecktem Haupt schritt Scorpius Malfoy das Podest hinauf und nahm auf dem Schemel Platz. Siegessicher und zuversichtlich grinste der blonde Junge, als der Hut, nur wenige Zentimeter über seinem Kopf schwebend, bereits das gewählte Haus verkündete.

»Slytherin«, hallte es erneut wider und abermals jubelten und grölten die Schüler des Hauses der Schlangen.

Scorpius ließ sich neben ihm auf der Bank nieder, noch immer triumphierend grinsend. »Ich wusste, dass ich hier her kommen werde«, meinte dieser selbstbewusst und mit einer Spur Arroganz in der Stimme.

Thornton reagierte nur mit einem stummen Nicken. Auch ihm war bewusst, dass man ihn und seinen Vetter nach Slytherin schicken würde, da auch die Eltern einst in diesem Hause untergebracht waren.

»Euphemia Zabini«

Der letzte Name auf der Liste, ließ den Jungen wieder zu dem Podium hinaufblicken. Das Mädchen, welches er alle paar Jahre und meist unter traurigen Umständen immer mal wieder sah, setzte sich langsam in Bewegung. Zögernd, aber dennoch anmutig, ließ sich Euphemia auf dem Stuhl nieder und den Hut auf ihr Haupt sinken.

»Die kommt zu uns!«, flüsterte Scorpius leise und klang äußerst zuversichtlich. Zu Throntons Erstaunen, sollte er Recht behalten, denn zum zehnten Mal verkündete der sprechende Hut den Namen des Hauses Slytherin.
 

»Thorn, du stinkst!«, rau drang die Stimme des Mädchens an seine Ohren und wieder musste er dem Versuch widerstehen, nicht jetzt und hier, über sie herzufallen.

»Ich bin volljährig«, brummte der junge Mann verteidigend, drückte den Kippen in einer kleinen, gläsernen Schale aus und beobachtete die Frau dabei, wie sie sich, äußerst zufrieden wirkend, auf den dunkelgrünen Laken zu räkeln begann. Ihre blonde, einst so mühevoll frisierte Haarpracht, war von den spätmittaglichen Eskapaden zerwühlt und erinnerte nur noch schemenhaft daran, in Locken hochgesteckt worden zu sein. Constance McGillan stützte ihren Kopf auf den Armen auf und blickte ihn von der Seite her an.

»Wieso machst du das immer?«, fragte sie anklagend.

»Was?«, murmelte der junge Mann. »Rauchen oder Vögeln?«

»Du bist unmöglich!«, schimpfte Constance empört und stieß ihn mit dem Fuß an.

»Ich mache viel, drück' dich klarer aus!«, verlangte Thornton und griff knurrend nach dem Bein der jungen Frau, um ihrer Neckerei Einhalt zu gebieten. Constance verzog ihr hübsches, blasses Gesicht zu einer Schnute, da ihr kleiner Spaß so ein jähes Ende fand. Seufzend drehte sich das Mädchen auf den Rücken und blickte unter halbgeöffneten Lidern zu dem dunkelgrünen Baldachin hinauf.

Der Schweigezauber erwies sich gewiss als äußerst nützlich, vor allem in solch pikanten Situationen, dennoch blieben die nächtlichen Eskapaden den anderen jungen Männern, mit denen sich Thornton diese Räumlichkeiten teilen musste, nicht verborgen. Doch wie immer wusste der äußerst charmante Slytherin solche Fauxpas zu umgehen. Zwar musste er so seine Aktivitäten auf ein Minimum beschränken, doch missen wollte er seine weibliche Gesellschaft trotz allem nicht. So war ein Kompromiss gefunden und die Freistunden nicht gänzlich vergeudet oder gar von Langeweile erfüllt.

»Ich würde gern mehr Zeit mit dir verbringen«, erklärte Constance, ohne auf seine vorher gesprochenen Worte einzugehen.

Mehr Zeit verbringen?, eine solche Aufforderung kam eher einer Gefangenschaft gleich, zumindest für den jungen Mann, der für das Mädchen nur ein gedehntes Schnauben übrig hatte. Thornton Higgs hatte nicht vor, sich in Ketten legen zu lassen, geschweige denn, sich von einer Frau abhängig zu machen.

Solche Mädchen, wie Constance McGillan eines war, galten als anhänglich, nervig und nicht zuletzt als austauschbar. Ihre Unschuld hatte sie schon längst an ihn verloren und dennoch behielt er sie, nur so, zum Spaß an der Freude, an seiner Seite und in seinen Laken. Eine feste Bindung stand für den jungen Slytherin nicht zur Debatte. Das Vergnügen, sein Vergnügen, stand stets an erster Stelle und Thornton hatte nicht vor, etwas daran zu ändern.

Er war frei.

Noch ...

Und er nutzte ebendiese Ungebundenheit um dem zu frönen, was das Leben doch so leicht und süß zu machen schien.

»Hey, Conny-Baby«, säuselte er und fuhr mit den Fingern über die weiche Haut ihrer Oberschenkel. »Ich denke, dass wir das hier beenden sollten!«

»Was?«, langsam und zäh verließ das kleine Wörtchen ihre Lippen, beinahe so, als hätte sie ihn nicht verstanden.

»Hör mal, Baby, ich will nichts festes und dein Angebot kann und will ich nicht annehmen! Du bist zwar ganz süß und alles, aber ich bin nun mal nicht an einer Beziehung mit dir interessiert.«, erläuterte Thornton in ruhigem Ton und hoffte, dass das Mädchen den Sachverhalt begriff.

Er irrte sich.

Und auch der junge Higgs kam nun nicht mehr umhin, ziemlich dankbar für den Schweigezauber zu sein, den er stets aufrecht hielt, um so den Raum in Stille zu hüllen.

Frauen wie Constance blieben anhänglich, nervig und Thornton tat gut daran, von diesem Mädchen Abstand zu nehmen, die Verbindung zu kappen und ihr alles Glück der Welt zu wünschen. Sie verdiente es, glücklich zu sein, nur sah sich der junge Mann nicht in der Position, ihr diese Wünsche zu erfüllen.
 

Seine Ohren klingelten noch immer. Constances blasses, weißes Gesicht war binnen Sekunden in einem Purpur erblüht, ehe sie nach einem Kissen griff und sich auf ihn stürzte. Sie schlug nach ihm, schrie und keifte und ihre blonden Locken schwangen um ihren Kopf herum, sodass sie wahrlich Ähnlichkeit mit der griechischen Sagengestalt Medusas hatte. Slytherin blieb Slytherin und die Schlange war nicht grundlos deren Wappentier. Constance machte dem Haus alle Ehre.

»Es hätte nicht mehr viel gefehlt, und sie hätte ihren Kopf um 360 Grad gedreht.«, feixend ließ sich Thornton in den Ledersessel sinken und nahm die Flasche Butterbier entgegen, die ihm Scorpius Malfoy soeben anbot.

»Du hast Conny McGillan flachgelegt?«, fragte dieser und verzog missbilligend das spitze Gesicht.

»Jap, krieg ich keinen Applaus?«, höhnte Thronton und blickte in die Runde.

»Wofür? Dass du eine aus der Siebten gevögelt hast? Nö, wieso? Akins hat der kleinen Referendarin erst letzte Woche die Flötentöne beigebracht. Um da mitzuhalten, musst du dich schon mehr anstrengen!«, riet ihm Albus Potter und gönnte sich einen kräftigen Schluck Feuerwhiskey. Besagter Duncan Akins erhob und verbeugte sich vor jedem der einzelnen Jungen, ehe er sich wieder in den Sessel fallen ließ.

»Hör nicht auf Al, der ist bloß angepisst, weil ihn eine der Ashcroft-Zwillinge nicht ran lässt. Welche wolltest du noch mal flachlegen, bevor wir hier fertig sind? Dir bleiben nur noch ein paar Wochen, Potter. Sonst musst du anderthalb Monate ohne Sex aushalten!«, höhnte Lester Withwick.

»Du meinst die Beiden aus Hufflepuff? Wie heißen die noch gleich?«, wollte Duncan wissen.

»Amber und Ruby«, seufzte Albus theatralisch schmachtend und ignorierte das spöttische Kichern von Scorpius.

»Welche denn jetzt?«, bohrte Lester nach.

»Na beide, was denkt ihr denn?!«, erwiderte Albus und erntete lautes Johlen und ebenso lärmende Pfiffe seiner Freunde;
 

und von Unschuld und Reinheit ward zu dieser Zeit nichts mehr übrig.

Gelb, wie der Neid


 

F a r b e n ● S p i e l

Kapitel 3

G e l b ~ wie der Neid

You be the Beast and I’ll be the Beauty-beauty

Who needs true love as long as you love me truly
 

wonderland (by) NataliaKills

Tränen der Wut rannen über die leicht geröteten Wangen des blonden Mädchens. Die elfenhafte Erscheinung der jungen Frau verschwand für den Augenblick, als sie wie eine Furie die Stufen hinunter fegte und beinahe zwei ihrer Mitschülerinnen in stürmischer Hast mit sich riss. Nicht einmal eine Entschuldigung hatte Constance für sie übrig und eilte davon, die Locken wild umher wirbelnd und einem Furcht erregenden Ausdruck auf dem so hübschen Gesicht.

»War das Constance?«, fragend zog sich die dunklen Augenbrauen Feodoras zusammen. Doch das knappe Zucken der Schultern ihrer Freundin als Antwort genügte ihr offenbar nicht, deshalb drängte sie weiter auf Bestätigung. »Mia, sie sah doch aus wie Constance!«

»Möglich. Ich weiß nicht.« Abermals wanderten schmale, zarte Schultern als Erwiderung empor.

»Hast du gesehen, wo sie her gekommen ist?«, erneut drängte das brünette Fräulein auf ein Gespräch.

»Feo! Das geht uns überhaupt nichts an!«, murmelte Mia in zischendem Ton und bedachte diese mit einem warnenden Blick.

»Aber ...«, wollte das Mädchen abermals beginnen und beließ es jedoch bei einem gedehnten Seufzer, »lästern macht mit dir überhaupt keinen Spaß, Euphemia Zabini!«

»Da musst du dir dann, wohl oder übel, eine neue, beste Freundin suchen, Feodora!«, scherzte Mia, doch der ernste Ausdruck auf ihrem Gesicht hatte Feodora für einen flüchtigen Augenblick an sich und an ihrer Freundschaft zweifeln lassen. Gerade wollte ebendiese etwas auf die Worte ihrer Freundin hin erwidern, als jemand mit lässigem Schritt auf sie zu hielt.

»Ladies« Mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen und in schmeichelndem Ton verließ diese flüchtige und zuvorkommend wirkende Begrüßung den Mund des Jungen. Mit gewohnter Arroganz, schritt Thornton Higgs an seinen Klassenkameradinnen vorüber und erhaschte die misstrauischen Blicke der Mädchen. Sich nicht weiter um deren Belange kümmernd, steuerte Thornton zielstrebig die Sesselgruppe um den großen Kamin an, in der bereits seine Freunde Platz genommen hatten.

»Ich wusste doch, dass Constance aus einem der Jungenschlafsäle gekommen ist!«, der freudige und äußerst rechthaberische Ton in ihren Worten ließ wahrlich keinen Zweifel an der Vermutung Feodoras aufkommen.

»Du meinst doch wohl nicht etwa, dass Constance und ...«, riet Mia und erntete nur ein stummes Nicken, gepaart mit leuchtenden Augen. »Higgs und McGillan?«

»Higgs und McGillan!«, bestätigte Feodora grinsend.

»Und warum ist Constance dann weinend weggerannt?«, skeptisch starrte Euphemia auf die Gruppe junger Männer, aus deren Ecke gerade reges Gelächter zu ihnen herüber schallte.

»Möglicherweise hat Thorn ja mit ihr Schluss gemacht?! Na ja, du weißt doch, dass so jemand wie Thornton Ridley Higgs sehr begehrt ist!«, erläuterte das Mädchen hastig.

Die junge Hexe hätte schwören können, einen bewundernden Ton aus den Worten Feodoras herauszuhören. »Bist du an einem von denen interessiert?« Skeptisch begutachtete sie die »Auswahl« an »in-Frage-kommenden« Männern. »Malfoy oder Withwick?«

Doch Feodora schüttelte mit einem triumphierenden Grinsen den Kopf. »Akins!«, entkam es ihr und Mia ahnte bereits, dass ihre Freundin Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde, um ihrem Vorhaben Taten folgen zu lassen.
 

Die Liste der Namen war lang - Und die der gebrochenen Herzen ebenso.

Doch Thornton Higgs scherte sich nicht um die Gefühle der Mädchen, mit denen er sich vergnügte. Diese klein-Mädchen-Träume, die sich so in den Köpfen der jungen Frauen eingenistet hatten, konnte er nur müde belächeln.

Er war kein Unmensch, oder gar gänzlich gefühllos, nein, ganz im Gegenteil. Doch gerade in diesem Punkt blieb er eisern. Thornton wollte seine Gefühle schützen und verbarg sie aus diesem Grund vor der Welt und vor jenen, mit denen er sich amüsierte.

Kälte und Arroganz hatten also immer noch ihre Wirkung und verfehlten sie nicht in Bezug auf junge Damen, die sich wiederum in ihren Empfindungen verrannten und sich erhofften, diesen eisigen Berg zum Schmelzen zu bringen.

Wie sehr sich doch diese Geschöpfe bemühten und immer wieder und unermüdlich dem Versuch erlagen, der von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Mit einem ernüchternden Lächeln auf den Lippen, schüttelte der junge Mann den Kopf über so viel Ignoranz und Dummheit.

Dummheit?

Unerfahrenheit und Unvorsichtigkeit trafen es genauso gut.

Doch warum sollte er sich um solch Belange kümmern?

Diese Mädchen waren selbst Schuld, wenn sie, wie einst in dem Muggel-Märchen Rotkäppchen, dem bösen Wolf so blind vertrauten, der in Gestalt eines charmanten und gut aussehenden Jungen in ihr Leben trat. Thornton und die anderen jungen Männer wussten um ihre Wirkung auf die kleinen, so leicht zu verletzenden Mädchen, die ihnen ihre Herzen so bereitwillig auf einem silbernen Tablett servierten und hoffnungsvoll darum bettelten, von einem von ihnen erhört zu werden.

Müde und leid ... Selbst mit seinen so jungen Jahren durchschaute Thornton diese Biester, die aus den verschmähten, benutzen und verdorbenen Wesen hervorgegangen waren. Nicht selten dürstete eines von ihnen nach Rache für die nicht erwiderten Gefühle und die Schmach, mit der sie für den Rest ihres kümmerlichen Lebens dahin vegetieren würden.

Es war so einfach, so simpel und verlor mehr und mehr an Reiz, stets und ständig von willigen Frauen umgeben zu sein, die nach Anerkennung lechzten. Wie verdreht und bizarr ihm doch so mancher Moment erschien. Erfüllung fand er einzig in der Stille und Ruhe seiner Selbst. Und doch musste es doch möglich sein, dass es jemanden gab, der im Stande war, ihm den Verstand zu rauben? Ein Mädchen, fähig ihn zu halten, zu verstehen und ihm Einhalt zu gebieten?!

Eine Frau, die es wert war, dass er sich ihr öffnete, dass er den Mut fassen und sich fallen lassen konnte. Doch sonderlich viel Auswahl, die Eine zu finden, bestand nicht mehr.
 

Seufzend ließ sich Feodora Nott in das weiche Kissen zurücksinken und starrte mit angespanntem Gesichtsausdruck zu dem dunklen Baldachin hinauf. »Tut sie dir leid?«, wollte sie wissen und setzte sich abrupt auf.

»Wer?«, hakte Euphemia nach und blickte von ihrem Buch auf .

»Constance«, murrte Feo und wippte nervös mit den Füßen.

»Quae nocent, docent.«, erklärte Mia, die Verwirrung auf dem Gesicht ihrer bemerkend.

»Was?«, irritiert zog Feodora die Augenbrauen zusammen.

»Quae nocent, docent. - Was schadet, lehrt!«, wiederholte das Mädchen erneut und verdrehte, mit einem flüchtigen Lächeln auf den Lippen, die Augen. »Mir tut eher die arme Seele leid, die sich solch niedrigen Instinkten verschrieben hat!«

»Welch weise Worte aus deinem Mund, Miss Zabini. Also hast du nicht vor, es mal auszuprobieren?« Mit hochgezogener Augenbraue und vielsagendem Blick grinste ihr Feodora entgegen.

»Was ausprobieren?«, erwiderte Mia seufzend.

»Na ja, du weißt schon... es...«, drängte die junge Hexe und die Vorfreude ließ ihre Stimme vibrieren.

»Feo, ich bitte dich! Und nein! Diese Mädchen sind selbst Schuld, wenn sie sich auf so etwas einlassen. Und du willst doch wohl nicht eines von ihnen werden, über die man hinter vorgehaltener Hand in der großen Halle, in den Pausen und im Unterricht tuschelt?!« Die Worte wichen tadelnd von ihren Lippen und der Blick Euphemias tat sein Übriges, um ihren Unmut über das Vorhaben ihrer Gefährtin zu bekräftigen.

»Nein«, murrte Feodora und knirschte mit den Zähnen. »Warum muss es bei dir immer in Vorträgen ausarten? Du kannst einem wirklich den Spaß verderben!«

»Aber so etwas ist für mich kein Spaß!«, stellte sie unbeirrt klar und ignorierte das Augenrollen, welches man ihr zukommen ließ.

»Ja ja, ich weiß. Du wartest auf den Prinzen, der auf einem Einhorn daher geritten kommt und dich mit auf sein Schloss nimmt. Blah blah blah ...«

Mit einem dumpfen Knall schlug Euphemia das Buch zu, griff hinter sich, erhaschte ein Kissen und schleuderte es dem Mädchen, mit einem ernsten Ausdruck auf dem Gesicht, entgegen.

»Hey!«, protestierte Feodora prompt, dennoch besann sie sich rasch. »Mia, tut mir leid!«

»Du kennst meinen Standpunkt und weißt, was ich von solchen Aktionen halte!«, entgegnete diese streng und ihr Gegenüber biss sich schuldbewusst auf die Lippen. »Feo, willst du dich wirklich allen Ernstes in die Riege dieser Mädchen einreihen, nur um Sex zu haben?«

»Du klingst wie meine Mutter!«, knurrte Feodora und versuchte den rügenden Blick zu ignorieren.

»Und ... haben wir wirklich so Unrecht damit?« Die strenge Miene Euphemias wich einem sanften, traurigen Lächeln.

»Ich weiß ja, dass du dir nur Sorgen machst, aber ... willst du dir wirklich den ganzen Spaß am Leben nehmen lassen? Was ist mit dem Hier und Jetzt?« Den Mund leicht verkniffen, zwirbelte Feodora eine der dunklen Haarsträhnen um ihren Finger.

»Alles mit der Zeit.« erklärte die junge Hexe ruhig.

»Hast du einen historischen Roman verschluckt oder warum wirfst du jetzt mit Weisheiten um dich?« Mit einem Lächeln auf den Lippen warf Feodora das Kissen auf ihre Freundin zurück, die sich unter lautem Murren beschwerte. »Aber findest du es nicht seltsam, dass wir allem Anschein nach die Einzigen sind, die nicht in ihrem Interesse sind?«

»Feo, fängst du schon wieder damit an?!« Genervt schüttelte Mia über so viel Hartnäckigkeit den Kopf. »Bist du etwa neidisch auf die Mädchen, die nicht genug Verstand besitzen?«

»Spaß hat nichts mit Verstand zu tun!« Mit diesen Worten erhob sich Feodora und nickte auffordernd auf die Tür. »Essen?«

Euphemia starrte verständnislos zu ihrer Freundin auf, fügte sich jedoch dem bettelnden Blick des Mädchens;
 

und ob man es sich eingestand, oder nicht, doch der Neid ward allgegenwärtig und labte sich an der Sucht des Unbekannten, genoss die Unerfahrenheit dessen und tat sich gütlich an den ach so unschuldigen Gefühlen reiner Herzen.

Grün, wie die Hoffnung


 

F a r b e n ● S p i e l

Kapitel 4

G r ü n ~ wie die Hoffnung

I'm not sure what I see

Cupid don't fuck wit me!

Are you telling me this is a sign?
 

sign (by) SnoopDogg feat. JustinTimberlake & CharlieWillson

Lustlos stocherte Euphemia in ihrem Essen herum, vermengte Bratensauce mit Kartoffeln, während ihre Freundin nicht müde wurde, den umhersitzenden Mädchen von dem Spektakel zu berichten, dem sie und Euphemia, mehr oder weniger gewollt, beigewohnt hatten.

Gierig hingen die Mädchen an Feodoras Lippen und sogen wie Schwämme all die Informationen auf, die die junge Frau ihnen so bereitwillig lieferte.

Von Constance McGillan war nichts zu sehen, doch Thornton Higgs ließ es sich allem Anschein nach nicht nehmen, genüsslich schweigend den Worten seiner einfältigen Klassenkameradin zu lauschen und jede noch so kleine Silbe mit einem Lächeln zu verspotten. Statt leise flüsternd von dem hergegangenen Elend zu berichten, unterhielt Feodora Nott die kleine Schar um sich herum mit dröhnend lauten Aussagen und unterstrich diese mit weitschweifiger Gestik.
 

»Nott unterhält wieder mal den ganzen Tisch! Bei Merlin, der armen McGillan hast du aber ziemlich zugesetzt!« Schulternzuckend nahm Thornton die Worte seines Freundes Lester zur Kenntnis.

»Tja, und von der kleinen Referandarin spricht heute auch keiner mehr, oder Akins?«, setzte Thornon nach und wälzte das Thema auf sein Gegenüber ab.

Doch auch Duncan Akins wäre nicht der, der war, würde auch dieser nicht jene Aussage mit einem Grinsen und einem Schulternzucken abtun. Und eben dies tat der blonde Jüngling und ließ seinen Blick nach rechts gleiten, um zum Lehrertisch hinauf zu schauen, an dem Miss Ernestine Carnthonbright gerade im Versuch war, einer Frage ihres geschwätzigen Nachbarn auszuweichen.

»Dank ihr haben sich meine Noten in Geschichte der Zauberei von einem Schrecklich zu einem Annehmbar verbessert.« Das Grinsen auf Duncans Lippen hielt an, denn er schien sich die gemeinsamen Stunden mit seinem Fräulein wieder in Erinnerung zu rufen.

»Hey Duncan, wisch' dir lieber den Sabber vom Kinn, sonst müssen wir einen Eimer unterstellen!«, feixte Albus und ließ sich neben Thronton auf den freien Platz fallen.

»Wo ist Malfoy?«, fragte dieser und erntete einen schnauben Ton.

»Der ist beschäftigt«, erklärte der zweitälteste Potter und selbst ernanntes schwarzes Schaf der Familie.

Thornton zog vielsagend eine dunkel Augenbraue empor und Albus bestätigte grinsend die ihm gekommene Vermutung. »Donnerwetter!«

»Er ist hartnäckig.«, fuhr Albus fort und befüllte seinen Teller mit Kartoffeln und einer dunklen Sauce. »Endlich mal feste Nahrung!«

Selbst Akins warf seinem Freund bei dieser Aussage einen fragenden Blick zu, doch der Potter-Spross tat diesen mit einem Wink ab.

Plötzlich aufkommendes, lautes Murmeln ließ die jungen Männer an die verzauberte Decke blicken. Es war äußerst ungewöhnlich, dass Eulen zum Abendessen durch die Große Halle fegten und doch flogen vereinzelte Exemplare zielsicher auf ihre Empfänger zu und verteilten unter lautem Krächzen und Piepen die ihnen mitgegebenen Briefe aus elterlicher Feder.

Auch der steingraue Uhu der Familie Higgs landete mit einem Schriftstück im Schnabel vor Thornton und blickte den jungen Mann ebenso skeptisch an, wie es sein Gegenüber tat.
 

Leise, und umso pochender, schlichen sich die Schmerzen an, die ihre Schläfen in Beschlag nahmen und auch die Ohren taten ihr weh. Euphemia schob den Teller von sich und legte ihren Kopf auf den Armen ab.

So interessant Klatsch und Tratsch auch sein mochten, übertrieb es Feodora mit ihren Aussagen wieder einmal über alle Maße! Zum gefühlt neunten Mal erzählte sie mit Begeisterung von Dingen, derer sie teils Zeugin war und solchen, die sie sich zusammenreimte.

Doch Contance' Freundinnen hingen gebannt an den Lippen der brünetten Hexe, da die blonde Schönheit es vorzog, nichts von dieser Schmach zu berichten, geschweige denn einen Fuß in die Große Halle zu setzen, um sich Blamage zu ergeben. Die junge Frau hatte sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und beschimpfte jeden, der seine Besorgnis kundtat.

Sie tat ihr leid, auch wenn Euphemia solch Empfindungen stets bestritt. Es war grausam, gemein und niederträchtig, mit den Herzen junger Mädchen Quidditch zu spielen, um sie dann, wie einen Pokal, von einem zum nächsten zu reichen!

Ein einziges Mal erst hatte sie es gewagt und es mit sofortiger Wirkung wieder bereut. Denn auch ihr Herz war unbekümmert, klein und zerbrechlich. Wie leicht es ihr gefallen war, dem Jungen zu vertrauen.

Wie dumm sie doch war.

So dumm, wie die Mädchen, die ihre Herzen und Körper seit Jahren hier in diesen Betten verloren.

Euphemia schimpfte stets auf die Einfältigkeit und Leichtfertigkeit der jungen Frauen, die sich auf solch niedrige, primitive Art verliebten und es zuließen, dass sie nicht mehr als eine bloße Erinnerung sein würden! Doch der dumpfe Nebelschleier, der sie umgab, schien allgegenwärtig. Der Schmerz brannte noch immer und ihr zartes Wesen war gebrochen.

Vertrauen war das letzte Gefühl, dass sie jemals jemandem schenken würde, mehr blieb auch nicht mehr übrig. Denn auch diese Empfindung hatte man ihr beinahe genommen.

Viel zu leichtsinnig war sie gewesen, hatte sich fallen lassen, war schwebend und tänzelnd über Wolken gelaufen um dann, ganz plötzlich, als eine von vielen zu enden. Der Sturz war hart und das Mädchen verbot sich, jemals etwas von dem vergangenen Sommer zu beichten.

Ruppig aus ihren Gedanken gerissen bemerkte das Mädchen, dass das kleine Käuzchen ihrer Mutter vor ihr auf und ab hüpfte. Hastig mit den Flügeln schlagend, drängte der kleine Vogel darauf, dass Euphemia ihm seine Last von den Beinen band. So schnell wie dies getan war, schwang sich der kleine Kauz auch wieder in die Lüfte empor und verließ mit den anderen Boten die Große Halle, um Jagd auf Mäuse und anderes Getier zu machen.
 

»Verdammter Drachenmist!«, zischte Thornton und knüllte das soeben erhaltene Pergament zusammen. Die neugierigen und fragenden Blicke um ihn herum scherten ihn in diesem Moment wenig. Doch ein solch impulsiver Ausbruch seinerseits war selten. Trotz seiner oberflächlichen Art, bewahrte der junge Mann stets Ruhe, machte manchmal sogar einen desinteressierten Eindruck und schien tief in seine Gedanken versunken.

Wie konnten SIE es wagen? Von innerer Ruhe und Besonnenheit war nunmehr keine Spur. Sein Gesicht erblühte vor Wut, schimmerte vor Zorn und glühte vor Groll. Hastig schwang er die Beine von der Bank und stürmte mit schnellen Schritten hinaus.
 

»Sohn,

deine Mutter und ich sind der Meinung, dass es an der Zeit wäre, eine Frau für dich zu finden!

Aus diesem Grund haben wir in Erwägung gezogen, dir bereits ein Mädchen auszusuchen.

Wir und die Zabinis sind uns übereingekommen, dass Euphemia Philine eine mehr als gute Partie wäre und drängen nun auf eine baldige Verlobung!

Jeglicher Widerspruch wird nicht akzeptiert.
 

Deine Mutter lässt dich Grüßen.
 

Auf bald,

dein Vater«
 

Vorbei war die Freiheit und das Gefühl von Ungebundenheit!

Was veranlasste seine Eltern dazu, ihm nun jeglichen Spaß zu verderben und ihn zu einer Ehe zu zwingen?

»Und ich dachte, dass die Zeiten der arrangierten Ehen vorbei wären!« Ein wütendes Knurren wallte in ihm auf, ehe Thornton den Brief in den Kamin warf. Das Feuer verschlang freudig knisternd und knackend das Blatt geschriebener Worte.

»Du glaubst doch wohl nicht, dass sie sich daran halten, oder?« Hastig wandte sich der junge Mann um, als eine sanfte Stimme an seine Ohren drang. Langsam schritt die junge Frau auf ihn zu. Ihr Gesicht zierte eine traurige Miene. Je näher sie kam, desto mehr konnte Thornton den Schmerz auf ihrem Antlitz lesen.

»Euphemia«, krächzte er fast, als das Mädchen an ihm vorüber ging und stumm in die Flammen blickte. Eine fahrig Handbewegung ließ ihn erahnen, dass sie sich die Tränen von den Wangen wischte. Wortlos reichte sie ihm ihren Brief, wandte sich um und nickte auffordernd, als er zögerte.

Thornton überflog die Worte, die das Mädchen dazu verdammten, ein Leben mit ihm zu führen.

»Ich kenne dich nicht. Warum gerade jetzt?« Verständnislos schüttelte sie den Kopf, als sei dies alles nur ein Traum.

»Ich bin volljährig«, murmelte Thornton und vermied es, in ihre Richtung zu sehen.

»Na und? Was soll denn das für eine Entschuldigung sein?«, fauchte das Mädchen plötzlich, doch verfehlte der traurige Ton in ihrer Stimme die gewünschte Wirkung.

»Ich ähm ...« Zum ersten Mal in seinem Leben war der junge Mann beinahe sprachlos. Er versuchte, die junge Frau mit seinem Gestammel zu beruhigen, doch verfingen sich die Silben in seiner Kehle, als wollten sie protestieren und sich seinem Befehl verweigern. Schweigend betrachtete er die junge Frau, als wäre dies ihre erste Begegnung. Das wohl auffälligste an ihr war die Mähne an schwarzem Haar, das sie stets zu bezwingen versuchte und der mokkafarbene Teint ihrer Haut, der den Einschlag der Zabinis eindeutig bewies und im sanften Licht des Feuers wie dunkler Samt glänzte. Obschon sie ihm den Rücken zuwandte, vermochte er dennoch nicht bestreiten, das ihm der Anblick gefiel, den sie ihm bot. Und plötzlich fragte sich Thornton, warum er sie nie genauer angesehen hatte, denn Euphemia reihte sich nahtlos in sein Beuteschema und erfüllte all die Anforderungen, die er an eine künftige Bettgenossin stellte. Alles in allem ein schönes Gesamtpaket, das nur darauf wartete, endlich ausgepackt zu werden. Doch etwas schalt ihn für diese Art der Gedanken.

»Weißt du, was komisch ist?«, unterbrach sie das Schweigen, da es ihr wohl zu unbehaglich wurde. Euphemia wandte sich ihm zu, die Lippen gekünstelt zu einem Lächeln verbogen, und ihre Worte gefroren. Für einen flüchtigen Moment erkannte der junge Mann eine Facette an dem Mädchen, die die anderen Frauen nicht vorwiesen, zumindest hatte er es nie entdecken können. Schweigend schüttelte er den Kopf, war ihren Worten aber nicht abgeneigt.

»Feo und ich haben Constance aus deinem Schlafsaal kommen sehen und uns gefragt, warum ihr nie auch nur den Hauch Interesse an uns gezeigt habt!« Den letzten Worten folgte ein bitteres Auflachen. »Und jetzt das!«

Sie löste die verschränkten Arme, befreite ihre Glieder aus der Starre, ehe diese müde und kraftlos an ihrem Körper herunterhingen. Ein Zeichen von Hilflosigkeit und Schwäche und doch strahlte diese Frau eine verborgene Stärke aus, die ihr innewohnte.

Ein aufkommender, kindlich-naiver Gedanke drängte sich ihm auf. War es möglich, dass dieses Mädchen jene Frau war, der es gelingen konnte, ihn zu halten? So, wie sie ihm nun gegenüber stand, weinend, verdrossen, aber dennoch trotzig, mutig und willensstark, konnte noch die eine Chance bestehen.

»So etwas nennen die Muggel wohl Ironie des Schicksals!« Ein spöttisches Lächeln zierte ihre Lippen, doch schüttelte Euphemia erneut den Kopf.

Ein kleines Glucksen entkam ihm und seine Mundwinkel hoben sich zu einem schiefen Grinsen. »Du hast Humor, das ist gut!«, meinte Thornton und vergrub seine Hände in den Hosentaschen.

»Das war kein Humor.«, giftete das Mädchen plötzlich.

»Du weißt, dass wir keine Wahl haben, außer diese, uns aneinander zu gewöhnen.«, erklärte der junge Mann nachdenklich und ruhig und überging ihre hitzige Reaktion.

»Wie einsichtig, und dann auch noch aus deinem Mund.«, fuhr Euphemia unbeirrt fort.

»Was willst du damit sagen?« Nun war es Thornton, der seiner spitzen Zunge Freigang gewährte.

»Nichts. Nur, dass du nicht gerade dafür bekannt bist, dich an Regeln zu halten. Und diese Briefe sind die Vorboten für Vorschriften. Außerdem, hast du gerade vor nicht einmal vier Stunden mit Constance McGillan rumgemacht!«, erklärte die junge Frau und ihre Stimmung schien sich augenblicklich von Trübsinn ins Gegenteil zu verkehren.

»Wer sagt, dass ich mit ihr rumgemacht hätte?« Forsch hübpfte eine Augenbraue seinerseits empor.

»Thornton, ich bitte dich!« Die Rhetorik strafte ihn Lüge.

»Du hast Temperament, das kann ja noch lustig werden!«, entkam es ihm leise lachend.

»Es bedarf schon eine lange Zeit, bis ich aus der Haut fahre, Thornton Higgs. Merk' dir das für die Zukunft!«, erklärte Euphemia.

Mit einem stummen Nicken nahm Thornton ihre Worte auf und versuchte jene zu verinnerlichen. Die turbulenten Zeiten kratzten und klopften bereits fordernd an die Pforte und beharrten auf Einlass in das Leben;
 

und die Hoffnung ward jene, die zuletzt stürbe, doch stellten sich dieser andere Gefahren in Weg und verbargen eisern jenes schlagende Herz, welches sich so nach Verbundenheit zu sehnen wagte.

Rot, wie die Liebe


 

F a r b e n ● S p i e l

Kapitel 5

R o t ~ wie die Liebe

Will you tell me how much I mean to you

will you say you always will be true

I need more than a common sign

so won't you say you will be mine
 

say you will (by) Foreigner

Nur langsam fiel das Mädchen in einen unruhigen Schlaf. Immer noch aufgewühlt von den Geschehnissen des Tages, hatte sich Euphemia nach dem Gespräch mit ihrem zukünftigen Verlobten in ihren Schlafsaal zurückgezogen und versucht, sich einen Reim auf die vergangenen Ereignisse zu machen. Sie wusste, dass es nicht unüblich war, Ehen zu schließen, besonders in ihren Reihen, und es war ihr ebenso bekannt, dass man sie eigentlich viel früher schon für jemanden ausgesucht hätte. Warum also war es so berraschend, dass man ihr nun einen jungen Mann vor Augen führte und sie zwang, diesen zu heiraten? So unbekümmert und leicht ihr Leben auch verlaufen war, abgesehen von den ein- oder anderen Schicksalsschlägen, nun war es an der Zeit, zu akzeptieren!

Akzeptieren?!

Wie viele Dinge sie bereits hatte hinnehmen müssen, ohne, dass ihre Seele unbeschadet davongekommen war? Verluste, Trennungen und Schmerzen sorgten nicht gerade für ein erfülltes Dasein!
 

Dass seine Familie ihm verbot, die bevorstehende Verlobung zu lösen, hatte für Thornton nicht nur seelische Konsequenzen. Beinahe hatte Euphemia schmunzeln müssen, bei dem Gedanken daran, dass seine junge, wilde Zeit nun endgültig der Vergangenheit angehören würde. Doch das Mädchen war sich bewusst, dass es andere Mittel und Wege gab, sich der so heiklen Affäre, genannt Ehe, zu entziehen.

Aber auch ihr blieb es verwehrt, gegen diese Heirat anzugehen.

Heiraten ...

Eine Hochzeit ...

Welches Mädchen träumte nicht davon, seinen Traumprinzen zu finden?

Jemanden, der es auf Händen trug? Vergötterte?

Allerdings war diese Art von »Mann« nur eine Wunschvorstellung und entsprach nur selten der kalten, harten und überaus grausamen Realität! Solch edle Tugenden wie Anstand und Moral waren rar gesät. Ebenso die Eigenschaften an Treue, Verlässlichkeit und Verständnis, denn diese hatten in den so hochgelobten, friedlichen Zeiten bereits ausgedient. Bestand die ganze Welt nur noch aus bereitwilligen Miststücken und gierigen, sich ihre zehn Finger nach gefügigen Mädchen ausstreckenden, Subjekten?
 

»Damit eines von vornherein klar ist, Thornton Higgs: Ich bin keines dieser hohlen, umher stolzierenden Mädchen, die nur Watte im Kopf haben, brav mit den Wimpern klimpern und stillschweigend mit Gehorsam einhergehen, dass ihr als Macher und Schöpfer über den Dingen steht!« Verschränkte Arme und eine ernste Miene zierten Euphemias Erscheinen am Morgen, als der junge Mann, zu ihrer Verwunderung, am Fuße der Treppe zu den Mädchenschlafsälen stand.

Die Nacht war ihr deutlich anzusehen, doch auch Thornton hatte sich mit quälenden Gedanken geplagt. Tiefe Furchen unter seinen Augen ließen auf ebenso wenig Ruhe schließen, wie sie Euphemia gleich gekommen war.

Der junge Slytherin schwieg seine Antwort aus und blickte eher etwas kritisch zu dem Mädchen, welches sich noch immer in der verkrampften Haltung befand. »Was?« Erst jetzt schien er sich ihrer Worte bewusst.

Euphemia war nicht sonderlich erpicht, ihre Rede zu wiederholen. In aller Hast waren ihr die Sätze über die Lippen gekommen und diese erneut auszusprechen war ihr nicht mehr möglich.

Doch auch dem junge Mann lag wenig daran, dem Gehörten abermals Aufmerksamkeit zu schenken. Ob er wollte oder nicht, er saß, genau wie sie, in dieser dunklen Brühe, Tinte genannt, und vermochte weder den Grund zu sehen, noch den Rand des Fasses zu erreichen, der ihn aus dieser Misere würde retten können.

Es war nun einmal beschlossen, dass beide vermählt wurden. Zumal sowohl das Mädchen, als auch er, bald ihr letztes Jahr begehen würden, war eine Heirat unvermeidbar, da beide Elternpaare auf eine gute Partie setzten. Und was käme dem gelegener, als die Sprösslinge bereits bekannter, befreundeter Zauberer und Hexen miteinander zu verbinden?

»Du hast nicht gut geschlafen, oder?« Plötzliche Besorgnis drang an seine Ohren.

»Machst du dir Sorgen? Um mich?« Müde, aber dennoch überrascht von dem liebevollen Ton in ihrer Stimme, verzog Thornton sein Gesicht zu einer skeptischen Miene. Nun war es Euphemia, die ihm eine Antwort schuldete. Stattdessen stieg sie die letzten Stufen hinab und schritt an ihm vorbei.

Vielleicht war es möglich, miteinander auszukommen, indem langsam zarte Bande geknüpft und so eine Basis bereitet wurde.
 

»Verlobt? Du und Higgs?«, kreischend und von einer vornehmen Blässe gezeichnet, schlug Feodora Nott beide Hände vor ihr hübsches Gesicht.

»Jetzt brüll' doch nicht so!«, knurrte Euphemia ermahnend und wandte ihr Haupt hastig von links nach rechts, um sich zu vergewissern, dass beide immer noch allein im Raum waren. »Du bist die Einzige, die davon weiß und ich möchte, dass das auch so bleibt! Bitte Feo!«

»Verlobt?« Fassungslos schüttelte das Mädchen den Kopf. »Ich bin neidisch!«

»Neidisch? Ich hätte mir mein Leben auch gern anders vorgestellt!«, murrte die junge Hexe und ihre Miene zierte Qual.

Langsam trat Feodora auf ihre Freundin zu und legte ihr behutsam beide Hände auf die Schultern. Diese Geste sollte vielleicht Freundlichkeit und Verständnis ausdrücken, doch in dem Blick des brünetten Fräuleins lagen Drängen und Neid, gepaart mit Faszination und einer Spur zu viel Überschwang.

»Feo, du machst mit Angst!« Euphemia bemerkte das mulmige Gefühl in der Magengegend.

»Weißt du eigentlich, was für ein riesiges Glück du hast, Mia? Das ist die Chance!«, eindringlich flüsternd, beschwor Feodora ihre Freundin.

»Die Chance auf was?« Die dunklen Augen Euhphemias blickten skeptisch in das Gesicht des Mädchens.

Ein schwerer Seufzer entkam dem brünetten Fräulein, ehe Feodora kopfschüttelnd fort fuhr: »Vielleicht bist du in der Lage, unseren Thornton auf den richtigen Weg zu bringen!«

»Auf den richtigen Weg? Das Schreckens-Quintett ist bekannt dafür, jedem Rock nachzusteigen!«, empört entkamen die Worte ihrem Mund.

»Irrtum, Mia Zabini! Die Röcke laufen ihnen freiwillig nach! Das ist doch schon immer deine Ansicht gewesen, oder hat sich daran etwas geändert?«

Euphemia schüttelte den Kopf und ihr Gegenüber legte eine zufriedene Miene auf. »Siehst du!«

»Aber es kam alles so plötzlich.« Verzweiflung mischte sich unter die bebende Stimme Euphemias, doch die Lippen der jungen Frau zierte ein zufriedenes Lächeln.

»Lass es einfach auf dich zukommen. Schließlich steckt er da genauso drin, wie du! Aber eines musst du mir, hier und heute, versprechen, ja?!«, drängte das brünette Mädchen.

»Hier? Auf dem Mädchenklo? Heute?« Abermals vorsichtig um sich blickend, bejahte Euphemia jedoch den Wunsch ihrer Freundin.

»Bitte, lass mich deine erste Brautjungfer sein!« Die Hände wie zum Gebet gefaltet, blickte Feodora bittend und bettelnd in die warmen, braunen Augen des Mädchens vor sich. Endlich legte sich auf Mias Gesicht ein seltsam verzerrtes Lächeln, dass sich in ein glockenhelles Auflachen wandelte.
 

»Meine erste Brautjungfer habe ich bereits!«, langsam trabte Euphemia neben dem Jungen her, dessen interessierter Blick auf ihr ruhte.

»So?«, hakte Thornton gedehnt nach und mäßigte seinen schnellen Schritt, damit die junge Frau neben ihm nicht aus der Puste geriet. »Das ging aber flott. Und wer ist es, wenn du mir die Frage erlaubst?!«

Mia blieb plötzlich stehen und blickte argwöhnisch zu ihm auf. »Was sollen diese Höflichkeitsfloskeln?«, verlangte sie zu wissen und hob eine Augenbraue.

»Nichts. Ich will dir nur zeigen, dass ich auch nett sein kann. Charmant, interessiert und gut zuhören kann ich auch.« Ein schiefes Lächeln legte sich auf Thorntons Lippen. »Sei doch nicht so skeptisch!«

»Ich bin nicht skeptisch!«, verteidigte sie sich und verschränkte die Arme.

»Bist du dir sicher? Vielleicht nicht skeptisch, aber misstrauisch auf jeden Fall!«, bestätigte der junge Mann und verfiel wieder in seinen geschmeidigen Gang.

»Hey, jetzt warte!«, knurrte das Mädchen und hastete hinter ihm her. »Ja, vielleicht bin ich misstrauisch. Aber warum sollte ich es auch nicht sein? Hm? Nenn' mir einen guten Grund!«

Das Lächeln seinerseits hielt an, jedoch schüttelte Thornton den Kopf. »Was dir fehlt, Euphemia, ist Vertrauen. Wie wäre es damit?«

»Vertrauen? Ich bitte dich! So etwas setzt immer Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit voraus!«

»Hm, du hältst mich also für unzuverlässig, für einen Lügner und Heuchler?«, riet Thornton und blickte kritisch zu der jungen Frau.

»Welch schnelle Auffassungsgabe! Und wie schön du meine Worte interpretieren kannst.«, lobte Euphemia mit Hohn in Wort und Stimme, doch ihr Gesicht zierte ein ernster Ausdruck.

»Autsch! Das tat wirklich weh, du verletzt meine Gefühle!«, erwiderte er mit einem schnippischen Grinsen, blickte jedoch gekränkt zu dem jungen Mädchen.

Euphemia genehmigte sich einen kurzen Blick zur Seite und erschrak für einen Augenblick. Dass ihn ihre Worte so verletzt hatten, verunsicherte sie und ein Gefühl von Schuld stieg in ihr auf. »Tut mir leid, ich wollte nicht so gemein sein. So bin ich eigentlich nicht.«, gab sie kleinlaut zu und biss sich fügsam auf die Lippen.

»Aha, und uneigentlich?«, hakte Thornton nach und konnte sich den scharfen Unterton nicht verkneifen. Das Mädchen schwieg. »Gut, jetzt weiß ich wenigstens, dass du auch anders kannst, als ständig auf lieb und geduldig zu machen. Das ist doch schon mal ein Anfang. Mehr oder weniger.«, Ein schwerer Seufzer entkam ihren Lippen, ehe Euphemia eine warme Hand auf ihrer Haut ausmachte. Zögernd blickte die junge Frau auf jene schmalen, langen Finger, die sanften Druck auf ihre Schulter ausübten. Dass ihre Wangen eine sanfte Röte umspielte, bemerkte sie erst, als seine Glieder die gewohnte Kühle zurückließen, die in den Gängen zu dieser Jahreszeit nicht untypisch war.

»Vertrauensvorschuss.«, bemerkte Thornton knapp.

»Was?«, verwirrt blinzelte das Mädchen und eiste den Blick von ihrer Schulter los.

»Einigen wir uns doch erst mal auf einen Vertrauensvorschuss.«, meinte er und versuchte ein sanftes Lächeln zu Stande zu bringen.

»Was soll das sein?«, verlangte sie zu wissen und ihre Augenbraue hüpfte gen Norden.

»Es erklärt sich eigentlich von selbst.« Sorglos zuckte er die Schultern.

»Und uneigentlich?«, gab das Mädchen in spitzem Ton zurück, doch aus dem Lächeln auf seinem Gesicht wurde ein herzhaftes Lachen.

»Gib mir, uns ... einfach einen Vorschuss in Sachen Zuversicht und Hoffnung, Euphemia Zabini. Eine kleine Chance.«, sagte Thornton ernst und ruhig zugleich. »Ach, und noch was: Wir haben zwar bereits Mai, aber zieh dir lieber einen Pullover über! Auf Krankenbesuche stehe ich nämlich nicht. Ich mag keine Krankenstationen, geschweige denn Krankenhäuser.«

Perplex blickte das Mädchen an sich herunter und für einen flüchtigen Moment hoben sich ihre Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln, ehe sie den Träger ihres Tops an Ort und Stelle zupfte. »Ich werde dir den Gefallen tun. Beim nächsten mal.«

»Ach, warte!«, murrte er, griff nach dem Saum seines Sweatshirts, zog sich jenes über den Kopf und reichte es ihr.

Verdutzt blickte sie auf den dunklen Stoff in ihren Händen, ehe Thornton mit einem Nicken darum bat, dass Euphemia endlich einsichtig wurde. »Jetzt guck nicht so skeptisch, es ist bloß ein Pullover. Er beißt und kratzt nicht. Na ja, vielleicht ein bisschen am Hals.«

»Weißt du eigentlich, dass du einen Hundeblick hast?«, murrte Euphemia genervt und zog sich das Sweatshirt über. Die plötzliche Wärme, die sie umfing, war ihr mehr als willkommen.

»Ach was? Und? Macht dich das schwach? Da wärst du nicht die Erste!«, lachte Thornton auf und erntete ein wütendes Schnauben. Die Bemerkung ihrerseits sollte als flüchtig und nichtig gelten, doch der junge Mann nahm dies sogleich als Anlass, sich einen Spaß auf ihre Kosten zu gestatten.

»Du ... bist unmöglich!«, fauchte das Mädchen empört und überhörte die gemurmelte Entschuldigung seinerseits. »Hör auf damit!«

»Womit?«, neckte er und genoss die kleinen Frechheiten, derer sie sich bedienten.

»So zu gucken. Das ist gemein!«, gängelte Euphemia und tänzelte nervös auf der Stelle. »Meine Großeltern hatten einen Labrador-Retriever, der hat mich immer genauso angesehen, wenn er etwas wollte oder wenn er Mist gebaut hat!«

»Also, Mist gebaut habe ich nicht!«, erklärte Thornton und hob abwehrend die Hände, jedoch umspielte seine Lippen ein keckes Grinsen. Murrend verdrehte das Mädchen die Augen.

»Im Moment zügle ich mich noch, was das Wollen betrifft. Ich könnte aber auch so mit dem Schwanz wedeln, wenn du es wünschst!«, meinte er spitzzüngig.

»Lass diese Perversitäten! Warum dreht sich bei euch immer alles nur um das Eine?!«, zischte sie halb amüsiert, halb aufgebracht.

»Tut es doch gar nicht!«, gab er mit leichtem, scharfem Ton zurück. »Deiner Aussage zufolge ist es bei euch Mädchen auch nicht anders. Früher oder später wird es darauf hinaus laufen, Euphemia! Aber das zwischen uns ist ein spezielles Kapitel, das erst einmal geschrieben werden muss!«

Ein eiskalter Schauer überlief ihren Rücken. Die ernsten Worte hallten immer noch in ihren Ohren nach. Dass der junge Mann vor ihr eine gewisse Raffinesse besass, konnte das Mädchen nun nicht mehr leugnen. Thornton Ridley Higgs war wortgewandt und gescheit und Euphemia ertappte sich bei einem absurden Gedanken, verbannte diesen jedoch sofort aus ihrem Kopf.

»Also, wer ist es?«, unterbrach er ihren Gedankengang.

»Wer ist was?«, verlangte sie zu wissen.

»Na deine erste Brautjungfer.«, fragte er mit einem matten Lächeln.

»Oh, ähm, Feo. Sie hat mich darum gebeten!«, gab sie murmelnd wieder und blickte nervös von einer Seite zur anderen.

»Nott? Die, die so hinter Akins her ist?«, meinte Thornton und erntete ein verblüfftes Nicken. »Soll mir Recht sein. Alles, was dich glücklich macht!«
 

Alles, was dich glücklich macht., immer wieder spulte Mia seine Worte in ihrem Kopf ab und konnte nicht verhindern, dass ein merkwürdiges Kribbeln ihren Köper erfasste. Der Aufsatz über fliegende Farne und fleischfressende Rankengewächse für das Fach Kräuterkunde musste erst einmal warten!

Ob Thornton seine Worte ernst gemeint hatte oder würde er sie irgendwann bereuen? Vielleicht hatte er sie aber bereits schon wieder vergessen und sie machte sich umsonst Gedanken über Gesagtes und nicht Ernstzunehmendes?

Seufzend blickte das Mädchen auf das Geschriebene und die Buchstaben und Worte verschwammen vor ihren Augen. Plötzliche Müdigkeit übermannte sie und Euphemia legte ihren Kopf auf den Armen ab. Stille hüllte sie ein, doch bemerkte das Mädchen auch etwas anderes. Ein eigenartiger Duft stieg ihr die Nase und entzündete eine wohlige Wärme. Zufriedenheit verdrängte die eisigen Empfindungen, die sich in ihrem Innersten eingenistet hatten.

Vertrauensvorschuss? Ein kleines Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sich dieses Wort leise schleichend in ihre Gedanken schob.

Dass man sie so rüde aus ihren Träumen weckte, behagte dem Mädchen gar nicht. Doch das Rütteln an ihrer Schulter wurde umso energischer, je vehementer sie sich gegen das Aufwachen sträubte.

»Fliegende Farne und fleischfressende Rankengewächse? Bin ich froh, dass ich Kräuterkunde abgewählt habe!«

Murrend hob Mia den Kopf und blickte in zwei braune Augen. Erschrocken wich sie zurück und sackte im selben Augenblick zusammen. »Was machst du denn hier?«, murmelte sie verschlafen und rieb sich die Augen. Irritiert blickte sie zu ihren Händen. Ihre Finger hatten sich um die Enden der Pulloverärmel gekrallt.

»Was ich hier mache? Gegenfrage: Wieso schläfst du in der Bibliothek? Wäre ein Bett nicht gemütlicher?«, hakte Thornton nach und zog fragend die dunklen Augenbrauen zusammen.

»Du meinst wohl dein Bett, hm?«, knurrte sie und wurde langsam wieder munter. Der junge Mann überging ihre schnippische Äußerung und legte ihr statt dessen den Tagespropheten vor die Nase.

»Unser kleines Geheimnis, ist nun nicht mehr geheim«, gedehnt seufzend, runzelte Thornton die Stirn. »Es sieht so aus, als wären unsere alten Leute mit der Kundgebung schneller, als die Quidditch-Profis der Manchester-Magpies

Euphemia überflog die Zeilen, deren Überschrift große, geschwungene Lettern zierte. »Aber du, ich... wir...«, stolperte es über ihre Zunge und die junge Hexe brachte so nur Gestammel heraus.

»Ich weiß.«, bestätigte ihr Gegenüber kopfnickend.

»Ein Empfang? Wann? Wo?« Das Mädchen legte die Stirn in Falten und blickte mit schockgeweiteten Augen in das Gesicht des jungen Mannes.

»Bei uns. An diesem Wochenende. Ich habe die Eule mit dem Brief gerade abgefangen und gedacht, dass ich dich besser darauf vorbereiten sollte. Die Freistellungen wurden bereits verschickt. Ich denke nicht, dass es ein Problem sein wird, hier wegzukommen. Apparieren können wir ja, nur müssen wir dafür das sichere Hogwarts verlassen.«, erklärte er und zuckte belanglos mit den Schultern.

»So schnell ...«, murmelte sie und kämpfte mit den Tränen. Angst trieb ihr ihr die salzigen Perlen in die Augen. Das Glitzern auf ihren Wangen blieb nicht unbemerkt. Unsicher blickte Thornton um sich und grub letztendlich in seinen Hosentaschen nach einem Tuch.

»Hier. Nicht weinen, bitte! Ich vertrage so etwas nicht!«, gestand er und reichte dem Mädchen das große Taschentuch. Mia griff zögern nach dem Stoff, nickte jedoch dankbar, ehe sie sich die Tränen von den geröteten Wangen tupfte.

»Ich will ja nicht, dass deine Arbeit umsonst gewesen ist und du alles noch mal schreiben musst!«, bemerkte Thornton und lächelte, als er sah, dass sich die Mundwinkel der jungen Frau hoben und ihr Köper leicht zu beben begann.

»Der ist sowieso noch nicht fertig!«, erwiderte sie verschnupft und sah zu ihm auf.

»Brauchst du Hilfe?«, bot er an, doch Euphemia schüttelte den Kopf.

»Ich denke, du hast Kräuterkunde abgewählt?«, hakte sie nach und kam nicht umhin, zu lächeln.

»Na ja, aber ich kann es versuchen!«, entgegnete er mit leichtem Grinsen und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

»In Ordnung!«, meinte das Mädchen und gestattete es, dass der junge Mann neben ihr Platz nahm.
 

Verlobung

Verehrte Hexen und Zauberer,

Im Namen unserer Kinder,

freuen wir uns Ihnen mitzuteilen,

dass Miss Euphemia Philine Zabini und Mister Thornton Ridley Higgs,

ein Versprechen für den Bund der Ehe abgeben haben.

Anlässlich dieses freudigen Ereignisses,

bitten wir um Ihre Teilnahme bei der offiziellen Kundgebung.

Die Einladungen wurden bereits verschickt und wir erbitten rege Beteiligung.

Daphne & Terence Higgs, sowie Pansy & Blaise Zabini
 

Nun war ihre Verlobung öffentlich und wie Euphemia bereits erwartete, wurde diese freudige Botschaft von nicht jeder Hexe mit Wohlwollen aufgenommen. Giftige, neidische Blicke vermochte sie noch zu ertragen. Auch, dass man sie verbal attackierte, akzeptierte sie, schließlich waren es all die gebrochenen Herzen, die Thornton einst zurückgelassen hatte und diese sannen unweigerlich auf Rache. Doch dass man ihr nachstellte, auflauerte und sie tätig angriff, war selbst für die gutmütige Euphemia Anlass, ihren Verlobten zu Rate zu ziehen.

»Es tut mir leid!«, murmelte Thornton entschuldigend und blickte sich nervös um.

»Es tut mir leid? Mehr hast du nicht dazu zu sagen, Thornton Higgs? Ich spucke Federn und auf meinen Armen wachsen Stacheln!«, keifte sie und versuchte die Tränen der Wut zu unterdrücken, die sich in ihren Augen sammelten.

»Es tut mir leid!«, wiederholte der junge Mann. »Ich wollte nie, dass du so etwas durchmachen musst!«

Erst jetzt bemerkte das Mädchen, dass ihm der kalte Schweiß auf der Stirn glitzerte. Die Blässe auf seinem Gesicht nahm zu und Thorntons Hände zitterten ohne Unterlass.

»Geh!«, verlangte sie und versuchte eine zornige Miene aufzusetzen, doch statt dessen blickte sie sorgenvoll und traurig zu ihm herüber. »Du sollst endlich gehen!«

Doch der junge Mann schüttelte unter großer Anstrengung den Kopf. Seine Hände umklammerten krampfhaft die blütenweiße Decke, die den warmen Körper der jungen Frau barg. Ihrem bohrenden Blick wich er aus, stattdessen war sein Augenmerk einzig auf einen losen Punkt auf der Bettdecke gerichtet.

»Madam Pomfrey!«, rief das Mädchen und fügte leise zischend an den jungen Mann gewandt hinzu: »Wehe du erbrichst dich auf die Decke!«

»Huch!«, erschrocken bemerkte die Krankenschwester, dass jemand an dem Bett der Patientin saß und sich nicht einen Zentimeter rührte. »Mister Higgs, was machen Sie denn hier? Sie sind ja ganz blass!«

Panisch blickte Euphemia von Thornton zu Madam Pomfrey, die nur den Kopf schüttelte.

»Miss Zabini, Ihre Salbe. Damit müssten die Dornen auf Ihrer Haut bis zum Wochenende wieder verschwunden sein. Wie sieht es mit dem Federlassen aus?«, erkundigte sich alte Dame.

Mia zuckte mit den Schultern und trug die übelriechende Paste auf ihren Armen auf, ehe sie ein Hicksen von sich gab und ein Schwall Federn ihren Mund verließen.

»Nanu! Daunen? Das ist gut. Morgen sind Sie von diesem Leid erlöst!« Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf die faltigen Lippen der alten Krankenschwester.

»Und was machen wir mit ihm?«, fragte Mia und deutete mit einem Nicken auf das starre Häufchen neben sich. Madam Pomfrey trat zu Thornton heran, griff ihm an die Stirn, dann langte sie nach seinem rechten Arm und seufzte resigniert.

»Stocksteif! Nichts zu machen. Mister Higgs?!«, drängte die Dame, bekam jedoch keine Antwort.

Ein erneuter Seufzer entkam ihr, ehe die alte Frau den Kopf von einer Seite zur anderen wandte.

»Er mag keine Krankenstationen!«, erklärte Mia und blickte mitfühlend zu dem Jungen.

»Nun, das erklärt einiges. Da Mister Higgs sich, aufgrund der auftretenden Starre, allem Anschein nach weigert, Ihre Decke freizugeben, müssen Sie wohl oder übel mit seiner Gesellschaft vorlieb nehmen.« Mit diesen Worten schüttelte Madam Pomfrey erneut den Kopf, schnalzte mit der Zunge und wackelte zum nächsten Bett.

»Thornton!«, drängte Euphemia und ihre Stimme schlug einen wütenden Ton an. »Geh einfach, du musst nicht hier bleiben!« Doch der junge Mann reagierte nicht. Nun war an ihr, einen Seufzer von sich zu geben. Anspannung machte sich in ihrem Körper breit. »Thornton!«, flüsterte sie, hickste abermals und griff dann vorsichtig nach seinen Händen. Eine Daune rieselte auf ihre Glieder und Thorntons Blick folgte der kleinen Feder, die sanft und leise auf seinem Handrücken ihren Tanz beendete. Erst jetzt blinzelte er, registrierte den Ort, an dem er sich befand und sah zu dem Mädchen auf, in dessen Haaren sich ein paar vereinzelte Federn befanden. »Hey!«, flüsterte die junge Frau und presste ihre Lippen zu einem dünnen Strich zusammen.

»Hey!«, krächzte er zurück und wandte seinen Blick von einer Seite zur anderen.

»Geh!«, gebot Euphemia ihm leise, doch Thornton schüttelte den Kopf. Der Holzschemel knarzte, als der junge Mann zu dem Mädchen aufrückte und die metallenen Füße scharrten über den Boden. Der Schweiß auf seiner Stirn schwand zwar, doch die Blässe um Nase und Wangen blieb.

»Was hast du vor?«, verlangte sie zu wissen, als sich Thornton von seinem Platz erhob und näher auf sie zu kam. Er schlug die Decke zurück, nickte auffordernd und meinte, sie solle ein kleines Stücken rutschen.

»Wa ...?«, perplex leistete das Mädchen der Aufforderung Folge, als der junge Mann mit unter ihre Bettdecke schlüpfte. »Aber Thornton, die Dornen, ich könnte dich ...« Die Stimme Euphemias überschlug sich beinahe, ehe der junge Mann mit einem knurrenden Laut in ihre Redeschwall einfiel.

»Hey, ein Wortspiel!«, griente er, doch dann verhärtete sich seine Miene. »Ist mir egal!« Thornton griff nach einer Feder, die sich in der schwarzen Haarpracht des Mädchens verfangen hatte und betrachtete diese nachdenklich.

»Aber du magst keine Krankenhäuser!«, murrte Mia und verzog das Gesicht.

»Schsss!«, zischte er. »Sei still!«

»Außerdem bist du kalt!«, beschwerte sie sich.

»Nein, ruhe jetzt!«, drohte er, ehe er abermals ein spitzbübisches Grinsen auflegte. »Dann kannst du mich ja wärmen, wenn ich dir zu kalt bin!«

Auch in dieser Nacht fand das junge Fräulein nur wenig Schlaf. Das Hicksen ebbte langsam ab und auch die Dornen zogen sich Stück für Stück zurück, doch war es etwas anderes, dass das Mädchen von einer ruhigen Nacht abhielt.
 

Am Morgen spürte Euphemia eine ihr unbekannte Schwere auf ihrer rechten Schulter. So, als würde ein hiesiger Felsen darauf liegen und gemächlich und ruhig atmen. Auch auf ihrem Bauch machte sich ein Gewicht bemerkbar, doch war dies beruhigend und tröstlich. Einen letzten, hicksenden Laut von sich gebend, wandte sie ihren Blick zur rechten Seite und ihre Lippen verzogen sich zu einem seltsam verzerrten Lächeln. Thornton hatte seinen rechten Arm um ihre Körpermitte geschlungen, während seine linke Hand ihren rechten Oberarm für sich beanspruchte. Sein Kopf ruhte auf ihrer Schulter und seine dunklen Haare kitzelten in ihrer Nase.

Am nächsten Tag sollte sich die Verlobungsfeier ereignen und die Krankenschwester hatte dem Mädchen ans Herz gelegt, die letzten, noch verbliebenen Stunden auf der Krankenstation zu verbringen, da die pieksenden Stacheln noch nicht gänzlich verschwunden waren.

Die junge Hexe spürte einen Hauch Unmut in sich aufkommen, als Thornton es, trotz des Angebots Madam Pomfreys, ebenfalls auf der Station zu bleiben, vorzog, jene so schnell wie möglich zu verlassen. Doch auch in ihm schien sich etwas wie Groll zu rühren, das warme, weiche Bett verlassen zu müssen. Murrend hatte er klein bei gegeben und war pünktlich zur ersten Stunde aus dem Zimmer verschwunden.

Am Nachmittag stand die Reise zum Anwesen der Familie Higgs bevor und Euphemia hatte gut daran getan, dem Vorschlag der Krankenschwester Folge geleistet zu haben. Wie ihr Feodora berichtet hatte, warteten die erzürnten Hexen nur darauf, dass das Mädchen die Station verlassen und in ihre Räumlichkeit zurückkehren würde.

»Hier!«, meinte Feo und reichte ihrem Gegenüber einen kleinen Koffer. »Da ist eigentlich alles drin, was du brauchst.«

Euphemia trat auf die junge Frau zu und umarmte sie herzlich. »Danke, Feo!«

»Kein Problem. Ich weiß, dass du für mich dasselbe tun würdest!«, erwiderte Feodora flüsternd. »Oder tun wirst!«

Ein fragender Ausdruck huschte über das Gesicht des Mädchens, doch als Antwort erhielt sie nur ein knappes Zwinkern. »Wir sehen uns Morgen!« Ihrer Freundin noch einmal zuwinkend, trat sie durch das schmiedeeiserne, goldene Tor auf den Jungen zu, der bereits hinter der magischen Barrikade auf sie wartete.

»Miss Zabini, nun beeilen Sie sich endlich!«, forderte Professor Wigbert Ford, Lehrer für Arithmantik, drängend. Eiligst huschte Euphemia durch die Pforte, ehe Professor Ford jene sogleich schloss und der magische Bann wieder seine Tätigkeit aufnahm.

»Kommst du?«, fragte Thornton leise an sie gewandt und nahm ihr den Koffer ab.

»Du reist ohne Gepäck?« Sie legte den Kopf schief und blinzelte.

»Ich wohne da, schon vergessen?«, neckte er und hielt ihr seine Hand entgegen. »Leider können wir erst von Hogsmead apparieren, aber der Fußmarsch dauert ja nicht ewig!« Zögernd griff das Mädchen nach der ihr dargebotenen Hand und wurde sofort von seinem eiligen Schritt in Beschlag genommen. »Wow, das war Rekordzeit!«, feixte er und wollte sich gerade in Position begeben, als ihn jemand aufhielt. Euphemia hing immer noch an seiner Hand und sah mit ernstem Blick zu ihm auf. »Alles in Ordnung?«

Das warme, leicht schwitzige Gefühl in seiner Hand schwand, als sich das Mädchen von ihm löste. »Hältst du das für eine gute Idee? Immerhin müssen wir Erwartungen erfüllen und außerdem musst du dann ...«, setzte Euphemia an, doch fiel ihr Thornton rüde ins Wort.

»Ich weiß, dass meine Freiheit auf dem Spiel steht und du weißt das auch, richtig? Aber wir haben keine Wahl! Es ist beschlossen, Euphemia! Wie oft willst du noch versuchen, dagegen anzugehen? Es hat keinen Zweck. Wir beide wissen das!«

Ergeben nickte die junge Frau, doch dann hob sie den Blick und sah ihrem Schicksal tapfer entgegen. Erneut reichte Thornton ihr seine Hand und wieder erfüllte ihn ein angenehmes Gefühl, dass einem Rausch gleichkam.

»Hey, das hier ist irgendwie besser als Sex!«, meinte er und lachte aus voller Kehle, als er den empörten Ausdruck auf ihrem Gesicht sah.

»Was? Händchen halten?«, blaffte sie und zog argwöhnisch eine Augenbraue empor.

»Deine Hand zu halten!«, gab Thornton zurück und Mia beschlich das seltsame Gefühl, dass dies fast der Wahrheit entsprach;
 

nah ward sie, die erste Knospe gar frischer Liebe. Zart, neu und unbekannt barg sie Gefühle, Sehnsüchte und Wünsche, derer Erfüllung allein die Liebenden zur Aufgabe gemacht, sich dem Kommenden zu ergeben.

Blau, wie die Treue


 

F a r b e n ● S p i e l

Kapitel 6

B l a u ~ wie die Treue

Another second in the sunshine,

A decade in the dark taking part in a dream.

Have you forgotten what she looks like?

Or do you only see what you want to believe?
 

better than love (by) Hurts

Der Kies knirschte unter den Sohlen ihrer Schuhe, als Thornton mit dem Mädchen an der einen, und ihrem Koffer in der anderen Hand, den Weg zum Anwesen seiner Eltern hinaufstieg. Das Apparieren war leicht gewesen und mit einem leisen Plopp landeten beide in Mitten einer kleinen Allee, deren Bäume langsam ihr saftiges Grün entfalteten.

»Da ist es!« Thornton deutete mit einem Nicken auf das große, in hellen Farben gehaltene Haus, das einem kleinen Palast in nichts nachstand. »Leider können wir nicht mit Albino-Pfauen aufwarten, die stolz und anmutig auf immergrünen Hecken umher stolzieren, wie bei den Malfoys.«

»Das macht doch nichts!«, sagte Euphemia hastig, obwohl sie zugeben musste, dass ein paar grazil umher schreitende Pfauen dem Anwesen und den Ländereien einen Hauch mehr Prunk verliehen hätten. Nicht, dass die Zabinis Pfauen besaßen. Ihr Vater war diese Art von Tieren nicht genehm und ihre Mutter hatte sich gegen eine Haltung solcher ausgesprochen.

»Aber wir besitzen eine beachtliche Zucht an Jagdhunden.«, versuchte der junge Mann aufzutrumpfen, was ihr ein kleines, zaghaftes Lächeln entlockte.

»Ich habe über dein Angebot nachgedacht.«, meinte das Mädchen, ohne auf die Bemühungen Thorntons einzugehen.

»Angebot?«, hakte er langsam nach, als könne er sich an keinen Vorschlag seinerseits erinnern.

»Ja, dein Angebot, was den, wie du es nanntest, Vertrauensvorschuss betrifft.«, erwiderte sie und Thornton zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. »Ich bin einverstanden!«

»Gut.«, sagte er knapp und versuchte, ein Lächeln zu Stande zu bringen.

»Bist du nervös?«, wollte das Mädchen wissen und leichte Besorgnis war aus ihren Worten heraus zu hören.

»Nervös? Nein, nicht direkt. Du etwa?«, fragte er und Euphemia machte ein ernstes Gesicht, nickte jedoch wahrheitsgemäß. »Ich weiß zwar nicht, was auf uns zukommen wird, oder was uns erwartet, aber wir werden das schon hinkriegen!«

Sie bemerkte einen leichten Druck, den der junge Mann auf ihre Hand ausübte. Als er jedoch mit dem Daumen sanft über ihren Handrücken strich, wurde ihr etwas wohler zu Mute.

»Also dann, auf ins Getümmel!« Mit einem tapferen Grinsen auf den markanten Zügen, zog Thornton die junge Hexe mit sich.
 

Langsam folgte sie ihm die Marmorstufen hinauf. Keine Säulen säumten den Eingangsbereich, so, wie es bei dem Anwesen ihrer Familie der Fall war, und doch überkam Euphemia ein Gefühl, das sie an Zuhause erinnerte. Wärme und Behaglichkeit strömten ihr entgegen und jeder noch so kleine Stein, oder Pflanzenkübel, vermochte ihre Empfindungen in diesem Moment nicht zu trüben. Der erste Eindruck des Hauses war stimmig, herzlich und das Mädchen ertappte sich dabei, den Jungen neben sich, nach seiner Kindheit zu fragen.

Sie beließ es bei ihren Gedanken und verschob diese auf einen späteren Zeitpunkt, da Thornton ihren Koffer auf den Absatz stellte und den Türklopfer betätigte. Dass er ihre Hand immer noch festhielt, überraschte sie ein wenig und doch legte sich ein warmes Lächeln auf ihr Gesicht.

Die letzten Tage hatten viel Kraft gekostet. Ihr Leben wurde komplett auf den Kopf gestellt. Schicksal und Sterne hatten sich zusammengetan, um ihr eine Prüfung aufzuerlegen und nun war es an ihr, diese zu bestehen!

»Au! Du quetscht meine Hand!«, knurrte Thornton und das Mädchen ließ abrupt von ihm ab. »Ich habe aber nichts von loslassen gesagt!« Das Grinsen auf seinem Gesicht blieb bestehen, als Thornton ihre entschuldigende Miene sah.

»Eigentlich bist du ja ganz nett!«, meinte Mia und erntete einen spöttisch schnaubenden Laut.

»Eigentlich bin ich auch sehr lieb und zuvorkommend. Weißt du noch, der Hundeblick?«, entgegnete er und die junge Frau verdrehte die Augen.

»Mag sein« Mehr konnte Euphemia nicht erwidern, da bereits die elfenbeinfarbene Pforte geöffnet wurde und eine kleine Hauselfe in Erscheinung trat.

»Sire.« Der Elf machte eine so tiefe Verbeugung, dass seine Knollnase die dunklen Fliesen berührte, die in dem großen Eingangsbereich verlegt worden waren. Wortlos trat der Hauself einen Schritt beiseite, griff nach Euphemias Gepäck und bat beide, den hallenähnlichen Raum zu betreten. Schweigend gingen sie an dem Diener vorüber, doch das Mädchen kam nicht umhin, dem Elfen ein dankbares Lächeln entgegen zu bringen.

»Es hat sich nichts verändert.«, seufzte Thornton auf.

»Warst du in den Weihnachtsferien etwa nicht Zuhause?«, fragte sie leise und erntete ein Kopfschütteln.

»Ich habe die Ferien bei Scorpius verbracht. Meine Eltern haben manchmal so ihre Differenzen, da will ich ungern dabei sein.«, erklärte er und Euphemia beschlich ein trauriges Gefühl.

»Du hast das Weihnachtsfest also nicht mit deinen Eltern verbracht?«, drängte das Mädchen weiter und Thornton schüttelte abermals den Kopf.

»Traurig, nicht?«, verlangte er zu wissen und schlug dabei einen spottenden, bissigen Ton an. Mia nickte zögernd, wirkte jedoch niedergeschlagen.

»Hey, es war ja nicht das erste Mal, okay? Seit dem dritten Schuljahr verbringe ich die Ferien bei meinen Freunden. Meine Eltern haben sich bereits daran gewöhnt.«, meinte er leichthin. »Bist du bereit?«

Die junge Hexe schluckte, als beide vor einem der vielen Zimmer im unteren Bereich des Hauses zum Stehen kam. »Das Kaminzimmer. Vater verbringt die meiste Zeit hier.«, erklärte Thornton und drückte die schwere Flügeltür auf.

Terence Higgs saß in einem großen Ohrensessel, paffte genüsslich eine Zigarre und blickte von dem Abendpropheten auf. Das Feuer im Kamin knisterte munter und strahlte eine angenehme Wärme aus. Es war die einzige Lichtquelle, die den mittelgroßen Raum erfüllte, an dessen Wänden etliche Geweihe von Einhörnern und Wildschweinen, sowie ein paar Gemälden hingen, die die Ahnen der Higgs zeigten.

»Ah, da ist sie ja!«

Terence erhob sich aus dem Sessel und schritt gemächlich auf seinen Sohn zu, an dessen Hand immer noch das Mädchen hing. Euphemia musterte den hochgewachsenen Mann und blickte dann zu Thornton, der ein mürrisches Gesicht machte. Dass Terence Higgs erst sie begrüßt hatte, war ihr nicht entgangen. Umso mehr verstand sie die plötzlich aufkommende, feindselige Haltung Thorntons, seinem Vater gegenüber.

»Vater.«, gab dieser mit einem Zögern in der Stimme zurück und das sonst zur Schau getragene Selbstbewusstsein des Jungen schwand. Thornton machte einen zurückhaltenden, fast eingeschüchterten Eindruck. Nun war es Mia, die sanften Druck auf seine Hand ausübte, um ihm so mehr Selbstvertrauen zu vermitteln.

»Euphemia, richtig?« Das Gesicht des Herren zierte ein höfliches Lächeln und das Mädchen griff nach der ihr dargebotenen Hand. »Es freut mich, dich kennen zu lernen.«

Auf die letzten Worte seines Vaters hin, entkam Thornton nur ein höhnisches Schnauben. Terence überging die Unhöflichkeit seines Sohnes, indem er die junge Frau aus dem Zimmer führte. Schweigend folgte Thornton seinem alten Herren. Euphemia wandte sich zu ihm um und versuchte ihm ein aufmunterndes Lächeln zu schenken, doch ihrem Blick lagen Anspannung und Panik.
 

Auch das erste Zusammentreffen mit Daphne erwies sich als schwierig, da diese nur ein knappes Nicken für die Verlobte ihres Sohnes übrig hatte. Genau wie damals, auf der Beerdigung ihres Vaters, nahm Daphne Higgs, ehemals Greengrass, nur wenig Notiz von dem jungen Fräulein, während ihr Gatte mehr und mehr Gefallen an dem Vorhaben fand, das die Eltern eingefädelt hatten.

»Ein bezauberndes Geschöpf.« Mit strahlendem Gesicht ließ sich Terence neben seiner Gattin nieder. Doch diese schwieg und hatte nicht ein Wort der Begrüßung für ihren einzigen Sohn übrig.

»Ich sage doch, dass es traurig ist.«, flüsterte Thornton, als Euphemia und er den Salon verließen.

Das Mädchen nickte zaghaft und wagte es nicht, einen Ton von sich zu geben. Thornton führte sie in die oberen Etagen der kleinen Villa. Er zeigte ihr die geräumigen Bäder, die vielen Schlaf- und Gästezimmer und auch den Raum, in dem Mia das Wochenende über nächtigen würde.

»Dein Zimmer.«, erklärte er und öffnete die Tür. »Es ist fast direkt neben meinem. Wenn du also Sehnsucht hast?«

Doch statt einem Lächeln, blieb die Miene des Mädchens mitleidig, fast betrübt.

»Mach dir keine Gedanken! Sie sind eben so. Wie ich schon sagte, es hat sich nichts geändert.«, es sollte Tapferkeit aus seinem Mund erklingen, stattdessen aber konnte die junge Frau die Verbitterung und Melancholie deutlich heraus hören. Kopfschüttelnd überwand sie die wenigen Zentimeter, die sie von dem Jungen trennte und presste sich an ihn.

»Hey, ist alles in Ordnung?« Perplex und überrascht von ihrer Aktion, konnte Thornton nur vereinzelte Brocken stammelnd von sich geben.

»Es tut mir so leid!« Tränen schwammen in ihren Augen, doch Euphemia wagte es nicht, zu dem Jungen aufzusehen. Wimmernd drängte sie sich an ihn und schluchzte in den weichen Stoff des Pullunders.

»Du kannst doch nichts dafür.«, murmelte Thornton und haderte mit sich, ihre Umarmung zu erwidern. Stocksteif stand er da und ließ es über sich ergehen. Er würde ausharren, bis sich das Mädchen wieder in den Griff bekam.

Schniefend wischte sich Mia die letzten Tränen von den Wangen. Er tat ihr leid und sie kam nicht umhin, langsam seinen Werdegang nachzuvollziehen. Das Zittern ihres Körpers ebbte langsam ab, sodass Thornton erleichtert aufatmete. Zaghaft griff er nach ihren schmalen Schultern, drehte sie in Richtung Tür und schob das Mädchen in die Schlafstätte. Bedächtig blickte Euphemia durch den Tränenschleier, der immer noch vor ihren Augen schwebte und registrierte nur mühsam die Schönheit des kleinen Zimmers. All zu pompös war der Raum zwar nicht ausgestattet, doch befand sich alles darin, was das Mädchen als nötig erachtete. Ein großes, weiches Bett mit Himmel aus Seide, eine altmodische Kommode, so wie ein alter Sekretär und an dem großen Fenster hingen Gardinen und bodenlange Vorhänge aus fließendem Stoff. Auch entdeckte sie ihren Koffer, den der Hauself bereits auf das Bett gelegt hatte.

»Darf ich auch dein Zimmer sehen?«, Dass sie plötzlich mit gefasster Stimme das Wort an ihn richtete, überraschte ihn, dennoch nickte er und zwang sich zu einem Lächeln.
 

Bereitwillig öffnete der junge Mann die Tür zu seinem Heiligtum. Das letzte Mal, dass er dieses Zimmer betreten hatten, war im vergangen Sommer gewesen.

»Zwei Wochen verbringe ich hier. Dann bin ich immer froh, wenn ich bei Duncan, Lester oder Scorpius unterkommen kann. Ich habe es mal bei Albus versucht, doch seine Schwester ist ziemlich nervig und mit seiner Sippschaft will man nur ein Mal Bekanntschaft machen.«, erklärte Thornton, trat beiseite und erlaubte so dem Mädchen, einzutreten.

»Du spielst Quidditch?« Mia ging langsam in dem Raum auf und ab und betrachtete die Poster an den Wänden.

»Spielte. Ich habe mal gespielt, oder es zumindest versucht. Doch meine Spielzeit bezog sich nur auf ein einmaliges Training. Danach habe ich es vorgezogen, den Besen an den Nagel zu hängen.«, gab er mit nachdenklicher Stimme zu.

»Ach, deshalb habe ich dich nie spielen sehen.« Sie wandte sich zu ihm um, doch Thornton zuckte nur mit den Schultern.

»Ich überlasse diese Tätigkeit lieber denen, die mehr Freude daran haben, als ich. Meine Interessen liegen in anderen Gebieten.« Mit einem anzüglichen Grinsen auf den Lippen konterte er ihrem verächtlichen Kopfschütteln.

Euphemia streifte weiter durch das Zimmer und ihr Blick blieb auf einem Foto ruhen, das auf dem Schreibtisch stand. Es zeigte eine vor Freude strahlende, junge Frau, die einen Säugling in den Armen hielt. An ihrer Seite befand sich ein Mann, der stolz und anmutig in die Kamera blickte und lächelte. Beide sahen glücklich aus.

Thornton trat neben sie und griff nach dem silbernen Rahmen. Seine Miene verhärtete sich. »Das ist lange her.«, seufzte er und stellte das Bild wieder an seinen Platz.

Dem Mädchen fiel eine zweite Fotografie ins Auge, die das gleiche Paar zeigte. Daphne trug ein weißes, schlichtes Kleid, das an ein Brautkleid erinnern sollte. Ihr Bauch wies eine leichte Wölbung auf, doch ihr Blick war zufrieden und sanftmütig. Neben ihr stand Terence Higgs, der ihre zarte Hand hielt und verliebt in das Gesicht der jungen Frau blickte.

Ein Räuspern ließ Euphemia von den Fotografien Abstand nehmen, stattdessen sah sie in Thorntons Augen einen Ausdruck aus Qual und Wehmut. Beherzt griff sie abermals nach seinen Händen und drückte diese sanft.

»Sie waren nur drei Jahre älter als wir jetzt, zumindest meine Mutter. Vater hatte bereits eine Anstellung bei Gringotts und war nicht sonderlich überrascht, dass man meine Mutter für ihn aussuchte. Trotz der harten Zeiten damals, und dem Tod der Eltern, hat sich mein Vater nicht unterkriegen lassen und schon früh begonnen, nach einer geeigneten Bleibe für uns zu suchen.«, während Thornton von den vergangen Jahren erzählte, zierte sein Gesicht ein Strahlen, das Mia eher selten aufgefallen war.

Sie lauschte seinen Ausführungen, nickte an Stellen, die ihn zum Lächeln brachten und erwiderte diese Gesten wenn sie glaubte, dass es ihn freuen würde, wenn sie Anteil an seinem Leben nahm. Doch die Stimmung schlug augenblicklich um, als er den Tod seiner Großeltern erwähnte.

»Mum war plötzlich wie ausgewechselt, als Großvater starb. Sie aß wenig, wenn sie überhaupt etwas herunter bekam. Meistens vergnügte sie sich mit Jack.«, erklärte er und ließ sich von dem Mädchen in Richtung Bett führen.

»Jack?«, hakte Mia nach, zog fragend die dunklen, dünnen Augenbrauen zusammen und ließ sich neben ihm auf das weiche Laken sinken.

»Ja, Jack Daniels. Ein Muggel-Whiskey. Unser Feuerwhiskey ist nichts im Vergleich dazu! Dieses Zeug war ihr einziger Lebensinhalt. Nicht mal der Brief aus Hogwarts konnte sie davon abhalten, von ihrem neuen Freund abzulassen. Ihr wäre sowieso klar gewesen, dass ich nach Hogwarts käme, schließlich wäre ich zur Hälfte reinblütig und der Zauberer stecke demzufolge in meinem Blut, hatte sie gemeint und mein Vater war ein gebrochener Mann, als man ihn feuerte, weil seine Leistungsbereitschaft minder ausfiel und er nicht mehr genügend Elan an den Tag gelegt hätte. Um den Namen und den Schein zu wahren, versucht sich Vater in verschiedenen Jobs, während Mum langsam einsichtig wird und nur noch halbtags Jacks Besuche erlaubt.« Thornton fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht und blickte auf einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand, den das Mädchen nicht erfassen konnte. Euphemia rückte zu ihm auf, griff nach seinen Händen, die in seinem Schoß verweilten und lehnte ihren Kopf an seine Schulter.

»Das habe ich nicht gewusst.«, flüsterte sie und bemerkte, wie ihr die Stimme brach.

»Wie solltest du auch? Ich habe es niemandem sonst erzählt. Die Einzigen, die davon wissen, sind die Jungs. Na ja, und du.«, entgegnete er mit erzwungenem Lächeln. »So viel zum Vertrauensvorschuss. Du bist dran!«

Euphemia entfloh ein Schnauben auf seine Worte hin. Zaghaft wand sie den Kopf von einer Seite zur anderen. »Hast du dich deshalb immer so verhalten?!«

»Hm?«, hakte er nach und versuchte ihr ins Gesicht zu sehen.

Ihr Kopf ruhte immer noch auf seiner Schulter, während sie ihre Finger mit seinen verband. »Du hast mit fast allen Mädchen in Hogwarts geschlafen!«, erlaubte sie sich zu urteilen.

»Die Betonung liegt auf fast. Wer erzählt so etwas überhaupt? Hat derjenige mitgezählt? Glaubst du das etwa?« Entrüstet über ein solche Behauptung schüttelte Thornton den Kopf und schien mit einem Male so empört, dass sich das Mädchen nicht traute ihn anzusehen. Zum Einen aus Schamgefühl und zum Anderen der Angst wegen, einen Hauch Wahrheit in seinem Blick zu erkennen.

»Sieh mich an!«, verlangte er plötzlich und Euphemia erschrak über den ernsten, fordernden Klang in seiner Stimme. Zögernd tat sie ihm den Gefallen. »Glaubst du das etwa, Euphemia?«, wieder dieser nachdrückliche Ton in seinen Worten. Sein Blick war durchdringend und eine Spur Düsternis lag darin. Die junge Frau biss sich auf die Lippen als wage sie nicht, ihm eine Antwort zu geben. Bedrückendes Schweigen legte sich über sie, ehe Euphemia genug Mut fasste und ihm eine Erwiderung darlegte.

»Ich weiß nicht, was ich glauben soll!«, entkam es ihr panisch und trotzig zugleich. Sie erhob sich hastig, doch hielt Thornton sie davon ab. Seine Hände hatten nach ihren gegriffen und er hinderte sie daran, einen Schritt zu tun. Sie sackte neben ihm auf ihren Platz zurück und blickte wütend zu ihm auf.

»Glaubst du, es macht mir Spaß? Glaubst du, es würde mir gefallen, ständig von Weibern belagert zu werden, die sich anbiedern und einem beinahe nackt ins Gesicht springen und an die Wäsche wollen, nur damit sie sich akzeptiert fühlen?« Angewidert von seinen eigenen Worten, verzog Thornton das Gesicht.

»Es scheint dir ja nicht viel auszumachen!«, keifte Euphemia aufgebracht und musste sich zügeln, nicht in eine lautere Oktave anzustimmen.

»Und so hätten wir schon unseren ersten Streit!«, entgegnete er sachlich.

»Was redest du denn da?«, fauchte sie abermals und schüttelte irritiert von seinen Worten den Kopf.

»Mit wie vielen Mädchen ich bereits geschlafen habe, tut nichts mehr zur Sache!«, knurrte Thornton wütend.

»Und warum nicht?«, entgegnete sie bissig.

»Weil das einzige Mädchen, mit dem ich fortan schlafen werde, du sein wirst! Ob dir das gefällt, oder nicht! Und ob es mir gefällt oder nicht!« Thornton erhob sich und riss das Mädchen mit sich.

»Du bist doch nur treu, wenn die Gelegenheit fehlt!«, entkam es ihr zischend.

»Dann gib mir keine Gelegenheit, dies auszunutzen, Euphemia!«, bellte er und zog sie an den ihren Schultern zu sich. Sein Griff war fordernd, so, als würden schwere Ketten um ihren Körper gelegt und festgemacht werden. Als Thornton seinen Mund auf ihre Lippen presste, riss das Mädchen erschrocken die Augen auf, sah sich jedoch außerstande, Gegenwehr zu leisten. Viel zu schockiert war sie über den Ausbruch des Jungen, der plötzlich so stürmisch gehandelt hatte.
 

Ihre Lippen prickelten immer noch, doch der Druck wurde, zu ihrem Bedauern, schwächer. Wenn sie sich nicht zusammenriss, würde sie Gefahr laufen, erneut sein Heiligtum zu betreten, um ihn abermals um solch eine Geste zu bitten! Dem Mädchen schwirrte der Kopf. Es tat nicht gut, dran zu denken, was vorgefallen war, doch wie sollte sie all diese Dinge zur Ordnung bringen?

Mit offenen Augen starrte Euphemia in die Dunkelheit. Rollte sich auf einer Seite des Bettes zusammen und zog die Bettdecke fester um ihren kühlen Körper.

Es war ihr nicht egal, mit wie vielen Mädchen er sich bereits verlustiert hatte! Auch, wenn Thornton sagte, dass sie nun die Einzige sei, mit der er ab sofort Tisch und Bett teilen würde. Es wurmte sie, beschämte sie und erniedrigte sie gleichermaßen.

Doch nicht nur die Frauengeschichten waren es, die das Mädchen keine Ruhe finden ließen. Dass am morgigen Tage alle Augen auf sie gerichtet waren, sie sich präsentieren mussten und letztendlich der Verlobung öffentlich Bestätigung gaben, trug nicht zu einer erholsamen Nacht bei.

Feodora und ihre Eltern würden zur Unterstützung an ihrer Seite stehen. Ein Lichtblick am weiten, dunklen Ende des trüben, düsteren Tunnels und dennoch machte Thorntons Schicksal der jungen Frau mehr zu schaffen, als es sollte!

Sie hatte mehr erfahren, als ihr gut tat und ihre Haltung minderte dies in keinster Weise. Terence Higgs mochte vielleicht eine Persönlichkeit sein, die dem Schein das Sein vorzog, doch war er nicht im Stande, seine gebrochene Frau aus dem Sumpf aus Alkohol und Apathie heraus zu holen. Und Daphne Higgs schien sich in der Rolle zu gefallen. Weder warme, liebende Worte, noch Gesten hatte sie ihrem Sohn angedeihen lassen und Euphemia beschlich abermals ein Gefühl, dass ihre Vermutungen einen Funken Wahrheit enthielten.

Was Thornton zu Haus nicht erfuhr, Liebe, Wärme und Verständnis, hatte er sich in Hogwarts gesucht und war nicht selten fündig geworden. Es zerriss ihr beinahe das Herz mit anhören zu müssen, dass beide in dieser Beziehung mehr als übereinstimmten. Doch während sich das Mädchen empörte, über solch Gefälligkeiten, nahm sich der junge Mann regen Anteil an dem, was sich ihm so bereitwillig anbot. Dass sein Herz dabei litt, verkümmerte und er dem ganzen machtlos gegenüberstand, war für das Mädchen unverständlich.

Sein Auftreten war genauso Fassade und Inszenierung, wie es sein Vater zur Schau stellte. In dieser Beziehung war Thornton seinem alten Herren sehr ähnlich und das Abschotten von Gefühlen, Kälte und Arroganz hatte ihm seine Mutter überlassen, gnädig wie sie war.
 

Auf das Klopfen an ihrer Tür, reagierte Euphemia mürrisch und mit gemischten Gefühlen. Beinahe schlaflos war die Nacht gewesen, von Gedanken und Ängsten geprägt. Schweigend erhob sie sich aus dem Bett, schritt langsam auf die Pforte zu und lauschte argwöhnisch, ehe sie die Klinke herunter drückte.

»Wow, sexy.« Mit dem Rücken am Türrahmen lehnend, die Arme vor der Brust verschränkt und mit einem zwar müden, aber dennoch anzüglichem Lächeln, begrüßte Thornton seine Verlobte und erlaubte sich einen flüchtigen Blick in ihre Räumlichkeit zu gestatten. Ihre schwarze, unordentlich Haarpracht passte zu dem zerwühlten Bett, doch ihr Blick ließ anderes erahnen.

»Idiot!«, knurrte das Mädchen und kniff wütend die Augen zusammen.

»Morgenmuffelig?«, fragte Thornton, doch Mia trat einen Schritt zurück, verschränkte, genau wie er, die Arme vor der Brust und wartete. »Frühstück?«

»Ich hätte nicht so über dich urteilen dürfen und das tut mir leid.« Sie überging sein Angebot nach einer morgendlichen Mahlzeit und blickte entschuldigend zu ihm auf.

Verdutzt über ihre eiligen Worte runzelte Thornton die Stirn. »Nein, ähm ... ist schon ...«, haspelte er und konnte sich ihre plötzlichen Worte nicht erklären.

»Nein, ist es nicht. Bitte. Ich bin manchmal so stur und festgefahren in meiner Meinung, dass ich anderes erst gar nicht erfrage, geschweige denn akzeptieren will. Und es geht mich ja auch nichts an, mit wem du wann, wo und wie ...«, die Stimme der jungen Frau überschlug sich beinahe.

»Euphemia, ist gut. Es reicht! Ich will nichts mehr davon hören! Zumindest nicht jetzt.« Er warf einen letzten Blick in das Zimmer, dann sah er wieder zu ihr, wie sie sich betreten auf die Lippen biss. »Zieh dich an. Deine Eltern sind gerade angekommen und warten im Salon auf dich.«

Nun war es an ihr, verdutzt und misstrauisch dreinzublicken, ehe sie das schrille Lachen ihrer Mutter vernahm, sich an Thornton vorbei drängte und die Stufen hinunter eilte.
 

Langsam ging Thornton die Stufen herunter und bog in den Gang ein, der zum Salon führte, in dem vor wenigen Minuten die Zabinis Platz genommen hatten. Er mochte sich gar nicht ausmalen, wie Euphemia auf ihre Eltern wirkte, wenn sie, so wie sie gekleidet war und es ihr Erscheinungsbild zuließ, in den Raum stürmte und sich in die Arme von Mutter und Vater stürzte. Wieder erklang ein schrilles Lachen, gepaart mit einem brummenden Bekunden von Freude und Heiterkeit. Anders, als es bei ihm der Fall war, schienen die Zabinis stolz auf ihr Kind und dessen Leistungen zu sein. Abgesehen davon, dass vier Personen plötzlich mit ihren Händen in zwei Leben wühlten und diese gehörig durcheinander gebracht hatten, tat dies der Freude Euphemias zu diesem Zeitpunkt keinen Abbruch.

Als Thornton den Salon betrat, wo der Hauself das Buffet gerade herrichtete, fiel ihm das strahlende Gesicht des hochgewachsenen, dunkelhäutigen Mannes auf, der das Mädchen fest an sich gedrückt hatte. Die Begrüßung zwischen Thornton und Mias Eltern war entspannter verlaufen, als der junge Mann gedacht hatte. Zwar standen beide dem Vorhaben ihrer alten Herren mit Misstrauen und immer noch flackernder Wut gegenüber, doch waren die Würfel gefallen und die Entscheidung nun nicht mehr rückgängig zu machen.

Thornton hatte den festen Händedruck Blaise Zabinis ebenso fest erwidert und auch eine, wenn auch flüchtige Umarmung mit Pansy Zabini hatte ihn in seiner Annahme bestätigt, dass es Euphemia gut ergangen war.

Terence hatte ihn hoch geschickt, um das Mädchen zu wecken und ebendieses klammerte sich nun herzlich an die Frau, die ihr mopsähnliches Gesicht zu einer gütigen Miene verzog.

Thornton spürte eine Hand auf seiner linken Schulter und in seiner Nase setzte sich der beißende Geruch des väterlichen Aftershaves fest. Mit einem Lächeln auf den Lippen begrüßte Terence Higgs die ehemaligen Klassenkameraden und nun Schwiegereltern seines Sohnes. Nach anfänglichem, leichten Geplänkel, erhob Blaise Zabini jedoch das Wort.

»Mia, ich hoffe, dass du dich für den Empfang noch zurecht machst!«, meinte er, sah jedoch nicht zu seiner Tochter, sondern bedachte Thornton mit einem bohrenden Blick.

»Tut mir leid, aber ich wollte euch sehen!«, gab das Mädchen wahrheitsgemäß zurück und zupfte unschlüssig am Saumen des Nachthemds. Leichte Röte umspielte ihre Wangen, ehe sie auf den Hacken kehrt machte und den Raum mit entschuldigendem Gesichtsausdruck verließ. Terence warf seinem Sohn einen auffordernden Blick zu und dieser hastete der jungen Frau nach.

Abermals vernahm Thornton die Stimme seines Vaters, der erneut Lobeshymnen für das Mädchen, deren Manieren und Schönheit fand und in seinen Worten Bestätigung suchte und ebendiese fand. Freudig wurde also über das Leben der Zöglinge geplaudert und den weiteren Verlauf, den es nun zu bestreiten galt. Traurig stimmte ihn jedoch die Tatsache, dass sich Pansy Zabini nach seiner Mutter erkundigte und Terence nur eine klägliche Entschuldigung für ihr Fehlen am Morgen fand.

Wie immer, er schiebt Migräne vor!, knurrte Thornton kopfschüttelnd, während er immer zwei Stufen auf einmal nehmend, Euphemia hinterher eilte.
 

»Mein Auftritt von eben tut mir leid. Wie unangenehm.« Euphemia lief in ihrem Zimmer auf und ab, während Thornton ruhig und gelassen auf ihrem Bett saß und dem Treiben des jungen Fräuleins kopfschüttelnd zu sah.

»Es sind deine Eltern!«, erklärte er mit einem Zucken der Schultern und beobachtete, wie das Mädchen mit ihrer störrischen Mähne kämpfte. »Der Empfang ist erst heute Abend. Beim Dinner werden einige der angesehensten Hexen und Zauberer dabei sein.«

Müde drangen die Worte aus seinem Mund, ehe sich der junge Mann zurückfallen ließ und die Arme hinter dem Kopf verschränkte. Mia hielt in ihrem Tun, sich die Haare zu bürsten, inne und blickte emotionslos zu ihm herüber.

»Ich verzeihe ihnen zwar nicht, was sie getan haben, aber es freut mich trotzdem, dass sie dabei sind. Warum war deine Mutter nicht unten?«, fragte sie und flocht ihre Mähne zu einem Zopf.

»Migräne, schätze ich. Zumindest ist das die Standardvariante, die Vater immer zum Besten gibt.«, erwiderte Thornton, schloss die Augen und entließ ein gedehntes Seufzen.

»Ich bin fertig!«, meinte sie und strich noch einmal über das Kleid, das Feo ihr eingepackt hatte.

»Deine Eltern haben dir, im Übrigen, einen Koffer mitgebracht. Keine Ahnung was drin ist, aber sie werden wohl einen Grund gehabt haben, ihn mit sich herumzuschleppen.« Zögernd öffnete der junge Mann die Augen, als er bemerkte, wie jemand gegen sein Knie stieß. Nervös knetete Mia ihre Hände und wirkte Fehl am Platz. Thornton setzte sich auf, erhob sich aus dem Bett und blickte auf das Mädchen herunter.

»Ich hoffe, dein Vater denkt nicht, dass ich dich schon in mein Bett gezerrt hätte.«, mit einem Schmunzeln auf den Lippen entgegnete er ihrer unsicheren Haltung.

Kopfschüttelnd entkam dem Mädchen nur ein schnaubender Laut der Empörung und des Spotts. »Ich kann mich beherrschen.«, meinte Mia entschieden.

»Ach ja? Sicher?«, hakte Thornton provozierend grinsend nach, während Euphemia nur verächtlich schnaubte.

»Ich werde mich zügeln, das verspreche ich!«, gebot sie mit ernsten Zügen auf dem Gesicht.

»Verspreche nichts, das du nicht halten wirst, Euphemia!«, prophezeite er und hielt ihr seine Hand entgegen, um sie erneut der Gesellschaft beider Elternpaare auszusetzen.
 

Schweigend wurde das Frühstück eingenommen und wie Thornton vermutete, hatte Terence die »Migräne-Karte« bereits ausgespielt und somit die Abwesenheit seiner Gattin zu entschuldigen gewusst. Doch nicht nur Higgs Senior machte ein ernstes Gesicht, auch ruhten die Blicke von Euphemias Eltern auf dem junge Mann, der jedoch nach besten Kräften versuchte, sich nicht verunsichern zu lassen.

Ungesagte Worte schwebten durch den Raum und hinterließen ein beklommenes Gefühl bei den Kindern. Eine Antwort auf die nicht ausgesprochene Frage des »Warum«, sank wie ein dicker Schleier auf die Anwesenden herab und nur das Klirren von Besteck und das Absetzen von Tassen auf feines Porzellan war zu vernehmen.

Doch das Warum stand nun nicht mehr zur Debatte, schließlich hatte man weder Daphne, noch Terence gefragt, geschweige denn Pansy oder Blaise, ob sie einer Heirat zustimmten. Und diese vier hatten nach alter Tradition beschlossen, dass ihre Nachkömmlinge den gleichen Weg zu gehen hatten, ob es ihnen nun zusagte, oder nicht!

»Um fünfzehn Uhr wird Monsieur Beauvair hier eintreffen, um euch zurecht zu machen.«, erklärte Terence mit tiefer Stimme und durchbrach somit die Stille.

Dankbar nahm Pansy dies zum Anlass, um ihrer Tochter zu erklären, wie sich der Vormittag für sie gestalten würde. Auch flossen einige Namen in das Gespräch ein, die ihre Anwesenheit am Abend bereits angekündigt hatten.

Natürlich würden die Malfoys es sich nicht entgehen lassen, um der Verlobung ihres Neffen und Cousins beizuwohnen. Auch Feodora und ihr Vater würden der Einladung nachkommen und ebenso ein paar andere Bekannte und Freunde beider Familien. Dass die Presse ebenfalls geladen war, stand außer Frage, schließlich war die Ankündigung des Versprechens einer Heirat durch die Eltern bereits vollzogen worden.

Dass Thornton das Mädchen nach dem Frühstück nicht mehr zu Gesicht bekam, das Mittagessen vertagt wurde und er sich bis zum Nachmittag mit »Männergesprächen« begnügen musste, war zwar nicht gerade erbaulich, aber der junge Mann fügte sich.
 

Am frühen Nachmittag trafen bereits die ersten Gäste ein und der Hauself lief sich beinahe blutige Hacken, da er von seiner Tätigkeit, den Festsaal zu schmücken, ablassen musste, um die Haustür zu öffnen und die Besucher hinein zu bitten.

Thornton gebot dem Elfen, den Saal fertig zu gestalten und erklärte sich bereit, den Portier zu mimen. Der Versuch des Dieners, sein Herr brauche ihm nicht unter die Arme zu greifen, tat der junge Mann mit einem gebieterischen Blick ab und der Elf trollte sich.

»Thorn, wieso machst du die Tür auf?«

Skeptisch wanderte eine helle Augenbraue empor und Thornton zuckte nur achtlos mit den Schultern. Scorpius beäugte das Treiben seines Cousins mit argwöhnischem Blick und verwickelte ihn in ein belangloses Gespräch, das sich mit Quidditch und den »abgewrackten« Lehrkräften beschäftigte. Inhaltlos und uninteressant, wie der junge Mann feststellte, dennoch bemühte er sich, seine gelangweilte Haltung nicht zur Schau zu tragen. Während Tante Astoria ihrer Schwester mit Hilfe von Pansy ins Gewissen zureden versuchte und Draco seinem Schwager Terence und seinem alten Kameraden Blaise von den neuesten Dingen im Ministerium für Zauberei berichtete, trudelten nach und nach die geladenen Gäste ein.

Einige blickten erstaunt, als der junge Hausherr die Pforte öffnete und ein strahlendes, wenngleich auch etwas zerknirschtes 'Willkommen' für sie übrig hatte.

Die Familien Akins und Whitwick, nebst Zöglingen, apparierten direkt in die Eingangshalle und bedankten sich mit einem stummen Nicken für die persönlichen Einladungen. Duncan Akins und sein um ein Jahr jüngerer Bruder Daniel ließen sich unter lautem Gelächter von Scorpius und Lester in den Festsaal bringen, während sich die Eltern zu den anderen Hexen und Zauberern ins Kaminzimmer gesellten.

»Wo ist sie?« Erschrocken fuhr Thornton zusammen, als er die keifende Stimme Feodora Notts hinter sich ausmachte, die ohne Zögern selbst die Haustür geöffnet hatte und in den Flur trat.

Thornton deutete mit einem Fingerzeig nach oben und wies Mister Nott mit einem Nicken die Richtung, um ihn in das Kaminzimmer zu lotsen. Das brünette Mädchen wartete mit verschränkten Armen darauf, dass Thornton ihr exakt beschrieb, wo genau sich ihre beste Freundin befand. Dieser seufzte und zeigte auf die Wendeltreppe, die zu den höheren Gefilden führte.

»Ich darf sie nicht sehen.«, erklärte er und der fragende Ausdruck auf ihrem Gesicht ließ nach. »Und deshalb auch nicht nach oben. Dritte Tür rechts.«

Feodora blickte teilnahmslos zu ihm auf, ehe sie sich in Bewegung setzte und sie Stufen hinauf ging.

»Hey Thorn!« Albus Severus Potter trat, mit seiner kleinen Schwester im Schlepptau, über die Schwelle und schlug ihm scherzhaft auf die Schulter. »Danke für die Einladung, auch wenn das jetzt für dich »Verdammnis auf ewig« bedeutet. Lily kennst du ja.«

Mit einem Nicken deutete Albus auf das Mädchen hinter sich. Mit ihren vierzehn Jahren machte Lily Luna Potter bereits einen ziemlich reifen Eindruck auf die Jungen seiner Altersklasse und es wurde nicht umsonst gemunkelt, dass sie es auf einen von ihnen abgesehen hatte. Dass sie es einst bei ihm versucht hatte, fand in dem kurzen Augenblick ihres Wiedersehens keinerlei Erwähnung. Doch Albus kannte seine Schwester und würde solch Zustände zu unterbinden wissen. Was er, Albus, tat, stand nicht zum Thema.

»Ist euer Hauself krank?«, wollte Lily wissen und blickte neidvoll zu ihm auf. Thornton schüttelte den Kopf, da die Potters die Hauselfenhaltung verboten, konnte er ihre Gefühlsregung durchaus nachvollziehen.

»Ich warte auf den Stylisten.«, erklärte er und überging das amüsierte Schnauben von dem mittleren Potter-Spross.

»Du bleibst ja in meiner Nähe!«, zischte Albus dem Mädchen zu, das einen protestierenden Laut von sich gab, die rehbraunen Augen verdrehte und sich von ihrem Bruder zu den anderen jungen Zauberern geleiten ließ.
 

Pünktlich auf die Minute erschien Monsieur Beauvair und ließ sich von Thornton bis vor die Tür des Mädchens bringen. Der Herr befasste sich jedoch zuerst mit seiner Garderobe, ehe er sich mit den Damen beschäftigen würde. Ein schlichter, schwarzer Anzug, passende Schuhe und eine Krawatte mussten für den jungen Mann genügen, denn das Hauptaugenmerk würde sowieso auf das Mädchen gerichtet sein, dessen war sich Thornton bewusst. Sowie er fertig gekleidet war, zottelte der kleine, dicke Mann von dannen um ein paar Türen weiter ein Meisterwerk zu kreieren, wie er es nannte.

Und der Meister sollte Recht behalten. Denn nicht einmal drei Stunden später stand das Mädchen vor ihm und wartete darauf, dass alle Öffentlichkeit an ihrem Leben teil hatte.

Thornton brachte kein Wort heraus. Nicht, aus Unhöflichkeit oder Trotz, sondern aus Bewunderung. Auch Euphemia schwieg und zwang sich, ihn nicht anzusehen. Er hörte sie etwas murmeln und sah sich nun doch gedrängt, das Wort an sie zu richten.

»Was?«, fragte er knapp und blickte in ihre verwirrte Miene.

Euphemia biss sich auf die Lippen. »Wie hattest du es gestern genannt? Augen zu und durch

»Nein«, lachte er und schüttelte den Kopf. »Auf ins Getümmel

Das Mädchen neben ihm nickte tapfer, doch als er ihre Hand ergriff, ging ihr Zittern auf ihn über.

»Du siehst hübsch aus. Wir schaffen das schon, mach die Drachen nicht wild!« Thornton versuchte zuversichtlich zu klingen und unterlegte seine Worte mit einem Lächeln, dass das Mädchen zwar zaghaft erwiderte, aber dennoch genauso tapfer wie er nach vorn blickte.
 

Die Ansprache seines Vaters drang nur dumpf an seine Ohren. Thornton vernahm nichts, nur das Geräusch seines Atems, der angespannt aus seinen Lungen entwich. Was würde er jetzt für eine Zigarette geben, nur, damit er sich ruhiger fühlte? Ein nervöses Zupfen ließ ihn von seinen Gedanken Abstand nehmen. Die Frau neben ihm wirkte genauso angespannt wie er, wenn nicht sogar noch aufgeregter. Immer noch hielt sie seine Hand und er spürte die Kälte, die ihr in die Glieder gefahren war. Auch ein aufbauendes Drücken ihrer Finger half nicht über diesen Moment hinweg, als Terence den Anwesenden erklärte, dass die Verlobung beider nun endgültig besiegelt worden sei. Da auch Euphemias Vater seine Glückwünsche bekundete und freudestrahlend seinen Kelch erhob, klatschten und jubelten die Gäste und gratulierten zu dieser zukunftsträchtigen Entscheidung.

Für den Tagespropheten und vielerlei Klatschblätter wurden diverse Fotos geschossen. Mal die beiden vermeintlich Verliebten einzeln, dann mit der Familie. Zu Thorntons positiver Verwunderung hatte seine Mutter darauf bestanden, dass man die Fotos nicht ohne sie machte. Auch, dass sie ihn und das Mädchen freudig umarmte, ließ bei dem jungen Mann zwar Skepsis aufkommen, doch nachzufragen erachtete er als unpassend. Anscheinend war es seiner Tante gelungen, der Frau gut zuzusprechen, da Daphne eine ungewohnt optimistische Haltung an den Tag legte.

Thornton fing den unsicheren Blick des Mädchens auf und versuchte, aufmunternd zu lächeln. Als die Formalitäten geklärt waren und die Presse abzog, zerstreuten sich die anwesenden Hexen und Zauberer. Immer wieder schüttelten sowohl Euphemia, als auch der junge Mann Hände, lächelten zuversichtlich und bedankten sich für die Bekundungen des Glücks.

Laut aufatmend reichte Thornton ihr ein Glas Punch und Mia nahm dieses nur all zu gern entgegen.

»Hey, langsam!«, bedeutete er ihr, als das Mädchen in hastigen Schlucken den beerenfarbenen Trunk hinunterstürzte. »Da ist Alkohol drin!«

Euphemia leerte das Glas und reichte es ihm. »Danke, das war nötig. Ich kann schon gar nicht mehr lächeln. Mir tun die Wangen weh!«, meinte sie, die Lippen zu einem zaghaften Lächeln erhoben. Auch ihm entkam ein knappes Lachen, ehe eine Meute junger Männer auf sie zugestürzt kam. Unter ihnen befand sich Feodora, die ihrer Freundin in die Arme fiel und diese wurde von dem Wirbel aus Farben und den Freudentränen Feodoras mitgerissen.

»Feo, mir ist schwindelig. Nicht so schnell!«, lachte Mia und genoss diese vertraute Geste.

»Meinen Glückwunsch. Sind wir jetzt verwandt?« Mit einem Grinsen im Gesicht nahm Scorpius das Mädchen in den Arm. Verwirrt über seinen Ausspruch, zuckte Mia nur mit den Schultern und sah zu Thornton herüber, der genauso ratlos schien.

»Ich will nur sicher gehen!«, griente Scorpius und erntete einen vernichtenden Blick seines Cousins.

»Finger weg von meiner Verlobten!«, drohte Thornton in gebieterischem Ton.

»Nur, wenn sie die Finger von uns lässt!«, lachte Duncan auf und entging nur knapp Albus' Stoß in die Rippen.

»Ganz bestimmt!«, verteidigte sich Euphemia. »Ich kann schon auf mich aufpassen!«

»Und wenn nicht, unser Thorn ist ja auch noch da!«, feixte Lester und nahm seinen Freund scherzhaft in den Schwitzkasten. Unter ächzenden Lauten entwand sich Thornton der Attacke seines Freundes, während Feodora weiterhin ungehalten auf das Mädchen einredete und ihr immer wieder um den Hals fiel;
 

und die Zeit würde zeigen, was so mancher sich ersehnt und erhoffte. Doch noch ward das letzte Kapitel nicht geschrieben, Herzen noch ungestüm, Träume und Wahrheiten unerreicht, ebenso wie Freud und Leid.

Lila/Violett, wie der letzte Versuch


 

F a r b e n ● S p i e l

Kapitel 7

L i l a / V i o l e t t ~ wie der letzte Versuch

So if you're feelin' lonely, don't

You're the only one I ever want

I only wanna make it good

So if I love ya a little more than I should
 

please forgive me (by) BryanAdams

Langsam versank die Sonne und färbte den Himmel. Ein Gemisch aus violett und orange breitete sich am Horizont aus, während die jungen Bäume lange Schatten auf den mit Kieselsteinen bereiteten Weg warfen. Ebendiesen schritt ein junger Mann entlang und steuerte unbeirrt auf das Anwesen zu, indem zu dieser späten Stunde bereits über das Schicksal zweier Menschen entschieden worden war.

Gelächter drang an seine Ohren. Anscheinend hatten die Bewohner und Gäste es vorgezogen, die Feierlichkeiten in den großen, prachtvollen Garten zu verlegen. Nun, für den Wonnemonat Mai, wie die Muggel ihn betitelten, war es bereits ungewöhnlich warm. Als stimme das Wetter dieser Verlobung zu, die, nach der Meinung des jungen Mannes, als unpassend erachtet wurde. Doch ihm war bewusst, dass es nur noch eine Frage der Zeit gewesen war, dass man sie für jemand anderen bestimmte, schließlich kannte er diese alten Marotten und Traditionen nur zu gut. War er doch selbst lang genug im Hause Slytherin untergebracht und mit den Ritualen bestens vertraut.

Vor vier Jahren hatte er Hogwarts verlassen, mit Bestnoten, war nun als Korrespondent für den Tagespropheten unterwegs und erhielt stets aus erster Hand die Neuigkeiten, über das bunte Treiben innerhalb magischen Welt. Und vor nicht einmal vier Tagen waren es eine solche Nachrichten, die ihn wieder nach England zurückgebrachte.

Sich eine vorwitzige, aschblonde Strähne aus der Stirn streichend, blickte Benignus Conmarra die Stufen empor. Ihr Herz würde noch an ihm hängen! Er wusste es, hatte es immer gewusst und nun würde er alles daran setzen, damit dies auf ewig so blieb! Was wusste schon ein kleiner Junge, wie Thornton Ridley Higgs einer war, von Frauen ihres Schlages?

Nichts!

Sie würde in seine Arme sinken, bitterlich weinend bekunden, wie sehr sie ihn gebraucht habe und er würde gnädig sein! Er würde sie auffangen, halten und dann mit ihr fortgehen. Nun, fortgehen klang vielleicht sehr übertrieben, dennoch würde er dafür sorgen, dass dieses Mädchen vor brennender Sehnsucht nach ihm allem anderen entsagte! Er hatte ihr kleines Herz gebrochen, doch nun war er bereit, die Scherben wieder zu einem heilen Ganzen zusammenzufügen!

Er war gekommen um endlich zu nehmen, was ihm damals schon gehörte! Euphemia Philine Zabini hatte ihn nicht vergessen! Wie sollte sie auch? Schließlich war sein Name stets präsent und er wusste, dass sie jeden seiner geschriebenen Artikel fein säuberlich ausgeschnitten und in ein Album geklebt hatte. Ihr Briefwechsel war noch immer intakt, daher mutmaßte er, wie sehr es sie noch nach ihm verzehrte! Er war hier, war bereit, sie aufrichtig zu lieben! Dass er sie verletzt hatte, war ihm mehr als schmerzlich bewusst. Doch er würde es wieder gut machen!
 

»Hier!«

Thornton fing die kleine Schachtel auf, klopfte ein paar Mal, ehe eine Zigarette daraus hervorlugte, steckte sich diese zwischen die Lippen und ließ sich von Lester Feuer geben.

»Das tut gut!« Tief inhalierte der junge Mann und genoss den Geschmack, den der Glimmstängel in seinem Mund hinterließ. Seelenruhig blies er den Qualm durch die Nase und betrachtete das Treiben um sich herum.

»Nicht zu fassen. Du bist der Erste!«, kopfschüttelnd blickte ihm Albus entgegen und genehmigte sich einen Schluck Feuerwhiskey.

»Deine Eltern werden dich wohl kaum zwingen!«, spottete Thornton und doch folgte seinem Ton ein ernster Ausdruck auf dem Gesicht.

»Habt ihr schon einen Termin?«, warf Lester ein.

»Wir? Du meinst wohl, ob sie schon einen festgelegt haben?! Keine Ahnung.«, meinte Thornton mit einem Schulterzucken. »Wir werden wohl erst mal unseren Abschluss machen.«

Schweigen legte sich über die Häupter der jungen Männer. Weder Albus, noch Lester sprachen ein Wort, sondern starrten, ebenso wie Thornton, in die Nacht hinaus. Betrachteten stumm die lärmenden Gäste. Tranken und rauchten in aller Stille, während Musik und Gespräche an ihnen vorüberzogen.

»Hey, hat einer von euch Akins gesehen?« Scorpius schritt auf seine Freunde zu und machte bereits einen leicht angeheiterten Eindruck.

»Der ist mit Nott abgezogen.«, entgegnete Albus und konnte sich ein amüsiertes Schnauben nicht verkneifen. Der junge Malfoy hob skeptisch eine helle Augenbraue und blickte dann abschätzig in die Runde, ehe er die feine Nase rümpfte.

»Selbst der findet was zum Vögeln!«, murrte Scorpius zähneknirschend. »Hey Thorn, hast du den Typen gesehen, der da bei Mia rumsteht?«

Thornton legte die Stirn in Falten und suchte die Menge nach dem Mädchen ab. Er fand sie und ebenso erspähte er einen jungen Mann, der mit einem Schreibblock in der Hand vor ihr stand.

»Ist diese verfluchte Presse immer noch hier?«, wollte Albus argwöhnisch dreinblickend wissen.

»Scheint so.«, bestätigte Lester und warf den Kippen auf den Boden.

»Ich dachte, die wären schon längst abgerückt? Was will der Kerl hier?«, nun war es Thornton, der das Treiben mit leichter Wut in der Stimme beäugte. »Wer ist der Typ?«

»Ich kenne ihn.« Feodora Nott trat, an der Hand von Duncan Akins, auf das Grüppchen zu, starrte mit schreckgeweiteten Augen von Thornton, zu Euphemia und dem Fremden im Wechsel. Sie war mit einem mal so blass, wie die Geister, die in Hogwarts ihr Dasein fristeten. Angespannt nickte Thornton dem Mädchen auffordernd zu.

»Das ist Ben. Mias große Liebe!«, erklärte die junge Frau und ihr Gesicht zierte ein gequälter Ausdruck.
 

Euphemia wusste kaum, wie ihr geschah, als sie eine ihr mehr als vertraute Gestalt hatte auf sich zu kommen sehen.

War es denn möglich? Schritt tatsächlich der Mann auf sie zu, der ihr alles genommen hatte? Ihre Unschuld, ihr Herz? ...

In seinen Augen waren all diese Dinge nichtig gewesen, lächerlich fast, und nun besaß dieser Mann die Dreistigkeit, auf ihrer Verlobungsfeier in Erscheinung zu treten und um sie zu bitten?

Adrenalin, Panik, Angst und Freude schossen durch ihre Adern. Der Boden unter ihren Füßen schwand. Ein Loch tat sich auf und verschluckte das zarte Wesen, welches zitternd, angespannt und verwirrt wie ein Kaninchen vor dem Fuchs saß und nicht fähig schien, davonzulaufen!

»Mia!« Mit einem sanften Lächeln wagte es dieser Mensch allen Ernstes, das Wort an sie zu richten, ihren Namen auszuspeien!

Das Mädchen blieb stumm. Starrte auf den Block in seinen Händen, mit denen er sie einst berührt hatte. Ein Alibi, falls man ihn als ungebetenen Gast entlarven und hinauswerfen würde.

Wie sehr sie innerlich darum bat, dass man es tat! Seine Nähe war plötzlich so unerträglich. Ihr war nicht wohl! Etwas in ihr, das sich diese Begegnung so sehr gewünscht und erhofft hatte, war nicht mehr da! Es fehlte und ließ eine verkohlte Lücke zurück. Euphemia fühlte nichts, in diesem Moment. Weder Hass, noch Zuneigung.

Der Schmerz, der zu ihrem ständigen Begleiter geworden war, der sie so lange in Beschlag genommen, ihr Herz in tausend Stücke geschlagen und sie schreiend und weinend jede Nacht hatte aufwachen lassen, war fort.

Einzig blieb ein kümmerlicher Rest der Schmach zurück. Keine ärgerlichen Regungen, kein Verwünschen, kein Rachedurst an dem Mann war mehr vorhanden. Nur noch Mitleid.

Seine blauen Augen blickten fasziniert auf sie herab. Seine schönen, geschwungenen Lippen kräuselten sich zu einem einladenden Lächeln und das Mädchen wartete. Kein Drang war da, der sie dazu trieb, ihren Mund auf den seinen zu drücken. Kein Wunsch vorhanden, von ihm in die Arme genommen zu werden, geschweige denn, seine Hand zu halten.

Etwas hielt zurück.

Vernunft?

Angst?

»Euphemia!« Der Schreck ließ die junge Hexe augenblicklich zusammenfahren, als sie die Stimme ihres Verlobten hinter sich ausmachte. Im Dämmerlicht der magischen Fackeln, die als Lichtquellen dienten, trat Thornton auf das Mädchen zu. Sein Gesicht zierte ein Ausdruck, den sie noch nie gesehen hatte. Ein Funkeln lag in seinen Augen und eine Spur aus Zorn und Besitzgier vervollkommnete den Blick, den er nicht nur ihr angedeihen ließ.

Benignus Conmarra sah abschätzig zu dem Jungen und schwach vermochte sich Thornton noch an dieses Exemplar zu erinnern. Der hochgewachsene, aschblonde, junge Mann, der damals die Schule für Hexerei und Zauberei mit Auszeichnung verließ, und sich nun als Reporter versuchte, hatte also das Herz der jungen Frau für sich eingenommen.

»Das ist er also.« Mit hochgezogener Augenbraue musterte Benignus sein Gegenüber. Zitternd rang Euphemia nach Luft, dann blickte sie reumütig zu Thornton auf, beinahe so, als hätte er sie auf frischer Tat ertappt.

»Conmarra, wenn ich mich recht erinnere?«, hochmütig entkamen die Worte Thorntons Mund, doch brachten diese ihm nur ein gehässiges Grinsen ein.

»Freut mich!« Das geheuchelte Lächeln auf Benignus' Gesicht strafte ihn Lüge.

Die ihm dargebotene Hand schlug Thornton nicht ein, stattdessen blickte er das Mädchen fragend und gleichzeitig wissend an.

»Ben wollte uns beglückwünschen.«, log sie, doch flammten ihre dunklen Wangen augenblicklich auf.

»Wollte ich?«, hakte der junge Mann mit einem trügerischen Lächeln nach, ehe er sich eines Besseren besann. »Richtig, wollte ich. Meine Glückwunsch, Higgs.«

Doch auch diese Worte konnten nicht über die katzenfreundliche Art des Älteren hinwegtäuschen.

»Unterbrich mich, falls ich mich täusche, aber sind deine Leute nicht schon längst abgerauscht?«, verlangte Thornton zu wissen und taxierte sein Gegenüber mit Feindseligkeit im Blick.

»Leute?« Eine, als irritiert zu bezeichnende, Falte bildete sich zwischen Benignus' hellblauen Augen.

»Die Pressefuzzis!«, knurrte Thornton erbost und nickte in Richtung Verandatür. »Oder schwebt dir eine andere Art von Informationsbeschaffung vor?«

»Mir schwebt da so einiges vor!«, konterte Ben galant und seine Lippen umspielte ein süffisantes Grinsen.

»Nun, dann wäre es das Beste, du würdest gehen. Denn was auch immer du dir hier zu finden erhoffst, glaub mir, du wirst nicht fündig.«, erwiderte Thornton in ruhigem Ton.

»Komisch«, lachte Ben auf. »Und ich war doch fest davon überzeugt, dass ich es schon längst gefunden hätte.«

Der Blick des blonden, jungen Mannes wanderte zu dem Mädchen, ehe er fort fuhr: »Der Weg war weit, mein Mialein. Ich nehme an, dein Verlobter weiß von uns?«
 

Der Kopf des Mädchens schoss augenblicklich in die Höhe, nachdem es Euphemia vorgezogen hatte, die Schatten zu betrachten, die sich im Schein der Fackeln auf dem Boden schlängelten.

Was auch immer Benignus dazu gebracht hatte, nach all den Jahren ihre Nähe zu suchen, es war nicht richtig! Trotz der Schreiberei, derer sie sich bedient hatten, war der Kontakt zu einander abgeflaut. Ebenso, wie ihre Gefühle, die als Eigensinn, Wut und Gleichgültigkeit zu beschreiben waren. Die Sehnsucht nach diesem Jungen war schwächer geworden, je länger die Trennung angedauert hatte.

Sie hatte gekämpft.

Um ihr Herz, um ihren Stolz und hatte beides, wenn auch nicht zu ihrer vollsten Zufriedenheit, wieder kitten können. Einige Glieder waren vielleicht angeschlagen, porös, aber es half ihr, ein weiteres Mosaiksteinchen dem Gebilde, das ihr Leben darstellte, hinzuzufügen. Er hatte sie verletzt, gekränkt und wütend und weinend zurückgelassen. Doch die Zeit, so klischeehaft es auch klingen mochte, war tatsächlich im Stande gewesen, sie zu heilen. Ihre Kraft war erschöpft und doch stellte sie sich tapfer dem größten Feind. Jeden Tag hatte sie gegen ihre Angst gekämpft, war dagegen angegangen und hatte langsam, Stück für Stück, ihre Selbstachtung wiedererlangt.
 

»Dazu blieb keine Zeit. Ich habe andere Quellen die mich mit Informationen versorgen!«, knurrte Thornton verteidigend und schob sich ein paar Zentimeter vor die junge Frau, im Versuch, sie vor den gierigen Blicken und möglichen verbalen Attacken dieses Subjektes zu schützen.

Argwöhnisch betrachtete Benignus das Treiben und kam nicht umhin, amüsiert dabei zuzusehen, wie sehr sich der junge Mann bemühte. Dass sein Gegenüber einen ganzen Kopf kleiner war, als er, brachte Ben noch mehr dazu, in sich hineinzulachen.

Böse.

Hinterhältig.

Gemein.

»Du bist hier nicht willkommen!«, raunzte Thornton drohend und hob die Fäuste.

»Du willst dich doch nicht vor deiner Familie und deinen Freunden blamieren, oder? Mach dich doch nicht lächerlich!«, spottete Benignus lachend und übertrieben laut, sodass sich die umher stehenden Gäste gewillt sahen, diesem Spektakel all ihre Aufmerksamkeit zu schenken.

»Thornton, hör auf! Du willst dich doch wohl nicht prügeln?«, nun war es Euphemia, die ihre Stimme wiedererlangt hatte und an seinem Hemdsärmel zupfte.

»Nein, von wollen kann keine Rede sein«, entgegnete der junge Mann. »Ich muss es wohl!«

»Naiver Romantiker!«, höhnte Ben belustigt. »Es sieht so aus, als müsse ich erst einige Hürden aus dem Weg räumen, um freie Bahn zu haben.«

»Pass auf, dass du nicht über deine Überheblichkeit stolperst!«, versuchte Thornton zu drohen, doch ging sein Vorhaben in Rauch auf.

Ein bellendes Lachen entkam der Kehle des blonden Mannes, ehe er ausholte und seinem Gegenüber die Faust ins Gesicht rammte. Dass Mia erschrocken aufschrie und fassungslos neben ihrem, nun mehr am Boden liegenden Verlobten kniete, brachte Benignus abermals dazu, in Gelächter auszubrechen. Der einstige Slytherin beugte sich zu Thornton herunter, griff nach dessen Kragen.

»Was weißt du schon, Thonton Higgs? Mia liebt dich nicht! Und ob man euch eine Wahl gelassen hat, oder nicht, ist mir ziemlich egal! Du bist ein Weichling und du bist es nicht wert, dass jemand wie Euphemia neben dir kniet!«, fauchte Ben gefährlich, dann richtete er seinen Blick auf die junge Hexe, die betäubt zu Thornton starrte, der von Ben am Schlafittchen gepackt worden war. Thornton schwieg und versuchte gleichgültig in die Augen seines Gegenübers zu blicken.

Coolness, Beherrschtheit und ein klarer Kopf waren in diesem Moment jedoch nicht angebracht. Zumindest nicht, wenn es nach Benignus Conmarra ging.

»Lass die Finger von meiner Frau!«, drohte Thornton knurrend, als er allem Anschein nach, seine Stimme wiederfand.

»Frau?«, spottete der junge Reporter.

»Verlobten!«, erwiderte Thornton zähneknirschend.

»Ich wollte deine Verlobte eigentlich bitten, mit mir zu kommen. Nur für ein, zwei Stunden. Vielleicht aber auch für den Rest ihres Lebens.«, voller Hoffnung spie Ben diesen letzten Satz aus und richtete sein Augenmerk von dem kümmerlichen Rest Thorntons auf das Mädchen, das ihn zornig anfunkelte.

»Vergiss es! Sie bleibt hier!« Thornton war bemüht, ruhig zu klingen, doch die Wut ließ seine Stimme beben.

»Ben, lass ihn los! Jetzt!«, schwach waren die Worte, die aus dem Mund der junge Hexe kamen.

»Nur, wenn du mit mir kommst!« Benignus Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln, und er schien für einen flüchtigen Moment abgelenkt, als sein Fokus abermals auf der jungen Frau lag.

»Vergiss es!«, fauchte Thornton erneut.

»Halts Maul!«, zischte Ben und verstärkte den Griff um den Kragen seines Gegners.

»Benignus Conmarra«, hallte die Mias Stimme durch den Garten. »Lass ihn los! Oder ich hetzte dir einen Fluch auf des Hals!«

»Mialein, du würdest mich nie verhexten! Aber gut, bitte.« Abrupt lösten sich seine Hände von dem Jungen.

»Desnapneo!«, kreischte jemand hinter ihnen und Benignus langte sich augenblicklich an die Kehle.
 

Mit wütendem Blick und eiligen Schritten marschierte Daphne Higgs über den Rasen und richtete ihren Zauberstab weiterhin auf den blonden, hochgewachsenen Mann. Ihr folgten Scorpius, Albus, Lester und Duncan, der an der Hand Feodora mit sich zog.

»Niemand legt Hand an meinen Sohn!«, fauchte die elfenhafte Erscheinung, ließ jedoch der jungen Garde den Vortritt.

»Mia!«, krächzte Ben und fiel auf die Knie. Er blickte mit schreckgeweiteten Augen von Thornton zu Euphemia und letztendlich auf den Trupp, der ihn bereits eingekreiste. Durch den Fluch wurden seine Atemwege blockiert, weshalb er röchelnd in die arroganten Gesichter starrte, die auf ihn hinab blickten. Flehend suchten seine Augen die braunen Seelenspiegel des Mädchens in der Hoffnung, dass sie ihn von diesem Fluch befreite. Doch Euphemia schien zu geschockt, als dass sie auch nur den Drang verspürte, ihm zu helfen. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt diesem Wicht, der von der kleinen Prügelei nur eine geplatzte Oberlippe und eine geschwollene Wange kassiert hatte.

Ben vernahm Worte wie »erbärmlich«, »schwach« und »peinlich«. Plötzliche Aufruhe ließ den jungen Mann aufsehen. Das Mädchen entwand sich den Armen ihrer Freundin als hätte sie Mühe, nicht schnell genug von diesem Spektakel Abstand zu nehmen. Als die junge Frau endgültig aus seinem Blickfeld verschwand, war es dieser kleine Bengel, der ihr nachlief. Im nächsten Augenblick befreite jemand seine zugeschnürte Kehle und es gelang ihm ein kurzer Atemzug, ehe Benignus Conmarra in sich zusammenfiel.

»Incarcerus«, murmelte jemand und Seile schossen aus dem Boden empor, um den Mann fest zu umschließen.

»Was machen wir jetzt mit ihm?«, verlangte Albus zu wissen und half Scorpius dabei, das Gleichgewicht seines Armes zu halten. »Alter, halt den gerade!«

»Der hat mich früher schon genervt!«, entkam es dem blonden Jungen, dessen Hand leicht ins Schlingern geriet.

»Hey Malfoy, pass auf, wo du damit hinzielst!«, raunzte Duncan und trat schützend vor Feorora.

»Sorry«, entkam es ihm knapp. »Wer will weiter machen?«
 

Was seine Freunde mit Conmarra auch immer beabsichtigten zu tun, es interessierte ihn nicht. Dass die Hexe plötzlich Reißaus nahm und davon gehastet war, ließ bei ihm die Alarmglöckchen schrillen. Das Mädchen verlor keine Zeit, um von diesem Szenario davonzulaufen. So schnell sie ihre Beine trugen, hetzte sie über das Grün zum Anwesen zurück und die Stufen zu ihrem Zimmer hinauf.

»Mia, jetzt warte!«, verlangte Thornton und setzte ihr nach.

»Was hast du gerade gesagt?!«, abrupt hielt die junge Frau in ihren Bewegungen inne und blickte sich um.

»Dass du warten sollst!«, japsend kam Thornton hinter ihr zum Stehen. Seine Wange schmerzte, seine Lunge pochte und die Kehle brannte.

»Nein, davor!« Euphemia wandte sich zu ihm um und blickte reumütig und traurig.

»Dass ich nicht will, dass du gehst?!«, erklärte der junge Mann nach Luft ringend.

»Nein, dazwischen!«, meinte sie und schüttelte ihr Haupt. »Du hast mich Mia genannt!«

»Ja, und?«, irritiert zog Thornton die Augenbrauen zusammen.

»Das hast du noch nie gemacht!«, ließ sie ihn wissen und ein kleines, wenn gleich etwas verstörtes, Lächeln legte sich auf ihre Lippen.

»Dann fange ich eben Heute damit an! Es sei denn, es stört dich.«, sagte er und die Hexe schüttelte erneut den Kopf.

»Was machen sie mit ihm?«, fragte sie leise und ließ sich gegen die Wand sinken.

»Willst du das wirklich wissen?«, hakte Thornton nach und erntete nur einen schnauben Laut ihrerseits.

»Will ich es wissen? Nein, ich denke nicht!« Sie versuchte ihre Aussage ins Lächerlich zu ziehen und bemühte sich um einen zynischen Ton.

»Gut, ich weiß es nämlich nicht. Diese ganze Aktion vorhin hat mir gereicht!«, knurrte er und hielt sich die nun mehr bläuliche Wange.

»Es tut mir schrecklich leid. Ich wusste nicht, was ...«, dann brach ihre Stimme und Mia seufzte zitternd auf.

»Hey, er hat doch bloß die Party gesprengt.«, lachte Thornton, doch verklang die Heiterkeit abrupt, als er die Tränen bemerkte, die ihre dunklen Wangen hinab liefen.

»Mir war nicht bewusst, was er vor hatte oder was er wollte. Die Sache zwischen uns war abgehakt. Aber dass er hier auftauchen würde, ... damit habe ich nicht gerechnet. Und dann benehmt ihr euch auch noch wie Kinder und prügelt euch!« Verächtlich schüttelte das Mädchen abermals den Kopf.

»Er hat angefangen!«, murmelte Thornton trotzig.

»Ich dachte, er wäre immer noch im Ausland und nahm an, dass er von all dem hier nichts mitbekommen würde. Wie Lächerlich! Und das, obwohl ich weiß, dass er bei der Presse ist. Ich bin so dumm!«, gestand sie, schniefte auf und nahm wortlos das Tuch entgegen, das Thornton ihr reichte. »Wie viel weißt du?«

Der junge Mann zuckte mit den Schultern und blickte eher teilnahmslos an dem Mädchen vorbei.

»Feodora meinte nur, dass er deine große Liebe ist.«, sagte Thornton und leichte Kälte schwang in seiner Stimme mit. »Und davon wollte ich mich selbst überzeugen. Wir beide wissen, dass hier auf niemanden Rücksicht genommen wird. Weder auf Gefühle, noch auf Beziehungen, egal, ob diese noch intakt sind, oder schon längst abgehakt.«

»Aber ich liebe ihn nicht. Nicht mehr.« Das Beben ihrer Stimme ging mit dem Zittern ihres Körpers einher.

»Dem durfte ich beiwohnen und Zeuge sein.«, meinte der junge Mann ruhig und beherrscht.

»Klagst du mich an?«, verlangte sie schluchzend zu wissen.

»Nein, nicht dich, Euphemia. Ich klage ihn an!« Laut hallte seine Stimme im ganzen Haus wider.

Das Mädchen ließ den Kopf hängen, rutschte nun endgültig an der Wand herunter und umschloss ihre Knie mit zitternden Armen. Ihr Kleid lag bauschig um sie herum ausgebreitet, während Mia den Ring an ihrem Finger betrachtete. Immer noch drehte sich alles in ihrem Kopf und das Geschehene zu verdauen würde wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

»Warum hast du nicht zurückgeschlagen?« Euphemia hob den Blick und sah zu ihm auf.

»Hey, ich habe Stil und Klasse und auf solch primitive Art, lasse ich mich nicht provozieren.«, erklärte Thornton und ging vor der jungen Frau in eine hockende Position. Das Mädchen folgte seinen Bewegungen und runzelte die Stirn.

»Du hast Angst gehabt.«, murmelte sie leise und schnaubte.

»Und wie! Aber hätte er den Bogen überspannt, dann wäre es selbst mir zu viel geworden«, gestand er. »Und es braucht lange, bis ich aus der Haut fahre.«

Jetzt legte sich ein Lächeln auf ihr Gesicht, hatte sie doch einst beinahe die selben Worte gebraucht, wie er in diesem Augenblick.
 

Die Rückkehr nach Hogwarts stand unweigerlich bevor. Die meisten Gäste waren bereits am späten Abend disappariert, und nur eine handvoll Besucher verweilte noch im Hause Higgs.

Zögernd schlug die junge Frau ihre Augen auf und starrte, ohne einen Laut von sich zu geben, zur Zimmerdecke hinauf. Wie einst einige Tage zuvor lag der junge Mann neben ihr und hielt ihre Hand. Der Druck, den er auf ihre Glieder ausübte, hatte sich in einen kribbeligen Zustand gewandelt. Ihr Arm summte und die Finger prickelten. Noch immer trug er den Anzug vom Vorabend, jedoch hatte Thornton zum Nächtigen auf das Jackett verzichtet. Hemd und Hose waren vollkommen zerknittert, das schwarze Haar zerzaust, doch atmete er selig und ruhig.

Mia wusste nicht mehr, wann genau er darauf bestanden hatte, dass sie zur Ruhe kommen sollte.

»Ich hoffe, du hast nicht vor, hier im Flur zu schlafen.«, hatte er gespottet, sie bei den Händen gegriffen und sich mit ihr vom Boden erhoben. Das Mädchen hatte den Kopf geschüttelt und sich von ihm zu ihrem Zimmer geleiten lassen. Gerade, als sich Thornton zum Gehen wandte, hielt sie ihn auf.

»Bleibst du, bitte?«, mehr brachte Mia nicht heraus und war mehr als dankbar, dass sie ihr Anliegen weder wiederholen, noch erläutern musste. Lange noch lagen beide schweigend nebeneinander. Ruhe und Dunkelheit scheuchten Lärm und Licht davon, ehe Thornton die Stille durchbrach.

»Wäre dir Conmarra lieber gewesen?«, fragte er in dem Wissen, dass sie sich schon längst entschieden hatte.

»Du meinst Ben?«, entgegnete sie und runzelte die Stirn.

»Hmhm«, brummte Thornton zustimmend.

»Nein, ich denke nicht!«, sagte Euphemia wahrheitsgemäß und das Rascheln neben ihm verriet, dass sie den Kopf schüttelte.

»Gut.«, nuschelte er und ihm entkam ein leiser Seufzer. Schweigen breitete sich über ihnen aus. Mia drehte sich auf die Seite um ihn, trotz der Schwärze um sie herum, anzusehen.

»Das ist mein letzter Versuch.«, sagte sie leise und schloss die Augen.

»Dein letzter Versuch?«, hakte Thornton nach und klang irritiert.

»Ja.«, bestätigte sie ihm.

»Wofür?«, verlangte der junge Mann zu wissen.

»Um glücklich zu sein!«, entkam es ihr schnaufend, jedoch war er sich sicher, dass sie es ernst meinte.

»Klingt das nicht etwas übertrieben?«, fragte er und amüsierte sich über ihre vorzeitig gezogenen Schlüsse.

»Mag sein.«, murmelte sie und war dankbar für die Schwere, die die Müdigkeit mit sich brachte.

»Zeichnet du dein Leben jetzt schon in so düsteren Farben?«, Neugierde, aber auch Vorischt ließen ihn diese Frage stellen.

»Nein, eher versuche ich, ein heiteres, freundliches Bild entstehen zu lassen.« In der Dunkelheit tastete sie nach seiner Hand. Mia fand, wonach sie suchte, und drückte seine Finger aufmunternd. Ein raues, kehliges Lachen entkam ihm, ehe Thornton ihre Geste erwiderte.
 

Nun lag sie noch immer neben ihm, mit eingeschlafenem Arm und kribbelnden Fingern und konnte nichts Schlechtes dabei empfinden. Langsam kroch die Morgenröte ins Zimmer und vertrieb die dunklen Schatten, die sich in der Dunkelheit erlaubten, ein Freudenfest zelebriert zu haben.

»Hey« Seine Stimme war rau und kratzig, als sie unter seiner Begrüßung zusammenfuhr.

»Mein Arm.«, sagte sie knapp, versuchte ihm den Rücken zuzudrehen und verbarg ihr Gesicht in den Kissen.

»Was ist damit?«, noch immer leicht dösend entkamen ihm die Worte.

»Ist eingeschlafen!«, murrte sie und Thornton registrierte endlich, was ihr so zuschaffen machte.

»Tut mir leid.« Ein schiefes Grinsen legte sich auf sein Gesicht, dachte er jedoch nicht im Geringsten daran, ihr den Gefallen zu tun und ihre Hand loszulassen.

»Thornton!«, quengelte sie und versuchte ihre Hand aus seiner zu befreien. Endlich hatte sie es geschafft, jedoch war ihr seine Absicht entgangen und desto überraschter war Mia, als er sie auf den Rücken drehte, sich über sie beugte und stürmisch küsste.

Doch die Bekundung beiderseitiger Gefühle wurde jäh durch ein Klopfen und die schrille Stimme Feodoras unterbrochen, welche lauthals nach Eintritt verlangte. Nur allzu schnell löste sich Thornton von ihr, hastete aus dem weichen Bett und riss die Tür auf. Der verdutzte Blick und der quietschende Laut, der dem brünetten Quälgeist im Hals stecken blieb, amüsierten den jungen Mann sichtlich, da er sich zu der jungen Frau umwandte, die noch völlig atemlos und perplex auf ihrem Bett saß und das Treiben argwöhnisch betrachtete.

»Bis nachher.« Mit diesen Worten trat Thornton einen Schritt zur Seite, ließ Feodora in das Zimmer stürmen und schloss die Tür mit galantem Schwung hinter sich.

»Alles in Ordnung?«, erkundigte sich das Mädchen und der junge Mann vernahm, wie Euphemia zufrieden ihr Befinden verkündete.
 

Die Zeit des Abschieds nahte und Euphemia sah sich außerstande, die Tränen zurückzuhalten, da ihre Eltern zur Abreise aufbrachen. Blaise Zabini reichte der jungen Frau noch ein kleines Paket und bedeutete ihr, jenes erst am morgigen Tage öffnen zu dürfen. Sein Blick wanderte weiter zu der Schar junger Leute, die laut lachend im Garten standen, dann richtete er sein Augenmerk auf Thornton, der neben dem Mädchen stand und nickte ihm mit ernstem Gesicht zu. Der junge Zauberer erwiderte den Handschlag des nun mehr als Schwiegervater zu bezeichnenden Mannes, gestattete es, dass Euphemias Mutter ihn kurz, aber herzlich, drückte und zog es vor, sich zu seinen Freunden in den Garten zu begeben.

Mia weinte bitterlich, doch nicht nur die Trennung von ihren Eltern war es, die ganze Dämme hatten bersten lassen. Erleichterung und Freude mischten sich unter die Tränen, als Pansy und Blaise Zabini ins Freie traten und im Zeitraum eines Wimpernschlages verschwanden.

Das Mädchen stand immer noch allein in der kleinen Allee und lauschte den Vögeln, die munter einen neuen, sonnigen Maimorgen ankündigten, als das Klicken der Haustür und schnelle Schritte ihre Aufmerksamkeit auf sich zogen.

»Kümmere dich gut um meinen Sohn. Besser, als ich es je getan habe.«

Mia erschrak, als sie die weiche, zarte Stimme Daphnes hinter sich ausmachte. Zögernd wandte sich das Mädchen um und erkannte plötzlich die junge Frau wieder, die auf der Fotografie so herzlich und zufrieden schien. Daphnes Gesicht zierte jenes Lächeln, das Thornton so sehr vermisst hatte und nun war sie es, die seiner Mutter Zuversicht geschenkt und Mut gemacht hatte.

»Es tut mir leid, dass ihm so lang schon keine richtige Mutter mehr war.« Traurigkeit wich der Hoffnung in Daphnes Stimme.

»Erklären Sie es ihm!«, erwiderte Mia kühl und erntete ein stummes Nicken. »Was hat Sie dazu veranlasst, gestern ...«

Doch weiter kam Euphemia nicht, da Daphne sehr wohl verstand, auf was das kluge Mädchen abzielte. »Mein Sohn und du. Ihr habt mich dazu veranlasst, so zu handeln, wie man es von einer Mutter erwartet.«, erklärte die blonde Hexe und ihr Blick ließ kein Wanken ihrer Aussage erkennen. »Ich liebe meinen Sohn und meinen Mann und ich bin froh, dass er jemanden hat, der ihn stützt. Das tust du doch, oder Euphemia?«

Die junge Hexe machte ein ernstes Gesicht und nickte.

»Deine Eltern, Terence und ich sind uns im Klaren darüber, was wir euch aufbürden, aber wir sind zuversichtlich, dass es das Richtige ist. Für uns und vor allem für euch.«, fuhr Daphne fort und trat einen weiteren Schritt auf das Fräulein zu.

Beide Frauen standen sich nun mehr gegenüber und Mia erkannte die Schuld in den grünen Augen ihrer Schwiegermutter und fand ebenso eine tief in ihrer Seele verborgene Entschuldigung.

»Nun, es wird Zeit. Ihr müsst wieder zurück.« Daphne machte Anstalten, gehen zu wollen.

»Wann sagen Sie es ihm?«, verlangte Mia zu wissen und erntete ein wissendes Lächeln.

»Wann sagst du es ihm?«, entgegnete Daphne und das Mädchen schluckte schwer. »Wenn ich es für richtig erachte, Euphemia.«
 

»Sie werden mich zerreißen!«, murmelte Mia, als sie zwischen Feodora und Thornton hinaus in die Allee trat, um, wie ihre Eltern nur wenige Minuten zuvor, zu apparieren.

»Nein, werden sie nicht.«, versicherte er ihr und stellte ihren Koffer nochmals neben sich. Feodora zog es vor, die beiden allein zu lassen und gesellte sich ohne viele Worte zu Duncan, seinem kleinen Bruder und Lester, die sich bereits in »Startposition« befanden.

»Aber dann hättest du bald eine neue Verlobte.« Unsicher blickte sie zu dem Jungen auf.

»Will ich das denn?«, fragte Thornton wahrheitsgemäß und grinste.

»Willst du nicht?«, hakte sie skeptisch nach.

»Nein, wieso sollte ich?«, verlangte er zu wissen und zuckte mit den Achseln.

»Ich bin dir also genug? Genug für den Rest deines Lebens?«, fragte Euphemia herausfordernd.

Ein schnaubender Laut entkam ihm. Doch konnte sie seine Antwort nicht mehr verstehen, da Scorpius lautstark nach Aufmerksamkeit verlangte und zur Abreise drängte. Er zog Euphemia am Arm mit sich, während Albus mit seiner kleinen Schwester Lily neben Thornton zum Stehen kam.

»Manchmal ist er echt nervig!«, fluchte Albus und tauschte einen vielsagenden Blick mit seinem Freund.

»Sei froh, dass du nur sein bester Freund bist und nicht mit ihm verwandt.«, höhnte Thornton.

»Können wir jetzt endlich mal zurück!«, drängte Lily und erntete verdutzte Blicke.

»Na los, Kleine. Ich weiß, dass du morgen einen Aufsatz in Arithmantik abzugeben und noch nicht mal eine Silbe geschrieben hast, weil du unbedingt mitkommen wolltest.« Albus griff nach Lilys Schultern, schob sie vor sich her und dirigierte sie zu dem Grüppchen.

Ein schwerer Seufzer entkam Thorntons Mund, als er sich die Worte seiner Mutter wieder in Erinnerung rief, dann legte sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Er wandte sich noch einmal zu dem villenähnlichen Gebäude um, ehe er den Koffer ergriff und auf seine Freunden zu schritt.

Euphemias Miene erhellte sich, als sie Thornton auf sich und die anderen zukommen sah. Der junge Mann lächelte ihr zu, ehe er seinen Kameraden mit einem Nicken zu verstehen gab, dass alles in Ordnung sei.

Nun war sie es, die seine noch freie Hand ergriff und als die Ersten bereits vor ihren Augen verschwanden, beugte sich der junge Mann sich zu ihr herunter. Sein warmer Atem strich über ihr Ohr als er mit tiefer, ruhiger Stimme raunte: »Du bist mir mehr als genug. Du bist mein Leben!«

Thornton ahnte nicht, was er mit seinen Worten in ihrem Inneren auslöste. Ein Kribbeln, ein Aufwallen von Hitze und ein Drang, dem sie ohne zu zögern nachgab. Euphemia griff in seinen Nacken, zog den Jungen zu sich herunter und küsste ihn.

»So viel zum Thema »Wenn das Schicksal Kapriolen schlägt«!«, murmelte Albus und grinste Scorpius zu.

Nur Lily Luna verzog neidisch das hübsche Gesicht und ließ sich von ihrem Bruder mit einem »Plopp« zurück nach Hogwarts bringen. Ein zweites, ploppendes Geräusch erklang und auch Scorpius apparierte nach Hogsmead zu den anderen.

»Meinst du, du schaffst das?«, wollte Mia wissen und sah argwöhnisch zu ihm auf.

»Was?«, eine Augenbraue seinerseits wanderte nach oben.

»Deine Finger von anderen Mädchen zu lassen?« Prüfend ließ sie ihren Blick über ihn wandern.

»Wenn ich meine Finger bei dir lassen darf, dann ja. Ich denke schon, dass ich das schaffe!«, Thornton umfasste ihre Taille, zog sie zu sich heran und legte seinen Mund abermals auf ihre weichen Lippen. Ohne von ihr abzulassen, griff der junge Mann nach dem Koffer und apparierte mit dem Mädchen ins Dorf Hogsmead. Das Schwindelgefühl, ausgelöst durch den Kontakt aufeinander treffender Lippen, hielt an, als Euphemia den Boden unter ihren Füßen verlor und binnen Sekunden von Englands Osten ins nördliche Schottland reiste, um sich dem zu stellen, was das Schicksal ihr als Prüfung auferlegt hatte;
 

und obgleich ein Schicksal mit einem anderen verbunden, schien so mancher Schmerz geheilt, Angst genommen und Leid gelindert. Doch welcher Pfad der richt´ge sei, sei fraglich, verwunderlich und von Wirrungen durchschlungen, wie zwei Seelen, auf der Suche nach einander.



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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von:  Omama63
2016-11-29T09:52:22+00:00 29.11.2016 10:52
Eine super FF mit einem schönen Ende.
Hat mir sehr gut gefallen.
Klasse geschrieben.

LG
Omama63
Antwort von: irish_shamrock
29.11.2016 16:48
Hab vielen vielen Dank für deinen Kommentar. :)
Von:  Teilchenzoo
2015-12-10T17:53:44+00:00 10.12.2015 18:53
Was für ein Moralapostelchen. Klar, man will sich nicht jedem an den Hals schmeißen, aber wenn beide Parteien wissen, worauf sie sich einlassen ... warum nicht? Im Moment ist mir Mia mit ihrer Strenge noch unsympathisch - schauen wir mal, wie es weiter geht.
(Und warum dreht eigentlich niemand das Szenario um? Rowdy-beliebtestes Mädchen der Schule macht Jagd auf den Moralapostel?)
Von:  _Natsumi_Ann_
2013-05-17T16:19:35+00:00 17.05.2013 18:19
die geschichte ist einfach toll:)
sorry wenn ich manchmal etwas 'gemeckert' habe wg meiner JUngfrauenallergie ;D
aber würde ich bei jeder FF tun xD also nimms nicht persönlich :)

ich finde auch wenn du die kombi zufällig durch heaven entwickelt hast, die charas einfach super, das aussehen, ihre verhalten usw!
Ich mag slytherin paare und du weißt ein Pansy/Blaise Kind und Daphne/Terence Kind habe ich mir schon immer als 'Traumpaar' vorgestellt *_*

lob an deinen schreibstill nochmal und die tolle auswahl an bildern!
diesmal nicht so lang der kommentar, aber hoffe dass ist auch okay ;D

lieben gruß
natsumi
Von: abgemeldet
2012-02-07T09:48:35+00:00 07.02.2012 10:48
Hallo irish_shamrock! ♥

Hier ist also die Bewertung von Einsendung Nummer 3! ;D Himmel, mein Schädel brummt schon vom ganzen Lesen - aber ich bin viel zu verbissen, um eine Pause zu machen! LOL, nun ja, du weißt ja jetzt, wie's funktioniert; deine Bewertung folgt, Auswertung kommt wahrscheinlich heute Abend im WB mit genauer Platzierung!

GESTALTUNG (10%):
Ich finde, du hast dir da ein sehr, sehr schönes Cover gebasltet, das fand ich unheimlich toll. Zwar ist es ein wenig unruhig, aber man sieht, dass du dir Mühe gegeben hast - das fand ich sehr toll! Deine Beschreibung mit der Prozentanzahl ist zwar während es Schreibprozesses sehr schön, aber im Grunde bei einer abgeschlossenen FF nutzlos, oder? =D Immerhin stehen die Kapitelnamen auch unten. ;D

Sowohl deine Charakterbilder, als auch die Gedichte als Beschreibung fand ich sehr, sehr schön (auch, wenn sie wieder ein bisschen zu lang für's Bild sind). Auch sehr toll finde ich, dass du zu jedem Kapitel deine Musikinspiration verlinkt hast - das hat auch mir das lesen versüßt, dankeschön! ♥

IDEE | UMSETZUNG | STIL (40%):
Deine Umsetzung war, wie auch bei den letzten Einsendungen sehr schön - vor allem die verschiedenen Lyrics zu Kapitelbeginn haben mir sehr gefallen. Zwar war das Schema nicht ganz so übersichtlich wie z.B bei "Family Tree", aber an sich war das kein allzu großes Problem.

Leider war es zu Beginn von Kapitel 3 ein wenig konfus, weil du (wahrscheinlich absichtlich, um es spannend zu halten) keine Namen genannt hast, als sich Mia und Feo über Thorns Liebeleien spekuliert haben. Das hat sich zwar schnell wieder gelegt, aber zu Beginn konnte man schnell die eine mit der anderen verwechseln, was Mia leider keinen allzu guten Einstieg in die Story ermöglicht hat.

Zu deinem Stil habe ich (denke ich mal! xD) schon genug gesagt. Die Ideen waren klasse, auch wenn ich ab und zu fand, dass die Gefühle zwischendurch zu schnell umgeschlagen haben. Vor allem, als es um die Zwangsehe ging, hast du zwar eine gewisse Entwicklung beschrieben, aber irgendwie haben sich die beiden zu schnell mit der Gegebenheit abgefunden. Toll dagegen war Daphnes "Rückkehr" und die Szene zwischen Thron und Ben, weil du die Fäden vom Anfang und vom Ende miteinander verknüpft hast. ;D

GRAMMATIK | RECHTSCHREIBUNG (10%):
Das meiste, was ich gefunden habe, waren die Wiederholungstäter, die sich auch schon bei deinen vorigen Einsendungen eingeschlichen haben; Die Satzzeichen während der wörtlichen Rede und zwischendurch ein paar Flüchtigkeitsfehler. Ansonsten gab's nichts Erhebliches, über das ich beim lesen gestolpert bin~! ♥

WETTBEWERBSANFORDERUNGEN (40%):
Thorn ist zu Beginn wirklich ein Dreckskerl, was mich ein wenig verwundert hat - es ist ganz anders, als deine anderen Einsendungen! Seine Entwicklung hat mir gut gefallen, auch wenn es mich gewundert hat, wie schnell er sich mit dem Ende seiner "Freiheit" abgefunden hat. Worüber ich jedoch am meisten lachen musste, war, dass er sich als Kind geschworen hat, nie zu rauchen und direkt im ersten Kapitel beschreibst du ihn mit Fluppe! Das war wirklich klasse symbolisiert! ;D

Mia ist auch sehr hübsch heraus gearbeitet gewesen und bei ihr habe ich mich eher damit abgefunden, dass sie kaum Einwände gegen die Ehe erhoben hat - immerhin muss sie auch nicht ihr gesamtes Leben umkrempeln. ;D Ihre Reaktionen waren eigentlich immer sehr nachvollziehbar und authentisch.

Das Schlagwort hast du klasse eingebunden - vor allem die letzten Sätze, die du in Kursiv dargestellt hast, waren unheimlich passend und wunderschön. Es war zwar nicht das Zentrum der Story, aber trotzdem war es ein gewisser roter Faden, der sich durch die Geschichte zieht.

ZUSAMMENFASSUNG:
Ich denke, hier gibt es nicht mehr viel zu sagen, das meiste bin ich oben schon los geworden. Ich finde, du nutzt immer sehr schöne, ältere Namen, das gefällt mir! Danke nochmal für all deine Einsendungen, ich hatte trotz der Eile echt Spaß, sie zu lesen.

Allerliebste Grüße, deine abgemeldet.
Von:  _Effy_
2012-01-10T17:49:18+00:00 10.01.2012 18:49
hey,
♥.♥ ich bin froh, dass ich zufällig über diese story gestolpert bin.
1. Es passt alles einfach perfekt zusammen. Von der Aufmachung, zum Titel bis zu den Bildern und den jeweiligen Gedichten.
2. Ich vergöttere deine Dialoge! So tolle Dialoge bekommt man leider nur sehr, sehr selten serviert. Du wählst genau die passende Worte ür jeden einzelnen Charakter.
3. Die Namen sind toll! :-) Euphemia ♥ bin am überlgen meine Erstgeborene so zu benennen ;-) und Thornton ist genauso so wunderbar passend zu ihm und dem Charkter.
4. Schön auch das man etwas von Thonrntos Eltern erfahren hat.
5. Ich fand es ebenfalls gut, dass Euphemia so unschuldig gewirkt hat (obwohl sie es ja nicht mehr war) und Thornton der "Draufgänger". Meiner Meinung nach kann es von solchen Geschichten nicht genug geben, solange sie Gut geschrieben sind, was bei dir aufjedefall der Fall ist.
6. Ich habe alle Kapitel in einem Zug durchgelesen und es war toll zu lesen, lustig, traurig einfach mal wieder Hut ab.
Für mich bist du eine der besten Schreiber auf Mexx und ich hätte gerne eine Benachrichtigung, wenn es mal was neues von dir gibt. :-)
Von:  _Natsumi_Ann_
2012-01-09T22:07:47+00:00 09.01.2012 23:07
muss es nochmal in ruhe lesen...
die hp kommis scheinen allgemein zurück zu gehen imoment -.-
schade...

kannst toll schreiben...
auch wenn ich jungfrau mädel & erfahrener jungs für ausgelutscht halte... sonst lieb ich das paar an sich =) besonders ne dunkelhäutige zabini und pansy als mama =)
Von:  Annie
2012-01-09T21:03:44+00:00 09.01.2012 22:03
*____________*
ein ungewöhnliches paar, eine ungewöhnliche Geschichte!
und ungewöhnlich schön!

ich bin so froh über diese ff gestolpert zu sein & ich denke ich werde jetzt weiter bei dir nach solchen ff´s ausschau halten.

ich fand es war die richtige Portion aus allem vorhanden, eine Geschichte wo ich lachen & weinen zugleich könnte.

*________* :D
viele liebe Grüße x)

p.s. danke, dass du bescheid gesagt hast, dass das letzte kapitel on ist (:
Von:  Annie
2011-12-18T18:21:25+00:00 18.12.2011 19:21
wuhhuuu *______*
eine tolle ff, auch wenn ich mir am anfang wegen dem paaring nicht sicher war, aber die story passt und die charaktere auch! *_____*
ich freu mich schon aufs nächste kapitel und hoffe es dauert bis dahin nicht allzu lang. :)
lg x)
Von:  _Natsumi_Ann_
2011-11-06T17:38:21+00:00 06.11.2011 18:38
owei verlobt!
ja frage mich auch warum er sie nie beachtet hat!!!
naja iwie muss er sie doch beachtet haben... unbewusst? wg den schilderungen im prolog? mhhh okay werde ich wohl noch erfahren^^;

bin gespannt wie es weiter geht
Von:  _Natsumi_Ann_
2011-10-31T23:02:36+00:00 01.11.2011 00:02
oh nein sie ist noch jungfrau... gefällt mir herlich gesagt gar nicht weil das so standart ist typ arschloch und hatte viel sex und sie unerfahren -,-


schade...

aber trotzdem will ich wissen wie es weiter geht :) liebe das paar!!!
und gut geschrieben...


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