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Witching hour

von

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Trick or treat?

Rose saß unter einem Baum am See und genoss die goldenen Sonnenstrahlen.

Zwar verlor die Sonne jetzt im Herbst ihre Kraft, aber dafür hat sie dank dem Nebel, der noch über den Ländereien von Hogwarts lag, eine mystische Kraft.

Völlig fasziniert von diesem Farbspiel, das sich in diesen Facetten nur im Herbst zeigte, hatte sie sich aus dem Schlafsaal gestohlen und es sich mit einer Wolldecke hier draußen gemütlich gemacht.

Ein Buch lag auf ihren Beinen und sie atmete genussvoll die Luft ein.

Die Natur war einfach atemberaubend. Immer wieder aufs Neue überraschend.

Anders als die Menschen, die einen immer wieder nur enttäuschten, weil sie nicht über ihren Schatten springen konnte. Die sich nicht verändern konnten und immer gleich blieben.

Rose seufzte. Sie sollte jetzt nicht darüber nachdenken. Das vermieste ihr nur die gute Laune.

Der Wind frischte auf und ließ das bunte Laub tanzen.

Sie war so versunken in der Betrachtung dieses Schauspiels, dass sie überhaupt nicht gemerkt hatte, wie Roxanne sich genähert hatte.

„Hier bist du also!“

Rose zuckte zusammen und musste dann lächeln, als sie Roxanne erkannte.

„Ist es hier draußen nicht schön?“

Roxanne setzte sich zu ihr und nahm ihr das Buch aus der Hand.

„Herbstgedichte?“, fragte sie grinsend und schlug dann wahllos eine Seite auf.

Mir ihrer klaren Stimme zitierte Roxanne das Gedicht:
 

„Jetzt ist es Herbst,

Die Welt ward weit,

Die Berge öffnen ihre Arme,

Und reichen dir Unendlichkeit.

Kein Wunsch, kein Wuchs ist mehr im Laub,

Die Bäume sehen in den Staub,

Sie lauschen auf den Schritt der Zeit.
 

Jetzt ist es Herbst,

Das Herz ward weit,

Das Herz, das viel gewandert ist,

Das sich verjüngt mit Lust und List,

Das Herz muss gleich den Bäumen lauschen

Und Blicke mit dem Staube tauschen.

Es hat geküsst, ahnt seine Frist,

Das Laub fällt hin, das Herz vergisst.“
 

Rose musste lächeln. Das Gedicht passte perfekt.

Der Herbst war ihre absolute Lieblingsjahreszeit. Alles nahm sein Ende und begab sich zur Ruhe, um im Frühling neu zu erwachen.

Die Luft war noch einmal erfüllt von den letzten Gaben des Sommers und begann sich dann zu reinigen. Altes wurde losgelassen und eine Zeit der Ruhe kehrte ein.

Roxanne sah sie an mit einem Blick, den Rose nicht zu deuten wusste.

Aber ihr lief ein unangenehmer Schauer über den Rücken.

„Lass uns frühstücken gehen. Ich bin am Verhungern“, meinte Roxanne.

Sofort war das Unbehagen wieder weg und Rose faltete ihre Decke zusammen, um zum Frühstück zu gehen. Eigentlich wäre sie gern noch länger geblieben, aber auch ihr Magen meldete sich zu Wort.

Seit das Schuljahr begonnen hatte, hatte Rose keine wirkliche Zeit mehr für sich selbst gehabt.

Es war ihr letztes Schuljahr und dementsprechend groß war der Druck.

Alle erwarteten, dass sie so gut wie ihre Mutter abschnitt und dann ebenfalls eine Karriere im Ministerium anstrebte. Doch Rose wusste eigentlich gar nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen wollte. Das machte alles nur noch schlimmer.

Die Halle war mit Kürbissen geschmückt und erinnerte Rose schmerzlich daran, dass heute Halloween war. Aber sie wollte nicht darüber nachdenken.

Es lag alles in der Vergangenheit und hinderte sie nur am Vorwärtskommen.

Doch so einfach war das nicht.
 

Albus hob den Kopf, als er Roxanne und Rose die Halle betreten sah, spürte aber sofort den bösen Blick von Scorpius und wand sich wieder seinem Essen zu.

Aber heute schmeckte ihm nichts. Es war Halloween und er hatte keine rechte Freude dran.

Und er wusste nur zu gut, woran das lag, aber er wollte nicht daran denken.

Doch heute würde es unmöglich sein es zu verdrängen.

Also ließ er das Essen stehen und stand auf.

Ihm war nicht danach zumute noch länger hier zu sitzen.

Auf dem Flur holte ihn Fred ein.

„Hey Albus, warte doch mal!“

Verwundert hob er den Kopf und fragte sich was sein älterer Cousin hier trieb, wo er doch längst die Schule beendet hatte.

„Was machst du hier?“, fragte er.

„Pscht nicht so laut! Komm mit!“

Neugierig geworden folgte Albus Fred, der sich in ein leeres Klassenzimmer begab.

„Ist James auch hier?“, fragte Albus frei heraus.

Es war unmöglich die zwei besten Freunde voneinander zu trennen und das hier schrie schon danach, dass die zwei etwas ausgeheckt hatten.

„Es ist Halloween, also klar sind wir hier, um euch ein bisschen aufzumischen.“

Albus verdrehte die Augen. Die zwei begriffen wohl nicht, dass sie nicht mehr zu Schule gingen, sondern erwachsen waren und eine Ausbildung machten.

„Und ich soll euch helfen?“

Sein missmutiger Ton ließ Fred das erstmal aufhorchen.

„Was ist denn mit dir los? Heute mit dem falschen Bein aufgestanden? Komm das wird genial. Die Krönung all unserer Halloweenstreiche. Erinnerst du dich noch an das Jahr, in denen wir in Verwandlung, die Knöpfe, die wir eigentlich in Münzen verwandeln sollten, in Fledermäuse verwandelt haben? Das hier wird viel besser.“

Natürlich erinnerte sich Albus an diesen Streich. Es hatte Stunden lang Gekreische von Mädchen gegeben, wenn sich wieder eine Fledermaus in ihr Haar verirrt hatte.

Albus hatte nur Mitleid mit den Fledermäusen gehabt und hatte den Streich nicht als besonders witzig empfunden. Egal was die beiden dieses Jahr planten, er war sicher nicht mit von der Partie.

„Ohne mich“, echote Albus.

Fred zuckte mit den Schultern.

„Dann nicht, aber verrate wenigstens niemanden, dass wir hier sind."

Albus nickte und ging raus.

Er hatte es doch gewusst. Halloween ließ ihm keine Ruhe.

Wahrscheinlich schwänzte er heute am besten den Unterricht und zog sich die Bettdecke über den Kopf bis der Tag vorbei war.

Aber er war kein Feigling. Er würde das durchstehen und die Erinnerungen verdrängen so gut es eben ging. Es war nur ein weiterer Tag, den er überstehen musste.

Also machte Albus sich doch noch auf den Weg zum Unterricht.

Ausgerechnet Verwandlung. Na hoffentlich betraf der Streich andere und nicht ihn.

Fred und James machten bestimmt was Großes am Abend, damit jeder es mitbekam.

Dann würde er einfach das Halloweenessen ausfallen lassen. Dann hatte er seine Ruhe.

Wie sehr er sich da irrte, ahnte er noch nicht.
 

Scorpius hatte nicht das Gefühl, dass dieser Tag anders war.

Zumindest redete er sich bis jetzt noch sehr gut ein.

Da war zwar eine Aufwühlung an Gefühlen, die möglicherweise stärker war als sonst, aber er hatte es unter Kontrolle. Ebenso wie seinen Zorn, der aufgeflammt war, in dem Augenblick, als er gesehen hatte, dass Albus zu Rose hinüber gestarrt hatte.

Für einen Augenblick hätte er fast die Kontrolle verloren, doch der Moment hatte sich verzogen und jetzt fühlte er sich wieder besser.

Scorpius hätte im Bett bleiben sollen, aber dann hätte er von selbst zugegeben, dass dieser Tag anders war, dass er gereizter war als sonst.

Heute ließ ihn die ganze Sache nicht ganz so kalt wie er es sich gewünscht hatte.

Der Schmerz war noch da, auch wenn er ihn tief vergraben hatte.

Nervös tippte er mit den Fingern auf seinem Tisch.

Es war alles so verdammt schief gelaufen.

Aber er konnte es nicht mehr ändern. Nicht mehr rückgängig machen.

Wie sehr er die Situation jetzt doch hasste.

Doch er würde nicht aufstehen. Nein, er würde es ganz sicher nicht.

Scorpius würde einfach nur diesen Tag hinter sich bringen. Wie jeden anderen Tag auch.

Das lief auch ganz gut bis zu Kräuterkunde. Er hatte Professor Longbottom schon immer gehasst, aber heute trieb dieser den Hass auf die höchste Spitze.

„Wie ihr euch alle erinnert, hab ich mir was Besonderes für den heutigen Tag ausgedacht.“

Ein allgemeiner Jubelruf vermischt mit Stöhnen von nicht ganz so begeisterten Mitschülern.

„Heute Abend gehen wir nach Hogsmeade.“

Das fand Zustimmung und Getuschel begann.

„Dort lassen wir Süßes oder Saures mal so richtig neu aufleben. Keine Sorge es wird kein von Tür zur Tür gehen, sondern viel spannender. Aber Süßigkeiten gibt es auf jeden Fall.“

„Und Kostüme?“, fragte jemand in die Runde.

Scorpius stöhnte schon innerlich. Bloß keine Kostüme. Fehlte nur noch, dass sie was basteln mussten.

Also bitte, sie waren erwachsen!

„Das ist freiwillig. Ich würde mich auf jeden Fall drüber freuen, aber ich verstehe, wenn ihr keine Lust drauf habt.“

Er zwinkerte und Scorpius hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen.

Der Blonde würde da sicher nicht mitmachen. Das konnte der Professor vergessen.

Ihm war sowieso die Lust an Halloween vergangen.

Dann brauchte er sich nicht auch noch lächerlich machen und Süßes oder Saures spielen.

Darauf konnte er verdammt gut verzichten.

Seine Laune sank nach dieser Stunde ins Bodenlose.

Scorpius spürte den Zorn wieder aufflammen. Der heutige Tag würde ihn garantiert noch um den Verstand bringen. Das war kaum noch zum Aushalten.

Alles, was er wollte, war so weit weg wie möglich von all dem zu sein.

Aber solange Albus mit ihm im gleichen Haus war, würde er immer wieder daran erinnert werden.

Solange Rose ihm ständig über den Weg lief, würde der Schmerz bleiben.

Nichts würde sich daran ändern. Aber auch Scorpius lag falsch mit dieser Annahme.
 

Roxanne hatte sich auf den Astronomieturm verzogen, während alle anderen beim festlichen Essen waren. Die ersten Sterne schimmerten bereits am Himmel, als ihr Bruder zusammen mit James auftauchte.

„Es ist hier arschkalt“, schimpfte Roxanne.

„Tschuldige, hat doch länger gedauert, als gedacht“, meinte James zwinkernd.

„Und?“, fragte Roxanne neugierig.

Fred zeigte mit erhobenem Daumen, dass alles fertig war.

„Dann geht es gleich los?“

James nickte.

„Jetzt müssen sie nur noch mitspielen. Sonst ist der Plan futsch. Aber ich glaube, dass es funktioniert. Zumindest bei meinem Bruder bin ich ziemlich sicher.“

„Der war aber echt heftig verstimmt“, merkte Fred an.

Roxanne grinste. „Das sind sie alle drei.“

„Ich versteh das ganze einfach nicht“, seufzte James. „Bis vor einem Jahr waren die drei doch noch unzertrennlich und die besten Freunde. Und plötzlich reden sie nicht mehr miteinander. Albus und Scorpius geraten ständig aneinander und Rose sieht aus, als wäre die Welt untergegangen.“

„Weiß keiner recht, was passiert ist. Nur das sie nach dem Halloweenessen letztes Jahr zerstritten waren. Alle dachten, dass sie sich wieder fangen, aber Fehlanzeige. Und deswegen sind wir jetzt ja hier.“

Roxanne lächelt zuversichtlich, da sie sicher war, dass ihr Plan einfach aufgehen musste. Die drei mussten sich einfach wieder versöhnen.

Auch Fred und James grinsten sich an.

„Die werden sich noch wundern. Alles was die brauchen ist ein Tritt in den Arsch, um sie auf den richtigen Weg zu bringen. Der Rest erledigt wie sich von selbst“, meinte James.

„Zum Glück sind sie nicht allein, sondern haben noch andere Freunde, die sich um sie sorgen.“

„Dann lasst uns hier nicht rum stehen, sondern in Aktion treten.“

Roxanne war schon auf dem halben Weg, als sie noch mal umdrehte.

„Happy Halloween“, rief sie grinsend bevor sie die Treppe hinunter rannte.

James und Fred folgten ihr, denn schließlich hatten sie noch eine Mission zu erledigen.
 

Rose stand neben Roxanne in Hogsmeade und wartete auf Professor Longbottom.

Roxanne hatte solange auf sie eingeredet bis Rose zugestimmt hatte mitzukommen.

Eigentlich hatte sie keine Lust, aber sie wollte nicht zeigen, wie schwach und verletzlich sie sich im Augenblick fühlte. Sie wollte nicht, dass man sich um sie Sorgen machte.

Und genau das tat Roxanne. Rose hatte sich nie dazu überwunden ihr zu erzählen, was am letzten Halloween geschehen war.

Aber ihre Cousine hatte bald gemerkt, dass sie nicht darüber reden wollte und sie nicht weiter dazu gezwungen, sondern sie einfach in Ruhe gelassen.

Doch in Roxannes Blick sah sie immer noch deren Sorge.

Roses Blick flog unbewusst über die Menge. Erstaunt stellte sie fest, dass sowohl Scorpius als auch Albus hier waren. Damit hatte sie nicht gerechnet.

Sie wollte am liebsten sofort einen Rückzieher machen, doch jetzt war es zu spät.

Gerade in diesem Moment kam Professor Longbottom und begrüßte sie strahlend.

„Also will ich euch nun verraten, was heute eure Aufgabe ist. Ihr werdet von hier aus starten und einer Route durch einen Teil des Verbotenen Waldes folgen, die euch wieder zum Schloss führt. Es gibt auf dem Weg verschiedene Hinweise mit denen ihr Verstecke voll mit Süßigkeiten finden könnt. Wer am Ende die meisten Süßigkeiten gesammelt hat, gewinnt einen kleinen Preis.“

Damit klatschte Professor Longbottom in die Hände und schaute erwartungsvoll in die Runde.

Die Begeisterung hielt sich aber eindeutig in Grenzen.

Nur einige fanden es cool, anderen war es zu kindisch und wieder andere hatte einfach Angst vor dem Verbotenen Wald.

„Das klingt doch noch Spaß“, meinte Roxanne grinsend. „Lass uns so viele Süßigkeiten wie möglich finden. Und ein paar Schüler erschrecken versüßt die Sache sicher noch.“

Rose verdrehte nur die Augen. Natürlich fand Roxanne die ganze Aktion toll.

„Dann lasst uns starten. Wir sehen uns dann später im Schloss. Folgt einfach dem Weg runter zur Heulende Hütte, dann stolpert ihr sicher über den ersten Hinweis.“

Damit entließ der Professor sie mit einem verschmitzten Lächeln.

Roxanne griff sofort nach Roses Arm und zog sie mit sich.

„Komm, schneller! Wir wollen doch gewinnen!“

Verzweifelt versuchte Rose mit Roxannes Tempo mitzuhalten, doch ihre Cousine war einfach die Sportlichere von ihnen beiden.

Die meisten Schüler hatten sie schon hinter sich gelassen, als sie die Heulende Hütte erreichten. Dort hingen am Zaun, der neugierige Leute abhalten sollte, Zettel mit dem ersten Hinweis.

Roxanne hatte sich schnell einen Zettel geschnappt und las ihn.

„Und was steht drauf?“

„Wir müssen zu den Höhlen oben am Dorfrand.“

„Aber da lebt doch der Bruder von Hagrid! Dieser Riese!“

„Ach, sei doch kein Feigling, Rose. Der ist doch friedlich und Professor Longbottom hat die Süßigkeiten sicher nicht in dessen Höhle versteckt. Da oben gibt es ein duzend Höhlen.“

Roxanne sah sie zuversichtlich an.

Inzwischen waren schon mehr Schüler gekommen und hatten sich Zettel genommen, aber so wie es aussah, stand auf jedem Zettel etwas anderes, denn jeder ging einen anderen Weg.

Das war sicher dazu gedacht, um sie weiter auseinander zu verstreuen und nicht in direkter Konkurrenz gegeneinander antreten zu lassen. Außerdem bestand so für jeden die Chance zu gewinnen.

Rose folgte Roxanne unwillig wieder zurück ins Dorf und von dort aus zu den Höhlen.

Sie war sicherlich kein Feigling, aber ihr behagte es nicht mitten in der Nacht durch die Gegend zu spazieren.

Das ließ ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagen.

Roxanne schien das alles nicht zu kümmern. Sie ging munter voraus und schon bald erreichten sie die ersten Höhlen.

„Dann lass uns mal schauen. Lumos.“

Roxannes Zauberstab erhellte den Eingang zur ersten Höhle.

Zögerlich folgte Rose und ließ ihren eigenen Zauberstab ebenfalls Licht spenden.

„Ah, das sind zwei Gänge. Schaust du in den rechten? Wir treffen uns hier gleich wieder.“

Nicht sonderlich begeistert bog Rose ab und folgte dem rechten Gang.

Hoffentlich war er ganz kurz und sie konnte gleich wieder umdrehen.

Doch der Gang schlängelte sich weiter durch das Gestein und endete schließlich in einer kleinen Höhle.

Ein bunter Haufen an Süßigkeiten lag auf dem Boden.

Erleichtert wollte Rose umdrehen, um Roxanne Bescheid zu geben, als sie plötzlich ein lautes Poltern hörte. Erschrocken drehte sie sich um und sah wie der Gang vor ihrer Nase einstürzte.

Dann wurde Rose von einem Stein getroffen und glitt in Dunkelheit.
 

Albus war nur gekommen, weil ihm sein Gefühl gesagt hatte, dass James und Fred hier ihren Streich durchführen würden.

Es war bis jetzt noch nichts passiert, aber Albus konnte sich zu gut vorstellen, dass noch etwas kommen würde. Das hier war die perfekte Situation, der perfekte Ort.

Also war er losgezogen, um den beiden einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Ein Ziel zu haben würde dafür sorgen, dass er nicht zu viele Gedanken an die Geschehnisse des letzten Jahres verschwendete und außerdem hatte James es mal verdient, dass einer seiner tollen Streiche schief lief.

Deshalb hatte Albus sich den erstbesten Hinweis geschnappt und war nun auf dem Weg in den Verbotenen Wald, um dort die beiden Streichmeister aufzuspüren.

Wo war es sonst gruseliger als dort?

Er war sicher, dass es ein Kinderspiel war die beiden aufzuspüren, denn von Bescheidenheit und Zurückhaltung hatten die zwei freilich wenig Ahnung.

Als Albus im Wald war, kamen die Erinnerungen doch wieder hoch. Hier ganz allein und das an Halloween der Nacht der Geister fühlte sich gar nicht gut an.

Er sah wieder Roses tränenverschmiertes Gesicht vor sich, die ihn anflehte aufzuhören. Scorpius, der ihn aus hasserfüllten Augen ansah.

In nur wenigen Sekunden war es mit ihrer Freundschaft vorbei gewesen.

Er schloss die Augen und atmete tief durch. Er hatte eine Mission. Das war alles, was im Augenblick zählte. Nur das. Alles andere musste zurücktreten und durfte ihn nicht weiter behindern.

Aber der Anblick von Roses Gesicht ließ ihn nicht los.

Wütend schlug er die Augen auf. Zwischen den Bäumen bewegte sich etwas.

Albus zog seinen Zauberstab zur Sicherheit und näherte sich der Gestalt.

Möglicherweise war es Fred oder James, die kurz davor waren jemanden zu erschrecken.

Dann konnte er erkennen, wer da zwischen den Bäumen herumschlich.

Es war Roxanne, die ihn mit weit aufgerissenen Augen ansah.

„Was ist?“, fragte Albus irritiert. „Hab ich dich erschreckt?“

„Oh, Albus. Etwas Furchtbares ist passiert. Rose ist oben in den Höhlen zugeschüttet worden und ich kann Professor Longbottom nicht finden. Wahrscheinlich ist er schon im Schloss!“

Ihre Stimme wurde schrill und Albus hatte das Gefühl, dass ihm einen Schlag in den Bauch verpasst wurde. Er konnte nur noch an Rose denken.

Hoffentlich war ihr nichts passiert. Ihr durfte einfach nichts passiert sein.

„Geh du hoch ins Schloss. Ich lauf zu den Höhlen und versuch Rose da rauszukriegen!“

Roxanne nickte. „Ich beeile mich auch!“

Albus hörte ihr schon gar nicht mehr zu, sondern stürmte schon los.

Er sah gar nicht mehr, wie Roxannes panikerfüllte Miene sich in ein verschmitztes Lächeln verwandelte bevor sie sich in die entgegengesetzte Richtung drehte und wieder zum Dorf umdrehte.

In seinen Gedanken war nur noch die Sorge um Rose und der Streich von James und Fred war längst vergessen.
 

Scorpius wusste selbst nicht so recht, was ihn dazu geritten hatte, doch mitzukommen nach Hogsmeade. Dieser Kinderkram war wirklich nichts für ihn.

Aber er wollte heute genauso wenig allein sein mit seinen dreimal verdammten Gefühlen, die ihn nicht losließen und ihn herunterzogen.

Dass Rose und Albus ähnlich dachte, hätte er sich fast denken können.

Er hoffte nur nicht auf die beiden zu treffen.

Ursprünglich war er mit einer Gruppe Mitschüler losgezogen, doch die waren ihm doch zu laut und fröhlich gewesen. Pures Gift für seinen Gemütszustand.

Also streunerte er jetzt alleine durch den Verbotenen Wald und war nur in Gesellschaft seiner aufgewühlten Gefühle.

Scorpius wusste, dass es Schuldgefühle waren, aber er wollte es nicht wahrhaben. Er wollte sich nicht offen eingestehen, dass es seine Schuld war, dass ihre Freundschaft den Bach runter gegangen war.

Warum hatte er nicht einfach eine Sekunde nachgedacht, statt sich so von seinen Emotionen mitreißen zu lassen. Er war immer zu impulsiv, zu unbedacht.

Wie oft hatte ihn sein Vater ermahnt sich mehr zurückzuhalten und auf sein Umfeld zu achten.

Aber Scorpius hatte nicht gesehen, was um ihn herum vorging, was in seinen besten Freunden vorging.

Verärgert trat er gegen einen Baumstamm. Er war so wütend auf sich selbst, aber er war viel zu stolz, um als Erster um Verzeihung zu bitten.

„Scorpius!“

Überrascht drehte er sich um. Roxanne kam auf ihn zugestürmt.

„Was ist?“, fuhr er sie schlecht gelaunt an.

Er war jetzt nicht in der Stimmung, um mit der Weasley zu reden, aber sie ignorierte seinen Tonfall einfach.

„Du musst mir helfen. Rose ist oben in einer eingestürzten Höhle eingesperrt. Ich kenne keinen Zauberspruch, um sie zu befreien und die Steine sind für mich viel zu schwer.“

Scorpius spürte wie ihn ein Messerstich ins Herz traf.

„Sie antwortet mir nicht. Ich glaube sie ist verletzt. Bitte hilf mir.“

Roxanne sah ihn mit flehenden Augen an. Scorpius fühlte sich hin und her gerissenen. Er war immer noch wütend, aber sie war immer noch Rose, die er nie im Stich lassen würde.

Trotzdem hielt ihn etwas zurück. Da waren immer noch ihre Worte, die ihn so tief verletzt hatten.

Er konnte ihr nicht einfach verzeihen. Aber er konnte sie auch nicht sterben lassen.

Scorpius würde einfach verschwinden, sobald klar war, dass es Rose gut ging. Sie musste auch nicht erfahren, dass er ihr geholfen hatte.

Oder vielleicht doch. Oder auch nicht. Ach, er wusste es einfach nicht.

„Scorpius“, fuhr Roxanne ihn unvermittelt an. „Sie ist deine Freundin. Du musst ihr helfen!“

Das rüttelte in ihm etwas wach. Da waren auch all die guten Erinnerungen an ihre Freundschaft. Das war Grund genug, um ihr zu helfen.

„Ich geh ja schon“, murmelte er und machte sich auf dem Weg.

In Gedanken versunken bemerkte er nicht, dass Roxanne ihm gar nicht folgte, um ihm den Weg zu zeigen.
 

Die Dunkelheit verzog sich langsam aus Roses Gedanken und dafür traten ihre Erinnerungen hervor. Sie tanzten wild durcheinander wie bunte Blätter im Wind und wechselten in einem wirren Ablauf. Dann trat aber eine Erinnerung immer klarer hervor.

Rose zuckte innerlich zusammen, aber die Erinnerung ließ sich nicht einfach wegschieben.

Sie war da und wollte nicht vergessen werden.
 

„Graue Blätter, alterschwach. Graue Blätter, graue Träume.“ Albus beugte sich über ihre Schulter und sah in ihr Gedichtband. „Ist das nicht deprimierend? Ich dachte du liebst den Herbst.“

Rose sah mit funkelndem Blick auf. „Natürlich tue ich das.“

„Gib mal her!“ Er griff nach dem Buch und schlug eine Seite auf. „Dann lass mal sehen. „Die Raben“ klingt auch nicht besser. Und hier „Regen in der Dämmerung“. Das klingt alles deprimierend für mich. Willst du mir damit etwas sagen, liebste Cousine?“

Sie zog ihm das Buch aus der Hand. „Nein, weil es nichts gibt, was zu sagen wäre.“

Albus zuckte mit den Schultern. „Dann nicht. Hast du heute schon Scorpius gesehen?“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich dachte er kommt mit dir. Vielleicht kommt er ja gleich.“

„Er war heute Morgen nicht im Schlafsaal. Er hat sich gestern schon so komisch benommen.“

„Wie komisch?“, fragte sie neugierig. Ihr war gestern nichts an Scorpius aufgefallen.

„Keine Ahnung. Er hat die ganze Zeit vor sich hin gemurmelt, dass Halloween was ganz Besonderes dieses Jahr wird und dass er etwas tun muss.“

Das klang wirklich seltsam. Scorpius war zwar immer wieder merkwürdig, aber normalerweise weihte er sie in all seinen Plänen ein. Auch seine Gefühlswelt war ihnen nicht fremd.

„Er wird es sicher uns heute noch verraten. Mit Geheimnissen kann er ja selten lange hinterm Berg bleiben. Also werden wir es heute noch erfahren.“

Damit war für sie das Thema erledigt und keinen weiteren Gedanken wert. Albus dagegen beschäftigte der Gedanke weiter. Er war ja auch der Nachdenklichere von ihnen beide.

Rose wand sich wieder ihrem Buch zu und las weiter die Gedichte.

Bis zum Ende des Frühstücks ließ sich Scorpius nicht blicken. Auch beim Unterricht fehlte der Blonde, aber sie machte sich keine weiteren Gedanken darüber, während Albus vor sich hin grübelte und immer schlechtere Laune bekam, weil er nicht wusste, wo Scorpius war.

Er stach sich in Pflege der Magischen Geschöpfe mit dem Messer in den Finger, als er die Nahrung für die Kürbiswesen zerkleinerte.

Rose wollte ihm sofort helfen und es heilen, aber Albus drehte sich weg und machte sich umständlich ein Pflaster auf die Wunde.

Sie ließ ihn gewähren, begann sich aber langsam über sein Verhalten zu wundern.

Scorpius hatte manchmal seine Tage, an denen er sich zurückzog und mit niemanden sprach, aber das tolerierten sie stets. Warum störte es Albus nur heute so sehr?

Rose verdrehte die Augen. Das war wieder so typisch für die Jungs. Wahrscheinlich hatten sie gestern eine kleine Auseinandersetzung gehabt, von der sie nichts wusste und nagten jetzt beide daran.

Spätestens heute Abend würden sie sich wieder vertragen. Darüber brauchte sie sich keine Sorgen machen. So war es immer in ihrer Freundschaft gewesen.

Doch sie irrte sich gewaltig, als sie dachte, dass es sich wieder einrenken würde. Stattdessen wurde es nur noch schlimmer und sie ahnte nichts von ihrer Rolle dabei.
 

Rose freute sich wie immer riesig auf das Halloweenessen.

Halloween war sowieso ihr Lieblingsfeiertag. Diese Leidenschaft teilte sie mit Albus und Scorpius, die ebenfalls darauf ganz versessen waren.

Umso mehr überraschte sie daher, dass beide abwesend waren, als das Essen eröffnet wurde und keiner hatte die beiden gesehen.

Plötzlich war sie ganz lustlos und schob das Essen auf ihrem Teller von einer Ecke in die andere.

Alleine machte es keinen Spaß. Aber keiner der beiden tauchte auf.

Jetzt begann Rose sich wirklich Sorgen zu machen.

Noch nie zuvor hatten sie Halloween ausfallen lassen. Was war nur los?

War ihr Streit doch schlimmer gewesen? Hatte sie etwas übersehen?

Mit einem Schlag befielen sie die schrecklichsten Vorahnungen. Zwischen den beiden hatte es noch nie einen ernsthaften Streit gegeben. Es hatte noch nie eine Zeit gegeben, wo sie länger als einen Tag zerstritten gewesen. Sie waren ein Herz und eine Seele.

Während Rose darüber nachdachte, was der Grund für den Streit gewesen war, ging die Zeit schnell vorbei und das Essen fand ein Ende.

Rose trödelte auf dem Weg zurück in den Schlafsaal und blieb zurück hinter den anderen.

Da trat Scorpius auf einmal hinter einer Statur hervor und sie erschrak.

Er hatte ein völlig todernstes Gesicht aufgesetzt, als ginge es um Leben und Tod.

„Rose, ich muss mit dir reden. Es ist sehr wichtig.“

Rose ließ ihn gar nicht weiter reden.

„Worüber habt ihr euch gestritten?“, fragte sie, weil sie es unbedingt wissen musste.

Sein Gesichtsausdruck entglitt ihm.

„Was hat Albus zu dir gesagt?“, fragte er in einem scharfen Ton.

Rose zuckte zurück. Sie mochte es nicht, wenn man so mit ihr sprach.

„Er hat nur gesagt, dass du komisch wärst und er hatte schlechte Laune.“

Erleichterung zeigte sich in seinem Gesicht.

„Gut. Es ist nichts. Ich muss dir aber etwas sagen, deswegen war ich so komisch.“

Wie Scorpius sie anschaute ließ Rose erstarren. Das war unmöglich.

„Ich bin in d…“

Da tauchte Albus auf dem Flur auf. Sie hatte ihn noch nie so wütend erlebt.

Auch Scorpius wirkte sauer über das Auftauchen seines besten Freundes.

Und mit einem Mal wurde Rose alles klar. Es ergab alles einen Sinn, auch wenn sie es nie für möglich gehalten hatte. Doch irgendjemand hatte ja schon mal gesagt, dass zwischen Männer und Frauen keine Freundschaft möglich sei, weil immer irgendwann die Liebe dazwischen kommen würde.

Aber warum hatte Rose es nie bemerkt? War sie so blind gewesen für ihre Umgebung?

„Geh weg von Rose“, fauchte Albus.

Scorpius drehte ihm den Rücken zu und er griff nach ihren Händen.

„Rose, ich bin in dich verliebt und…“

Weiter kam er nicht, weil Albus seinen Zauberstab zückte und einen Zauberspruch auf ihn los schoss.

Erschrocken sprang Rose beiseite, unfähig zu begreifen, was gerade vor sich ging.

Sie hatte nie auch nur eine Sekunde daran verschwendet zu denken, dass ihre Freundschaft ein Ende haben könnte. Doch jetzt sah sie, wie ihre Freundschaft in Scherben zerbrach.

Ihr kamen Tränen und sie konnte nicht mehr zurückhalten.

Das passierte ihretwegen. Die zwei duellierten sich wegen ihr. Dabei waren sie doch beste Freunde.

Das durfte einfach nicht sein. Das musste ein Ende haben.

„Hört auf“, schrie sie. „Hört damit auf!“

Doch keiner der beiden hielt inne, um ihr Gehör zu schenken. In Rose zerbrach etwas. Es tat ihr fürchterlich weh, das mit anzusehen.

Also tat sie das einzige, von dem sie glaubte, dass es die beiden stoppen würde.

„Ich hasse euch“, brüllte sie und wusste, dass diese Botschaft ankommen würde. „Euch ist völlig egal, was ich denke. Ich hasse euch dafür. Ihr habt nicht eine Sekunde an mich gedacht. Ihr seid so selbstsüchtig. Kommt mir am besten nie wieder unter die Augen!“

Und damit zerbrach das letzte Stück ihrer Freundschaft.

Das Duell endete, aber auch alles andere fand sein Ende. Rose hoffte nur, dass die zwei wieder zueinander finden würden, wenn sie nicht mehr Teil des Ganzen war.

Die Freundschaft der beiden musste wieder heilen und sie mussten über ihren Schatten springen, um einander verzeihen zu können.

Doch nichts dergleichen geschah und so verging ein Jahr ohne einen Neubeginn.
 

Der Geruch von Erde umfing Rose, als langsam ihre Sinne wieder kamen. Sie fühlte sich so verletzlich, so angegriffen von der Erinnerung. Sie dachte, dass sie das Richtige getan hätte.

Vielleicht hatte sie sich geirrt. Rose hatte lieber die Freundschaft von Albus und Scorpius retten wollen, als die Freundschaft von ihnen allen drei.

Sie hatte nicht zwischen den beiden stehen wollen. Ohne sie wären die zwei schnell wieder Freunde geworden, hatte sie sich gedacht, aber es hatte sich als Irrtum erwiesen.

Was konnte sie nur tun, um alles wieder zum Guten zu wenden?
 

Albus war gerannt wie nie noch zuvor. Er fühlte sich verfolgt und wollte dieses Gefühl abschütteln, aber er wusste, dass es nur die Geister der Vergangenheit waren, die ihm wie ein Schatten folgten.

Er sah Rose, wie sie lachte und ihn ausschimpfte, weil er sie nicht in Ruhe lernen ließ. Wie er sie immer geneckt hatte und sie das Gesicht verzogen hatte.

Er dachte an Scorpius, der ihnen immer still dabei zugesehen hatte, aber genauso gut austeilen konnte.

An all die Stunden, die sie gemeinsam verbrachten hatten und an das Ende dieser Zeit.

Es kam ihm alles hoch und er konnte sich nicht wehren, denn er dachte nur an Rose, die ihn brauchte.

Seine Schritte beschleunigten sich noch mehr und er erreichte endlich die Höhlen.

Er hatte Roxanne gar nicht gefragt, welche Höhle genau, aber er ging von der ersten aus.

Zu Recht fand er hier einen frisch zugeschütteten Gang.

„Rose?“, rief er. „Kannst du mich hören? Geht es dir gut?“

Doch es kam keine Antwort. Das verhieß nichts Gutes.

In seiner Panik fiel ihm kein Zauberspruch ein. Er war sich sicher, dass es einen gab, aber er konnte sich nicht daran erinnern.

Also griff er nach den ersten Steinen und begann sie mühsam beiseite zu räumen.

Albus war so in seine Arbeit vertieft, dass er die Schritte hinter sich nicht hörte.

„Albus?!“

Diese Stimme hätte er überall wieder erkannt. Es schwang ein wütender Unterton mit.

„Scorpius“, erwiderte Albus ebenso kalt und drehte sich zu seinem ehemaligen besten Freund um.

Es herrschte ein angespanntes Schweigen unter der die Luft zu erzittern schien.

Sie hatten einander soviel zu sagen, doch kein Wort kam ihnen über die Lippen.

Albus war der Erste, der sich zurück auf die eigentliche Situation besann.

„Steh da nicht so blöd rum. Hilf mir lieber“, sagte er und wand sich wieder den Steinen zu.

Er konnte spüren, wie Scorpius kurz zögerte und dann all seinen Ärger herunterschluckte, um neben ihn zu treten und ihm zu helfen die Steine beiseite zu räumen.

Die Stille zwischen ihnen kam Albus unerträglich vor. Ihm tanzten alle möglichen Erinnerungen durch den Kopf, während er nach den Steinen griff.

Er erinnerte sich an den Tag, als er allen Mut zusammen genommen hatte, um Scorpius anzusprechen und ihn zu fragen auf welcher Quidditchposition er gerne spielen würde.

Nach einer langen Diskussion über die Vor- und Nachteile der einzelnen Positionen war ein zartes Band der Freundschaft entstanden. Je länger sie Zeit miteinander verbrachten, desto besser verstanden sie sich und irgendwann konnte sie einander blind verstehen.

Rose war erst später dazu gekommen. Sie hatte anfangs Scorpius gemieden wie die Pest, weil sie immer an die Worte ihres Vaters denken musste, aber dann hatte sie ihm eine Chance gegeben und ihn näher kennen gelernt. Von da an waren sie unzertrennlich.

Was war nur mit ihnen passiert? Warum hatten sich ihre Gefühle zwischen sie gestellt?

Er hatte schon immer eine Schwäche für Rose gehabt, die ihn stets beschützt hatte und mit ihm durch dick und dünn gegangen war. Aber dass es mehr war, hatte er erst gemerkt, als Scorpius ihm seine Gefühle für Rose beichtete und er in sich eine Wut gespürt hatte, die er nicht erklären konnte.

Er hatte nicht mehr klar denken können und hatte sich mit Scorpius gestritten, der ebenso wütend geworden war, als er feststellen musste, dass Albus für Rose ebenfalls etwas empfand.

Dabei hatten sie sich geschworen, dass zwischen sie nie ein Mädchen kommen würde.

Und dann war genau dieser Fall eingetreten und alles war zerbrochen.

Das musste enden.
 

Scorpius kämpfte mit sich selbst. Ihn plagten seine Schuldgefühle.

Albus sagte nichts. Dabei hatte er gehofft, dass sein bester Freund ihm etwas zu sagen hätte.

Stattdessen arbeiteten sie nur still nebeneinander her und horchten hin und wieder, ob etwas zu hören war. Scorpius wusste, dass es an ihm war etwas zu sagen, aber er fühlte sich immer noch verraten von Albus, der ihn nicht in seinen Gefühlen für Rose eingeweiht hatte. Und er fühlte sich von Rose verletzt, die ihn einfach von sich gestoßen hatte, ohne dass er sich richtig aussprechen konnte.

Aber jetzt nach einem Jahr fühlte er es nicht mehr so intensiv.

Trotzdem hatte er das Gefühl, dass er nicht über seinen Schatten springen konnte und den beiden verzeihen konnte.

„Scorpius?“

Es klang fragend und völlig unsicher. Es erinnerte ihn daran, wie er den schüchternden Albus kennen gelernt hatte und sich selbst dagegen als total selbstsicher wahrnahm.

Als er Albus in die Augen sah, konnte er darin genau die gleichen Gedanken erkennen, die auch ihn quälten. Er konnte immer noch aus ihm lesen wie aus einem offenen Buch.

„Nicht jetzt. Erst müssen wir Rose rausholen.“

Scorpius wand sich wieder dem Steinhaufen zu, der deutlich geschrumpft war.

„Doch jetzt. Rose kann noch ein paar Sekunden warten. Sie will uns sowieso nicht sehen, solange wir nicht das Kriegsbeil begraben haben.“

Scorpius hielt inne. Er wusste, dass Albus Recht hatte. Doch er fühlte sich noch nicht bereit dazu. Aber wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er sich jetzt den Ruck geben, sonst würde er es immer bereuen sich diese Chance entgehen gelassen zu haben.

Also hob er den Kopf und sah direkt Albus an.

„Es tut mir leid. Ich hab damals selbst nicht gewusst, was mit mir los war. Ich hatte nicht einmal eine Ahnung, dass ich in Rose verliebt war. Ich war einfach so wütend und wollte sie dir nicht kampflos überlassen. Aber damit ist jetzt Schluss. Du bist mein allerbester Freund und es sollte niemals einen Grund geben, warum ich aufhören sollte mit dir zu reden“, sprudelte es aus Albus förmlich nur so raus.

Scorpius fasste sich ein Herz. Es war auch Zeit für ihn sich zu entschuldigen und alles zu vergeben.

„Mir tut es auch leid. Ich hätte einlenken können und mit dir darüber reden können, aber ich war einfach nur wütend auf dich, wie du das vor mir geheim halten konntest und mich dann auch noch davon abhalten wolltest Rose zu sagen, was ich für sie empfinde. Ich hab ja selber auch nicht gewusst, dass ich etwas für sie fühle.“

Beide sahen sich lange an bevor sie aufeinander zutraten und sich in die Arme fielen.

Endlich waren sie losgelöst von der Vergangenheit und konnten nach vorne sehen.

Plötzlich ertönten Klopfzeichen und überrascht merkten Scorpius und Albus, das sie im Augenblick ihrer Versöhnung aufgehört hatten an Rose zu denken.

„Dann lass uns gemeinsam Rose retten. Ich bin gespannt auf ihr Gesicht“, meinte Albus grinsend.

„Die wird Augen machen“, stimmte Scorpius zu.

Damit machten sie sich daran die letzten Steine beiseite zu räumen.
 

Rose war erst langsam wieder zu sich gekommen. Eine Zeit lang war nur ihr Geist wieder wach gewesen und sie hatte sich den Kopf zerbrochen, wie sie die Ereignisse vom letzten Halloween hätte verhindern können oder was sie jetzt tun sollte.

Erst dann hatte sie ihren Körper merklich wieder gespürt und gemerkt, dass sie höllische Kopfschmerzen hatte. Mit Mühen hatte sie nach ihrem Zauberstab getastet, welchen sie hatte fallen gelassen, als sie gestürzt war.

Dann hatte sie sich aufrichten müssen und sich in eine halbwegs angenehme Position gerückt, um mit ihrem Zauberstab die Platzwunde an ihrem Kopf versorgen zu können.

Als der Blutfluss gestoppt war, hatte sie schon ein wenig klarer denken können.

Trotzdem hatte sie einen Moment gebraucht, um sich zu erinnern, was passiert war.

Daraufhin nahm sie die Geräusche war. Irgendjemand räumte dort die Steine weg.

Rose musste ihnen mitteilen, dass es ihr gut ging.

Sie hörte ein Flüstern, konnte aber nicht verstehen, worüber geredet wurde.

Sie kroch zur Felsenwand und klopfte gegen einen der Felsen in der Hoffnung, dass es die Leute auf der anderen Seite hörten.

Dann verstummte das Flüstern und Rose wartete ab.

Die Geräusche klangen immer näher und dann waren sie direkt an dem Felsenhaufen, der den Tunnel versperrte.

Und dann dauerte es nur noch wenige Minuten bis die ersten Steine beiseite geschoben wurden und sie sah wie Albus hineinguckte und mit seinem Zauberstab nach ihr leuchtete.

„Geht es ihr gut?“, rief da eine wohlbekannte Stimme von hinten.

Albus drehte sich zu ihm um und deutete mit den Daumen nach oben.

„Wir sind gleich bei dir.“

Rose spürte wie ihr Herz vor Erleichterung leicht wie eine Feder wurde und sie hatte das Gefühl, dass eine ganze Tonne Stein ihr vom Herzen gefallen war.

Albus und Scorpius waren hier. Zusammen. Und es klang, als hätten sie die Streitigkeiten begraben und würden sich wieder verstehen.

Endlich.

Das hatte auch lange genug gedauert.

Nun steckte Scorpius seinen Kopf durch die Öffnung.

„Gib mir deine Hand, Rose. Ich zieh dich raus.“

Sie griff nach seiner Hand und nur wenige Sekunden später stand sie bei den beiden auf dem Gang.

Ohne Worte fiel sie den beiden um den Hals und zog sie an sich heran.

„Es tut uns leid, Rose“, ertönte es wie aus einem Mund.

Wir sehr hatte sie das nur vermisst. Wie sehr hatte sie ihre beiden besten Freunde vermisst.

„Ich bin ja so froh…“, flüsterte sie leise und genoss den Augenblick.

Die Tränen kamen ohne Vorwarnung, lautlos und voller Aufrichtigkeit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Dahlie
2013-09-04T13:33:14+00:00 04.09.2013 15:33
Hallo!

Ich entschuldige mich, dass es so lange gedauert hat, bis ich diesen WB ausgewertet habe. Nun kann ich dich hoffentlich ein wenig mit der Auswertung beglücken.


Grammatik & Rechtschreibung - [5 | 10]

Wie abgemeldet schon erwähnt hat, da war einiges drin, da tut es mir leid, da konnte ich einfach nicht drüber weg lesen :( bei Wiederholungsfehlern bin ich nicht so streng, aber es hat sich ein bisschen was mehr reingeschlichen.


Die Liebe zum Detail - [12 | 15]

Das Titelbild ist absolut toll bearbeitet, es wirkt richtig knallend und sehr passend. Da gab es absolut kein Pardon. Mir gefällt es jedenfalls ziemlich gut. Die Steckbriefe finde ich ein bisschen leer, denn die hättest du perfekt dazu nutzen können, den Leser neugierig zu machen. Irgendwie ist es etwas schade drum.


Die Idee - [35 | 35]

Super Idee, natürlich ist die Kombination nichts Neues, aber du hast es geschafft, dass ich mich stark an Harry, Ron und Hermine erinnert fühlte. Ihre Freundschaft begann an Halloween und auch die Liebe machte es etwas schwierig zwischen ihnen. Zwar anders schwierig, aber so gefiel mir die Idee auch sehr, sehr gut. Auch, dass Rose sich selbst "opfert" damit Albus und Scorpius sich nicht ganz verlieren ist eine super Überlegung gewesen.


Umsetzung der Idee - [30 | 40]

Hier happert es leider manchmal. Ich habe mich mehrmals gefragt, ob ich etwas überlesen hatte, weil gewisse Dinge erst sehr spät wirklich Sinn gemacht haben. Das hat mich etwas frustriert, weil ich zurück gesprungen bin und wieder von vorne angefangen habe, einfach, weil ich dachte, ich hätte was übersehen. Manchmal war mir nicht ganz klar, zu wem die Gedankengänge gehörten, kurz dachte ich auch Scorpius, würde sich wieder seinem Essen zu wenden, ehe ich im nächsten Absatz erst gemerkt habe, dass es Albus ist. Und auch der Grund ihres Streits... da fand ich es schade, denn hättest du ihn am Anfang deutlich gemacht, wäre es sicher einiges spannender geworden.


Endstand - [82 | 100] - Ich darf dir herzlich zum dritten Platz gratulieren!
Von: abgemeldet
2012-04-23T22:51:05+00:00 24.04.2012 00:51
Hallo ChiaraAyumi!

Ich freue mich, endlich dazu zu kommen, diesen OS zu lesen und zu kommentieren~! Natürlich hatte ich das schon eher vor, aber ich denke, du kennst das - wenn man sich etwas vornimmt, geht gerade dann alles drunter und drüber, bis man es fast schon vergessen hat... >3<

Zuerst einmal möchte ich dir sagen, dass ich deine ausgewählten Bilder (vor allem das erste mit dem Glas und den ... Halloweenbonbons(?) ist absolut tollig! <3) und du das Cover toll berbeitet hast. Die Beschreibung hat sofort Lust auf mehr gemacht und ist schön spannend formuliert. Schade nur, dass du nichts zu den einzelnen Charakteren geschrieben hast - allein ein Vers aus einem der vielen Gedichte, die du angegeben hast, hätte das Ganze vielleicht noch ein bisschen abgerundet.^^

Der Anfang der Story hat mich erst einmal ein bisschen überrascht und schnell vor diese Frage gestellt: "Was, um Himmels Willen, ist zwischen Scorpius, Rose und Albus vorgefallen? Und was hat Halloween damit zu tun?" oO Du hast es so schön offen gelassen und am richtigen Zeitpunkt kleine Hinweise hinterlegt, die zwar einerseits ganz schön rätselhaft aber andererseits auch spannend waren.

Gut war da natürlich, dass Roxanne, Fred und James versucht haben, eine Versöhnung zwischen den dreien zu organisieren.

Und als ich dann endlich verstanden habe, worum es eigentlich geht, wäre ich am liebsten mit meiner Stirn gegen die Tischplatte geknallt! Himmelherrgott, das ist sowas von realistisch, dass ich echt nicht drauf gekommen bin. oO Im Ernst, ich fand das total sinnvoll. Jeder schreibt immer von ihrer ach so tollen Freundschaft - aber dass es auch so eine Wende geben kann, weil wirklich so gut wie immer die Liebe dazwischen funkt, darüber denken die wenigsten nach.

Auch Rose' Gedanken und den "Verzicht" auf die beiden, um die Freundschaft zwischen Albus und Scorpius zu retten, war wirklich eine herzzerreißende Idee - in diesem Moment hätte sie selbst wohl nie für möglich gehalten, dass das Ganze ein Jahr anhält...

Die Versöhnung war absolut klasse gewählt und richtig rührend. Sowohl Albus als auch Scorpius hatten genug Gründe, um sich zu entschuldigen - und ich fand auch, dass Scorpius' Stolz, der ihn daran gehindert hat, als erstes das Wort zu ergreifen, gut gepasst hat. Rose' Befreiung und ihre Tränen am Ende waren ergreifend und ein super Happy End. Natürlich fragt man sich, für wen der beiden sie sich entschieden hätte, aber gerade dass du das offen gelassen hast, macht den Reiz dieser Story aus - und ich finde die Freundschaft der drei auch viel wichtiger und harmonischer, als wenn sie sich für einen der beiden entscheiden würde.

Noch einmal herzlichen Glückwunsch zu diesem wunderbaren Oneshot und danke für die gute halbe Stunde Lesevergnügen - ich hatte wirklich meinen Spaß dabei und hoffe, dass du bald wieder etwas Schönes hochlädst. Noch einen Tipp für den WB, an dem du teilnimmst; lass noch einmal eine Beta drüber schauen, es haben sich ein paar Fehlerchen eingeschlichen, auf die Dahlie vielleicht achten könnte. ;)

Allerliebste Grüße, deine abgemeldet~!
Von: abgemeldet
2012-01-26T19:07:00+00:00 26.01.2012 20:07
Halloooho^^ *summ*
Tut mir leid, dass du so lange auf deinen Kommi warten musstest, obwohl ich doch die Geschichte schon vor einer Woche gelesen habe, aber die Zeit fehlte eifach...
Nun denn, zur Story:
ICh finde du hast einen wunderbaren Spannungsbogen aufgebaut und auch ganz toll immer und immer mal wieder ein kleines Detail ans Licht kommen lassen. ICh wollte unbedingt wissen, was damals zwischen den dreien passiert ist.
Eine fantastische Idee ist der Plan, den Roxanne, Fred und James aushecken^^ Außer vielleicht, dass sie das Risoko in Kauf nehmen, dasRose dabei verletzt wird, das find ich nicht ganz so nett von denen, aber ging halt nicht anders^^
Neville ist irgendwie voll süß, wie er so von seiner Idee begeistert ist, obwohl die Schüler eher Murren. Den Schlusssatz hast du auch ganz wunderbar eingebaut und soviel ich gesehen habe, fast alle anderen Angaben auch.
Mir gefällt auch dein Titel sehr gut, ist das eine Anspielung auf "Geisterstunde"?
Was ich auch lustig fand, war Albus Panik und dass ihm kein Zauberspuch einfiel XD

Zu bemängeln habe ich hier nur, dass man irgendwann dann mal verstanden hatte, dass sie alle verletze Gefühle haben (vorallem Scorpius)und du das ein wenig zu häufig erwähnt hast, also so wortwörtlich...

Ansonsten, Kompliment. Es ist eine sehr schöne Freundschaftsgeschichte, obwohl sie sich gerade irgendwie hassen, sind sie doch füreinander da.

LG Chiyo
Von:  kikotoshiyama
2012-01-23T16:25:39+00:00 23.01.2012 17:25
Hammer OS^^
lg kiko
Von:  Omama63
2012-01-22T12:41:49+00:00 22.01.2012 13:41
Ein super OS und ein schönes Ende.
Mich hätte aber noch interessiert, für wen Rose Herz schlägt.
Hat mir gefallen.
Klasse geschrieben.


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