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Kaffee und Vanille 2

von

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Andy vs. Adonis

Es ist schon seltsam, einen weiblichen Körper an sich gepresst zu fühlen. Seltsam und irgendwie… eklig.

Ich erschaudere und drücke das Mädchen, dass sich als Brooke vorgestellt hat, etwas von mir weg. Sie strahlt mich an und ich möchte einfach nur noch weglaufen.

„What’s your name?,“ fragt sie mich und ich sehe Tobias hilfesuchend an.

„Sie will wissen, wie du heißt,“ meint er und ich verdrehe die Augen. „Das hab ich schon verstanden. Aber muss sie so an mir kleben?“

Er lacht und Brooke fragt noch einmal, wie ich heiße. „Joshua,“ antworte ich notgedrungen und Tobias grinst sich einen ab.

„Do you have a girlfriend?“

Wie sie schon spricht. Als wäre ich geistig zurückgeblieben. Ich sollte ihr sagen, dass ich ganz gut Englisch spreche und sie mit mir nicht so langsam und deutlich sprechen braucht. Aber ich lasse es lieber. Ich will es mir ja nicht am ersten Tag verscherzen.

„No, I don’t,“ murre ich und löse mich von ihr – sie hat sich bei mir eingehakt – „But a boyfriend.“

„Oh,“ meint sie daraufhin und lässt mich nun freiwillig los, schaut mich aus großen Augen an. Und dann brüllt sie durch die gesamte Universität: „You are gay!!!“

Und da jetzt jeder weiß, dass ich schwul bin, muss ich es wenigstens nicht noch öfter klarstellen.

Ich seufze und nicke und Tobias lacht und erstickt hoffentlich daran.

„That’s cute,“ flötet Brooke und wendet sich dann trotz meiner offensichtlichen Cuteness – oder wie auch immer das heißt – Tobias zu. „What about you?“

„I’m not gay and I am single!“, strahlt er mit äußert schlechter Aussprache und Brooke grinst begeistert. Die hat ihre Meinung ja schnell geändert!

Jetzt hängt sie jedenfalls an Tobias' Arm, während sie uns zu unserer ersten Vorlesung begleitet.

Ich weiß nicht, wer uns dieses Weib auf den Hals gehetzt hat, aber offenbar soll sie uns an den ersten Tagen ein wenig Unterstützung geben.

Jetzt, da sie nicht mehr an mir hängt, sondern an Tobias – der das übrigens total super findet -, ist sie eigentlich ganz erträglich.

Sie ist ein wenig so ein Typ, wie es Bennis Freundin Amelie war. Selbstsicher und immer präsent. Dabei ist sie aber süßer und – hoffentlich – nicht so intrigant, wie es Amelie damals gewesen war.

Sie führt uns durch die Gänge, zielstrebig zu unserem Hörsaal und setzt sich dann neben uns. Offensichtlich ist diese Lesung auch für sie interessant.

Man hat uns einen Plan mit Lesungen gegeben, die für uns interessant sind und momentan geht es um Sportmedizin, wenn ich den Kerl da vor uns richtig verstehe. Ich weiß nicht so genau, was Tobias und ich hier tun. Wir studieren beide Sport auf Lehramt und ich weiß nicht mal, ob es den Studiengang ‚Sport’ als solchen an dieser Uni gibt. Wahrscheinlich wird uns dieses Jahr studientechnisch nicht weiterhelfen, sondern nur aus sportlicher Sicht.

Als mir das klar wird, wird mir doch ein wenig flau im Magen und plötzlich frage ich mich, ob es das richtige war, hier her zu kommen.

Ich werfe einen Blick auf Tobias, der von der Sportmedizin regelrecht begeistert ist – oder liegt es an Brooke? Jedenfalls strahlt er ziemlich und ich seufze.

Wieder einmal wird mir klar, wie wenig ich mich bisher für meine Teammitglieder interessiert habe. Nie habe ich überlegt, was sie für Wünsche und Ziele und Träume haben und ob sie noch die Möglichkeit haben, sie zu realisieren.

Deshalb weiß ich auch nicht, ob Tobias jemals daran gedacht hat, Profi zu werden – und wenn ja, wie stark dieser Drang war.

Über diese Überlegung hinweg verpasse ich fast meine gesamte erste Lesung.

Als wir letztlich zusammen mit Brooke den Saal verlassen und sie uns zur Cafeteria führt, beschließe ich, meiner Unwissenheit ein Ende zu machen: „Warum hast du das Angebot angenommen?“, wende ich mich an Tobias.

„Weil ich mir die Chance nicht entgehen lassen wollte,“ erwidert er, aber soweit war ich auch schon.

„Aber warum? Was erhoffst du dir?“

Er wirft mir einen Blick zu und vernachlässigt dafür Brooke, der bisher seine Aufmerksamkeit gehörte.

„Na, das was wir uns alle erhoffen. Profi zu werden. Oder warum bist du hier?“

Ich seufze und sehe ihn an.

„Keine Ahnung…“

Er runzelt die Stirn. „Keine Ahnung?“

Ich seufze und zucke mit den Achseln. „Ich werde nie Profi.“ Ich sehe zu ihm. „Und du auch nicht.“

Ich hoffe, er nimmt mir das nicht übel und haut mir auch keine rein. Vorsichtshalber ducke ich mich schon einmal, aber tatsächlich tut er das nicht, sondern sieht mich nur ziemlich ernst an: „Warum denkst du das?“

„Weil ich einen Profi kenne und die Unterschiede sehe.“

Ha! Und damit habe ich nun die vollkommene Aufmerksamkeit auf mir. Er lässt Brooke einfach stehen und hängt sich an meinen Arm, sieht mich aus großen Augen an. „Du kennst einen Profi? Wen?“

Ich seufze. Okay… ich hätte meinen Mund halten sollen. Aber zu spät.

„Er war in meinem alten Schulteam. Ähm… und jetzt spielt er in der Bundesliga.“

Tobias löst sich wieder von mir. Ich weiß nicht so genau, warum. Ob er enttäuscht ist, weil er mit einem großen Namen gerechnet hat? Oder will er nur nicht als Schwuchtel gelten?

„Achso,“ meint er nun und ich habe meine Antwort. Es ist Ersteres: „Und ich dachte, du kennst jemanden, der richtig gut ist. Wo spielt er denn? Hat Hamm eine Bundesligamannschaft?“

Ich sehe ihn erstaunt an. Er weiß, dass ich aus Hamm komme? Ich weiß nicht mal, wo genau er in Köln wohnt. Und schon gar nicht, wo seine Heimat ist.

„Nein,“ winke ich nur ab und nehme mir fest vor, ihn das irgendwann mal zu fragen. Außerdem würde ich gerne wissen, woher er seine Information über mich bezogen hat.

„Er spielt in Frankfurt.“

Ich habe den Namen noch gar nicht zu Ende gesprochen, da hängt er schon wieder an meinem Arm: „BEI DEN SKYLINERS?“, brüllt er noch hundert Mal lauter, wie zuvor Brooke und ich zucke tatsächlich vor Schreck zusammen und nicke dann.

„Warte! Scheiße! Joshua! Dieser neue Shooter? Dieses Ausnahmetalent?“ Er kriegt sich gar nicht mehr ein, sondern stammelt begeistert vor sich hin.

Ich starre ihn an. So begeistert habe ich ihn noch nie gesehen! Ich glaube, das liegt auch daran, dass er Frankfurt-Fan ist, denn es wurde eigentlich kaum von dem neuen Shooter der Skyliners berichtet. Er muss also gut über Frankfurt informiert sein.

„Ja,“ meine ich gedehnt, „Das ist Jona.“

„Krass…“

Er strahlt mich begeistert an und ich seufze. „Jedenfalls… er ist besser, als wir es je sein werden,“ ende ich kläglich. Ich glaube nicht, dass meine Ansage jetzt noch Wirkung hat. Er ist zu sehr von seiner Begeisterung abgelenkt. Und wenn er Jona als Ausnahmetalent bezeichnet, dann denkt er wohl, als normales Durchschnittstalent hat er doch noch eine Chance.

Er sinniert noch vor sich hin, wie krass das Ganze ist und ich denke, ich könnte ruhig auch ein wenig angeben und ihm klar machen, dass ich es ernst gemeint habe.

„Unser Team war wirklich gut. Ein anderer ist jetzt in einem Trainingsprogramm in Göttingen.“

Ich habe erneut seine Aufmerksamkeit.

„Echt?“

Ich nicke. „Ja. Und er ist nicht mal im Team, sondern nur in einem Trainingsprogramm. Und er ist schon so viel besser, als wir. Wie rechnest du dir dann Chancen für uns aus?“

„Ganz einfach,“ erwidert Tobias daraufhin und macht eine ausschweifende Handbewegung, „wir haben das hier.“

Ja, das haben wir in der Tat.

Aber ob das reichen wird?
 

„Er hat mich fast gefressen, als ich ihm erzählt habe, dass ich einen Spieler der Skyliners kenne.“

Jona lacht und ich strecke mich auf dem Bett aus.

„Er ist halt Fan von uns!“

Ich schnaube. „Eindeutig.“

Eigentlich hat Jona darauf bestanden, mit mir zu skypen. Blöderweise gibt es hier kein W-Lan und deshalb auch kein Skype, bis Tobias Internet für uns von einem der anderen Studenten anzapfen darf.

Deswegen darf ich jetzt jeden einzeln anrufen. Jetzt ist Jona dran, Benni habe ich schon hinter mich gebracht. Valentin rufe ich erst später an. Bei uns ist es nämlich jetzt zwanzig Uhr, was heißt, dass bei ihnen jetzt erst dreizehn Uhr* ist. Und Valentin ist erst ab Zwei zu erreichen.

Ich sehe an die Decke, während Jona amüsiert kichert.

„Na ja… jedenfalls bin ich gerade nicht so sicher, ob es gut war, hierher zu kommen. Ich fürchte fast, ich verpasse hier mehr Stoff, als dass ich etwas dazu gewinne.“

„Daran hättest du vorher denken sollen,“ erinnert mich Jona und ich seufze. „Ja… Ich weiß.“

Ich zupfe an meiner Bettdecke und frage dann: „Wie geht es Valentin?“

„Er hat es verkraftet,“ meint Jona und lächelt sicher. Er hat sich rührend um ihn gekümmert, das hat Benni mir schon erzählt. Fast könnte ich eifersüchtig werden, aber natürlich werden Jona und Valentin nicht miteinander durchbrennen. Also… davon gehe ich zumindest aus.

„Gut…“

„Du kannst immer noch abbrechen,“ stellt Jona fest und ich richte mich auf. „Nein. Noch nicht. Erstmal sehen, wie es hier läuft.“

„Klar.“

In dem Moment kommt Tobias ins Zimmer und strahlt schon wieder. Ich weiß nicht, was man dem heute ins Frühstück hat.

„Ich hab W-Lan für uns besorgt,“ erklärt er mir und wedelt mit seinem Laptop herum. „Brooke hat mich ihren Router anzapfen lassen!“

Ich nicke und Jona meint am anderen Ende: „Dann können wir ja nächstes Mal skypen!“

„Wenn du dir das zumuten möchtest,“ lächle ich und blicke zu Tobias. Ob er Jona überhaupt erkennen würde, wenn er ihn sieht?

Er bemerkt meinen Blick und sieht mich an. „Wer ist es denn? Dein Hase?“

Ich verdrehe die Augen. Keine Ahnung, warum er Valentin ‚meinen Hasen’ nennen muss, aber irgendwie hat er heute Morgen Gefallen daran gefunden.

„Nein,“ meine ich und Jona kichert wieder. „Hase?“

„Ich nenne ihn bestimmt nicht so,“ murre ich und er lacht und meint dann: „Sag mir, wie euer Training so abläuft. Und wenn ihr jemals Nowitzki sehen solltet – hol mir so ein scheiß Autogramm.“

„Wer weiß. Vielleicht spielst du irgendwann an seiner Seite!“, werfe ich ein und Tobias wirft seinen Kopf zu mir.

Ich meine das so, wie ich es sage. Es sieht aus, als wenn er seinen Kopf um hundertachtzig Grad gedreht hat und mir entgegen werfen möchte, so wie er ihn zu mir streckt.

„Redest du etwa mit diesem Jona?“, fragt er und wendet nun auch den restlichen Körper meiner Wenigkeit zu.

Ich überlege, einfach zu lügen, aber was würde das bringen? Ich sage ja nicht zu meinem ‚Hasen’, dass er bald mit wem-auch-immer an der Seite spielen könnte.

„Ja,“ murre ich also gequält und er quiekt auf, wie ein Schweinchen.

„DU BIST SO COOL! ICH STEH VOLL HINTER DIR MAN!“, brüllt er dann laut durch das Zimmer und Jona lacht laut los.

„Sag ihm, ich freu mich über jeden Fan!“

„Er freut sich,“ richte ich Tobias aus und er grinst schon wieder wie auf Drogen.

„Jedenfalls muss ich, glaube ich, ganz schnell an die Waschmaschine,“ meint Jona dann und ich lache.

„Ja… rette dich,“ meine ich und wir verabschieden uns. Als ich auflege, schüttelt Tobias nur ungläubig den Kopf. „Krass, Alter.“

Ich zucke nur mit den Schultern und lasse dann auch meinen Laptop hochfahren, damit er den Router von Brooke suchen kann.

Tobias gibt dann den Schlüssel ein, wenig später bin ich wieder im World Wide Web.

Ich schreibe Valentin eine SMS, dass wir auch skypen können und eine Stunde später kann ich meinen Freund live und in Farbe bewundern.

„Hey,“ lächelt er mich an und ich strahle zurück.

„Wie war euer erster Tag?“

Ich erzähle ihm ein wenig von meinem Tag, von Brooke und davon, dass ich langsam Zweifel bekomme, ob es meiner Karriere nicht eher schadet, hier zu sein.

„Aber ich verstehe das nicht, Joshi.“ Er lehnt sich auf meinem Sessel zurück, den er offenbar als neuen Lieblingsplatz auserkoren hat.

„Ich dachte, die Schule hat das Programm gewählt, weil es euch in allen Bereichen weiterbringt.“

Ich zucke mit den Schultern.

„Vielleicht… ist es ja auch so. Mal abwarten.“

Er nickt und strahlt plötzlich von einem Ohr zum anderen.

„Ich fahre übrigens in drei Wochen mit Jona nach Stuttgart!“

Ich sehe Valentin überrascht an. „Warum?“

„Konzert von den ‚Black Veil Brides’,“ klärt er mich überglücklich auf und beginnt, auf und ab zu hibbeln, so dass ständig das Bild schlecht wird, weil er mit dem Laptop wackelt.

Ich warte, bis er sich einigermaßen beruhig hat, dann wage ich mich an meine nächste Frage heran: „Wen?“

„Ach Joshi!!!“, stöhnt er auf und ich glaube langsam, nur von verrückten Fans umgeben zu sein.

„Du weißt schon. Die Band, von denen du das Lied nicht mochtest, das Sven aber mochte und wegen dem wir Streit hatten.“

Ja, wie konnte ich das nur vergessen? „Ach, die scheiß Band,“ murre ich und er sieht mich empört an. Sicher springt er gleich durch den Laptop und sticht mich ab.

„Joshi! Die sind genial!“

Ich nicke und notiere mir im Hinterkopf, dass die Band, die ich hasse, genial ist.

„Wir wollen Benni überreden, dass er auch mitgeht. Und dich hätten wir auch mitgenommen, wenn du hier wärst.“

Gott sei Dank bin ich hier in den USA! Das sage ich Valentin aber nicht, sondern grinse nur. „Freu dich nur, dass du nicht hier bist,“ ertappt er mich, nimmt es mir aber nicht übel. Stattdessen strahlt er nur noch breiter: „Dann sehe ich Andy Sixx.“

Ich verdrehe die Augen. Den habe ich ja ganz verdrängt.

„Hat Sven nicht gesagt, du bist viel geiler als dieser Andy?“

„Ach das hat er doch nur gesagt.“ Er grinst vergnügt und bekommt plötzlich glasige Augen: „Man… mit dem hätte ich so gerne Sex.“

Mir klappt der Mund auf und nun bin ich es, der fast durch den PC springt: „Wie kannst du sowas in meiner Anwesenheit sagen?“

„Ach Joshua! Als wenn der mit mir Sex haben würde! Das wäre ja, als wenn dieser Nowitzki mit dir Sex hätte.“

In dem Moment fängt Tobias laut zu lachen an. Ich habe ganz vergessen, dass er immer noch hinter mir auf seinem Bett rumgammelt. „Stellst du dir das vor, Josh?“

„Nein,“ fauche ich und sehe Valentin böse an: „Wie kommst du nur immer auf so lächerliche Vergleiche?!“

„Keine Ahnung. Ich dachte, du findest den toll.“

„Ja, auf dem Feld. Aber nicht im Bett.“

Valentin lacht vergnügt. „Na ja.. man kann nicht alles haben.“

Ich greife mir Tobias Laptop und google diesen Andy, während Valentin noch ein wenig von ihm schwärmt. Kurz darauf strahlt mir Andy mit seiner Visage entgegen.

„Also ich sehe ja wohl echt besser aus,“ meine ich mürrisch und mein ‚Hase’ wackelt wieder vergnügt hin und her.

„Hast du ihn jetzt echt gegoogelt? Du bist so süß.“

Ich grinse ebenfalls: „Süßer als Andy?“

„Wenn ich gewusst hätte, wie sehr es deinem Ego schadet, hätte ich ihn nicht erwähnt.“ Wieder lacht Tobias. Er und Valentin würden sich sicher super verstehen.

„Na ja, wie dem auch sei… ich freue mich total. Ich finde die Band inspirierend!“

Ich lächle ebenfalls und wir kommen vom Thema ab. Kaum sind wir fertig, zücke ich mein Handy.

„Was gibt es denn noch?“, fragt Benni überrascht und ich fackle nicht lange, sondern platze sofort heraus: „Du wirst mit auf dieses Konzert gehen. Und wenn dieser Andy Sixx auf die Bühne kommt, dann knallst du ihn ab!“

Er lacht vergnügt. „Lass mich raten. Dein Freund ist genauso irre wie meiner und hätte gerne Sex mit ihm?“

„Ja…“, murre ich gequält.

„Dabei ist er so hässlich,“ bemerkt Benni.

„Und singen kann er auch nicht,“ stimme ich mit ein.

„Voll die Niete!“

„Echt wahr. Braucht kein Mensch.“

Ich nicke bekräftigend und sicher macht Benni das gleiche. Wir seufzen. Man kann sich echt viel einreden, wenn man nur will.

„Ich wollte eh mit. Ein wenig auf Jona aufpassen.“

Ich grinse. Benni ist zur Glucke mutiert, seit dem er mit Jona zusammen ist. Aber mir ist das nur ganz Recht.

„Dann pass auch auf Valentin auf.“

„Darauf, dass ihm nichts passiert oder darauf, dass er nicht mit Andy durchbrennt?“

„Wenn möglich… auf beides.“

Benni lacht und dann legen wir auf.

„Mal im Ernst… dieser Emo, den du da gegoogelt hast, der hat was,“ meint Tobias in dem Moment und ich donnere den Laptop zu.

„Hässlich und untalentiert,“ kläre ich ihn auf und er grinst wissend. „Klar… kein Vergleich zu einem Adonis, wie du es bist.“
 

Die Woche verspricht doch besser zu werden, als zuvor gedacht.

Brooke weicht uns nicht mehr von der Seite, was zum einen an ihrer Aufgabe und zum anderen an Tobias liegt. Keine Ahnung, ob das jetzt was festeres ist oder nur eine Affäre, jedenfalls sind sie schon richtig unzertrennlich.

Da ich neben Brooke nur Tobias kenne, halte ich mich auch an jenen und finde so tatsächlich Freunde.

Oder sagen wir Bekannte, denn Freunde werden das ganz sicher nicht. Dafür bin ich weder lang genug da, noch lege ich besonders viel wert darauf, Freunde am anderen Ende der Welt zu haben.

Die Lesungen sind eigentlich auch ganz gut. Wir lernen zwar sehr viel über Sportmedizin, aber durchaus auch viel anderes, was uns in Deutschland helfen sollte.

In der zweiten Woche haben wir uns schon etwas eingelebt und einer der Lehrer verkündet uns, dass wir nun auch am Basketballtraining der Schulmannschaft teilnehmen können.

Dem fiebere ich schon seit unserem ersten Tag entgegen, weil es so ziemlich das Einzige ist, das mir ein Gefühl von ‚zu Hause’ vermitteln könnte.

Tatsächlich ist es kein Vergleich zu dem schon fast luschenhaften Training bei uns in Köln oder damals in Hamm.

Wir trainieren fast drei Stunden, zuerst ewig Ausdauer und Kraft, später irgendwann spielen wir.

Ich glaube, gleich zusammen zu klappen, als wir am Ende des Tages in unser Zimmer schwanken.

„Alter… Sind die irre hier,“ brummt Tobias und ich sehe ihn an. „Gewöhn dich dran. Wenn du Profi bist, musst du das auch so durchziehen.“

Er schüttelt den Kopf: „Vielleicht will ich doch kein Profi werden.“

Daraufhin lachen wir, hören aber kurz darauf wieder auf, weil unsere Bauchmuskeln sich anfühlen, als würden sie reißen.

Erschöpft lasse ich mich auf mein Bett fallen und möchte sterben. Das jetzt ein halbes Jahr… dann könnte ich Jona tatsächlich Konkurrenz machen!
 

Eine weitere Woche später dürfen wir mit dem restlichen Basketball zu einem Spiel der NBA, was für uns eigentlich das Highlight des Aufenthaltes hier darstellt, ganz egal, was jetzt noch kommen mag.

Wir starren uns begeistert an, während die Jungs unten auf dem Feld ihr Bestes geben.

„Das ist Wahnsinn! Kein Vergleich zu unserer Bundesliga,“ brüllt mir Tobias über den Lärm der tosenden Fans zu.

„Wem sagst du das?“, brülle ich zurück und kann mein Glück kaum fassen. Ich hab eine Kamera mitgenommen, um da einiges zu filmen. Aber das Spiel ist dermaßen schnell und auf hohem Niveau, dass ich eigentlich alle Szenen filmen müsste.

Dennoch denke ich, habe ich einige guten Szenen drauf, die ich dann Jona und Benni zeigen kann, wenn ich zurück bin.

Nach dem Spiel weigern wir uns, wieder in den Bus zu steigen, bis wir ein Autogramm von Nowitzki haben.

Ich frage mich, ob Valentin sich nächste Woche auch weigern wird, in Bennis Auto zu steigen, ehe er ein Autogramm von diesem Andy Sixx hat. Hoffentlich weiß Benni sich dann zu helfen und fesselt ihn.

Ich grinse vor mich hin. Ein gefesselter Valentin würde mich jetzt auch erfreuen.

„Was hast du?“ Tobias stupst mich an und ich blicke fragend zu ihm.

„Du siehst aus, als wärst du total geil,“ grinst er und deutet zu Nowitzki, der gerade kommt und den ich erst jetzt bemerke.

„Hast doch so deine Fantasien, was?“

Ich verdrehe die Augen. „Eigentlich nicht,“ zische ich. Dann holen wir uns unsere Autogramme – ich denke sogar an das für Jona – und steigen dann zufrieden in den Bus.

„Jetzt bin ich der glücklichste Mensch auf der Welt,“ verkündet Tobias und ich grinse belustigt.
 

Die nächste Woche beginnt damit, dass das Training unserer neuen Mannschaft verschärft wird, was Tobias und mir natürlich total viel Freude bereitet.

Wer findet es nicht cool, nicht mehr nur halbtot sondern ganz und gar vom Leben geschieden zurück ins Zimmer zu kriechen?

Dazu kommt, dass die Lesungen in der Uni uns zu schaffen machen. Sich in das Thema Sportmedizin einzuarbeiten, ist wirklich heftig, wenn man noch genug anderes zu tun hat.

Brooke ist nun auch nur noch privat bei uns, nicht mehr, um uns alles zu zeigen. Das brauchen wir auch nicht mehr, denn mittlerweile kennen wir uns aus.

Am Sonntag kriege ich eine SMS von Valentin, dass Benni bei ihm angekommen ist und grinse.

Aber irgendwie bin ich nervös. Es ist wie eine unterschwellige Ahnung, dass etwas nicht so ganz in Ordnung ist. Total lächerlich eigentlich. Ich meine… ich sollte mich freuen, dass Valentin so glücklich und aufgeregt ist. Stattdessen bin ich total nervös. Wahrscheinlich habe unterbewusst doch Angst, er würde wirklich mit Andy Sixx durchbrennen.

Ich schnaube und bin empört über meine offensichtliche, unbegründete Eifersucht.

Ich ertappe mich dabei, wie ich ständig auf die Uhr gucke und denke ‚jetzt müssten sie bei Jona sein’ und ‚jetzt müssten sie schon fast in Stuttgart sein’. Irgendwann kriege ich eine SMS, dass sie angekommen sind und das Konzert hoffentlich bald los geht. Dann höre ich gar nichts mehr von ihnen. Darüber bin ich auch froh. Ich möchte nicht nachts um zwei Uhr oder später wissen, wie das Konzert war.

Umso erzürnter bin ich, als eine Stunde, bevor ich sowieso aufstehen müsste, das Telefon klingelt. Bei denen muss es doch noch mitten in der Nacht sein! Warum muss Valentin denn dann noch anrufen? Um mir zu sagen, dass er doch mit Andy Sixx durchbrennt? Ich schnaube und Tobias regt sich.

„Alter, ist das dein Handy?“, nuschelt er und ich mache nur ein brummiges Geräusch und hebe ab.

„Was?“, frage ich unfreundlich.

„Josh? Ich bins, Benni.“ Ich runzle die Stirn. Was will der denn? „Was ist?“, frage ich erneut.

„Du hör mal… also…“

„Was? Ist Valentin mit Andy durchgebrannt, ja?“ Ich grinse belustigt und Tobias stöhnt. Offenbar ist er nicht damit einverstanden, dass ich jetzt so ein Gespräch führe. Ich eigentlich auch nicht. Ich will eigentlich nur noch etwas schlafen.

„Nein, natürlich nicht.“

Ich runzle die Stirn. „Na dann. Ist Valentin bei dir? Kann ich ihn sprechen?“

„Deswegen ruf ich an,“ meint Benni und irgendetwas an seinem Tonfall macht mir plötzlich unglaubliche Angst. So etwas habe ich noch nie gefühlt. Das meine ich ganz ehrlich. Es ist, als würde sich mein Hals schmerzhaft zuschnüren.

„Was ist denn los?“, frage ich und klinge dabei so hoch und quietschig, dass ich jeder Maus Konkurrenz machen könnte. Ich schlucke, um den harten Kloß in meinem Hals zum Verschwinden zu bringen.

„Tut mir Leid, Josh…“

Und in dem Moment setzt meine Atmung aus. Ich spüre, wie mein Herz fast aus meiner Brust springt, als ich wirklich hysterisch ins Telefon kreische: „Was ist denn? Benni? Was ist denn?“

Aber er sagt nichts mehr. Stattdessen höre ich, wie das Telefon weiter gereicht wird und nun ertönt Jonas Stimme: „Joshua? Valentin hatte einen Unfall.“
 


 

* Ich hab nachgeguckt. Von den Zeitzonen her, müssten sieben Stunden zwischen Deutschland und Texas liegen. Wer mich eines besseren belehren kann, der tue das oder nehme es so hin.



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Kommentare zu diesem Kapitel (20)
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Von:  atori
2012-12-03T00:05:10+00:00 03.12.2012 01:05
....Ich mag Jona und Valentin!! Sie teilen meine Besessenheit zu der Musik und Andy!!! God damn!! Ich finde das ist schon ne geile Sau xD aber irgendwie ist mein Freund da eher Josh und Bennis Meinung...kann ich ja mal so gar nicht nach vollziehen! >.>*
*narf* aber nächstes Jahr muss er sich die Jungs von BVB auch anschauen weil er mich nicht allein gehen lassen will...nicht das ich mit Andy durchbrenne, gegebenenfalls wäre schon sein Nachname leicht abschrecken 'Biersack'...

Boah nun aber schnell weiter lesen, will wissen ob es Valentin halbwegs gut gehtq_q
Von:  atori
2012-12-02T22:10:00+00:00 02.12.2012 23:10
....Ich mag Jona und Valentin!! Sie teilen meine Besessenheit zu der Musik und Andy!!! God damn!! Ich finde das ist schon ne geile Sau xD aber irgendwie ist mein Freund da eher Josh und Bennis Meinung...kann ich ja mal so gar nicht nach vollziehen! >.>*
*narf* aber nächstes Jahr muss er sich die Jungs von BVB auch anschauen weil er mich nicht allein gehen lassen will...nicht das ich mit Andy durchbrenne, gegebenenfalls wäre schon sein Nachname leicht abschrecken 'Biersack'...

Boah nun aber schnell weiter lesen, will wissen ob es Valentin halbwegs gut gehtq_q
Von: abgemeldet
2012-01-15T08:13:02+00:00 15.01.2012 09:13
P.S.: Egal, wie geil Andy ist... Josh ist eh toller <3
Von: abgemeldet
2012-01-15T08:08:43+00:00 15.01.2012 09:08
Wah, habe ja noch gar nicht kommentiert! >_< Wie gesagt, ich war die ganze Zeit am Grinsen... Bis dann der blöde Anruf kam ;O;
Wie Benni und Josh über Andy herziehen ist zu niedlich xD Das Kapitel ist dir sehr gut gelungen, deine Witze sind der Hammer xD
Tja... Aber... Mh...
WENIGSTENS FÄHRT JOSH JETZT ZURÜCK!!!!! HAH!!!! xD
Von:  Last_Tear
2012-01-13T07:58:24+00:00 13.01.2012 08:58
...
Fick dich
*drop*
Sorry
*hust*
Aber aber aber
WTF?!
Mein Baby einen Unfall?
*quietsch*
NEIIIIIIIIIIIN ;_____;
*Brooke mehr zu Tobias schieb*
*Joshi Geld in die Hand drück fürs Rückflugticket*
*fiep*
Also, du stehst drauf mich zu schocken, huh >.<
Ja, die Band is geil XD
Und ja, ich würd auch aufn Konzert mitgehen >:>
*nebenbei erwähn*
Mnya û.u
Autogramme
*sighs*
Mou
@.@
Und das vor ner Schulaufgabe X_X
Von:  KleineBine
2012-01-12T11:45:06+00:00 12.01.2012 12:45
Süss, wie eifersüchtig Josh auf Andy ist XD

Aber jetzt mal ernsthaft. Du willst uns fertig machen.
Jetzt läuft es wieder gut bei den beiden und dann muss Val nen Unfall haben, das ist nicht nett....


LG Bine
Von:  Shunya
2012-01-12T02:22:43+00:00 12.01.2012 03:22
Komme ich endlich mal dazu, das neue Kapitel zu lesen. *o*
Sooo~ genial. >.<
Ich war ja echt überrascht, dass es nun 20 Kapitel geben wird. Ich hatte ja eher so mit 12 Kapiteln gerechnet, weil Addiction und Kaffee & Vanille 1 ja auch beide nicht sehr lang waren, aber das ist echt mal ein Highlight!!! X3
Dann kann ja noch einiges passieren und die Serie endet nicht so schnell.
Bei dieser Brooke weiß ich noch nicht, was ich von ihr halten soll. Sie wirkte am Anfang eher beängstigend mit ihrer Anhänglichkeit. XD lol
Tobias war ja mal sehr amüsant in diesem Kapitel. Erst flippt er wegen Jona total aus und dann fand ich es so süß, wie er sich schlapp gelacht hatte, als Val von Andy Sixx geschwärmt hatte und Joshi so sauer war.
Das Training da muss ja auch echt hart sein, ich hab damals im Sportunterricht schon nach zwei Stunden schlapp gemacht. Eine mehr und ich könnte mich wohl kaum vom Fleck bewegen. XD lol
Wenigstens haben sie jetzt ihre Autogramme bekommen. ;P
Aber das mit Val fand ich echt schlimm! Was da wohl passiert ist und wie es jetzt Val geht? Q.Q *schnief*
Das mit den sieben Stunden Zeitunterschied stimmt übrigens. :D
Habs nachgesehen.
Ich bin schon voll gespannt, auf das nächste Kapitel!!!!!!!!!!!!!!!!!
Von:  _haiiro_
2012-01-09T09:54:18+00:00 09.01.2012 10:54
Manno .___: dabei lief doch grade alles gut :____:
Von:  Loona_Strange
2012-01-08T21:48:25+00:00 08.01.2012 22:48
was nein nicht valentin
omq ein unfall
bitte mach schnell weiter sonst dreh ich hier durch
und lass ihn ja am leben :o

ich iebe deine ff


glg lost_angel
Von: abgemeldet
2012-01-08T15:34:56+00:00 08.01.2012 16:34
Da hat jemand Spaß seine Lese und Figuren zu quälen, find ich in diesem Fall sogar gut. Ich hab nur einen kleinen Herzinfakt T__T

Es hat umso mehr überrascht, da das ganze Kapitel so eine tolle und lustige Stimmung war. Klar, Josh hat Sehnsucht nach Valentin, aber dein Humor ist einfach toll.

Und ich freu mich für Jona, dass er mindestens schon einen großen Fan hat. Er hat eine Million Fans verdient. (Iwie bin ich einen Moment lang davon ausgegangen, er wäre echt und bräuchte die fans wirklich Oo)

Aber verdammt, Val. Ich dachte zuerst, Benni müsste Josh mitteilen, dass Val durch Zufall mit Andy Sixx singen durfte und dieser ihn entdeckt hat. Irgendsowas, aber doch keinen Unfall .__.


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