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Kaffee und Vanille 2

von

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Gemeinsames Nicken

Als wir wenig später in die Kirche treten, sind die meisten meiner Verwandten schon da und ich renne fast Onkel Erwin um, den Bruder meines Vaters.

„Joshua!“, meint er und klopft mir wohlwollend auf den Rücken. „Schön, dich zu sehen.“

Ich nicke ihm zu und versuche mich an einem Lächeln. Ich mag ihn nicht besonders.

Er blickt zu Valentin.

„Und wer ist das?“, fragt er lauernd. „Mein Nachbar,“ kläre ich ihn auf.

„Und was macht er hier?“

Ich verdrehe die Augen. „Mum hat ihn ins Herz geschlossen und eingeladen,“ meine ich abwehrend und er macht ein ungläubig klingendes ‚Aha’. Ich schlucke, aber in dem Moment wird die Situation von Benni unterbrochen, der mir eine Hand auf die Schulter legt und somit meine Aufmerksamkeit an sich reißt.

„Hey!“, meint er und ich umarme ihn stürmisch. „Hey!“

„Grüße von Jona,“ meint er, während er auch Valentin begrüßt und dann Erwin nachblickt, der sich verzogen hat.

„Läuft nicht gut, oder?“, fragt er und ich zucke mit den Schultern und blicke zu Valentin, der das Ganze stillschweigend über sich hat ergehen lassen.

„Du musst nicht,“ meint er und ich schüttle den Kopf. „Ich will aber.“

„Dann mach es richtig. Mach es vor allen. Und zwar schnell,“ meint Benni nun wieder und ich nicke und blicke mich dann.

„Aber nicht hier.“

„Warum nicht? Angst vor Gottes Strafe?“, grinst mein bester Freund ich verziehe den Mund. „Wir haben einige Gläubige in der Familie – glaubst du, ich will, dass die mich hier mit brennenden Fackeln verfolgen?“

„Du guckst zu viele Filme, Joshua,“ meint Benni nur lachend und winkt uns dann mit sich. Zu Dritt rutschen wir in die Sitzreihe, in der auch meine Oma und Tante Inge sitzen, die mich auch gleich freudig begrüßt und mir ein Bild von Anna zeigt.

Die – also Anna – ist übrigens voll hässlich. Schon traurig, was alte Leute alles unter schön verstehen. Aber was erwarte ich auch von Menschen, die alles mit Blümchenmuster dekorieren?
 

Nach der Kirche stehen Valentin, Benni und ich etwas abseits vor der Kirche, während meine Eltern mit dem Pfarrer reden und alle anderen Verwandten freudig plappern.

„Du und Anna – ein Traumpaar,“ zieht mich Valentin auf und ich grinse und schnappe nach seiner Hand.

In dem Moment ertönt eine Stimme hinter uns, die verlauten lässt: „Das finde ich auch!“

Ich blicke entsetzt meine Oma an, die sich angeschlichen hat und lasse Valentin wieder los. So schnell dieser Anflug von Panik aufgekommen ist, so schnell vergeht er aber wieder und ich trete einfach näher an meinen Freund heran und zupfe eine imaginäre Fussel von seiner Strickjacke.

„Was meinst du, Josh?“

Sie sieht mich erwartungsvoll an und ich zucke mit den Schultern und meine: „Nicht mein Typ.“

Sie nickt und murmelt etwas davon, dass ich ja auf Schwarzhaarige stehe, das wisse sie.

Ich nicke und lasse meine Hand an Valentins Arm herunterstreifen, berühre dabei kurz seinen Handrücken, ehe wir uns trennen. Rosa scheint dies nicht zu bemerken, oder nicht zu verstehen, denn sie sagt nichts, sondern unterhält sich mit Benni. Der Chameur beginnt natürlich sofort, ihr Komplimente zu machen. Ich verdrehe die Augen und bringe Valentin damit zum kichern.

„Lassen wir es einfach,“ meint er und ich schüttle den Kopf und in dem Moment kommt meine Mutter zu uns.

Ich sehe sie an und sie blickt fragend zurück.

„Mum,“ meine ich leise – so dass Rosa es nicht hört – „Glaubst du, der Zeitpunkt passt?“

Sie braucht nicht fragen, was ich meine, sondern nickt nur. „Einen passenden gibt es nicht, Joshua. Zumindest nicht so einen, wie du es dir erhoffst.“

Ich nicke, weil sie damit Recht hat, und packe – aus einem Impuls heraus – Valentins Hüften, sehe ihn fragend an. „Okay?“ Er nickt und meint leise: „Okay.“

In dem Moment spüre ich Rosas Blick auf mir und lasse Valentin doch wieder los. Sie sieht uns dennoch prüfend an und meint noch einmal: „Schwarzhaarige.“ Und in dem Moment weiß ich, dass sie es weiß und sie weiß, dass ich weiß, dass sie es weiß und wir blicken uns an und nicken und dann meint sie: „Kommt. Fahren wir los. Ich kriege nämlich langsam Hunger!“
 

Ich bin bereit. Ich spüre, dass ich bereit bin, seit Rosa nur genickt hat, statt etwas Böses zu sagen. Auch, wenn sie die Fahrt über ein wenig schweigsam und nachdenklich war.

Aber ich habe die Kraft, jetzt in den Saal voller Menschen zu treten, die mich kennen, seit ich in die Windeln scheiße und nie auch nur eine wage Vorstellung davon hatten, dass ich einen Kerl bumse.

Ich sehe zu diesem Kerl – den ich wirklich sehr gerne bumse - und seufze. Denn im Gegensatz zu mir ist dieser Kerl nämlich ganz und gar nicht bereit. Was erklärt, warum er hysterisch mit seinem Kajal kämpft, der ihn in Bächen über seine Wange läuft.

„Valentin,“ meine ich noch einmal und umschlinge seine Hüften fester. „Schau doch, wie meine Oma es aufgenommen hat. Es wird schon alles gut.“

Er schüttelt heftig den Kopf und wischt erneut über seine Augen, macht damit alles noch schlimmer. Ich seufze.

„Nicht jeder reagiert so, wie deine Eltern,“ versichere ich ihm, aber er kreischt: „Wer sagt mir, dass es nicht so ist?“

Ich seufze.

„Rosa…“

„Sie ist alt und senil!“, faucht er und ich muss grinsen. „Nur ein wenig,“ meine ich und er schnieft.

„Valentin,“ meine ich und drehe ihn in meinem Griff, küsse ihm eine salzige Träne von der Wange.

„Es ist alles okay, ja?“ Aber das überzeugt ihn nicht. Ich hauche ihm einen Kuss auf die Lippen. „Ich krieg das hin, ja?“

Er schüttelt den Kopf und ich seufze. „Marzipanschnütchen,“ meine ich lächelnd und bringt ihn damit wenigstens kurz zum Lachen.

„Alles wird gut.“

Er beißt sich auf die Lippen und in dem Moment kommt Benni mit einer Packung Taschentücher ins Klo gestürmt. In dem befinden wir uns übrigens. Valentin legt die kratzigen Papierhandtücher weg und nimmt die Tempos an sich, schnäuzt dann die Nase.

Ich helfe ihm, seine Augen von der Schminke zu befreien und dann lasse ich Benni auf ihn einreden, während er sich seinen Kajal nachzieht.

Bennis Coming-out verlief ganz anders, als Valentins. Nämlich mit einigermaßen positiven Reaktionen von allen Seiten.

Das macht Valentin zumindest etwas Mut, wenn er auch meint: „Ich will nicht, dass sie dich meinetwegen hassen.“

„Wenn sie mich wegen so was hassen, dann scheiß ich auf sie,“ meine ich und schnappe seine Hand. „Und jetzt gehen wir da rein!“

Ehe er protestieren kann, schleife ich ihn aus dem Klo und Benni folgt uns.

Im Flur, vor der Tür zum Festsaal, bleiben wir stehen. „Bereit?“, fragt Benni und ich nicke und auch Valentin nickt nach einigen Sekunden zaghaft.

Mein bester Freund lächelt uns noch einmal aufmuntert zu, ehe er die Türe öffnet und eintritt. Wir folgen ihm und ich schließe die Türe und blicke dann Valentin an.

Er sieht aus, als ob er gleich schreiend wegläuft. Um das zu verhindern und um es endlich offiziell zu machen, nehme ich seine Hand fest in meine und führe ihn zu unserem Platz.

Ich weiß, dass wir alle Blicke auf uns haben. Und ich weiß, dass das Getuschel, dass kurz darauf im Raum ausbricht, uns gilt. Valentin ist schon wieder kurz davor, loszuheulen und plötzlich bekomme ich doch wieder Panik. Scheiße. Scheiße!

Der Stuhl fühlt sich kalt an und unbequem, als ich mich setze. Überhaupt scheint das einzig Warme in diesem Raum Valentins Hand zu sein. Ich blicke zu Benni, der irgendwo anders sitzt – bei den Freunden der Familie – und er nickt uns aufmunternd zu.

Keiner spricht mich an und ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist. Meine Mutter beschließt, dass sie die Situation irgendwie auflockern muss und steht auf, bedankt sich noch mal, dass alle gekommen sind und wünscht Guten Appetit.

Danach geht das Fest weiter – mehr oder minder. Garantiert diskutieren fast alle bis wirklich alle über uns und garantiert bedeuten die komischen, erstickenden Geräusche neben mir nichts Gutes. Ich sehe zu Valentin, der halb hyperventilierend auf seinem Stuhl hockt.

„Alles Gut,“ meine ich leise zu ihm und in dem Moment taucht meine Patin hinter mir auf und strahlt mich an.

„Oh mein Gott, Joshi!“, ruft sie und ich starre sie an, während sie Valentin anstarrt. „Da hast du dir aber was Süßes gesucht!“

„Ähm,“ mache ich hilflos, während sie ihm die Hand unter die Nase hält. „Ich bin Tanja, Joshuas Patin.“

Valentin ergreift sie unsicher und sie grinst wieder begeistert. Bisher dachte ich immer, dass meine Patin normal im Kopf ist. Aber offenbar ist sie nicht ganz so zurechnungsfähig, wie angenommen.

„Valentin,“ krächzt eben jener und sie winkt uns begeistert zu, ehe sie wieder zu ihrem Platz eilt, weil das Essen serviert wird.

Valentin sieht mich an und ich grinse. „Siehst du?“, frage ich und er nickt langsam.

Jetzt wesentlich entspannter, kann ich sogar das Essen genießen.

Allerdings weiß ich auch, dass die jetzige Harmonie irgendwie nur die Ruhe vor dem Sturm ist. Es muss einfach so sein. Hier sind fast einhundert Leute im Raum. Und auch wenn die meisten es gut aufnehmen – ich kann nicht erwarten, dass es alle tun. Und genau so ist es auch.

„Dann ist es jetzt also ein anderer Junge geworden?“, fragt Rosa mich, während wir essen, und ich nicke und sie nickt ebenfalls. Irgendwie können wir das verdammt gut – dieses gemeinsame Nicken.

„Nun… dann soll es wohl so sein, was?“, meint sie nervös lächelnd und ich nicke wieder. Diesmal nickt sie nicht.

„Und du bist dir sicher, dass es das Richtig ist?“, fragt sie nur und ich weiß nicht mehr, ob sie es nun akzeptiert oder nicht. Die Frage beantwortet sie sich aber von selbst, als ich auf ihre Frage hin nicke und sie wieder nickt und meint: „Dann ist es gut.“

Wieder entspannter, nippe ich von meiner Cola und spucke diese quer über den Tisch, als sie fragt: „Und wie funktioniert dann der Sex?“

„Oma!“, meine ich entsetzt, weil seltsamerweise die halbe Tafel zu mir blickt und auf Antwort wartet.

„Na ja… Ich meine… er ist ja nun keine Frau.“

Sie grinst mich an und steckt sich ein Stück Braten in den Mund. Ich laufe rot an. „Ja… Nein… also… ist er nicht, aber…“

Was soll ich sagen? Das er trotzdem ein Loch hat?

„Mutter,“ meint in dem Moment Erwin und sieht mich dabei angeekelt an. „Ich möchte so Etwas nicht beim Essen besprechen.“

Die Art, wie er ‚so Etwas’ sagt, oder überhaupt, wie er es sagt, lässt mich die Augen verengen. Als er das merkt, blickt er mich feindselig an und dann angewidert zu Valentin.

„Warum nimmst du dir nicht gleich ein Mädchen, wenn du eh auf Kerle stehst, die aussehen, wie Tunten?“

Ich kann gar nicht so schnell erfassen, was geschieht, als auch schon alles in Chaos stürzt. Valentin stürmt auf und davon, meine Oma kreischt empört Erwin an und ich stehe plötzlich und habe alle Blicke auf mir.

Warum das so ist, merke ich erst, als mir bewusst wird, dass ich Erwin meine Cola ins Gesicht gekippt habe.

„Joshua!“, höre ich meine Mutter rufen und blicke zu ihr und dann zu Benni und Tanja – die irgendwie nebeneinander saßen – und nun beide aufspringen und Valentin nachlaufen. Ich weiß gar nicht, was ich zuerst tun soll.

„Schuldigung,“ murmle ich in Richtung meiner Mutter, stelle dann das Glas ab und renne dann auch aus dem Raum, werfe dabei fast eine Kellnerin um, die mit einem Tablett hereinbalanciert.

Ich finde Valentin im Flur, auf einer Couch, zwischen Tanja und Benni. Letzterer hat ihn im Arm, während Erste ihn über den Rücken streichelt.

Ich schiebe sie Beide weg und sie sind so taktvoll, uns alleine zu lassen, während ich Valentin eng an mich ziehe.

„Es tut mir Leid,“ meine ich und bin überrascht, wo die Tränen in meinen Augen herkommen.

„Das muss es nicht. Mir tut es Leid,“ murmelt er und ich versuche, ihn fragend anzusehen, was nicht geht, weil er sein Gesicht an meine Brust gepresst hat.

„Was tut dir Leid?“, frage ich.

„Das ich dir so viel Ärger mache.“ Ich schüttle den Kopf. „Valentin… Red doch keinen Unsinn. Mir tut es Leid, dass er so etwas gesagt hat.“

„Dafür kannst du nichts.“

„Doch. Ich hätte auf dich hören sollen. Ich hätte es lassen sollen. Ich…“

Valentin löst sich von mir. Seine Augen sind wieder verschmiert und ich stelle fest, dass ich zwei schwarze Flecken auf meinem weißen Hemd habe, was mir total egal ist.

„Nein, Joshi. Ich bin Schuld, dass dich jetzt alle hassen und…“

Ich küsse ihn sanft, ehe er weiter sprechen kann. „Hör auf, dir die Schuld zu geben!“

Er krallt sich in mein Hemd und ich ziehe ihn wieder an mich.

„Es tut mir Leid, dass er dich beleidigt hat,“ meine ich noch einmal und er schüttelt den Kopf. „Doch!“, meine ich brummig, „Das darf er nicht, dass…“

Und plötzlich spüre ich wieder diese Wut in mir hochsteigen, die mich vorhin zu meiner blinden Aktion gebracht hat.

Auf einmal möchte ich noch viel mehr tun, als ihn nur Cola ins Gesicht schütten. Ich möchte ihn packen und schlagen, bis er sich kaum mehr regen kann.

Wie kann er es wagen, meinen Freund zu beleidigen?

„Joshua.“

Ich blicke auf und in das Gesicht meiner Mutter. Wo kommt sie auf einmal her?

„Es tut mir Leid, dass ich deine Feier gesprengt habe,“ meine ich zu ihr.

Sie schüttelt den Kopf.

„Kommt wieder rein. Bitte,“ meint sie und blickt zu Valentin, streichelt ihm sanft über die Wange. „Kommt.“

Ich weiß nicht, was das bringen soll. Aber weil ihre Stimme so sanft ist, stehen wir auf und folgen ihr.

Im Saal sind alle um normale Konversation bemüht, während mein Vater mit Erwin, Rosa und Tanja in einer Ecke steht und diskutiert.

Meine Mutter begleitet Valentin zu seinem Platz zurück, wo sich auch gleich Benni um ihn kümmert, während ich zu der ‚geselligen’ Runde marschiere.

„Du solltest dich entschuldigen,“ meint mein Vater zu mir, kaum dass ich bei ihnen stehe. Ich sehe ihn an, dann Erwin, dann meine ich: „Nein.“

„Joshua!“

„Frank!“ Das ist Tanja, die nun die Hände in die Hüften stemmt. Mein Vater aber ignoriert sie und sieht mich an. Ich ignoriere ihn auch und blicke zu Erwin: „Mir egal, ob du es toll findest oder eklig oder sonst wie… Ich will, dass du es respektierst. Und ich will, dass du nie wieder meinen Freund beleidigst.“

„Joshau!“, meint mein Vater wieder, aber zu meiner Überraschung ist es meine Oma, die nun meint: „Es reicht!“

Sie sieht ihre Jungs an und meint: „Denk, was du willst, Erwin. Aber unterlass derartige Äußerungen,“ sie wendet sich wieder meinem Vater zu: „Und du solltest toleranter werden. Er ist dein Sohn und er weiß, was er tut. Fang endlich an, dass zu akzeptieren.“

Während wir sie alle mit großen Augen anstarren, kommt meine Mutter wieder zu uns.

„Da fragt jemand nach dir,“ meint sie zu mir und zupft auffordernd an meinem Ärmel. Ich blicke zu meinem Freund habe plötzlich das Bedürfnis, ihn in den Arm zu nehmen und ihn vor der ganzen Welt zu beschützen, die manchmal so gemein zu ihm ist.

Wie konnte ich ihm nur so eine Situation zumuten? Statt ihn zu beschützen, habe ich ihn mit mir ins Unheil gezerrt.

Plötzlich fühle ich mich unglaublich schlecht und fürchte fast, dass ich Valentin jetzt nicht trösten kann, sondern selbst Trost brauche.

Nun leise ich jedenfalls meiner Mutter Folge und eile zu ihm, werfe mich förmlich auf meinen Platz und ergreife seine Hände.

Er sieht mich an und ich lächle und küsse seine Stirn. „Und?“, wispert er leise und ich nicke und ziehe ihn in eine feste Umarmung. Sein Körper fühlt sich seltsam steif an, während er auf Antwort wartet.

„Alles geklärt,“ meine ich deshalb schnell und er entspannt sich ein wenig.

Sanft streiche ich über seinen Rücken und trotz meiner inneren Aufgewühltheit und Valentins hysterischen Anfall habe ich plötzlich Bock auf Sex.

Als ich das Valentin ins Ohr flüstere, muss er lachen. „Du bist unmöglich,“ murmelt er und ich zucke mit den Schultern.

„Ich will dir nur zeigen, dass du das Wichtigste für mich bist,“ murmle ich und er wird rot und haucht mir dann einen Kuss auf die Lippen. „Das weiß ich auch so,“ nuschelt er und wir baden ein wenig in dem Kitsch, der uns umgibt, bis meine Oma zu uns zurück kehrt und uns wohlwollend anlächelt.

Ich sollte mich bei ihr bedanken, dass sie so hinter uns stand. Aber ich kriege kaum ein Wort heraus. Viel zu benebelt bin ich von Valentins Anwesenheit und Nähe.

Erwin und seine Frau Angelika – die übrigens nichts zu dem Thema gesagt hat, weil sie noch nie eine eigene Meinung hatte – tauschen Plätze mit Tanja und Benni.

Dadurch lockert sich die Stimmung schon aufgrund der veränderten Sitzordnung.

Keine Ahnung, ob Erwin nun am anderen Ende des Raumes über mich lästert oder sich anhören darf, wie dumm er ist – es interessiert mich auch nicht.

Ich blicke zu den Menschen, die mir in meiner Familie immer am wichtigsten waren. Meine Oma – die als einzige von meinen Großeltern noch lebt –, die immer für mich da war. Meine Patin, die eigentlich nur die beste Freundin meiner Mutter ist, mir aber immer näher stand, als manch anderer Mensch in meiner Familie.

Und Benni, der gar nicht zu meiner Familie gehört, aber dennoch so viel mehr für mich getan hat, als alle Anderen zusammen.

„Inge war ganz traurig,“ klärt mich Rosa nun auf und ich vermute, dass Inge wirklich dachte, Anna hätte Chancen bei mir. Ich seufze. „Du kannst ihr sagen, dass ich Anna auch nicht gewollt hätte, wenn ich nicht Valentin hätte,“ meine ich zu Rosa und sie lacht auf einmal los.

Ich sehe sie fragend an und sie zwinkert mir zu: „Sie ist auch viel zu unansehnlich für dich.“

Ich starre meine Oma noch ein wenig an, weil ich kaum glauben kann, dass das gerade aus ihrem Mund kam. „Aber du hast doch immer davon angefangen und…“

Und da lacht sie wieder. „Doch nur, weil ich Angst hatte, mein Enkel findet nie jemanden.“

Daraufhin weiß ich nichts mehr zu erwidern. Rosa lacht noch eine ganze Weile, ehe sie sich in ein sehr intensives Gespräch mit Tanja verwickelt, bei dem sie Beide aussehen, als diskutieren sie gerade über das Fortbestehen der Weltbevölkerung.

Ich blicke zu Benni, der bisher schweigend an seinem Bier genippt hat und meinen Blick nun erwidert.

„Sag es schon,“ fordert er mich auf, aber ich weiß gar nicht, was er will. „Was sagen?“, frage ich deshalb nach und komme mir ziemlich dämlich vor, weil ich keine Ahnung habe, von was er spricht, während es für ihn glasklar ist.

„Das ich mich geirrt habe. Das nicht immer alles so gut laufen kann, wie mein Coming-out damals.“

Ich runzle die Stirn. „Gibst du dir jetzt die Schuld dafür?“, will ich wissen und er zuckt die Schultern. „Alter… Als hätte ich es allen gesagt, wenn ich es nicht selbst gewollt hätte.“

Er scheint nicht überzeugt und ich seufze.

„Sagt mal… es ist mein Coming-out gewesen und ich sollte mich schlecht fühlen, weil nicht meine gesamte Familie es toll aufgenommen hat. Ich sollte mich schlecht fühlen, weil ich euch da mit rein gezogen habe… Wie kommt es dann, dass ihr euch alle noch viel schlechter fühlt, wie ich?“

Benni zuckt mit den Schultern und auch Valentin antwortet nicht.

„Es ist weder deine Schuld,“ meine ich zu Benni, „weil ich selbst diesen Schritt gegangen bin, auch wenn du mich aufgemunter hast,“ ich blicke zu Valentin, „Und es ist auch nicht deine Schuld, nur weil du die ‚Frechheit’ besessen hast, in meinem Leben aufzutauchen.“

Beide schauen mich an wie Eichhörnchen, wenn es blitzt und ich seufzte genervt auf. „Das reicht! Noch ein Wort und ich hetzte euch Jona auf den Hals!“

Die Drohung scheint zu wirken, denn sofort sind sie Beide darum bemüht, vollkommen normal mit mir umzugehen. Ich muss grinsen. Irgendwie hätte ich meine Ankündigung ja gerne wahr gemacht.

Jona hätte ihnen schon erzählt, wie dämliche ihre Schlussfolgerungen sind. In einem-die-Leviten-lesen ist er ja bekanntlich wahnsinnig gut.

„Vielleicht sollten wir uns überhaupt mal bei ihm melden,“ schlägt Benni nun von sich aus vor, „Ihn dürfte das Ganze ja brennend interessieren.“

Valentin nickt. „Sicher ärgert er sich schwarz, dass er nicht dabei gewesen ist.“

Ich muss grinsen. „Überlegt mal. Dann wären hier gleich zwei schwule Pärchen gewesen.“

„Da wäre Erwin sicher auf und davon gerannt,“ lacht Benni.

„Kommt, gehen wir anrufen!“, beschließe ich und wir stehen auf und verlassen zu Dritt den Raum.
 

„Hallo Schatz!“, ruft Benni, als wir wenig später vor dem Restaurant stehen und Jona endlich ans Telefon gegangen ist.

„Habt ihrs überlebt?“

Ich frage mich, woher der Junge eigentlich überhaupt schon wieder Bescheid weiß. Aber zugegeben. Pläne, Gedanken und sonstige Ideen können einfach nicht vor Jona geheim gehalten werden, wenn Benni oder Valentin sie spitz kriegen. Irgendeiner erzählt es Jona immer. In diesem Fall tippe ich sogar darauf, dass Beide ihm ihr Herz ausgeschüttet haben.

„Ja, haben wir. Bis auf eine kleine Eskalation lief es ganz gut.“

Ich beiße mir auf die Lippen, um nicht ‚bisher’ zu sagen. Bisher lief alles ganz gut. Bisher gab es nur Erwins Aussetzer. Aber bisher hat mir auch noch nicht jeder seine Meinung dazu gesagt.

Benni und Jona plappern noch eine ganze Weile, aber ich hab dafür keinen Nerv mehr und wende mich lieber Valentin zu, der schon den ganzen Abend schweigsam ist.

Er sieht mich aufmerksam an und ich ziehe ihn in meine Arme.

„Wenn du dich aufhörst, dir Gedanken zu machen, muss ich dich anders ablenken,“ murmele ich gegen seinen Hals und bedecke diesen mit Küssen.

„Jetzt und hier?“, fragt er belustigt und ich werfe Benni einen Blick zu. „Er wird uns sicher nicht stören.“

Valentin lacht und seine Hände klatschen auf meinen Po. Oh weh… Das sollte er nicht tun.

„Ganz, wie du willst,“ murmelt er und ich erschaudere und bin mir sicher, dass dieser anfängliche Spaß in eine Richtung geht, die nicht mehr jugendfrei ist.

„Was?“, lacht Valentin in dem Moment, in dem ich versuche, auf Abstand zu gehen, „Jetzt doch nicht mehr?“

Ich packe seine Hände, die nach meinen Hüften greifen.

„Noch nicht. Aber später,“ grinse ich verheißungsvoll und er grinst und küsst mich.

Neben uns räuspert sich Benni. „Nehmt euch halt ein Zimmer.“

„Später,“ entgegen wir gleichzeitig und ich schnappe nach Valentins Lippen.

„Ich glaube, die sind beschäftigt,“ hören wir Benni zu Jona sagen, der etwas erwidert, was wir nicht verstehen. Ist auch egal.

Ich beschäftigte mich noch ein wenig mit Valentins Lippen. Was besseres fällt mir momentan auch nicht ein.

Irgendwann lösen wir uns dann und Benni fragt mürrisch, ob wir wieder mit reingehen. Wir nicken bedächtig.

Hoffentlich können wir bald gehen!



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Shunya
2012-10-17T00:52:21+00:00 17.10.2012 02:52
Hah! Sag ich doch. Die Omi ist cool, die hat es längst geahnt. XD lol
Ah~ ich bin so hibbelig. >o<
Und Val ist so süß, da heult er erst mal rum, versaut sich sein Make Up und Benni und Joshi müssen ihm erst Mut zureden. So niedlich. ;D
Puh~ na ja, das Schwierigste haben sie ja schon mal geschafft, sich gemeinsam der Familie zu präsentieren. Ich würde mich in so einer Situation auch eher wie Val fühlen. XD lol
Die Patin ist auch cool. So schön locker und begeistert. XD
Und Oma Rosa wieder. Hahahaha~ die ist wirklich klasse!!! ;P
Boah! Das war echt fies!!! ó.ó ;A;
Wie kann dieser Arsch so etwas vor Valentin sagen, überhaupt, das geht ja mal gar nicht!!! <.<
Val tut mir so Leid, dass hat er echt nicht verdient. Q.Q
Hach~ ich kann Joshi so gut verstehen. Eine Cola ist da einfach zu wenig. ó.ó
Pah, da würde ich mich auch nicht entschuldigen, für was denn bitte? Dieser Erwin hats doch verdient!
Yay, Omi Rosa regelt das schon! :D
Joshi und Val sind auch so niedlich. XD Da turteln sie einfach zwischen all den Leuten herum und sind in ihrer eigenen kleinen Welt. *O*
Und Joshi hat bock auf Sex, passt ja so gar nicht zur Situation, aber ist so genial! *lachflash* XD lol
Hahahaha~ ja, Jona hätte noch gefehlt. Ich habe ihn auch ein bisschen vermisst. XD
Die sollen sich alle mal nicht so schlecht fühlen. Mal abgesehen von dem Ausrutscher lief doch alles bestens. :3
XD Gute Idee, die sollten sich mal ein Zimmer nehmen.
Wirklich geniales Kapitel, ich habe mich so gefreut, dass es einigermaßen gut über die Bühne gelaufen ist. :D
Und es war mal wieder erfrischend ein Coming Out der anderen Art zu lesen. So mit einem großen Familienfest kam mir bis jetzt noc nicht unter. *O*
Von:  LisaEgoismus
2012-02-26T09:09:29+00:00 26.02.2012 10:09
Whaaaaaaa :D
deine verdammt pornoröse, geile, zuckersüße, eigentlich unbeschreibliche FF in 24 h durchgehaun *___*
(leider gottes musste ich zwischendurch schlafen, da mir meine äuglein so weh taten <<)
Ich liebe die ganzen Chara's so derbe <3

Ich werd mal versuchen, paar einzelne sachen, sie mir besonders hängen geblieben sind, zu kommentieren:
1. das mit diesem sven >.< *böse funkel* pfui pfui pfui böser kerl.. da kann ich Joschi so was von total verstehen, ich wäre da genau so ausgetickt wie er. auch wenn val nichts wirklich dafür konnte... dennoch... wären deine chara's real gewesen, wäre ich nach köln gefahren und hät den umgebracht
2. ich fand das ja sooo süß von val, dass er wegen joschi sein tape in den schrank legt <3
3. das mit dallas... ich hab mir nurgedacht "fahr nicht du dummer trottel, das willst du eh nicht!"
abgesehen davon ist basketball ein echt genialer sport :D
und an dieser stelle möchte ich auch sagen, als joschi und tobias nach Andy Sixx gegoogelt haben, ging bei mir ebenfalls Google auf..
und val is tausend mal hübscher als der *sven außnahmsweise recht geb*
4. das mit dem unfall.. als er da so im koma lag und joschi mit val gesprochen hatte... so traurig :'c
5. aber tse tse tse.. das die beiden sogar im krankenhaus, wo val wie ein verkrüppeltes etwas rumliegt, an sex denken... :D
sexgeil ohne ende die beiden und mir taten die beiden ja fast schon leid, als sie zu hause wären, val aber immernoch schmerzen hatte... da konnte man echt gut mitfühlen ;D
ich mag die beiden :D
6. das mit dem outing... ich hätte den erwin glaub die cola samt glas an den schädel geschmissen... <.< affe.

okee, das wärs so grob im zusammengefassten :) (ich will das auch nicht zu sehr ausbauen)

aber ich möchte dich noch bezüglich deines schreibstils loben
der ist wirklich toll und lässt sich arg gut lesen.. besonders genial finde ich ja die teils ironisch, sarkastischen bzw. zynischen gedanklichen kommentare von joschi ;D
ich werde das ganze auf jeden fall weiter verfolgen, und bis es hier weiter geht, stürz ich mich mal in deine anderen Storys dazu *muhahaha*

ganz, ganz liebe grüße von mia und danke für diese tolle ff mehr auf mexx :]

Lisa Egoismus
Von:  Arisa_abukara
2012-02-24T15:07:34+00:00 24.02.2012 16:07
*grins*
also ich find ja Valentin ist wie zucker...
viel zu süß...aber man liebt es xD

das ganze an sich ist schon eine komplizierte sache, aber wenn man schon verwante hat,
die die sache nicht akzeptieren und dumme bemerkungen geben müssen und es nur zusätzlich erschwären...tja, dann muss man versuchen damit klar zu kommen...
oder man hat ne richtig geile Oma die hinter einem steht und die Verwanden anscheißt xD

das kapitel is spitze, Drama baby Drama!! xDD
ich freu mich schon aufs nächste *-*

lg Arisa~^^
Von:  KleineBine
2012-02-23T23:19:50+00:00 24.02.2012 00:19
Die Oma von Josh ist ja mal geil. Bei der Frage wie die beiden denn Sex haben, hab ich mich an meiner eigenen Spucke verschluckt XD

Das Outing verlief eigentlichh ganz gut. Es gibt denk ich mal immer jemanden der nicht damit klar kommt.


LG Bine




Von:  RockFee
2012-02-23T20:44:08+00:00 23.02.2012 21:44
Es hätte wohl schlimmer kommen können. Erwin ist ein Dummkopf, wichtiger aber ist, dass Josh' Vater es akzeptiert.
Gut, dass Benni dabei war.

lg
Von:  Loona_Strange
2012-02-23T19:52:46+00:00 23.02.2012 20:52
war ja gar nicht so schlimm
erwin ist ein arsch *ihn raus schmeiss*
so jetzt wird alles gut :9
echt gut gewroden :)
mach so weiter
freu mich schon
gott ich liebe die zwei
valentin ist so süß :))


glg lost_angel
Von:  _haiiro_
2012-02-23T09:24:32+00:00 23.02.2012 10:24
Naja lief doch eigentlich ganz gut :)
Nicht toll aber besser als erwartet :D
Von:  Last_Tear
2012-02-22T22:38:16+00:00 22.02.2012 23:38
Faszinierend o.o
Ich bin über zwei Rechtschreibfehler gestolpert aber ich hab keinen Bock die jetz noch zu suchen >_>
Mieps X__X
Wuhahahahaha °--°
Also ja *drops*
Ich hätte auch Panik O.o
Davon ab, dass ich den Sinn dahinter nicht unbedingt verstehe @…@
Ja, man will zeigen, dass man zu der Person die man liebt steht, trotz allem x.x
*fiep*
Ganz ehrlich? Ich bezweifle, dass ich den Mut hätte, meiner Mum das zu sagen nachdem sie mir ja ihre nette "Lesbisch oder Kriminell" Nummer um die Ohren gehauen hat X___X
Mah û.u
Ok, die Oma is cool XD
*lach*
Die is echt cool ^--^


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