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Nur eine Narbe

Wie kannst du dir selbst verzeihen?
von

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Nur eine Narbe

Wie viele Wege gibt es, wenn du einen Fehler aus der Vergangenheit wieder gut machen willst? Und wie viele dieser Pfade bleiben dir übrig, wenn dein Vergehen von unverzeihlichem Ausmaß ist? Welchen Korridor musst du nehmen, um die Tür zu finden, hinter der sich die Antworten darauf verbergen, wie du deinen Freunden gegenübertreten kannst, nachdem du ihnen solche Schmerzen bereitet hast? Welchen Gang schlägst du ein, ohne dabei den Verstand zu verlieren?

Und die wichtigste Frage von allen:

Wo, in diesem Labyrinth, in dem sich dir nach und nach jeder Ausgang zu versperren scheint, wo findest du da eine Möglichkeit, einen Grund, nur die Illusion davon, dir eine Zukunft errichten zu können, in der du dir selbst verzeihen kannst?
 

Sora hatte ihm verziehen. Kairi hatte ihm verziehen.

Der König hatte ihn keine Sekunde lang aufgegeben.

Unter alldem konnte Riku nicht länger der Frage ausweichen, ob er das alles überhaupt verdient hatte…

Er wollte kein Mitleid. Nicht von einer anderen Person und schon gar nicht von sich selbst. Der Gedanke an seine Taten stieß ihn ab, widerte ihn an. Und er konnte weder „Ansem“ noch der verführenden Stimme der Dunkelheit die Schuld dafür geben. Sora war der Dunkelheit noch näher gekommen als er und hatte sich ihr nicht ergeben, keinen Moment lang.

Wie er ihn für diese Stärke, für dieses Licht, beneidete.

Kairi hatte, obgleich ihr die Dunkelheit nichts ausmachen konnte, den Willen aufgebracht, mit offenen Augen hindurchzugehen, um sie zu finden.

Und ein Teil von ihm, das konnte er nicht leugnen, hatte sich danach gesehnt, sie nicht zu Sora zu bringen, sondern bei sich zu behalten. Zumindest noch eine Weile länger.

Dieser Egoismus war ihm lange geblieben. In der Dunkelheit und im Licht.

Aber er selbst hatte die Entscheidungsgewalt in der Hand und er würde seine Schritte nicht von Selbstsucht bestimmen lassen. Er würde sich an keiner Gabelung dieses Labyrinths aus Selbstzweck für eine Richtung entscheiden. Das hatte er sich geschworen, als er die Augenbinde angelegt, als er auch den letzten Rest Licht gegen Dunkelheit ausgetauscht hatte.

Keine seiner Entscheidungen sollte mehr dem eigenen Wohl dienen. Nichts sollte nur noch für ihn entstehen. Jeder Gedanke, jede Handlung, alles wollte er seinen Freunden schenken, die ihm vergeben hatten, obwohl er es nicht verdient hatte.

Und wenn seine Pflicht erfüllt war, konnte er in die Dunkelheit zurückkehren. Sich von ihr auslöschen lassen und sich somit, vielleicht eines Tages, selbst verzeihen können…
 

Möglich, dass er es hätte besser wissen können. Aber die Hoffnung darauf, dass Sora und Kairi ihn nicht gehen lassen würden, hatte er sich nicht erlaubt.

Vielleicht war es egoistisch mit ihnen zu gehen, ihre Wärme, ihr Licht, das sie so bereitwillig mit ihm teilten, anzunehmen. Soras Hand am dunklen Meridian zu ergreifen… Aber da war dieses Gefühl, das ihm sagte, es sei in Ordnung. Da war etwas in Kairis Lächeln und ihren Worten „Ihr seid zuhause!“ das ihn einschloss, wie damals, wie schon immer…
 

Und auch, wenn er noch immer nicht jenen Pfad gefunden hatte, der ihn zu einer Möglichkeit führte, sich selbst zu verzeihen, auch wenn er immer noch im Labyrinth umherirrte, er war nicht länger allein. Und er durfte die Gesellschaft genießen. Er durfte unter ihnen leben. Mit ihnen hatte das Recht darauf, im Licht zu bleiben.

„Was hast du da eigentlich am Arm, Riku?“ Er wusste, was Sora meinte, er wusste, worauf Kairis Blick fiel und er wusste, welche Geschichte sich hinter dem Verband an seinem Handgelenk verbarg. Die Verletzung war schon alt, damals jedoch schwerwiegender gewesen, als man vermuten könnte, wenn man die groben weißen Linien betrachtete, die den gesamten Bereich der Pulsadern zierten. Er erinnerte sich an Naminés vorsichtige Berührungen, als sie den ersten von vielen Verbänden über die Wunde gelegt hatte. Er erinnerte sich auch an DiZ’, beziehungsweise Ansems, Tadel, dass mit solchen Unachtsamkeiten zu rechnen war, wenn man kaum aß und schlief und dass auch er nur ein Mensch blieb, keine Kampfmaschine, die sich pausenlos gegen Niemande behaupten und durch die Dunkelheit streifen konnte, ohne irgendwann aus Erschöpfung zu zerbrechen.

Erst jetzt nahm er diese Sätze wirklich für voll und verstand, dass sie nur aus aufrichtiger Sorge, aus dem Mitgefühl, das sich irgendwo tief im Inneren dieses, von Rache besessenen Mannes, befunden hatte, entstanden waren. Naminé und Ansem, auch sie hatten sich um ihn gekümmert, obwohl er die Hilfe nicht verdient hatte.

„Nur eine Narbe…“, erwiderte er leichtfertig. Denn manche Gewohnheiten legt man nie ab, selbst wenn einen die ganze Welt dazu anhält, es doch zu tun. Ebenso wie Sora seine Ehrlichkeit und Kairi ihre Güte für immer bewahren würden, würde auch Riku seinen falschen Stolz als sein Wappen weiterhin mit sich führen.

Aber manchmal sind es auch die nur die feinen, die fast unsichtbaren, Nuancen, die beweisen, dass Menschen sich verändern und doch immer die bleiben, die sie sind. Und vielleicht ist das in Ordnung so.

Das jedenfalls dachte Riku, als er die Worte sagte, währenddessen aber den Verband löste und ihn, wie damals die Augenbinde, vom Wind davontragen ließ…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Xaris
2011-11-05T23:28:11+00:00 06.11.2011 00:28
Hallo <3
Nun komm ich auch dazu, diese FF zu lesen. <3
(Die andere Neue werd ich vermutlich nicht lesen, ich hasse Songfics! ;_;)

Hui eine RikuxKairi FF?! Klingt Anfangs so :D *gespannt weiterles* *o*
Ach Menno - doch nicht! XD
Hm, ich mochte es auch, wie immer, wie du Gefühle beschreibst! <3
Du kannst das wirklich sehr gut! *o*
Das hat mich i-wie an die Stelle in KH 2 erinnert, als Riku fragte, wie er allen überhaupt noch entgegentreten kann. <3 (oder so ähnlich, weiß nicht mehr genau, was er da sagte! XD)
Braves, fleißiges Rainy <3 *Keks geb* <3
Von: abgemeldet
2011-11-05T12:39:56+00:00 05.11.2011 13:39
hey~

also:
ich find das ist echt ein schöner OS!
du hast ihn echt gefühlvoll geschriben udn die idee find ich auch gut...
das denke von riku hast du auch super rüber gebrahct das ich wirklich denken kann: ja, das ist riku, so ist er udn das ist seine art udn weise zu denken!

wirklich solle sache, hoffe du bekommst noch viele schöne kommis ;)

lg Riku/Sky

ps. du weißt aber schon das das kein verband ist,sondern eine armstulpe,oder???? Ô.o


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