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Und er lächelte

von

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Fieber

Seine Hände umfassten die beiden Enden des zerschlissenen, doch relativ sauberen, Lakens und legten sie aufeinander, falteten das Stück Stoff etwas unordentlich zusammen und schoben es auf die harte, hölzerne Liege, vor der er stand. Leise seufzte Anders, als er sich vor dem kleinen Stapel zusammengelegter Tücher und Stofffetzen - die er aus alten Kleidungsstücken herausgerissen hatte, um sie als Bandagen benutzen zu können - auf der Liegefläche abstützte und seine müden Augen für einige Momente lang schloss.

Erst jetzt, kurz nachdem er seinen letzten Patienten des heutigen Tages fortgeschickt hatte, kam er zum ersten Mal seit seinem frühmorgendlichem Erwachen dazu inne zu halten und durchzuatmen.

Doch das war schon in Ordnung so. Er 'mochte' den Stress und die Hektik, die sich so oft hier abspielten. Er brauchte sie irgendwie; er brauchte sie, um sich abzulenken.
 

Der erschöpfte Magier bemühte sich stets darum seine Klinik in der Dunkelstadt sauber zu halten und dennoch wehte die kühle Zugluft immer einen leichten Hauch nach Verwesung in das dunkle Loch, das Anders sein Zuhause nannte.

Er öffnete seine braunen Augen wieder einen Spalt weit und richtete sie gedankenverloren auf den Stapel der alten Stoffe vor sich. Er lebte nun schon so lange hier unten... eigentlich sollte er an den modrigen Geruch, der ihm so oft ein flaues Gefühl in die Magengegend trieb, gewöhnt sein.

Der Abtrünnige fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn nachdem er sich von dem spartanischen Krankenbett abgewendet hatte und streifte sich die pelzbesetzte Jacke von den verspannten Schultern.

Ein letztes Mal ließ er seinen ermatteten Blick durch die Räumlichkeit schweifen und trat währenddessen an seinen Schreibtisch, um seine Jacke über die Lehne des davor stehenden, wackligen Stuhls zu hängen.

Es war spät. Er sollte schlafen. Bestimmt stand Hawke morgen wieder auf der Matte, obwohl Anders alle Hände voll zu tun haben würde. Der Tod wartete nicht auf erfüllte Aufgaben in der Wildnis oder in den erhabenen Vierteln Kirkwalls. Die Zustände schwer Verletzter oder Kranker hielten nicht vorübergehend an, wenn man sich für ein paar Stunden entfernte, um einer guten Freundin in politischen Kämpfen und Streitereien beizustehen.
 

Der murrende Blonde schlug die Augen nieder und ein Schatten schien über sein Gesicht mit den tiefen Augenringen zu huschen, als er die meisten der abgebrannten Kerzen und die billigen, roten Papierlaternen mit einem knappen Wink seiner rechten Hand umgehend zum Erlöschen brachte. Nur wenige der kleinen Lichtquellen flackerten weiter unstet vor sich hin und tauchten den Innenraum der Krankenstation in ein fahles Licht.

Anders hasste die Dunkelheit... vielleicht sogar mehr als alles andere; er hatte furchtbare Angst im Dunkeln, konnte ohne ein lichtspendendes Feuer – und mochte es auch nur die klitzekleine Flamme einer rostigen Öllampe sein – nicht schlafen.

Es war die Schuld der Templer.

Sie hatten ihn vor Jahren in einer finsteren, fensterlosen Zelle eingesperrt und er hatte wahrhaftig geglaubt in dem feuchten Verlies Kinloch Holds verrotten zu müssen. Und das allein.

Bereits nach wenigen Tagen seiner schrecklichen Einzelhaft hatte er angefangen zu fantasieren, hatte geglaubt, die dicken Steinwände seines engen Gefängnisses würden ihn erdrücken wollen und er hatte leise Stimmen gehört, wo eigentlich keine hätten sein sollen.

Anders hatte sein Zeitgefühl verloren damals, er hatte angefangen irrsinnige Selbstgespräche zu führen und irgendwann... ja, irgendwann hatte er in dieser Isolation die Fähigkeit zum logischen Denken verloren. Der Abtrünnige war krank geworden und der Husten hatte ihm regelmäßig den Atem geraubt; der Eingesperrte hatte auch dann nicht aufgehört an seinen dreckigen Fingernägeln zu kauen, als er bereits Blut geschmeckt hatte.

Sein dürrer Körper war dabei in einer der verdreckten Ecken seiner Zelle gesessen, mit angezogenen Beinen und gesenktem Haupt, während sein Bewusstsein irgendwo ganz weit weg gewesen war. Wo genau wusste er heute nicht mehr, er versuchte krampfhaft sich nicht daran zu erinnern.

Es war die Hölle gewesen.

Sie hatte ihn in den Wahnsinn getrieben, die Dunkelheit.
 

Und plötzlich ein Poltern.

Anders schreckte so sehr aus seinen düsteren Erinnerungen auf, dass er beinahe in die Luft gesprungen wäre. Der argwöhnische Blonde fuhr sofort herum und richtete seine zuvor noch so verklärten Augen wach und aufmerksam in die Richtung aus der das dumpfe Geräusch gekommen war.

Während er die Türen, die in das Innere seiner Klinik führten, einige schnelle Herzschläge lang mit kritischem Blick fixierte, rührte er sich kaum. Wie zur Eissäule erstarrt stand er da und wagte es kaum zu atmen.

Hatte jemand angeklopft?

Nein, es hatte sich eher so angehört, als wolle jemand durch eine der notdürftig zusammengenagelten Holztüren hereinbrechen.

… Es war doch noch offen.
 

Nur zögerlich schaffte es Anders sich aus seiner Starre zu lösen, um der Quelle des Gepolters vor der Krankenstation nachzugehen. Nervosität machte sich in seinem Körper breit und trieb eine unfassbare Anspannung in seine müden Glieder, als er so langsam auf den Eingangsbereich seines Zuhauses zuging, als wolle er sich an irgendetwas oder -jemanden heranschleichen.

Oh, beim flammenden Hintern Andrastes... er war ja ganz schön paranoid.

Doch war es ihm zu verdenken? Wohl kaum.

Er war ein gesuchter Abtrünniger, ein gefährlicher Mörder und Deserteur der grauen Wächter; er war eine Abscheulichkeit. Es hätte ihn daher nicht gewundert, wenn die Templer nun gekommen wären, um ihn zu holen, denn sie wussten doch wer und wo er war, nicht?
 

So als befürchte Anders, er könne sich an der Türklinge des Klinikeingangs verbrennen, fassten seine schmalen Finger danach und der Blonde holte einmal tief Luft, bevor er die Türe vor sich mit einem abrupten Ruck öffnete, um nach draußen zu sehen. Eine Hand kam dem Magier nur wenige Sekunden später entgegen, von der Seite und so unmittelbar, dass er zunächst viel zu perplex war, um schnell genug zu reagieren.

Der alarmierte Anders spürte Metall und raues Leder an seinem bloßen Oberarm, als er zurück in seine Krankenstation gedrängt wurde und gab einen erschrockenen Laut von sich. Sofort griff der überrumpelte Mann auf den pulsierenden Manafluss in seinem Leib zurück, um sich zu wehren. Magie flackerte durch die kalte, muffige Luft die ihn umgab und tauchte den breiten Raum, die leeren Liegebetten, die maroden Tische und Regale in ein bläuliches Licht.

Die schweren Finger einer zweiten behandschuhten Hand griffen nach ihm und umfassten nun auch seinen anderen Arm fest – jedoch nicht in einer feindseligen Geste; vielmehr erschien es dem Abtrünnigen plötzlich so, als wolle sich der Templer, der seine Klinik soeben betreten hatte, an ihm festhalten.

Anders stockte in seinem voreiligen Tun und seine magisch geladene Aura drohte dabei wieder zu verblassen.

„Cullen.“ keuchte der Heiler tonlos hervor, als ihm der Andere aus fiebrig geröteten Augen entgegensah und an ihn sackte. Das Gewicht des Kriegers – oder besser: das enorme Gewicht dessen schwerer Plattenrüstung – zwang den Abtrünnigen nach einem kurzen, vergeblichen Protest in die Knie und hätte er es nicht wenigstens versucht den in sich zusammenfallenden Mann zu stützen, wären sie wohl beide ungebremst auf dem harten Boden aufgeschlagen.

So fiel Anders jedoch nur laut ächzend auf seine weichen Knie, während der Knight-Captain Kirkwalls noch immer an ihm hing, wie ein Ertrinkender, der sich in reißenden Fluten an einem rettenden Stück Tau festklammerte.

Cullen erzitterte merkbar und seine metallbewehrten Finger krallten sich schmerzhaft an den überwältigten Magier, der nach wie vor nicht so recht wusste, wie ihm soeben geschah. Der Templer jammerte kaum hörbar, sprach wie im Wahn irgendwelche unverständlichen Worte vor sich hin und versuchte sich wieder aufzurichten. Er scheiterte jedoch kläglich.
 

Heilige Scheiße.

Das hier musste ein Traum sein. Ein ziemlich übler Alptraum.

Was zur Hölle machte Cullen hier? Und was, verdammt nochmal, war mit ihm los?

Anders ertappte sich dabei sich tatsächlich sofort... Sorgen um den hustenden Templer zu machen und packte den Mann an den breiten Schultern, um ihn ein klein wenig von sich fort zu drücken. Er wollte ihn ansehen.
 

Der Knight-Captain sah nicht gut aus. Er blinzelte Anders aus völlig verklärten, glasigen Augen entgegen, so, als sehe er ihn nicht an sondern geradewegs durch ihn hindurch. Sein Gesicht war blass und Schweiß stand auf seiner Stirn, sein flacher Atem ging unregelmäßig und streifte heiß über die Wange des verwirrten Heilers.

Hatte Cullen Fieber? Fantasierte er?

Ah, das durfte doch alles nicht wahr sein...

„Cullen. Hört ihr mich?“ der irritierte Blonde rüttelte den schlaffen Körper vor sich ein wenig und ließ eine der gepanzerten Schultern des Templers schließlich los, um jenem einen leichten Klaps auf die Wange zu geben.

Dem Erbauer sei Dank reagierte der offenbar kranke Mann mit einem gewispertem 'Ja' und lockerte dabei endlich seinen schmerzhaften Griff an Anders' Armen, brachte den ratlosen Magier dadurch dazu erleichtert aufzuatmen.

Na, immerhin konnte der verstörte Templer noch einigermaßen klar denken. Nicht auszudenken, wenn die Vernunft des Kriegers noch entglitt und dieser dadurch negativ auf ihn, einen potentiell gefährlichen Magiebegabten, reagieren würde.

Nicht, dass es der, doch recht erfahrene, Heiler nicht mit einem rasenden Templer aufnehmen konnte, doch... er wollte nicht gegen diesen einen hier kämpfen müssen; und er hatte seine Gründe dafür.

Anders hatte trotz Gerechtigkeit nicht vergessen, was er vor langer Zeit für diesen Mann empfunden hatte. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, ganz ganz ehrlich, dann mochte er ihn noch immer auf eine völlig verquere Art und Weise. Glaubte er jedenfalls.

Und genau deswegen hatte er Cullen fortgeschickt, als dieser vor Wochen so aberplötzlich in seiner überlaufenen Klinik gestanden hatte.

Deswegen hatte er ihn immer, wenn er ihn irgendwo in der Oberstadt gesehen hatte, mit bösen Blicken und abfälliger Mimik gestraft.

Der übervorsichtige Magier hatte nicht wollen, dass ihm sein alter Freund zu nahe kam. Denn Anders' Bewusstsein bestand nicht nurmehr aus seinem 'eigenen'. Er hatte Mühe genug damit den zornigen Rachegeist in seinem brummenden Kopf im Schach zu halten, wenn ihm im Alltag einfache Templerpatrouillen begegneten. Ein Knight-Captain, der sich an ihm festklammerte war da schon ein ganz anderes Kaliber. Erst recht, wenn es sich dabei um genau diesen Templer hier handelte.

Anders biss die Zähne zusammen und schüttelte seinen Kopf, als wolle er die zweite Stimme darin damit verscheuchen wie einen Schwarm lästiger Fliegen. Gerechtigkeit lechzte im Moment nur so danach auszubrechen, um dem momentan vermeintlich wehrlosen Cullen den ungeschützten Hals umzudrehen; seine Forderung danach hallte in Anders' Schädel wider, laut und nur schwer aushaltbar. Es... es verursachte Kopfschmerzen und ein unglaubliches Schwindelgefühl, wenn der Blonde zu genau hinhörte.

Er wusste, was jedes Mal aufs Neue geschah, wenn er sich diesem Drehschwindel hingab und somit in die offenen Arme des lockenden Wesens in seinem Inneren lief: Er verlor das Bewusstsein – und wenn er wieder zu sich kam, fehlten ihm im schlimmsten Fall Stunden oder sogar Tage.

Nein, das durfte jetzt nicht passieren.
 

„Ihr müsst aufstehen.“ flüsterte der Abtrünnige hervor und versuchte das Rufen und Grollen in seinem Kopf auszublenden – ein schweres Vorhaben doch zum Glück nicht immer unmöglich.

Der Templer in Anders' Armen stöhnte nur, als der überforderte Magier erfolglos zum Versuch ansetzte ihn wieder auf die zittrigen Beine zu hieven.

Na wunderbar.

Ein wenig entnervt und gut hörbar stieß der Blonde Luft aus. Ohne große Umschweife – ahnte er auch, dass die schwere Rüstung Cullens nicht unbedingt dazu beitrug, dass sich ihr schwacher Besitzer ohne Probleme erheben konnte – machte sich der Abtrünnige daran die massiven Plattenteile der Uniform des Knight-Captains zu lösen.

Geschickte Finger lockerten Riemen von Panzerhandschuhen und Armschienen, stählerne Schnallen, die die schweren Schulterplatten an der Halsberge des Templers hielten und schließlich öffnete der Abtrünnige die Verschlüsse der Letzteren.

Anders hatte in seiner Jugend viele Schandtaten getrieben, darunter auch diverse Techtelmechtel mit irgendwelchen jungen Templerrekruten. Natürlich wusste der dünne Magier daher, wie Rüstungen funktionierten und wie man sie von den muskelbepackten Körpern schälte, an denen sie hingen.

Schwer fielen Metallteile zu Boden und Anders bot dem entkräfteten Cullen erneut Hilfe an, nachdem er schließlich auch die breiten Lederriemen dessen Brustplatte gelockert hatte, um sie daraufhin fortzulegen. Dieses Mal nahm der Templer die Hilfestellung auch an und bedankte sich dabei sogar in einem geistesabwesenden Ton.

Ob er wusste, wer ihm daraufhin auf die wackligen Beine half?

Ob es ihm gewahr war, dass er im Fieberwahn in die Fänge eines Widersachers seines Ordens gelaufen war?

Schwer vorstellbar.
 

„Langsam, langsam...“ noch immer etwas überfordert mit der momentanen Situation stolperte Anders mit dem matten Cullen auf eine der nüchternen Krankenliegen zu. Das Gewicht des Kriegers war zwar nicht mehr so groß, dass der Magier es nicht zu stützen vermochte und doch war es kein Leichtes den angeschlagenen, wankenden Knight-Captain durch die halbdunkle Klinik der Dunkelstadt zu bugsieren.

Der Blonde hielt den Arm Cullen's , den er sich über die Schultern geworfen hatte, am Handgelenk fest und hatte seinen eigenen, freien Arm um die Taille des fiebernden Templers gelegt, um jenen so gut wie möglich zu stützen.

Erst, als sich der Templer auf der angesteuerten Liege niederließ, löste der Heiler seinen Griff um ihn – und stockte nur wenige Sekunden später. Denn der Krieger fasste sich, einen gequälten Laut von sich gebend, an die rechte Seite und sank ein klein wenig in sich zusammen – doch noch saß er. Mit seiner freien Hand stützte sich Cullen auf der harten Liegefläche ab, auf der er gekrümmt saß, Blut sickerte zwischen den Fingern seiner Anderen hindurch und rann zähflüssig daran hinab.
 

Seine Bedenken hinsichtlich irgendwelcher tiefgreifenden Templer-Magier-Konflikte oder des rasenden Geistes, der an der Innenseite seines Schädelknochens scharrte, wie ein Tier, das man eingesperrt hatte, vergaß Anders in diesem heiklen Moment vollends. Mit erschrocken-fassungslosem Ausdruck in seinem Gesicht haschte er nach der Hand des Templers, die dieser nach wie vor an seine offensichtlich verletzte Seite presste.

Es sah nicht so aus, als hätte der Knight-Captain seit seinem letzten Kleidungswechsel kämpfen müssen. Die Kirchenrobe, die er über seinem langen, an und für sich schützenden Kettenhemd trug, wies keinerlei Schnitte oder Risse auf. Lediglich ein roter Fleck färbte den ohnehin schon purpurnen Stoff dunkel.

Aus leicht geweiteten, braunen Augen musterte der Heiler die dicke Flüssigkeit, die das Robengewebe nass an das darunter liegende Kettenrüstzeug klebte und schaffte es nur mit Mühe und Not Cullen davon abzuhalten die versehrte Stelle noch einmal mit schmerzverzerrtem Gesicht anzufassen.

Trug der Templer die Wunde, die sich unter seiner Kleidung versteckte, schon länger mit sich herum?

Hatte er sie denn nicht beachtet, sie nicht behandeln lassen?

Dieser Narr!

Der Magier revidierte seine vorherige Annahme über die vorhandene Vernunft seines Gegenübers wieder, als er Cullen seinen kritischen Blick entgegenhob und ihm nun aus schmalen Augen entgegensah.

Der Knight-Captain hatte Wundfieber, er drohte zu verbluten... und in diesem Zustand kam er in die Dunkelstadt? Nein schlimmer: Zu Anders.

Wie dumm musste man sein, wie gutgläubig?

War der hochrangige Templer, der eigentlich ein Vorbild für Seinesgleichen sein sollte, vollkommen von Sinnen?

Was soll das?“ schnappte der Blonde schließlich völlig außer sich. Außer sich vor... naja, vor Sorge vielleicht „Seid ihr verrückt? Seid ihr lebensmüde, hm?“.

Man kroch als benommener Templer nicht alleine in dieses stinkende Drecksloch hier herunter sondern suchte einen fähigen Geistheiler des Zirkels, dem man angehörte, auf.

Was hatte sich Cullen bloß bei dieser halsbrecherischen Aktion gedacht?

Hatte er sich denn überhaupt irgendetwas gedacht?

War das hohe Fieber schuld daran, war er vielleicht doch nicht so ganz bei sich?

Wenn ja, warum hatten ihn seine verschobenen Sinne ausgerechnet hierher, in die Höhle des Löwen, geführt?
 

Cullen reagierte nicht auf die drängenden Fragen des Mannes vor ihm, es schien so, als höre er Anders überhaupt nicht.

Nicht gut. Garnicht gut.

Der angespannte Heiler wiegte seinen Kopf seufzend und er holte Luft, um gezwungenermaßen etwas ruhiger weiter zu sprechen. Doch dazu kam er garnicht erst, denn erneut fassten die großen Hände des sitzenden Templers nach ihm.

Die nun nurmehr bloßen Finger des Fiebrigen gruben sich fest in die blonden, zerzausten Haare an Anders' Hinterkopf und zogen den Abtrünnigen dicht an den Krieger heran. Der Leib des etwas kleineren Magiers erstarrte für wenige, tiefe Atemzüge lang einmal mehr wie im Schock, als er mit der Wange voran an die des leise nach Luft schnappenden Templers gedrückt wurde. Cullen's Haut fühlte sich viel zu warm an und war etwas feucht vom Schweiß, den ihm das hohe Fieber aus den Poren trieb. Die Bartstoppeln des Anderen kratzten ein wenig, doch es fühlte sich nicht unangenehm an. Eine Tatsache, die Anders dazu brachte sich beinahe schon vor sich selbst zu fürchten.

„Die Magier im Zirkel. Sie... dürfen mich nicht anfassen.“ die heiser geflüsterten Worte drangen nah an seinem verwirrten Kopf in Anders' Ohr und der Blonde spürte Cullen's heißen Atem dabei über seinen Nacken streichen.

Ein Schauer lief dem Abtrünnigen begleitet von einer Gänsehaut über den Rücken, als der Knight-Captain nach seiner Äußerung leise und gequält in Anders' halblange, unordentlich zusammengebundene Haare seufzte.

Erst jetzt bemerkte der Magier, dass er seine beiden Hände neben dem Mann - der ihn nach wie vor so fest hielt, dass es schon fast schmerzte – leicht erhoben in der Luft schweben ließ. So, als hätte er... Angst davor den schwer und unregelmäßig atmenden Krieger mit der brüchigen Stimme anzufassen.

„Hilf mir, Anders.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Corabora
2012-07-25T21:02:41+00:00 25.07.2012 23:02
Ich bin sowas von gespannt auf das nächste Kapitel.
Mich interessiert es brennend wie es mit den beiden weitergeht.
Und wie Anders mit Gerechtigkeit zurecht kommen wird ist ja auch noch ein Grund mehr auf das nächste Kapitel zu warten.

Mir gefällt diese FF von Wort zu Wort mehr und der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen.
Also alle Daumen Hoch. :)

lg Corabora


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