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Duett

von

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13

Da das Nachdenken nichts gebracht hatte, war er also wieder arbeiten gegangen, obwohl er das eigentlich gar nicht musste. Aber er hatte gelernt, dass er nur Schwachsinn anstellte, wenn er mal nicht arbeitete. Also verbrachte er seine Freizeit halt einfach mit sinnlosen Streifen.

Sein Kopf fühlte sich viel zu schwer an und seine Laune war auch nicht die beste – aber das war ja völlig normal bei ihm. Während er seine siebte Zigarette an diesem Tag rauchte, musste er sich beherrschen, nicht schon wieder an dieses Thema, für das er keine Antworten finden würde, zu denken. Er musste es wissen. Scheiße, es war nicht logisch. Er brauchte einen Grund dafür.

Dummerweise konnte er nicht einfach mal so zu Katsura wandern und ihn danach fragen. Der würde ihn auslachen und danach wahrscheinlich in die Luft sprengen. So wie er es bei ihrer letzten Begegnung beinahe getan hätte.

Mit einem tiefen Seufzen hatte er sich in einer Ramenbar niedergelassen. Er musste ja eigentlich nicht arbeiten, daher konnte er sich ja auch etwas Ordentliches zum Essen leisten. Zudem war er der Letzte, der sich rechtfertigen musste, wenn er mal kurz eine Pause machte. Toushirou ließ sich sein warmes Essen also schmecken, bezahlte und trat dann wieder an die kalte Luft. Es lag kein Schnee mehr, aber man erkannte, dass es die letzten Tage geschneit hatte. Es war dreckig und matschig und Toushirou wollte sich gerade wieder aufregen, dass damit nur mehr unnötige Unfälle passieren, als ihm wieder jemand ins Auge fiel.

Seine stahlblauen Augen fixierten die Person und er hörte sich schlucken.

Der Hut, die Kleidung. Ein Mönch. Von wegen.

Vielleicht hätte Katsura sich lieber als Weihnachtsmann oder so einen Schwachsinn verkleiden sollen. Das wäre dann vielleicht weniger aufgefallen.

Toushirou seufzte. Er schloss die Augen für einen Moment und setzte sich dann in Bewegung. Nein, er würde nicht wie üblich lauthals losbrüllen, nein, er würde nicht in seine Richtung rennen und dabei möglichst viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Nein, heute nicht.

Mit leisen, jedoch großen Schritten näherte er sich dem angeblichen Mönch, seine rechte Hand griff zu einer der Handschellen, die an seinem Gürtel hingen, und mit einem ausdruckslosen Gesicht checkte er kurz die Lage.

Er wollte nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen. Nicht heute, nicht jetzt.

Es war eine gekonnte Bewegung, mit der er die Handschelle gegen Katsuras rechtes Handgelenk drückte und ein bekanntes Klicken kurz darauf sagte ihm, dass er ihn hatte.

Kotaro blieb stehen und Hijikata stand neben ihm, versetzt nach hinten, und betrachtete den Teil des Gesichtes, den er dank des großen Hutes sehen konnte.

»Sieht aus, als hätte es sich ausspioniert«, sagte Toushirou ruhig.

»Sie müssen mich verwechseln«, konnte er Katsura hören. Toushirous Lippen zogen sich zu einem leichten Grinsen und seine Augen lagen auf Kotaros Hals, an dem er den aufgeregten Pulsschlag ganz gut erkennen konnte. Sah so aus, als hätte er damit nicht gerechnet.

»An deiner Stelle würde ich nun brav bleiben und einfach mitkommen.«

Kotaro biss die Zähne zusammen und gerade, als er eine plötzliche Bewegung machen wollte, zog Hijikata an der Handschelle und zog Katsura in die nächste kleine Gasse zwischen zwei Häusern.

Sie standen sich gegenüber und Kotaro schenkte Hijikata ein zerknirschtes Grinsen. Man konnte ihm deutlich ansehen, das er damit absolut nicht gerechnet hatte – zu seinem Leidwesen.

»Was willst du?«, fragte Katsura ruhig und sachlich und Toushirou runzelte die Stirn.

War das sein Ernst? »Nach was sieht es denn aus?«

Kotaro öffnete den Mund, schloss ihn dann wieder und sprach dann schließlich doch. »Nach einem großen Irrtum.« Toushirou glaubte, dass er etwas anderes hatte sagen wollen.

»Ach ja?«, wollte Toushirou wissen.

Die nächste Bewegung konnte er schon vorhersehen. Katsura versuchte mit dem Mönchsstab in seine Richtung zu schlagen und wollte sich im selben Moment losreißen. Aber Hijikata spielte nicht mit. Er würde die Handschelle nicht fallen lassen. Und im Gegensatz zu Katsura trug er sehr wohl ein Schwert bei sich – und seine Schwerthand war frei. Er zog also sein Schwert, schnitt den Holzstab durch, bevor er ihn erreichen konnte und zog gegen die ruckartige Fluchtbewegung von Kotaro an.

Er biss sich auf die Zähne und schenkte Kotaro einen gefährlichen Blick. Okay, der würde das sicher immer wieder versuchen. Verständlich, irgendwo. Mit einem genervten Seufzen schnallte er die Handschelle schließlich um sein eigenes linkes Handgelenk und blickte dann wieder zu Katsura, der plötzlich fürchterlich entgeistert wirkte.

»Wieso sollte man so etwas tun?«

»Damit gewisse Idioten nicht abhauen. Wirklich; du bist der größte Idiot, der mir je untergekommen ist«, schnaubte er.

Katsura öffnete seinen Mund und schenkte ihm dann seinen üblichen, fast monoton aussehenden Blick. »Das muss ich mir von jemandem wie dir nicht sagen lassen.«

»Doch, musst du«, stellte Toushirou fest und steckte sein Schwert wieder zurück in die Schwertscheide.

»Ich weiß, dass du Zurako warst.«

»Was?«, sagte Kotaro plötzlich; seine Stimme war ein wenig höher als sonst und die plötzliche Lässigkeit von eben war auch wieder verschwunden.

»Einer unserer Späher hat es wohl herausgefunden. Und bevor du jetzt auf den beschissenen Gedanken kommst, dass ich dich gevögelt habe, weil ich gewusst habe, wer du bist, muss ich dich enttäuschen. Ich hab es erst danach erfahren, kapiert?«

Kotaro biss sich auf die Zähne und Hijikata konnte ihm ansehen, dass er versuchte sich zu sammeln.

»Wieso hast du dich nicht gewehrt?«, fragte er dann schließlich und Kotaro sah starr an ihm vorbei.

»Ich weiß nicht«, antwortete er dann und schluckte. Toushirou hob seine Augenbrauen etwas an.

»Das ist keine Antwort«, stellte er fest.

»Ich weiß es nicht, okay?«, sagte Katsura, nun etwas lauter. »Woher hätte ich wissen sollen, dass du Kerle flachlegst?«

»Ich hab dir damals schon gesagt, dass ich das eigentlich nicht tue.«

»Aber du hast es getan.«

Jetzt war es Hijikata, der dem Blick auswich und innerlich fluchte. »Ja, schön, hab ich. Und?«

»Das fragst du noch? Und im Übrigen war es absolut nicht schön«, sagte Kotaro und klang etwas angepisst.

»Du hast aber nicht so geklungen als hätte es dir nicht gefallen«, fauchte Hijikata nun aufgebracht.

Kotaro schenkte ihm einen trockenen Blick. »Bild dir nur nichts darauf ein. So gut warst du nicht.«

»Ah, natürlich, ein Mann der sich als Frau verkleidet und Transe spielt, kann das sicher beurteilen«, schnaubte Toushirou und verzog die Lippen.

Katsura schaute ihn unbegeistert an. »Was wird das hier?«, fragte er schließlich flach.

»Ich versteh es nicht«, sagte Toushirou lauter als gewollt. »Es macht keinen Sinn, wieso hast du mitgemacht?«

»Bist du schwerhörig? Hab hab gesagt, dass ich es nicht weiß!«

»Das ist keine Antwort auf die Frage! Man weiß doch, von wem man sich vögeln lässt, oder nicht. Und wir waren beide nüchtern.« Dummerweise machte das die Sache nicht besser.

»Vielleicht hatte ich ja Mitleid mit einem armen Vizekommandeur, der nie jemanden abbekommt und sich in hübsche Kerle verguckt«, sagte er trocken.

»Was zur Hölle? Hast du ein Rad ab? Ich würde genug Frauen abbekommen, wenn ich wollen würde.«

»Ach? Wenn du wollen würdest, also... Vielleicht bist du ja derjenige von uns beiden, der auf Kerle steht«, schlug Katsura trocken und ruhig vor.

Dieses Arschloch! Hijikata knirschte mit den Zähnen. »Ich stehe absolut nicht auf Kerle!«

»Hat man ja gesehen«, antwortete Kotaro ironisch betont.

»Beantworte meine Frage«, forderte er dann wieder.

Kotaro rollte mit den Augen. »Kann ich nicht. Ich kann es mir selbst nicht erklären; aber das scheint ja nicht in dein Erbsenhirn zu wollen.« Genervt lehnte er sich an die Hauswand hinter ihm und sah Hijikata weiterhin an. »Vielleicht sollte ich eher fragen, was dich geritten hat, dass du auf die Idee kommst, dass sich jede Person einfach mal so von dir vögeln lassen wollen würde.«

Toushirou warf ihm einen tödlichen, genervten Blick zu. Und dann wollte er gerade antworten, dass er das selbst nicht so genau wüsste. Zum Glück fiel ihm der Fehler noch auf, bevor er den Mund öffnete. »Du sahst gut aus und hast mich spitz gemacht; reicht dir das?«

Katsura verzog die Lippen. »Du bist abartig.«

Hijikatas rechter Mundwinkel zuckte gefährlich. »Und bist gleich so was von tot!«

»Ich zittere«, murmelte er trocken.

»Rrrrrgrchh«, knurrte Toushirou und musste sich sichtbar beherrschen, sein Schwert nicht erneut zu ziehen.

Kotaro wandte den Blick ab und blickte auf die Straße. »War das alles? Kann ich jetzt wieder gehen?«

»Natürlich nicht«, fauchte er.

»Bald ist Weihnachten«, stellte Katsura plötzlich fest und drehte den Kopf wieder in seine Richtung. »In sechs Tagen. Und, hast du schon ein Date?«

»... Was?«, wollte er wissen und runzelte die Stirn. »Ich hab Besseres zu tun als an Weihnachten sinnlos herumzuvögeln. Außerdem geht dich das einen Scheißdreck an.«

»Hm, dachte mir schon, dass du niemanden abbekommst.« Katsura winkte mit der freien Hand ab. »Du kannst einem echt leidtun.«

»Willst du mich provozieren?«

»Was? Nein. Niemals. Wer würde denn so etwas tun?«

Hijikatas freie Hand landete auf Katsuras Schulter und drückte ihn damit gegen die Wand. Er hatte seine Augenlider gefährlich verengt und starrte ihn an. »Hör auf, mich zu verarschen.«

Die Worte hatte er schon mal zu ihm gesagt, fiel ihm plötzlich ein.

Katsura hatte die Augen weiter geöffnet und starrte ihn einige Momente perplex an, ehe er ihm ein schiefes Grinsen schenkte. »Wieso sollte ich?«

»Weil es mich nervt. Und weil ich sonst ungemütlich werden würde.«

Kotaro hob seine linke, angekettete Hand ein wenig, sah dann zu den Handschellen. »Na ja, wenn ich mich schon gefangen lassen nehme – nicht, dass ich nicht wieder abhauen würde – dann will ich wenigstens ein wenig Spaß an der Sache haben.«

»Ich hab nicht vor, dich einzusperren.«

»Was?«, machte Katsura verwundert und blickte in seinen stechenden, einnehmenden Blick. »Hab ich mich verhört?«

»Nein, hast du nicht«, sagte er langsam. »Ich bin nicht im Dienst. Und außerdem nicht in der Stimmung dich festzunehmen.«

»Ist das mein Weihnachtsgeschenk, oder was?«, wollte er trocken wissen.

»Willst du, dass ich dich festnehme?«, fragte Toushirou.

»... Nein«, antwortete Katsura und blickte weg. »Du wolltest also nur mit mir reden?«

»Ja. Aber klüger bin ich jetzt auch nicht.«

»Das bist du generell nicht.«

Toushirou widerstand dem Drang, ihm ins Gesicht zu schlagen.

Eine kurze Pause trat ein.

»Würdest du nochmal mitmachen?«, fragte Toushirou dann plötzlich und wusste selbst nicht, wieso er das wissen wollte.

Kotaro schenkte ihm einen äußerst schockierten, unerwarteten Blick und ihm entging nicht, dass etwas Blut in seine Wangen schoss. Er drehte den Kopf weg. »Bist du des Wahnsinns? Wieso sollte ich das?«

»Keine Ahnung. Einfach so?«, er zuckte provozierend mit den Schultern. »Hast du am Anfang des Monats ja auch gemacht.«

Kotaro biss sich auf die Zähne. »Ich hatte gehofft, dass ich ein paar Informationen aus dir herausbekommen kann. Und das hat ja auch geklappt.«

»Ach?«, wollte er trocken wissen. »Ist das der Grund für den Sex gewesen? Eine kleine Belohnung dafür, dass ich die Shinsengumi selbst blamiert hab?«

»Wenn du es so sehen willst...«

»Nein«, fauchte er. »Will ich nicht. Ich versuche nur zu verstehen, wieso das passiert ist.«

»Keine Ahnung! Ich hab keine Ahnung; ich weiß es nicht. Ich...«, er verstummte und blickte Toushirou ins Gesicht. »Was wird das?«, wollte er dann plötzlich wissen, als er sah, dass Toushirou den großen Hut etwas nach hinten geschoben (soweit es an dieser dummen Wand eben ging) und sich ihm gefährlich genähert hatte. Ein schiefes Grinsen lag auf seinen Zügen und Toushirou konnte an Kotaros Zügen ablesen, dass es ihn verwirrte.

»Küss mich«, forderte er.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  LittleTreeflower
2011-12-13T22:44:20+00:00 13.12.2011 23:44
*quiiiiietsch* Das Kapi ist so toll!
Los, schnapp ihn dir, Tiger! Harrrr! O///O
Katsura kann Hijikata aber wirklich gut reizen. ^^ Aber kein Wunder, so wie er mit ner miesen Laune durch die Gegend rennt.
Freu mich schon darauf, wie es weiter geht! O_O


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