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Beste Freunde und ihr Rat

"Ich will doch nur, dass du nichts bereuen musst."
von

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Kapitel IX

Zum ersten Mal seit seiner vorzeitigen Exmatrikulation stand Toya auf diesem Campus. Er hatte es bisher immer vermieden mit seinen Freunden in der Universitätsmensa zu essen. Aber heute konnte er sich nicht drum herum drücken, denn nicht Matt oder Joe oder Jimmy hatten ihn eingeladen, sondern Ben, sein Freund. Dieser Gedanke fühlte sich für ihn immer noch ungewohnt an. Er hätte es nie für möglich gehalten, dass er mal eine Beziehung führen würde. Und dann auch noch mit einem Mann. Okay, all seine Versuche mit Frauen waren meist schon nach dem zweiten Date gescheitert. Aber das musste doch nicht zwangsläufig heißen, dass er wirklich homosexuell war. Vielleicht war er ja auch bi?

Das ganze Überlegen und Fragen stellen brachte doch nichts, sagte sich Toya und setzte sich in Bewegung. Er musste ja noch seinen Freund finden. Es schauderte ihn, aber trotzdem hatte er nicht vor, diese Beziehung – oder doch eher Affäre? – zu beenden. Dies würde er erst tun, wenn er den überglücklichen und den tot traurigen Gesichtsausdruck Yukis nicht mehr in seinen Träumen sah.

„Was machst du denn hier?“ Eine Hand schlug freundschaftlich auf seine Schulter und verweilte dort. Er drehte sich nach links und blickte in das fragende Gesicht Matts. „Mit Ben zu Mittag essen.“

„Er studiert auch hier?“ Toya nickte einfach. „Das trifft sich gut. Joe, Jimmy und ich wollen auch grad was essen“, dabei deutete der Große hinter sich und Toya wandte seinen Blick von dem Hobbysänger ab. Dann sah er die anderen beiden und winkte ihnen mit der rechten Hand. „Da muss ich ja nur noch Ben finden“, meinte er und sah sich suchend um. Den entschuldigenden Blick Jimmys hatte er einfach ignoriert. Was brachte es ihm auch, wenn es seinem besten Freund leid tat? Ändern konnte weder er noch er selbst etwas daran.

„Da ist er“, drängte sich Joes Stimme in Toyas Überlegungen. Nach einem kurzen Blick auf Joe sah er, in welche Richtung dieser zeigte und entdeckte seinen Freude strahlenden Freund. Irgendwie hatte Ben Ähnlichkeit mit Yuki. Warum stellte Toya das ausgerechnet jetzt fest? Verwirrt kratzte er sich im Nacken und begrüßte dann Ben mit einem kurzen Lächeln.
 

„Hier bitte.“ Ben stellte das Tablett vor Toya ab. „Danke“, antwortete dieser. „Wie viel schulde ich dir?“

„Lass mal“, damit setzte sich der Jüngste der Runde und begann zu essen, ebenso wie der Hobbygitarrist.

„Ich hab mal wieder Lust auf nen Gig“, kam es unvermittelt von Matt. Joe und Jimmy stimmten zu.

„Dann geben wir einen.“ Nüchtern und zwischen zwei Bissen hatte Toya dies gesagt und die Reaktion der anderen gefiel ihm ausgesprochen gut, aber dieses Mal nur innerlich.

„Wie?“ kam es nur von Mathew, welchen man wirklich sehr selten sprachlos erlebte.

„Die Anfrage besteht schon länger, aber da wir in den letzten Wochen doch eher weniger geprobt hatten.“ Bei dem letzten Teil des Satzes warf er seinen Bandkollegen einen vorwurfsvollen Blick zu.

„Klausuren und Referate sind wichtig“, erklärte Jimmy.

„Ja ja, schon klar.“ Toya schob sich noch etwas von dem mehr schlecht als recht schmeckendem Essen in den Mund. Einen Teil der Lebensmittel hätten roh vielleicht besser geschmeckt, überlegte er beim Kauen. „Wie auch immer ich hab das Angebot angenommen und daher treten wir nächste Woche Freitag bei der Rock 'n' Punk Night im StilLeben auf.“

„Super.“ Die Begeisterung Matts war nicht nur dessen Stimme zu entnehmen.

„Aber“, begann Toya und blickte die anderen der Reihe nach an. Ihre Gesichtszüge schienen eingefroren. „Das heißt, dass wir sowohl Freitagabend wie Samstag- und Sonntagnachmittag proben. Und wenn es geht kommt nächste Woche Donnerstag noch eine dazu.“

„Klar“, kam es einstimmig von den anderen Dreien.

„Darf ich dann kommen und euren Gig sehen?“

„Immer doch“, antwortete Matt für Toya.

„Ich wusste gar nicht, dass du in einer Band spielst“, meinte Ben leise zu Toya, während sich Matt und Joe angeregt über irgendeinen Film, den sie anscheinend erst kürzlich gesehen hatten, unterhielten.

„Und?“ Langsam sank Toyas Laune. Sie war eh nicht besonders gut gewesen, da er sich eigentlich geschworen hatte, nie wieder einen Fuß auf diesen Campus zu setzen. Und nun war er hier. Als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, musste er auch noch seinen Freunden über den Weg laufen. Er freute sich schon auf die Fragen von Joe und Matt. Unwillkürlich musste er sich schütteln.

„Ich find es nur komisch, so etwas nicht zu wissen, wenn man bedenkt, dass ich dich seit zwei Monaten kenne.“

„Und?“ fragte Toya nur wieder. Irgendwie wollten für ihn diese Aussagen keinen Sinn ergeben.

„Ich weiß nur so gar nichts über dich und das als dein fester Freund.“ Toya nahm die leichte Empörung Bens war.

„Und? Du hast nie gefragt.“

„Das stimmt doch gar nicht“, empörte sich der Jüngere.

„Ich weiß auch nichts über dich“, versuchte es Toya. Er wollte dieses Gespräch beenden. Es gefiel ihm immer weniger.

„Dabei hab ich dir vieles einfach so erzählt.“ Nun klang der Kleine niedergeschlagen.

„Ist doch egal wie viel wir von einander wissen. Wir haben doch noch massig Zeit uns kennen zu lernen.“ Toya leerte seinen Teller. Nun war Ben nicht nur empört, sondern auch zu tiefst verletzt. Und Toya begriff nicht warum. Aber das war schlagartig auch total egal, da er einen schwarzen Haarschopf entdeckte, der lächelnd, eher strahlend, auf einen jungen etwas größeren Mann zu ging und diesen umarmte, ihm einen kleinen Kuss auf den Mund gab und dann Händchen haltend mit diesem Mann verschwand. Nun war Toyas Laune weit unter den Gefrierpunkt gefallen. Wortlos erhob er sich, brachte sein Tablett weg und ging ohne sich von den anderen zu verabschieden. Die verwirrten Blicke, welche ihm folgten, bemerkte er nicht.
 

Am Abend wurde seine eh nur angelehnte Tür aufgeschoben und ein blonder Schopf schob sich wie so oft herein. Mit einem kurzen Nicken bedeutete Toya seinem besten Freund, dass er ruhig eintreten konnte und sah wie dieser ihr Tablett – meistens vergaß er, dass sie eins besaßen – herein balancierte. Darauf befand sich … „Abendessen?“

Jimmy nickte und stellte das Tablett auf dem kleinen Couchtisch in der Mitte des Raumes ab.

Toya betrachtete die Auflaufform genau und stellte fest, dass es … „Lasagne“, murmelte er und tat sich, nachdem er vor seinem kleinen Tisch Platz genommen hatte, etwas, eher eine Menge auf den Teller. Er begann zu essen und bekam aus dem Augenwinkel mit, wie es Jimmy ihm gleich tat.

„Warum bist du heute Mittag so schnell abgehauen? Hast du einen Geist gesehen?“

„So ähnlich“, antwortete Toya mit vollem Mund.

„Ben scheint total in dich verliebt zu sein.“

„Und wenn schon.“ Toya nahm sich eines von den Gläsern und füllte es mit dem von Jimmy mitgebrachten Mineralwasser.

„Das klingt ja nicht sehr begeistert.“

„Jimmy. Worauf willst du hinaus?“ fragte Toya gereizt und sah seinem Freund in die Augen.

„Ich will wissen, was du willst.“ Toya blinzelte nicht verstehend. Eine Gefühlsregung, die vor einem halben Jahr noch undenkbar bei ihm gewesen war. Aber nun war alles möglich. Nein, nicht alles. Aber einiges mehr als vor dem Auftauchen Yukis in seinem Leben. Bei dem Gedanken an diesen Studenten verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck sofort wieder. Jedoch bezog sich Jimmy auf den vorigen mit seiner Antwort: „Ich will doch nur, dass du nichts bereuen musst.“ Toyas Gesichtszüge entspannten sich daraufhin leicht.

„Ich glaub“, er holte tief Luft, „ich bin … verliebt.“

„Yuki?“ Toya nickte und behielt seinen Blick auf seinem Teller. Er konnte im Moment niemanden in die Augen sehen. Zu unwirklich kam ihm selbst diese Szene vor. Er, derjenige, der immer gedacht hatte, er konnte keine Gefühle über Freundschaft hinaus entwickeln, hatte sich verliebt. Und dann auch noch in das genaue Gegenteil von ihm selbst.

„Red mit ihm“, schlug Jimmy vor und setzte sich anscheinend bequemer hin, wenn Toya es den Geräuschen richtig entnahm.

„Er hat einen Freund.“

„Und? Das muss nicht heißen, dass er für diesen tiefere Gefühle hegt.“

„Er hat mal gemeint, er fängt nur was mit Typen an, in die er zumindest verliebt ist.“ Er nahm den letzten Bissen von seinem Teller, legte die Gabel beiseite, sah sich kurz um und fiel dann nach hinten um. „Ich …“ Er legte sich einen Arm über die Augen. „Bin verzweifelt.“

„Ich weiß.“
 

tbc...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Inan
2012-03-09T16:56:20+00:00 09.03.2012 17:56
Es ist eine lustige Vorstellung, wie Toya für außenstehende grundsätzlich unbeteiligt und gleichgültig wirkend auf dem Bett liegt, diese überforderte Geste macht und Sachen von sich gibt wie: "Ich bin verzweifelt." xD
Das passt nicht zu ihm, hoffentlich erretet Yuki ihn aus seiner Verwirrung, auch, wenn es Ben wohl das Herz brechen wird :o
Tolles Kapitel x3


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