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Grow Up

Take you to Rio
von

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Ein Theoretiker ist ein Mensch, der praktisch nur denkt.

„Hier müsste es sein!“, stellte Lake nach einem Blick auf sein Handy fest. Elias hielt den Wagen am Straßenrand und gebannt sahen wir vier uns das kleine Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite an. Es wirkte wie so ein typisches Rentnerhäuschen mit kleinem Vorgarten und einem braunem Zaun.
 

„Tja, dann wollen wir mal oder?“, fragte Naldo in die Runde. Er erhielt ein zustimmendes Nicken von uns und so stiegen wir alle ziemlich nervös aus dem Wagen.
 

Hier wohnte also Benoni Epaminondas' Sohn mit seiner Mutter.
 

Wir liefen über die Straße und durchquerten den Vorgarten, gingen brav über den Steinweg und energisch drückte ich auf die Klingel. Nichts tat sich.
 

Auf meiner Unterlippe knabbernd sah ich zu den Jungs und drückte noch einmal.
 

Ich hörte Schritte und kurz darauf öffnete sich die Tür und ein Mann stand vor uns. Schwarze Haare mit Grauansatz und in einem hässlichen grünen Shirt, dazu eine blaue ausgewaschene Jeans. Er wirkte ein wenig heruntergekommen, aber vielleicht trauerte er auch einfach nur? Der Tod seines Vater war immerhin noch nicht allzu lange her.
 

„Hallo, wir hatten telefoniert!“, meinte Naldo und reichte dem Mann die Hand, welche dieser ergriff und nickte.
 

„Kommt rein!“, meinte er und trat einen Schritt zur Seite, damit wir seine Wohnung betreten konnten.
 

Augenblicklich schlug mir der Geruch von alten Menschen in die Nase. Es roch abgestanden und in der Wohnung staute sich die Vormittagshitze. Würde es nach mir gehen, würde ich erst mal sämtliche Fenster aufreißen, aber so unhöflich wollte ich dann doch nicht sein.
 

Wir wurden durch den dunklen Flur, vorbei an verschlossenen Zimmertüren, in ein Wohnzimmer geführt. Wie es scheint wurden wir wirklich schon erwartet, denn der Tisch war mit Keksen, einer Karaffe und Kaffeetassen gedeckt. Der Tisch hatte eine Glasplatte und man konnte direkt auf den Fußboden sehen, der mit einem dicken dunkelroten Teppich ausgelegt war. Wir setzten uns auf die Sessel und machten es uns so gemütlich wie es eben ging in so einer befangenen Situation.
 

„Mein Vater hat seinen Beruf gehasst. Er hat immer wieder gesagt, dass es unmenschlich sei, wie die Häftlinge damals behandelt wurden und was wirklich dort ablief. Mit den Drogengeschäften, meine ich...“ Benoni's Sohn setzte sich mir gegenüber zu Naldo auf die Couch und goss uns allen Kaffee ein. „Deswegen hat er auch an seinem Buch geschrieben, aber es wurde nicht beendet und wird es wohl auch nie werden. Ich weiß nicht, was ich damit machen soll.“
 

„Kannte er denn Joseph?“, fragte Elias und sah den Mann vor sich fragend an.
 

„Gut möglich, ich zeige euch nachher sein Arbeitszimmer. Ich habe mich noch nicht allzu sehr damit auseinandergesetzt, mit dem was er geschrieben hat. Es hat mich nie wirklich interessiert, auch wenn er viel darüber geredet hat.“
 

Ich knabberte an einem Keks und ließ meinen Blick durch die Wohnung schweifen. Der Tod schien hier noch immer allgegenwärtig zu sein.
 

„Wie geht es Ihrer Mutter?“, fragte ich und merkte erst jetzt, dass ich es laut gesagt hatte.
 

Benoni's Sohn sah mich an, antwortete jedoch nicht sofort. „Sie hat ihren Mann verloren. Wie soll es ihr schon gehen?“
 

„Tut mir Leid...“, murmelte ich und sah geknickt auf meine Kaffeetasse.
 

„Nein, schon gut. Es war ja nett gemeint. Es wird noch eine Weile dauern, bis es wieder geht. Sie ist eine alte Frau und wer weiß, wie lange sie noch leben wird...“, meinte er abwesend.
 

Lake beugte sich vor und stellte seine Tasse auf den Tisch. „Wir wollen Sie wirklich nicht belästigen. Wir wollen nur herausfinden, ob es nicht irgendeinen Hinweis gibt, wo Elias Vater jetzt sein könnte. Bisher haben wir leider noch nicht allzu viel herausgefunden und die Aufzeichnungen Ihres Vaters sind unsere einzige Möglichkeit dem nachzugehen.“
 

Benoni's Sohn nickte. „Ja, das kann ich gut verstehen. Ich weiß nur nicht, ob es euch viel bringen wird. Vielleicht steht ja auch nichts weiter darin?“
 

„Dürfen wir uns die Unterlagen mal ansehen?“, fragte Naldo taktvoll.
 

Der Mann nickte und erhob sich von dem Sofa. „Kommt mit!“, meinte er und so folgten wir ihm zurück in den Flur. Er blieb vor einer Tür stehen und drehte den Schlüssel im Türschloss herum. Als er die Tür geöffnet hatte, ließ er uns eintreten. „Lasst euch Zeit!“, meinte er und verschwand wieder.
 

Aufmerksam ließ ich meinen Blick durch den Raum gleiten. Überall standen Bücherregale an den Wänden. Ein Schreibtisch stand vor dem Fenster und war ebenfalls voller Papier und Büchern. Lake zog den Vorhang zurück und sofort wurde es heller im Zimmer.
 

„Wo fangen wir an?“, fragte ich in die Runde.
 

„Der Schreibtisch. Benoni hat in den letzten Monaten an seinem Buch gearbeitet, dann sollten wir da auch fündig werden.“, meinte Naldo und ging zielstrebig zu dem überladenen Tisch und wühlte in den Unterlagen herum.
 

Ich sah zu Elias der, wie bestellt und nicht und nicht abgeholt, in der Mitte des Raumes stand und den Jungs zusah, wie sie die Papiere durchsahen. Wie sich das wohl für Elias anfühlte? Wenn wir irgendeinen Hinweis fanden, dann könnte es sein, dass er seinen Vater wiedersehen würde.
 

Ich sah zurück in den Flur und bemerkte eine Tür, die lediglich angelehnt war. Neugierig ging ich darauf zu und drückte sie ein Stück auf. Es schien ein Schlafzimmer zu sein. Die Vorhänge waren zugezogen. Hastig wollte ich die Tür wieder zuziehen, als ich ein Stimme vernahm.
 

„Sind Sie vom Pflegedienst?“, ertönte eine gebrechliche Frauenstimme.
 

„Ähm, nein. Tut mir Leid, ich wollte Sie nicht stören!“, meinte ich hastig und sah, wie die alte Frau, in dem viel zu großen Bett, mich zu sich winkte. Zögerlich ging ich zu ihr und setzte mich auf die Bettkante.
 

„Ich hatte schon lange keinen Besuch mehr...“, erzählte sie und lächelte mich an. Ich musste schlucken und wusste nicht was ich sagen sollte. Ich kannte sie nicht und befand mich in ihrem Haus und trotzdem regte sich die alte Frau nicht im Geringsten darüber auf.
 

„Wir wollen wirklich nicht unhöflich sein. Mein Freund ist auf der Suche nach seinem Vater und ihr Mann, also ihr verstorbener...“, ich brach den Satz ab und wusste nicht, wie ich es ihr sagen sollte.
 

„Mein Mann...“, begann sie leise und schloss kurz die Augen. „Er war ein guter Mann...“
 

„Ja, das war er...“, murmelte ich und sah auf meine Hand, die sie nun festhielt. Ihre runzelige Hand hielt mich Halt suchend fest und dann schlug sie die Augen wieder auf. „Sind Sie vom Pflegedienst?“, fragte sie mich und lächelte.
 

Ich sah sie einen Augenblick lang an und schüttelte den Kopf. „Nein. Sie sollten jetzt schlafen.“ Ich strich über ihre Hand und löste sie vorsichtig von meiner. Die alte Frau sah mich an und sah mir nach, als ich aus dem Zimmer ging und die Tür leise hinter mir schloss.
 

Ich ging zurück zu den Jungs und setzte mich neben Elias auf die kleine Bank, zwischen zwei Regalen. Ich griff nach seiner Hand, verschlang unsere Finger miteinander und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Ohne ein Wort zu sagen, sahen wir Naldo und Lake zu, die sich weiterhin durch Notizbücher und Papiere wälzten. Ich hätte wahrscheinlich längst aufgegeben. Ich hatte noch immer Mühe mich nur auf eine Sache zu konzentrieren.
 

Ich spürte wie Elias Daumen langsam über meine Hand strich und kuschelte mich enger an ihn, in meinen Gedanke war ich aber noch immer bei der alten Frau, die im Zimmer gegenüber lag. Ich hatte nicht das Gefühl, als ob sie sich wieder erholen würde und dass der Tod bereits seine Finger nach ihr ausstreckte.
 

Die Stimmung im Haus war bedrückend und einengend. Ich würde am liebsten einfach rausgehen und tief Luft holen, trotzdem blieb ich an Elias' Seite sitzen.
 

„Hier ist auch nichts...“, meinte Lake und legte ein Notizbuch zur Seite. „Da stehen nur Sachen drin, was sie mit den Gefangenen gemacht haben, wenn ich noch mehr davon lesen muss, muss ich noch kotzen!“, murrte er und nahm ein Blatt in die Hand, legte es jedoch auch zur Seite.
 

„Wir finden hier schon noch irgendetwas!“, meinte Naldo, dessen Stimme sehr zuversichtlich klang. Er gehörte wohl zu der optimistischen Sorte und gab nicht so leicht auf.
 

Lake wühlte derweil in den Schubladen herum, sah jedoch nicht sehr motiviert aus und gab genervte Laute von sich.
 

„Soll ich weiter suchen, Lake?“, fragte ich ihn und erhielt ein dankbares Nicken. Wir tauschten die Plätze und an Lake's Stelle, machte ich mich nun über die Schubladen her. Da musste doch irgendetwas sein! Ich wäre ja auch schon mit einer winzigen Information zufrieden!
 

Papier für Papier sah ich mir durch, doch das Meiste waren nur Notizen, abgelaufene Rechnungen, Strafzettel und Quittungen. Nichts von Interesse.
 

„Ist doch alles sinnlos...“, murmelte Elias.
 

Ich hielt inne und sah zu ihm. „Was meinst du damit? Das ist doch nicht sinnlos! Wir finden schon noch etwas!“, versuchte ich ihn aufzumuntern.
 

Elias schüttelte den Kopf. „Wozu?“, fragte er und sah auf seine Hände, die er locker im Schoß hielt. „Das war eine dumme Idee. Ich hätte nicht nach ihm suchen sollen...“
 

„Elias, jetzt sind wir schon so weit gekommen! Wir werden schon noch etwas über ihn finden und wenn wir das ganze Haus auseinander nehmen müssen!“, erwiderte Lake und legte seine Hand auf Elias Schulter.
 

„Ich habe keine Lust mehr...“, meinte er und schüttelte den Kopf. „Das bringt doch alles nichts! Wir werden nichts finden! Er will wahrscheinlich eh nichts von mir wissen.“
 

Ich kroch zu ihm und setzte mich vor Elias auf den Boden. Ich hielt mich an seinen Knien fest und sah Elias in die Augen, die mich nur stumpf anstarrten. „Wenn du eine Pause brauchst, können wir dich auch zum Hotel fahren. Dann bleiben zwei hier und suchen weiter. Du solltest dich ausruhen, vielleicht hilft dir das?“
 

Elias knabberte an seiner Unterlippe. „Sam hat Recht. Du siehst echt übel aus in letzter Zeit. Du brauchst mehr Schlaf und gegessen hast du die letzten Tage auch kaum etwas. Ich fahre dich zum Hotel, okay?“, schlug Lake vor und strich Elias über den Rücken.
 

Elias Blick blieb auf mir haften und nur zögernd nickte er. Ich lächelte, beugte mich vor und gab ihm einen Kuss. „Ruh' dich aus, wir schaffen das schon!“, meinte ich zuversichtlich, auch wenn ich nicht unbedingt der Meinung war, dass wir hier noch etwas finden würden.
 

Elias und Lake erhoben sich von der Bank und verließen das Zimmer. Ich sah ihnen einen Augenblick lang nach, ehe ich zur Schublade zurück kroch und weiter darin herum wühlte.
 

„Vielleicht sollten wir doch mal nach Dois Rios fahren?“, fragte Naldo nachdenklich.
 

„Was soll uns das bringen?“, fragte ich ihn zweifelnd.
 

„Uns nichts, aber Elias. Vielleicht kann er dort mit seinem Vater abschließen, sollten wir hier nichts finden.“
 

Ich sah Naldo einen Moment lang an. Wäre es nicht besser, dann einfach heimzufahren? Außerdem würde es sicher Stunden dauern, bis wir auf dieser verfluchten Insel waren.
 

„Ich weiß nicht...“, erwiderte ich unschlüssig. Ich wollte Elias nicht noch mehr Stress zumuten. Er sah jetzt schon mehr als mitgenommen aus. Ich wollte nicht, dass er womöglich umkippte. Das hätte mir gerade noch gefehlt!
 

„Was ist das?“, fragte Naldo und zeigte mit dem Finger auf das Büchlein, welches ich gerade in der Hand hielt. Es war nicht viel größer als meine Hand und sah eher nach einem Notizbuch aus, was man gut unterwegs benutzen konnte.
 

„Keine Ahnung...“, meinte ich und öffnete den Buchdeckel. Es war ein Ringbuch mit karierten Seiten. Am Anfang standen nur Zahlen, die ich nicht zuordnen konnte. Ein paar Orte standen ebenfalls darauf. Mengenangaben. Was zur Hölle war das?!
 

„Glaubst du, dass er doch in Drogengeschäfte verwickelt war?“, fragte ich Naldo und hielt ihm das Notizbuch vor die Nase. Waren die Angaben für die Dealer?
 

„Die Zahlen könnten irgendwelche Codes sein. Eine Geheimsprache vielleicht?“, murmelte Naldo. „Die Orte sind eventuell ihre Treffpunkte plus die Mengenangaben für den Inhalt, wer wie viel Drogen bekommt. Womit auch immer gedealt wurde.“
 

„Kokain...“, erwiderte ich.
 

„C.V.“
 

„Was?“, fragte ich Naldo.
 

„Hier steht C.V. Das Kürzel für Comando Vermelho. Es könnte auch das Zeichen der Drogenverkaufsplätze sein. Vielleicht wurden die Orte damit markiert?“, überlegte Naldo. „Würde mich nicht wundern, wenn sie in den Favelas gedealt haben.“
 

„Wieso gerade in den Armenvierteln?“, fragte ich ihn.
 

„Wieso nicht? Drogen lenken von der bitteren Realität ab, verschaffen einem ein unglaubliches Gefühl und es macht die Menschen abhängig. Wenn sie abhängig sind, wollen sie mehr! Je mehr Kundschaft sie haben, umso mehr können sie verkaufen und umso mehr Profit machen sie.“, erklärte Naldo.
 

Ich nickte. Verständlich, aber was hatte das mit Elias Vater zu tun? Eigentlich doch gar nichts oder?
 

„Meinst du, Elias' Vater hat auch gedealt? Ich finde es so weit hergeholt...“
 

„Und doch könnte es wahr sein! Was ist so komisch an dem Gedanken? Weil es Elias Vater ist? Na und? Wieso sollte er nicht in dunkle Machenschaften verwickelt sein? So etwas geht schneller als du denkst.“
 

„Ja, aber ich finde es komisch, wenn es eine Person aus meinem Umfeld betrifft. Das wirkt so... Ich weiß auch nicht...“, meinte ich und zuckte mit den Schultern.
 

„Zu weit hergeholt?“, ergänzte Naldo meinen Satz. Ich nickte.
 

Stumm saßen wir im Zimmer, während Naldo durch das Buch blätterte. „Möglicherweise sind es auch Informationen, die er bekommen hat, wofür auch immer, aber eventuell hat er auch mit der Polizei zusammen gearbeitet. Undercover sozusagen. Wäre doch möglich oder?“, meinte Naldo nach einer Ewigkeit.
 

Ich zuckte mit den Schultern. „Wer sollte Benoni schon freiwillig Informationen zukommen lassen?“
 

„Elias' Vater?“
 

Ich sah ihn mit großen Augen an. „Meinst du, die könnten unter einer Decke stecken?!“, fragte ich aufgeregt.
 

Naldo schnalzte mit der Zunge. „Wäre möglich...“
 

„Trotzdem haben wir immer noch keine Ahnung, wo Elias Vater sein könnte!“, fügte ich seufzend hinzu, hob einen Papierberg an und ließ ihn wieder zu Boden fallen. Das war einfach ein Ding der Unmöglichkeit diesen Mann zu finden.
 

„Ab auf die Insel!“, meinte Naldo lachend.
 

„Ich glaube, das wird uns aber auch kein Stück helfen...“, erwiderte ich ohne große Begeisterung.
 

„Ja, wahrscheinlich nicht.“ Naldo legte das Buch zu Boden und hielt inne. „Was ist das?“
 

Ich folgte seinem Blick und sah nun ebenfalls unter den Schreibtisch. Dort klebte etwas. Naldo hob die Hand und zog leicht daran, dann etwas kräftiger, als es sich nicht löste.
 

„Ein Umschlag?“, fragte ich neugierig und Naldo begann ihn mit zitternden Händen zu öffnen. Ich beugte mich vor und angespannt sahen wir in den Umschlag hinein. „Das ist ein Speicherstick...“, meinte Naldo, nahm ihn heraus und hielt ihn mir vor die Nase.
 

„Glaubst du da sind mehr Hinweise zu finden?“, wollte ich wissen.
 

„Auf jeden Fall wollte Benoni es geheim halten. Was auch immer wir darauf finden werden...“, meinte Naldo.
 

„Ist das nicht gefährlich?“, fragte ich ihn.
 

„Ihr könnt ihn mitnehmen!“
 

Erschrocken zuckten wir zusammen und drehten uns zur Tür herum. Benoni's Sohn stand im Türrahmen.
 

„Wir haben hier sowieso keinen Computer und es interessiert mich nicht, was da drauf ist.“
 

Wir nickten und Naldo steckte sich den Stick in die Hosentasche. „Wir räumen das hier auf. Können wir das Notizbuch auch mitnehmen?“, fragte er den Mann und dieser nickte.
 

„Es würde ohnehin alles nur im Müll landen, also nehmt mit, was ihr gebrauchen könnt.“
 

Wir steckten alles ein, was uns brauchbar erschien und bedankten uns für die Gastfreundschaft, ehe wir die Wohnung verließen und draußen warteten, damit Lake uns abholen kam, nachdem wir ihm eine SMS geschickt hatten.
 

„Wieso interessiert es ihn nicht?“, fragte ich Naldo.
 

„Keine Ahnung. Mir schien, als hätte er kein allzu gutes Verhältnis zu seinem Vater gehabt. Er wirkte ein wenig abweisend. Vielleicht hatte er auch einfach nur Angst und wollte nicht in irgendwelche gefährlichen Dinge hineingezogen werden?“, vermutete Naldo und prüfte ob der Stick sich noch in seiner Hosentasche befand.
 

Wir standen uns vor dem braunen Gartenzaun die Beine in den Bauch. Es würde wohl noch eine Weile dauern, bis Lake zurück kam.
 

„Sag mal, dieser Lake... Ist er Single?“, fragte Naldo mich und von der Frage überrascht, verlor ich beinahe mein Gleichgewicht, weil ich mehr oder weniger wie ein Flamingo in der Landschaft herumstand und dadurch beinahe den Gehweg küsste. Ich balancierte mein Gewicht aus, indem ich mich an Naldo festhielt und sah ihn erstaunt an. Wieso es mich so sehr überraschte, wo es doch eigentlich ziemlich offensichtlich war, wusste ich auch nicht.
 

„Na ja, sozusagen...“, meinte ich zögerlich.
 

„Sozusagen?“, fragte Naldo lächelnd.
 

„Er ist in einer Fernbeziehung mit meinem Bruder!“, erklärtet ich hastig.
 

„Verstehen sie sich gut?“, fragte Naldo. Stirnrunzelnd sah ich ihn an. Was sollte die Frage denn?
 

„Ja, sie mögen sich.“
 

„Schade...“, meinte Naldo. „Ich dachte, er interessiert sich für mich.“
 

„Na ja, Lake interessiert sich für ziemlich viel, solange es nicht bei drei auf den Bäumen ist. Meine Schwester hat er auch schon mal angemacht. Und mich auch...“, erzählte ich ihm.
 

„So einer ist er also!“, meinte Naldo lachend.
 

Ich wollte nichts Schlechtes sagen, aber ich glaubte nicht, dass Lake und Naldo glücklich werden konnten. Ich wollte es auch nicht. Ich wollte, dass Lake mit meinem Bruder zusammen blieb.
 

„Du und Elias...“, begann Naldo vorsichtig. „Eure Beziehung ist kompliziert oder? Wie lange warst du im Koma?“
 

„12 Jahre.“
 

„Wow, das ist eine lange Zeit.“ Naldo sah mich mit anerkennend an. „Du scheinst dich gut erholt zu haben.“
 

Ich nickte. „Elias hat mir geholfen. Eine gute Freundin auch. Er hat mir aber erst nach meinem Koma erzählt, dass er mich liebt.“
 

Naldo nickte. „Liebst du ihn auch?“
 

„Ja, schon, aber irgendwie... Manchmal weiß ich nicht, was ich für ihn empfinde. Er ist ein toller Freund und wir haben so ein paar versaute Sachen miteinander angestellt, aber dann...“ Wie sollte ich es ihm erklären?
 

„Da ist eine Wand zwischen euch oder?“
 

Ich sah Naldo an und nickte zögernd. „Wir hatten einen Unfall, an den ich mich aber nicht mehr erinnere. Elias hat alles gesehen, aber er will nicht darüber sprechen. Ich habe das Gefühl, als würde er sich in letzter Zeit von mir distanzieren. Wir reden nicht mehr so viel miteinander, auch wenn wir uns küssen und so...“, gestand ich ihm.
 

„Gib ihm die Nähe, auch wenn er nicht reden möchte. Irgendwann spricht er schon von sich aus. Lass ihm einfach ein wenig Zeit.“
 

Ich nickte, auch wenn es mir schwer fallen würde.
 

„Und wenn es doch nicht mit euch beiden klappt, du weißt ja, wo du mich findest!“, meinte er neckend.
 

„Haha~ sehr witzig!“ Ich streckte ihm die Zunge heraus und schüttelte den Kopf. Naldo war ja ganz nett, aber mehr auch nicht. Es war nicht so, dass ich jedem Kerl hinterherlaufen würde. Wenn dann schon eher den Frauen, aber seit ich mit Elias zusammen war, war ich mir selbst nicht mehr ganz sicher, was ich wollte. Ich wollte mit ihm zusammen sein, aber irgendwie wollte ich manchmal unsere Freundschaft dadurch nicht beeinträchtigen. Ich wollte lieber mit ihm befreundet sein, als dass da mehr daraus wurde.
 

„Lake ist immer noch nicht da...“, meinte Naldo nach einer Weile.
 

„Stimmt.“ Wo blieb er nur? So lange hatten wir auf der Hinfahrt nicht gebraucht. Naldo zückte sein Handy und schrieb ihm noch eine SMS.
 

Wir warteten, doch nach 20 Minuten kam immer noch nichts von ihm.
 

„Was soll das?“, fragte ich verwirrt und besorgt.
 

„Keine Ahnung...“, meinte Naldo sichtlich beunruhigt. „Vielleicht ist nur sein Handy aus oder sein Akku ist leer?“
 

„Und wenn nicht?“ So langsam machte ich mir wirklich Sorgen. Was war mit Lake und Elias? Wieso bekamen wir keine Antwort?
 

Naldo rief im Hotel an, doch auch dort konnten wir niemanden erreichen.
 

„Und jetzt?“, fragte ich ihn nervös.
 

„Wir rufen uns ein Taxi und fahren zum Hotel, wenn sie nicht da sind, warten wir und rufen dann die Polizei!“, meinte Naldo und knabberte auf seinem Handy.
 

„Vielleicht war es doch keine so gute Idee, selber einen auf Detektiv zu machen?“, murmelte ich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Medieval
2013-07-21T18:44:10+00:00 21.07.2013 20:44
Deine Story ist echt suuper *_*
und dein schreibstil erst :D
Aber du kannst es doch nicht einfach an der stelle aufhören lassen :o
das ist fiees!

Ich hoffe du schreibst schnell weiter
freu mich jetzt schon ^^

danke nochmal das du mir das kapi zugesendet hast :D
Antwort von:  Shunya
21.07.2013 21:03
Medieval
Vielen Dank für deinen Kommi, darüber habe ich mich sehr gefreut! :D
Schön, dass dir auch mein Schreibstil gefällt. :3
Ja, ich bin fies. XD hahaha~
Keine Sorge, es geht bald weiter. Ich schreibe zurzeit noch an ein paar anderen Geschichten, die ich erst mal beenden möchte, damit ich für GU und Loving wieder mehr Zeit habe. =9
Von:  Stella-sama
2013-06-08T09:55:23+00:00 08.06.2013 11:55
ich liiiiieeeeebe deine fanfiction <3

dein schreibstil ist immer klar verständlich und der stil ist große klasse genauso wie die story

ich freue mich schon unglaublich auf das nächste kapi
hoffe du stellst es schnell on
Antwort von:  Shunya
10.06.2013 19:30
Stella-sama
Awww~ danke für deinen Kommi. :D
Das freut mich wirklich sehr, dass die Geschichte dir so gut gefällt. OuO
So viel Lob~ *g* Danke, danke. >.<
Ich bin noch nicht zum Schreiben des Kapitels gekommen, aber ich gebe mein Bestes, damit du nicht mehr allzu lange drauf warten musst. *~*


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