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Eiszeit

Wichtelgeschichte für White_Angel
von

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Die Zukunft des Mondes


 

***
 

Es war, als wäre sie ins Licht getaucht. Sie badete in den Strahlen, die ein wohliges Prickeln zurückließen, obwohl sie völlig losgelöst von ihrem Körper und der Welt war.

Doch das Licht ließ keinen Platz für Angst – wenn sie also von der Welt gegangen war, so fühlte es sich nicht falsch, nicht bedauerlich an.

Vielleicht war es dieser Seelenfrieden, den man nur mit dem Tod erfahren konnte. Keine Zweifel darüber, ob sie ihr Leben richtig gelebt hatte oder ob sie etwas hätte ändern sollen. Sie – Usagi Chiba ehemals Tsukino – war zufrieden mit dem vielen Leben, das hinter ihr lag. Die Freundschaften, die sie begleitet hatten, im Kampf wie im Frieden. Gelacht hatte sie, viel sogar, und gestritten, aber selbst das bereute sie nicht, während sie an das warme Lachen ihrer Freunde dachte, das leise Kichern der fünf jungen Mädchen in ihren Stammlokal.

Das Bild wurde abgelöst von dunklen, leicht zerzausten Haaren, die der Wind streifte, während er sich an die Brüstung lehnte und hinaus auf das Meer blickte, mit diesen dunklen Augen, die wie das Meer selbst waren und in denen sie sich regelmäßig verloren hatte. Und es durchzuckte sie wie ein Blitzschlag, der ihr Herz wieder in Gang setzte. Geliebt hatte sie so sehr, das es schmerzte. Nein, unterbrach sie sich, sie liebte…

Und dann spürte sie, wie sich eine warme Hand um die ihre schloss und ihre Füße Halt fanden.

Eine Stimme hallte durch Zeit und Raum.

„Willkommen, Mondprinzessin“, flüsterte sie und der Goldschleier, der sich über ihre Augen gelegt hatte, verblasste. Ein kühler Windhauch streichelte ihre Wangen und zupfte an ihren Zöpfen und als sie die Augen öffnete, konnte sie ein Meer aus roten Rosen sehen. Sie durchzogen die weißen Marmorsteinplatten zu ihren Füßen, die aufgebrochen und marode waren und kletterten an den schneeweißen Säulen hinauf, auf denen königliche Löwen thronten, die sich von den dornigen Rosen nicht einschüchtern ließen und stattlich ihre Mähnen in den Himmel reckten. Über ihr waren die Überbleibsel einer ehemals stattlichen Glaskuppe zu erkennen, die einen prächtigen Festsaal zwischen all den Rosenranken und den Gesteinsbrocken erahnen ließ. Palastruinen, stellte sie bestürzt fest, und erinnerte sich an den Mondpalast, das Zuhause eines früheren Lebens, dessen Ruinen im Schatten des Mondes ihr Dasein fristeten.

Sie wandte ihren Kopf zur Seite und stellte erleichtert fest, dort Mamoru vorzufinden. Er trug seinen schwarzen Anzug und den glänzenden Zylinder. Und auch sie hatte sich verwandelt, wie sie bemerkte, als sie an sich hinunterblickte. Ihre Finger umschlossen die goldene Herzbrosche, als sich Schritte auf den vibrierenden Steinplatten näherten.

„Sailor Moon!“ Sailor Mars durchdringende Stimme schellte über das stille Palastgrab hinweg, während sie, dicht gefolgt von Venus, Merkur und Jupiter, heraneilte. Ihr seidenes, schwarzes Haar wippte aufgeregt auf und ab, während sie nach Luft schnappte. Sie schloss ihre Freundinnen in die Arme und vergaß für einen Moment die Fragen.

„Und was ist mit uns?!“ Sailor Uranus verschränkte spöttisch die Arme, während sie sich gemächlich mit Neptun, Pluto und Saturn in einigen Metern Abstand positionierte und sich durch das kurze, mandelbraune Haar fuhr. Sie hatte die vier Krieger überhaupt nicht kommen sehen, aber sie wusste nur zu gut, dass Uranus gerne betonte, schneller als jeder Windhauch sein zu können.

„Was macht ihr denn hier?“, brachte sie hervor, nachdem der erste Überraschungsmoment verklungen war.

„Neue Feinde“, vermutete Uranus ohne Zögern.

„Es war, als würde plötzlich die Welt vor meinen Augen gefrieren“, erzählte Jupiter und ihre Finger drehten an den Rosenohrsteckern, die sie trug, seit sie sie kannte. „Und dann war da plötzlich dieses Licht…“

„So war es bei mir auch“, bestätigte Venus und ein Schatten huschte über ihr porzellanfarbenes Gesicht, während sie sich gedankenverloren über den orangefarbenen Rock strich. „Ich hoffe Artemis und Luna geht es gut…“

„Aber wo sind wir hier?“ Mars warf Merkur einen fragenden Blick zu, die damit beschäftigt war, wild auf ihren Mini-Computer einzutippen, der ein störrisches Piepen von sich gab. Merkur öffnete unzufrieden das Visier und schüttelte den Kopf.

„Ich kann keine Gefahren ausmachen, noch feststellen, wo genau wir uns aufhalten.“
 


 

***
 

„Wir sind in Elysion.“ Mamoru durchbrach das Schweigen und strich mit der Hand über eine der Säulen. „Dem Zentrum des Goldenen Königreiches…“

Ihre Hände schlossen sich tröstend um seinen Arm, während sie gemeinsam auf die Überreste des einstmaligen Erdkönigreichs blickten. Trauer erfüllte sie, wenn sie an den Untergang des Reiches dachte, der so sehr mit dem Niedergang des Mondkönigreichs verknüpft war, wie ihre beiden Herzen.

„Mondprinzessin…“, abermals rief die Stimme nach ihr und zwischen den Ruinen des Palastes tauchte ein junger Mann auf, dessen silbrige Locken wild tänzelten, während seine goldenen Augen sie ins Visier nahmen. „…es ist an der Zeit…“

„Helios?“ Erstaunt und verwirrt zugleich trat sie auf den alten Bekannten zu, der vor ihren Füßen in die Knie ging und sich verbeugte.

„Warst du es, der ins hierher gebracht hat?“

„Eure Träume haben euch zu mir geführt…“, erklärte der Hüter der Träume und lächelte.

„Aber wie ist das möglich?“, meldete sich Neptun zu Wort und strich sich eine Locke aus dem Gesicht.

„Ihr seid in einen tiefen Schlaf gefallen.“ Helios richtete sich auf und wandte sich nun wieder direkt an sie. „Es ist soweit. Die Erde wurde von einer Eiszeit heimgesucht, so wie es ihr vorbestimmt ist – so wie es dir vorbestimmt ist, Mondprinzessin.“

Verzweifelt suchte sie Mamoru, der schützend seinen Arm um ihre Schultern legte.

„Viele Jahrhunderte regiert nun schon das Eis, doch es ist an der Zeit, dass der rechtmäßige Herrscher seinen Platz einnimmt.“

„Jahrhunderte?“, echote Jupiter fassungslos und der nussbraune Pferdeschwanz bebte erschrocken.

„Soll das heißen, wir schlafen seit tausend Jahren unter einer Eisschicht, während wir hier herumtrödeln und Zeit verlieren?“, ungeduldig fuhr Uranus dazwischen und wandte sich nun direkt an Helios, den sie mit drohendem Blick musterte.

Der Wächter über Elysion und die Träume der Menschen schüttelte besänftigend den Kopf. „Der Zeitpunkt ist genaue der richtige, um Sailor Moon hinter sich zu lassen, für den neuen Stern, der kommen wird. Die Mondprinzessin muss nun ihren Platz einnehmen, den ihr das Schicksal zugeteilt hat und zur Königin der Erde werden. Neo Queen Serenity.“

All ihre Blicke waren auf sie gerichtet.

Sie schluckte, wusste nicht, was sie sagen oder tun sollte, denn die Angst schnürte ihr die Kehle zu. Von einem Augenblick auf den anderen war aus der Zukunft die Gegenwart geworden und die Last wog schwer auf ihren Schultern. Die Erwartungen, die auf ihr ruhten, die Angst zu versagen, und all die verdrängten Fragen, brachen aus ihrem Unterbewusstsein hervor. Doch bevor sie in eine Strudel aus Angst und Panik geraten konnte, strichen warme Hände über ihre Wangen.

„Usa-ko“, hörte sie Mamoru, „Hab keine Angst. Ich werde immer bei dir sein“, flüsterte er, so dass nur sie seine Worte hören konnte, „Wir wussten immer, dass dieser Tag kommen würde, nun ist er da und wir müssen einfach das Beste daraus machen – für die Menschen, die auf uns zählen. Für uns. Für Chibiusa.“ Er lächelte sein warmes Mamoru-Lächeln und wischte die heimlichen Tränen beiseite, die sich in ihre Augenwinkel verirrt hatten.

„Für Chibiusa.“, wiederholte sie mit pochendem Herzen und lächelte. Leise verabschiedete sie sich von Sailor Moon und ihren Abenteuern. Es war an der Zeit erwachsen zu werden, mutig zu sein und für Liebe und Gerechtigkeit einzutreten.

Ihre Hände reckten sich in den Himmel, während ihre Freundinnen sich an den Händen hielten und sie in die Mitte ihres Kreises aufnahmen. Sie spürte, wie der kurze Rock und die Schleife vor der Brust verschwanden und wallende Stoffschwaden sich ihren Weg bahnten.

„Macht des Silberkristalls…“
 


 

ENDE
 

Anmerkung:

Und hier endet dieser kleine Ausflug auch schon. Ich gehe gerne mit einem Knall und alles was ich erzählen wollte, wurde erzählt.

Übrigens ist der Junge, dem Usagi in Kapitel 1 begegnet einer derjenigen, die später von ihr auf den Planten Nemesis verbannt werden, als Strafe für ihren Verrat. Dort wird Black Moon gründen, welches die zentralen Antagonisten der zweiten Staffel stellt. Der Junge ist quasi ihr Vorahne, daher scheint Usagi sein Gesicht so vertraut zu sein. Was die Zukunft bringt, wissen wir alle...

Bis dahin

PenAmour



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Emerald_Phoenix
2012-02-03T00:40:36+00:00 03.02.2012 01:40
Eine sehr schöne Fortsetzung des vorherigen Kapitels. Gut durchdacht und vor allem sehr überzeugend wenn man bedenkt, dass sie sich erst Sorgen um die Zukunft macht, dann "eingefroren" wird und dann in einer Art Traum erwacht. Denn für sie scheint ja keine Zeit vergangen zu sein und jetzt ist die Situation da, vor der sie sich so gefürchtet hat. Nichts desto trotz passen die Reaktionen der einzelnen Figuren. Daumen hoch, hat mir sehr gut gefallen und du hast dir eine der für mich interessantesten Stellen aus dem Anime gefischt. <3
Von:  Kaninchensklave
2012-02-01T23:39:12+00:00 02.02.2012 00:39
Wow wieder ein Tolles Kap

Tja das es nun soweit war un die Eiszeit angebrochen ist
war fast logisch und wer weiss da Ihr der JUng so bekannt vor Kam
vieleicht kann sie ja die Zukunft ändern und den Jungen an seinem Verat hindern aber ich glaube nicht das es dazu kommt da die Zukunft in geordneten Bahnen verlaüft und nicht geändert werden darf.

Freue mich schon auf deine nächste FF

den diese hat mir sehr gut gefallen


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