Zum Inhalt der Seite

With love...

Wichtel-OS-Sammlung 2012
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Abstinence

„Hugo!“

Lily wedelte mit der Hand vor seinen Augen auf und ab.

„Erde an Hugo!“

Er hob den Kopf und sah seine beste Freundin an.

„Was ist los? Du hast noch keinen einzigen Witz gemacht. Oder besser du hast eigentlich gar nicht den Mund aufgemacht. Bist du krank?“

Sie legte ihre Hand auf seine Stirn und er schob ihre Hand beiseite.

„Ich faste“, antwortete er schlicht und wand sich wieder dem Buch in seinen Händen zu.

Lily sah ihn entgeistert an und schüttelte den Kopf.

„Aber deine Witze gehören zu dir wie zu mir Quidditch und das würde ich niemals fasten!“

„Solltest du mal versuchen“, brummte Hugo.

„Lieber faste ich Hausaufgaben. Ohne Quidditch sterbe ich!“

Hugo schwieg und las weiter in seinem Buch.

Er konnte beinahe spüren, wie Lily mit den Augen rollte.

„Was liest du?“

Er kannte Lilys Maschen und wusste, dass der Themenwechsel nur einer weiteren gezielten Attacke diente, um herauszufinden, warum er auf das Witze reißen verzichtete.

„Ein Muggelbuch“, antwortete er.

Lily entzog ihm das Buch und las den Titel.

„Ist das nicht das Buch mit dem Lucy seit Tagen herumläuft? Mir hat sie es auch empfohlen, aber ich bin keine Leseratte und weiß auch nicht, was ich damit soll.“

„Ich dachte, dass ich ihr eine Freude mache, wenn ich es lese. Wirklich Lust auf das Buch hab ich auch nicht, aber Lucy fühlt sich sowieso als Außenseiterin. Du verbringst nur noch Zeit mit Quidditch und ich bin mehr mit Streiche spielen beschäftigt.“

Lilys Augen wurden größer. Wahrscheinlich war ihr vorher gar nicht aufgefallen, dass sie kaum noch Zeit mit Lucy verbrachten.

„Wie nett von dir. Du tust das für Lucy.“ Lucys Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen. „Aber deswegen gleich aufs Witze machen verzichten? Da steckt mehr dahinter. Spuck es schon aus! Bist du in Lucy verliebt?“

Manchmal wünschte Hugo sich ernsthaft, dass Lily nachdenken würde bevor sie herausplatze mit ihrer Sicht der Dinge und auch vor ihrem Handeln nachdenken würde.

Aber das war eine ihrer schlechten Angewohnheit, die sie nur schwer ablegen würde. Genau wie er mit seiner Tollpatschigkeit immer zu kämpfen haben würde und dass er wie sein Vater dazu neigte alles persönlich zu nehmen. Er wünschte, dass er ein bisschen mehr wie seine Mutter war, deren Miene nicht immer verriet, was sie dachte.

Doch er war ein offenes Buch und Lily traf direkt ins Schwarze.

Er dachte an den gestrigen Tag zurück.
 

„Hey Lucy!“

Hugo hoffte, dass er nicht sofort rot anlief, wenn sie ihn ansah, doch er spürte eine leichte Röte über sein Gesicht ziehen, als sie sich umdrehte.

„Hugo“, entgegnete sie überrascht und zwirbelte mit ihren Haaren herum.

Das machte sie immer, wenn sie nervös war. Auch eine dieser schlechten Angewohnheiten, auf die man gern verzichten würde, es aber nicht konnte.

Genau genommen hatte jeder Mensch mindestens zwei schlechte Angewohnheiten, die ihm meist selber kaum auffielen.

Und wenn sie einem doch auffielen, versuchte man sie mit allergrößter Mühe abzulegen, was es eher verschlimmerte, als es verbesserte.

Hugo hatte sich damit abgefunden, dass seine schlechten Angewohnheiten ein Teil von ihm waren und bemühte sich nicht mehr darum, es zu ändern.

Dachte er zumindest. Aber dabei belog er sich zum Teil doch auch selbst, denn in diesem Augenblick wünschte er sich, dass er keine einzige schlechte Angewohnheit hätte.

„Ich hab gesehen, dass du dieses Muggelbuch liest. Was ist es denn für eins?“

Ein Strahlen fuhr über Lucys Gesicht und sofort hörte sie auf mit ihren Haaren zu spielen.

„Das hab ich von meiner Mutter. Es heißt „Stolz & Vorurteil“ und ist ein wirklich schönes Buch. Du solltest es mal lesen!“

Hugo nickte. „Wenn es so gut ist, riskiere ich mal ein Blick hinein. Probieren geht schließlich über studieren.“

Erfreut zog Lucy das Buch aus ihrer Tasche und drückte es ihm in die Hand. Alleine ihr Lächeln belohnte ihn und er nahm sich fest vor, dass Buch zu lesen, auch wenn er es eigentlich nicht vorgehabt hatte, aber dann konnte er mit ihr über etwas reden.

„Schade, dass wir nicht mehr so viel Zeit miteinander verbringen“, murmelte Hugo und dachte zurück an die Kindertage, wo sie unzertrennlich gewesen waren.

Lucys Antwort traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube.

„Ist doch besser so. Ganz ehrlich deine schlechten Wortwitze und Lilys Gelaber über Quidditch nerven manchmal echt einfach nur. Nimm es mir nicht übel, aber ihr seid einfach noch nicht wirklich erwachsen. Ihr konzentriert euch noch gar nicht auf das, was nach dem Abschluss kommt.“

Hugo war entsetzt. Lucy sah ihn zwar entschuldigend an, aber er spürte deutlich, wie etwas in ihm zerbrach. Noch nie hatte ihn jemand so etwas gesagt. Klar er wusste, dass er kindisch war, aber so war eben und das mochte er an sich.

Jeder lachte über seine Witze, egal wie schlecht sie waren und nun fand ausgerechnet Lucy das nervig. Für ihn war das keine schlechte Angewohnheit.

Es war ein Teil von ihm.

Er schluckte schwer. „Naja, ich werde dann mal zum Unterricht gehen. Ich gebe dir das Buch wieder, wenn ich es gelesen hab.“

„Okay bis dann.“

Lucy drehte sich um und ging.

Geknickt schlurfte Hugo zu Pflege der magischen Geschöpfe.
 

Lily musste ihn genau beobachtet haben, denn er sah in ihrem Blick, dass sie auch ohne Worte wusste, was in ihm vorging.

„Ich geh ihr sofort die Meinung sagen. Sie kann dir doch nicht das Herz brechen. Vergiss was auch immer sie zu dir sagte, denn sie hat dich nicht verdient. Du liest sogar ihr Buch! Du hättest ihr sogar deinen Glücksbringer geliehen, wie mir damals vor den Auswahlspielen, als ich dachte, dass ich nie ein Platz in der Quidditchmannschaft bekomme. Und das obwohl du ihn selber gebrauchst hast, als du diesen Zwischentest schreiben musstest!“

Hugo musste lächeln. Er hatte den Test vergeigt, aber Lily hatte es in die Mannschaft geschafft und sie war ihm bis heute dafür dankbar, dass er für sie auf seinen Glücksbringer verzichtet hatte.

„Lass es gut sein“, murmelte Hugo. „Ich brauch nur meine Ruhe.“

Lily funkelte ihn wütend an und er sah ihr an, dass sie sofort aufspringen wollte, um Lucy alles Mögliche an den Kopf zu werfen.

„Denk lieber nach. Meinst du es würde dadurch besser werden? Ich brauch wirklich nur ein wenig Ruhe. Ich erhol mich schon davon.“

Lily seufzte. „Du hast Recht. Du sollst nur wissen, dass ich dich immer gegen jeden verteidigen würde, weil du mein bester Freund bist. Und ich liebe deine Witze. Darauf solltest du nicht verzichten, denn du hast die natürliche Gabe alle zum Lachen bringen, auch wenn ihnen nach Weinen zumute ist. Und das ist ganz sicher nicht schlecht, sondern wunderbar. Ich beneide dich ein wenig darum.“

Hugo spürte Tränen in seinen Augen aufsteigen. Das war das beste Kompliment, das ihm je jemand gemacht hatte.

„Danke“, flüsterte er.

Lily lächelte. „Dann lass ich dich jetzt in Ruhe, aber ab morgen ist mit dem Fasten wieder vorbei, klar?“

Hugo nickte und Lily verschwand.

Er war Lily mehr als dankbar dafür, dass sie ihn in Ruhe ließ. Für heute wollte er alles fasten, was Lucy nicht an ihm gefiel, um zu erkennen, dass er sich für die wahre Liebe ebenso wie für die wahre Freundschaft nicht verändern musste.

Er musste ganz er selbst bleiben, denn nur so gefiel er sich selbst.

Trotz schlechter Angewohnheiten war er mit sich zufrieden.

Lily war ihm wirklich die beste Freundin, die er sich wünschen konnte.

Und Freundschaft war alles, was er jetzt wirklich brauchte.



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2012-05-05T20:15:41+00:00 05.05.2012 22:15
Hallihallo^^
Nachdem du dir doch noch die Mühe gemachst hast, den OS zu schreiben habe ich mich bei der ersten Gelegenheit (die leider auch ein bisschen spät kam, sorry XD) daraufgestürzt.

Ich musas gestehen, dass ich am Anfang nicht so begeistert war, weil ich dachte du schreibst jetzt einfach nur, dass er fastet, ohne viel Hintergrund.
Aber jetzt muss ich mich entschuldigen, dass ich dich da so unterschätzt habe, denn es ist wirklich eine nette Idee, dass Hugo fastet, um sich klar zu machen, dass Lucy ihn nicht verdient hat und nicht die wahre Liebe ist.

Außerdem ist der Schluss, den du am Ende ziehst sehr schön und ich liebe es, wenn eine Geschichte mit einer Moral oder einem Sprichwort endet XD.

Dann gefällt mir auch noch deine Lily sehr, weil sie Hugo so gut versteht und ihn unbedingt sofort verteidigen will. Und dein Hugo natürlich auch. Der ist echt ein klasse Freund, wenn erextra auf seinen Glücksbringer verzichtet, damit Lily Glück hat.

Deine Lucy finde ich sehr interessant. Sie ist gemein, aber das isr ja auch Sinn der Sache XD. Zudem ist sie das komplette Gegenteil zu meiner Lucy. Wenn du zufällig mal "Oh du fröhliche..." von mir lesen solltest, wirst du herausfinden, dass sie bei mir die ewig kindische ist.

Und zum Schluss muss ich noch sagen, dass ich "Stolz und Vorurteil" liebe, wegen der ironischen Art, wie es geschrieben ist und weil man Abneigung und Zuneigung Elisabeths gegenüber MR. Darcy absolut nachempfinden kann. Ich habe mich also gefreut wie ein Schnitzel, als ich gelesen habe, dass dieses Buch dort gelesen wird.

Vieln Dank für dsa nette Geschenk
LG Chiyo


Zurück