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Sons of Odin

Die Heimkehr nach Asgard
von

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Die Macht der Asen

Asgard hatte zurück zu seiner Routine gefunden, als bemerkte es die Zerrissenheit der Königsfamilie nicht. Doch sie war da und hatte das Leben und das Ansehen der Söhne Odins verändert.

Wo früher Prunk und Genuss geherrscht hatten, war nun Stille eingekehrt.

Eine ganze Weile war seit den Ereignissen in Midgard und Lokis Rückkehr vergangen, als Thor erneut den Palast verließ. Seine Freunde hatten ihn zwar dazu aufgefordert, mit ihm zu speisen, doch der Thronfolger war heute nicht in der Stimmung.

Er durchstreifte die Straßen, bis er den Rand Asgards und seine Klippen erreichte. Hier war es ruhiger, nur das Tosen des Wassers war zu vernehmen. Er stand am Rand des Abgrunds und streifte gedankenverloren mit den Fingern über Mjölnir, den er immer noch stets mit sich trug, auch wenn zur Zeit Frieden in Asgard herrschte.

Die Frage war nur, wie lange noch und da lag das Problem: So lange die Situation so unsicher war, wagte er es nicht, nach Midgard zu reisen, auch wenn er sich nach nichts anderem sehnte.

Denn das Reisen hatte sich verändert, seit er Bifröst zerstört hatte. Es war nun wieder möglich, doch es war schwerer als zur Zeit der Regenbogenbrücke.

Hinzu kam, dass die Chitauri einen Rachefeldzug auf Asgard planten, da sie sich von Loki betrogen fühlten. Mehr als das wussten die Asen nicht, aber so waren sie wenigstens nicht unvorbereitet, wenn es wirklich zum Krieg kommen würde.

Diese Spannung war unerträglich für Thor – er wünschte sich, in die Schlacht ziehen zu können, um es hinter sich zu bringen. Doch hatte Odin angeordnet, dass niemand die Chitauri angreifen würde. Und dieses Mal würde Thor sich seinem Vater nicht widersetzen.

So verbrachte er seine Zeit damit, sich zu stärken und zu versuchen, nicht all zu oft an den letzten Kampf und an seine Zeit in New Mexico zu denken.

Doch es gelang ihm nicht. Immer wieder schweiften seine Gedanken zurück zu Jane Foster, mit der er nur wenige Tage verbringen konnte.Aber er wagte es nicht, Heimdall all zu oft nach ihr zu fragen.

Gedankenverloren blickte er hinüber zu Bifröst, schön und funkelnd wie eh und je, auch wenn die Brücke nun abrupt endete.

So merkte er nicht, dass eine Person von hinten heranschlich, nur um sich leise und unvermittelt neben ihn zu stellen.

Es war Loki.

Thor blickte seinen Stiefbruder erstaunt an. Er hatte ihn in letzter Zeit nicht oft gesehen – meistens verbrachte Loki die Zeit außerhalb des Palastes. Seit seiner endgültigen Bestrafung vor einigen Wochen war es noch seltener geworden, dass die beiden sich über den Weg liefen.

Der Allvater hatte Lokis Bestrafung noch erhöht: Er hatte Loki die Kräfte entzogen, wie einst auch Thor. Seine Magie war damit völlig verschwunden, er hatte nun dieselben Kräfte wie ein Sterblicher.

Thor wusste, dass das eine sehr viel größere Bestrafung für Loki war, als ihn einzusperren – wobei Asgard ihm eh wie ein Gefängnis vorkommen musste. Zumindest fühlte der blonde Mann sich selbst so und ihm war es ja offiziell noch gestattet, die Heimat zu verlassen.

Auch hatten sich die meisten der Asen von Loki abgewandt. Wie hätte es auch anders sein können, nachdem seine Herkunft nun bekannt war und auch die Dinge, die er auf Midgard angerichtet hatte?

Die meisten Asen verachteten ihn dafür, dass er das Volk angegriffen hatte, das Odin einst vor den Frostriesen geschützt hatte. Thor wusste nicht, ob Loki sich daran störte, denn sein Bruder war nie einer von jenen gewesen, der sich darum gekümmert hatte, was andere von ihm dachten. So hatte er schon immer den Ruf des Mannes gehabt, der anderen gerne das Leben schwer machte.
 

Doch für seinen Bruder war Loki weiterhin dieselbe Person. Wie hätte er ihn hassen sollen, wo er doch mit ihm aufgewachsen war? Für ihn war Loki ein Teil seiner Familie und er zögerte nicht, es ihm auch zu sagen.

Außerdem war ihm bewusst, dass Frigga Loki genau so liebte. Immerhin hatte sie ihn aufgezogen und ihn heranwachsen sehen.

„Was machst du hier?“, riss Loki ihn schließlich aus den Gedanken.

„Dasselbe könnte ich dich fragen.“

Beide sprachen in einem lockeren Tonfall, um zu verhindern, dass der andere erkannte, was sie dachten. Thor konnte sich anstrengen, wie er wollte, er wusste nicht, was in Loki vorging.

Er war schon immer unergründlich gewesen, vor allem, wenn er wirklich etwas verbergen wollte, doch nun verriet sein Gesicht absolut gar nichts – Thor konnte nicht einmal Versuchungen anstellen. Ob er wohl darüber nachdachte, wie er seinen Plan erneut aufnehmen konnte? Oder ob er endlich verstanden hatte? Der Donnergott konnte es nicht sagen.

„Es ist ruhiger hier“, sagte Loki schlicht. „Deswegen wundert es mich ja, dass du hier bist – genießt du nicht die Feste, die zu deinen Ehren veranstaltet werden? Sonst warst du doch immer erpicht darauf, zu beweisen, was für ein guter Thronfolger du bist.“

Wieder diese Geschichte. Loki hatte es nie offen zugegeben, doch Thor ahnte, was wirklich Lokis Problem war: Er strebte nach Macht, die er als zweiter Sohn des Königs niemals gehabt hatte. Er wollte sich von dieser Rolle lösen. Mit allen Mitteln.

„Feste und Ruhm sind nicht alles, was mich interessiert.“

„Das ist mir neu.“

Die beiden sahen sich an, mit ernstem Blick und Thor wusste nicht, wie er diese Konversation auffassen sollte. Neckte sein Bruder ihn, oder war es sein voller Ernst?

Seufzend wandte der Sohn Odins seinen Blick wieder zu Bifröst. Sollte er es seinem Bruder erklären? Vermutlich würde er es nicht verstehen.

Loki hatte deutlich klar gemacht, dass er nichts von den Menschen hielt. Wie sollte er dann nachvollziehen können, was Thor empfand?

„Ich habe einiges dazugelernt“, sagte er schließlich.

Loki schnaubte verächtlich. „Und ich gehe davon aus, dass du mich daran teilhaben lassen wirst.“

„Ich werde es dir nicht aufzwingen, wenn du es nicht willst.“

Erneut sahen die beiden sich an.

„Ich verstehe nicht, was dir so an Midgard gefällt. Ist es allein diese Frau? Asgard hat auch schöne Frauen, deren Lebensspanne nicht kurz wie ein Insektenleben ist.“

Insektenleben. Dieses Wort beschrieb gut, was sein Bruder für die Menschen empfand, dachte Thor. Aber er hatte in gewissen Punkten recht – Janes Lebensspanne war kurz und alles, was Thor wirklich aus erster Hand über die Welt der Sterblichen wusste, war von ihr geprägt.

Die Frage war, ob er sie wirklich liebte. Er hatte vorher nicht viel Interesse an der Liebe gehabt. Als Thronfolger Asgards hatte er sich immer gefühlt, als stünde er über solchen Dingen.

Doch dies war nun anders – seit Jane in sein Leben getreten war, hatte er bemerkt, was ihm die Personen um ihn herum bedeuteten.

Auch Loki hatte dazu beigetragen. Dass er Liebe für seine Familie empfand, war Thor immer so selbstverständlich vorgekommen, dass er es kaum beachtet hatte. Sein Hochmut kannte damals keine Grenzen.

Doch in der Zeit, in der er dachte, Teile seiner Familie für immer verloren zu haben, hatte er bemerkt, wie wichtig Familienbanden auch für sein Leben waren, königliches Blut hin oder her. Und genau das war es, was ihn immer noch darauf hoffen ließ, dass Loki zurück zu seinem alten Ich finden würde.

„Wirst du zurück nach Midgard gehen?“, setzte Loki erneut an.

„Ja. Ich weiß noch nicht wann, aber nun, da Heimdall eine Lösung gefunden hat, werde ich genau das tun.“

„Wegen der Frau“, sagte Loki verächtlich.

„Ja, auch wegen Jane. Aber auch, weil ich nun ein Teil dieses Planeten bin. Ich habe meine Spuren dort hinterlassen, genau so wie du. Und ich werde diese Gruppe von Menschen unterstützen.“

Der dunkelhaarige Mann schüttelte den Kopf. Nein, er verstand nicht, was Thor fühlte, genauso wenig wie Thor Lokis Gefühle verstand. Das wurde Thor von Mal zu Mal klarer.

„Warum? Begründete sich ihr Bündnis nicht auf Verzweiflung und auf Wut? Oder rohe Gewalt?“, fragte Loki. „Diese Sterblichen bekriegen sich selbst, so machtlos sie auch sind.“

Ein Schmunzeln stahl sich auf Thors Lippen, als er diese Argumente hörte.

„Sie mögen unausgeglichen sein, doch letztlich haben sie aufeinander vertraut. Ich habe ihnen vertraut. Ich habe Seite an Seite mit ihnen gegen die Chitauri gekämpft und du weißt genau so wie ich, zu was sie im Stande sind. Warum sonst wären die Chitauri so wütend auf dich? Du hast die Menschen unterschätzt.“

„Das mag sein, doch es ändert nichts an den Tatsachen.“

„Welche Tatsachen? Dass sie Gefühle besitzen, die zu Spannungen führen können? Mein Bruder, sind wir auf irgendeine Weise anders als sie? Auch wir streiten uns, auch wir spüren die Wut in uns auflodern.“

„Aber wir können uns auf einen weisen König verlassen, der uns zurück in die richtigen Bahnen bringt, sollten wir sie verlassen. Und das brauchen die Sterblichen auch. Und das war es, was ich ihnen zu geben vermochte“, erläuterte Loki.

„Vater versucht tatsächlich, dich zurück in die richtigen Bahnen zu bringen, Loki. Deswegen muss ich dir in diesem Punkt zustimmen. Aber was die Menschen brauchen, ist Freiheit. Irgendwann werden sie dann hoffentlich verstehen, was sie falsch machen. Entwicklung ist nichts Falsches. Wir entwickeln uns genau so wie sie.“

Nun trat Loki einen Schritt vor, um seinem Bruder gegenüber zu stehen. Seine Fassade bröckelte leicht, denn er schien über den Verlauf des Gespräches nicht erfreut zu sein.

„Sie sind schwach, Thor!“, zischte er. „Sie besitzen keine Kräfte so wie wir, die sich gegenseitig im Gleichgewicht halten.“

Thor lachte auf. „Bruder, es waren die Menschen, die dich und deine Armee besiegt haben.“ Es war besser, er sprach es direkt aus. Dann wurde Thors Ausdruck wieder weicher.

„Wir beide wissen nun, was es bedeutet, ohne unsere Kräfte auskommen zu müssen“, sagte er und legte seinem Bruder eine Hand auf die Schulter.

„Und das ist es, was die Sterblichen mich gelehrt haben: Wir Asen haben verlernt, dass es nicht nur um Macht geht. Natürlich denken auch nicht alle Menschen so, aber Fakt ist doch, dass wir – egal ob mit oder ohne unsere Kräfte – immer ein und dieselbe Person bleiben. Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere geschenkten Fähigkeiten uns ausmachen. Wir entscheiden selbst, was uns ausmacht, Loki.“

Damit beendete er seinen Vortrag, doch er wünschte sich sehnlichst, dass sein Bruder verstand, was er auszudrücken versuchte und, dass es das war, was Odin mit seiner Bestrafung erreichen wollte. Das war Thor nun bewusst.

So standen sie da und sahen einander an, während das Sonnenlicht langsam verschwand und das Wasser weiter rauschte. Und in diesem Moment konnte keiner bestreiten, dass es sich bei den beiden um Brüder handelte, selbst wenn sie verschiedene Meinungen hatten.

Gerade, als Loki etwas erwidern wollte, ertönte ein Horn in der Ferne. Beide blickten erst hinüber zum Palast, dann sahen sie wieder einander an. In beiden Gesichtern spiegelte sich die Erkenntnis wieder.
 

Die Chitauri griffen an.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Seki-sesshy
2012-06-29T21:19:17+00:00 29.06.2012 23:19
Du bist fies.
xDD

Mannoooo ich will wissen wie es weitergeht, ich liebe deinen Stil. Bei Odin, beeil dich! xDD
Hast du wieder schön beschrieben und..ach, ich liebe es. xDDD
lG


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