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Loving You Is Killing Me

Liebe auf den letzten Blick
von

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E_eine

Es regnet mal wieder. In letzter Zeit merkt man nur allzu deutlich, dass der Herbst im Anmarsch ist. Aber wen interessiert das schon? Es passt perfekt zu meiner miesen Stimmung.

Wütend und frustriert stehe ich vor meinem üblichen Platz in der Schule. Dem Brunnen. Der Regen prasselt auf mich herunter und ich werde mal wieder klatschnass, da ich wieder keinen Regenschirm dabei habe.

So ein dummer Fisch glubscht mich an und scheint gefallen an mir gefunden zu haben. Wenigstens einer hier mag mich noch. Mit Sarah und Pete habe ich es mir schon mal gewaltig verscherzt. Die Beiden reden kein Wort mehr mit mir. Kein Wunder! Was ich ihnen gesagt habe, war ziemlich verletzend.

„Glotz' mich nicht so an! Du hast ja noch deine Freunde!“, murre ich den Fisch an, der langsam seine Bahnen um mich herum zieht. Irgendwie unheimlich. Als ob er nur darauf wartet, mich anzufallen!

„Du hast bestimmt keine Probleme und verstehst dich prächtig mit den Anderen, was?!“, meckere ihn zu und lasse nun all meinen Frust an dem wehrlosen Fisch aus. Was soll ich sonst machen? Er kann mir wenigstens nicht widersprechen.

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen noch einmal mit Pete zu reden, aber ich habe keine Ahnung, wie ich es angehen soll. Ich habe nicht mal mit Sarah gesprochen! Und die kenne ich wesentlich länger. Ich sollte mich schleunigst bei ihr entschuldigen! Außerdem streite ich mich nicht sonderlich gerne. Da kriege ich meist schlechte Laune von. Ich seufze und spiele mit meinem Haustürschlüssel in der Hosentasche.

Ich stehe hier schon sicher eine halbe Stunde. Wahrscheinlich habe ich Pete verpasst. Wenn er früher Schluss hatte, wird er längst zuhause sein. Oder er ist in der Buchhandlung seines Bruders. Ich muss zwar mit ihm reden, aber mir ist nicht danach ihn dort aufzusuchen. Könnte ja sein, dass sein Bruder erst mal wie ein Wachhund auf mich losgeht! Nein, danke!

Ich drehe mich um und will gerade losgehen, als ein Schüler mich unsanft anrempelt. Ich verliere mein Gleichgewicht und lande mit einem heftigen Aufplatschen im Brunnen, der zum Glück nicht sonderlich tief ist und in dem sogar ein Nichtschwimmer überleben würde. Also jemand wie ich. Ist ja klar, dass ausgerechnet mir so etwas heute noch passieren muss! Hab ich nicht schon genug Dreck am Stecken? Dann brauche ich nicht noch mehr Pleiten, Pech und Pannen!

Ächzend rappel ich mich auf und bin nun wirklich von Kopf bis Fuß nass. Wütend und ziemlich aufgebracht sehe ich dem Typen hinterher und bemerke, dass es auch noch der Schulschwarm meiner Parallelklasse ist. Dieser Möchtegernmobber! Den würde ich auch gerne mal in den Brunnen schubsen und unter Wasser drücken.

Ihm läuft ein Junge mit Brille hinterher und da ich davon ausgehe, dass es Pete ist, stapfe ich ungelenk aus dem Brunnen heraus und renne hinterher. Ich halte ihn an der Schulter zurück und drehe ihn zu mir herum. Ich atme tief durch, ehe ich ihm in die Augen sehe.

„Ah, sorry!“, meine ich überrascht und lasse den Jungen los. Es ist nicht Pete.

Der Junge schüttelt den Kopf und läuft weiter. Diese Brille! Wie kommt es, dass neuerdings alle Jungs, diese hässliche grobe Brille tragen? Es gibt auch Kontaktlinsen. Wie wäre es denn damit? Dann würden diese Nerds vielleicht auch mal eine Freundin abkriegen.

Ich sehe den beiden Jungs hinterher und schüttle genervt den Kopf.

Wie kommt Sarah nur auf die Idee, dass ausgerechnet jemand wie ich mit Pete zusammen sein und ihn sogar lieben würde? Niemals!

„Hatschi!“, schniefend reibe ich mir meine Nase und so langsam merke ich, wie mir die Kälte in die Glieder steigt. Ich fröstle am ganzen Körper und reibe mir mit den Händen über die Arme.

Was soll ich denn jetzt machen? Pete habe ich wohl wirklich verpasst. Jedenfalls habe ich keine Lust mehr zu warten. Es bringt mir auch nichts, außer einer ordentlichen Lungenentzündung, die ich mir nicht leisten kann.

Ich schnappe mir mein Handy aus dem Rucksack und rufe Sarah an. Sie antwortet aber nur mit einem Brummeln. Klar, sie ist noch ziemlich sauer auf mich. Ist ja auch verständlich. Ich habe mich noch immer nicht mit ihr ausgesprochen.

„Hey, tut mir Leid. Ich wollte nicht all meinen Frust an dir auslassen. Das hast du echt nicht verdient! Schon gar nicht, weil du meine einzige und beste Freundin bist.“, versuche ich sie milde zu stimmen.

„Schon vergessen.“, meint Sarah, klingt aber immer noch etwas verstimmt. Ich kann also nur hoffen, dass sie es mir nicht allzu lange übel nimmt. Jetzt muss ich nur noch mit Pete reden. Das würde weitaus schwieriger werden.

„Hast du schon mit Pete...?“ - „Das habe ich noch vor!“, falle ich ihr hastig ins Wort und bin jetzt schon fieberhaft am Überlegen, wie ich es angehen soll. Ich habe nicht die geringste Ahnung und werde es auf mich zukommen lassen müssen.

„Ich rufe dich dann heute Abend an und erzähle dir, wie es lief.“, kläre ich Sarah nicht sehr zuversichtlich auf. Ich habe jetzt schon ein mulmiges Gefühl. Immer dieses miese schlechte Gewissen!

„Wehe, wenn nicht!“, ermahnt sie mich und dann legen wir beinahe zeitgleich auf.

Fahrig gleiten meine Finger durch meine Haare, die mir im Gesicht kleben. Ich streiche einige Strähnen nach hinten und trete von einem Bein aufs Andere. Mir ist kalt. Vielleicht sollte ich besser heimfahren und ein anderes Mal mit Pete reden? Allerdings will ich es auch nicht länger hinauszögern, auch wenn ich nicht einsehe, dass ich mich bei ihm entschuldigen sollte. Ist doch nicht mein Problem, wenn er nicht damit klar kommt, was ich ihm gesagt habe. Mich nervt nur mein dummes Gewissen, das sich ständig im falschen Moment meldet.

Ich stecke meine eiskalten Hände zurück in die Hosentaschen, was natürlich auch nicht viel bringt, da meine Taschen ebenfalls nass sind. Ich bin überall nass! Ganz toll!

Ich gehe geschäftig und zielstrebig los. Ich weiß ja wo der Buchladen ist. Was ich nicht weiß, ist, wo Pete wohnt. Ich würde ja lieber mit ihm unter vier Augen reden, als mit ihm im Laden, wo uns jeder belauschen kann. Da kommt man sich doch einfach nur dämlich vor!

Mit schnellen Schritten gehe ich die Straße entlang, vorbei an den blöden Autos, die mich nur noch nasser machen, wenn sie durch Pfützen fahren. Ständig bin ich am Niesen und ich kann nur hoffen, dass ich das Gespräch mit Pete schnell hinter mir habe. Ich will einfach nur noch in mein Bett!

Wie weit weg ist dieser Laden überhaupt? Ich habe das Gefühl, dass es Ewigkeiten dauert, bis ich endlich mal ankomme. Liegt es daran, dass ich eher selten bis gar nicht dorthin gehe? Oder es liegt einfach nur daran, dass es mir total mies geht.

Eigentlich ist es ganz einfach zu der Buchhandlung zu gelangen, denn man muss immer nur geradeaus gehen. Vorbei an all den Läden und Häusern. Der Regen prasselt unaufhörlich auf mich nieder und ich glaube, die nächste Zeit werde ich wohl im Krankenhaus verbringen, wenn ich nicht bald ins Trockene gelange.

Ich würde jetzt zu gerne mit diesem Fisch tauschen, der wird bestimmt nie krank. Fisch müsste man sein.

Hm? War da nicht gerade ein Geräusch? Irritiert bleibe ich stehen und sehe mich um. Dann zucke ich mit den Schultern und will weitergehen, als ich es schon wieder höre. Eine Katze. Ich sehe mich um und versuche dem Geräusch zu folgen, was gar nicht so einfach ist. Trotzdem kann ich nichts erkennen. Es ist einfach zu dunkel. Dabei haben wir Nachmittag. Wie kann nur so schlechtes Wetter sein? Ist heute etwa schon der Weltuntergang? Nicht der, von dem alle denken. Sondern meiner. Mein ganz persönlicher Weltuntergang.

Da ich keine Katze entdecken kann, beschließe ich einfach weiterzugehen. Was bleibt mir auch anderes übrig? Vielleicht hat die Katze auch nur gemeckert, weil sie genauso wenig nass werden will wie ich? Katzen mögen immerhin auch kein Wasser.

Ich gehe also weiter die Straße hinunter und komme zu einer Kreuzung. Mir scheint, als dauert es eine halbe Ewigkeit, bis die Ampel auf grün springt. Ich laufe hastig über den Zebrastreifen und plötzlich höre ich schon wieder eine Katze. So langsam wird mir das Ganze dann doch unheimlich. Ich sehe mich um, kann aber schon wieder nichts wahrnehmen. Zumindest fällt mir nichts auf. Fange ich etwa an zu halluzinieren? Leide ich schon unter einem Fieberwahn?

Mit mulmigem Gefühl gehe ich die letzten paar Meter zu dem hell erleuchtetem Laden. So langsam kriecht die Angst in mir hoch. Das wird doch wohl nicht der Geist einer Katze sein, der mich nun verfolgt, oder?

Ich betrete den Laden. Sofort schlägt mir die warme Luft entgegen, fängt mich ein und umgarnt meinen Körper. Ich seufze wohlig auf. Viel angenehmer als draußen. An der Tür macht eine kleine Klingel auf mich aufmerksam. Was ich nicht bemerke, ist die Leiter direkt neben der Tür, gegen die ich pralle und plötzlich gerate ich unter Beschuss. Einige Bücher fallen auf mich herunter und panisch versuche ich meinen Kopf mit den Armen zu schützen. Ich versuche noch auszuweichen, aber das endet nur in einem kläglichen Fall zu Boden.

„Aua...“, murmle ich und halte meinen brummenden Schädel. Irgendwie hat es wirklich jemand nicht sehr gut mit mir gemeint. Mühsam rappel ich mich auf und bemerke das Desaster auf dem Boden. Überall liegen Bücher verstreut.

„Kannst du nicht aufpassen?!“, meckere ich die Person auf der Leiter an und sehe erst jetzt auf. Mein Blick wird starr und augenblicklich verspüre ich die Lust den Laden, so schnell ich kann, zu verlassen. Meine Beine bewegen sich aber keinen Zentimeter.

Vor mir, auf der Leiter, steht Pete. Vielmehr hängt er irgendwie krampfhaft am Regal, weil er das Gleichgewicht verloren hat und nun hangelt er halb in der Luft, weil er versucht, seinen Fuß zurück auf die Sprosse zu setzen. Ein merkwürdiger Anblick.

„Sorry!“, meint er mit gepresster Stimme und schafft es doch noch, sich in Position zu bringen und die Leiter herunter zu klettern. Er bleibt etwas unschlüssig vor mir stehen und geht dann in die Hocke, um die Bücher einzusammeln. Keiner von uns sagt auch nur ein Wort. Mein Kopf ist auf einmal wie leer gefegt. Mit dem Anschlag habe ich nun mal einfach nicht gerechnet. Kann doch jedem mal passieren!

Ich höre schon wieder eine Katze und sehe mich mürrisch um. Meine Augen weiten sich. Direkt neben mir sitzt eine Katze. Schwarzweißes Fell. Sie sieht mich aus ihren dunklen Augen an und maunzt mich von der Seite zu.

„Mahabba!“, meint Pete aufgeregt und lässt beinahe die Bücher fallen, die wahrscheinlich auf meinen Beinen gelandet wären. Er legt den Bücherstapel ab und greift nach der Katze, um sie auf den Arm zu nehmen. „Wo hast du dich denn schon wieder herumgetrieben? Du bist ja ganz nass!“, meint er besorgt.

Und was ist mit mir? Ich meine, ich bin auch bis auf die Knochen nass. Nur mal so am Rande bemerkt. Zählt wohl nicht so viel, wie bei einer Katze.

Erst jetzt sieht Pete mich an. Er lächelt zaghaft. Wieso lächelt er? Ist er etwa gar nicht mehr wütend auf mich? Hat er schon vergessen, was ich ihm gesagt habe?

„Hast du Mahabba gefunden? Du bist auch ganz nass.“, stellt Pete fest und fährt mir mit der Hand durch die Haare. Moment mal! Was macht er da?

Pete scheint meinen ungläubigen Blick zu bemerken, denn er zieht seine Hand schnell wieder zurück. „Mahabba gehört meinem Bruder. Sie geht ständig auf Streifzüge und wenn wir nicht aufpassen, verlässt sie auch schon mal den Laden.“, erklärt Pete und wirkt auf einmal ziemlich schüchtern auf mich.

Irgendwas muss ich wohl verpasst haben. Normalerweise ist Pete doch eher zugänglich und recht offen. Hat er es doch noch nicht vergessen, was ich ihm gesagt habe?

Ich verschränke meine Arme vor der Brust. Ich spüre schon wieder die Kälte in mir aufsteigen, dabei befinde ich mich in einem warmen Raum. Pete lässt Mahabba zu Boden, schiebt die Bücher zur Seite und greift dann nach meinem Arm, um mich hochzuziehen. Meine Beine scheinen ihren Dienst zu versagen, denn irgendwie haben sie keine Lust mehr sich zu bewegen. Mit wackeligen Beinen stehe ich mühsam auf und folge langsam Pete, der mich durch den Laden nach hinten in ein angrenzendes Zimmer führt. Es ist dunkel, für einen Moment, bis Pete das Licht anschaltet. Es riecht überall nach Büchern. Sogar in diesem Raum. Es scheint ein kleiner Aufenthaltsraum zu sein, denn hier steht ein Sofa mit Fernseher und im hinteren Teil ist eine Pantryküche.

„Du musst erst mal aus den nassen Sachen raus! Ich hab noch meine Sportklamotten dabei. Die sind zwar benutzt, aber immer noch besser, als in der nassen Kleidung.“, meint Pete und lässt mich mitten im Raum stehen. Er geht in den hinteren Teil und wühlt in einer Sporttasche herum. Dann fördert er einen Jogginganzug in schwarz hervor, der an den Seiten weiße Streifen hat. Pete dreht sich zu mir herum und sieht mich aufmerksam an. Ich muss schlucken. Ist doch wohl nicht sein ernst? Ich ziehe mich ganz sicher nicht vor ihm aus! Das hätte er wohl gerne!

Pete steht auf, geht mit den Klamotten zu mir und überreicht sie mir in meine klammen kalten Hände. Es fällt mir schwer sie festzuhalten und erst jetzt merke ich, wie sehr mein Körper am zittern ist. Da Pete sich nicht vom Fleck bewegt, bin ich wohl oder übel dazu gezwungen mich auszuziehen. Wehe, er guckt mir irgendetwas weg!

Mühsam öffne ich den Reißverschluss meiner Jacke, aber es will mir nicht so recht gelingen. Ich schaffe es einfach nicht. Ehe ich noch einen Wutausbruch darüber bekomme, geht Pete mir zur Hand. Er schiebt meine Hände zur Seite und zieht den Reißverschluss herunter. Dann streift er mir die Jacke von den Schultern. Ich beobachte ihn dabei und er scheint es zu merken, denn er wirkt etwas nervös auf mich. Kein Wunder, ich habe ihn nicht gerade nett behandelt, bei unserem letzten Treffen.

Etwas unsicher greift er nach meinem dünnem Pullover und zieht ihn mir vom Kopf. Dasselbe macht er mit meinem Shirt. Es ist schon ein komisches Gefühl, seinen Blick auf meinem nacktem Körper zu spüren. Beim Ausziehen berühren seine Fingerspitzen meine Haut und ich kriege sofort eine Gänsehaut.

Pete öffnet meinen Gürtel, den Hosenknopf und zieht mir den Reißverschluss meiner schwarzen Jeans herunter. Kommt mir das nur so vor, oder hat das gerade irgendwie etwas Verruchtes?

Ich streife mir mit Pete's Hilfe die Schuhe von den Füßen und schon im nächsten Moment zieht er mir die Hose in die Kniekehlen. Jetzt ist es an mir rot zu werden. Ich trage zwar noch meine Boxershorts, aber mich beschleicht so ein komisches Gefühl. Liegt es am Fieber?

Oder ist es einfach nur die Position von uns Beiden, die mich verrückt macht? Immerhin stehe ich hier leicht bekleidet im Raum und Pete hockt vor meiner Körpermitte, mit dem Kopf direkt vor meinem besten Stück!

„Peter, wieso liegen die Bücher auf dem Boden? Du solltest sie doch ins Regal einräumen!“ Hinter mir dringt eine Stimme in den Raum und überrascht drehen wir uns um. Vor mir steht wie erstarrt ein junger Mann. Er ist größer als ich, hat blonde Locken und einen leichten Rotschimmer im Gesicht. „Ähm, also, das kann auch noch warten. Ich komme wieder, wenn ihr fertig seid!“, meint er hastig, dreht sich um und schließt die Tür.

Erdboden tu' dich auf! Wo ist er nur immer, wenn man ihn am dringendsten benötigt? Geht’s eigentlich noch Schlimmer?

Ich drehe mich zu Pete um. „Das war dann wohl dein Bruder?“, frage ich mit zittriger Stimme. Pete nickt und ist ebenfalls knallrot im Gesicht. Unbeweglich verharren wir und sind kaum in der Lage etwas von uns zu geben. Ich gebe mir einen Ruck, nehme den Jogginganzug an mich und ziehe ihn mir schnell über, bevor mich noch jemand sieht. Ich setze mich aufs Sofa und weiß nicht, was ich jetzt noch machen oder sagen soll. Pete steht auf und geht noch einmal zu seiner Sporttasche. Er nimmt ein Handtuch heraus und kommt zurück zu mir. Unschlüssig bleibt er vor mir stehen, bis er sich überwindet und damit beginnt mir die Haare trocken zu rubbeln. Dabei geht Pete so vorsichtig vor, als wäre ich aus Porzellan.

Wir schweigen uns an, aber irgendwie ist es gar nicht so unangenehm. Ich sehe zu ihm auf und Pete schaut mir direkt in die Augen. Noch immer erkennt man eine leichte Röte auf seinen Wangen. Ich habe keine Ahnung wieso, aber mir wird auf einmal ganz warm. Ich weiß auch nicht genau woran es liegt, aber im Moment ist es mir auch völlig egal. Ich kann sowieso nicht klar denken. Mein Kopf ist leer. Da drinnen ist zurzeit gar nichts.

Was mache ich hier eigentlich? Ich gaffe Pete an und irgendwie steht er viel zu nah an mir dran! Junge, nimm Abstand, bevor noch ein Unglück geschieht! Ich stehe überhaupt nicht auf Pete, wieso also sollte es mir gefallen, wenn er so vor mir steht? Das ist Irrsinn! Nicht mit mir!

Mit mir vielleicht nicht, aber irgendwie macht sich mein Körper gerade selbstständig und das geht mir mächtig gegen den Strich!

Das muss am Fieber liegen. Natürlich! Wieso ist mir das nicht schon früher eingefallen? Das ist doch so offensichtlich! Ist ganz einfach! Das Fieber ist schuld. Ich bin schon länger krank, dann ist es auch kein Wunder, wenn mal die Hormone verrückt spielen. Das muss ich unbedingt Sarah erzählen! Von wegen Liebe!

Aber ich muss schon sagen, dass Pete gut aussieht. Zumindest, wenn er einfach mal diese blöde Brille absetzen würde. Die steht ihm sowieso nicht! Okay, doch. Es gibt ihm so einen unschuldigen Blick, den ich einfach nie ertrage, aber dennoch irgendetwas an sich hat.

Wir sehen uns noch immer an, wobei ich mich schon beinahe wie in Trance fühle. Gerade als ich mit meiner Hand nach Pete's greifen will, geht er zur Seite und setzt sich neben mir auf das Sofa. Es reicht gerade mal für zwei Personen. Das hat doch wieder irgendjemand mit Absicht gemacht!

Und mein Körper macht jetzt auch was ihm gefällt. Ist nun jeder gegen mich? Was hab ich bloß verbrochen, dass mir das Leben so unfair mitspielt? Kann ich vielleicht auch mal eine Runde aussetzen? Ich bin nun mal nicht scharf drauf, Pete näher zu kommen. In jeglicher Hinsicht!

Jetzt sitzt er auch noch so nahe an mir dran, das ist wirklich fies. Ich kann sogar sein Parfum riechen. Moment mal! Der Knirps benutzt Parfum? Ja, eindeutig. Ein Männerduft. Oh Mann, wieso muss das so gut riechen? Das kann doch nicht wahr sein! Ich will das alles doch gar nicht!

Ich versuche etwas Abstand zu nehmen, aber auf dieser kleinen Couch ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Immer, wenn ich versuche etwas von Pete abzurücken, rutsche ich auf dieser bescheuerten Couch zurück zu ihm. Missmutig bleibe ich also an Ort und Stelle sitzen, auch wenn ich am liebsten aufstehen und die Fluch ergreifen würde. Kann ich aber nicht, denn ich habe noch eine Mission zu erfüllen. Ich muss Klein-Pete klar machen, dass ich einen Fehler gemacht habe und wenn ich eines nicht mag, dann ist es meine Fehler auch einzugestehen. Das ist einfach nicht mein Ding. Und ich bin nicht gut darin.

Noch immer schweigend sitzen wir nebeneinander. Kann er nicht den Anfang machen und irgendetwas sagen? Muss ja keinen Sinn machen, aber wenigstens etwas. Dann müsste ich vielleicht nicht die ganze Zeit an sein Parfum denken. Das Zeug macht mich noch irre!

Ich werfe ihm einen kurzen Blick zu. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Er starrt auf seine Hände und scheint auf etwas zu warten. Meine Entschuldigung. Ich fürchte nur, da muss er lange drauf warten. Schon wieder rieche ich seinen Duft. Was ist das nur? Da muss doch irgend so ein Aphrodisiakum drin sein. Sonst würde es mir nicht so zusetzen.

Ich lecke mir nervös über meine trockenen Lippen. Er wirkt ja schon etwas mädchenhaft. Das muss der Grund sein, wieso alle denken, ich will was von ihm. Genau! Dass wird es sein!

Ich erstarre und merke erst jetzt, dass ich viel näher an ihm dran bin. Wie ist das denn passiert? Habe ich was verpasst? Ich will doch gar nichts von ihm, geht das nicht irgendwann mal in meinen Schädel rein? Mein Verstand verabschiedet sich langsam und das gefällt mir gar nicht!

Pete sieht mich scheu an und öffnet seine Lippen um etwas zu sagen, aber ich kann nicht anders und muss die ganze Zeit auf diese zierlichen Lippen starren. Im Licht schimmern sie leicht und schon wieder muss ich mir über meine eigenen Lippen lecken. Ich schlucke.

Das Fieber, die Hormone, das Parfum! Alles ist schuld! Pete ist schuld!

Mit einem Ruck reiße ich den Jungen nach hinten und durch die plötzliche Wucht fällt Pete beinahe seitlich von der Couch. Er sieht mich mit großen irritierten Augen an. Diese blöde Brille! Ich nehme sie ihm ab und lasse sie zu Boden fallen. Pete liegt unter mir, ich kann ihn riechen, fühlen und beuge mich zu ihm herunter, kann meinen Blick einfach nicht von ihm abwenden. Pete, was machst du nur mit mir?

„Ewan? Was machst du da?“, fragt er mich überrumpelt.

Ich presse meine Lippen auf seine, die so schön weich und zart sind, wie ich es nie gedacht hätte. Ich spüre, wie er unter mir erstarrt. Trotzdem kann ich nicht von ihm ablassen, presse meinen Mund immer wieder gegen seinen und halte ihn an seinen Handgelenken ins Polster gedrückt. Mein Körper sinkt langsam auf seinen.

„N-nicht...ngh~...hör...auf...“ Pete versucht seinen Kopf wegzudrehen, aber ich lasse sein Handgelenk los und greife nach seinem Kinn, lasse ihn nicht flüchten. Meine Lippen liegen wieder auf seinen und ich kann nicht anders, als mit meiner Zunge dazwischen zu gehen und sie voneinander zu trennen, nur um gierig seine Mundhöhle zu erforschen. Ich dränge meine Zunge immer wieder gegen seine, aber er geht nicht darauf ein, so angespannt ist er. Ich merke es kaum, schmecke nur ihn auf meiner Zunge und kann nicht von dieser Süße ablassen. Wie in einem Rausch fühle ich mich. Meine Hände gehen auf Wanderschaft, schlüpfen flink unter sein Shirt und liebkosen die warme Haut mit meinen eiskalten Fingern. Er bekommt eine Gänsehaut und keucht erschrocken auf. Meine Hand wandert tiefer, über seinen Bauch und runter zu seinem Hosenbund. Erregt lasse ich meine Hand in seine Hose gleiten und greife nach seinem Penis. Er drückt seine Beine zusammen, aber auch das kann mich kaum davon abhalten, ihn zu berühren. Seine Hände greifen in den Pullover. Sein Geruch, den ich nun an mir trage. Er versucht mich wegzuschieben. Mein Körper schiebt sich nur noch weiter auf ihn herauf. Meine Faust drückt fester auf seinen Penis und stöhnend spreizt er seine Beine. Einen Moment lang bin ich unaufmerksam, er dreht seinen Kopf weg und verpasst mir eine schallende Ohrfeige.

Als wäre ich aus einem Traum erwacht, sehe ich wieder klar. Klarer, als mir lieb wäre. Was mache ich hier? Ich sehe runter auf Pete, unfähig mich zu bewegen. Er liegt schwer atmend unter mir. Seine Wangen sind ganz rot und er hat Tränen in den Augenwinkeln. Entgeistert wird mir bewusst, dass ich mich nicht unter Kontrolle hatte. Verkrampft liegt Pete halb auf der Couch und hat noch immer seine Hände in den Pullover des Trainingsanzuges festgekrallt.

Statt mich bei ihm zu entschuldigen, hätte ich ihn beinahe vergewaltigt. Meine Nackenhaare richten sich auf. Leicht außer Atem sehe ich Pete an.

„Peter! Du hast die Bücher in das falsche Regal eingeräumt!“, ertönt plötzlich eine Stimme und erschrocken sehen wir zur Tür, die gerade lautstark aufgerissen worden ist. Entsetzt sehe ich Pete's Bruder an. Er scheint genauso überrascht zu sein und bleibt im Türrahmen stehen. „Ni-nicht schon wieder...“, stammelt er. „Tut mir echt Leid!“ Sich immer wieder entschuldigend verzieht er sich aus dem Zimmer und läuft wieder knallrot an. Die Tür geht zu. Schweigen erfüllt den Raum und ich wage es kaum wieder zu Pete zu sehen.

„Geh runter.“, meint er ruhig. Seine Stimme zittert und er hat Mühe seine Fassung zu wahren. Ich sehe nun doch zu ihm und lasse von dem Jungen ab. Fahrig streichen meine Hände durch meine Haare. Mir ist so heiß und ich kann noch immer keinen klaren Gedanken erfassen. Mit einem Blick nach unten, bemerke ich, wie erregt ich bin.

Pete richtet sich auf und rückt seine Kleidung zurecht. Angespannt sitzen wir wieder nebeneinander. Ich weiß nicht wie lange ich so neben ihm sitze, vor mich hin starrend und völlig in Gedanken versunken.

„Ka-kannst du bitte gehen?“, fragt Pete mit zitternder Stimme neben mir und versucht es krampfhaft zu unterdrücken. Langsam erhebe ich mich von der Couch, greife nach meinem Rucksack und gehe zur Tür. Ich greife nach der Klinke und halte einen Moment inne.

„Es tut mir Leid.“, murmele ich und öffne die Tür. Knarzend schließt sie sich hinter mir. Ich verlasse den Laden, ignoriere den verwunderten Blick, den Pete's Bruder mir zuwirft und stehe wieder draußen im Regen. Es ist kalt und in wenigen Sekunden bin ich wieder bis auf die Knochen nass.

„Ich hab meine Klamotten vergessen.“, fällt mir ein, aber ich kann da jetzt nicht zurück gehen. Ich stecke meine Hände in die Hosentaschen und gehe zügig über die Straße.

Nur weg von diesem Laden, weg von Pete, weg von der erdrückenden Stille.

Einfach nur weg.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Jun_Orphancross
2012-06-05T12:58:11+00:00 05.06.2012 14:58
Wie Ewan ihn überfällt. Ich dachte erst: träumt der das alles grade? Dann: Wow, der traut sich ja was, dabei saß er eben noch so 'beklommen' da. Und zum schluß: Pete hat ihm eine gescheuert! Armer Junge... so überfallen zu werden. O.O Immerhin ist er nicht so ein Cliché-'uke', das heulend oder gelähmt sich vergewaltigen lässt. Gut so!

Der Überfall ... ich konnte mir irgendwie denken, dass sowas passiert, aber als es passierte war ich etwas sehr überrascht.

Aber am liebsten hätt ich Ewan gegen den Hinterkopf geklatscht und gesagt er solle sich für alles endlich entschuldigen! (Ich muss schon sagen, dass mich diese FF ziemilch mitnimmt.)

Der Bruder ist mal echt geil xD Ich musste wirklich lachen als er reingeschneit kam. Er ist ja wirklich niedlich. Nur das er beim zweiten mal seinem Brüderchen nicht etwas hilf. Aber ich glaube das wäre für alle beteiligten noch schlimmer gewesen. ^^'


Ein überraschendes und wieder sehr unterhaltsammes Kapitel.^^
Von:  Verath
2012-06-02T16:42:16+00:00 02.06.2012 18:42
Also, Ewans Handy ist echt wasserfest, hm? Fällt er damit in den Teich und trotzdem funktioniert es noch tadellös, ich will auch so eines! xD
Und so langsam sollte er sich angewöhnen, einen Regenschirm mitzunehmen. Wäre besser für seine Gesundheit.
Den Bruder von Pete finde ich richtig cool :3 rennt er einmal rein, sieht, was die da treiben und anstatt sich dann erstmal von dem Zimmer fern zu halten, rennt er kurz darauf wieder rein xD wirklich genial. Ich mag ihn.

Dass Ewan gleich so weit geht, ist irgendwie schon krass. Ich mein, da merkt er doch schon, dass Pete es nicht will und trotzdem fasst er ihm sogar noch in die Hose? Da sind wirklich alle Pferde mit ihm durchgegangen. Aber wenigstens hat sich Pete gewehrt! Ich kann das nämlich gar nicht ab, wenn sie es zwar nicht wollen, aber das nicht zeigen (können) und dann total hilflos sind. Das hat Pete schon richtig gemacht! Ewan richtig eine zu scheuern. Zwar mag ich Ewan wirklich gerne, aber das hat er schon verdient ;P

Ein schönes Kapitel und dieses mal auch keine Kritik. Hab nichts zum Meckern gefunden ;)
Freue mich auf das nächste Kapitel =)

LG
Verath


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