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DinoGarten

Eine ganze Welt in deinem Garten
von

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Der Weg nach Pedan

Zuviel des Guten
 

„Lörörörörörörö!“ Um seinen Unmut über die bevorstehenden Mathe-Hausaufgaben zum Ausdruck zu bringen, bediente sich Alex seiner persönlichen Babysprache und schob dabei seinen Teller vor sich weg.

„Soll ich dir dein Fläschchen bringen, Alex?“, alberte Mathilda – Alex' Mutter – über die Sprachwahl ihres Sohnes und sah zu ihm herüber.

„Nein nein!“, ging Alex überraschend ernst darauf ein und legte sich halb auf den Tisch. „Es ist so schön sonnig und warm draußen und ich muss mich mit diesem blöden Einheitskreis befassen! Was bringt mir das jetzt?“

„Im Moment sicherlich nicht viel, aber im späteren Leben schon. Ich musste das auch lernen, aber wir hatten dafür keine Taschenrechner. Wir mussten den uns selbst aufzeichnen und immer abmessen.“

„Muss ich auch! Genau das ist unsere Aufgabe! Sinus, Kosinus und Tanginus am Einheitskreis ablesen.“

„Meinst du nicht Tangens?“

„Schon.“ Langsam richtete sich Alex wieder auf und sah ebenfalls seine Mutter an. Endlich hatte er sich wieder auf seine guten Manieren berufen.

„Aber mit 'us' reiht es sich besser zu den Anderen ein.“

„Es verleitet wirklich dazu. Wieso machst du deine Hausaufgaben nicht draußen auf der Liege? Da bekommst du genug Sommer ab und hast bestimmt mehr Spaß bei den Aufgaben. Ianus spielt auch draußen.“

„Das wundert mich nicht.“, stellte Alex trocken fest und stand gemächlich auf. Während er in die offene Küche zu seiner Mutter tapste sah er aus dem Fenster, welches einen direkten Blick in den Garten ermöglichte.

„Er malt?“

„Ja.“

Wie in Trance stellte der junge Herr seinen Teller auf die Spüle und fixierte gedankenverloren seinen kleinen Bruder. Mathilda stand leicht perplex neben ihrem Ältesten und sah ihm dabei zu, wie sein Hirn scheinbar eine außer körperliche Tour antrat.
 


 

Ianus war wieder voll in seinem Element. Es war herrlich sonnig, warm und er hatte von seiner Mami einen frischen Block voller weißem Papier bekommen. Was Ianus malen wollte war ihm sofort klar: Dinos.

Sofort nachdem Mittagessen war er mit seiner Mami, seinem dicken Dino-Buch, seinen Stiften und dem neuen Block nach draußen gegangen. Dort saß er nun seit einigen Stunden auf einem weißen, alten Laken und malte eifrig diverse Dinosaurier aus seinem Buch ab oder dachte sich Neue aus. Als Alex nach Hause kam musste Mathilda zwar wieder zurück ins Haus, der Abwasch war auch noch nicht erledigt, doch das drückte Ianus' Euphorie nicht im Geringsten.
 

„Hey Ianus! Malst du wieder Dinos?“ Mit Mathebuch, Zirkel und Geodreieck bewaffnet trat Alex auf seinen kleinen Bruder zu. Er war nicht motivierter als zuvor, aber dafür aktiver.

„A~ALEX!“, begrüßte Ianus seinen Bruder begeistert und umarmte ihn sofort, wenn gleich er bei seiner geringen Größe nur dessen Beine umarmen konnte.

„Ianus~“, trällerte Alex vergnügt und streichelte seinem über-aktiven Bruder durch die blauen, wuscheligen Haare. „Und? Malst du Dinos?“

„Ja! Ganz viele! Guck! Guck!“ Ianus lies seinem Bruder keine Zeit zu reagieren, da hielt er ihm schon die Zeichnung eines halbfertigen Iguanodons unter die Nase.

Ianus malte, wie jedes Kind in seinem Alter, noch sehr krakelig und mit einer eigenwilligen Farbwahl. Deswegen musste man als Betrachter immer besonders viel in die Bilder interpretieren um Ianus' Gefühle nicht zu verletzen. Aber auch das gehörte zu den Aufgaben eines großen Bruders. Zum Glück wusste er, dass Ianus wieder Dinosaurier malte und tippte deswegen direkt goldrichtig: „Ein Dinosaurier? Argh! Ich kenne mich da gar nicht aus. Was ist das denn für einer?“ Obwohl sein kleiner Bruder fast eine kleine Koryphäe auf dem Gebiet der Urzeitechsen war, kannte Alex nur eine handvoll Dinosaurier, beziehungsweise deren Namen, wie sie wirklich aussahen wusste er meist nicht.

„Das das das ist uh... Igu... uhh. DER DA!“ Begeistert deutete der kleine Künstler auf den Dinosaurier, der auf der aufgeschlagenen Seite in seinem Buch abgebildet war.

„Ah! Das steht Ig-u-a-no-don. Das ist wirklich ein schweres Wort.“ Ja, Ianus kannte sich mit Dinos aus, doch bei den Namen hatte er noch oft Probleme.

„GENAAUUU!“, rief der Dinoforscher begeistert und hüpfte vergnügt auf der Stelle, weil Alex seinen Dinosaurier richtig erkannt hatte.

„Uff! Weißt du Ianus, ich würde noch total gerne weiter mit dir spielen. Aber ich muss noch Mathe machen.“, seufzte Alex und wich sofort dem traurigen Blick seines Bruders aus. „Ich muss so 'n blöden Kreis malen und irgendwelche kleinen Zahlen ablesen.“

„Das! Das! Das klingt wiiiitziiiig!“

„Ja... Aber ich mag nicht. Aber ich muss, so ist Schule halt manchmal. Naja. Ich leg mich dahinten hin, wenn ich fertig bin können wir noch spielen, ja?“

„AUJA!“ Begeistert hüpfte Ianus wieder, wie ein kleiner Flummi auf und ab. Wenn sich der kleine Kerl sehr freute, fing er immer wieder an zu hüpfen und er freute sich wirklich sehr oft.

„Also sei schön brav, dann bin ich auch schnell fertig!“, versicherte Alex vergnügt lächelnd und wuschelte seinem Bruder erneut durch die Haare, ehe er sich auf den Weg zu seiner Liege machte.

Ianus sah ihm noch kichernd nach, ehe er wieder an seinem Iguanodon weiter malte.
 

Alex und Ianus vertieften sich sehr schnell in ihre Arbeiten, was für den Braunhaarigen bedeutete, dass er sich komplett von seiner Außenwelt abschottete und darüber nachdachte an welcher Achse man noch einmal den Sinus ablas und wo das im Buch stand. Ianus hingegen hörte man immer wieder vergnügt kichern oder jubeln. Oft rannte er auch wild im Garten herum und verteilte seine gemalten Bilder an verschiedene Orte. So legte er zum Beispiel einen 'Langhals-Dinosaurier' – einen Sauropoden - auf die Terrasse und seinen Iguanodon packte er zu dem Rasensprenger.
 

„E~Endlich!“ Nach gefühlten Stunden konnte Alex endlich sein letztes Ergebnis doppelt unterstreichen und damit seine Seele zurück aus den dunklen Klauen der Mathematik reißen. „Ha! Das war 's erst mal!“ Als Erstes strecken und dann die angenehme Sonne genießen, dass waren Alex' erste Gedanken, doch kaum wollte er in den blauen Himmel sehen, da fiel ihm auf, dass um ihn herum plötzlich Bäume gewachsen waren, welche definitiv vorhin noch nicht anwesend waren.

„Wa-as...?“, lachte Alex ungläubig und erhob sich von seiner Liege, welche urplötzlich nur noch ein großer Stein war. „WAS?!“, lachte der Jugendliche nun deutlich verschwitzter und lies seinen Blick durch die Umgebung wandern.

Er war umgeben von Nadelbäumen, merkwürdigen Bäumchen die Blätter wie Farne hatten und großen Bäume, die kleine Blättergruppen an ihren Ästen trugen. Er war kein Botaniker, aber solch Pflanzen hatte er noch nie gesehen und konnte trotz seiner fehlenden Botaniker-Ausbildung behaupten, dass so schnell keine Bäume wuchsen, vor allem nicht hier. Auch die bodennäheren Pflanzen erinnerten entweder an Farne oder an mutierte Mini-Palmen.

„W-Waaaa...WAS?!“

Alex konnte nicht begreifen was passiert war. Hatte ein Farn-Fetischist ihn entführt, dass er sich um seine Lieblinge kümmern würde? Oder war das ein sehr aufwendige Trick von 'Verstehen Sie Spaß?' Die Antwort auf den Titel war in dem Fall leicht: 'NEIN'. Alex wurde leicht wütend. Er wollte wissen, was hier gespielt wurde.

„Das kann doch nicht sein! Schwa...“ Da dämmerte es dem Braunhaarigen plötzlich. Hatte Ianus ihn vielleicht wieder in eine seiner Fantasiewelten gezogen? Ianus war immer so lebhaft, dass er Menschen buchstäblich in seine Fantasien zog, oft auch ohne, dass diese es merkten. Das musste dann aber auch bedeuten, dass die Bäume nicht echt waren.

Über des fuchsen Jungens Gesicht huschte ein freudiges Lächeln. Das war die Erklärung. Ianus hatte ihn wieder, ohne das er es gemerkt hatte, in eine Dinowelt gezogen.

„Mensch Ianus! Du erschreckst mich immer so.“, lachte Alex auf und schriet auf einen der Nadelbäume zu. Sichtlich erleichtert klappte der hoffnungsvolle Braunhaarige seinen Zeigefinger ein und wollte durch den Nadelbaum durch klopfen, um sich zu beweisen, dass das nur eine Fantasiewelt war. Den so lebhaft wie Ianus' Welten auch waren, sie waren einfach nur Fantasien. Bunt angemalte Luft.
 

Mit einem leisen 'Plopp' fiel Alex' Mathebuch auf den Boden, dicht gefolgt von seinen Papieren, die etwas gemächlicher zu Boden segelten. Alex war starr, starr vor Schreck, Panik und Verzweiflung. Der Baum... Dieser merkwürdige Nadelbaum... war... echt!

Alex konnte ohne Probleme den Baum abklopfen und dieser gab dabei auch noch ein passendes Holzgeräusch von sich. Das konnte nicht mehr eine Fantasiewelt von Ianus sein. Aber was war es dann? Als hätte der Baum sich in ein Monster verwandelt, wich Alex panisch zurück.

„Wo...Wo zum Geier bin ich?! Schlaf ich? Träum ich? Bin ich... tot?“ Verzweifelt klopfte Alex mit seiner Handfläche seinen Körper ab. Es war noch Alles dran, echt und so wie es sein sollte.

„Es...Sowas... Sowas wie... Magie, Geister...gibt es doch NICHT!“, rief der Ungläubige in der verzweifelten Hoffnung nicht komplett den Verstand zu verlieren. Hatte sich der gesamte Garten in eine andere Galaxie gehext? Inklusive Ianus?

„IANUS!“ Wenn diese Welt wirklich ihr Garten war, dann musste auch Ianus hier sein!

Alex nahm sofort all seinen noch verfügbaren Mut zusammen, hob sein Mathebuch auf und stopfte seine Ergebnisse in dessen Mitte. Er mochte es nicht durch Gestrüpp zu steigen. Man wusste nie was unter den ganzen Blättern lag und welche kleinen Krabbeltiere auf den Blättern saßen. Ianus war dies bezüglich sehr abgebrüht. Er liebte kleine Krabbeltiere, besonders Spinnen und genierte sich entsprechend nicht vor Gebüschen, Gestrüppen oder Bäumen.

Doch Alex hatte keine Wahl. Wenn sein kleiner Bruder hier irgendwo war, musste er ihn finden und beschützen. Wer weiß welche Kreatur hier lauern würden? Noch einmal atmete er tief durch, schloss kurz die Augen und rannte schreiend in das Gebüsch. Seinen Schrei wertete der Jugendliche als Kraftschrei, nicht als Angstschrei und so rannte er durch das Gestrüpp, wie der Storch durch den Salat lief. Mit jedem Schritt riss Alex sein Bein hoch, in der Hoffnung so irgendwelche Insekten abzustreifen, bevor sich sein Bein wieder dem Boden nähern durfte, immer in der Hoffnung, dass der Boden nicht matschig war. Der junge Mann mit den kurzen, leicht lockigen Haaren war nicht so sehr auf sein Aussehen fixiert, doch er hasste matschige Hosen.

Eine große Strecke konnte Alex jedoch nicht hinter sich bringen, so sinnvoll wie er seinen Schritt fand, so anstrengend war er auch. Doch Hoffnung war in Sicht. Kurz bevor sämtliche Kräfte ihn verlassen hätten, stolperte der mutige Buschjäger buchstäblich aus dem Gestrüpp auf einen, leider matschigen, Weg.

„Na herrlich!“ Jammerte der gequälte Junge und sah an seiner Hose runter, welche zum Glück kein Dreck abbekommen hatte, dafür waren seine Socken nun komplett im Matsch versunken.

„Na toll! Hätte ich gewusst, dass mir sowas widerfährt, hätte ich mir Schuhe angezogen.“ Leider blieb ihm keine Wahl und so musste der genervte Jugendliche seine Socken zurücklassen und den weiteren Weg barfuß beschreiten.

„Naja... soll ja gesund sein.“, tröstete sich Alex und lief den matschigen Weg entlang, Selbstgespräche hielten den Geist davon ab wahnsinnig zu werden.

„IAAAAANUUUUS?!“, rief er immer und immer wieder. Doch von seinem Bruder war Nichts zu hören. Kein Lebenszeichen, kein munteres kichern, nicht einmal ein paar Klamotten, die er wegen der Hitze wieder ausgezogen hatte und in diesem merkwürdigen Wald war es wirklich heiß und vor allem feucht.
 

Beinah hatte Alex die Hoffnung aufgegeben, da fielen ihm kleine Fußspuren im Matsch auf.

„Das muss Ianus sein!“ Davon war der große Bruder überzeugt. Ianus war für seine vier Jahre ein sehr kleiner junge und diese Fußabdrückchen waren wirklich sehr klein. Es musste also Ianus sein! Von neuer Hoffnung beflügelt rannte Alex sofort los, immer in die Richtung, in die die Zehen der Abdrücke deuteten, selbst wenn sie ins Gestrüpp führen würden, er würde ihnen solange folgen, bis er seinen kleinen Bruder finden würde.
 

„IAAAANUS?“

„AAAAAAAAAAAAAAAAAAALEEEX!“

Das war sie! Das war Ianus' Stimme! Alex fiel ein Hinkelstein vom Herzen.

„BLEIB WO DU BIST! ICH BIN GLEICH DA!“ Alex war schon ziemlich am Ende seiner Kräfte, doch jetzt legte er noch einmal ordentlich zu. Endlich konnte er auch Ianus blaue Haare ausmachen und nach kurzer Zeit konnte er seinen kleinen Bruder direkt in die Arme schließen.

„Mensch! Bin ich froh dich zu sehen! Ich hab mir so sorgen gemacht!“ Freudig drückte Alex seinen Bruder feste an sich.

Ianus entgegnete seinem Bruder ein freudiges kichern. Er merkte zwar, dass Alex aufgeregt war, ahnte aber nicht, dass es wegen ihm war.

„Hier hier hier ist es voll COOOOOL!“, kicherte der kleine Junge in Alex' Armen vergnügt.

„Das es dir hier gefällt glaube ich dir.“, lachte der große Bruder und musterte Ianus. Er hatte kein Shirt mehr an.
 

„Wieso hast du kein Oberteil an?“

„Weil weil es waaaarm ist!“, erklärte Ianus aufgeregt und sah sich hastig um. „Ich ich maag den Waaald hier!“ Wenn Ianus so aufgedreht war, kam es oft vor, dass er sich beim Reden überschlug und Wörter wiederholte oder lang zog, meist war dann sein Mund schneller gewesen, als sein Kopf der noch dabei war Sätze zu bilden.

„Ja der Wald ist toll... Weißt du wie wir hierher gekommen sind?“

„Nööööö! Der der war einfach da!“

„Einfach da...?“ Das konnte nach Ianus' Ausdrucksweise leider viel sein. „Weißt du denn, wie wir hier raus kommen? Mami und Papi machen sich sonst noch Sorgen um uns.“

„Uhhh? W-Wirklich?“, fragte Ianus und wurde leicht traurig. Er wollte Mami und Papi nicht traurig machen.

„Ja bestimmt. Aber wir schaffen es hier bestimmt raus.“, versicherte der Ältere und versuchte dabei wirklich optimistisch zu klingen, doch die Situation war zu abgedreht um wirklich noch hoffnungsvoll gestimmt zu sein. Ohne Ianus abzusetzen lief Alex weiter den Weg entlang. Er wollte es nicht riskieren, dass er seinen kleinen Bruder wieder verlieren würde, wenn er ihn absetzen würde.

„Magst du mein Mathebuch tragen?“

„AUJA!“
 


 

„Pssst! Ianus! Hörst du auch dieses... Geräusch?“ Obwohl Ianus die ganze Zeit mit ihm geredet hatte, hatte Alex seinem kleinen Bruder nur halbohrig zugehört. Das war nicht sehr nett, doch Alex konzentrierte sich darauf einen Weg aus diesem Wald zu finden. Alex nahm die Situation deutlich ernster als Ianus, doch das konnte man ihm nicht verübeln, für den kleinen Kerl war das Alles nur ein großes Spiel. Doch Alex vernahm seit einigen Minuten immer wieder ein merkwürdiges, dumpfes Geräusch. Er konnte es überhaupt nicht zuordnen und so hatte er es einfach vorübergehend ignoriert, in der wagen Hoffnung, dass es sich von selbst erklären würde. Doch die Zyklen des Geräusches wurden immer kürzer und der Ton immer intensiver, dass er Alex schon leichte Sorgen bereitete.

„ICH BIN EIN DRACHE! GRAAAAAH!“, entgegnete Ianus seinem Bruder vergnügt und konnte sich vor lauter Gekichere kaum halten.

„Ianus! Also wirklich! Ich meine das ernst! Hörst du auch so ein Geräusch? Das hier ist ernst!“

Das Geräusch wurde immer lauter und kam immer schneller. Langsam fing auch Alex' Herz an in dem Takt des Geräusches zu schlagen. Ihm ahnte Übles. Sein ganzer Körper fing an zu kribbeln und er verlor langsam die Farbe im Gesicht, als aus dem Gestrüpp eine gewaltige Kreatur schoss.

„BOAH! COOOOOL! EIN EIN EIN TYRANNO~OSAURUS!“, rief Ianus vergnügt und riss begeistert seine Hände hoch. Ein waschechter Dinosaurier. Ianus war natürlich sofort Feuer und Flamme, im Gegensatz zu Alex.

„ACH DU HEILIGE SCHEISSE!“ Alex' Augen nahmen gewaltige Dimensionen an, während sein Herzschlag einen neuen Rekord aufstelle und seine Atmung immer flacher wurde. Diesen Nadelbaum vorhin. Er konnte ihn berühren, die Rinde abpödeln und vor allem konnte er sich kleine Kratzer zu ziehen. Wenn die raue Rinde des Baumes schon so real war. Wie real waren dann erst die Zähne diesen Monsters, welches auf sie zu stapfte?! Was sollte er tun? Sich tot stellen? Ein freundliches Gespräch starten und die gemeinsamen Differenzen niederlegen?

„VERDAAAAAAAAAAAAAAMT!“, rief Alex dem dunkelgrünen Dinosaurier, mit den hellen Tupfen entgegen, ehe er sofort los rannte. Ianus drückte er dabei feste an sich. „DAS IST KEIN SPIEL! DAS IST ECHT! DER WILL UNS FRESSEN!“, rief Alex panisch. Die Situation fing an Ianus zu überfordern. Er verstand Alex' Panik nicht sonderlich. Er fand es toll einen echten Dinosaurier getroffen zu haben. Doch das Verhalten seines großen Bruders machte ihm viel Angst.

„F-Frisst...er er er uns...w-w-wirklich?“
 

„... … ...“ Alex schwieg und sah kurz nach hinten, während er weiter rannte. Es war, wie er es vermutet hatte. Der Tyrannosaurus folgte ihnen und nahm kontinuierlich an Fahrt auf, schien aber nicht sein volles Potenzial zu nutzen. Doch diese Masse an Muskeln würde sicherlich nicht so schnell schlapp machen.

„Nein Ianus. Er wird mich fressen!“ Sofort bremste Alex ab und setzte Ianus ab. „Renn! Renn in dieses Gebüsch da und lauf einfach! Lauf, Lauf, Lauf!“

„A-Aber...“, schniefte Ianus, während ihm Tränen in die runden Augen stiegen. Nun hatte er es begriffen. Es war ernst. Er wollte seinen geliebten Alex nicht verlieren.

„Doch! Ich werden ihn ablenken und abschütteln! Ich komme nach Ianus!“ Alex Herz schlug immer stärker, der Tyrannosaurus war gleich bei ihnen. Schnell gab Alex Ianus noch einen Kuss auf die Stirn und schubste ihn dann in das Gebüsch.

„RENN!“, rief er ihm noch nach und wandte sich unverzüglich dem Dinosaurier zu. „Hey du fette Riesenechse! Wetten, dass du mich nie im Leben fängst?!“ Alex stellte sich der Bestie in den Weg und breitete seine Arme aus.

Der Tyrannosaurus blieb vor Alex stehen und musterte ihn, scheinbar unsicher. Alex beruhigte die Situation keineswegs. Sollte er vielleicht doch kämpfen? Warum fraß ihn das Vieh nicht sofort? Gab es nicht auch eine Theorie darüber, dass Tyrannosaurus ein Aasfresser war? Aber danach sah es doch nun wirklich nicht aus!

Langsam schlich Alex nach hinten, lies dabei seinen Blick aber auf dem Dinosaurier ruhen und dieser lies seinen auch auf Alex gerichtet, mit seinen kleinen, aber stechenden Augen. Nach ein paar Schritten stieß Alex mit seinem Fuß gegen einen Ast, der auf dem Boden lag. Sein panisches Gesicht zierte kurz ein Lächeln. Vorsichtigen Schrittes stieg er rückwärts über den Ast. Nun konnte er ihn betrachten ohne sich dabei umzudrehen. Der Ast war dick und sicherlich kein Hindernis für den Dinosaurier, aber als Waffe war er tauglicher als blanke Fäuste.

„Hey Fetti! Ist dir der Hunger vergangen? Bin dir wohl zu überlegen?!“

„Graaah... Du wagst es?“

Wieder riss der Jugendliche seine Augen auf. Hatte der Saurier gerade mit ihm gesprochen? SEINE Sprache? Deutsch? Ein Dinosaurier?! Der deutsch spricht? Jetzt war es offiziell. Hier lief Etwas gewaltig schief.

„WAS WIRD HIER GESPIELT?!“, rief Alex wütend, da schnellte der Tyrannosaurus schon mit seinem Kopf nach vorne um Alex zu verspeisen.

Vom Adrenalin getrieben schaffte es Alex noch rechtzeitig den Ast in die Höhe zu stemmen und ihn gegen das gewaltige Maul des Dinosauriers zu werfen. Dieser hatte damit nicht gerechnet und taumelte mehr vor Schreck, als vor Schmerz zurück.

„Grah! Du bist es doch nicht wert!“

Da! Schon wieder! Der Dinosaurier sprach seine Sprache. Der hell-moosgrüne Unterkiefer der Bestie hatte sich dabei sogar bewegt! Den erneuten Moment von Alex' Verwirrtheit nutzte der Tyrannosaurier direkt aus. Kaum hatte er seine Balance wieder gefunden, fuhr er schnell herum und schleifte dabei das Ende seines Schwanzes so über den Boden, dass er damit Alex gegen den nächsten Baum beförderte.

Der Jugendliche konnte nur noch wahrnehmen, wie der dunkelgrüne Schwanz, mit der helleren, unteren Seite ihn direkt an der Seite erwischte, danach fühlte er sich wie in Trance, als würde er in einer fluffigen Wolke stecken.

„Argh!“ Alex schmerzte der ganze Brustkorb, da hatte er das Gefühl der Wolke doch lieber. Einmal die Rippen, an denen der Schwanz ihn erwischt hatte und die andere Seite, die den Baum liebkoste, das waren pure Schmerzen, viel zu echt für eine Fantasie oder einen Traum. Alex war am Ende. Selbst wenn er sich jetzt noch aufraffen könnte. Er hatte Nichts mehr. Er könnte nicht einmal mehr ein Wattestäbchen in die Höhe stemmen.

„Warum....Warum... kannst du reden?“, presste Alex gequält hervor. Wenn er jetzt schon sterben würde, dann doch wenigstens nicht dumm.

Doch der Tyrannosaurus interessierte sich nicht für Alex' Frage. Reden zu können war für ihn alltäglich, er konnte reden, seine Freunde und Verwandten konnten reden. Nur Beute hatte nicht zu reden, wer sprach schon mit seinem Essen? Langsamen Schrittes trat er näher auf den Menschen zu. Selten hatte er solch ein widerspenstiges Opfer erlebt, deswegen wollte er sich noch etwas an seiner Verzweiflung laben, auch als Rache für den verzweifelten Angrif.

„Das ist doch...Argh! Du bist...kein Dino... das... mit dem Schwanz... nie nie im Leben.“, stammelte Alex im Delirium. Sowenig man über Dinosaurier wusste, nie im Leben hätten die Tyrannosaurier ihren Schwanz SO benutzt. Eines bereute der Junge noch, während er an dem Baum lag: Er hatte keine Gewissheit, dass Ianus es schaffen würde...
 

Ianus umklammerte das Mathebuch seines Bruders so fest wie er nur konnte und rannte durch das Gestrüpp. Dabei kullerten ihm stetig Tränen die Backen entlang. Alex sollte nicht sterben. Er musste es einfach schaffen. Bestimmt. Ganz bestimmt. Während sein Bruder den Kampf seines Lebens führte, erreichte Ianus eine etwas lichtere Stelle in dem sonst recht dichten Gestrüpp. Die Sonne schien von oben herab und erfüllte den Bereich in einem angenehmen Licht.

„Uh? Uh?“, schniefte der Vierjährige tot traurig und sah sich um. Plötzlich wurde das Licht sehr grell und nach einem kurzen, sternförmigen Aufblitzen stand ein weitere Dinosaurier vor Ianus.

Das Tier erreichte ähnliche Ausmaße, wie der Tyrannosaurus, gegen den Alex antrat, doch ansonsten war dieses Exemplar grundverschieden. Wie ein Carnotaurus trug auch er, kleinere Hörner über den Augen. Direkt auf dem Schädel, zwischen den Augenhöhlen wuchs ein kleiner Flaum aus dichten Fasern – den Protofedern -, die sich über den Hals bis zum Schwanzanfang nur über den Rücken ausbreiteten. Die Arme des Dinosauriers waren so lang, dass er damit den Boden problemlos berühren konnte und hatte zudem noch drei-fingrige Hände, mit pechschwarzen Krallen. Aus den Unterarmen ragten ein paar kurze Vogelfedern. Die Schenkel und Beine des Sauriers waren sehr kräftig und die gewaltigen Füße hatten drei Zehen, wobei eine Vierte am Knöchel hing, wie es bei vielen Theropoden üblich war. Entlang des Schwanzes ragten vereinzelnd, immer parallel zur anderen Seite, kurze Vogelfedern heraus. Die Schuppen des Dinos waren dunkelblau, dabei zeichneten sich zwei Typen von Schuppen ab. Die Oberseite des Schädels, bis zum Unterkiefer, so wie der Rücken bis zum Bauch und die Oberseite des Schwanzes hatten große, dicke Schuppen. Die jeweiligen unteren Seiten hatten sehr feine Schuppen, mit einer dunklen Gelbfärbung. Der Flaum aus den Protofedern hingegen zeichnete unregelmäßig alle Farben des Regenbogens auf, genauso wie die Federn an den Unterarmen und dem Schwanz. Trotz seiner fest definierten Körperfarbe schienen sich die Regenbogenfarben auch in den Schuppen widerzuspiegeln.
 

Ängstlich wich Ianus zurück und starrte den Dinosaurier panisch an. Er mochte Dinosaurier, doch heute hatte er erlebt wie gefährlich sie waren. Dem kleinem Jungen blieben buchstäblich die Worte im Hals stecken, doch die gefährliche Kreatur rührte sich keinen Meter, selbst das große Maul, aus dessen Unterkiefer gewaltige Zähne ragten, blieb geschlossen, aber nicht minder bedrohlich.

„Uhm...Uhm?“, stammelte Ianus leise, während er sich beruhigte. Diesen Dinosaurier. Er kannte ihn.

„B-Bunto...saurus?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  KiraNear
2012-07-25T21:14:38+00:00 25.07.2012 23:14
Ich muss sagen, eine ziemlich erfrischende Art, Geschichten zu erzählen, das gefällt mir. Außerdem ist es sehr gut leserlich, wegen der guten Absatzverteilungen und der Sprache. Es ist auch sehr leicht verständlich, besonders als Alex sich über seine Matheaufgaben aufregt. Das kann ich persönlich mehr als nachvollziehen.

Welch eine Ironie, dass Ianus Name auch mit einem "us" endet. War das Zufall oder Absicht?

Wie ist das mit der Fantasiewelt gemeint, in die einen Ianus ziehen kann? Kann er selbst Welten erschaffen? Oder zumindest die Ilusion davon?

Hm, entweder ist Alex eher von der ängstlichen Natur oder er hat einfach nur Angst um seinen Bruder. Anders kann ich es mir nicht erklären, warum er sofort fieberhaft nach seinem Bruder sucht. 
Edit. Ok, der Kleine ist vier, da würde ich mir auch Sorgen wie Hucke machen.

Mich würde echt mal interessieren, wie sie in überhaupt in diese Welt gelangt sind und warum. Und ob sie wieder von dort entkommen können oder nicht. Natürlich will auch ich wissen, wie es weitergeht. 

Btw, ich kam über die Umfrage von Sternengaukler hierher, also nicht wundern, woher die plötzliche Aufmerksamkeit kommt^^
Von:  Linchan
2012-06-10T18:06:49+00:00 10.06.2012 20:06
Yay, es ist on, und es ist cool XD Ich liebe ja Ianus, er ist einfach so goldig und niedlich... er ist episch xD Ich meine, ich finde das so witzig, wie Alex ihn dann im Wald findet und Ianus einfach alles cool findet und gar keine Angst hat - und dann kommt dieser epische T-Rex und Ianus, OH COOL EIN TYRANNOSAURUS, haha ich hab mich weggeschmissen xDDD

fängt doch schon mal spannend an o__o man will als Leser wissen, was das jetzt für eine Welt ist, ist es eine Fantasie, oder nicht, weil ja doch alles so real ist, und wie sind sie da hingekommen, und so, und natürlich jetzt. OMGWTF was passiert mit Alex, er darf nicht stääärbään q____q Ich mag Alex, er ist cool, er ist ein toller Bruder :3 Und allein als er in dieser Welt 'gelandet' ist und dachte ihn hat ein Farn-Fetischist entführt... xDDDD ich musste so lachen XD

Gibt es den Buntosaurus echt oder ist das ein Fantasiedino von Ianus? oô Weil ja am Anfang bei den Bildern auch erwähnt wurde dass er sich manchmal welche ausdenkt...? o.o weil gab es ECHT nen regenbogenfarbenen Dino? o.o

Jedenfalls will ich wissen wie es weitergeht und ob sie irgendwie wieder nach hause kommen und was abgeht und so o.o yay *_____*


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