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lyubovta

Alte Liebe rostet nicht
von

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Prolog

Nicht meine erste Fanfic, aber ich melde mich hiermit zurück. Meinen alten Namen habe ich vergessen, die alten Sachen sind gelöscht. Der Prolog ist nicht lang und ich hoffe, dass er euch trotzdem zusagt. Beta-Leser werden immer gesucht ;)
 

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Dicke Nebelschwaden ziehen sich über den Asphalt, die Nacht liegt wie schwere Schwingen einer Krähe über den Dächern der Stadt und den Wipfeln der Bäume. Das Gurren einer Taube durchbricht die unheimliche Stille. Die Ruhe vor dem Sturm, ein letztes Innehalten, ehe das Chaos hereinbrechen und alles mit sich reißen wird, wie eine riesige Welle. Unaufhaltsam, stark und unbeugsam, so scheint es. Die Nacht hat selbst die sonst so saftig grünen Blätter schwarz gefärbt, die nun seicht im Wind wehen, ein Lied mit der Taube anstimmen.

Zwei Männer sind es, die aus ihrem Halbschlaf schrecken, als sich eine weitere Gestalt aus dem Schatten schält, den dunklen Mantel der Nacht abstreift und sich in einen kleinen Lichtkegel bewegt und sich den Männern präsentiert, fast darum bettelt bemerkt zu werden, auch wenn er sich lautlos verhalten hat. Verschlafen und doch einsatzbereit sind die Wachen, die das Tor der Stadt unter den Blättern bewachen, jeden Neuankömmling betrachten und genausten begutachten. Das Misstrauen ist ihnen ins Gesicht geschrieben, kein Mucks verlässt ihre Lippen, die verdächtig eng zusammengepresst werden.

Auf den ersten Blick erkennen sie den Fremden nicht. Seine Statur spricht jedenfalls dafür, dass es sich um einen Mann halten muss. Hochgewachsen ist er, schwarzes Haar umrahmt die Maske, die auf seinem Gesicht ruht, ihn anonymisiert. In einer Großstadt, in der jeder jeden kennt. Das einzige, was ihn von all dem Gesindel, das sich bei Tagesanbruch auf die Straßen bewegen würde, unterscheidet und ihn einzigartig macht. Nun, nicht einzigartig. Die Anbu, die er erfolgreich umgegangen hat, tragen ähnliche Masken und doch ist er keiner von ihnen. Er tritt an den Tisch der Wachen heran, schiebt ihnen ein Stück Papier zu. Etwas, das ihn ausweisen soll, wahrscheinlich. Die Augen weiten sich, Unglaube zeichnet sich in den Zügen der Männer ab, ehe der vermeintlich Fremde seine Maske ein Stück in die Höhe schiebt, ein leichtes Lächeln sich auf dünnen Lippen abzeichnet. Mehr Beschreibung soll nicht von Nöten sein. Die Wachen erkennen ihn, wissen nicht ob sie Freude walten lassen sollen und belassen es bei einem Nicken, während geweitete Augen und offene Münde noch immer von Erstaunen und Erkenntnis zeugen. Sie würden noch lang an dieser Begegnung zu nagen haben, würden wohl erst Stunden danach realisieren was passiert ist, wer sich an den restlichen Wachen vorbei gestohlen hat und das geschlossene Tor überwunden hat. Es ist nicht das erste Mal und doch eine völlig andere Erfahrung für die Wachen.

Der Fremde setzt die Maske erneut auf, bewegt sich gemächlich und langsam davon, nur ein Ziel vor Augen. Er hat nicht vor sich in dieser Nacht mit der Hokage auseinanderzusetzen. Dafür haben sie an einem anderen Tag Zeit. Eventuell in der Früh, wenn man sie aus ihrem Schlaf gerissen hat und von seiner Rückkehr unterrichtet hat. Er könnte diese Begegnung schon jetzt hinter sich bringen, ist er sich doch sicher, dass sie in diesem Moment ihre dicken Brüste auf ihren Schreibtisch presst und der Geruch von Sake aus ihrem Mund quillt, während sie über all ihren Dokumenten schläft. Er kann nicht leugnen, dass sie vor Jahren in seinen ersten erotischen Träumen aufgetaucht ist, doch das liegt eine gefühlte Ewigkeit zurück, liegt in der Kindheit, die eigentlich nie Kindheit war. Nun jedoch interessiert ihn die Hokage nicht mehr, hat er sich doch Wichtigerem verschworen, gibt es doch gerade eine Person, die sein Interesse geweckt hat und die er zwangsläufig wiedersehen würde. Er läuft die sauberen Gassen der Stadt entlang, seine Schritte hallen an den Mauern wider, sind das einzige Geräusch an diesem Ort. Die Taube hat längst den Schlaf gefunden, der Wind pfeift nur ab und an durch die Straße, wirbelt Staub auf, den die Ladenbesitzer nicht weggefegt haben. Er erinnert sich an die belebten Straßen, die Freude und das Leid. Gefühle, die so gegensätzlich sind und sich doch in jedem einzelnen Dorfbewohner widerspiegeln, denn sie alle verbindet eine Vergangenheit, mindestens ein Krieg, der so viele Leben gefordert hat und doch liegt auch dieses Ereignis schon Jahre zurück. Wieder schiebt er die Maske zurück, biegt in eine weitere Gasse ein, die sich durch Dunkelheit allein auszeichnet und verschwindet in ihrem endlosen Schlund aus Leid und Erinnerung, so allgegenwärtig wie vor über zehn Jahren.

Ein Tag wie jeder andere. Sonne, Wärme, Lebenskraft und ihrem Kern nicht mehr als nüchterne Wahrheit und Tristesse. Es lag nicht in seiner Natur die Welt so widerzuspiegeln, wie sie ihm begegnete. Ihm lag nichts daran Gleiches mit Gleichem zu vergelten, lieber hielt er noch die andere Wange hin. Damit traf er sicher nicht den Zahn der Zeit, er wurde nicht durch Böses zum puren Bösen, zum Mörder. Nun, Mörder war er ohne Zweifel, doch er mordete aus besseren Gründen, wie er fand. Es befriedigte ihn nicht innerlich, es war nur der Beruf. Kälte und Beständigkeit, ein roter Faden, der sich durch sein Leben zog und sich in seinen Taten wiederfand. War er dadurch nicht einer der schlimmsten Sorte? So abgeklärt und nicht dazu in der Lage diejenigen zu betrauern, die auf seinem Weg des Shinobi umbrachte. Sie waren Mittel zum Zweck, waren es geworden, noch bevor es ihm selbst wirklich klar war. Er hatte sich jedoch längst in diesem Spinnennetz verfangen, war nicht mehr in der Lage auszubrechen. Sein Beruf war wichtig, seine Mitstreiter und das Dorf waren wichtig. Das Individuum kam nur selten zum Zug. Alles wurde Routine. Das Morden, die Aufträge, die kleinen Arbeiten. Und zwischen all diesen Varianten erkannte er nur einen Unterschied, wenn man ihm sagte welchen Rang die Mission hatte, auf die er sich begeben musste. War er längst zu einem Mörder geworden? War er nicht längst schlimmer als all die Verbrecher, die er suchte, die er zur Strecke brachte? Nein, er tötete für das Allgemeinwohl und so oft kam das gar nicht mehr vor. Sein Team bestand aus jungen Leuten. Für sie kam es nicht in Frage schon zu morden. Man würde es ihnen so lang vorenthalten, wie es ging.
 

Einen Blick nur warf er zur Seite, die Hand fuhr über den Bauch einer anderen Person, einer Frau. Ihr Haar war so schwarz wie die Nacht, umrahmte das ebenmäßige und makellose Gesicht der blassen Dame, die noch zu schlafen schien, obwohl das Licht der Sonne sie meist noch eher aus dem heiligen Schlaf riss. Eine der vielen Anomalien, die sich an diesem Morgen begaben. Ihm fiel eine Strähne des strohblonden Haars in die Augen, als er den Kopf senkte und ihren leicht rundlichen Bauch betrachtete. Bald schon würde sie zu ihm kommen und vom ersten Tritt berichten, würde ihn dazu auffordern auch einmal zu fühlen und es würde ihm falsch vorkommen. So wie es ihm nun falsch vorkam ihren Bauch zu streicheln, sie zu liebkosen. Doch es war ein Ritual geworden, das er seit fast sechs Jahren durchzog. Nun, sie war nicht ständig schwanger, doch er hatte ab und an daran gearbeitet sie zu schwängern. Sie war die Ablenkung, die er immer gebraucht hatte. Tat es ihm leid sie zu benutzen? Oh, er bereute es jeden Morgen, wenn er neben ihr aufwachte. Sie hatte es nicht verdient und doch war er nach all der Zeit zu egoistisch geworden, um sich nicht das zu nehmen, was er brauchte und was er wollte. Sie liebte ihn, doch er liebte sie nicht, hatte es nie getan. Sie bedeutete ihm unendlich viel, doch er würde nie dazu in der Lage sein ihren Frauenkörper zu begehren und ihre Seele zu lieben, so wunderbar und bezaubernd sie auch war. Sie verdiente seine Liebe, aber er konnte nicht mit diesen Gefühlen dienen. Sein Herz hatte er vor Jahren verschenkt, hatte es verschenkt noch bevor sie beschlossen miteinander zu gehen. Und nun wollten sie eine Familie gründen, in wenigen Monaten sollten sie heiraten und er hatte Hinata selten so glücklich gesehen. Nicht er hatte ihr den Antrag gemacht. Ein Geheimnis, das bewahrt wurde, denn es war ihm peinlich, er schämte sich für seine Feigheit. Sie hatte ihn gefragt und er hatte eingewilligt, obwohl er wusste, dass es nicht für immer halten konnte. Er würde ihr irgendwann die Wahrheit sagen, auch wenn er wusste, dass sie es längst wusste. Sie war nicht dumm, viel zu gescheit, um die Schauspielerei und die Maskerade zu glauben. Sie waren füreinander nur Mittel zum Zweck. Sie zogen ihren Nutzen auseinander. Sie wollte damit prahlen ihn endlich dazu bewegt zu haben sie zu lieben und er wollte den Schein wahren vollkommen normal zu sein und nicht von einer Person abhängig zu sein, die er seit Jahren nicht gesehen hatte.
 

„Wie lang bist du schon wach?“, sprach eine zarte Stimme, die ihn aus den Gedanken holte, die er hatte vermeiden wollen. Wenigstens an diesem Morgen. Konnten sie nicht eine vollkommen normale Beziehung miteinander führen? Nein, der Zug war wahrlich abgefahren. Eine Schande waren sie für die wahren Beziehungen, für die Beziehungen, in der wahre Liebe herrschte. Sie waren nur ein Witz, ein Produkt aus Erwartungen und einseitigen Gefühlen, die hofften irgendwann erwidert zu werden. Er hob den Kopf, sah in ihre fliederfarbenen Augen und seine schmalen Lippen formten sich zu einem seichten Lächeln. „Seit einer Weile. Ich denke ich muss nun aufstehen. Die Kinder warten auf mich.“ Er kam oft zu spät. Eine Angewohnheit, die er dreist von seinem eigenen Sensei übernommen hatte. Hinata schüttelte meist den Kopf, wenn er zu spät aus dem Haus kam. Es war nicht so, dass sie schon mit ihren ehelichen Pflichten anfingen – seit sie Schwanger war herrschte Ebbe im Bett – er stand nur spät auf und ging danach sicher meist noch Ramen essen, weil sie versuchte ihm diese Angewohnheit auszutreiben und er sich so einfach nicht von seinem Lieblingsessen trennen konnte. Dabei wollte sie nur, dass er gesund lebte und er konterte immer nur mit dem Argument, dass sie ihn sein kurzes Leben genießen lassen sollte, weil er nie wissen konnte, ob er von einer Mission tatsächlich zurückkehrte. Er erhob sich, die Muskeln spannten sich an, jede einzelne Bewegung konnte sie wahrnehmen und immer wieder verschlug es ihr den Atem, wenn dieser große, gutaussehende Mann dem Bett entstieg. Er bewegte sich langsam und steif, wahrscheinlich war er noch nicht richtig wach. Er nahm sich einige Dinge aus dem Schrank und verschwand dann im Bad.
 

Es verging nicht viel Zeit, ehe er das Bad wieder verließ. Er roch den Kaffee, der unten stehen musste, roch die frischen Brötchen, die seine Verlobte ihm jeden Morgen kredenzte und sein Magen verzog sich, gab ein lautes Knurren von sich und er hastete nach Unten, fiel fast die Treppe hinab und kümmerte sich doch keinen Deut darum. Er war Kind geblieben und er hatte vor sich einen Teil davon zu bewahren, so schwer es auch gewesen war, nachdem vor zehn Jahren ein kleiner Krieg ausgebrochen war, der so schnell endete, wie er begonnen hatte. Doch daran wollte er in diesem Augenblick keinen Gedanken mehr verschwenden. Ereignisse, die vor einer so langen Zeit geschehen waren, gehörten nicht in die Gegenwart. Gedenkfeiern konnten sie abhalten, doch die restliche Zeit der vielen Jahre, die vergangen waren, sollten der Gegenwart gehören und nicht der Vergangenheit. Ein Mantra, das er jeden Tag herunterbetete, weil er nicht anders konnte, weil er sich immer wieder an die eigenen Prinzipien erinnern musste. Es war nicht so leicht wie es sich anhörte. Es war schwer nicht in der Vergangenheit zu leben, wenn man in dieser Zeit schönere Momente erlebt hatte, als in der Gegenwart und der nahen Zukunft. Es würde sich nichts ändern, da war es sich sicher und doch war da dieses Kribbeln in seinem Bauch, das er auf den Hunger schob, denn Hoffnungen hatte sich seit Jahren nicht mehr gemacht. Seit sechs Jahren, wenn er genau war. Er warf seiner Verlobten einen Blick zu, während er schon längst an seinem Brötchen nagte und seinen Kaffee trank. Sie las ein Buch, trank ihren Kaffee und beachtete ihn kaum. Sie redeten wenig. Gerade in der letzten Zeit. Meist sprach sie ihn nur an, wenn sie ihn um Rat fragen musste, wenn es um die Hochzeit ging oder sie gehen musste. Missionen nahm sie seit fünf Monaten nicht mehr an, weil sie ahnte schwanger zu sein und erst vor zwei Monaten hatte es sich tatsächlich bestätigt. Sie trug ein Mädchen in ihrem Leib. Ihr Kind, sein Kind. Es würde sie zusammenhalten, ob sie wollten oder nicht und er wollte nicht. Zur Abtreibung konnte er sie nicht nötigen. Er freute sich viel zu sehr auf das kleine Mädchen, auf die kleine Überraschung. Nur ein leichter Kuss auf den Mund gab er ihr zum Abschied, bevor er aus der Tür ihres Hauses ging und sie zurückließ. Wie jeden Morgen.
 

Ge-Nin zu trainieren war nicht schwer, sie auf die Auswahlprüfungen vorzubereiten war dagegen umso schwerer. Er hatte viel gehört von den anderen Teilnehmern, wusste dass sein Team wahrscheinlich irgendwann den Kürzeren ziehen würde, doch er wollte sie wenigstens bis zu den letzten Kämpfen schleusen. Dann konnten sie verlieren, aber nur mit einem ordentlichen Knall. Er konnte es sich nicht leisten vor den anderen Leuten wie eine Witzfigur auszusehen und außerdem lagen diese Kinder ihm am Herzen. Sie waren aufgeweckt, ein normales Team und doch hatten sie alle Fähigkeiten, die sie besonders machten. Ein junges Mädchen und zwei Jungs, die ihn an sich selbst erinnerten und an eine Person, die ihn vor einem Jahrzehnt aus heiterem Himmel verlassen hatte. Er zog das Training wie immer durch, versuchte jeden zu fördern und gab ihnen die Chance sich mit ihm zu messen, wenn sie es wollten und bereit waren erneut zu verlieren. Er war ihr Vorbild und er hatte vor das zu bleiben. Er verbrachte den ganzen Vormittag und den halben Nachmittag mit ihnen. Ein Tag wie jeder andere. Die Zweifel daran verflogen schnell. Die Anomalien am Morgen drängten sich schnell in den Hintergrund und waren schnell vergessen. Er verschwendete meist keine Gedanken an seine Probleme und sein Leben, wenn er seine Schüler trainierte und mit ihnen rumblödelte, sie unterrichtete, so wie er es erlebt hatte. Sie würden alle ihren Weg gehen, darauf vertraute er und niemand von ihnen würde das Team verlassen. Es gab keinen Grund zur Besorgnis. Diese Sorge würde bei ihm nie auflodern. Er wusste, dass Kakashi schon früh befürchtet hatte, was später eingetreten war und so vertraute auch er auf sein Bauchgefühl, hatte mit ihnen die Rituale durchgezogen, die er kannte. Er würde über sie wachen und er würde dafür sorgen, dass ihnen nichts passierte. Sie waren wie eigene Kinder und doch wusste er, dass es sich anders anfühlen würde, wenn Hinata ihre Tochter zur Welt brachte. So vieles würde aus den Fugen geraten, alles würde sie dadurch umwerfen, die Karten wurden neu gemischt.
 

Die Sonne senkte sich bereits, als er den Weg nach hause antrat und die Trainingsplätze hinter sich ließ. Sie waren schon längst weg. Die drei Schützlinge hatte er schon viel früher gehen lassen, doch er hatte nicht vor sofort nach hause zurückzukehren. Hinata würde ihn noch nicht erwarten und so würde er wohl früher dort aufschlagen, als sie erwartet hatte. Ein Tag wie jeder andere ging zuende, ein Tag, den er schnell wieder vergessen würde, denn er hatte keine neuen Erkenntnisse gebracht.

„Naruto!“ Er kannte die Stimme, verwirrt blinzelnd drehte er sich um, erkannte die junge Dame sofort.

„Wieso verbirgst du dein Chakra vor mir, Sakura?“ Er hätte sie eigentlich spüren müssen, doch sie war einfach aufgetaucht, ohne ihn vorzuwarnen. Es kam selten vor.

„Weil du mir seit Tagen aus dem Weg gehst und ich kann es mir nicht erlauben, dass du einfach verschwindest. Nicht heute.“ Sie hatte die Haare wieder wachsen lassen, sie waren länger als vorher, reichten ihr bis zur Hüfte, wenn sie sie denn offen trug. Sie war schlicht gekleidet, seit Jahren trug sie meist nur schwarz, Schweißperlen fanden sich auf ihrem Gesicht wieder. Wahrscheinlich kam sie gerade aus dem Krankenhaus.

„Du siehst erschöpft aus. Was willst du?“ Nicht die Art, mit der er seine ehemalige Teamkollegin ansprechen sollte. Er war unfreundlich und er bereute es. Ihre Augen wanderten zu Boden. Irgendwas war faul und er wusste nicht, ob er mehr erfahren wollte.

„Tsunade will uns sehen. Sofort.“ Sie wusste mehr, aber sie wollte es nicht verraten. Sie wusste, dass er sich den Worten der Hokage nicht entziehen konnte. Sie würde bald von ihrem Posten zurücktreten und in wenigen Monaten ihren Nachfolger benennen. Es ging das Gerücht um, dass dieser Nachfolger längst feststand und das machte Naruto nervös. Er wusste nicht, ob er es tatsächlich werden würde. Er zweifelte an sich selbst und seinen Fähigkeiten.

„Hinata ...“, begann er, doch konnte er seinen Satz nicht zuende führen. Die junge Dame fiel ihm sofort ins Wort.

„Was glaubst du, weshalb ich so schwitze? Ich war bei ihr. Sie weiß, dass ich dich suche.“

Auch kein Ausweg. Kein Wort perlte mehr von seinen Lippen, ein ungutes Gefühl breitete sich in seinem Magen aus. Es war das Kribbeln, das ihn vorwarnte. Er wusste, dass er nicht gehen sollte, doch er setzte sich trotzdem in Bewegung, sprintete an Sakura vorbei und wusste, dass sie ihm wortlos folgen würde.

Es war keine Erleichterung, die er spürte, als er endlich den Turm der Hokage erreichte. Sakura war ihm natürlich gefolgt, hatte kein Wort gesagt, doch er wusste, dass sie wusste wie es ihm ging. Sie ahnten beide das Schlimmste. Eventuell war es nicht das Schlimmste. Nicht für ihn, doch sicher für sie. Sie wusste, was es bedeutete, wenn ihre Vermutung richtig war. Woher er wusste, was sie dachte? Wenn man so lang befreundet ist und so viel miteinander durchgestanden hat, dann lernt man die Gedanken des anderen zu erkennen. Sie waren wie Schwester und Bruder. Sie wussten automatisch, was den anderen bedrückte und Sakura war die Einzige, die alles von ihm wusste. Niemanden hätte es verwundert, wenn er sie gewählt hätte und nicht Hinata. Doch im Gegensatz zu der Hyuga hatte Sakura genau gewusst, dass sie immer nur die zweite Geige spielen würde. Da störte es sie auch nicht den anderen dabei zuzusehen, wie sie langsam aber sicher alle heirateten. Erst vor wenigen Monaten hatten sie gemeinsam eine Hochzeit besucht. Die Hochzeit ihres Freundes Shikamaru und der garstigen Temari, die immer etwas an ihrem Mann auszusetzen hatte. Sie lebten in Konoha. Temari war nur hergezogen, weil sie wusste, dass ihrem Mann hier viel mehr Möglichkeiten offen standen. Er hatte neben Naruto die besten Aussichten auf den Posten des Hokage. Sein scharfer Verstand war sicher ein Pluspunkt, doch die Tatsache, dass er schlecht mit Menschen umgehen konnte, machten ihn unfähig. In Narutos Augen war er das jedenfalls. Er hätte kein Problem damit den Posten an ihn abtreten zu müssen, doch er würde sich ärgern. Er würde sich tierisch ärgern.
 

Meist ließ sich Sakura nicht anmerken, wie sehr es sie störte, dass sie noch nicht den Richtigen gefunden hatte. Vor einer Woche hatte sie sogar nachgegeben und sich mit Konohamaru getroffen. Es war ihm noch immer ein Rätsel, weshalb sie das getan hatte. Der Gute hatte den Verlust seiner großen Liebe noch lang nicht verkraftet und er hatte Sakura nur gefragt, damit er sich ablenken konnte. Seitdem seine Verlobte und Teamkameradin verstorben war, hatte er sich durch sämtliche Betten des Dorfes gevögelt und führte einen Lebensstil, den Naruto nicht tolerieren konnte, doch er hatte genug mit sich selbst zu tun, als dass er sich um seinen Freund kümmern könnte. Es tat ihm insgeheim Leid, doch er wollte keine Schwäche mehr zugeben. Nur Sakura durfte ihn in den schwachen Momenten sehen. Seiner Verlobten konnte er sich schließlich nicht offenbaren. Sie würde ihn nicht aus der Wohnung werfen, doch sie würde Stück für Stück zu Grunde gehen. Auch jetzt sah er den stetigen Fortschritt ihres Zerfalls. Sie hatte die Hoffnung zwar nie aufgegeben, dass er sich irgendwann in sie verlieben könnte, doch die fehlende Zuneigung für das gemeinsame Kind, das sie erwarteten, brachte sie an den Rand des Abgrunds. Sie befand sich im freien Fall. Er hatte nicht vor alles zu beschleunigen.
 

Der Weg kam ihm so unendlich lang vor. Den mahnenden Blick seiner besten Freundin im Nacken zu haben, half ihm nicht. Er verschlimmerte die Vorahnung, die sie beide hatten und er wusste nicht, wie er reagieren würde, wenn er endlich Gewissheit hatte. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, er senkte den Blick, als er neben Sakura den Turm hinauf ging. Sie beide sahen die anderen Shinobi nicht an, selbst an Shizune, die auf dem Weg nach unten war, beachteten sie nicht. Es war ernst und das wussten sie beide. Es ging um keine Mission, sonst hätte ihm Sakura das längst mitgeteilt und sie wüsste es. Tsunade ging mit solchen Sachen nicht so verschwiegen um. Es würde nur eine Mission und eine Herausforderung für ihren Charakter darstellen. Es würde für den Moment alles verändern. Die Zukunft würde einen anderen Weg nehmen, als man es sich vorgestellt hatte. Ja, mit den Jahren lernte man so viel. Die Freunde und Verbündeten waren offene Bücher, in denen er lesen konnte. Er kannte ihr Verhalten und wusste wie sie in bestimmten Situationen reagierten. Die Zeit, in der er ein blinder Junge gewesen war, waren längst vorbei. Er hatte so viel gelernt und seine Senseis hatten ihm in dieser Zeit so viel beigebracht.
 

Die Kirschblüte klopfte nicht an der Tür der Hokage. Sie hatte es sich abgewöhnt sie mit zu viel Respekt zu behandeln. Sie mochte ihr einiges beigebracht haben, doch sie hatte sie längst übertroffen. Es war ein offenes Geheimnis, doch niemand redete darüber. Schon gar nicht, wenn Tsnuade anwesend war. Sie wusste selbst, dass die Jugend die Alten schon längst übertrumpft hatte, doch das hieß noch lang nicht, dass sie ihren Wahn aufgab. Noch immer sah sie nicht besonders alt aus. Sie sah aus wie damals, als er sie mit Jiraiya dazu überredet hatte mit ihnen nach Konoha zurückzukehren und den Platz des fünften Hokage einzunehmen. Er erinnerte sich noch gut an das Zusammentreffen und er erinnerte sich noch gut daran, weshalb ihm so viel daran gelegen hatte, dass sie mit ihnen kam. Ob er sich daran erinnern wollte, war eine andere Frage.

Sakura betrat vor ihm den Raum, er folgte ihr wortlos und sah sich mit Tsunade konfrontiert. Ihre großen Brüste verweilten, wie immer, auf dem unordentlichen Schreibtisch. Sie war wach, doch das überraschte ihn nicht im Geringsten. Wenn es um etwas ging, war sie meist wach und doch sah er ihr deutlich an, dass sie erneut getrunken hatte. Es war kein Indiz dafür, dass er mit seiner Vermutung richtig lag. Sie trank mehr, seit der Krieg vorbei war, seit sie Dan gesehen hatte und endlich verarbeiten konnte, dass Jiraiya tot war und nicht zurückkehren würde. Sein Tod nahm sie mit und diese Leid teilte sie mit Naruto, denn auch er war noch lang nicht darüber hinweg. Er vermisste seinen Paten. Er hätte ihm mit Rat und Tat zur Seite gestanden und er hätte verhindert, dass er Hinata belügt. Er hätte ihn von diesem Schritt abgehalten.
 

Niemand sprach ein Wort. Die Stille hing im Raum und bedrückte sie. Es verging eine Ewigkeit, bis Tsunade endlich den Mund öffnete, um etwas zu sagen. In den letzten Minuten war dieser Anblick keine Seltenheit gewesen, doch sie hatte immer wieder den Mund geschlossen, als wisse sie nicht wie sie anfangen sollte. Es war kein Wunder, wenn man bedachte, wie viele leere Sake-Fläschchen auf ihrem Schreibtisch standen und den Platz des Papiers einnahmen. Scheinbar hatte Shizune sie schon ordentlich dazu gezwungen ihren Aufgaben nachzukommen.

„Ich habe euch herbestellt, weil ich euch etwas mitteilen muss.“, begann sie und lieferte ihnen damit keine neue Information. Wieder verging Zeit und langsam wurde er unruhig, die Anspannung hielt ihn gefangen und ihm entging völlig, dass er die Luft angehalten hatte. Erst, als sie sagte, was sich ereignet hatte, war er wieder dazu in der Lage zu atmen. Er schnappte förmlich nach Luft.

„Sasuke ist letzte Nacht von seiner Mission zurückgekehrt und ist nun im Begriff das Anwesen seiner Eltern zu beziehen.“ Das Viertel seines Clans war vollkommen ausgestorben. Er konnte sich nicht erklären, wie jemand dort leben konnte, doch es wunderte ihn nicht. Sasuke war noch nie ein Mann gewesen, der Wert auf Gesellschaft legte, auch wenn Naruto noch eine weitere Seite des Eisklotz kannte. Nicht er war es an diesem Tag, der die Beherrschung verlor. Er hatte gelernt sich zu zügeln. Eventuell verloren sie alle ihre Lebensfreude. Die Ereignisse hatten sich überschlagen, der Krieg hielt sie alle noch immer im Bann. Ihre Dörfer hatten nicht viel Schaden erlitten, doch ihre Seelen waren angeschlagen.

„Und du lässt das geschehen?! Vor ein paar Jahren war sein Plan das Dorf zu zerstören und nun lassen wir ihn hier leben?!“ Naruto zuckte zusammen und entfernte sich ein Stück von Sakura, die genau in diesem Moment auf den Schreibtisch zuschritt und sich mit beiden Händen daran abstützte, Tsunade dabei wütend anfunkelte. Die Hokage ließ sich davon nicht beeindrucken. Zwar wusste sie, dass ihre Schülerin längst stärker war als sie selbst, doch sie wusste auch, dass Sakura es nicht wagen würde die Hand gegen sie zu erheben. Hunde, die bellen beißen nicht.

„Du weißt so gut wie ich, dass ich es ihm damals versprochen habe. Er hat dem Dorf in den letzten Jahren gute Dienste erwiesen. Wir können ihn nicht ewig bestrafen. Was er geplant hat und was er getan hat, sind zwei unterschiedliche Dinge. Ich konnte ihn nicht wieder entfernen lassen. Ich habe ihm mein Wort gegeben.“ Zu seiner Verwunderung blieb Tsunade völlig ruhig, was nicht hieß, dass die Situation nicht eskalieren konnte. Naruto hatte nicht vor dem Spektakel beizuwohnen und drehte sich um, verließ das Büro und schloss die Tür geräuschvoll. Sonst würden sie gar nicht merken, dass er gegangen war.

Auf dem Gang begegnete er Shizune, die ihn verwirrt ansah. Er hatte nicht vor sich zu erklären. Sie würde die beiden Streithähne zähmen müssen.
 

Gedankenverloren verlässt er den Turm, das Gebäude, mit dem er so viele Erinnerungen verbindet. Einige waren schön, andere nicht. Doch das Leben ist kein Wunschkonzert. Im Gegensatz zu den Erinnerungen, die ihn nun umgeben, sind selbst die schlechtesten, die er mit dem Turm der Hokage verbindet, eine Blumenwiese und eine Oase des Friedens und der Ruhe. Sie alle können nicht mit dem mithalten, was er erlebt hat. Seine Gedanken werden jäh unterbrochen, als erneut eine Stimme seinen Namen ruft. Sakura ist ihm also gefolgt, hat sich auf keinen langen Streit mit Tsunade eingelassen. Er wusste schon, was nun folgen würde. Er konnte es verstehen, doch würde er sich sicher nicht freuen. Es wäre besser gewesen, wenn sie ihre Wut an der Hokage ausgelassen hätte und nicht an ihm, dabei galt ihre ganze Wut tatsächlich ihm. Sasuke war zurückgekehrt, doch wütend war sie gewiss nicht auf ihn, sondern auf Naruto. War es nicht immer schon so gewesen? Sasuke verhielt sich daneben und Naruto musste Rücksicht nehmen und war das Zentrum der allgemeinen Wut. Es hatte ihn immer gewurmt, dass er nur so Aufmerksamkeit bekam und dass sie ihm nur so zuteil wurde. Sakura war sicher nicht mehr in den Uchiha verliebt, doch sie verehrte ihn noch immer. Sie war nicht mit dem einverstanden, was er getan hatte, doch sie nahm ihn noch immer in Schutz. Es war die alte Leier.

„Warte doch!“ Er hörte nicht auf sie und lief einfach weiter. Er wollte sich nicht mit ihr herumschlagen. Es war besser, wenn sie sich ein wenig aus dem Weg gehen würden.

„Was hast du vor?!“ Musste er wirklich immer einen Plan haben? Er brauchte Luft zum Atmen, ein wenig Zeit für sich und sie erwartete sicher wieder das Schlimmste von ihm.

Er blieb stehen, drehte sich langsam zu ihr um und verzog das angespannte Gesicht, dem vorher keine Gefühle anzusehen war.

„Ich gehe nach Hause. Hinata wartet sicher schon.“ Auch wenn sie wusste, dass er bei Tsunade war und sicher nicht so schnell mit ihm rechnete, benutzte er sie wieder als Ausrede, als Lüge. Sie war die Lüge seines Lebens und er ließ sie leiden. Es tat ihm Leid, doch er war egoistisch genug, um es weiterhin zu tun und sich zu schützen.

„Wir beide wissen, dass du nicht zu ihr gehen wirst.“, entgegnete die Kirschblüte und sah ihn verächtlich an, als habe er bereits ein Verbrechen begangen, „Ich habe Angst, dass du sie verletzen wirst. Sie wird zu Grunde gehen, wenn du sie verlässt.“

„Wieso sollte ich sie verlassen? Nur, weil er zurück ist, werde ich ihm noch lang nicht hinterherrennen. Er hat zu viel kaputt gemacht.“ Seine Antwort schien ihr zu genügen. Sie wusste, dass er in gewissem Maße log, doch das konnte sie nicht verhindern. Sie wusste, dass ihm etwas an Hinata lag, auch wenn er sie nicht liebte. Sie war eine Freundin für ihn. Eventuell war sie eine bessere Freundin für ihn als sie selbst. Er würde sie trotzdem zu Grunde richten und sich damit auch. So egoistisch er auch war, er würde es nicht verkraften sie leiden zu sehen. Schon jetzt war er mitgenommen und das lag nicht nur an der baldigen Hochzeit der beiden. Er ahnte, dass er ihr damit mehr Schaden zufügen würde, als sie eventuell ahnte. Sasuke würde diese Beziehung belasten. Sie würde mit ihm reden müssen. Ihm lag sicher noch genauso viel an Naruto, wie vor zehn Jahren.
 

Sie redeten nicht mehr viel miteinander. Sie stellte nur noch einmal klar, dass sie ihn umbringen würde, sollte er Hinata weh tun. Ihnen war bewusst, dass Naruto das längst getan hatte, doch sie wollten nicht darüber reden. In den letzten Jahren war Verdrängung ein fester Bestandteil ihres Lebens geworden und sie redeten sich gern die Welt schön. Es war schließlich friedlich. Wie konnte ihr Privatleben also so leiden? Es gab nur noch selten Missionen, nur wenige kriminelle Vereinigungen und wenig wovor sie sich schützen mussten. Selten trat der Ernstfall ein, die Anbu waren fast überflüssig geworden, doch sie ahnten, dass hinter diesem Frieden so viel mehr steckte. Es konnte nicht so schön sein, wie sie dachten.

Mit diesem Problem beschäftigte sich Naruto nicht, als er durch die Straßen der Stadt lief, orientierungslos und vollkommen verwirrt. Die Dunkelheit hatte sich längst über dem Dorf ausgebreitet, der Mond war alles, worauf er sich verlassen konnte. Er stand in jeder Nacht am Himmel, auch wenn er ihn selten sah. Die Jahreszeit ließ es nicht zu, dass der Himmel von Wolken verschont blieb. Doch heute konnte er die Sichel deutlich sehen, vereinzelt sah er sogar Sterne. Er steckte die Hände in seine Hosentaschen, lief ein wenig gebückt. Eine seltene Körperhaltung. Er wurde beobachtet, das spürte er. Die Dorfbewohner respektierten und ehrten ihn. Sie feierten ihn bereits als den neuen Hokage, auch wenn das letzte Wort noch nicht gesprochen war. Am Ende des Jahres würde Tsunade ihre Entscheidung verkünden. Er sehnte diesen Tag nicht herbei. Dieser Tag würde zu einem der Schlimmsten seines Lebens werden, auch wenn er sich diesen Posten immer gewünscht hatte. Ein kleines Mädchen rannte an ihm vorbei, hielt an und sie beide drehten sich um, ein Lächeln wurde einander geschenkt, dann lief sie weiter. Sie war die Zukunft des Dorfs, sie gehörte zu den Shinobi, die tatsächlich etwas ändern konnten. Seine Generation war bereits verkommen. Sie mochten einiges erreicht haben, doch das Gleichgewicht konnten sie nicht wiederherstellen. Sie hatten die Welt aus den Fugen gebracht, nun waren sie dran wieder aufzuräumen. Doch das hatte Zeit, sie hatten Zeit. Eventuell würde auch er noch etwas erreichen.
 

Nachdenklich war er geworden und doch kreisten seine Gedanken meist nur um eine Person. Wieso war er nach all den Jahren zurückgekehrt? Weshalb war er nicht dort geblieben, wo er gewesen war? Naruto wusste nicht, was er in all den Jahren getrieben hatte. Er kannte die Mission nicht, auf die Tsunade ihn geschickt hatte. Was würde so viele Jahre in Anspruch nehmen?

Sie hatten sich das letzte Mal gesehen, bevor er aufgebrochen war. Der Krieg war damals grade vorbei, sie hatten sich kurz zuvor verbündet, hatten den Krieg mit gemeinsamer Kraft beendet und lagen sich danach in den Armen. Tatsächlich hatten sie sich umarmt. Es war eine so unschuldige Geste, doch Sasuke hatte Naruto mit sich genommen, hatte mit ihm eine gemeinsame Nacht im Schutz des Waldes verbracht. Niemand hatte damals Verdacht geschöpft. Sie alle haben gedacht sie hätten lediglich geredet. Es gab nur wenige Personen, die wussten, was sich in dieser Nacht eigentlich ereignet hatte. Es war Narutos erstes Mal und sein letztes Mal mit einem Mann. Danach hatte er nur noch Hinata angefasst, hatte sich immer gewünscht ihre weiblichen Rundungen wären seine Muskeln. Er vermisste den festen Griff seiner Hände und er sehnte sich nach seinen Berührungen. Natürlich hatten sie auch geredet. Sie waren nicht übereinander hergefallen wie die Tiere. Er hatte sich erklärt, hatte ihn besänftigt und der Kampf war ausgeblieben. Es war nicht mehr nötig Blut zu vergießen und nun wünschte er sich nichts sehnlicher als ihn umzubringen.

Nur einen Tag später war er aufgebrochen. Es ging alles so schnell, er hatte sich nicht verabschiedet, ihm nichts hinterlassen, außer sein Katana, das er hegte und pflegte. Er trug es bei sich, wenn er auf Missionen ging, wenn er seine Unterstützung brauchte. Es war, als wäre er bei ihm. Die Liebe war nicht zu Hass geworden, sie war nicht erloschen, doch er war erwachsen geworden und vorsichtig zugleich. Es würde nichts mehr werden wie früher.
 

Es dauerte nicht lang, bis er bemerkte welchen Weg er automatisch eingeschlagen hatte. Sein Unterbewusstsein führte ihn immer wieder her. Es war der einzige Ort, mit dem er ausschließlich schöne Erinnerungen verband. Ob Sasuke ihn jemals eingeladen hätte? Hätte er ihn jemals zum Essen ausgeführt? Nun, wenn er es getan hätte, wäre er sicher Ramen essen gegangen und somit hätte er ihn auch zu Ichirakus geführt, nicht wahr? Dieser Laden verkaufte einfach die beste Nudelsuppe der Welt. An dieser Ansicht hatte sich nie etwas geändert, kam er doch oft her um hier zu essen und um Hinata zu entgehen. Es war fast armselig, wie sehr er sich gegen sie sträubte und doch kehrte er immer wieder zu ihr zurück. Er war wie eine Katze. Er benutzte sie nur, wenn er sie brauchte und wenn er allein sein wollte, dann nahm er sich den Raum, den er brauchte. Er ging so schlecht mit ihr um, doch diese Erkenntnis kam ihm nicht zum ersten Mal. Es wäre schlimm, wenn es so wäre, nicht wahr? Er würde sie weiter leiden lassen, auch wenn er sich damit nur selbst zusetzte. Sie verdiente etwas besseres, jedoch hatte sie es sich all die Jahre so sehr gewünscht, dass er sie erhörte. Er hatte ihr diesen Gefallen getan. Allein für diesen Gedanken könnte er sich schlagen. Sie bedeutete ihm so viel, doch er konnte sie nicht lieben. Sie war nicht … er, würde immer eine Frau bleiben, für die er nicht mehr empfinden konnte als eine tiefe und aufrichtige Freundschaft. Irgendwann würde sie es akzeptieren müssen. Er hoffte nur, dass es dann nicht zu spät war.

Vorsichtig schob er sich in den kleinen Stand, schloss für einen Moment die azurblauen Augen. Er wusste, dass er nicht allein war, doch glaubte er nicht daran, dass es sich um einen weiteren Ninja handelte. Er war nicht zu Gesprächen und Späßen aufgelegt und so sollte es ihm nur recht sein, dass er sich nur mit normalen Bürgern herumschlagen musste, die nur selten wirklich mit ihm sprachen. Doch als er die Augen öffnete, blickte er direkt in ein Gesicht, das er gerade hier nicht erwartet hätte.

Es mochte sein, dass sie früher oft hier gewesen waren, doch diese Zeiten waren längst vorbei. Man sah sich selten, kannte sich kaum noch und jeder war eher mit sich selbst beschäftigt. Es war nicht ihre Art gewesen sich mit einer solchen Kälte zu behandeln und doch war das Unvermeidbare eingetroffen. Die azurblauen Augen weiteten sich, als er in das Gesicht blickte, das er einst auf eine unbeschreibliche Weise geliebt hatte und dessen Ausdruck ihm nun im Herzen weh tat. Nur einer war an diesem Gesichtsausdruck schuld und es war eine unglaubliche Erleichterung zu wissen, dass er nicht der Schuldige war.

Langsam ließ er sich auf den Stuhl neben ihn sinken, lang saßen sie schweigend nebeneinander. Nur Naruto redete kurz mit dem Besitzer, bestellte nur eine Schüssel Ramen. Er hatte gelernt sich zu beherrschen und seine Gelüste zu unterdrücken, denn das war es auch, was er jeden Tag durchleben musste. Es war ein fester Bestandteil seines Alltags geworden. Er hatte diesen Alltag selbst gewählt, es war nicht sein Recht im Selbstmitleid zu versinken. Niemand würde ihn retten können und so musste er sein eigener Retter und Beschützer sein.

Die Stille lag wie ein eiserner Schleier über ihnen, die herzlichen Jahre waren vergangen und trotzdem konnten sie sich meist noch in die Augen sehen. Auch das beruhigte ihn und war Balsam für seine Seele. Er war einer der wenigen Personen, die er ansehen konnte, ohne sich sofort erhängen zu wollen. Schuldgefühle waren wohl die schlimmsten aller Gefühle, die er je gehabt hatte. Die Qualen würden kein Ende finden. Er hasste sich für das, was er fühlte und dachte und trotzdem lag ihm nichts daran die Situation zu verändern.

Normalerweise konnten sie reden, doch der Blonde wusste, dass es zwangsläufig auf ein Thema hinauslaufen würde. Er wusste, dass er wusste, was in ihm vor sich ging. Er hatte es immer gewusst und er würde es auch heute wissen. Er wusste, dass er zurück war. Tsunade hatte es ihm sicher auch mitgeteilt. Einst waren sie alle seine Schüler gewesen.
 

Dunkle, trübe Augen blickten ihm noch immer entgegen. Die Augen des Mannes, der einst wie ein Vater für ihn gewesen war. Noch immer war er etwas ähnliches, doch wie jedes Kind, hatte auch er sich von ihm entfernt und trotzdem nicht aufgehört ihn zu lieben. Ihr angespanntes Verhältnis bescherte ihm noch immer Kopfschmerzen.

„Was machst du hier, Iruka?“ Naruto war es, der schließlich die Stille durchbrach und seinen alten Sensei ansprach. Es ging ihn nichts an, aber er war sich sicher, dass der Brünette nach ihm gesucht hatte und es war allgemein bekannt, dass er nach dem Training meist diesen Laden besuchte und der einzigen Lust nachging, die er noch befriedigen konnte. Nur Hinata verschloss immer wieder die Augen vor der Wahrheit. Sie war naiv, doch deswegen tat sie ihm nicht weniger leid. Er würde irgendwann ein Wrack aus ihr machen, wenn das nicht längst geschehen war.

„Ich verspürte Lust auf Ramen. Mehr nicht, Naruto.“ Es war eine verdammte Lüge, die dieser Bastard da verlauten ließ. Er hatte kein Ramen mehr angerührt, seit …
 

Die Erinnerung an den Abend war nicht in Vergessenheit geraten. Damals hatten Hinata und er noch nicht zusammen gewohnt. Es musste gut zwei Jahre her sein. Der Abend war stürmisch und er war allein in seiner Wohnung. Hinata war längst nach Hause zurückgekehrt und er erwartete keinen Besuch mehr. Acht Jahre waren seit dem Krieg vergangen. Es waren gute Zeiten, denn für seine Freunde lief alles wunderbar. Gerade für seine Senseis freute er sich, die vor vier Jahren zusammengefunden hatten. Es war für sie alle schon lang ein offenes Geheimnis gewesen, dass Kakashi vollkommen verrückt nach dem Delfin war und es waren vier Jahre, in denen Naruto endlich wieder in den Spiegel sehen konnte, ohne sich zu hassen. Selbst für Hinata empfand er in dieser Zeit unglaublich viel, keine Liebe, doch damit mussten sie sich zufrieden geben.

Er wollte sich gerade ins Bett legen, als es an der Tür klopfte. Lang überlegte er, ob er überhaupt hingehen sollte, vermutete er doch nur einen Betrunkenen an seiner Tür, der sich verlaufen hatte. Es war unglaublich, wie oft das vorkam.

„Naruto!“, schrie eine recht belegte Stimme und allein dieser Ausruf von Verzweiflung und Trauer machte ihm klar, dass er sich nicht einfach hinlegen konnte. Mit eiligen Schritten ging er auf seine Tür zu, riss sie auf und fand einen vollkommen aufgelösten Iruka vor seiner Tür, der sich in einem Taumel aus Wut und Trauer befinden musste. Azurblaue Augen, blickten schockiert in die glänzenden, dunklen Augen seines alten Lehrers, der sich mit Gewalt Zutritt zu seiner Wohnung verschaffte und in Richtung Küche lief. Es dauerte seine Zeit, bis er sich sammelte und ihm folgte. Iruka hatte längst seinen Sake-Vorrat geplündert und das passte Naruto nicht unbedingt.

„Was zum Teufel willst du hier?“, fragte man ihn und er hob sofort den Blick, sah seinen ehemaligen Schüler noch immer wütend an, als sei er der Grund für seine eher durchschnittliche Laune.

„Ich habe Kakashi in unserem Bett gefunden.“, gab er zurück und wenn er ehrlich war, so verstand er zu diesem Zeitpunkt gar nichts mehr. Sollte man sich nicht freuen, wenn der Mann, den man liebte, in seinem Bett lag?

„Und du bist nicht zu ihm unter die Decke gekrochen?“ Eine dumme Frage, wie er feststellte, denn der Ausdruck in Irukas Gesicht verriet ihm, dass er Glück hatte, wenn seine Wohnung am heutigen Tage noch heil blieb. So wütend hatte er den anderen noch nie gesehen und er hatte sich schon einiges erlaubt, was ihn zur Weißglut gebracht hatte. Iruka konnte leicht aus der Haut fahren und trotzdem hatte er ihn immer als ruhigen, besonnenen Ninja in Erinnerung gehabt. Dieser Tag würde ihr beider Leben auf den Kopf stellen.

„Ich wäre zu ihm gekrochen, wenn er dort nicht Anko gefickt hätte.“ Ein bitteres Lächeln folgte, dann war er still und Naruto war geschockt, kaum in der Lage die Worte zu verarbeiten. Für ihn hatten die Beiden immer so wunderbar zusammengepasst, waren das perfekte Paar, seine große Hoffnung. Wenn er schon nicht glücklich werden konnte, dann sollte wenigstens dieser Mann glücklich werden. Doch scheinbar war Kakashi zu dumm, um zu merken, was er da tat und wem er das Herz brach. Naruto kannte Iruka und dieser würde seinem Lebensgefährten wohl niemals mehr verzeihen können. Es war eine Schande und Naturo verspürte den Drang sich in der Küche zu übergeben, wurde ihm doch schier schlecht vor Wut.

„Er hat was getan?“, keuchte er und begann für einen Moment zu husten, dann fing er sich wieder, bedeutete Iruka mit einer Handbewegung, dass er seine Worte nicht wiederholen musste.

Mehr wurde an diesem Abend nicht gesagt. Es war für Naruto eine Selbstverständlichkeit, dass er bei ihm unterkommen konnte, denn es war klar, dass sein alter Sensei nicht zurück in seine Wohnung gehen wollte. Dort würde er unweigerlich erneut mit der Wahrheit konfrontiert werden. Zunächst verfrachtete er ihn auf das Sofa, legte sich selbst ins Bett und spürte nur wenige Minuten später, wie sich Iruka zu ihm legte und sofort einschlief.

Am nächsten Morgen hatten sie alles miteinander besprochen, Iruka warf Kakashi vor die Tür und sie redeten kein Wort mehr miteinander. Auch das Verhältnis zu Naruto hatte sich dadurch verändert und sie redeten kaum noch, sahen sich selten und unternahmen nichts mehr miteinander.
 

Und nun saßen sie gemeinsam bei Ichiraku, für einen Moment wurde Naruto sogar nostalgisch, auch wenn er das Bild von Anko und Kakashi nicht aus dem Bild bekam. Er hatte sie nie zusammen gesehen, doch die Vorstellung hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt, als wäre dieser Tag erst gestern gewesen.

„Du musst mich nicht anlügen. Du bist hier, um mit mir zu reden, aber ich kann dir sofort sagen, dass es zwecklos ist. Ich werde Hinata nicht verlassen.“ Sie hatten das Gespräch schon am Anfang der Beziehung geführt und er wünschte sich keine Wiederholung. Diese hatte schließlich schon stattgefunden, als Hinata ihm fröhlich erzählt hatte sie sei schwanger. Er war nicht erpicht darauf sich erneut eine Moralpredigt anzuhören. Für Iruka schien es eine Pflicht zu sein ihm die Beziehung mit der Hyuga auszureden, wusste doch auch er von der Beziehung zu Sasuke.

„Du machst einen Fehler, Naruto. Ich möchte nicht, dass du so unglücklich wirst, wie ich, nur weil du nicht dazu bereit bist dir deine Gefühle einzugestehen.“

Wollte dieser Mann wirklich seine Beziehung zu Sasuke mit der missglückten Beziehung zwischen Kakashi und ihm vergleichen? Naruto wusste, dass Iruka es bereute nicht mit Kakashi gesprochen zu haben, seitdem er aufgegeben hatte ihn ständig um Verzeihung zu bitten.

„Das kann man nicht vergleichen. Sasuke hat mich ausgenutzt und dann verlassen. Ich werde ihm keine weitere Chance geben, die er ohnehin vergeigen wird. Du kannst noch immer mit Kakashi reden. Er würde dich gern wieder in seinem Bett begrüßen, aber wundere dich nicht, wenn du dort eines Tages wieder eine andere Frau findest“, gab er trocken zurück und wusste, dass er ihn damit verletzte. Gerade deswegen legte er keinen großen Wert auf Wiederholungen dieser Gespräche.

„Du tust Hinata und dir nur weh und das weißt du auch. Sie liebt dich und du brichst ihr das Herz. Es wäre besser, wenn du ehrlich zu ihr bist. Du musst nicht mit Sasuke reden, aber ich bitte dich darum nicht noch ein Herz zu brechen. Es reicht, dass du dir das eigene gebrochen hast.“

Er hatte Recht. Natürlich hatte er recht und das sah er auch ein, aber er konnte keinen Rückzieher mehr machen. Er hatte das Mädchen geschwängert und musste nun dazu stehen. Er wollte dem Kind der Vater sein, den er hätte haben können. Das konnte er auch, wenn er Hinata verließ, aber das konnte er ihr nicht antun. Außerdem war er zu egoistisch, wie er schon mehrere Male festgestellt hatte. Er wollte lieber ihre Liebe haben, als einem Mann unerwiderte Liebe zu schenken und schließlich allein dastehen. Sasuke würde sich gar nicht erst auf ein Gespräch mit ihm einlassen, da war er sich sicher.

„Es tut mir Leid, Iruka. Ich werde Sasuke nicht verzeihen und er wird mich auch nicht um Verzeihung bitten, also werde ich mein Leben mit Hinata und unserem Kind verbringen.“

Ruhig sah er in seine Schüssel, dessen Inhalt er noch nicht angerührt hatte. Diese Gespräche schlugen selbst ihm auf den Magen und er war noch immer nicht dafür bekannt wenig zu essen, oder sich eben dieses versauen zu lassen. Er aß fast alles, auch wenn er nicht mehr so viel aß, wie früher. Er achtete auf sein Geld, musste er doch bald noch ein drittes Maul stopfen. Dass Hinata schon so viel aß wie zwei Menschen, konnte nur bedeuten, dass sein Kind ein genauso guter Esser werden würde, wie er selbst. Hinata hatte sonst immer gegessen wie ein Spatz.

Mehr Worte wurden nicht gewechselt. Iruka erhob sich und bezahlte, dann nickte er dem Besitzer zu und warf Naruto einen letzten mitleidigen Blick zu. Dann verschwand er in der Dunkelheit und ließ seinen einstigen Schüler, den er nicht mehr wiedererkannte, zurück. Sie alle hatten sich unglaublich verändert.
 

Es sollte kein guter Tag werden, doch das wusste er schon länger. Sein Tag hatte schon schlecht angefangen und es war nur logisch, dass er auch so schlecht enden würde. Dass er so schlimm werden würde, hätte er jedoch nicht gedacht.

Er brauchte nicht lang, um sich wieder zu fangen, nachdem Iruka gegangen war. Er hatte sich längst damit abgefunden, dass es so sein musste, wie es war. Selbst er konnte ihn nicht mehr umstimmen und er würde Hinata auch heiraten, so viel stand fest. Auch wenn er sie nicht liebte, so lag ihm doch so viel an ihr.

Schnell aß er sein Ramen, hatte keine Zeit zu verlieren, denn langsam würde sich auch Hinata um ihn sorgen, wenn sie das nicht längst tat. Es würde ihn nicht wundern, wenn sie es ahnte, oder Sakura sie besucht hatte, um ihr zu sagen, was vorgefallen war. Manchmal konnte sie ein intrigantes Miststück sein, auch wenn ihm bewusst war, dass sie es nur zu seinem besten tat. Und natürlich zu ihrem eigenen besten.

Die Konzentration auf äußere Eindrücke fielen ihm immer schwer, wenn er aß, doch er hätte nicht gedacht, dass man ihn nach all dem Erlebten noch immer auf dem falschen Fuß erwischen konnte. Selbst heute hatte er das meiste geahnt und hatte sich mental darauf einstellen können. Natürlich hatte er geahnt, dass dieses Treffen unumgänglich war, doch hatte er nicht gewusst, dass es so schnell passieren würde.

Der muskulöse Mann ließ sich auf einen Stuhl in seiner Nähe fallen, zog es aber scheinbar vor nicht seine Nähe aufzusuchen, was sich später als wunderbarer Schachzug herausstellen würde. Eine tiefe Stimme bestellte sich Ramen und als er die Stimme vernahm, wusste er sofort, wer dort saß. Vor zehn Jahren hatte diese Stimme ihm verbotene Dinge ins Ohr gesäuselt. Die filigranen und doch starken Finger des Mannes umfassten die Stäbchen etwas fester, sofort richtete er sich etwas auf, setzte sich gerade hin und bedachte den Mann mit einem düsteren Blick. Was fiel ihm ein?

Sasuke kannte diesen Ort, wusste, dass er ihn oft aufsuchte und trotzdem oder gerade deswegen hatte er ihn wohl aufgesucht. Er erkannte die blasse Haut, die dunkle Kleidung, den schlechten Haarschnitt und das wunderbare Chakra, das für ihn einst Sicherheit und Geborgenheit ausgestrahlt hatte und nun nicht mehr war als nettes Beiwerk. Nur kurz trafen sich die Blicke, Naruto konnte sehen wie der Dunkelhaarige seufzte und sich dann seinem Ramen zuwendete. Es schien ihn mehr zu interessieren als sein ehemaliger Geliebter, auch wenn sie nur eine Nacht lang Geliebte waren.

Naruto hatte gewusst, dass es ihm mehr bedeutet hatte, als dem anderen. Ein verächtliches Schnauben folgte, dann stand er auf, knallte sein Geld auf den Tresen.

„Bastard“, murmelte er, jedoch laut genug, um von Sasuke gehört zu werden, der noch immer seelenruhig aß. Er hatte ihn gehört und doch schien es ihn nicht zu interessieren. Beleidigungen war er wohl gewohnt, nicht wahr?

Naruto wendete sich ab, verließ den Stand, so wie es Iruka vor wenigen Augenblicken getan hatte und ließ die einstige Liebe hinter sich, um sich in die Arme der neuen Liebe zu begeben, auch wenn diese Liebe eine einzige Lüge war und auch immer sein würde.
 

Normalerweise hatte er es nicht eilig nach Hause zu kommen, doch am heutigen Abend lief er etwas schneller, schloss die Tür zur gemeinsamen Wohnung auf, die nicht weit vom Uchiha-Viertel entfernt war. Wieso fiel ihm das erst jetzt auf, wo doch seine Gedanken meist nur um den Teamkameraden kreisten? Ja, Sasuke hatte dort nicht mehr gelebt, aber trotzdem hatte er wissen müssen, wo es sich befand. Die Nähe zu ihm erdrückte ihn und er konnte nur hoffen, dass es ihn nicht an diesen Ort zog und er beschloss dort zu leben. Ein Viertel für sich allein. Nein, das wäre selbst für Uchiha zu viel, nicht wahr?

„Ich bin wieder da!“, rief er, roch das Essen, das sie wohl gekocht hatte. Er glaubte nicht, dass sie mit dem Essen gewartet hatte. Sie war eine gefräßige Ziege geworden und hielt es kaum zwei Stunden ohne etwas Essbares aus. Das sah man ihr auch an und das würde man ihr auch nach der Schwangerschaft noch ansehen, denn sie würde sicher keine Missionen mehr durchführen, ihre Zeit sicher im Krankenhaus totschlagen und sonst auf ihr Kind achten. Dieses Leben war ihm noch immer zuwider und die Zukunft sah nicht unbedingt rosig aus, auch wenn er das Kind, das in ihr wuchs liebte und immer lieben würde. Nur weil er die Mutter nicht liebte, hieß das nicht, dass er sein eigen Fleisch und Blut nicht lieben konnte.

Die Schwangere watschelte aus der Küche, kam ihm entgegen und er drückte ihr einen Kuss auf den Mund. Sie sah so schrecklich aufgedunsen aus an diesem Abend. Heute Morgen hatte sie besser ausgesehen, frischer. Der Tag hatte ihre Ruhe ruiniert. Sie schien zu ahnen, dass etwas im Busch war.

„Wie war dein Tag?“, fragte sie scheinheilig, doch er antwortete nicht und ging einfach an ihr vorbei in Richtung Schlafzimmer.

„Ich möchte nicht darüber reden. Ich will nur schlafen. Der Tag war lang und anstrengend.“

Er zog es vor sie nicht zu belügen. Das war für sie beide besser, denn er log schon zu viel. Er musste ihr nicht noch mehr Kummer bereiten, auch wenn er genau das tat, indem er ihr Dinge verschwieg. Sie würden irgendwann darüber reden. Nein, würden sie nicht. Sakura würde Hinata davon berichten und sie würden hier niemals ein Wort darüber verlieren, denn Hinata ertrug alles mit einem matten und müden Lächeln. Sie war eine gute Fee, auch wenn sie schrecklich aussah.

Bleiern war sein trainierter Körper, als er sich auf das Bett fallen ließ. Er hatte sich längst entkleidet, kroch unter die warme Decke. Sie gingen selten gemeinsam zu Bett. Hinata hatte mit der Zeit verstanden, dass er nur einschlafen konnte, wenn sie nicht neben ihm lag und so blieb sie unter einem Vorwand meist länger auf. Es war ein stilles Abkommen, das sie getroffen hatten. Ihm konnte es nur recht sein. Er konnte besser schlafen, wenn er sie nicht neben sich wusste. Und so fiel es ihm an diesem Abend nicht schwer einzuschlafen und die bittere Realität für einen Moment zu vergessen.

Tage zogen ins Land. Die Zeit war aus den Fugen geraten, nichts gab es, woran man sich festhalten konnte. Niemand spendete Halt oder Trost, niemand war da, niemand kümmerte sich. Die heile Welt drohte aus den Angeln zu reißen, in tausend Splitter zu zerbrechen. Das Schicksal kannte keine Gnade, hatte sie verloren und im Grunde wusste er, dass er es nicht anders verdient hatte. Für all seine Taten und Fehler musste er nun die Konsequenzen tragen, doch die Zeit war dafür reichlich schlecht. Wie sollte er auf diese Weise weiterleben, wenn er doch wusste, dass er die Fassade nicht aufrecht erhalten konnte? Es musste einen Weg geben, doch den Versuch würde er unternehmen. Die Begegnung hatte ihn aus der Fassung gebracht, ihn kalt erwischt, auch wenn er damit hatte rechnen müssen. Es war Absicht gewesen, die diesen Kerl an diesem Abend an diesen Ort geführt hatte. Kalkulation, eiskalte Berechnung und der Drang sein Leben zu zerstören. Etwas anderes konnte nicht geglaubt werden und war nicht wahrscheinlich. Er mochte als Kind naiv und dumm gewesen sein, doch hatte sich sein Verstand ausgebildet und seine Intelligenz, sein Horizont, war gewachsen und kannte nun keine Grenzen mehr.

Träume kamen immer näher, die Verwirklichung war zum Greifen nahe, doch er zerstörte alles und daran würde er unweigerlich zerbrechen. Es gab keinen Ausweg, auch wenn sein Geist und sein Verstand nach einem suchten, den er verwirklichen konnte. Narutos Nächte waren lang und meist von Schlaflosigkeit gekrönt, denn seine Gedankengänge waren zu komplex, als dass sie schnell hätten beendet werden können. Der Verstand war rastlos, an Schlaf war seit ihrem Treffen nicht mehr zu denken. Hinata sorgte sich und das wusste er. Sie wusste noch immer nicht, was los war, weigerte sich doch auch Sakura ihr etwas mitzuteilen, in der Hoffnung Naruto würde es irgendwann schaffen, ihr die Wahrheit zu sagen. Es gab nicht viel zu sagen und doch waren diese wenigen Worte der letzte Anstoß, der nötig war, um das Kartenhaus, das er sein Leben schimpfte, in den Dreck zu werfen. Er stand am Abgrund und niemand war da, um ihn vor dem freien Fall zu retten. Niemand würde ihn auffangen. 

Selbst Ablenkung hatte es in den letzten Tagen selten gegeben, war doch auch sein Team nicht dazu in der Lage ihn abzulenken. Dass es ihrem Sensei nicht gut ging, hatten sie sofort gemerkt, doch trauten sie sich nicht ihn zu fragen. Naruto war noch nie schweigsam gewesen. Seine Ruhe und sein Schweigen waren Anlass genug, um ihm nicht zu nahe zu kommen. Selbst früher hätte dieses Verhalten dafür gesorgt, dass man ihm aus dem Weg ging und sich in aller Ruhe darüber Gedanken machte, was einen fröhlichen Menschen, wie ihn dazu brachte solch ein langes Gesicht zu ziehen. Im Moment war die Werbung, die er für sich selbst machte, eher schlecht. Und trotzdem feierten die Stadt ihren Helden. Einen Helden, der keiner war, denn im Grunde war er nicht mehr, als ein Mörder, der mordete, weil andere es so wollten. Er war eine Marionette, auch wenn er genau das nie hatte denken wollen. Die Zeit hatte ihn so werden lassen. Die Zeit, die früher so langsam vergehen wollte und nun an ihm vorbei lief und ihm nicht die Möglichkeit gab, sich zu sammeln. Man ließ ihm keine Verschnaufpause. Zeit wurde zur Mangelware. 
 

Selbst der Regen vermochte den Kummer nicht davon zu spülen. Die blonden Haare klebten im Gesicht des jungen Mannes, als er mit langsamen Schritten die Straßen seiner Heimat entlang ging. Erneut war das Ziel klar und er versuchte seine Gedanken in andere Bahnen zu lenken, sich zu einem Lächeln zu zwingen, damit die Blicke der Dorfbewohner für einen Moment eine andere Richtung fanden. Er wollte sie nicht verunsichern. Auch wenn er sich verändert hatte, so war er ein Garant für gute Laune. Er war zum Sympathieträger geworden. Tsunade wählte meist ihn als Begleitung, wenn sie andere Dörfer besuchte. Es war also kaum verwunderlich, dass er fest daran glaubte der neue Hokage zu werden, sollte sie am Ende des Jahres endlich ihren Schreibtisch räumen. 

Jene war es, die ihn zu sich bestellt hatte und wie immer war er der Einladung gefolgt. Dass es keine wirkliche Einladung war, war ihm bewusst. Der Besuch im Turm der Hokage war meist wie ein Gang zum Galgen. Gerade der letzte Besuch hatte ihn traumatisiert. Er konnte nur hoffen, dass es sich um nichts wichtiges handelte, auch wenn er diese Hoffnung schon im Keim erstickt hatte. Selten rief sie nach ihm, wenn es um etwas unwichtiges ging. 

Das Wasser, das auf sein Haupt hinabrieselte störte ihn nicht, kühlte ihn ab und er bereute es fast den direkten Weg zum Turm angetreten zu haben, als er ins Trockene trat. Für einen Moment dachte er tatsächlich über das nach, was die Hokage von ihm wollen könnte. Missionen nahm er nur an, wenn er wusste, dass weder er noch seine Schüler in Gefahr geraten würden und dann bekam er meist nur einen Zettel von einem anderen Shinobi, der ihn darüber aufklärte, was sie zu tun hatten. Das Team Kakashi war schon längst aufgelöst. Naruto hatte seinem alten Sensei nie verzeihen können, was er Iruka angetan hatte und auch Sakura war alles andere, als begeistert von dem Fehltritt gewesen und hatte sich auf die Seite des Blonden geschlagen. Um sie konnte es also nicht gehen, wusste doch auch Tsunade, was sie dadurch anrichten konnte. Sie würde nicht nur alte Wunden aufreißen, sondern auch das ganze Team gegen sich aufhetzen. Selbst Kakashi wusste, dass er bei ihnen nicht mehr landen konnte. So gut sie auch zusammengearbeitet hatten, das alles rückte in den Hintergrund, wenn Naruto an den Anblick Irukas dachte, der für ihn Vater und Bruder war. 
 

Es dauerte nicht lang, ehe er endlich die Tür erreicht hatte, die ihm Gewissheit bringen würde und als er eintrat, wusste er, dass seine schlimmsten Befürchtungen Wirklichkeit geworden waren. 

Der Schock war ihm deutlich anzusehen, als er zwischen den drei anderen Personen hin und her blickte. Seine Muskeln spannten sich an, als Naruto das Zimmer betrat und die Tür etwas fester zuschlug, als er gewollt hatte. Er war hin und her gerissen. Wut und heimliche Freude gaben sich die Klinke in die Hand, als er sich dazu entschloss nicht mehr Sakura zu begutachten, die ihm einen entschuldigenden Blick zuwarf, sondern Kakashi ansah. Wie ein Raubtier, schlich er sich langsam an ihn heran. Die Blicke trafen sich und der Ältere blickte seinen alten Schüler an, als könne er kein Wässerchen trüben. Dass er Narutos Wut dadurch nur anfachte, ahnte er natürlich, aber er war sich keiner Schuld mehr bewusst. Es war so viel Zeit vergangen und es wurde Zeit, dass sie alle damit abschlossen und sich den wichtigen Dingen zuwendeten. 

Es gab wichtigeres als ehemalige Beziehungen, die beim ersten Mal nicht gehalten hatten. Selbst Iruka redete wieder mit ihm und das sollte schon was heißen, auch wenn er bezweifelte, dass der blonde Shinobi etwas davon wusste. Wahrscheinlich war er viel mehr in das Leben des Brünetten eingespannt, als dieser ehemalige Taugenichts. Er würde sich jedenfalls nicht beeindrucken lassen und es dauerte nicht lang, ehe auch Naruto das einsah und sich scheinbar fing. 

Da hatte Kakashi falsch gedacht, denn er hatte sich viel eher dazu entschlossen seine Wut auf eine andere Person in diesem Raum zu lenken und so schnellte der Blick zu Tsunade, nachdem er sich neben Kakashi gestellt hatte. Dass er später hier war als Letzterer grenzte bereits an ein Wunder. Und auch, dass die Hokage alle in diesem Turm hatte versammeln können, ohne dass jemand vorher etwas gewusst hatte, war noch viel seltsamer. Selbst Sakura hatte nichts gewusst und gerade vor ihr konnte die alte Frau keine Geheimnisse haben.

„Was soll das hier?“, fragte Naruto aufgebracht. Auch, wenn er mit den Jahren gelernt hatte seine Emotionen zu zügeln, so entglitten sie ihm des öfteren doch noch. 

„Ist das denn nicht offensichtlich?“, fragte sie und fuhr dann fort, „Ich möchte, dass ihr wieder zusammenarbeitet.“

Sie sprach, als handele es sich um etwas vollkommen normales, um nichts, worüber man lang diskutieren musste und ihre Worte klangen so endgültig, dass Naruto nicht daran zweifelte, dass sie keine Widerrede duldete. Als hätte er sich je von ihr einschüchtern lassen. Noch nie hatte er sofort das getan, was sie wollte, wenn es sich dabei nicht um das hielt, wovon auch er absolut überzeugt war. 

„Ich werde sicher kein Team mit Kakashi bilden.“, gab er also entschlossen zurück. Es war ein Wunder, dass er nicht sofort aus der Haut fuhr und er konnte genau erkennen, wie sich Schweißperlen auf der Haut der Hokage bildeten. Das konnte nichts gutes bedeuten, hieß wohl, dass sie noch nicht alles gesagt hatte. 

„Ich dulde keine Wiederworte, Naruto.“ Ihr Gesicht verfinsterte sich, erste Falten waren zu sehen. Ihr Jutsu wurde mit der Zeit nicht unbedingt besser. Er wollte überhaupt nicht wissen, wie sie tatsächlich aussah. Ihre Schönheit hatte sie längst verloren. 

„Was möchten Sie uns noch sagen?“ Es war nicht Naruto, der diese Frage stellte, sondern Kakashi. Seine Stimme versetzte seinem Schüler einen Stich. So lang hatten sie nicht mehr miteinander geredet und wenn er ehrlich war, so vermisste er ihn in gewisser Weise, doch diese Emotionen hatte er in die tiefsten Ecken seines Denkens verbannt, verdammt nie ans Tageslicht zu geraten. Erst als Tsunade abermals sprach, wusste er, weshalb sie wirklich hier waren. 
 

> „Sasuke wird Teil dieses Teams sein. Ich möchte, dass er mit Leuten zusammenarbeitet, die er kennt und, die ihn kennen“, sprach sie und wüsste Naruto es nicht besser, so würde er glatt behaupten, dass sie nicht wusste, was sie damit anrichtete. 

Sakura entglitten die Gesichtszüge, Kakashis Körper spannte sich an, bereit sie alle zurückzuhalten, sollten sie etwas planen, was sie später bereuten. Der Blonde hastete auf den Schreibtisch zu, stützte sich mit beiden Armen darauf ab und lehnte sich weit vor, um der Hokage wütend in die Augen zu sehen. Spannung baute sich auf, drohte sich zu entladen, als die Wut von zwei dominanten Persönlichkeiten aufeinander trafen. Diese Geste machte es für sie alle nicht einfacher sich zu beruhigen. 

„Es ist schon schlimm genug, dass du dieses Team zusammenführen willst, aber Sasuke kann und will ich nicht dulden“, sagte er mit bedrohlichem Unterton. Jeder in diesem Raum würde ihm zutrauen, dass er Tsunade angreifen würde, würde sie nicht einlenken. Selbst sie wusste es, doch sie hatte nicht vor ihm seinen Willen zu geben. Er war kein kleines Kind mehr, man durfte ihm nicht alles durchgehen lassen. 

„Es ist ein Befehl. Du hast dich meinen Befehlen nicht zu widersetzen, Naruto. Entweder arrangierst du dich mit der Situation, oder dein Verhalten wird Konsequenzen haben.“ Sie zog scharf die Luft an, brach den Blickkontakt. Es fiel ihr nicht schwer ihm zu widersprechen, doch die Gefühle im Gesicht dieses jungen Mannes, brachten sie aus dem Konzept. Er wirkte verletzt, fühlte sich verraten und das von der Frau, die einst wie eine Mutter gewesen war. Sie war nach Jiraiya die Person gewesen, die einer Familie am nächsten kam. Und sie zerstörte all das. Ob es ihr das wert war? Darüber konnte man spekulieren. Es würde sich zeigen. 

„Konsequenzen?“, fragte er entgeistert, wich einige Schritte zurück. Er konnte nichts mit diesen Worten anfangen, auch wenn sein Verhalten oft Folgen hatte, doch er konnte ihrem Ton entnehmen, dass es nichts war, womit er besser leben konnte, als mit Sasuke in seinem Team. 

„Wenn du mit einem Bewohner dieses Dorfes solche Probleme hast, glaube ich nicht, dass du dazu in der Lage wärst Hokage zu werden. Ich würde dich sofort aus der engeren Auswahl verbannen.“ 

Sie spielte unglaublich gut. Glücksspiel mochte zwar ihre Passion sein, doch gewiss nicht das, was sie gut konnte. Und doch spielte sie ihre Karten am heutigen Tag wunderbar aus. Sie wusste, dass sie etwas hatte, womit sie ihn erpressen konnte. Sie wusste genau, dass er seinen Stolz für einen Moment herunterschlucken konnte, wenn es um seinen Traum ging. Zwar hatte er darum immer auf seine Art gekämpft und sich selten gefügt, wenn man es verlangt hatte, doch er war erwachsener geworden und er wusste, dass sie ihre Worte absolut ernst meinte. Die Blonde konnte nicht umhin ein wenig zu schmunzeln, auch wenn sie sich bei dieser Geste furchtbar vorkam. Sie musste Opfer bringen, wenn es um den Frieden in ihrer Stadt ging. Sasuke würde ein anderes Team vermutlich nicht annehmen und sie wusste, dass der junge Mann unglaublich erpicht darauf war erneut Teil von Team 7 zu werden. Außerdem würden auch andere Shinobi des Dorfes ihn ablehnen, da war sie sich sicher. 

Für einen Moment herrschte absolute Stille, dem angehenden Hokage waren keine Emotionen anzusehen, dann begann die Maske zu bröckeln. Wut und unbändiger Hass zeigten sich in seinem Gesicht, kamen ans Tageslicht. Sie hatte ihn erzürnt und sie würde mit der Schuld leben müssen, sollte einer der beiden Streithähne zu Schaden kommen. Sie trug die Verantwortung und Naruto würde seinen Rivalen unter keinen Umständen so behandeln, als würde er sich über seine Rückkehr freuen. Es mochte sein, dass er einst für die Freundschaft gekämpft hatte, doch seitdem hatte sich einiges geändert und er war nicht mehr bereit ihn mit offenen Armen zu empfangen. Er war erneut gegangen, hatte ihn wieder zurückgelassen und er war davon überzeugt, dass er es wieder tun würde. Das Vertrauen war endgültig gebrochen. Das Band, das sie verband war gekappt. Die Brüderlichkeit war längst ein Teil der Vergangenheit. Wann genau sich die familiären Gefühle in etwas viel tieferes gewandelt hatten, war auch ihm nicht bewusst. 

Er gedachte nicht länger zu bleiben, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand aus dem Raum. Kakashi hinderte Sakura daran ihm zu folgen. Wütend sah sie in sein ruhiges und besonnenes Gesicht, in das sie so gern geschlagen hätte. Wie konnte er nur so gelassen bleiben? Am heutigen Tag würde niemand Naruto folgen. 
 

Die Dunkelheit hatte bereits Besitz von dem beschaulichen Ort ergriffen, als schwere Schritte die Ankunft einer anderen Person ankündigten. Seine Laune hatte seinen Tiefpunkt längst erreicht, doch deswegen war er nicht gekommen. Man hatte ihn herbestellt, viel früher hätte er schon hier sein müssen. Pünktlichkeit hatte einst zu seinen Tugenden gezählt, aber diese hatte er längst abgelegt. Es hatte seine Gründe, weshalb er erst jetzt ankam und nicht schon viel früher den Weg in ihr Büro eingeschlagen hatte. Er hatte es geahnt und so war es wenig verwunderlich, dass er den Turm der Hokage für keinen Augenblick aus den Augen gelassen hatte. Er hätte früher hier sein können. Es war gut, dass er erst jetzt kam. Alle waren gegangen, niemand wa mehr da und mit diesem Wissen öffnete er die Tür, trat ein und schloss sie hinter sich. 

„Du hast ihn verärgert“, stellte er nüchtern fest, vergrub die Hände in seinen Hosentaschen und ging auf den Schreibtisch zu. Tsunade sah auf, schmiss dabei eine der vielen Flaschen Sake um, die sie bereits getrunken hatte. Shizune würde dies nicht gern sehen, aber die alte Frau hatte mit der Zeit gelernt ihre Spuren zu verwischen. 

„Es musste sein, das weißt du so gut, wie ich.“ Er wusste es noch besser, als sie, hatte er sie doch dazu überredet das Team erneut zu vereinen. Ohne ihn, wäre all das an diesem Tag nicht passiert. Naruto tat ihm leid, doch für solche Gefühle war in diesem Moment kein Platz. Sasuke wollte ihm erneut nahe sein. Auch wenn er ihn vor zehn Jahren verlassen hatte, so hatte er seine Gefühle für den jungen Mann nie begraben können. Tsunade wusste das und nur deswegen hatte sie ihm diesen Wunsch erfüllt. Es war ganz natürlich, dass sie sich nun einredete, dass es keinen anderen Weg gegeben hatte. 

Diese Handlung mochte egoistisch sein, doch der Uchiha hatte nie behauptet, dass diese Eigenschaft nicht zu ihm gehörte. Im Grunde war er schon immer selbstsüchtig gewesen und das Dorf hatte darunter leiden müssen. Es hatte einige Anstrengung erfordert die Hokage davon zu überzeugen, dass Sasuke besser für Naruto war, als Hinata. Es war nicht schwer zu sehen, dass es ihr nicht leicht fiel dies zuzugeben. Die beiden erwarteten schließlich ein Kind. Er würde eine Familie zerstören, doch würde Naruto es nicht wollen, würde er ihn nicht zwingen. Er blieb autonom und konnte das tun und lassen, was er wollte. Sasuke würde jedoch nicht kampflos aufgeben. Nicht, nach alldem was passiert war. So lang hatte man um ihn gekämpft, nun würde er kämpfen.

„Du hättest schon viel früher hier sein müssen“, lallte sie schließlich, weil sie keine Antwort erwartete. Der Kopf des Mannes wurde zur Seite geneigt, dann nickte er.

„Ich habe alles beobachtet. Ich denke nicht, dass es förderlich gewesen wäre, wenn ich mich ebenfalls in diesem Raum aufgehalten hätte. Sie waren schon aufgewühlt genug.“ 

Nun war sie es, die nickte, denn sie musste ihm recht geben. Trotzdem hieß das noch lange nicht, dass er sich ihren Befehlen widersetzen durfte. Es stand ihm nicht frei nach eigenem Ermessen zu handeln, auch wenn sie zugeben musste, dass seine Worte nicht falsch waren. Sicher hätte es Verletzte gegeben, wenn Sasuke ebenfalls anwesend gewesen wäre. 

„Ich erwarte Gehorsam. Du magst in den letzten zehn Jahren bewiesen haben, dass du bereit bist Konoha zu dienen, aber deswegen kannst du dich noch lang nicht vor einzelnen Befehlen drücken.“ Sie mochte betrunken sein, doch ihr Gehirn hatte es scheinbar geschafft weiterzuarbeiten. Es war beachtlich, wie viele Fähigkeiten man mit den Jahren noch verfeinern konnte. Sasuke wusste, dass sie vollkommen richtig lag, aber das machte seine Handlung nicht weniger korrekt. Wenn Naruto nicht auf ihn losgegangen wäre, dann wenigstens Sakura und er konnte sich das gut und gerne ersparen. Wahrscheinlich wusste sie bereits, was er plante, auch wenn sie sicher nicht dachte, dass Tsunade und er unter einer Decke steckten. So viel konnte sie gar nicht herausfinden, auch wenn sie gewiss nicht dumm war. Von ihrer Hokage würde sie das nicht erwarten, fieberte sie doch dieser heuchlerischen Hochzeit ebenso entgegen, wie sie selbst. Es hatte wahrlich nicht lang gedauert, ehe er alles hatte in Erfahrung bringen können. 

„Es wird nicht wieder vorkommen.“ Das konnte er eigentlich nicht versprechen, aber es würde sie für den Moment besänftigen. Er hatte nicht vor sie zu hintergehen, oder das Vertrauen, das sie zu ihm hatte einfach zu betrügen. Und trotzdem würde er in einigen Fällen für sich entscheiden, was das Beste war. Er konnte sich nichts von ihr vorschreiben lassen, wenn es sie alle ins Verderben stürzen würde. Es gab nichts mehr, worüber sie sprechen mussten und so drehte er sich um, wünschte ihr eine gute Nacht und verließ den Turm. Es würde nicht mehr lang dauern, ehe er sein altes Team wiedersehen würde. Es war nur eine Frage der Zeit und dann würde er zuschlagen. Das Treffen mit Naruto hatte ihn in seinen Gefühlen bestärkt. Nun musste er handeln. 

Ein Tag, wie jeder andere. Sie kamen und gingen, die Zeit flog weiter an ihm vorbei und erneut zogen Tage ins Land. Tage, an denen er seiner Verlobten nicht beichten konnte, dass Sasuke wieder in der Stadt war. Es waren Tage, an denen er an seiner Beziehung zu ihr zweifelte, denn dieser Mann sollte keine Rolle in ihrem gemeinsamen Leben spielen. Sie beide wussten, dass Naruto noch immer in ihn vernarrt war, doch die Wut überwog und ließ es nicht zu, dass er ihn aufsuchte. Niemand wäre verwundert, würde er Hinata für ihn verlassen und doch brachte er es nicht über sein Herz. 

Ein Kind band ihn an eine Frau, die er niemals lieben könnte. Sie war die Mutter seines Kindes, die Frau, die es ihm ermöglichte eine eigene Familie zu gründen. Er wollte für sein Kind da sein, nicht so enden, wie die eigenen Eltern. Die Gedanken waren schmerzhaft und noch viel schmerzhafter war es, dass er es ihr nicht mehr lang verschweigen konnte, denn das erste Treffen des alten Teams stand kurz bevor. Kakashi hatte ihn dazu gedrängt zu kommen und der Blonde hatte nachgegeben. Es hatte gedauert und es war unschön gewesen diesen Streit vor seinen Schülern zu führen, aber daran hatte er nichts ändern können. Er hatte nicht zulassen können, dass sein alter Sensei ihn in seiner Wohnung aufsuchte. Es würde die Situation nur schlimmer machen, sie verschärfen und dann würde das Kartenhaus unweigerlich zusammenbrechen. Sein Privatleben stand auf wackeligem Gerüst. Nur ein Windstoß konnte es zerstören und ihn darunter begraben und vernichten. 

Es war hart, doch er konnte es nicht besser beschreiben. Auch als Held derHeimatstadt wurde man nicht zwangsläufig glücklich. Die Erkenntnis war schon vor einigen Jahren gekommen, doch die Gefühle kochten bei dem Gedanken daran noch immer über. Er mahnte sich zur Ruhe, konnte er es sich an diesem Tag doch nicht erlauben aus der Haut zu fahren. Noch immer gab es Verantwortung, die er tragen musste. Die Kinder, die auf ihrer Mission waren, waren für ihn wie eigene Kinder. Niemals würde Naruto zulassen, dass ihnen etwas passierte.
 

Die Ge-Nin, die er betreute und trainierte, erinnerten ihn immer wieder an die alte Zeit. Sie waren der Spiegel, den er sich nicht vorhalten wollte und doch wurde er fast täglich mit der bitteren Realität konfrontiert. Er war längst nicht mehr so glücklich und unschuldig, wie einst. Er hatte zu viel durchgemacht und auch, wenn er gehofft hatte, dass er sich nicht ändern würde, so waren die Veränderungen eingetreten und noch heute hasste er sich für das, was aus ihm geworden war. Zwar mochte Naruto kein schlechter Mensch sein, kümmerte sich noch immer um das Dorf und liebte es nicht weniger als zuvor. Jedoch fiel es ihm erschreckend leicht jemanden mit sich ins Verderben zu reißen. Es fiel ihm viel zu leicht Hinata unglücklich zu machen und mit diesem Wissen zu leben. Dass er sich noch einredete sie sei glücklich, solange er bei ihr blieb, ließ ihn wenigstens glauben, dass er noch ein Herz besaß und die Selbstsucht ihn nicht vollkommen eingenommen hatte. 

Die Mission seiner Schüler war einfach. Selten wurde ihnen eine Herausforderung geboten. Sie mochten gewiss ihre Schwächen haben, doch der Fakt, dass sie das einzige Team waren, denen noch keine anspruchsvollere Mission zuteil geworden war, hätte ihn fast in das Büro der Hokage getrieben. Aber daran war nicht zu denken, wenn man sich in Erinnerung rief, was erst vor ein paar Tagen vorgefallen war. Sie würde es glatt der Wut zuschreiben, die er empfand, weil das Team 7 zurück ins Leben gerufen worden war. 

Und so saß er nun auf dem Ast eines Baumes und beobachtete die Kinder aus sicherer Entfernung, die die Katze einer alten Frau suchten. Er war sich sicher, dass es sich um dieselbe Alte hielt, dessen Katze auch er hatte einfangen müssen. Die Katze mochte eine andere sein, doch die Frau war gewiss dieselbe. Naruto war bewusst, dass dies selten dämlich klingen musste, denn diese Frau müsste schon lang tot sein, war sie doch schon zu seiner Jugend altersschwach gewesen. Es war ausgeschlossen, dass sie all das überlebt hatte. Ein so altes Herz musste irgendwann den Geist aufgeben. 

Diese Missionen waren sicher keine besonders gute Vorbereitung auf die Prüfungen, die sie bald abhalten würden. Auch diese Tatsache rief in Verbindung mit den Gedanken an Sasuke unschöne Erinnerungen hervor, doch daran war er selbst Schuld, so glaubte er. Der Blonde musste die Gedanken loswerden und sich darauf konzentrieren sein Team vorzubereiten. Und das tat er mit allen Mitteln. Waren sie nicht auf solch schwachsinnigen Missionen, die sie kaum förderten, so versuchte er sie zu trainieren. Sie mochten ihn und das spürte er. Sie waren dankbar. Natürlich waren sie auch stolz darauf von ihm unterrichtet zu werden, wobei er ihnen immer wieder einredete, dass er ebenfalls nur ein Shinobi des Dorfes war und ihm nicht mehr Bewunderung zustand, als jedem anderen. So dachte er tatsächlich und so würde er wohl immer denken. So selbstsüchtig er erschien, so bescheiden konnte er sein. Für ihn waren all seine Taten eine Selbstverständlichkeit. An erster Stelle stand noch immer der Schutz von Konoha und seinen Bürgern. 
 

Die Sonne ging bereits unter, als sie vor der Haustür standen, die er nur allzu gut kannte. Ja, es war tatsächlich dieselbe alte Frau, dessen Katze er damals mit Sasuke und Sakura hatte finden und fangen müssen. Vor ihm stand sein Team und sie drückten der Dame ihren Schatz in die Arme. Für sie alle stand fest, dass sie so schnell nichts mehr mit diesem Vieh zu tun haben wollten. Naruto konnte das durchaus nachvollziehen, denn obwohl er sie nicht hatte jagen müssen, so hatte er doch gesehen, wie flink und kratzbürstig dieses Ding gewesen war. Außerdem hatten Missionen dieser Art zu seinem Alltag gehört und er war gewiss nicht erpicht darauf diese wieder durchzuführen. Wie gut, dass er sich immer verdrücken konnte, wenn sie beschäftigt waren. Und doch blieb er in ihrer Nähe, um über sie zu wachen, wie ein Schutzengel. Die Zeiten mochten sich geändert haben, doch es gab noch immer böse Menschen, die versuchten den Frieden erneut in einen Krieg zu wandeln, aber das würde er nicht zulassen und er kämpfte darum, dass seine Schüler ihm in dieser Beziehung nacheiferten. Es gab für ihn nichts schlimmeres, als einen zweiten Sasuke. Wie gut, dass keiner seiner Schüler diesem Mann ähnelte, sonst hätte er sich sicher längst das Leben genommen.

Die Erinnerungen an den ersten Test von Kakashi waren nicht verblasst und so, wie er es getan hatte und so viele Shinobi vor ihm, hatte auch er sie getestet. Damals hatte er sich die Glöckchen tatsächlich geliehen, obwohl das Verhältnis zwischen ihm und der Vogelscheuche schon damals angespannt gewesen war. Er hatte ihm die Glöckchen überlassen und ihm gesagt, dass es längst an der Zeit war, dass er sie an ihn weitergab. 

Auch sie hatten nicht auf Anhieb verstanden, worauf Naruto hinaus wollte, aber nachdem er es ihnen erklärt hatte, war auch ihr Teamwork besser geworden. Selten sah man sie getrennt voneinander und manchmal erinnerte ihn sein Team an das von Konohamaru. 

Nachdem sie das Haus der Alten hinter sich gelassen hatten, gingen sie getrennte Wege und Naruto fasste einen folgenschweren Entschluss. Es war an der Zeit es hinter sich zu bringen. Länger konnte er es nicht aufschieben, auch wenn die Konsequenzen ihm Angst einjagten. Nichts würde mehr so sein, wie es einst gewesen war. 
 

Die Tür seiner Wohnung fiel hinter ihm ins Schloss und er zog seine Schuhe aus, um in seine Hausschuhe zu schlüpfen. Hinata hasste es, wenn er es vergaß, doch langsam war es in Fleisch und Blut übergangen. Der Geruch, der ihm entgegen schlug, ließ darauf schließen, dass sie gekocht hatte. Es war nicht anders zu erwarten. Heute hatte er nicht vor ohne sie zu essen. Er würde ihr endlich sagen, dass der schlimmste Albtraum Wirklichkeit geworden war. Doch er würde sie nicht verlassen, so viel stand fest. Er würde diese kleine Familie nicht auseinanderreißen, weil er nicht dazu in der Lage war mit der Vergangenheit abzuschließen. Und in keinem Moment bereute er es, dass er Sasuke dazu gebracht hatte wieder nach Konoha zu kommen, so komisch das auch klingen mochte. 

„Es duftet herrlich“, log er, als er die Küche betrat. Seine Verlobte drehte sich augenblicklich zu ihm um, hatte scheinbar gar nicht mitbekommen, dass er gekommen war und lächelte. Heute sah sie wieder besser aus, wirkte nun nicht mehr schrecklich aufgedunsen. Dass ihr Aussehen weniger von ihrer Tagesform, als von seiner abhing, war ihm nicht bewusst. Diese Tatsache konnte er wunderbar verdrängen. Seine schlechte Laune machte sie hässlich und nun hatte er ein schlechtes Gewissen und versuchte sie sich schön zu reden. 

„Danke. Setz dich doch.“ 

Ein Blick auf den Tisch verriet, dass sie bereits alles vorbereitet hatte. Oft sah es so aus, wenn er nach Hause kam und manchmal war er so spät dran, dass sie bereits das ganze Geschirr weggeräumt hatte und auch, wenn er nicht immer mit ihr aß, so kochte sie trotzdem immer für ihn mit. Sie konnte ja nie wissen, ob er kam. Nach Außen schien er sesshaft geworden zu sein, doch konnte sie ihn kaum an sich binden. 

Er setzte sich hin, wartete darauf, dass sie fertig wurde und tatsächlich aß er an diesem Abend mehr, als sonst. Es war sein Weg nicht reden zu müssen, hatte er so genug damit zu tun zu essen. Sein Mund war selten leer und es dauerte, bis er endlich den Mumm hatte erneut den Mund aufzumachen.

„Hinata, ich muss dir etwas erzählen“, begann er und die fliederfarbenen Augen seiner Verlobten richteten sich auf ihn.

„Ja?“, fragte sie, einfach um etwas gesagt zu haben. 

„Sasuke ist wieder in Konoha.“ Naruto schluckte, als er sah, wie sich der Ausdruck in den Augen der Schwangeren verfinsterte und sich der Schock in ihrem Gesicht abzeichnete. Ihr Gesicht wurde aschfahl, der Albtraum konnte beginnen und vor Schreck fielen ihr die Stäbchen aus der Hand und landeten mit einem überraschend lauten Klirren auf ihrem Teller. Das Kartenhaus begann zu erbeben, drohte in sich zusammen zu fallen. 

Die Reaktion seiner Verlobten hatte er erwartet und doch war es weniger schlimm sie sich mental vorzustellen, als sie tatsächlich zu sehen. Hinata war wirklich geschockt, fiel aus allen Wolken und er konnte sich nicht dazu durchringen sie zu trösten, ihr ein wenig von der Liebe zu geben, die sie in diesem Moment verdient hatte. Es war ihm bewusst, dass er sie schrecklich behandelte, auch wenn es nicht sein Fehler war, dass Sasuke von seiner Mission zurückgekehrt war. Im Grunde konnte er nichts für die Gefühle, die er empfand, wenn er an ihn dachte und er konnte nichts für die fehlenden Gefühle, die die Beziehung mit seiner langjährigen Verehrerin vollkommen machen würden. 

Jedoch konnte er etwas dafür, dass sie litt. Er hätte niemals anfangen dürfen dieses grausame Spiel zu spielen. Es war zu spät für die Schuldgefühle. 

„Und Tsunade will das alte Team 7 wieder vereinen“, fügte er hinzu, da sie scheinbar nicht dazu in der Lage war ein Wort dazu zu sagen, „Ich möchte das natürlich nicht, aber sie lässt mir keine Wahl. Tue ich es nicht, dann sinken meine Chancen der neue Hokage zu werden.“ Hinata war das natürlich egal. Es hatte sie nie interessiert, was Naruto nach Außen war. Sie hatte ihn immer bewundert, ihn geliebt und nun zerbrach ihr Herz an einer alten Affäre ihres Verlobten. 

„Dann wirst du eben nicht Hokage“, gab sie mit zittriger Stimme zurück. Natürlich wusste sie, wie viel es Naruto bedeutete diesen Posten übernehmen zu können, doch ihr selbst lag viel zu viel an ihrer gemeinsamen Zukunft. Nun waren es seine azurblauen Augen, die sich weiteten, als sie diese Worte sprach. Meinte sie das ernst? Hatte sie wirklich so viel Angst davor ihn zu verlieren? Vertraute sie ihm so wenig? Er konnte es ihr nicht verübeln und trotzdem spürte er die Wut in sich hochkochen. Wollte sie seinen Traum zerstören, um ihn an sich zu binden? 

Der Blonde erhob sich und schlug mit der Faust auf den Tisch. 

„Das kannst du nicht ernst meinen, Hinata. Glaubst du wirklich, dass ich dich für ihn verlassen würde? Er bedeutet mir nichts mehr. Wir haben oft genug darüber gesprochen. Er ist die Vergangenheit, du bist die Zukunft.“ Wieder log er und es tat ihm keinesfalls leid. Im Grunde hatte er nämlich absolut recht mit seinen Worten. Sie waren Lüge und Wahrheit zugleich. Er würde sie nicht für ihn verlassen und er war die Vergangenheit, würde nicht die Zukunft werden, wenn er es vermeiden konnte. Doch es war gelogen, dass er ihm nichts mehr bedeutete. Das wussten sie beide, doch es lag an der Frau, die vor ihm saß, ob sie weiterhin bei ihm blieb, oder endlich einen Schlussstrich zog.

„Du liebst ihn und nicht mich“, war alles, was über ihre Lippen kam, ehe sie begann zu weinen. Dicke Tränen lösten sich aus ihren Augenwinkeln und rannen ihre blassen Wangen hinab. Auch sie erhob sich nun und näherte sich ihm auf wackeligen Beinen. 

„Du glaubst mir also nicht“, stellte er bitter fest und wich zurück, als sie versuchte ihre schlanken Arme um ihn zu schlingen. Damit hatte sie das Ende eingeläutet, auch wenn Naruto nicht bereit war die Beziehung zu ihr aufzugeben. Sie erwarteten ein Kind. Es war kein Platz für Egoismus vorhanden. 

„Ich denke, dass es besser wäre, wenn ich für ein paar Tage verschwinde. Danach werde ich dir beweisen, dass ich dich liebe und nicht ihn.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, oder ihr Trost zu spenden ließ er die Küche hinter sich und verschwand aus der gemeinsamen Wohnung. Zeit etwas einzupacken war nicht vorhanden. Noch wusste er nicht, wo er unterkommen sollte. Hinata sank zurück auf ihren Stuhl, fühlte sich wie paralysiert und war nicht dazu in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Einzig die Frage, weshalb er sie nicht getröstet hatte, wenn er sie doch so sehr liebte, geisterte durch ihren Kopf. Sie wusste, dass sie richtig lag, wusste jedoch nicht, ob sie bereit war ihm weitere Chancen zuzuschreiben oder ob sie ihm weiterhin eine heile Welt vorspielen konnte. 
 

Das Ziel stand schon kurz darauf fest. Er wusste, an welchen Ort er gehen würde, denn er wollte nicht gefunden werden. Die Frage, wo man ihn am wenigsten vermuten würde, war schnell beantwortet. Natürlich konnte er sich nicht zu Sasuke flüchten, würde er Hinata doch so niemals beweisen können, dass er sie liebte und nicht diesen Bastard. Zu Iruka konnte er nicht gehen, denn er würde über ihn urteilen und versuchen mit ihm über das Erlebte zu reden und danach stand ihm nicht der Sinn. Eventuell würde er ihn in den nächsten Tagen besuchen, sollte er Rat benötigen, aber nun kam er nicht in Frage. Sakura würde ihn nicht in ihre Wohnung lassen, wusste sie doch sicher längst, was vorgefallen war, obwohl er erst seit wenigen Minuten unterwegs war. Wie er seine Verlobte und die Kirschblüte kannte, hatten sie längst geredet und seine Teamkollegin hatte stets auf der Seite von Hinata gestanden. Anfangs hatte ihn das gestört, doch mittlerweile hatte er sich damit abgefunden. Sakura wollte, dass beide glücklich miteinander wurden und sie würde dieses Ziel notfalls auch mit Gewalt durchsetzen wollen. Eventuell wäre es gar nicht so schlecht zu ihr zu gehen. Sie würde sicher dafür sorgen, dass Hinata ihm vergab. Und doch plagten ihn gewisse Zweifel. 

Die Straßen seiner Heimat wurden nur von wenigen Lichtern erleuchtet. Es war nur gut, dass er wusste, wohin er gehen musste, auch wenn noch lang nicht feststand, ob die Person, zu der er sich flüchtete, ihn auch in seine Wohnung ließ. 

Hastig führten ihn die Schritte über die Dächer der Stadt. Er zog es vor niemandem zu begegnen und er war leise genug, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Der Streit zwischen Hinata hatte länger gedauert, als er gedacht hatte. Die Sonne war schon vor zwei Stunden untergegangen und das hatte er nun wirklich nicht erwartet. Sie hatten wenig gesprochen und doch schien die Zeit schrecklich langsam vergangen zu sein. Er hoffte, dass es ihr gut ging, dass sie auf sich achtete und das Kind nicht in Gefahr brachte. Im Moment traute er ihr alles zu und das nicht nur, weil sie schwanger war. Sie hatte aufgehört ihm zu glauben und er musste sich nun zum ersten Mal darum bemühen ihr Vertrauen zu gewinnen. 

Nie hatte er die Wohnung betreten, vor der er nur wenige Augenblicke später stand. Nur selten war er hier gewesen, eigentlich sollte er diesen Ort gar nicht kennen. Man hatte ihn niemals hergebracht, auch wenn man sich schon so lang kannte. Nie hatte es einen Anlass dafür gegeben ihn an diesen Ort zu locken und heute stand er hier, kannte die Adresse dank Iruka, der ihm diese genannt hatte, als er noch mit Kakashi zusammen gewesen war. Er hatte wissen sollen, wo er ihn fand, sollte etwas passieren. 

Geschlagene zehn Minuten haderte er mit sich, bevor er klopfte. Nichts regte sich hinter der Tür. Er wiederholte das Klopfen weitere fünf Minuten, dann gab er die Hoffnung auf, wollte wieder gehen. Scheinbar war sein alter Lehrer zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt. Ob er wieder eine Frau bei sich hatte? Gerade, als er sich umdrehen wollte, öffnete der früh ergraute Mann die Tür und sah ihn aus verschlafenen Augen an. Nichts deutete darauf hin, dass er vor kurzem Sex gehabt hatte und doch konnte Naruto genau erkennen, dass etwas anders war, als noch vor ein paar Tagen. Erstaunt sah ihn Kakashi an, als er verarbeitet hatte, wen er vor sich hatte. 

„Naruto? Was machst du hier?“, fragte er vorsichtig. Naruto hatte ihn noch nie besucht und gerade die Urzeit wunderte ihn. Zwar war es noch nicht allzu spät, doch er hatte bereits geschlafen. Ein harter Tag lag hinter ihm. 

„Ich wollte fragen, ob ich ein paar Tage hier unterkommen kann. Hinata und ich haben uns gestritten.“ Mehr wollte er nicht sagen und die Vogelscheuche verstand, was sein ehemaliger Schüler sagen wollte. Er erahnte den Grund für den Streit, auch wenn er sich nicht sicher sein konnte. Der Ältere trat zurück, um den Mann einzulassen, dann schloss er die Tür. Die Wohnung war recht groß und modern. Der Blonde wusste sofort, weshalb Iruka die meiste Zeit hier verbracht hatte, als sie noch zusammen gewesen waren. 

„Ich werde dir das Gästezimmer zeigen“, ließ Kakashi verlauten, nachdem Naruto seine Schuhe ausgezogen hatte und er ihm alle wichtigen Räume gezeigt hatte. Lediglich das Schlafzimmer und das Gästezimmer hatte er noch nicht gesehen. Er folgte ihm, als er den Flur weiter entlangging und dann passierten sie den vorletzten Raum. Nur einen kurzen Blick konnte er hineinwerfen und der Anblick, der sich ihm bot war so seltsam, dass es ihm die Sprache verschlagen hätte, hätte er sich mit Kakashi unterhalten. 

Es handelte sich ohne Zweifel um das Zimmer des Grauhaarigen. Lediglich das große Bett konnte er sehen, aber das war nicht das, was ihn für den Moment fesselte. Es war viel mehr die Person, die in diesem Bett schlief. Er hatte braunes, längeres Haar, lag mit dem Gesicht in Richtung Tür und kuschelte sich an die Decke. Eine Narbe zierte seine Nase. Es war Iruka, der da lag. Sie hatten sich vertragen, hatten geredet. 

„Kommst du?“ Die Frage riss ihn aus den Gedanken und sofort lief er weiter. Der neue und zugleich alte Freund Irukas hatte bereits die Tür zum letzten Zimmer geöffnet, das er beziehen sollte. Scheinbar hatte er mitbekommen, dass Naruto einen Blick in sein Schlafzimmer geworfen hatte, denn der Ausdruck in seinen Augen ließ Sorge erkennen. Scheinbar rechnete er damit, dass ihm der Blonde nun einen Vortrag halten würde, aber er war viel zu müde und erschöpft, als dass er sich länger damit beschäftigen wollte. Darüber konnten sie später reden. Sein eigenes Leben war schon verkorkst genug.

„Gute Nacht, Kakashi. Und danke.“ Der Hausherr nickte nur und wünschte ihm ebenfalls eine gute Nacht, bevor er sich auf den Weg zu seinem eigenen Zimmer machte. Naruto schloss die Tür hinter sich. Es gab einiges zu verarbeiten.
 

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So, da war ich dann wohl mal fleißig! Ist es das längste Kapitel? Ich weiß es nicht, jedenfalls ist es bis jetzt mein liebstes. Ich finde nicht, dass ich es so geschrieben habe, wie ich es schreiben wollte, aber es ist dennoch besser geworden, als die anderen. Das ist nur meine Meinung. xD
 

Das nächste Kapitel wird wahrscheinlich keine Woche auf sich warten lassen.

Wie ich vorankomme und was mich aufhält etwas für euch zu schreiben, erfahrt ihr am besten über meinen Twitter-Account.

Über Kritik freue ich mich immer, also scheut euch nicht etwas zu schreiben. Und wenn ihr mich nur loben wollt, dann tut euch keinen Zwang an.
 

Tüdelüü~

Einsamkeit und Trübsal waren stetige Begleiter. Es war ihm bewusst, dass er sich das alles nur selbst eingebrockt hatte und es fatal wäre die Schuld bei anderen zu suchen, wenn der Schuldige so offensichtlich seinen Namen trug. Das Leben in einem Haus voller Liebe war hart, wenn man selbst nicht dazu in der Lage war, etwas davon zu erwidern. Natürlich wusste er, dass man ihn liebte, doch das konnte er nicht an sich heranlassen. Zu stark waren die Schuldgefühle, die langsam begannen ihn von innen heraus aufzufressen.
 

Zweifel an seinem Plan begannen hochzukochen, doch es war nicht an der Zeit ihn fallen zu lassen und damit das Ende seines Lebens zu besiegeln. Ein Leben ohne Hinata war nicht mehr möglich. Noch immer war da das Kind, das sowohl Vater, als auch Mutter brauchte. Außerdem war sie zu liebenswert, als dass er ihr so etwas antun könnte. Und was sollte er tun, wenn er sie verließ? Es gab kein anderes Leben für ihn. Er hatte es nicht verdient glücklich zu werden. Seine Verlobte war schon Glück genug. Sie war der Grund, weshalb sein Leben nicht komplett aus den Fugen geraten war, nachdem Sasuke ihn erneut verlassen hatte. Jetzt war er wieder da, doch würde Naruto ihm niemals vergeben. Das hatte er nicht verdient und man konnte sich nie sicher sein, ob er das überhaupt wollte. Noch immer fühlte sich der Blonde lediglich benutzt. Er war das Spielzeug eines Mannes, der vor Jahren sein bester Freund gewesen war. Mehr konnte der Uchiha nicht in ihm sehen. Alles andere wäre absurd und sich in dieser Hoffnung zu verrennen, dem Eisklotz etwas mehr zu bedeuten, würde nur in noch mehr Schmerz gipfeln.
 

Sich in eine Beziehung mit der Hyuga zu stürzen, war einfacher. Es kostete weniger Kraft, denn an ihrer Liebe hatte er nie gezweifelt. Sie hatte ihm diese wunderbaren drei Worte schon so früh zukommen lassen, hatte ihn immer bewundert, doch er war so schrecklich blind gewesen und hatte es erst bemerkt, als sie es ihm an den Kopf geknallt hatte. Eine Zeit lang hatte sie ihm das geben können, was er gebraucht hatte. Aber all das hatte keine Bedeutung mehr. Kurz bevor sie schwanger geworden war, kurz bevor sie ihm den Antrag gemacht hatte, hatte er sogar mit dem Gedanken gespielt sie zu verlassen. Und er tat es nun wieder, brachte es aber noch immer nicht übers Herz.
 

Ihr das Herz zu brechen bedeutete nicht weniger schrecklich zu sein, als Sasuke. So war es besser sich an etwas zu klammern, das für ihn weniger schmerzhaft erschien, auch wenn ihm im Grunde ja klar war, dass er ihr damit nur Schaden zufügte und sich selbst belog.

Es änderte nichts an seiner Einstellung. Er konnte alles einsehen und doch war es ihm nicht möglich von ihr abzulassen. Sie oder Sasuke würden ihn irgendwann ins Grab befördern. Es war nur eine Frage der Zeit. Seit dem Streit war bereits eine ganze Woche ins Land gezogen. Oft hatte er versucht sie zu besänftigen, war zu ihrer gemeinsamen Wohnung zurückgekehrt, doch nie hatte sie die Tür geöffnet. Auch die Blumen, die er ihr regelmäßig zukommen ließ, schienen nichts ausrichten zu können. Nie hatte er um seine Beziehung kämpfen müssen und sich nun bemühen zu müssen, war etwas vollkommen neues für ihn.
 

Niemals würde er eine Last werden wollen und schon gar nicht für Kakashi, der ihn aufgenommen hatte. Zunächst hatte ihn die Beziehung zwischen ihm und Iruka nicht interessiert, doch das hatte sich schon nach dem ersten Morgen geändert. Sie alle hatten zusammen an einem Tisch gesessen und man hatte ihm mitleidige Blicke zugeworfen. Niemand war bereit dazu ein Wort zu sagen. Es war ihnen allen scheinbar unsäglich peinlich. Am vorigen Abend war er einfach viel zu müde gewesen, um sich größere Gedanken darüber zu machen, weshalb Iruka eigentlich in dem Bett der Vogelscheuche gelegen hatte. Außerdem ging es ihn nichts an, war er doch nicht in der Position über andere zu urteilen. Wäre er noch der, der er einst war, hätte er die Empörung und Wut sicher sofort gespürt und sie beide diese Gefühle sofort spüren lassen, aber er war lang nicht mehr so.
 

So hatte es eben bis zum nächsten Morgen warten müssen, ehe er verstand. Natürlich hatte er immer eine lange Leitung besessen, aber offensichtlicher hätte es nicht sein können. Kakashi hatte ihm Iruka auf dem Silbertablett serviert. Und auch jetzt war die Lage offensichtlich. Er wusste, dass die Beiden unter dem Tisch ihre Hände ineinander verschränkt hatten. Das leichte Lächeln auf den Lippen des Brünetten sprach Bände. Es änderte nichts an der allgemeinen Stimmung, sondern steigerte die gedrückte Stimmung nur noch. Es verriet nur, dass er zwar Mitleid mit Naruto hatte, sich jedoch diebisch darüber freute, dass er mit seinen zwei liebsten Männern an einem Tisch saß. Für ihn musste es so sein, als wäre der verlorene Sohn zu seinen Eltern zurückgekehrt. Dass sich an der Meinung des Blonden seit ihrem Zusammentreffen bei Ichiraku nichts geändert hatte, wusste er, wollte er jedoch nicht wahrhaben.

„Ihr seid also wieder zusammen“, stellte Naruto fest, nachdem ihm das Schweigen langsam aber sicher auf die Nerven fiel. Kakashi zuckte zusammen, das Lächeln von Iruka wurde breiter. Er wirkte glücklicher als noch vor ein paar Tagen. Es war seltsam. Er konnte manchmal wie eine Frau sein. Seine Launen waren nicht weniger vorhersehbar.

„Ist das wirklich so offensichtlich?“, flötete Iruka. Natürlich war es das und das wusste er genauso gut, wie Naruto. Nur Kakashi konnte seine Gefühle recht gut verstecken. Das hatte er schon beim ersten Anlauf wunderbar gekonnt und hatte ihn damals schon an den Absichten der Vogelscheuche zweifeln lassen. Es waren jedoch die kleinen Gesten gewesen, die all die Zweifel in den Hintergrund hatten rücken lassen. Schade, dass er sich geirrt hatte.
 

Nun schienen sie sich wieder blendend zu verstehen. Er konnte nicht verstehen, wie Iruka ihm einfach hatte verzeihen können. Selbst er hatte es nicht gekonnt. Niemals wäre er auf die Idee gekommen Hinata zu betrügen. Es widersprach seinen Prinzipien und ihr Vertrauen hatte er im Grunde niemals ausnutzen wollen. Wäre es nach ihm gegangen, so hätten sie sich auch niemals gestritten. Leider war sie es gewesen, die immer an ihm gezweifelt hatte. Es mochte stimmen, dass er sie nicht liebte, doch niemals hätte er sie für ihn verlassen.

„Wie ist es dazu gekommen?“ Das war alles, was ihn interessierte. Freuen wollte er sich gern für sie, aber dazu war er im Moment nicht in der Lage. Es war ihm bewusst, dass er dadurch erneut nicht weniger war, als ein Egoist, doch konnte er daran nicht mehr viel ändern. Für ihn gab es keine Rettung mehr.

„Das ist nicht schwer zu erklären“, begann der Brünette und warf Kakashi einen kurzen Blick zu, „Nachdem ich vor einigen Tagen mit dir geredet hatte, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es niemals zu spät ist. Also habe ich Kakashi einen kleinen Besuch abgestattet.“ Erwartungsvoll sah Iruka seinen Freund an. Erwartete er tatsächlich, dass dieser fortfahren würde, zumal man merkte, dass diese Aufmerksamkeit ihm missfiel?

Naruto wurde eines Besseren belehrt, als dieser lächelte und ihm tatsächlich einige Worte über die Lippen kamen: „Ich war im ersten Moment total perplex, als er vor meiner Tür stand. Seit dem Vorfall hatten wir kein Wort mehr miteinander geredet. Ich habe ihn hereingelassen und wir haben geredet und uns ausgesprochen.“

Mehr hatte er wohl nicht zu sagen. Sie hatten sich also ausgesprochen. Das war schön und gut, aber in seinen Augen gab es nichts, was den Betrug rechtfertigen konnte. Er wendete den Blick von Kakashi ab und sah den Brünetten skeptisch an. Zwar hatte er sich mit seinem alten Sensei vertragen, aber das änderte nichts an der Vergangenheit.
 

„Ich habe ihm verziehen. Ich war lang genug schrecklich nachtragend. Das hat er nicht verdient, auch wenn er mir weh getan hat. Wir haben lange über die Probleme gesprochen, die wir miteinander hatten und die dazu geführt haben, dass er mich betrogen hat. Danach haben wir feststellen müssen, dass wir beide nur unter unserer Trennung leiden und es uns nicht schaden würde, wenn wir es nochmal miteinander versuchen. Wir sind davon überzeugt, dass es jetzt klappen wird.“ Noch immer lächelte er und auch sein Liebhaber schien von diesen Worten überzeugt zu sein. Naruto konnte lediglich schnauben. Sie waren erwachsene Leute. Irgendwie würden sie das schon schaffen. Er hoffte es jedenfalls für sie, aber begeistert war er nicht.
 

„Tu ihm nicht wieder weh. Sonst wird das mehr Konsequenzen für dich haben, als beim letzten Mal.“ Mehr hatte er nicht zu sagen. Er erhob sich und verließ die Küche, verbrachte den Rest des Tages in seinem Zimmer. Keiner der beiden versuchte nochmal mit ihm zu reden. Es war gut, dass der Blonde es schon jetzt herausgefunden hatte. Im Moment war er zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass er wirklich hätte wütend werden können. Noch immer war Naruto sehr impulsiv, wenn ihn nicht etwas vollkommen aus der Bahn warf. Weder Iruka, noch Kakashi verübelten es ihm. Er mochte es sich selbst zu verdanken haben, dass alles den Bach runterging, doch so viel Leid hatte er in ihren Augen nicht verdient.
 

Seit diesem Gespräch hatte sich nicht viel geändert. Iruka verbrachte die meiste Zeit bei ihnen, obwohl er noch nicht hier eingezogen war. Sie wollten es ja nun langsamer angehen lassen. Außer ihm wusste auch noch niemand von dem zweiten Anlauf der Beiden. Naruto hatte nun seit zwei Tagen nicht mehr das Haus verlassen. Er hatte es in den ersten Tagen nur verlassen, um mit Hinata zu reden, die natürlich zu keinem Gespräch bereit war. Lediglich eine Tasche mit einigen Kleidungsstücken hatte er vorgefunden.

Danach hatte er den Blumenladen der Yamanakas aufgesucht und Ino von seinem Problem erzählt. Warum sie sich gestritten hatten, hatte er natürlich nicht erwähnt. Das ging sie nichts an und wahrscheinlich hatte sie es bereits gewusst, war sie doch noch immer sehr gut mit Sakura befreundet. Trotzdem hatte sie keine weiteren Fragen gestellt und er war ihr äußerst dankbar dafür. Nun sollte seine Verlobte jeden Tag einen Blumenstrauß von ihm bekommen. Irgendwann mussten sie wieder miteinander reden. Im Grunde hatte er überhaupt nichts getan. Naruto hatte sie nicht betrogen und auch nicht hintergangen. Dennoch fühlte er sich schlecht und lebte bereits seit sieben Tagen bei seinem Sensei.
 

Genau dieser war am frühen Morgen dieses siebten Tages in sein Zimmer gerauscht und hatte ihn geweckt. Zunächst hatte er nicht den Drang verspürt ihn dafür umzubringen. Dieser Gedanke kam ihm erst, als Kakashi ihm mitteilte, weshalb er ihn so früh wecken musste.

„Wir sind spät dran. In weniger als einer Stunde sind wir mit Sakura und Sasuke auf dem Trainingsplatz verabredet.“

Für einen Moment sah der baldige Hokage den Jo-Nin an, musste die Worte verarbeiten, die er da gerade gesprochen hatte. Sie hatten noch gar keinen Termin vereinbart. Jedenfalls nicht mit ihm. Wahrscheinlich hatte er ihm mit Absicht nichts davon erzählt, weil er genau wusste, dass Naruto versuchen würde diesem Treffen aus dem Weg zu gehen.

„Bitte was?!“, schrie er schließlich, war sich sicher, dass er auch die nächsten Nachbarn geweckt hatte, doch das störte ihn nicht. Sollten sie ruhig wissen, was für ein Bastard neben ihnen wohnte.
 

„Zieh dich an, sonst kommen wir zu spät. Keine Widerrede. Du weißt, was Tsunade gesagt hat“, man konnte ihm ansehen, dass er ebenfalls nicht besonders begeistert davon war, „Es tut mir leid.“ Das glaubte er ihm sogar.
 

Nun war er vollends damit beschäftigt sich in seine Kleidung zu zwängen. Seit einer halben Ewigkeit hatte er nicht mehr richtig trainiert. Das Training mit seinem Team mochte ebenfalls schweißtreibend sein, doch das war etwas vollkommen anderes. Man konnte es nicht miteinander vergleichen. Trotzdem wäre es ihm lieber, wenn er nun Zeit mit ihnen verbringen könnte. Von seinen Aufgaben als Sensei hatte Tsunade ihn freigesprochen, nachdem Iruka mit ihr gesprochen hatte. Zu allem Übel übernahm nun Sai sein Team. Es mochte nur für eine kurze Zeit sein, aber das würde wohl schon reichen, um die Kinder zu verstören und zu traumatisieren. Dass Sai nicht mehr fester Bestandteil des Teams war, störte Naruto. Sicher nicht nur ihn, aber sie alle hatten ja kein Wort mitzureden. Der Einzige, der wohl begeistert war, war Sasuke, aber selbst da konnte man sich nicht sicher sein.

Es war zu erwarten gewesen, dass sie es nicht pünktlich schafften. Die Anderen waren bereits da und fast fühlte sich Naruto an die alten Zeiten erinnert. Schade nur, dass alles so vollkommen anders aussah, als damals. Früher hätte Sakura sofort die Nähe ihres alten Schwarms gesucht, doch heute war es vollkommen anders. Sie suchte den Abstand, sah ihn angewidert an und wie immer war es dem Dunkelhaarigen vollkommen egal. Es war egal, wie man sich ihm gegenüber verhielt. Die Meinung der Anderen war ihm scheinbar noch immer gleichgültig. Er hatte sich damit abgefunden. So gut er die Zuneigung der Dorfbewohner damals hatte ignorieren können, so gut konnte er heute die Abneigung ertragen. Trotzdem meinte der Blonde eine Veränderung in seiner Haltung zu sehen, als sich ihre Blicke für einen kurzen Moment trafen. Doch diese Anomalie war so schnell vergangen, wie sie gekommen war. Es war wohl sein heimlicher Wunsch gewesen, dass er eine andere Wirkung auf ihn hatte, als der Rest Konohas.

„Entschuldigt, wir haben auf dem Weg noch …“ Kakashi wurde jäh von dem wütenden Blick Sakuras unterbrochen. Im Grunde war es ja doch fast so, wie früher. Schade, dass sie nichts dazu sagte. Eventuell hätte sich Naruto dann ein wenig besser gefühlt, ein wenig heimischer. So war es nur ein Abklatsch von dem, was früher zwischen ihnen gewesen war. Das alles schien nach so vielen Jahren keinerlei Bedeutung mehr zu haben, schwieg doch auch der Held des Dorfes lieber, als seinen Sensei gemeinsam mit Sakura für seine Unpünktlichkeit und sein Verhalten zu tadeln. Es war nichts mehr so, wie früher und es würde niemals wieder so sein. Trauer konnte er deswegen nicht verspüren, hatte er sich doch schon vor Jahren damit abgefunden, dass dieses Team niemals zum einstigen Glanz zurückfinden würde. Auch, wenn er Sasuke immer hatte zurückholen wollen, damit es werden konnte, wie in ihrer Jugend, so hatte er doch schnell gewusst, dass es niemals mehr so sein würde, wie vor dem Vorfall mit Orochimaru. Die Schlange hatte sie auseinandergerissen und die Gefühle des jungen Uchiha für seine Vorteile genutzt. Selbst nach dessen Tod konnte der Blonde ihm nicht verzeihen.
 

Es bedurfte nicht vieler Worte, bevor das Training begann. Im Grunde war es nur Kakashi, der sprach. Er war der Einzige, der sich mit seiner Wut zurückhalten konnte. Dass er enttäuscht von seinem ehemaligen Schüler war, wusste Naruto, hatten sie doch ebenfalls darüber gesprochen, nachdem er sich bei ihm einquartiert hatte. Erst jetzt wusste er wieder, wie sehr er darunter gelitten hatte, nicht mit seinem Sensei reden zu können. Er musste zugeben, dass es viel einfacher war mit ihm zu reden, als mit Iruka. Kakashi konnte wunderbar einfach nur zuhören. Er musste ihm seine Meinung nicht aufzwängen, gab seine Ratschläge nur, wenn er wusste, dass er sie gerne hören würde. Ihr Verhältnis zueinander hatte sich innerhalb von einer Woche vollkommen verändert.
 

Im ersten Moment hatte er den Plan für recht gut gehalten. Im Grunde hatten sie beschlossen einfach ihre Kräfte zu messen. Niemand sollte ernsthaft verletzt werden und der Platz sollte am besten noch zu betreten sein, wenn sie fertig waren und erneut getrennte Wege gingen. Kakashi wollte so herausfinden, wie gut sie sich in den letzten Jahren entwickelt hatten, damit sie endlich wieder miteinander arbeiten konnten. Dafür sollte es wichtig sein die Fähigkeiten der anderen besser kennenzulernen, um sich so besser aufeinander einstellen zu können. Natürlich ließ Kakashi Naruto noch nicht auf Sasuke los. Der Fehler, den ihr Sensei machte war, dass er stattdessen die Kirschblüte auf den Dunkelhaarigen losließ. Im ersten Moment hatte selbst der Blonde diese Idee für gut gehalten, bis der Kampf begann.
 

Natürlich hatte die Kunoichi in all den Jahren nicht aufgehört ihre Fähigkeiten zu verbessern und so war der Schaden, den sie auf dem Platz anrichten konnte fatal. Mit Nichten hätte einer der Shinobi gedacht, dass sie sich nicht zurückhalten konnte. Anstatt sich an die Worte ihres Sensei zu halten, grub sie mit einem gezielten Schlag den gesamten Platz um. Der Einzige, der sich davon nicht beeindrucken ließ, war Sasuke. Nichts ließ darauf schließen, dass er überrascht war. Die Wut seiner Teamkollegin ließ ihn vollkommen kalt. Er würde ihr nicht weh tun und er würde sicher nicht zulassen, dass sie irgendwelche Schäden an seinem Körper hinterließ.
 

Der Blonde und die Vogelscheuche kämpften eher halbherzig miteinander, hielten sich auf Distanz und beobachteten lieber den Kampf zwischen dem Frauenschwarm und der schlagkräftigen Frau. Keiner der Beiden schien aufgeben zu wollen. Gerade Sakura stand der Schweiß schon nach wenigen Minuten auf der Stirn, hatte sie ihre große Liebe doch nicht einmal getroffen. Dass Sasuke nur mit halber Kraft kämpfte, war Naruto schon nach wenigen Minuten aufgefallen. Im Grunde hatte er damit gerechnet. Sakura mochte stark sein, doch sie konnte diesem Bastard leider nicht das Wasser reichen. Genau das fachte seine Wut noch mehr an. Am liebsten hätte er es selbst mit Sasuke aufgenommen und Sakura eine Pause beschert, aber das würde an ihrem Stolz nagen und er würde diesem aufgeblasenen Idioten auch noch mehr Gefühle entgegenbringen, als er verdient hatte. Naruto hielt in seinen Bewegungen inne, beobachtete weiterhin den Kampf zwischen seinen Teamkameraden, ehe er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Scheinbar hatte Kakashi genau gemerkt, wie er sich fühlte und mit welchen Gedanken er spielte. Die einfache Geste beruhigte ihn sofort, das hitzige Gemüt kühlte sich ab.
 

„Wir sollten aufhören“, murmelte der Ältere und ließ von seinem Schüler ab. Naruto nickte, trat einen Schritt zurück, konnte sich nun vollkommen auf dem Kampf der beiden anderen konzentrieren. Diesen Kampf konnten sie nicht beenden. Er musste stattfinden, ebenso wie ein Kampf zwischen den beiden jungen Männern des Teams nicht ewig hinausgezögert werden konnte. Sakura konnte den Sieg über den Mann, den sie einst geliebt hatte, gut gebrauchen, aber ob der Bastard es zulassen konnte besiegt zu werden, konnte Naruto nicht sagen. Einst hatte er geglaubt ihn einschätzen zu können, aber diese Zeit war lang vorbei. Zu oft hatte er ihn verletzt, Dinge getan, die er ihm niemals zugetraut hätte. Sein Vertrauen in ihn war vollkommen erschüttert und sicher irreparabel.
 

Auch wenn der blonde Shinobi sich nicht hatte einmischen wollen, so war er doch derjenige, der seiner Freundin zum Sieg verhalf. Im ersten Moment war ihm nicht bewusst, was genau passierte, als sich ihre Blicke für den Bruchteil einer Sekunde trafen und doch fühlte es sich an, als würden sie sich stundenlang ansehen. Es war genau der gleiche Blick, mit dem er ihn vor zehn Jahren bedacht hatte. Für den Moment war es so, als habe man sich niemals aus den Augen verloren, als habe Sasuke Naruto niemals verlassen, niemals betrogen. All die Probleme und Hindernisse existierten in diesem Moment nicht. Es gab nur sie und genau das war der Fehler, den Sasuke machte.

Erstaunt weiteten sich die Augen der Beiden, als Sakura ihren finalen Schlag landete und den Moment zerstörte, der sie beide zurück in die Realität holte. Der junge Mann prallte unsanft gegen den nächsten Baum, blieb für einen Moment liegen, bevor er sich erhob und die Hände in die Höhe streckte, um Sakura zu signalisieren, dass sie gewonnen hatte. Das Lächeln der Kunoichi war breit, der Triumph größer als erwartet. Die Frau mit der ungewöhnlichen Haarfarbe ahnte gar nicht, was sie beendet hatte. Alles was Naruto blieb, war ein fader Beigeschmack und die Erkenntnis, dass Sasuke ihn nicht so kalt ließ, wie er gehofft und vermutet hatte. Die Gefühle waren nicht eingerostet und er würde schnellstmöglich etwas dagegen unternehmen müssen, sonst würde dieser Mann sein Leben wahrhaftig zerstören. Es war absolut falsch all das aufzugeben, was Naruto sich aufgebaut hatte, während Sasuke scheinbar besseres zu tun hatte. Wie wichtig konnte er sein, wenn man ihn über zehn Jahre zurücklassen konnte, obwohl man von den Gefühlen des Anderen wusste, sie kannte und angeblich erwiderte?
 

Viel länger hielten sie sich nicht auf dem Gelände auf. Niemand war erpicht darauf der Hokage mitzuteilen, was vorgefallen war und doch hatte sich Sakura geopfert und war nun auf dem Weg zu ihr. Zwar war sie dafür verantwortlich und es würde ein wenig Zeit kosten diesen Platz wieder zum gewohnten Glanz zu verhelfen, aber irgendwann würde man ihn wieder nutzen können. Ihr Team würde wohl so lang warten müssen, doch das passte ihnen sehr gut. Wieder war Sasuke der Einzige, der sich nicht zu dem Thema äußerte. Im Grunde hatte er nicht mehr als ein paar Sätze verloren und immer, wenn Naruto seine Stimme gehört hatte, hätte er ihn am liebsten geschlagen. Die Selbstverständlichkeit, mit der er auftrat, brachte sein Blut zum Kochen.
 

Der nächste Hokage und Kakashi waren fast zu Hause, als sich Naruto plötzlich umdrehte und stehen blieb. Sein alter Sensei hielt ebenfalls inne und sah den Anderen verwirrt an.

„Ich habe etwas gehört“, erklärte er schließlich und ging ein paar Schritte in die entgegengesetzte Richtung.

„Uns ist niemand gefolgt.“ Der Ältere klang überzeugt von seinen Worten, aber er wusste, dass seine Sinne langsam aber sicher einrosteten. War ihm wirklich etwas entgangen? Das war doch unmöglich.

„Du kannst schon vorgehen. Ich möchte nur kurz nachsehen.“ Eigentlich gab es keinen Grund zur Sorge, waren die größten Bedrohungen doch längst ausgeschaltet und niemand konnte sich einfach Zutritt zum Dorf verschaffen. Es musste also einer der Bewohner sein, der ihnen gefolgt war.

„In Ordnung. Aber lass dir nicht zu viel Zeit. Iruka rechnet schon seit einer Stunde mit uns.“ Dieser Kerl hatte wirklich gar nichts aus seinen Fehlern gelernt und er würde sich sicher niemals ändern. Seine Unpünktlichkeit war eine der Eigenschaften, ohne die er niemals Kakashi wäre. Dieser drehte sich nun um und ging weiter, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Wie schön es doch war, wenn man sich vertraute.

Die Person, die sie verfolgt hatte, blieb nicht lang versteckt. Gerade als Naruto eine der vielen Gassen betrat, wurde er auch schon gegen die nächste Wand gedrückt, schwarzes Haar schob sich in sein Blickfeld.

„Sasuke“, zischte er und drehte den Spieß um, befreite sich aus seinem Griff, packte ihn am Kragen und rammte nun ihn gegen die Wand.

„Wieso folgst du mir?“, fragte er sofort, da er sein Verhalten nicht einschätzen konnte. Erst dieses Treffen vor einigen Wochen, das mehr als seltsam verlaufen war und nun griff er ihn an, verfolge ihn. Was glaubte er denn, wer er war?

„Ich habe dich vermisst, Naruto. Wir hatten so wenig Zeit uns richtig zu unterhalten.“ Meinte er das wirklich ernst? Er hasste es, wie er seinen Namen aussprach, wie er versuchte mit seiner samtenen Stimme seine Sinne zu benebeln. All das würde nicht mehr wirken. Wütend blitzten die azurblauen Iriden, als er in die dunklen Augen von seinem Gegenüber blickte und sich für einen Moment in ihnen verlor, sich langsam beruhigte.
 

„Du hast mich sicher nicht vermisst. Es hat dir nichts ausgemacht mich zehn Jahre allein zu lassen. Was glaubst du, Sasuke? Glaubst du, du müsstest nur mit dem Finger schnippen und ich würde zurückkommen, dir erneut verfallen? Ich bin verlobt, Hinata erwartet ein Kind von mir. Du bist für mich gestorben.“ Naruto lächelte gehässig, als er den kurzen Hauch von Schmerz über Sasuke Miene huschen sah, dann drehte er sich um.

„Ich muss gehen, man erwartet mich.“

Langsam entfernte sich der Blonde, hörte das leise „Ich liebe dich“, des Dunkelhaarigen nicht mehr. Es war zu früh für ein klärendes Gespräch.

Das Leben begann in geregelten Bahnen zu verlaufen. Alltag kehrte ein, die Handlungen wurden zur Gewohnheiten, fühlten sich nicht mehr falsch an und wurden zur Normalität, die er so sehr vermisst hatte. Probleme, die vorher so groß erschienen, wurden zu Nichtigkeiten, die er gerne übersah, an die er nicht mehr dachte. Klarheit hielt Einzug in ein Leben, die Welt sah anders aus, war ein wenig besser geworden, auch wenn längst nicht alles so klar war, wie es sein sollte. Noch immer konnte er nicht sagen, ob das Glas halb voll oder halb leer war.
 

Von den letzten Wochen hatte er wenig mitbekommen. Er vermisste sein altes Leben, an das er sich gewöhnt hatte und das seines hätte sein sollen, solang er lebte. Es war bequem gewesen und nun hatte er sich mit Problemen konfrontiert gesehen, die ihm unbekannt waren und mit denen er nicht gerechnet hatte.
 

Seit Wochen lebte er nun bei seinem Sensei, musste sich mit diesem und Iruka arrangieren und es gelang ihnen wunderbar. Das Zusammenleben war einfacher, als sie gedacht hatten und langsam aber sicher fing er sich. Es tat gut Leute um sich zu haben, die ihn nicht verurteilten und in dessen Gegenwart er sich nicht schuldig fühlen musste. Trotzdem hatte er niemals vergessen, dass es Hinata gab und das es an der Zeit war endlich mit ihr zu reden. Seit dem Streit hatten sie keinen Kontakt zueinander gehabt und das lag nun weitere drei Wochen zurück. Insgesamt war also ein ganzer Monat vergangen. Er hatte das niemals gewollt, hatte immer an ihrer Seite bleiben wollen, auch wenn die Schuldgefühle und die fehlenden Gefühle ihn irgendwann von innen aufgefressen hätten. Er konnte nicht oft genug wiederholen, dass die Familie wichtiger war, dass sein Kind wichtiger war, als die Gefühle, die er für einen gewissen Uchiha hegte, die dieser niemals erwidern würde.
 

Dass er diese Worte immer und immer wieder in Gedanken wiederholte und sie zu einem Mantra werden ließ, sollte ihn nur selbst überzeugen, denn wenn er ehrlich war, war alles anders, seit Sasuke wieder da war. Die Zweifel an seinen Taten kamen immer wieder hoch und ließen selbst in der Nacht nicht von ihm ab. Seit zwei Wochen träumte er ununterbrochen von ihm. An die meisten seiner Träume hatte er sich zuvor nicht erinnern können. Diese Bilder, die sich nachts in seinem Kopf abspielten, waren jedoch so realistisch, dass es unmöglich war sie zu vergessen und sie abzuschütteln. Er wollte nicht mehr schlafen. Es waren keine Albträume, doch konnte er diese Bilder nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. Schon gar nicht, weil ihm das gefiel, was er jede Nacht durchmachen musste. Seltsam, aber er besaß tatsächlich noch eine innere Stimme, die ihm sagte, dass etwas vollkommen falsch war. Die hätte er vor einigen Jahren auch schon gebrauchen können.
 

Es würde nicht einfach sein mit Hinata zu sprechen, besonders weil er nicht damit rechnete, dass sie überhaupt die Tür öffnete. Noch immer bekam sie die Blumen, doch auch darauf reagierte sie nicht. Sie hatte sich vollkommen verändert und langsam zweifelte er nicht mehr daran, dass sie von ihren wunderbaren Freundinnen beeinflusst wurde. Gerade Sakura würde ihre Finger im Spiel haben. Sie war auch seine beste Freundin und trotzdem fiel sie ihm immer wieder in den Rücken. Hatte sie nicht vor einigen Wochen selbst gesagt, dass er die Beziehung nicht beenden durfte? Sicher konnte man sich nicht sein, aber wer sollte sie auch sonst so sehr beeinflussen? Niemand hatte einen größeren Einfluss auf sie, als die Kirschblüte. Sie sollten wissen, dass er es wusste.

Und obwohl Naruto die Kunoichi fast jeden Tag sah, sagte er kein Wort. Sie unterhielten sich ohnehin kaum und natürlich war es mit Sasuke nicht anders. Eine Mission hatten sie zum Glück noch nicht erhalten. Es würde nicht funktionieren, das wussten sie. Sie alle waren auf ihre Weise stark, doch harmonierten sie nicht mehr so miteinander, wie früher. War auch das Zusammenspiel zwischen Kakashi, Sakura und ihm recht gut, so störte Sasuke sie. Gaben sie ihm vielleicht einfach keine Chance? Natürlich nicht, aber diese hätte er auch nicht verdient. Nicht nach alldem, was passiert war. Einst hatte man sich gewünscht, dass sie alle erneut als ein Team agieren konnten, doch das gehörte der Vergangenheit an. Sasuke hatte es sich selbst zuzuschreiben. Er zerstörte alles und es kümmerte ihn scheinbar nicht. Wenigstens war seit ihrem letzten Streit nichts mehr passiert. Sie gingen sich wieder aus dem Weg und das war auch besser so. Wenn sie auf dem Trainingsplatz aufeinandertrafen, konnte jeder die Spannung zwischen ihnen spüren.

Es kam nicht selten vor, dass Naruto ein paar bissige Kommentare fallen ließ, wenn ihm etwas am Verhalten des Schwarzhaarigen nicht passte, aber dieser ließ sich nicht provozieren. Es war besser so, doch es störte ihn unglaublich, dass er erneut keine Reaktionen von ihm erhielt. Es mochte besser für ihr Team sein, doch nicht besser für das Verhältnis zwischen ihnen. Es blieb zerrüttet. Aufgerissene Wunden vermochten nicht zu heilen.
 

Wieder befanden sie sich auf dem Platz, hatten zusammen trainiert und natürlich hatten sie keinen Fortschritt gemacht. Es würde dauern, bis sie endlich wieder Vertrauen gefasst hatten. Es blieb fraglich, ob das je geschehen würde. Heute war etwas anders. Es war nicht Sasuke, der ihn verunsicherte, sondern seine beste Freundin. Sie beobachtete ihn intensiver als sonst, dachte aber er würde es nicht mitbekommen. Es waren flüchtige Blicke, die sie ihm zuwarf, geistesabwesend starrte sie ihn für wenige Augenblicke an, Emotionen konnte er ihren Augen nicht entnehmen. Dass er sie mehr als einige Male dabei ertappte, schien sie nicht zu realisieren. Worüber dachte sie nach? Was beschäftigte sie?

Wahrscheinlich würde er es früher oder später herausfinden. Es war sicher nichts, was sie ihm nicht sagen würde. Ob sie etwas mehr wusste als er? Natürlich wusste sie mehr. Die Wahrscheinlichkeit, dass es um seine Verlobte ging, war hoch. Naruto hoffte inständig, dass es um sie ging, dass sich langsam wieder alles regeln würde und er bei Kakashi ausziehen könnte.

Es war dort längst nicht mehr so unangenehm, wie zu Anfang. Er genoss die Zeit mit ihnen, auch wenn es noch immer etwas seltsam war, dass er bei ihm wohnte. Iruka und Kakashi verstanden sich besser als je zuvor und genau das machte ihn glücklich und rief in ihm den Wunsch hervor, das gleiche haben zu wollen. Doch es war nicht realisierbar. So war es wohl kein Wunder, dass es ihn ebenfalls traurig machte sie so glücklich zu sehen. Sie hatten etwas, das er nicht haben konnte. Er erlaubte es sich nicht, das zu haben, was sie hatten. Sein Herz war verschlossen, schlug im Grunde nur noch für das Kind, das Hinata unter ihrem Herzen trug und das sie bald zur Welt bringen würde. Schadensbegrenzung musste geleistet werden, damit er diese kleine Familie zusammenhalten konnte.

Kakashi und Iruka waren die Familie für ihn geworden, die er immer hatte haben wollen. Natürlich war es etwas vollkommen anderes, aber in ihrer Obhut fühlte er sich sicher und geborgen. Fühlte es sich nicht so an? Sollte es sich nicht so anfühlen? Ob sich Hinata in seiner Gegenwart so gefühlt hatte? Oder war seine Härte und Kälte genug gewesen, um dieses Gefühl abebben zu lassen? Er wollte nicht glauben, dass bereits alles verloren war. Seine Verlobte würde ihn niemals verlassen. Das war absurd, auch wenn er es ihr nicht verübeln könnte. Doch sie hatte endlich das, was sie sich immer gewünscht hatte. Wie konnte sie ihn dann gehen lassen? Nun, noch stand nichts fest. Sie waren noch immer verlobt und er würde es nicht zulassen, dass sie ihn verließ. Sie musste doch wissen, wie viel ihm an dieser Familie lag, wie viel ihm an dem Kind lag.
 

Natürlich hatte er sich nicht geirrt, was Sakura betraf. Sie wollte mit ihm reden, denn als das Training beendet war und er mit Kakashi gehen wollte, rief sie ihm nach, bedeutete ihm noch einen Augenblick zu warten. Wieder musste die Vogelscheuche ohne ihn vorgehen. Über den Vorfall mit Sasuke hatten sie sich auch nur sporadisch unterhalten. Sie beide hatten keine große Lust über den Uchiha zu sprechen und Naruto war unversehrt, also hatte es keinen Grund gegeben das Thema breitzutreten, nachdem er ihm mitgeteilt hatte, wer ihnen gefolgt war.

„Was ist los, Sakura?“ Es kam selten vor, dass die Kirschblüte ihm nicht sofort sagte, was sie beschäftigte. Nicht oft musste er ihr die Dinge aus der Nase ziehen. Zehn Minuten stand er bereits vor ihr und sie hatte noch kein Wort gesagt, sah zu Boden und traute sich nicht ihm in die Augen zu sehen. Scheinbar fiel ihr das alles nicht besonders leicht.

„Ich muss mit dir über Hinata reden“, begann sie und sah kurz auf. Für wenige Sekunden nur trafen sich die Blicke, ehe sie in eine andere Richtung sah. Es ging also um Hinata. Wie passend, dass sie sich nun benahm, wie diese.

„Du weißt genau, dass ich sie nicht verlassen werde. Auch wenn wir uns gestritten haben und sie denkt, dass ich immer noch in Sasuke verliebt bin, werde ich sie nicht im Stich lassen. Das haben wir doch schon so oft durchgekaut.“ Monoton ratterte er die Worte herunter, hatte er sie doch schon so oft wiederholt. Ohne es selbst zu bemerken verdrehte er die Augen, als er bemerkte, dass sie den Kopf schüttelte. Was war es dann?

„Darum geht es nicht! Es geht nicht darum, was du nicht tun wirst. Es geht viel mehr darum, was Hinata macht“, antwortete sie, hörte sich etwas aufgebrachter an, als zuvor und sah ihm nun doch in die Augen. Da hatte jemand aber schnell sein Selbstbewusstsein wiedergefunden. Er verzog das Gesicht und sah sie wütend an. Was tat seine Verlobte denn? Was gedachte sie zu tun? Der Verdacht, dass sie ihn verlassen wollte, erhärtete sich und doch wollte er es nicht wahrhaben.

„Sie möchte, dass du dich für eine Weile von ihr fernhältst. Sie will die Blumen nicht, will dich nicht sehen. Ich sollte dir das nur ausrichten.“ So schnell die Sicherheit gekommen war, so schnell brach sie wieder ein. Sakura sah erneut zu Boden, konnte ihren Teamkollegen nicht ansehen und wich ein paar Schritte zurück. Ja, sie wollte auch nicht, dass die Beziehung endete, wollte sie beide glücklich sehen. So würde das nur leider nicht funktionieren.

Für Naruto gab es nicht viel mehr zu sagen. Seine Augen weiteten sich, Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben und zugleich kochte eine unbändige Wut in ihm hoch. Er fühlte sich in seinem Stolz gekränkt, fühlte sich betrogen. Er hatte nichts getan, hatte sie nicht betrogen, hatte immer zu ihr gestanden. Auch wenn sie schwanger war, konnte sie sich noch lang nicht alles erlauben. Es war nicht sein Fehler. Sasuke war zurückgekommen und er hatte ihn sicher nicht darum gebeten. Dieser Bastard zerstörte sein Leben. Er ballte die Hände zu Fäusten, versuchte den Ärger herunterzuschlucken und ging auf seine beste Freundin zu. Sie mochte einen seltsamen Weg haben es zu zeigen, aber Naruto wusste, dass sie nur das Beste für ihn wollte und dass sie sich im Grunde um ihn sorgte. Sie hatte in der Hyuga immer die Frau gesehen, die den zukünftigen Hokage glücklich machen konnte und ihn von seinem Kummer befreite. Nun sorgte sie sich auch um die andere Frau, wollte nicht, dass sie verletzt wurde. Im Grunde stand Sakura zwischen den Stühlen. Besorgt sah sie zu ihm auf, als sie merkte, dass er sich näherte. Scheinbar rechnete sie damit seinen Ärger ausbaden zu müssen, doch langsam begann der Blonde sich zu beruhigen, drückte ihr liebevoll einen Kuss auf die Stirn.

„Sieh für mich nach ihr, ja?“ Noch immer lag ihm diese Frau am Herzen und natürlich hatten sie sich noch nicht getrennt. Die Hoffnung starb zuletzt. Es war möglich alles zu retten, wenn er es nur richtig anstellte. Seine Freundin nickte, dann ging sie und verschwand schnell aus seinem Blickfeld, aber nicht ohne ihm noch einmal zuzuwinken. Ja, sie würde nach Hinata sehen, sich um sie kümmern. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er diese Aufgabe wieder übernehmen würde.
 

Wer hatte auch gedacht, dass er diese Abfuhr ertragen könnte? Hatte irgendjemand gesagt, dass er nun einfach zurück zu Kakashi gehen würde? Nein. Das war auch niemals in Frage gekommen. Kurz nachdem Sakura gegangen war, hatte auch er sich auf den Weg gemacht und fand sich nur wenige Momente später im Shushuya wider. Sonst hatte er immer einen großen Bogen um die Sake-Bar gemacht, war nur hergekommen, wenn man ihn zwang, aber heute war es anders. Der Kummer musste ertränkt werden, auch wenn er wusste, dass das nicht unbedingt helfen würde. Der Schmerz würde nur für den Moment vergehen, spätestens am nächsten Morgen würde er in die Realität zurückfinden. Ach, was kümmerte ihn schon der nächste Morgen? Es ging darum sich in diesem Moment besser zu fühlen. So war es kein Wunder, dass er ein Fläschchen nach dem anderen leerte. Er vertrug nicht wenig, war wohl trinkfester als Tsunade. Nun, sie waren bis jetzt nur ein einziges Mal zusammen in dieser Bar gelandet, sie war danach betrunken gewesen und er hatte sich einiges von Shizune und Hinata anhören müssen. Frauen konnten so anstrengend sein.
 

Männer waren ein wenig unkomplizierter, auch wenn er zugeben musste, dass es Ausnahmen gab. Wieso hatte er sich nicht einen anderen Mann gesucht? Dann hätte er nun auch nicht den ganzen Stress und könnte ein geregeltes Leben führen. Nicht, dass er Hinata unattraktiv fand, aber ihr fehlte eben etwas. Außerdem war sie schrecklich launisch, seit er ihr den Braten in den Ofen geschoben hatte. Wunderbar, wie er nun schon über sein Kind dachte. Es wurde Zeit, dass er aufhörte zu trinken, aber das konnte er nicht. Es fühlte sich zu gut an und dieses Gefühl der Unbeschwertheit durfte nicht vergehen. Jedoch realisierte er langsam, dass er auch ein wenig genießen konnte und es nicht herunterstürzen musste. Außerdem durfte er es nicht übertreiben, wenn er heute noch zurück zu Kakashi wollte.

Mittlerweile war die Sonne untergegangen, die Dunkelheit war erneut Herr der Stadt geworden und noch immer saß er an dem Tisch, war allein. Es war ein seltenes Bild. Die Wangen des Blonden waren leicht gerötet, sein Mund stand leicht offen, war vom Sake befeuchtet. Glasig waren die azurblauen Augen, als er durch den Raum sah, mit einer Hand das Fläschchen umfassend. Wieder goss er sich etwas in die Schale. Naruto hatte schon mit dem Gedanken gespielt den Sake aus der Flasche zu trinken, doch ein wenig Stolz musste er bewahren. Die Leute, die hier waren, kannten ihn schließlich. Er war der Held von Konoha, ein Retter in der Not und wurde von allen gefeiert. Schon immer hatte er sich diese Anerkennung gewünscht und obwohl sie ihm nun schon einige Jahre zuteil wurde, hatte er sich noch nicht ganz daran gewöhnt. Es war seltsam, wenn man fast die gesamte Kindheit in der Dunkelheit verbracht hatte und das Opfer des Hasses eines ganzen Dorfs war. Nie war ihnen in den Sinn gekommen, dass er nichts für sein Schicksal konnte. Die Taten, die Kurama begangen hatten, waren nicht die Seinen. Es war ihnen nie leicht gefallen zu differenzieren. Im Grunde musste man Mitleid mit ihnen haben, doch er liebte dieses Dorf. Auch, wenn man ihm so viel angetan hatte, liebte er jeden Bewohner dieser Stadt und er würde sich für sie einsetzen, sie beschützen. Für jeden von ihnen würde er sein Leben lassen, wenn es bedeutete, dass sie noch ein wenig leben konnten.
 

Es mussten schon zwei Stunden sein, die er hier verbrachte. Die Anzahl der Flaschen vor ihm, war beachtlich und noch immer schien er kein Ende zu kennen, auch wenn er selbst langsam merkte, dass es reichte. Die Taubheit begrüßte er, nichts fühlen zu müssen, war unglaublich entspannend. Es war eine absolute Erleichterung nicht mehr an den dunkelhaarigen Shinobi denken zu müssen, der sein Leben ruiniert hatte. Sasuke war ein Bastard und er würde es auch immer bleiben. Und doch würde er auch für ihn sein Leben lassen. Noch immer lag er ihm am Herzen. Es war schrecklich sich das einzugestehen, aber in seinem Rausch war es möglich. Nun dachte er also doch wieder an ihn und sein seidiges schwarzes Haar, das ihn schon ansprach, seit sie sich das erste Mal seit Jahren wieder begegnet waren. Wie gern würde er seine Hand hindurchgleiten lassen, mit einer seiner Strähnen spielen? Er errötete noch mehr, als ihm klar wurde, worüber er nachdachte. Diese Schwäche würde er sich niemals eingestehen. Gott, wie konnte er nur an solche Dinge denken? Er war verlobt! Sasuke bedeutete ihm nichts mehr. Das musste er sich nur lang genug einreden.

Gerade wollte er erneut nach einer Flasche greifen, als sich die Hände einer anderen Person um sein Handgelenk legten. Wütend sah er auf und blickte in die dunklen Augen eines bekannten Mannes. Wenn man vom Teufel sprach. Sorge spiegelte sich in den Augen des Anderen wider, augenblicklich verlor er sich in ihnen.

„Ich denke, dass du genug getrunken hast“, ließ er verlauten und holte den Blonden in die Realität zurück.

„Es geht dich überhaupt nichts an, wie viel ich trinke. Ich bin erwachsen und kann sehr gut auf mich selbst achten.“ Naruto wusste, dass er sich anhörte, wie ein Kleinkind. Es war ihm egal. Es spielte keine Rolle. Es war egal, was er sagte, zu gut kannte er Sasuke, um zu wissen, dass er sich mit keiner Antwort zufrieden gegeben hätte.

„Ich denke nicht, dass Hinata dich so in ihr Bett lässt“, fuhr er ihn an. Sie beide wussten, dass Sasuke wusste, was vorgefallen war. Wahrscheinlich wusste es bereits jeder im Dorf.

Zornig erhob sich Naruto und entriss dem Dunkelhaarigen sein Handgelenk. Wütend sah er ihn an, überwand taumelnd die Distanz zwischen ihnen und griff nach Sasukes Kragen, um diesen näher an sich heranzuziehen. Wollte er ihn provozieren? Na, das hatte er geschafft.

„Wage es nicht den Namen meiner Verlobten in den Mund zu nehmen, Uchiha.“ Er wusste nicht genau, was ihn so sehr daran störte, dass dieser Mann mit ihm über seine Beziehung zu reden versuchte. Eventuell war es die Wut darüber, dass sie längst eine funktionierende Beziehung hätten führen können, wenn er nicht den Schwanz eingezogen hätte. Er war außerdem daran schuld, dass er sich nun in dieser Situation befand. Dass er nun auch noch sein größtes Problem erwähnen musste, das er wegen ihm hatte. Der Kerl wollte wohl unbedingt sterben.

Sasuke antwortete ihm nicht, sah ihn nur an. Scheinbar ging es ihm nun, wie Naruto zuvor. Für Minuten sahen sie sich an, schwiegen. Die dunklen Augen des Mannes spendeten Wärme, lullten ihn ein. Wieder verlor er sich in ihnen, ließ es geschehen, so falsch es auch war. Die Wut ebbte ab, das Gesagte geriet in Vergessenheit. Er hatte vollkommen überreagiert, das wusste er, dessen war er sich nun doch wieder bewusst.

„Ich hasse dich“, murmelte Naruto, zog den anderen näher an sich heran. Wieder ertönte keine Antwort, Sasuke nickte nur, schien zu verstehen, was er gesagt hatte, aber es störte ihn nicht. Glaubte er ihm diese Worte nicht? Zugegeben, sie hatten auch für ihn nicht besonders überzeugend geklungen, aber sie hatten ihre Wirkung nicht verfehlen sollen.

Die Gedanken rasten, der Alkohol vertrieb die Zweifel. Die Spannung zwischen ihnen war greifbar, das Schweigen umhüllte sie, wie ein schützender Mantel. Die Luft wurde wärmer, man fing an sich geborgen zu fühlen, auch wenn man so nicht empfinden durfte.
 

Man konnte sie hier sehen, konnte sehen, wie Naruto halbherzig den Kragen des Uchiha in den Händen hielt, ihn an sich gezogen hatte. Man konnte sehen, wie nah sich die beiden Köpfe kamen. Sie alle konnten die Gefühle sehen, die tatsächlich herrschten und ein Blinder würde erkennen, dass Naruto diesen Mann nicht hasste. Dazu war er nicht in der Lage. Es schien unmöglich zu sein. Die Gefühle, die sie füreinander hegten, waren für jeden sichtbar. Der Blonde realisierte nicht, was geschah, war nicht mehr Herr über seinen Körper. Er bewegte sich von allein, wurde von Sasuke praktisch angezogen. Leicht nur strichen die Lippen der Männer übereinander. Solch Zärtlichkeit hätte niemand erwartet, sah es doch nur wenige Minuten zuvor so aus, als würden sie sich bald prügeln und das an einem öffentlichen Ort. Sasuke hatte ihn in seinen Bann gezogen, wieder war er ihm wehrlos ausgeliefert und wieder störte es ihn nicht. Hinata war vergessen. Die Augen der beiden schlossen sich automatisch, dann erst trafen sich die Lippen zu einem Kuss.



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Kommentare zu dieser Fanfic (25)
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Von:  Onlyknow3
2013-05-25T13:05:48+00:00 25.05.2013 15:05
Das ist das Ende einer Beziehung die nicht hatte sein sollen,aber ob es der Beginn einer Beziehung ist,ist noch offen,denn Naruto wird sich hassen für das was da gerade geschieht.Nur Sasuke wird sich danach noch sicherer sein das Naruto seine Gefühle immer noch Teilt und erwidert.
Mach weiter so,das ist eine wunderbare Geschichte die auch ein Ende verdient hat.Freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Onlyknow3
2013-05-25T12:32:23+00:00 25.05.2013 14:32
Das hat gepasst wie die Faust aufs Auge.Damit hat Sasuke nicht gerechnet,das sich Naruto so gegen ihn stellt.Bin gespannt was da noch alles passiert und ob sich die Beiden wirklich kriegen oder Hinata den Sieg für sich verbuchen kann.Weiter so,freu mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Onlyknow3
2013-05-25T11:40:16+00:00 25.05.2013 13:40
Also hat diese Geschichte schon mal ein kleines Happy-End gefunden,das große steht noch aus und wird wohl noch dauern bis sich Sasuke den Blondschopf krallen kann,auch auf die Gefahr hin das Hinata etwas dagegen Unternehmen wird davon gehe ich aus.Naruto tut mir trotz allem leid,ihn trifft es jedes mal egal wie.Freu mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Onlyknow3
2013-05-25T11:02:41+00:00 25.05.2013 13:02
Starkes Kapitel,habe mir schon gedacht das Sasuke so weit gehen wird und sich bei Tsunade hilfe holt um zu verhindern das Naruto und Hinata heiraten.Freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Puppenprinzessin
2013-04-14T12:59:15+00:00 14.04.2013 14:59
Es hat eine Weile gedauert, aber ich bin... nunja, durch. Mit den Kapiteln, mit den Nerven, mit so ziemlich allem.
Es ist unheimlich erfrischend, mal eine post-Kriegs FF zu lesen, in der nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen zu sein scheint & ich muss wohl auch gestehen, dass es die erste ist, die ich wirklich gern gelesen habe. Die Thematik ist wunderbar komplex, die Probleme tiefgehend & dein Schreibstil... du weißt, dass ich ihn unglaublich gut finde.
Es wird auf jeden Fall das Favo-Häkchen angeklickt & sehnsüchtig auf ein neues Kapitel gewartet (;
Von:  Puppenprinzessin
2013-04-07T11:40:20+00:00 07.04.2013 13:40
Auch wenn es vorhersehbar war, dass es mich zu deinen Fanfics zieht... Ich bin stark beeindruckt, Gänsehaut hab ich lustigerweise schon nach dem ersten Absatz bekommen. (Die ganz hohen Töne kommen dann vermutlich, wenn ich durch bin.)
Das Thema an sich gefällt mir sehr gut, ich bin gespannt, wie es weitergeht~
Von:  Aoki
2012-11-20T17:12:16+00:00 20.11.2012 18:12
Na da hat Animexx aber lang gebraucht :D...
Egal, kommen wir zu dem Kapitel. Für mich war es eine Art Zusammenfassung, die du da beschrieben hast. Ich finde es gut, dass du erzählt hast, wie es im Moment bei Kakashi/Iruka und Naruto läuft. Sie wirken auf mich, wie ein eingespieltes Team, aber dennoch so, als ob da noch etwas in der Luft liegt.
Auch die Sache mit Sakura kann ich voll und ganz nachvollziehen. Sie steht wirklich zwischen den Stühlen. Beim Training, beziehungsweise dem Gespräch mit Naruto ist das auch ganz gut zur Geltung gekommen. Es ist nicht leicht, zwei Freunde zu teilen, die ein Paar sind und sich streiten. Das kenne ich selbst ganz gut :D...(deswegen hab ich keine Freunde mehr LOL)

Der Schluß war natürlich etwas, was ein Knistern beim Lesen erzeugt hat.
Aber, in meinem Kopf läuft es dann etwa in so ab: Warum lässt Hinata durch Sakura ausrichten, dass er aufhören soll mit den Blumen? Sind es die Hormone? Hat sie aufgegeben? Nein, sicherlich wird es ein Test sein. Dass sie dadurch Naruto nur noch weiter von sich wegtreibt, weil er ja eben an ihrer Seite bleiben würde, ist ihr scheinbar egal.
Durch ihre Aktion treibt sie ihn ja eher mehr in die Arme des Feindes. Sasuke in diesem Fall.
Naruto betrinkt sich, und dann, als Sasuke auftaucht und sein vernebelter Verstand nicht mehr ganz auf der Höhe ist, erlaubt er sich, seine Schwäche zu zeigen.
Ja, er liebt Sasuke. Ja, er hat Angst davor verletzt zu werden. Und er verletzt sich mit dem Verleumden seiner Gefühle nur noch mehr.
Aber ich kann auch seine Ansicht nachvollziehen. Im Endeffekt denkt er, dass es so einfacher ist. Weil er so ja nicht mehr verletzbar ist und nur er selbst sich Schmerzen zufügt und kein anderer. Ach Menschen sind schon klasse. Übrigens auch toll, wie du das immer beschreibst.
Der Kuss hatte ziemliche Spannung, wo ich vorhin auch geschrieben habe, dieses gewisse Knistern. Etwas Verbotenes. Und dann auch noch vor Zeugen. Ich bin schon wirklich gespannt, wie du diese Situation weiterführen wirst. Entweder, sie verschwinden beide und geben sich der Versuchung hin, oder Naruto wird durch etwas abgelenkt und wieder Herr seiner Sinne und weist Sasuke von sich.
Ja, ich bin gespannt :D...schreib schön weiter, damit ich wieder guten Lesestoff habe :D

Lg,

K0S
Von:  Miss
2012-11-20T01:28:46+00:00 20.11.2012 02:28
Juhuuuu ein neues Kapitel! Und das Ende ist so toll :D

Was soll ich sagen, selber Schuld Hinatalein! Auch wenn ich ihre Reaktion nachvollziehen kann, da sie schwanger ist und ihre momentanen Entscheidungen durch ihren Hormonhaushalt beeinflusst werden! Trotzdem gibt sie somit beabsichtigt oder unbeabsichtigt Naruto und Sasuke einen Freifahrtschein. Und wer würde nicht die Gunst der Stunde nutzen...

Hoffe bis bald
LG Miss
Von:  fahnm
2012-11-19T23:12:42+00:00 20.11.2012 00:12
Klasse Kapi^^
Von:  fahnm
2012-10-25T19:48:59+00:00 25.10.2012 21:48
Oh weh.
Wie es wohl enden wird.
Darauf bin ich mal gespannt.^^


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