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Der letzte Streich

Fred/George
von

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Anders sein

Es war ein seltsamer Weihnachtsabend für die Weasley Zwillinge. Einerseits genossen sie diese Zweisamkeit, die sie endlich wieder teilen konnten. Genossen, dass sie sich endlich wieder berühren konnten.

Doch Andererseits…

Andererseits war da dieses Gefühl, dass sie allein waren. Allein auf der Welt, als Aussätzige.

Denn George hatte recht. Es würde dauern, bis ihre Mutter diese fünf Jahre verarbeitet hatte. Und sie würden ihr nie ganz die Wahrheit sagen können.

Dass sie diese fünf Jahre nicht nur ‚umsonst‘ getrauert hatte, sondern auch noch um den falschen Sohn.

Fred wollte sich nicht vorstellen, was sie ihrer Mutter antun würden, wenn sie ihren letzten Streich aufklären würden.

George schien seine Gedanken zu hören, denn er zog ihn enger an seine Brust und setzte einen Kuss auf seine Haare.

Längst waren sie vom Wohnzimmer aus ins Bett umgezogen.

In ihr gemeinsames Bett.

Noch eine Sache, die ihre Mutter nicht verstehen würde.

Sie hatten immer schon nur eng umschlungen schlafen können. Als Kinder hatte es keinen gekümmert. In Hogwarts hatten sie gelernt, dass sie aufpassen mussten. Hänseleien hatten ihnen gezeigt, dass ihre Nähe zu einander selbst unter Geschwistern nicht so üblich war, wie sie dachten. So hatten sie sich als Zweitklässler zwei Dinge angewöhnt: erst zu schlafen, wenn alle anderen schon ins Traumland geglitten waren und früh morgens kurz aufzuwachen, damit einer von ihnen wieder in das leere Bett schleichen konnte.

Genauso hatten sie es in den Sommerferien gehalten.

Erst in der eigenen Wohnung hatten sie sich so verhalten können, wie sie es wollten. In Ruhe gemeinsam erwachen. Noch liegen bleiben. Hier und da ein Kuss, eine Berührung, ohne Sorge, dass sie jemand sehen konnte und Fragen stellte.
 

„Sind wir normal, Freddie?“, hatte George ihn einmal grinsend gefragt, während er ihn im Fuchsbau an die Küchenzeile gedrückt hatte. „Natürlich sind wir das nicht.“, hatte er geantwortet und die Arme um ihn geschlungen. „Wir sind Fred und George Weasley, schon vergessen?“

Sie waren anders.

Und wussten, dass sie anders waren.

Und sie wussten, dass ihre Umgebung diese nur bis zu einem gewissen Punkt akzeptieren und verstehen konnte.
 

Heute hatten sie dies mit aller Wucht zu spüren bekommen.

„Stell dir vor, sie hätten uns die Türe geöffnet, während meine Zunge noch…“, schnurrte George und entlockte Fred damit ein Lächeln, obwohl er gar nicht lächeln wollte, weil es eigentlich viel zu weh tat um zu lächeln.

„…dann hätten sie uns wahrscheinlich…“

Weiter kam er nicht, denn sein Bruder verschloss seine Lippen mit den eigenen.

Fred schloss seine Augen.

Der Kuss drängte die Gefühle, die in ihm aufkamen wieder zurück, ebenso wie die Tränen, die in ihm aufzusteigen drohten.

Als George den Kuss löste, sah er ihn prüfend an, lehnte seine Stirn an seine. „Freddie…“ – „Ja…?“ Er wusste, dass sein Zwilling seine Worte gut überlegt hatte. Zwischen seinen Augenbrauen hatte sich diese Falte gebildet, die er nur hatte, wenn er etwas Unangenehmes aussprechen musste.

„…Nachdem Mam so reagiert hat… wie glaubst du, wird Lee reagieren…? Ich mein… wir müssten ihm auch von dem Streich erzählen… und was ist mit den Kunden…?“

Fred schluckte. Darüber hatten sie sich keine Gedanken gemacht. Ihr Blick war auf eine Möglichkeit gerichtet gewesen, George zurück zu holen, nicht darauf, was dann geschehen konnte. Sie hatten sich gedacht, dass schon alles gut werden würde.

Sie hatten sich gedacht, dass alle es verstehen würden.

Sie hatten vergessen, dass diese anders waren.

Und sie hatten vergessen, dass die anderen nicht wussten, wie sehr.

Sie hatten vergessen, dass ihre Umgebung sie nur bis zu einem gewissen Punkt akzeptieren und verstehen konnte.

„Das Ministerium darf es nicht erfahren.“

Wie hatte er es vergessen können?

Wie hatte er nicht daran denken können, dass Fragen aufkommen würden.

Und das, egal was für ein Ritual es gewesen war, man einen Wiederkehrer mit Voldemort verbinden würde.

Fred spürte Angst in sich aufsteigen.

Was, wenn…

George zog ihn fest in seine Arme.

„Denk nicht dran.“, zischte er leise. „Denk nicht einmal daran.“

Er vergrub das Gesicht an dem Schachbrettschatten auf dem Hals seines geliebten Zwillings.
 

Stille zwischen ihnen.

Ein Plan.

Sie standen auf.
 

Fred Weasley ging an den Schrank, zog sich eine violett-weiße Hose an, ein weißes Hemd, ein schwarzes Jackett. George nahm eine schwarz-weiße Hose, ein weißes Hemd, ein violettes Jackett. Die anderen Sachen wanderten mit einem Schlenker von Freds Zauberstab in einem Koffer. Zahnbürsten, Shampoo, Duschzeug… alles kam in ihren alten Hogwartsschrankkoffern unter. Die Photos wurden von den Nachtskommoden genommen.

Die Koffer folgten, vom Zauberstab dirigiert die Wendeltreppe herab.

George nahm ein paar Bücher aus dem Regal, Fred nahm einen der Clowns vom Fenster und holte die kleine Mimose aus dem Pflanzenraum.

Sobald er sie hochnahm, klappten die Blätter des Pflänzchens ängstlich zusammen. Er holte den Schlüssel von ihrem Gringgottsverließ aus seinem Versteck und schob ihn mit der vergessenen Flasche Felix Felicis in die Tasche, die George sich umhängte.

„Wir… sollten ihnen schreiben.“, sagte Fred zögernd, als die Tasche schloss und seinem Bruder in die Augen sah.

„Du hast recht.“
 

Sie schrieben vier Briefe.

Verschlossen sie mit ihrem Siegel und legten sie unten im Laden auf den Tresen. George verstaute noch ihre Rezepte und Bauanleitungen für die Scherzartikel in der Umhängetasche. Dann traten sie aus dem Haus.

Fred verschloss die knallrote Tür, die trotz des fahlen Mondlichtes zu strahlen schien erst mit dem Schlüssel und dann mit dem Zauberstab.

Dann schwang er diesen und der Schlüssel lag nicht mehr in seiner Hand, sondern neben den Briefen, auf der Holztheke, über die sie sich früher so oft gelehnt hatten. Vor allem, wenn der Laden schon geschlossen hatte.

„Sie werden verstehen.“, hauchte George leise über seine Schulter.

Fred drehte sich zu ihm herum.

Nahm mit dieser Bewegung Abschied von ihrem Laden.

Abschied, von dem erfüllten Traum.

Abschied von Lee, Luna, Harry, Hermine und seiner Familie.

„Selbst, wenn sie es nicht tun, wir werden es nicht erfahren.“
 

Er fasste Georges Hand.

Küsste ihn noch einmal.
 

Ein Knall zerriss die Luft.

Dann waren die Zwillinge verschwunden.

Ein jeder, der in der Winkelgasse gewesen war, hätte geschworen, dass es in diesem Augenblick nach Popcorn, Mandeln und Feuerwerk roch.

Ein jeder, der in der Winkelgasse gewesen war, hätte geschworen, dass sie gelächelt hatten.

Doch es war niemand in der Gasse gewesen.

Und so hatte niemand bemerkt, wie die Weasley Zwillinge für immer verschwanden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-07-26T16:05:07+00:00 26.07.2012 18:05
Also ich persönlich mag Fred und George hier und auch in den Büchern genau so, wie sie sind und würde nichts an ihnen ändern wollen! :3
Ich weiß nicht genau warum, aber dieses Kapitel hat mich gerade doch etwas traurig gemacht. Vier Briefe für vier besondere Freunde? Harry und Luna bekommen bestimmt einen, ihre Mom vielleicht auch (wobei ich mir da nicht so sicher bin ^^'), aber wer bekommt dann den letzten?



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