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Oh nein! Nicht noch eine Vampir-FF!

Lesen auf eigene Gefahr!
von

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Erwachen

Wie er aus der Höhle hinausgelangt war, wusste James nicht, als er wieder zu sich kam. Fakt war aber, dass er auf einem improvisierten Schlaflager lag, bestehend aus einer abgenutzten Matte und einer fransigen Wolldecke. Wirklich wärmen tat es ihn nicht, doch das war nicht weiter schlimm, denn er fror auch gar nicht. Obgleich die Sonne nur noch zum Abschied tief am Himmel stand und die Abenddämmerung einleitete.

Kurz sah er sich im Liegen um. Sie waren nicht an demselben Platz wie letzte Nacht. Durch einige Bäume konnte er noch die verhasste Dunkelhöhle in einiger Entfernung sehen. Weit waren sie also nicht gekommen, wie es den Anschein machte.

„Jessie? Mauzi?“, flüsterte er die Namen seiner beiden Partner und richtete sich vorsichtig in eine sitzende Position auf, um sich nach ihnen umzusehen. Er fühlte sich komisch. Ihm wollte keine passende Bezeichnung einfallen für das, was in ihm vorging.

„Hier drüben“, kam sogleich die Antwort und James erblickte Mauzi schräg hinter sich, der gerade ein zerrissenes Stück Stoff in eine Schale Wasser tauchte. Jessie lag neben dem Kater, ebenfalls auf einem schnell improvisierten Lager ihres Schlafsacks, und rührte sich nicht.

Vorsichtig rückte James an die beiden heran. „Was ist los? Was hat Jessie?“

„Sie ist vorhin gestürzt, als wir dich aus der Höhle gebracht haben.“

Die Augen des Agenten weiteten sich vor Schreck. „Gestürzt?!“

„Beruhige dich“, beschwichtigte der Kater und winkte ab, „sie hat sich vor einem Wiesenior erschrocken und ist über ihre eigenen Beine gestolpert. Ist nichts weiter passiert, sie hat sich nur etwas aufgeschrammt.“

„Zum Glück“, flüsterte James daraufhin und stieß ein leises Seufzen aus. In einer besorgten Geste streckte er die Hand nach der ruhenden Freundin aus und strich ihr vorsichtig übers Gesicht. Doch er hielt mitten in seiner Berührung inne, als seine Finger ihre Halsseite berührten.

Ihr Puls. Er konnte ihn ganz genau spüren. Erschreckend genau! Obgleich das regelmäßige Pulsieren nur leicht gegen die Hautdecke schlug. Bomp, bomp, bomp. Er konnte es nicht nur fühlen, er konnte es sogar… hören?

„Rutsch mal“, wurde er unsanft aus seinen Gedanken gerissen und James schrak auf. Ihm wurde gerade noch bewusst, dass er sich weiter über Jessie gebeugt hatte, und schimpfte sich nun einen Idioten. Was hatte er tun wollen? Irgendetwas hatte er tun wollen, aber was, um Himmels Willen?

Schnell machte er für den Kater Platz und rückte dafür wieder etwas zur Seite. Beschämt und irritiert zugleich beobachtete er, wie Mauzi der Freundin die Erde von der weißen Uniform klopfte und anschließend ihren linken Handschuh auszog, um sich ihre Handfläche zu besehen.

Die helle Haut schimmerte durch die unregelmäßigen Schrammen rötlich, was auf James eine seltsame Faszination ausübte. Dabei interessierte ihn weder, dass er die schönen Hände der Rocket-Agentin nur selten zu Gesicht bekam, noch, wie heftig sie eigentlich hatte gestürzt sein müssen, dass sie sich noch durch die Handschuhe hindurch verletzen konnte. Nein, einfach nur dieses Rot, das gegen den hellen Teint konkurrierte, zog ihn regelrecht in den Bann.

Er beobachtete aufmerksam, wie Mauzi behutsam Dreck und Schorf abtupfte und die Lappalie von Wunde reinigte. Dass er sich zwischenzeitlich sogar über die Lippen leckte, bemerkte er erst, als der Kater ihn erneut aus seiner Geistesabwesenheit holte.

„Ich hole eben neues Wasser“, erklärte er. „Pass solange auf Jessie auf. Bin gleich wieder da.“ Und schon war Mauzi mit der Wasserschale verschwunden.

Nach einiger Zeit rückte James wieder näher an seine ruhende Partnerin heran. Er musterte sie schweigend. Dann, in seiner Geistesabwesenheit, hob er ihre verletzte Hand an und betrachtete sich die Schürfungen genauer. Feine rote Striemen musterten die helle Haut und erneut faszinierte es ihn auf ungewohnte Art und Weise. Nicht, dass er nie zuvor eine Verletzung an ihr gesehen hätte. Es war ja eigentlich schon Alltag gewesen für lange Zeit, dass sie sich täglich neue Wehwehchen zugezogen hatten – mal mehr, mal weniger schlimm. Doch irgendwie… war es dieses Mal anders.

Wieder leckte er sich unbewusst über die Lippen und hob ihre Hand näher an sein Gesicht. Er selbst dachte, er wolle sich nur ihre Verletzung näher besehen. Als er stattdessen aber ihre Hand näher an seinen Mund hob und gerade im Begriff war, die feinen Blutstriemen zu kosten, erschrak er.

Sofort ließ er ihre Hand wieder los und noch ehe der Arm am Boden aufschlug, war er bereits aufgesprungen und panisch davongerannt.

 

Während er so rannte und rannte, ohne sich auch nur noch einmal umzusehen, bemerkte James weder, dass er sich immer weiter vom Lager entfernte, noch, dass die Nacht derweil über ihn hereingebrochen war. Es interessierte ihn schlichtweg nicht. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken; Fragen und Vorwürfe, von denen er selbst nicht wusste, woher sie so plötzlich kamen und wieso sie sich in seinen Kopf schlichen.

Was war nur plötzlich los mit ihm? Wieso verhielt er sich nur so seltsam? Und was, verdammt nochmal, war das vorhin nur für eine groteske Szene gewesen? Was hatte er vorgehabt, als er Jessies Hand so verdächtig gehalten hatte?

Und wieso löste diese Erinnerung in ihm ein so nervöses Kribbeln aus?

Etwas stimmte nicht mit ihm, dessen war er sich nun vollends sicher. Seit diesem komischen Vorfall in der Dunkelhöhle, als er ohnmächtig geworden war, hatte sich irgendetwas in ihm verändert. Er wusste nicht genau, was es war, doch er war sich dessen bewusst. Und diese Gewissheit machte ihm Angst.

Irgendwann hielt er in seiner Flucht inne und verlangsamte sein Tempo, bis er sich schließlich an einem nahestehenden Baum abstützte. Er rechnete damit, dass er nach Luft schnappen würde aufgrund seines langen Sprints, doch komischerweise fühlte er sich nicht im Geringsten ausgepowert. Im Gegenteil, er verspürte das Bedürfnis, noch mehr und noch schneller zu rennen. Klar hielt seine Kondition einiges aus, was Muss war für einen Rocket-Agenten, doch das war selbst in seinen Augen abnormal.

Dennoch, in seinen Venen rauschte so viel Adrenalin, dass er das Verlangen spürte, die überschüssige Energie irgendwie loszuwerden. Einfach wieder umzukehren und zu seinen beiden Freunden zurückzukehren erschien ihm als eine schlechte Idee. Zumindest im Moment.

Bei dem Gedanken wagte er zum ersten Mal einen kurzen Blick zurück in die Richtung, aus der er gekommen war und in der irgendwo ihr Lager liegen musste. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in ihm breit, als er an Jessie dachte. Und dann schlich sich wieder dieses Kribbeln seine Kehle hinauf, als ihm unweigerlich wieder das Bild von ihrer verletzten Hand in den Sinn kam…

Zum Glück lenkte in diesem Moment ein lautes Rascheln im Gebüsch seine Aufmerksamkeit auf sich und noch ehe er einen Gedanken fassen konnte, war er darauf zugestürzt.

 

 

Der Ruf eines Noctuh leitete die nächste Szene ein, in welcher nur noch der schwache Schein des Mondes, der sich durch einige schwarze Wolken kämpfte, sich durch die Dunkelheit der Nacht wagte. Die Nacht hätte ein so idyllisches Bild geben können mit den vielen Ledian und Smettbo, die ihre nächtliche Wanderung durch den Wald vornahmen. … Wäre da nicht dieses verstörende Bild gewesen…

James hockte hinter dem schützenden Gestrüpp eines Gebüschs. In seinem Schatten vor ihm lag eine reglose Silhouette, die sich erst auf dem zweiten Blick als ein Ursaring entpuppte.

Der Agent selbst wirkte wie erstarrt. In den sonst so weichen grünen Augen hatte sich eine resignierende Kälte breitgemacht.

Es war seine erste Jagd gewesen. Seine erste erfolgreiche Jagd. Und es würde gewiss nicht seine letzte gewesen sein, nun, da er Blut geleckt hatte – im wahrsten Sinne des Wortes.



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