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Bakaito und Ahoko

Eine Kaito-Aoko-Romanze
von

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Case 5: Orientierungslos

Na gut. Die letzte Aktion war ein Fehlschlag gewesen. Ein totaler Reinfall. Na ja. Halbwegs. Er wusste jetzt, dass sich Aoko mit jemandem traf. Jemand männlichem. Einem Polizisten. Einem öden, schnöden Polizisten. Wo sie doch den berühmten Meisterdieb Kaito Kid haben konnte.

Kaito schüttelte den Kopf. Nein, nein, so ein Unsinn. Er hatte doch gar kein Interesse an Aoko. Er wollte… mmh… na, er wollte Aoko doch nur vor irgendwelchen Typen bewahren, die die Naivität einer Oberstufenschülerin schamlos ausnutzen wollten. Ihr etwas von ewiger Liebe erzählten. Sowas eben. Diese zwielichtigen Typen, vor denen einen die Eltern eigentlich warnen sollten… war ja klar, dass Kommissar Nakamori das versäumte, wenn es um einen seiner eigenen Männer ging.

Der gestrige Tag ging Kaito einfach nicht aus dem Kopf. Nachdem er nach Hause gerannt war, hatte er sich direkt in seinem Zimmer eingeschlossen, sich aufs Bett geworfen und die Decke angestarrt. Vielmehr hatte er nicht gemacht. Er grübelte und grübelte vor sich hin. Zermarterte sich den Kopf über Aoko. Aoko. Aoko. Überall sah er nur Aoko! Wie konnte sich diese blöde Kuh nur so in seinen Gedanken festbeißen! Er hatte Pläne geschmiedet und sie sofort wieder verworfen, um noch schlechtere zu machen. Ein Plan hirnrissiger als der andere. Irgendwann hatte er angefangen, sich seine Pläne und Strategien aufzumalen. Hanebüchene Grafiken und Statistiken mit einer Vielzahl an Pfeilen und unnötig komplizierten Verkleidungen.

Heute Morgen war er in einem Stapel verschmierter Zettel aufgewacht. Er rieb sich verschlafen die Augen und bei jeder seiner Bewegungen raschelte es vor lauter Zetteln um ihn herum. Ein Blick auf seinen Wecker verriet ihm, dass es bereits zehn Uhr morgens war. Kurz schreckte und sprang Kaito auf, um seine Schulsachen ungestüm zusammenzusuchen und in seine Tasche zu werfen, doch bereits wenige Sekunden später fiel ihm ein, dass es ja Samstag war. Wochenende. Ein trostloses Wochenende.

Normalerweise versuchte Aoko Kaito immer zu irgendwelchen Freizeitaktivitäten mit ihr zu bewegen. Freizeitparks, Schlittschuhlaufen, Kino, Theater, was auch immer… Und so sehr Kaito sich auch zieren mochte, am Ende sagte er doch immer ja und ließ sich mitschleppen. Diese Woche hatte sie ihn nicht gefragt. Vielleicht war das das Problem? Vielleicht hatte sie keine Lust mehr, Kaito darum anzubetteln, etwas mit ihr zu unternehmen? Vielleicht… vielleicht hatte sie sich deshalb einen Neuen gesucht. Einen Neuen. Einen Neuen.

Kaito warf sich zurück auf’s Bett. Einen Neuen, pah! Als wäre er ihr ‚Alter‘ gewesen. Als wäre jemals etwas zwischen ihnen beiden gewesen. Unruhig drehte er sich von einer Seite zur anderen. Vielleicht sollte er sich auch einfach mit jemand anderem treffen. Vielleicht mit Akako. Oder Keiko. Die war immerhin Aokos beste Freundin. Noch dazu eine fanatische Verehrerin von Kaito Kid. Mal sehen, wie Aoko das gefiel.

Wieder wälzte sich Kaito auf die andere Seite. Er war zu unruhig, um sich einfach still hinzulegen. Er wollte… Dinge tun. Einfach rausgehen, den Kopf freikriegen. Wie auch immer das gehen sollte.

Gehen. Das war das richtige Stichwort. Unwissend, wie sein Ziel aussah, verließ er die Wohnung und stapfte willkürlich in eine Richtung los.

Der Wind blies ihm um die Ohren. Wann verdammt noch mal war es so kalt geworden? Er steckte die Hände tief in die Jackentaschen und vergrub sein Gesicht in den Kragen seiner Jacke. Die Sonne hatte sich irgendwo hinter ein paar Wolken versteckt. Vielleicht würde sie noch rauskommen, vielleicht auch nicht. Wer wusste das schon. DIE Sonne war ja nicht umsonst weiblich. Völlig unberechenbar und willkürlich.

Kaitos Füße trugen ihn weiter, immer weiter. Er schaute nur auf den kalten Steinboden unter ihm und nicht dahin, wo er hinging. Das führte dazu, dass er irgendwann, nach vielen Kreuzungen, Ecken und Windungen, vor einem nur allzu vertrauten Gebäude stand – einem Gebäude, vor dem er gestern schon sehr viel Zeit verbracht hatte. Als er vom Boden aufschaute, erblickte er das Haus der Familie Nakamori. Er blieb stehen und scharrte kurz mit den Füßen auf der Erde. Dass er ausgerechnet hierher gelaufen war… War es… ein Zufall? Oder sein Unterbewusstsein? Er atmete langsam und intensiv ein und aus.

Einen Moment lang überlegte er, was er nun tun sollte. Er könnte klingeln. Gucken, ob Aoko da ist. Ob sie etwas unternehmen wollte. Ob sie ihm vielleicht alles erklären würde. Aber er könnte auch einfach wieder weiter gehen. Klare Gedanken fassen. Nicht mehr länger weitergrübeln. Einfach weitergehen.

Doch schon war er bei der Haustür angekommen und prompt hatte er den Klingelknopf gedrückt.

Bevor Kaito klare Gedanken fassen konnte, was er sagen sollte, hatte Inspektor Nakamori die Tür schon geöffnet und sah verwundert auf Kaito herab. Er roch nach Sake und er sah insgesamt etwas versackt aus.

„Oooh, Kaito!“, rief er vergnügt, „Aoko hat gar nicht erwähnt, dass Du vorbeikommst.“

„Oh, ähm, ja, wir sind auch gar nicht verabredet“, erwiderte Kaito zögernd, und kratzte sich verlegen am Kopf, „Ich wollte… äh… eher spontan vorbeischauen…“

„Ach…“ Plötzlich wirkte Inspektor Nakamori gedankenverloren und abwesend, „Nun, Aoko ist grad gar nicht da…“ Die Alkoholfahne von Inspektor Nakamori wehte zu Kaito herüber. Sie war also nicht Zuhause. Na fein. Zuerst blieb sie die ganze Nacht weg und dann war sie morgens nicht mal Zuhause… Moment. In Kaitos Kopf ratterte es. Die Nacht über weg. Morgens nicht da. Kaito malte sich die schlimmsten Sachen aus.

„Sie hat heut schon früh das Haus verlassen…“ Kaito atmete erleichtert auf – gut. Dann hatte sie wohl nicht gleich die Nacht bei diesem Typen verbracht.

„Hach ja… sie wird ja so schnell erwachsen…“, sinnierte Nakamori plötzlich und starrte dabei weit in die Ferne, während er sich an den Türpfosten lehnte.

„Ähm… ja…“, antwortete Kaito. Ihm war unbehaglich dabei, einem betrunkenen Nakamori dabei zuzuhören, wie er über die Vergänglichkeit der Zeit schwafelte.

„Ich weiß noch, damals… als ich sie zu ihrer Einschulung brachte…“

Kaito durfte sich daraufhin eine Welle von nostalgischem Geschwafel eines alternden Mannes anhören… ab und zu musste er bei dem Gedanken an eine Aoko im Grundschulalter schmunzeln, doch alles in allem war er froh darüber, sich doch recht bald von Inspektor Nakamori losreißen zu können und seinen Weg in die Orientierungslosigkeit fortzusetzen.

Er gab sich besondere Mühe, nicht im Kreis zu laufen, damit er nicht plötzlich wieder vor dem Haus der Nakamoris steht.

Links, rechts, über Kopfsteinpflaster, über Asphalt, durch kleine Trampelpfade, an Spielplätzen, kleinen Wäldchen und künstlichen Seen vorbei… seine Schritte machten dumpfe Geräusche auf dem Erdboden und den Steinen.

Kaito fröstelte es leicht, als er sich den Weg durch Gassen und Straßen bahnte.

Nach einer Weile des stummen Vor-Sich-Hin-Gehens erreichte Kaito einen weiten, menschenbevölkerten Platz mit einem hohen Glockenturm. Er spürte sofort wo er war. Wie könnte er auch anders! Intuitiv blickte er hoch zu dem Glockenturm, an dem die große Uhr die Zeit – Kaito war offensichtlich bereits länger unterwegs, als er vermutet hätte – anzeigte. Dieser Platz, dieser weitläufige Platz, an dem Menschen ohne Nicken und Hallo aneinander vorbeiliefen und sich keines Blickes würdigten, schenkte ihm ein tiefes Gefühl der Geborgenheit. Es war der Platz, auf dem Kaito Aoko das erste Mal getroffen hatte.

Er erinnerte sich noch gut daran. Seine Erinnerung an diesen Tag würde vermutlich niemals getrübt werden. Aoko als kleines Mädchen… mit diesen großen, traurigen Augen… sie sah so verlassen aus. So einsam. Ihr Vater war ja auch ständig auf der Jagd nach dem damaligen Kaito Kid, also Kaitos eigenem Vater, sodass Aoko ständig allein war. Ein schlechtes Gewissen zehrte bei dem Gedanken an Kaitos Nerven.

Ihn überkam ein urtümliches Gefühl des Heimatgefühls. Er hatte das Gefühl, genau jetzt an diesem Ort sein zu müssen. Und nirgendwo sonst. Hier zu sein, fühlte sich richtig an.

Er setzte sich auf den Rand des Springbrunnens, der sich in der Mitte des Platzes befand. Er blinzelte der Sonne, die sich just in diesem Moment dazu bequemte, hinter den grauen Wolken hervorzukommen, entgegen. Die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut. Der Ort. Kaito. Alles stimmte. Fast alles. Eins fehlte.

Aoko.

Es könnte alles so schön sein, wenn Aoko nun da wäre… Kaito hasste diesen Gedanken. Er wollte das nicht wahr haben… dabei wusste er tief in sich drinnen, dass das genau das war, was er fühlte. Er verschränkte die Arme vor der Brust und schloss die Augen.

Kaito genoss es, die Luft hier einzuatmen. Der vertraute Geruch eines geschäftigen Platzes. Der vertraute Geruch, eines nur allzu gut bekannten Platzes.

„…to… hey… Kaito…“

Lustig, nun bildete er sich schon Stimmen ein. Aokos Stimme. Wie erbärmlich er doch war. Das war bestimmt nur der Geist der vergangenen Zeiten. Von damals, als er Aoko das erste Mal hier traf. Was anderes konnte es gar nicht sein… Aus Protest ließ er die Augen geschlossen. Und Antworten kam erst recht nicht in Frage!

„Hey, Kaito! Kaito. Kaito. Kaito. Kaito. Kaito.“

Der Strang an Kaitos riss einfach nicht ab. Auch nicht, als Kaito spürte, wie sich neben ihm jemand auf den Rand des Springbrunnens fallen ließ.

„Bakaito!“, raunte ihm dieser Jemand ins Ohr. Wenn sich seine Sinnestäuschung so hartnäckig hielt, war sie es vielleicht wert, einen Blick zu riskieren. Langsam öffnete er ein Auge und linste damit zu seiner Linken.

Er war nicht allein. Nicht mehr. Neben ihm saß ein Geschöpf. Ein herrliches Geschöpf. Das Geschöpf, das er nun am liebsten bei sich hatte. Aoko. Sie war da. Leibhaftig. Ganz real. Aus Fleisch und Blut. Aus wundervollem Fleisch und Blut.

„Ignorierst Du mich?“, fragte Aoko ernüchtert. Kaito drehte langsam den Kopf in ihre Richtung, sah sich durchdringend an und schüttelte den Kopf.

„Hat’s Dir die Sprache verschlagen?“, hakte Aoko nach und ließ ihre Beine ein wenig baumeln.

Kaitos Zunge fühlte sich taub und pelzig an. Völlig ungelenkig. Das „Nee“, das er von sich gab, klang seltsam fremd und falsch. Er wandte den Kopf wieder nach vorne und starrte in die Leere. Aoko tat es ihm nach kurzem Zögern, in dem sie Kaito noch weiter ansah, gleich.

„Ich mag diesen Ort…ich bin gern hier…“

Aokos Stimme klang weit entfernt und abwesend. Kaito nickte.

„Wir können nicht ewig so hier bleiben, oder?“ Sie griff neben sich und nahm einen zerknickten Flyer für irgendeine Werbeaktion in die Hand. Sorgsam faltete sie ihn zu einem kleinen, bunten Papierflieger zusammen.

„Mmmh, ich wünschte, wir könnten.“ Mit einer raschen Handbewegung beförderte sie den Flieger in die Lüfte. Eine aufbrausende Windböe erfasste ihn jäh und trug ihn zuerst weiter mit nach oben und dann eine kleine Entfernung weit von ihnen weg. Unsanft landete er am Ende in einer kleinen, matschbraunen Pfütze. Aoko starrte ihm unverwandt nach.

Kaito atmete seufzend aus. Aoko wandte den Blick wieder von dem kleinen Flieger ab und sah Kaito an.

„Irgendwann ist eben alles mal vorbei, oder?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  oOLalaloraOo
2013-03-03T13:46:42+00:00 03.03.2013 14:46
Hey,
diese geschichte ist einfach supi und ich freue mich aufs nächste kapi :B
Mach wieter so :'D
Lg~ oOLalaloraOo aka Laura :B
Von:  Rowanna
2013-01-21T20:52:02+00:00 21.01.2013 21:52
Hallo! Deine FF gefällt mir unheimlich gut. Dein lockerer Schreibstil passt perfekt zu den Charakteren. Und die Figuren wirken auf mich so glaubwürdig und lebendig als hätten sie sich direkt aus dem Manga in deine Geschichte geschlichen. Am besten gefallen mit Kaitos Gedankengänge.Viel "realsitischer" kann man seine Gedankenwelt, denke ich, kaum darstellen. Ich freue mich auf die Fortsetzung!
Von: abgemeldet
2013-01-07T19:16:15+00:00 07.01.2013 20:16
Echt eine total schöne Geschichte :D
ich hab sie gerade in einem durch gelesen,
ich liebe Storys über Kaito und Aoko ;)
bitte mach schnell weiter^^
ich freu mich schon riesig aufs nächste Kapi!!
bis dann hana


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