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Walk on the Edge

Erste deutschsprachige Taito in Romanlänge
von

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Jibun no Michi

Disclaimer: Moshi Moshi. Hier ist Yama-chan’s anrufbeantwortendes Digimon. Yama-chan muß leider die nächsten 3000 Jahre im Knast verbringen, weil er die Rechte an Digimon Adventure nicht bezahlen kann, und es trotzdem gewagt hat, Fanfics dazu zu schreiben.
 

Autor: Yamato
 

Spoiler: Spielt während der Folgen 46-50. Yamato hat mit Taichi gebrochen und sich von der Gruppe getrennt, um seinen eigenen Weg zu finden. Aber ist Einsamkeit wirklich die Lösung, um mit seinen Gefühlen klar zu kommen?
 

Credits: Das Wiegenlied vom schlafenden Seidenbaum stammt von Kaiserin Michiko. Die deutsche Übersetzung ist von Yamato.
 

Archive: Ähnlich wie für Amicus Draconis, hab’ ich jetzt auch für WOTE einen kleinen Schrein in meinem LJ angelegt. ( http://yamato--ishida.livejournal.com/72604.html ) Dort gibt es die Story mit Bildern, Hintergrundmaterial und kleinen Spoilern für noch nicht gepostete Folgen
 

* * *
 

Jibun no Michi
 

(Mein eigener Weg)
 

Sore dake Taichi wa anata no kokoro no naka de ookina sonzai ni natte iru no desu.

Taichi nimmt in der Mitte deines Herzens bereits einen viel zu großen Platz ein.
 

– Jureimon zu Yamato –
 


 

Es heißt, die wenigsten Menschen könnten lange Zeit ins absolute Nichts blicken, ohne dabei wahnsinnig zu werden.
 

Ich dagegen tue es schon seit zwei Tagen.
 

Was sagt das also über mich aus? Entweder bin ich mal wieder einer der glücklichen Auserwählten (sollte ich ja mittlerweile gewohnt sein) oder es macht mir einfach nur deshalb nichts aus, weil ich schon längst wahnsinnig bin.
 

Ich blicke ins Nichts, weil es mir sagt, woraus jetzt mein Leben besteht – nichts. Weil es mir vor Augen hält, was ich mir wert bin – nichts. Und weil es mich daran erinnert, was ich verloren habe – alles.
 

Manchmal glaube ich, daß damals, als unsere Familie auseinandergebrochen ist, auch irgendetwas in mir zerbrochen ist. Es machte von einem Tag auf den anderen plötzlich knacks und war nicht mehr ganz. Deswegen weigert sich mein Verstand seitdem, an irgendetwas Ganzes zu glauben. Scherben, Fetzen, Bruchstücke – ja, das alles ist mir bekannt. Aber etwas, das schön und ganz und rund und komplett ist, das nimmt mein Kopf nicht mehr an. Fehlermeldung! Daten nicht übertragen! Error, Error, Error, Systemabsturz.
 

Hätt’ ich das nur früher gewußt, daß ich so ticke, dann wäre Taichi einiges erspart geblieben. Ich hätte ihn erst gar nicht an mich ran gelassen. Weil von vornherein alles zum Scheitern verurteilt war, und ich in meiner grenzenlosen Blödheit und Selbstüberschätzung ihn dafür verantwortlich gemacht hab’, anstatt den wahren Schuldigen.
 

Mich selbst.
 

Auch Pinocchimon’s Wald wurde inzwischen verschlungen. Die Waldlichtung, auf der wir uns getrennt haben, ist nun ebenso zu Nichts geworden wie die halbmondförmige Insel auf der noch alles in Ordnung war. Es ist, als wär’ das alles nie passiert.
 

Genau deshalb sitzen Gabumon und ich jetzt auf einem Fetzen Digiwelt am Rande des Abgrunds und starren ins Nichts.
 

“Soll ich vielleicht Holz holen, damit wir Feuer machen können?“ wollte mein Didschi wissen? “Es wird langsam dunkel.“
 

Kunststück. Hier am Rande des Nichts wird es nie richtig dunkel und auch nie richtig hell. Die eine Seite der Welt hat Tag und Nacht, aber die andere hat es natürlich nicht. Was wohl passieren würde, wenn ich mich einfach fallenließe? Würde ich dann ebenso zu Nichts werden wie die Digiwelt? Mich einfach auflösen und nicht mehr da sein?
 

Ich schüttelte den Kopf, um diesen furchtbaren Gedanken zu verbannen. Ich muß mich aufraffen, muß weitermachen. Takeru zuliebe und für die anderen auch. Ich hab’ versprochen, daß ich zurückkehre. Daß ich es schaffen werde.
 

Aber wie ich das anstellen sollte, davon hatte ich erst mal keinen Plan.
 

“Nein, wir brauchen kein Feuer,“ sagte ich zu Gabumon. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, daß er weggehen würde und sei’s auch nur für ein paar Minuten. “Wir sollten uns einfach schlafen legen. Morgen ziehen wir dann weiter.“
 

Und vielleicht hab’ ich ja Glück und wach’ nicht mehr auf. Das würde all meine Probleme auf einen Schlag lösen. Und ich wär’ noch nicht mal schuld dran.
 

“Aber, Yamato, wenn wir kein Feuer haben, dann können wir doch auch kein Essen machen.“ Verstört blickte Gabumon mich an.
 

Ach ja richtig. Essen. Was war das gleich noch mal? Muß wohl irgendwas Wichtiges gewesen sein.
 

Wenn wir weiter am Rand entlang gehen, werden wir irgendwann die gesamte Digiwelt umrundet haben und wieder am Anfang ankommen. Wie viele Tage das dauern wird? Eine Woche vielleicht, oder sogar zwei?
 

Wo die anderen jetzt wohl sind?
 

Wo er jetzt wohl ist?
 

Einmal, ein letztes Mal hab’ ich ihn noch wiedergesehen. Obwohl ich mir geschworen hatte, nicht eher zurückzukehren, bis ich mein Problem mit der Freundschaft gelöst hatte, so gab es doch noch eine Sache, die ich erledigen mußte, und diese Sache hieß Pinocchimon. So hoffnungslos verbuddelt in meinen Schuldgefühlen bin ich schließlich auch wieder nicht, daß ich nicht weiß, wer mir den ganzen Schlamassel eingebrockt hat. An Jureimon konnte ich mich nicht mehr rächen, denn der Baum wurde laut Kiwimon von seinem eigenen Anführer zu Kleinholz verarbeitet. Aber Pinocchimon war noch da und dieser Kampf gehörte mir! Ich würde ihn mir von niemandem nehmen lassen.
 

Seltsamerweise empfinde ich kaum Genugtuung, als das Vieh vor MetalGarurumon in den Staub fällt. “Jureimon, sag doch, was ist es, das mir fehlt?“ fragt es mit quäkender Stimme und die Zahnräder, die seinen Körper antreiben, drehen sich langsamer, immer langsamer, bis sie allmählich stillstehen und das Puppendigimon in Hunderttausende leuchtender Pixel zerspringt.
 

Es hat nie eine Antwort auf seine Frage bekommen und das ist nur gerecht, denn auch ich hab’ keine bekommen.
 

Ich will mich umdrehen, um zu verschwinden, bevor die anderen mich bemerken, aber da höre ich plötzlich eine Stimme meinem Namen rufen. Sora hat mich entdeckt.
 

Er steht neben ihr, die Hände zu Fäusten geballt und der Schmerz in seinen Augen ist mehr, als ich ertragen kann. Sie sind älter geworden, diese Augen, sie haben etwas von ihrer kindlichen Unschuld eingebüßt. Warum ist mir das vorher nie aufgefallen?
 

Ich wende mich ab. Ich kann ihm nicht in die Augen sehen, denn sie spiegeln wider, was ich ihm angetan habe. Noch schlimmer ist, daß ich genau weiß, wenn ich jetzt nicht gehe, werd’ ich es nicht mehr schaffen zu gehen. Es ist wie an dem Abend, als ich Takeru nach Hause brachte und genau wußte, ich darf Mama nicht begegnen, sonst verlier’ ich total die Kontrolle und fang’ an zu heulen und zu heulen, bis ich keine Tränen mehr habe.
 

Aber ich verliere nicht die Kontrolle und ich fang’ auch nicht an zu heulen. Ich dreh’ mich um und gehe. So einfach ist das.
 

“Yamato.“ Er ruft meinen Namen nicht, er flüstert ihn nur ganz leise, aber dennoch höre ich ihn. Und ich spüre seinen Blick in meinem Rücken. Er ist mir immer noch zu nah. Viel zu nah.
 

Ich glaube, er will mir hinterherlaufen, aber das kann er nicht, weil im selben Augenblick zwischen uns der Boden auseinanderbricht. “Beeilt euch, wir müssen hier raus!“ höre ich die Stimmen der anderen. “Der Wald wird zerstört, jetzt wo Pinocchimon besiegt ist!“
 

Ich höre ihre eiligen Schritte, ich höre das Ächzen und Krachen der Erde, aber nichts davon ist so laut wie das Flüstern von Taichi’s Stimme. Er steht immer noch hinter mir, ich wende mich zu ihm hin und kann spüren wie die Tränen aufsteigen. Es ist zu spät, der Punkt ist überschritten, ich kann nicht mehr vor ihm weglaufen. Ich werde die Kontrolle verlieren, ich weiß es, aber es ist egal, weil er da ist und mich auffängt. Und verdammt noch mal, ich werd’s zulassen.
 

Taichi macht einen Schritt auf mich zu und streckt die Hand nach mir aus. Doch dann gibt der Boden unter ihm nach und es reißt ihn in die Tiefe. Ich stürze zu ihm hin, versuche seine Hand zu ergreifen, sie festzuhalten, doch sie ist zu weit weg, ich komm’ nicht ran. Ich komm einfach nicht ran! Egal, wie sehr ich mich strecke, die Hand ist immer noch zu weit weg!
 

“Ich werd’ dich nicht loslassen, selbst wenn ich sterben muß.“
 

Aber ich hab’ losgelassen. Und er ist gestorben. Im Nichts.
 

“Yamato!“ Zwei Klauenhände packten mich, rissen mich weg vom Abgrund. Ich kämpfte dagegen an, ich wollte nicht weg, nicht vom Abgrund, nicht von Taichi. Wenn er dort unten ist, dann muß ich hinunter und ihn heraufholen. Ich kann nicht ohne ihn gehen.
 

Ich werd’ dich nicht loslassen, selbst wenn ich sterben muß. Er hat das zu mir gesagt, damals auf der Schneeinsel. Als wir über der Klippe hingen, nachdem wir uns so sehr gestritten hatten, daß wir uns das erste Mal prügelten. Es ist einer der Augenblicke, die ich nie vergessen habe, selbst wenn ich mich erst jetzt wieder an die Worte erinnere. Es gibt Momente, die prägen dich fürs ganze Leben. Ich denke, du verstehst, was ich meine und ich muß es dir nicht erklären.
 

Das Nächste, was ich spürte, war ein rasender Schmerz in der linken Schulter. “Tut mir leid,“ sagte Gabumon zerknirscht, “ich wußte nicht wie ich dich sonst wach kriege.“
 

Es hat mich gebissen. Mein Didschi hat mich gebissen!
 

Ich war so geschockt, daß es mir zunächst einmal die Sprache verschlug. Ich klappte den Mund auf und zu, kriegte aber kein Wort raus. Stattdessen bewegte ich mich erst mal vom Abgrund weg, auf den ich im Schlaf gefährlich nahe zugerollt war.
 

Dann untersuchte ich meine Schulter. Es blutete nicht, aber ich hatte zwei Reihen kräftiger Didschi-Zahn-Abdrücke in meiner Haut. Gabumon zog immer noch ein schuldbewußtes Gesicht, aber ich beruhigte ihn und ergriff seine Klaue. “Da du mir wieder mal den Hals gerettet hast, sollte ich mich wohl bei dir bedanken.“
 

“Yamato, laß uns bitte von diesem Abgrund weggehen,“ entgegnete Gabumon ernst. “Merkst du denn nicht, daß er dir nicht gut tut?“
 

Doch. Ich hab’ zwar schon früher Alpträume gehabt, aber dieser war einer von der schlimmsten Sorte, da können weder die Schulmädchen-Zombies, noch Ichi the Killer mithalten. Und fast wäre mein schrecklicher Wunsch in Erfüllung gegangen...
 

Gabumon hatte recht, wir mußten hier weg. Im Moment konnt’ ich eh nicht mehr schlafen, also würden wir jetzt erst mal ein Stück landeinwärts wandern. Hauptsache weg. Und dann würden wir ein Feuer machen. Und etwas essen.
 

Das mit dem Feuer machen erübrigte sich vielleicht sogar, denn als ich aufstand, sah ich in der Ferne einen flackernden Schein. Gabumon riß erstaunt die Glubscher auf, denn es gibt in der Digiwelt nur sehr wenige Digimon, die Feuer machen. Feuer spucken, ja. Feuer machen, nein.
 

Eigentlich konnte das nur bedeuten, daß wir die anderen gefunden hatten. Einen Augenblick lang kämpfte ich noch mit mir selbst, denn ich wollte nicht zu ihnen zurückkehren. Nicht so. Nicht als Versager.
 

Und trotzdem lenkten mich meine Schritte immer weiter in Richtung des Feuers.
 

Das erste, was mir auffiel, war die Stille. Wenn dies wirklich der Lagerplatz unserer Gruppe sein sollte, dann hätte ich Stimmen hören müssen. Sieben Kinder plus Didschi-Anhang schaffen es einfach nicht, dauerhaft ruhig zu sein.
 

Das zweite, das mir auffiel, war das Motorrad. Eine silberne Kawasaki Ninja. Das edle Teil lenkte mich dermaßen ab, daß ich für einen Moment lang Kinder, Didschis, Vorsicht und sämtliche Probleme vergaß. Tut mir leid, Taichi, aber gegen 105 PS und eine Beschleunigung von Null auf Hundert in 3,6 Sekunden kommst sogar du nicht an.. Wenn ich die Wahl hätte zwischen dir und einer silbernen Kawasaki Ninja...
 

...würde ich wissen, daß ich träume, denn die Dinger werden in Silber überhaupt nicht hergestellt. Es gibt sie nur in diversen Kombinationen aus schwarz, rot, und grün. Irgendwas ist hier oberfaul.
 

Baujahr 2004???
 

Ich glaub’ ich geh dann mal. Rückwärts und langsam und möglichst nicht in Richtung eines Abgrunds.
 

Beiß mich, Gabumon, damit ich aufwache!
 

Aber mein Didschi schien im Moment nicht in der Lage überhaupt irgendwas zu tun. Es zitterte am ganzen Leibe und hatte die Ohren angelegt wie ein kleiner Hund bei dem man nicht weiß, ob er im nächsten Moment weglaufen oder angreifen wird.
 

Ich überlegte hastig, ob ich versuchen sollte, es zu beruhigen oder ob ich ihm nur noch mehr Angst einjagen würde, wenn ich es jetzt ansprach oder gar anfaßte. Schließlich wußte ich ja nicht einmal, wovor es überhaupt eine solche Panik schob. War ein gefährliches Digimon in der Nähe? Oder hatte das Nichts eine kleine Kursänderung beschlossen und war unserer Spur gefolgt?
 

Das Motorrad konnte schwerlich der Grund sein, selbst wenn das Baujahr von dem Ding wirklich fünf Jahre in der Zukunft lag. Aber in der Digiwelt gab es auch wild quasselnde Telephonzellen und Getränkeautomaten voller Numemon, also muß man nicht unbedingt alles auf die Goldwaage legen, was hier so kreucht und fleucht.
 

“Gabumon,“ begann ich, doch seine einzige Reaktion war, daß er einige Schritte zurückwich und sich sein Fell noch mehr sträubte, als es das ohnehin schon tat.
 

“Gennai...“ krächzte eine Stimme und plötzlich wurde mir klar, daß weder ein Digimon noch die Zerstörung der Digiwelt für Gabumon’s seltsame Angst verantwortlich waren, denn jetzt fühlte ich sie auch.
 

Irgendwas stimmte hier nicht, aber ich konnte auch nicht erklären, was. Es war wie dieses unbestimmte Gefühl von Angst, das man manchmal bekommt, wenn man etwas aus dem Keller holen muß, nachdem man gerade einen Horrorfilm geguckt hat. Oder stell dir vor, du stehst nachts allein in einem riesigen Parkhaus und weißt genau, du bist allein, aber du siehst überall Schatten herumhuschen und meinst, gleich kommt irgendein Unfallopfer flatternd um die Ecke geschwebt oder irgendeine Tussi mit verfilzten Haaren krabbelt über dir an der Decke rum... gut, gut, ich hör’ schon auf. Ich machte einen vorsichtigen Schritt nach vorne, auch wenn ich lieber rückwärts gegangen wäre.
 

Neben dem Feuer lag ein Junge.
 

Ich hatte ihn zuerst nicht bemerkt, da er von der Kawasaki verdeckt wurde. Aber das war wohl auch ganz gut so, denn sonst hätte ich mich wahrscheinlich auf dem Absatz herumgedreht und wäre schreiend davongerannt.
 

Auch wenn ich immer noch keine Ahnung hatte, warum.
 

Auf den ersten Blick war es ein ganz normaler Junge. Ein paar Jahre älter als ich, wie viel genau konnt’ ich nicht sagen, bin nicht so gut im Schätzen. Er trug ein T-Shirt und eine olivgrüne Armeehose und er lag schwer atmend auf dem Boden, als ob er krank oder verletzt wäre. Ich konnte keine Verletzungen erkennen, kein Blut, keine seltsam verdrehten Gliedmaßen, nichts was auf etwas wirklich Schlimmes hingedeutet hätte.
 

Und trotzdem stellten sich mir die Nackenhaare auf.
 

Es war, als würde ich einem Geist begegnen. Es war, als wäre dieser Typ ein getarnter Dämon oder falsch zusammengesetzt oder würde ohne Kopf herumlaufen oder hätte ein riesengroßes Loch in der Brust durch das man einfach so durchgucken konnte.. Ich wünsche, ich hätte irgendeine Erklärung dafür, eine die Sinn ergibt. Aber Angst ergibt fast nie Sinn und ich wollte einfach nur die Beine in die Hand nehmen und wegrennen.
 

Wär’ aber echt mies von mir gewesen. Das war ein Junge wie ich, der dort lag, ein Junge, der meine Hilfe brauchte. Also riß ich mich verdammt noch mal am Riemen und trat näher.
 

“Uhm... kannst du mich hören? Kannst du reden?“
 

Klasse Anfang, Yamato. Sie sollten dich echt als Astronaut ins Sirius-System schicken, damit du dort Erstkontakte zu Außerirdischen herstellen kannst. Ich Yamato, du doof!
 

“Gennai,“ krächzte der Junge ein weiteres Mal. “V-Mon.“
 

Huh? Damit sollte man jetzt irgendetwas anfangen können. Ich beugte mich über ihn, brachte es aber im ersten Moment nicht fertig, ihn anzufassen. Gabumon, der ein paar Schritte hinter mir geblieben war, legte die Ohren an, duckte sich und knurrte leise.
 

“Ich bin leider nicht Gennai. Mein Name ist Yamato. Ishida Yamato.“
 

Den Digiritter schenkte ich mir, das klang einfach zu albern. Wär’ ja auch nicht so, daß es im Moment irgendeine Rolle spielen würde. “Bist du verletzt?“ fragte ich weiter. “Brauchst du Hilfe?“
 

“Mir ist nicht mehr zu helfen.“ Er lachte bitter auf, ein Lachen, das sich Sekunden später in einen Hustenanfall verwandelte. “V-Mon’s Ei... du mußt es zu Gennai bringen. Schnell!“
 

Neben ihm am Boden lag tatsächlich ein blaues Didschitama. Mühsam hob er eine Hand und streichelte darüber. “Leb wohl, V-Mon!“ murmelte er. Er zog die Hand zitternd zurück, als müsse er sich dazu zwingen, das Ei loszulassen.
 

“Welches Jahr haben wir?“ fragte er noch, bevor er einen Augenblick später das Bewußtsein verlor.
 

* * *
 

Mit Mühe und Not schaffte Gabumon die Digitation zu Garurumon, aber keine Überredungskunst der Welt hätte mein Didschi dazu bringen können, diesen fremden Jungen auf seinem Rücken zu dulden. Und ihn einfach zurückzulassen, das stand für mich außer Frage. Auch ich spürte die merkwürdige Angst, auch mir war klar, daß hier etwas nicht zusammenpaßte, aber ich würde diese Angst verdammt noch mal überwinden und niemandem meine Hilfe versagen, der sie benötigte.
 

Außerdem, etwas Gutes hatte die Sache. Wenn ich nicht mit ihm auf Garurumon reiten konnte, dann mußte ich wohl oder übel einen anderen Weg finden um den seltsamen Typen mitsamt seinem Digi-Ei von hier wegzubringen.
 

Und vor mir lag ein Weg, der nach dem letzten Stand der Dinge 106 PS hatte. War es ein Wunder, daß ich trotz all meiner Probleme ein leichtes Kribbeln im Bauch verspürte, als ich den Motor startete?
 

Im nächsten Moment raste die Digiwelt an mir vorbei, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wohin wir fuhren. Das letzte Mal, daß ich Gennai gesehen hatte, war in Psychokinds seltsamer Vision gewesen, aber das Labor unter Ex-Vamdemon’s Ex-Schloß existierte schon seit langem nicht mehr und Gennai’s Haus, das wir damals besucht hatten, war mit Sicherheit längst ein Opfer der Zerstörung geworden. Es war auch nicht mehr wirklich viel Digiwelt übrig, in der wir hätten suchen können. Eigentlich nur noch Mugendramon’s Gebiet, aber da wollte ich nicht hin, denn ich war nicht unbedingt scharf drauf, Brüderchen und Ex-Freund über den Weg zu laufen.
 

Und Garurumon war keine wirkliche Hilfe. Er rannte panisch neben mir her, vorsichtig darauf bedacht, dem halb bewußtlosen Kerl, den ich vor mir im Sattel hielt, nicht zu nahe zu kommen. Das Didschitama hatte ich einigermaßen sicher verstaut, solange ich keinen Unfall baute, würde ihm wohl nichts passieren. Ob das Digimon darin gestorben war? Auch Patamon hatte sich schließlich nach seinem Tod in ein Ei zurückverwandelt.
 

V-Mon... diesen Namen hatte ich noch nie gehört. War es der Partner dieses Jungen gewesen? Was zum Teufel war mit den beiden passiert?
 

“Shiro-Usa,“ murmelte der Junge. “Wenn du Gennai nicht finden kannst, dann bring mich zu Shiro-Usa... die kannst du zwar auch nicht finden, aber sie kann dich finden.“
 

Nein, ich frag’ besser gar nicht erst. Ich bin es ja gewohnt wie ein Trottel in der Gegend rumzurennen und keine Ahnung zu haben, was ich tue.
 

Shiro-Usa?
 

Seit wann gibt es in der Digiwelt weiße Kaninchen?
 

Im nächsten Moment rollte mir ein Fußball mitten in den Weg und ich bremste so hastig ab, daß mir mein bedraddelter Mitfahrer beinahe im hohen Bogen über den Lenker geflogen wäre. Wie von einer unsichtbaren Kraft getrieben, hüpfte der Ball an mir vorbei, den Abhang hinauf, und direkt auf den Abgrund zu.
 

Dort oben an der Schwelle zum Nichts stand ein einzelnes quietschgelbes Hühnerbein. Auf dem Hühnerbein thronte eine Hütte, welche sich rasend schnell um die eigene Achse drehte.
 


 

* * *
 

Vieles von den wilden Abenteuern, die wir in der Digiwelt erlebt haben, hat erst sehr viel später einen Sinn ergeben und manches ist mir immer noch nicht so ganz einleuchtend. In solchen Momenten wo man dasteht und keine Ahnung hat, gibt es oft nur einen einzigen Wegweiser, immer das Nächstliegende zu tun. Ich hatte hier einen verletzten Typen und eine Hütte in der ihm vielleicht jemand helfen konnte. Also sollte das verdammte Ding einfach mit der Dreherei aufhören und mich reinlassen.
 

Und da ich nicht viel Zeit hatte und mir nichts Besseres einfiel, stellte ich mich breitbeinig vor das blöde Teil hin, wedelte mit den Armen und brüllte: “Oy!“
 

Taucherbrillenbrain hätte seine wahre Freude an dieser Taktik gehabt.
 

Das Schlimme daran war, daß sie zu funktionieren schien. Die Hütte drehte sich langsamer und langsamer und blieb letztendlich stehen. Eine Art Tür in Form eines Hühnerschnabels öffnete sich und ließ eine Treppe hinunter.
 

Na, dann wollen wir mal...
 

Wir wollten nicht, denn kaum hatte ich die erste Hälfte der Treppe erfolgreich hinter mich gebracht, spuckte der Hühnerschnabel einen Schwall an harten Bohnen aus und ich stolperte holterdiepolter die Stufen hinunter. Was ein Glück, daß ich meinen Begleiter unten abgelegt hatte. Zusätzlich zu seinen ganzen Problemen brauchte der nicht auch noch Treppenstufen in der Fresse. Gut, ich eigentlich auch nicht. Aber zumindest für das Ei hätte das ziemlich ins Auge gehen können.
 

Wenigstens hatte das helle Licht, das mich plötzlich blendete, nichts mit irgendeiner Kopfverletzung zu tun. Es war nur Garurumon, der zu Gabumon zurück digitierte. “Yamato, du kannst da doch nicht ohne das Paßwort reingehen,“ erklärte er mir, als er mir wieder auf die Beine half. “Shiro-Usa’s Hütte ist sehr gut gegen Eindringlinge geschützt.“
 

Moment mal, welches Paßwort? Und woher kannte der die Tussi in der Hütte? Und wenn er sie kannte, warum hatte er nie was von ihr erzählt?
 

Von Gennai hatte er auch nie was erzählt. Und auch nichts von den unsichtbaren Didischis. Irgendwie wurde mir das echt zu blöd. Waren die Viecher nicht dazu da, um uns zu unterstützen?
 

Aber ich bereute den Gedanken schon wieder, denn Gabumon war der beste und einzige Freund, den ich noch hatte und ich konnte an meinen Fingern gar nicht mehr abzählen, wie oft ich ihm schon mein Leben verdankte. “Kennst du denn dieses Paßwort?“ fragte ich ihn.
 

“Keine Ahnung,“ entgegnete mein Didschi und im selben Moment spürte ich, wie ich wieder so richtig sauer wurde. Nicht auf das arme Gabumon, so schlau war ich schon selbst, daß er nix dafür konnte, aber auf unsere gesamte beschissene Situation. Hörst du das, du dämliche Hühnerhütte! Die Dark Masters springen und spinnen hier rum, die ganze Digiwelt löst sich auf und geht vor die Hunde und wir werden alle sterben und du LÄSST MICH VERDAMMT NOCH MAL NICHT REIN!!!
 

“Yamato,“ quäkte Gabumon. “Willst du nicht endlich aufhören, hier herumzuschreien und stattdessen lieber die Tür aufmachen?“
 

Gut. Okay. Ganz ruhig jetzt, Yamato, ganz ruhig. Du bist der einsame Wolf, du bist cool, du kriegst das hin. Paßwort, hm? Was für ein Paßwort kann so ein Ding schon haben? Vielleicht...
 

“Yamato,“ quäkte Gabumon. “Willst du nicht endlich aufhören, hier dumm herumzustehen und stattdessen lieber die Tür aufmachen?“
 

“Sei mal still, okay?“ Ich bemühte mich, einigermaßen freundlich zu bleiben und Gabumon nicht anzuschnauzen.
 

“Hühnerfutter!“
 

Nichts passierte.
 

“Ei!“
 

Keine Reaktion.
 

“Misthaufen!“
 

Wär’ auch zu schön gewesen.
 

Ich war mit meinem Latein am Ende. Wenigstens hatte der bewußtlose Typ noch Puls, wenn er sich auch immer noch nicht rührte. Aber viel Zeit darüber erleichtert zu sein, blieb mir nicht, da im selben Moment ein lautes Surren ertönte und eine dunkle Wolke am Horizont auftauchte, die definitiv nicht aus Wolke bestand.
 

Toll. Was immer das für Viecher waren, sie hatten natürlich wieder mal perfektes Timing.
 

“Das sind Waspmon.“ Prüfend streckte Gabumon seine Nase in den Wind. “Vermutlich Späher aus Mugendramon’s Stadt. Ich kann versuchen, sie aufzuhalten, aber trotzdem wäre es sinnvoll, wenn du uns langsam mal da rein lassen würdest.“
 

“Ich hab’ doch keine Ahnung, wie das geht,“ plärrte ich und hob mein DigiVice. Hoffentlich blieb Gabumon genügend Kraft für eine weitere Digitation.
 

Das Letzte, was ich sah, war eine Schar surrender Insektenviecher, die auf uns hernieder stürzten. Im selben Moment jedoch schossen drei lange Krallenarme aus der Hütte, packten mich, mein Didschi und den mysteriösen Jungen und zogen uns nach drinnen.
 

“Ich hab’ dir doch gesagt, das Paßwort heißt ’Keine Ahnung’,“ quäkte Gabumon.
 

* * *
 

Noch bevor ich irgendwas erkennen konnte (wenn mal eben eine Wand auf dich zufliegt, würdest du auch die Augen schließen) stieg mir der Seetanggeruch von warmer Miso-Suppe in die Nase und erinnerte mich daran, wie verdammt hungrig ich war. So leicht es mir normalerweise fällt, das Essen zu vergessen, wenn es so penetrant lecker riecht, kann man es unmöglich ignorieren.
 

Die quälende Frage blieb allerdings, ob ich etwas von dieser Suppe abbekommen oder als besondere Fleischbeilage in ihr landen würde.
 

“Ich schmecke nicht besonders gut,“ sagte ich vorsichtshalber, als ich endlich die Augen öffnete. “Wollt’s nur mal erwähnt haben. “
 

“Sei still und hilf mir lieber, mich um den Zeitwandler zu kümmern,“ bekam ich als Antwort zu hören. “Leg’ ihn hier auf mein Sofa, aber dalli!“
 

Zeitwandler? Was bitteschön ist ein Zeitwandler? Klingt wie ein neues Add-on fürs Handy.
 

“Dalli hab’ ich gesagt! Dein Digimon hat mehr Verstand als du und das auf dem Kinder-Level.“
 

Vor mir stand eine hutzelige kleine alte Frau mit wirren grauen Haaren und einem Netz an Falten im Gesicht, das dem Liniennetz der Tokioer U-Bahn alle Ehre gemacht hätte. Anders als Gennai jedoch, der immer wie der trottelige Opa von nebenan wirkte, strahlte diese Frau eine Aura der Autorität aus, die man beim besten Willen nicht wegignorieren konnte. Anstatt einen meiner üblichen cleveren Kommentare abzulassen, klappte ich einfach nur den Mund zu und half ihr, die noch immer reglose Gestalt auf die Couch zu verfrachten.
 

“Kleiner, du siehst übel aus.“ Die Alte fühlte dem Jungen den Puls und zog vorsichtig seine Lider hoch, um ihm in die Augen zu blicken. “Komm, trink erst mal einen Schluck Suppe. Halt seinen Kopf,“ wies sie mich an.
 

Den Zeitwandler oder wie auch immer sie ihn genannt hatte, schien das alles nicht weiter zu interessieren. Erst als er den Mund voll Suppe hatte, begann er plötzlich zu husten und wild um sich zu schlagen.
 

“Shshsh,“ beruhigte ihn die Frau und fuhr ihm sanft durchs Haar. “Gleich laß ich dich schlafen, du tapferer kleiner Dummkopf. Aber erst muß ich wissen, wo V-Mon ist.“
 

“Meinen Sie dieses Ei?“ fragte ich und bückte mich nach dem DigiTama, das ich vorsichtig beiseite gelegt hatte, damit ihm nur ja nichts passierte.
 

Sie riß erstaunt die Augen auf. “Es ist also tatsächlich wieder zum Ei geworden, wer hätte das gedacht! Gib’ es ihm, damit er sich beruhigen kann. Und dann gib’ deinem Gabumon eine Schale Suppe. Du selbst siehst auch so aus, als könntest du eine vertragen.“
 

Mein Appetit auf Suppe hatte sich schon wieder verflüchtigt, aber ich zwang mich trotzdem dazu, eine Schale zu essen. Auch mein Didschi mußte ich mehr oder minder zwingen, denn es hatte sich mit hängenden Ohren in irgendeiner Ecke verkrochen. Die Hütte war so voller Gerümpel, daß man nur auf Zehenspitzen laufen konnte und sich verbiegen mußte, um nichts davon umzureißen oder herunterzuwerfen. Ich hatte Mühe, überhaupt nahe genug an Gabumon heranzukommen, um ihm sein Essen hinzustellen.
 

Wer immer dieses seltsame Hutzelweiblein war, sie schien Ahnung von den Dingen zu haben. War sie so etwas wie Gennai? Eine Art Programm, das uns bei der Rettung der Digiwelt helfen sollte? Falls ja, war sie noch weniger hilfreich als das Hutzelmännlein. “Die Digiwelt geht öfter mal unter,“ antwortete sie gleichmütig, als ich versuchte, ihr zu erklären, in welch schwieriger Situation wir uns befanden. “Das hat sie so an sich. Alle Jubeljahre kommen ein paar selbsternannte Tyrannen und machen sich wichtig und mindestens einmal pro Generation verfällt eine Seele der Dunkelheit und macht Kleinholz aus ihr. Aber für so etwas seid ihr DigiRitter zuständig.“
 

“Gennai sagt, wir wurden auserwählt,“ begann ich wieder, aber sie hüstelte nur etwas, was wie ’dieser alte Trottel!’ klang und herrschte mich an, ich solle die Suppenschüsseln abspülen, während sie sich in einem alten Schaukelstuhl neben dem Sofa niederließ. “Mach’ alles schön sauber, auch die Löffel, und die Scherben von der zerbrochenen Schüssel wirfst du in den Müll unter dem Schränkchen.“
 

“Welche zerbrochene Schüssel?“
 

Klirr.
 

So langsam wurde mir die Sache unheimlich.
 

Als ich zum Schränkchen kam, fiel mir das Photo auf, das dort an der Wand hing. Es zeigte eine Gruppe von Kindern etwa in unserem Alter. Kinder gemeinsam mit Digimon Partnern.
 

Waren das etwa die ersten DigiRitter? Zwei von ihnen schienen Japaner zu sein, der Rest sah auf den ersten Blick westlich aus. Nein – halt, dieser Junge war ein Chinese, zumindest teilweise. Und das japanische Mädchen trug eine Schuluniform, die mir vage bekannt vorkam, auch wenn ich sie nicht einordnen konnte. Gesehen hatte ich sie aber bestimmt schon mal. Es gibt zu viele Schulen in Tokio.
 

Auch das Gesicht des Mädchens kam mir bekannt vor. Und der Fußball, der zu ihren Füßen lag, war das nicht derselbe, der uns vorhin in den Weg gerollt war? Aber vielleicht bildete ich mir das alles auch nur ein. Alle Fußbälle sahen gleich aus. Und alle Gesichter auch.
 

“Es ist kalt hier drin.“ Das Hutzelweiblein lehnte sich im Schaukelstuhl zurück und einen Augenblick lang, sah sie unglaublich müde aus. “Ich kümmere mich darum, Shiro-Usa,“ versprach Gabumon eifrig und entzündete ein blaues Fuchsfeuer im Kamin. Leider schien es dadurch auch nicht wirklich wärmer zu werden. Mein Didschi zerrte eine Wolldecke herbei und reichte sie der Alten, dann holte es eine zweite für mich, und nach kurzem Zögern noch eine dritte für den Jungen auf dem Sofa.
 

Ich hängte das Photo zurück und hockte mich neben Gabumon an den Kamin, den Kopf voller Fragen. Aber Shiro-Usa sah nicht so aus, als würde sie auch nur eine einzige davon beantworten.
 

Der Junge stieß einen trockenen Schluchzer aus und legte die Arme um sein Digi-Ei. Genauso verzweifelt hatte Takeru ausgesehen, als er damals Patamon verloren hatte. “Dein Digimon schlüpft wieder,“ sagte ich in einem hilflosen Versuch, ihn zu trösten. “Es wird wiedergeboren. Sie werden alle wiedergeboren.“
 

“Ich weiß.“ Mühsam hob er den Kopf und blickte mich an. Zum ersten Mal sah ich den Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht. “Ich wünschte, ich könnte mich angemessen für deine Hilfe revanchieren, aber leider kann ich dir höchstens Glück wünschen. Mein Weg ist hier zu Ende. Aber deiner geht weiter, also mach’ was draus. Bist schließlich ein DigiRitter.“
 

Er zwinkerte mir zu, dann sank er in die Kissen zurück. Offenbar hatte das Sprechen ihn ziemlich angestrengt. Ich wollte irgendwas sagen, aber meine Kehle war so zugeschnürt, daß ich kein einziges Wort herausbrachte. Warum konnte diese blöde alte Frau nicht irgendwas tun? Sie mußte ihm doch irgendwie helfen können. Irgendwas mußte es doch geben, irgendwas.
 

“Yamato.“ Gabumon rückte näher an mich heran und ich lehnte mich an sein weiches Fell. Ich war einfach nur froh darüber, daß er da war und gleichzeitig fühlte ich mich schuldig. Dieser andere Junge hatte kein Digimon mehr, an das er sich kuscheln konnte. Es war nicht fair. Es war einfach nicht fair.
 

“Das ist es nie,“ sagte die alte Frau leise. “Auch du wirst allein sein, wenn deine Zeit gekommen ist.“
 

Ihre Worte machten mir keine Angst. “Langweilen Sie mich nicht mit Dingen, die ich eh schon weiß,“ murmelte ich nur und es war mir egal, daß ich unhöflich war. Wenn diese alte Schrulle mir nichts Sinnvolles sagen konnte, brauchte sie auch keine kryptischen Andeutungen zu machen. Ich bin mein ganzes Leben lang allein gewesen, was spielt es da noch für eine Rolle?
 

Aber sie sagte nichts mehr dazu. Sie wandte sich zu dem Jungen und strich ihm mit ihrer alten faltigen Hand das verschwitzte Haar aus der Stirn. “Schlafen?“ fragte sie und als er kaum merklich nickte, begann sie leise und eintönig zu singen.
 

Nenne no nemunoki nemuri no ki

Sotto yusutta sono eda ni

Tooi mukashi no yo no shirabe

Nenne no nemunoki komori uta
 

Ihre Stimme ist beruhigend und einlullend, aber ich will verdammt noch mal nicht zulassen, dass sie mich müde macht. Ich kann doch in einem solchen Moment nicht schlafen. Ich muß wissen, was hier gespielt wird, ich muß...
 

Taichi verdammt, wo bist du? Wie konnte ich dich nur allein lassen? Was, wenn dir jetzt irgendwas zustößt und ich dir nicht helfen kann? Was, wenn wir uns nie wiedersehen?
 

Schlafe ein im Schatten, schlafe unterm Seidenbaum,

In den Zweigen da schaukelt sanft ein Traum.

Leise klingt sein Wiegenlied in stiller Nacht,

Schlaf so wie der Seidenbaum, schlafe ein, ganz sacht.
 

Ihr seid in Richtung Stadt gegangen, nicht wahr? In Mugendramon’s Gebiet? Er jagt euch mit seinen mechanischen Digimon durch die Straßen. Wo sind Jou und Mimi, warum sind sie nicht bei euch? Ihr seid doch alle zusammen weggegangen? Dieses Viech hat sie doch nicht etwa erwischt!
 

Nein... sie sind fortgegangen. So wie auch ich fortgegangen bin. Fort... alle sind fort.
 

Usu kurenai no hana no saku

Nemu no kokage de futo kiita

Chiisana sasayaki nemu no koe

Nenne nenne to utatteta
 

Kämpfe gegen ihn, WarGreymon! Ich weiß, daß du ihn besiegen kannst! Schließlich bist du Taichi’s Digimon und Taichi gibt niemals auf, egal wie schlecht seine Chancen stehen. Er war immer schon ein Krieger! Ich kann seine Anfeuerungsrufe hören, ich weiß, daß sein Mut ungebrochen ist...
 

Aber WarGreymon’s Kräfte schwinden und er digitiert zu Koromon zurück. Ist das jetzt das Ende, Taichi?
 

Hörst du seine Stimme, die süßen Schlaf dir bringt?

Flüsternder Blättersang, der dich ins Traumland singt.

Nachts schläft der Seidenbaum in meinem Heimatland.

Schlafe, schlafe, zu seiner Stimme Klang.
 

Aber ich kann es nicht sehen, denn das Digitama hat angefangen zu leuchten. Es ist so hell, daß mir die Augen wehtun. Es ist auch kein Ei mehr, sondern ein strahlendes goldenes Digimon. Es kämpft... kommt es euch etwa zu Hilfe? Nein, es kämpft gegen ein anderes Digimon, ein Wesen, das ich noch nie zuvor gesehen habe. Ein fürchterliches Geschöpf, das so aussieht, als wäre es aus vielen verschieden Digimon zusammengesetzt.
 

Kabuterimon’s Kopf. Greymon’s Körper. Garurumon’s Beine. Angemon’s und Airdramon’s Flügel, Monochromon’s Schwanz, Kuwagamon’s, SkullGreymon’s, und Devimon’s Arme. Zusammengesetzt, seelenlos, angefüllt mit Machtgier und Finsternis... Chimeramon...
 

Furusato no yo no nemunoki wa

Kyou mo utatte iru deshou ka

Ano hi no yoru no sasayaki wo

Nemunoki nenne no ki komori uta
 

Chimeramon zerbirst unter der Attacke des goldenen Digimons und auch Mugendramon hat WarGreymon’s letzten Angriff nicht überlebt. Schwaden an bunten Pixeln schillern durch die Luft, lösen sich auf und setzten sich neu zusammen. Mugendramon und Chimeramon verschmelzen miteinander, sie fusionieren. Wie ist so etwas möglich?
 

Aus ihren Daten entsteht ein neues Digimon. Vier riesige Klauenfüße, die den Boden unter uns erschüttern würden, wenn da überhaupt noch ein Boden wäre und nicht nur Finsternis. Seine Vorderbeine sehen aus wie mechanische Hühnerfüße, während seine Hinterbeine die eines Dinosauriers sind. Auch Kopf und Körper sind dinosaurierähnlich... es hat immer noch Greymon’s Brust. Aber anstatt der Flügel trägt es Mugendramon’s riesige Kanonen über seinem Kopf. Und die Arme, die aus seinem, nein, Greymon’s Körper ragen, enden ebenfalls in metallischen Klauen.
 

Ein Digimon, das so riesig ist, das es den gesamten Raum ausfüllt... die ganze Hütte... die ganze Welt...
 

Schlafe ein zur Melodie, schlaf unterm Seidenbaum,

Ihre Klänge weh’n sanft durch Zeit und Raum.

Duftend wiegt sich seine Pupurblütenpracht;

Schlaf so wie der Seidenbaum, schlafe ein, ganz sacht.
 

“Millenniumon!“
 

Die Augen des Jungen sind offen, seine Stimme ist kräftig und klar. Aber ich kann nur die eine Hälfte seines Gesichts sehen.
 

Die andere ist seltsam dunkel, als läge ein Schatten über ihr. “Was willst du? Falls du wegen mir gekommen bist, kannst du gleich wieder verschwinden. Ich bin dir zu nichts verpflichtet. Du bist nicht mein Digimon Partner und wirst es nie sein.“
 

“Armer zerschnittener Narr!“ Das Digimon senkt den Kopf, so daß eines seiner riesigen orangefarbenen Greymon Augen genau vor dem Jungen liegt. Es fixiert ihn wie einen besonders schmackhaften Leckerbissen. “Du hast die größte Sünde begangen, die jemals ein Digiritter begangen hat.“
 

Seine Worte gehen in ein amüsiertes Lachen über. Um das Geschöpf herum ist etwas, das ich bisher für einen Schatten gehalten habe, aber als es sich bewegt, erkenne ich, daß es sich um eine Art schwebendes Geistwesen handeln muß, welches seine Gestalt um Millenniumon schlingt.. Vielleicht der Geist eines der beiden Digimon, die es in sich aufgenommen hat. Eigentlich will ich es gar nicht so genau wissen.
 

“Du hast den heiligen Bund zwischen dir und deinem Partnerdigimon durchtrennt. Was für ein furchtbarer Frevel! Kein Digimon wird es jemals wieder ertragen, auch nur in deiner Nähe zu sein... keines außer mir.“
 

Mir läuft es abwechselnd heiß und kalt den Rücken runter, aber das ist noch kein Vergleich dazu, wie es dem armen Gabumon geht. Jetzt endlich begreife ich seine Angst, jetzt verstehe ich, warum mir übel wird und ich am liebsten schreien oder weglaufen oder mich übergeben möchte. Das ist... das ist, als würde jemand einfach so eine Säge nehmen und sich den Arm abtrennen. Oder sich die Augen rausreißen. Das ist widerlich und ekelerregend und...
 

Bitte sag’ mir, daß ich nicht gerade einem dreißig Meter großen Digimon vor die Füße gekotzt habe. Ich bin tot. Ich bin so was von tot. Wenn ich mich nicht vorher totschäme.
 

Zum erstenmal richtet sich der Blick aus den falschen Greymon Augen auf mich, er ist kalt und desinteressiert. An diesem anderen Typen mag das Vieh noch irgendein Interesse haben, aber ich bin völlig unwichtig. Mich könnte es mit einem einzigen Schlag seiner Tatze in Stücke reißen.
 

“Laß’ dir keine Angst machen! Dies ist nur einer von Millenniumon’s Träumen. Es kann ihn zwar in gewisser Weise lenken, aber es kann dir nichts anhaben, außer hier herumzubrüllen,“ sagt der Junge gleichmütig, als würde er jeden Tag in den Träumen von irgendwelchen Digimon herumspazieren. “Geht’s wieder?“ Er will mir eine Hand auf die Schulter legen, aber ich schlage sie zurück. “Wie konntest du so etwas tun? Wie konntest du etwas so Furchtbares nur tun?“
 

“Ja, mein geliebter Partner, wie konntest du nur?“ fragt Millenniumon voll Häme. “Wolltest du etwa die Welt retten? Und was aus deinem unglücklichen Digimon wird, hast du dabei gar nicht bedacht. Besonders wichtig kann dir das arme V-Mon nicht gewesen sein.“
 

Der Junge zuckt zusammen und sein Körper krümmt sich wie unter einem Peitschenhieb. “Du weißt, daß das nicht wahr ist, Millenniumon, aber was kann man von einem wie dir schon erwarten? Du wirst das Band zwischen einem Digimon und seinem menschlichen Partner nie verstehen, und ich muß mich auch vor dir nicht rechtfertigen.“
 

“Aber ich möchte, daß du es verstehst.“ Mit verzweifelter Miene wendet er sich mir zu. “Ich weiß, daß es unverzeihlich ist, was ich getan habe, aber ich hatte meine Gründe, so zu handeln. Ich hab’ es für die Menschen und die Digimon getan. Es wird einen furchtbaren Kampf geben, einen Kampf in der Zukunft. Besser ist es, wenn ich dir nicht zu viel darüber erzähle, denn ich habe schon zu sehr in die Zeitlinien eingegriffen. Aber V-Mon wird für diesen Kampf gebraucht, sonst kann er nicht für unsere Seite entschieden werden. V-Mon muß eine besondere Digitation vollziehen, eine heilige Digitation...“
 

“Der Kampf gegen Chimeramon,“ murmele ich leise. “Ich hab’ ihn gesehen, vorhin, in so einer Art Vision. Aber das ergibt alles keinen Sinn. Durch diesen Kampf ist Millenniumon doch erst entstanden.“
 

“Ja, es ist ziemlich paradox, aber es geht hier nicht um Millenniumon allein. Dieses Digimon arbeitet zwar für die dunklen Kräfte, welche unsere beiden Welten erobern wollen, aber da steckt noch viel mehr dahinter. Wenn V-Mon diese Digitation nicht ausführen kann, wird eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, die mit der Zerstörung der Digiwelt und auch der Menschenwelt endet. Ich weiß es, ich bin dort gewesen...“
 

Er bricht mitten im Satz ab und starrt hinunter auf seine Füße. Ich folge seinem Blick aber da sind keine Füße mehr. Sie sind ebenso dunkel wie die andere Hälfte seines Gesichts, die ich nicht sehen kann.
 

“Ich fürchte, du bist derjenige, der unserem Gast Angst macht.“ Millenniumon steht ruhig wie aus Stein gemeißelt, aber das seltsame Geistwesen huscht um seine reglose Gestalt herum. Seine Augen haben jetzt angefangen zu glühen. “Mit deinen Worten und auch mit dem, was hier mit dir geschieht, mein geliebter Partner.“
 

“Verdammt noch mal, nenn’ mich nicht so!“ brüllt der Typ das Digimon an. “Ich werd’ nie dein Partner sein, niemals.“
 

“Wie soll ich dich denn sonst nennen? Zeitwandler, etwa?“ Das riesige Maul des Geschöpfs hat einen spöttischen Zug angenommen. “Das erscheint mir doch ein bißchen grausam, jetzt wo die Zeit dir davonläuft...“
 

Der Junge atmet tief ein; wie es scheint, versucht er gerade die Kontrolle zu behalten. Offenbar ist es ihm wichtiger, daß ich seine Beweggründe verstehe, als mit dem Vieh zu diskutieren. “Hör zu, V-Mon kann diese Digitation nicht durchführen, solange ich sein Partner bin. Dazu braucht es einen Partner mit reinem Herzen, aber ich hab’ kein reines Herz mehr. Es ist von Dunkelheit verseucht, seit Millenniumon mir ein Dark Seed eingepflanzt hat, einen Samen der Finsternis. Also blieb mir nur die Wahl, die Verbindung zu V-Mon zu trennen, damit V-Mon seine Seele mit einem neuen menschlichen Partner verbinden kann...“
 

Oh, halt bloß die Klappe, Mann. Ein Digimon ist doch kein verdammtes Spielzeug, das sich nach Belieben austauschen läßt. Sie sind unsere Seelenpartner, checkst du das nicht? Und du hast seine und deine Seele zerrissen wegen irgendeinem lächerlichen Horror-Szenario aus einer angeblichen Zukunft!
 

Nein, wenn dieser Typ von mir die Absolution erwartet, dann kann er lange warten. Es gibt keine Entschuldigung für das was er getan hat.
 

Aber ich sage es nicht, jedenfalls nicht jetzt. Weil ich es nicht kann.
 

Der Junge steht vor mir, obwohl stehen ist nicht ganz der richtige Ausdruck. Sein Körper ist schon fast bis zum Knie verschwunden und der Schmerz in seinem Blick ist furchtbar genug, ich kann ihm nicht auch die letzte Hoffnung nehmen. Wenn ich ihm nichts Tröstendes sagen kann, dann sollte ich jetzt besser schweigen.
 

Und ich schweige...
 

Einmal versucht er noch, den Arm nach mir auszustrecken, aber als seine Hand ebenfalls verschwindet, gibt er es auf und wendet sich voller Verachtung Millenniumon zu. “Ich weiß, du denkst, du hast gewonnen. Aber ich hab’ dich überlistet, Millenniumon. Zwar muß ich jetzt für meine Taten büßen, aber V-Mon ist frei. Wenn es wieder schlüpft, wird es ein neues Leben haben, mit einem neuen menschlichen Partner. Einem Partner mit reinem Herzen, der stark und mutig genug ist, der Finsternis die Stirn zubieten. Und wenn ich jetzt gehe, gehe ich als Sieger mit dem Wissen, daß mein Opfer nicht umsonst war. Du und deine Spießgesellen, ihr werdet die Welt nicht zerstören. Eure Pläne sind durchkreuzt!“
 

“Du bist ein einfältiger Narr, mein geliebter Partner.“ Beinahe scheint ein Hauch von Mitleid in den falschen Greymon Augen zu liegen, aber auch nur beinahe. “Gar nichts hast du durchkreuzt. Du hast genauso reagiert, wie ich es erwartet habe. Mein Plan ist aufgegangen.“
 

“Was meinst du damit? Was zum Teufel soll das heißen?“
 

“Es soll heißen, daß der Krieg von dem du gesprochen hast, mich nicht im Mindesten interessiert. Wer ihn gewinnt oder verliert, ist für mich unerheblich. Ich verfolge lediglich meine eigenen Pläne. Und in diesen Plänen ging es von Anfang an nur um dich.“
 

Was für ein verräterisches Vieh dieses Ding doch ist. Ich brauche ein paar Sekunden, um seine Worte wirken zu lassen, aber dann wird mir klar, daß es den Typen ganz schön gelinkt hat.
 

“Du mieses Lügenmaul.“ Der sich auflösende Junge dagegen braucht nicht lange, um das ganze Ausmaß des Verrates zu begreifen. “Dir ging’s nie um den Krieg, selbst deine eigenen Verbündeten hast du belogen. Du wolltest mich zu dieser Verzweiflungstat treiben, damit ich meine Seele mit deiner verbinde und dein Partner werde. Aber das kannst du vergessen! Verschwinde endlich und laß mich in Frieden sterben!“
 

“Laß ihn in Ruhe!“ fauche ich das Vieh an und plötzlich ist es mir egal, daß es dreißig Meter hoch ist und Hauer wie Betonpfosten hat, und das einzige, das ich bedaure ist, daß ich ihm vorhin nicht ins Gesicht gekotzt habe. Aber dafür gibt es ja immer noch Gabumon. Das kann ihm zwar auch nicht ins Gesicht kotzen, aber sein Fox Fire sollte zumindest ein paar Wespenstiche aufwiegen.
 

“Jetzt wirst du aber pathetisch, mein geliebter Partner.“ Millenniumon reagiert nicht im Mindesten auf Gabumon’s Attacke; ich habe vergessen, daß dies ein Traum ist, in dem körperliche Angriffe keine Auswirkungen haben. “Und undankbar dazu. Was hast du mir nicht alles zu verdanken? Die Möglichkeit durch die Zeit zu springen, ist nur eines der vielen Geschenke, die ich dir gemacht habe.“
 

“Ich wollte das nie!“
 

“Aber das hat dich nicht daran gehindert, diese Fähigkeit zu gebrauchen, wenn sie dir nützlich war, nicht wahr? Denk doch nur daran, was wir gemeinsam erreichen könnten, du und ich. Wir werden mächtiger sein, als jedes Wesen in den beiden Welten, mächtiger noch als Apocalymon oder die Shiseijuu. Ja, selbst mächtiger noch als die Großen Alten vom Meer der Dunkelheit...“
 

Komm auf die dunkle Seite der Macht, wir haben Kekse. Nur ein Idiot würde auf diesen alten Trichter reinfallen und sich auf diese lächerlichen Versprechungen einlassen. Mit einem schmerzhaften Zug in der Brust wird mir klar, daß ich noch vor wenigen Tagen ein solcher Idiot war. Ich hab’ mich dazu überreden lassen, meinen Freund anzugreifen. Und wofür?
 

“Ich will deine Macht nicht!“ Wenigstens hat dieser Typ mehr Verstand als ich.
 

“Du kannst sie nicht ablehnen!“
 

“Ich kann.“ Selbst die Tatsache, daß nur noch seine Brust und sein Kopf sichtbar sind, läßt ihn nicht zurückweichen. “Ich werde eher sterben, als mich mit dir zu verbinden, Millenniumon. Und du weißt, daß du mich nicht zwingen kannst. Eine solche Verbindung muß freiwillig geschehen, sonst ist sie wertlos.“
 

Millenniumon blickt ihn an und jetzt liegt tatsächlich eine Spur von Mitleid in seinen falschen Augen. Seltsamerweise ist das noch gruseliger als seine fiese Lache oder seine Grausamkeit. “Aber ich würde niemals zulassen, daß mein geliebter Partner einfach so stirbt. Ich bin schließlich dein Digimon und habe die Pflicht, dich zu beschützen, nicht wahr?“
 

Das schwebende Wesen um seine Schultern beginnt stärker zu leuchten. “Es wäre mir natürlich lieber, wenn ich dich nicht zu deinem Glück zwingen müßte, aber bedauerlicherweise läßt du mir keine andere Wahl.“
 

Jetzt strahlt mir das Leuchten mitten ins Gesicht, so daß ich geblendet die Augen schließen muß. “Vielleicht bedeutet dein eigenes Leben dir wenig, aber was ist mit diesem Jungen hier und seinem Digimon? Willst du die beiden einfach so über die Klinge springen lassen? Sie sind doch völlig unschuldig in diese Sache hineingeraten.“
 

“Du kannst ihnen nichts tun.“
 

Er kann uns nichts tun. Wie der Typ schon gesagt hat, dies ist nur ein Traum. Er kann uns nichts tun. Ich reiße meine Augen auf, und nein, sie schmerzen nicht, trotz des hellen Lichtes. Es ist nur ein Traum.
 

“Natürlich nicht.“ Das Digimon steht so nahe vor mir, daß ich seine Kralle berühren könnte, wäre sie nur körperlich gewesen. Gut, daß sie es nicht ist.
 

“Aber solange mein geliebter Partner so halsstarrig ist, werden ihre Seelen hier in meinem Traum bleiben. Und was geschieht dann mit ihren Körpern? Die Digritter haben Mugendramon besiegt, zwar nicht vollkommen vernichtet, da Mugendramon’s Essenz jetzt in mir ruht, aber dennoch ist es besiegt. Sein Gebiet wird vom Nichts verschlungen und noch während wir hier sprechen, legt sich das Nichts wie ein Ring um Shiro-Usa’s Hütte. Noch gibt es eine Verbindung zum kläglichen Rest der Digiwelt, aber bald schon wird es kein Entkommen mehr geben.“
 

Und ich dachte, die Dark Masters wären schlimm. Ich hab’ keinen Bock draufzugeh’n, ich hab noch weniger Bock für immer in diesem bescheuerten Traum festzusitzen, aber genauso wenig will ich, daß der Typ aufgibt und sich diesem Mistviech überläßt. Mitgefangen, mitgehangen. So einfach ist das. Meine Entscheidung ist getroffen.
 

Nur meinem Brüderchen und Taichi hätt’ ich gern noch Lebewohl gesagt, aber ich werd’ den Teufel tun und dieses Vieh um irgendetwas bitten.
 

Jetzt ist nur noch ein Teil seines Gesichts übrig, aber der Blick, den ich in diesem Auge sehe, gefällt mir ganz und gar nicht. Typ, wer immer du auch bist, du darfst dich nicht darauf einlassen. “Tu es nicht! Geh nicht mit ihm!“
 

“Laß sie los, Millenniumon. Laß sie beide los und ich komme mit dir.“
 

“Mein geliebter Partner, endlich kehrst du zu mir zurück. Wie lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet. Endlich werden wir vereint sein.“
 

Ich protestiere, ich schreie, aber meine Stimme wird dünner und leiser und langsam verblassen die Bilder um mich herum, nur Gabumon ist noch wirklich. Der Junge ist jetzt kein Gesicht mehr, er ist wieder vollständig und das riesige Digimon kann ihn anfassen. Behutsam hebt es ihn hoch und legt ihn in seine Krallenhand. Das leuchtende Geistwesen löst sich von Millenniumon’s Körper und umschlingt stattdessen ihn.
 

Das Letzte, was ich höre, bevor alles sich auflöst, ist Millenniumon’s Stimme. “Du und ich, wir sind Yin und Yang. Du bist das Licht zu meinem Schatten, denn niemals wurde dein reines Herz von Dunkelheit berührt. Du trägst gar keinen Samen der Finsternis in dir...
 

* * *
 

“Gabumon! Gabumon wach, auf!“ Kaum war ich hochgeschreckt, begann ich sofort wie bekloppt mein Didschi zu schütteln. “Millenniumon hat ihn mitgenommen. Wir müssen was tun!“
 

“Ihr beiden müßt sofort von hier verschwinden. Dieser Ort löst sich auf.“ Vor uns stand eine panische Shiro-Usa und versuchte, uns auf die Beine zu ziehen. “Nein, wir können nicht,“ protestierte ich, wir müssen diesen Jungen retten, den du Zeitwandler nennst. Millenniumon hat ihn mitgenommen. Es hat ihn reingelegt und ihn einfach mitgenommen. Wir müssen ihm helfen!“
 

Im selben Moment spürte ich einen kräftigen Ruck, aber der kam weder von der Alten, noch von meinem armen müden Didschi, das sich endlich hochrappelte. Er kam von der Hütte selbst, die plötzlich auseinanderbrach. Die ganze hintere Seite wurde abgerissen, Teller, Tassen, Bücher, und Sofakissen segelten in der Luft herum und trudelten in den gähnenden Schlund des Nichts.
 

“Nur gut, daß ich gestern was gegessen habe. Gabumon... shinka.... Garurumon!
 

Ich sprang auf seinen Rücken und versuchte, nach der alten Frau zu greifen, die bis vor wenigen Sekunden noch direkt vor mir gestanden hatte. Jetzt krallte sie sich einige Meter entfernt am Sofa fest, das sich langsam in seine Einzelteile auflöste. “Garurumon, spring!“
 

“Nein, Garurumon! Bring deinen Mensch in Sicherheit!“ schrie sie.
 

“Spring, hab’ ich gesagt!“
 

Garurumon setzte zum Sprung an, aber als er nach vorne schnellte, gab es plötzlich einen weiteren Ruck. Einer der Krallenarme, die uns gestern Abend in die Hütte geholt hatten, hatte uns von hinten gepackt und riß uns zurück.
 

“Ihr habt hier noch was zu tun!“ fauchte Shiro-Usa uns an. “Die verdammte Digiwelt sollt ihr retten, nicht mich!“ Der Sog riß an ihrer Kleidung und ihrem Haarknoten, der sich auflöste und ihr Gesicht unter einer Masse an flatternden schneeweißen Haaren verbarg. Mit einem Mal schrie sie auf und etwas wurde aus ihrem Rücken gerissen. Ich erkannte sofort das schwarze Zahnrad, welches gefährlich nahe an uns vorbeitrudelte, aber letztendlich doch in Richtung Spiralberg geschleudert wurde.
 

“Sagt diesem alten Narren Gennai...“ Der letzte Teil ihres Satzes ging im ohrenbetäubenden Sausen des Windes unter, und dann wurde auch das Sofa fortgetragen und die alte Frau mit ihm. Nur das sie jetzt nicht mehr alt war. Kaum war das Zahnrad verschwunden, zog sich ihre Gestalt in die Länge, ihre runzelige Haut glättete sich und das lange flatternde Haar wurde wieder rotbraun. Vor uns schwebte eine junge Frau, jünger noch als Mama. Und daß ich ihr Gesicht kannte, begriff ich erst, als sie schon im Strudel verschwunden war.
 

Es war das Mädchen auf dem Photo...
 

Dem Arm gelang es gerade noch, uns am Rand abzusetzen, bevor er selbst abgerissen wurde, aber davon sahen wir nicht mehr viel, denn wir jagten weiter landeinwärts, fort von der Zerstörung. Beinahe flach lag ich auf Garurumon’s Rücken, den Kopf nur soweit erhoben, daß ich einigermaßen auf unsere Umgebung achten konnte. Das Nichts (dieser Name für die Leere um uns herum hatte sich endgültig in meinem Kopf festgesetzt) nagte von allen Seiten an den kümmerlichen Resten der Digiwelt.
 

Nur der Spiralberg erhob sich wie ein drohender Wächter über das zerstörte Land.
 

Eigentlich hätte mir von all den Dingen, die letzte Nacht passiert waren, der Kopf schwirren müssen, aber irgendwie fühlte dieser sich dumpf und leer an. So dumpf und leer wie die graue Welt um uns herum, die jede Farbe verloren hatte. Ich grübelte nicht mehr über die seltsame Shiro-Usa nach, nicht mehr über die ersten Digritter, nicht mehr über Millenniumon, nicht mehr darüber, was jetzt mit V-Mon’s Ei passierte, oder schon passiert war, und auch nicht darüber, wo dieser Junge jetzt wohl sein mochte. Noch nicht einmal über mein Brüderchen oder über Taichi.
 

Nur ihre Gesichter tauchten hin und wieder aus dem Nebel in meinem Kopf auf, um mich anklagend anzublicken. Ich hatte ihnen nicht helfen können, keinem von ihnen. Nichts konnte ich tun, gar nichts. Ich war zu nichts nutze.
 

Als Garurumon schließlich zum Stehen kam, und mich absteigen ließ, griff ich unwillkürlich nach meiner Mundharmonika. Aber ich wollte jetzt nicht getröstet werden, auch nicht von mir selbst. Am allerwenigsten von mir selbst, dem dummen Versager. Ich riß das verdammte Ding aus der Tasche und schleuderte es weit von mir. Sollte das Nichts es doch haben. Sollte das Nichts alles haben. Es war mir egal. Es war mir einfach nur...
 

Vor mir lag Hajimari no Machi die Stadt des Anfangs und sie war ebenso grau und leer wie der Rest dieser Welt.
 

Tsuzuku...
 


 

Author’s Note: Ich kann mir vorstellen, daß dieses Kapitel einige von euch mit offenen Fragen und rauchenden Köpfen zurückläßt. Es ist auch das einzige Kapitel von WOTE, das sich ziemlich weit von der Serienhandlung wegbewegt. Aber da wir über Yamato’s Alleingang in der Serie nur relativ wenig erfahren, dachte ich, daß dies die beste Gelegenheit wäre, ihn mal auf Abenteuer zu schicken und ein paar neue Plots reinzubringen.
 

Shiro-Usa ist eine Art Gegenstück zu Gennai, ich vergleiche die beiden gern mit dem Architekten und dem Orakel aus Matrix. (deshalb auch die Anspielung mit der zerbrochenen Schüssel) Alle Geheimnisse dieser Charas zu lüften, würde den Rahmen dieser Story sprengen, da ja auch die Serie selbst noch viele Fragen offen hält. Aber ich werde in späteren Fanfics wieder darauf eingehen, und natürlich behalte ich auch die Verbindung zu den ersten Digirittern im Hinterkopf.
 

Was den Plot um Millenniumon und den geheimnisvollen Jungen (habt ihr ihn erkannt?) angeht, so werden wir auch dazu noch mehr erfahren. Allerdings auch nicht hier, denn im nächsten Kapitel geht es jetzt ganz klassisch mit der Serienhandlung weiter. Ich dachte nur, da besagter Junge einen kurzen Auftritt in Digimon 02 hat, sollte er auch einen in Adventure kriegen, dann ist es ausgeglichen. Und hier paßt es storytechnisch besonders gut rein :-) An dieser Stelle möchte ich Alaiya danken, die mein Interesse an diesem Chara geweckt hat.
 

Zwei Sachen noch, auf die ich kurz eingehen möchte, weil sie immer wieder in den Reviews auftauchen. Mir ist durchaus bewußt, daß heutzutage (wir schreiben das Jahr 2010, als ich dieses Nachwort formuliere), sowohl Songlyrics, als auch japanische Ausdrücke in Anime-Fanfics total verpönt sind. Das ist genau wie mit der Mode, es gibt immer so nette Wellenbewegen im Fandom, wann etwas in oder out ist.
 

Im Jahr 2000, als ich mit WOTE begonnen habe, waren japanische Ausdrücke sozusagen der letzte Schrei, weil man dadurch den Fanfics im Gegensatz zum “Mainstream“, der nur die deutschen oder amerikanisierten Fassungen kannte, etwas japanisches Flair verlieh. Dann kam die Zeit, wo plötzlich jeder ein arigatou oder sayonara einbaute, dann entstanden solch wunderbare Stilblüten wie Oh mein Kami-sama! und Du bist mein Koi!, und irgendwann konnte es keiner mehr sehen und alle gingen genervt auf die Barrikaden.
 

Ich kann diese Entwicklung gut nachvollziehen und bei meinen neueren Fanfics gehe ich auch, meinen werten Lesern zuliebe, mit japanischen Ausdrücken äußerst sparsam um, und überlege mir genau, ob an einer Stelle nicht ein deutsches Wort besser passen würde.
 

Bei dieser Story allerdings bin ich altmodisch, das geb’ ich offen zu. WOTE ist sozusagen der Dinosaurier unter den deutschen Digimon Fanfics und da muß es nicht immer ganz zeitgemäß zugehen und nicht jeder “Wertewandel“ muß mitgemacht werden. (Nein, auch die neue Rechtschreibung nicht)
 

Aber zumindest bemühe ich mich, alle japanischen Ausdrücke so einzubauen, daß ihre Bedeutung aus dem Text ersichtlich wird. Da wir alle die Folgen kennen, dürfte es hier auch nicht zu größeren Verständnisschwierigkeiten kommen. Hoff’ ich zumindest.
 

Was die Songlyrics angeht, so hab’ ich keine Ahnung, warum die plötzlich so verhaßt sind. Diese Entwicklung ist total an mir vorübergegangen. Vielleicht gab es irgendwann in den letzten Jahren eine Welle an schlechten Songfics oder es hängt mit der ganzen Copyright- Diskussion zusammen, die ja auch zu Songlyric-Verboten in manchen Archiven geführt hat. Wenn ihr mich darüber aufklären könnt, dann immer her mit den Infos.
 

So, Leute, zum Schluß noch eine Bitte, die ich leider nicht oft genug wiederholen kann, weil es immer wieder zu Vorfällen kommt. Ja, ihr dürft aus dieser Fanfic klauen. Ihr dürft meine Yamato-Sprüche verwenden, (ja, selbst in Nicht-Taitos,) ihr dürft meine Songtext-Übersetzungen in eure eigenen Fanfics packen, ihr dürft meine Kapitel-Titel als Fanfic-Titel nehmen, ihr dürft Yamato seitenweise über Taucherbrillen lamentieren lassen, die die Blutzufuhr zum Gehirn abschneiden. Und wenn ein eifriger Taito-Fan die Argumente aus meinen Nachwort von Kiseki wo Shinjite zitiert, um im Taiora-Zirkel heroisch für Taito zu streiten, dann will ich ihn dabei anfeuern und ihm ganz bestimmt nicht den Mund verbieten.
 

Aber bitte seid so gut und kennzeichnet das. Es ist wirklich nicht viel Arbeit einen einzigen Satz vor oder nach eine Fanfic zu packen: “Diese(s)(r) Zitat/Songtext/Titel/was-auch-immer stammt aus Walk on the Edge. Keiner wird eure Geschichte deshalb weniger gut finden. Und auch bei einer Forendiskussion kann man kurz dazuschreiben, daß man jemand anderen zitiert.
 

Es ist keine große Sache, aber es macht einen großen Unterschied.^^
 

Ore hitori de daijoubu sa
 

Yamato,

(der jetzt Fischfutter für Taichi einkaufen geht, weil sein Koi ja immer so hungrig ist)



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Hellsingel
2010-11-07T23:02:45+00:00 08.11.2010 00:02
Abend^^

Ich schäm mich ja so... mein letztes Review habe ich zu Kapitel 6 oder 7 geschrieben >.<
Danke, dass du mich per ENS hierauf aufmerksam gemacht hast^^

Ich muss ehrlich mal meine Bewunderung aussprechen, dass du seit fast 10 Jahren immer noch an dieser Fanfiktion arbeitest.
Das wird natürlich noch verstärkt, da du dich ja damit rühmen darfst, die erste Taito in Romanlänge zu schreiben *lach*

Ich habe eigentlich überlegt gehabt, hier jetzt mal meine Ansichten zum Pairing Teito zu schreiben und welche Rolle du als "Mutter" des deutschen Taitos spielst... aber das hebe ich mir auf, wenn du diese Fanfiktion beendet hast ;)
Ich mach mir bereits jetzt Gedanken und Notizen, was ich da alles schreiben will... wir auf jedenfall eine ganze Menge. Mein längstes Review ging über 7 Seiten bei OpenOffice... das Abschluss-Review was ich für dich schreiben werde, dürfte das wohl um längen überbieten.
Naja, mal abwarten.

Ich möchte mich jetzt eigentlich gar nicht lange mit Kapitel 8 aufhalten, sondern schnell zu Kapitel 9 kommen.
Jedoch muss ich an dieser Stelle einfach nochmal sagen, dass du es wirklich verstehst den Digirittern einen glaubwürdigen, treuen und ihrem Alter ensprechenden Charakter zu geben.
Das ist das, woran 80% bis 90% der Autoren dran scheitern. Wobei die meisten ja Taichi und Co. ohnehin Älter machen...

Außerdem hast du das alles tatsächlich in einer Taito verpackt und dann nochmal die gesamte Story der ersten Staffel aufgespielt. Und es harmoniert einfach alles.
Hier muss ich noch Anmerken, dass ich mit Yamato automatisch immer diesen zynistischen und sarkastischen Charakter verbinde. Daran bis einerseits du schuld, aber auch noch ein paar andere Autoren *lach*

Sehr schön fand ich vor allem, dass diese Szene mit Jureimon so gut funktioniert hat. Das Yamato hier noch weitaus mehr empfindet, als in der Serie, hat der Dramatik deiner Fanfiktion auf jedenfall gut getan ;)

Aber gut, ich wollte mich ja gar nicht so lange damit jetzt aufhalten und zu Kapitel 9 kommen.
Dieses Kapitel unterscheidet sich natürlich stark von den anderen, da sich die Handlung hier jetzt natürlich stark von der eigentlichen Serie abhebt.
Böse Zungen hätten bis hier hin eigentlich behaubten können, dass du ja nur einen Abklatsch der einfachen Serie machst.
Tatsächlich ist es schon Ironie, dass gerade eine der berühmtesten Taitos überhaubt, nichts weiter als eine Neuerzählung der ersten Staffel ist. Bis hier hin. Und ganz ehrlich?! Selbst, wenn es auch weiterhin getreu der Serienhandlung gehen würde... du hast so oder so ein Meisterwerk geschaffen.

Nun gut. Erstmal weiß ich natürlich, um wen es sich hier handelt :D Ryo^^

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich die Digimonspiele (auf die du dich hier beziehst), nie gespielt habe. Als ich damals mit Fanfiktion lesen anfing, habe ich jedoch viel dazu im Internet gelesen. Auch Alaiya's Fanfiktions -welche diese Thematik ja aufgreift- haben mich faziniert. Wir hatte da mal vor einem Jahr oder so eine ziemlich interessante Chat-Diskussion im Digimon-Fanfiktion-Zirkel, wo wir auch über Ryo und seiner Verbindung zur 2. und 3. Staffel im Bezug auf die Spiele geredet haben.
Daher find ich es immer sehr interessant, wenn Autoren wie Alaiya oder du dies wieder in ihren Fanfikion aufgreifen.

Wobei ich sagen muss, dass du dich auch nicht wirklich an den Spielen gehalten hast, oder?? V-mon kommt eigentlich im 2. Spiel mit Ryo vor. Die Sache mit Millenium als Partner wird Ryo allerdings erst im 3. und 4. Spiel offenbart (wenn ich jetzt richtig informiert bin).

Gut, ich kann dazu halt nicht viel sagen, aber vielleicht weißt du ja mehr als ich^^°

Erstaunt war ich, dass du sogar die Geschichte der ersten Digiritter mit dem Charakter Shiro-Usa eingebracht hast.
Ich war echt fertig, weil das und die Sache mir Ryo sind zwei wirklich komplexe Themen, die zwar untrennbar mit der ersten Staffel verbunden sind, aber nie wirklich in denen thematisiert wurden.

Um mal auf Kapitel 9 zurückzukommen... es hat mich ziemlich verwundert, dass Gabumon Shiro-Usa kennt. Und ich glaube mal nicht, dass du das einfach so aus langerweile geschrieben hast.
Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber es gibt doch in irgendeiner Folge von Digimon diese Bild, wo die allerersten Digiritter mit ihren Partner Schemahaft zu sehen sind. Ich habe eben gesucht, aber die Stelle leider nicht gefunden -.-

Aber kann es sein, dass auf dem Bild auch Gabumon zu sehen ist. Tentomon glaube ich auch. Gut, kann sein, dass ich hier völlig im Dunkeln tappe und du was ganz anderes dachtest oder so^^°
Auf jedenfall bin ich sehr gespannt, in wie weit Ryo und die ersten Digiritter noch eine Rolle spielen.

Um noch mal auf Milleniumon zurück zu kommen. Ja es ist paradox!!!!
Ich habe ja erwähnt, dass es mal im Zirkel so einen Chat-Abend gab, wo wir uns ausgibig über Ryo und Milleniumon unterhalten hatten.
Da kam dann auch die Frage auf, wie Milleniomon eigentlich entstanden ist und das ist wirklich paradox!!
Milliomon ist ja aus Chimeramon und Mugendramon enstanden, durch eine Verzerrung in der Raum-Zeit, die eigentlich Milleniumon erst Verursacht hat (wahrscheinlich als es die Feuerwand damit störte und Apocalymon freiließ oder als es mit Ryo nach Ende des 3. Spiels in die Vergangenheit bzw. Zukunft reiste).
Damit hat sich Milleniumon eigentlich selber erschaffen... selbst Alaiya hatte damals keine Antwort darauf *lach* das bleibt wohl eine der ungelösten Fragen von Digimon^^
Jedoch habe ich nicht alles im Zusammenhang mit Milleniomon verstanden (was wohl auf mein mangelnes Wissen der Spiele zurückzuführen ist).
Folgender Satz aus Kapitel 9:

>Wir werden mächtiger sein, als jedes Wesen in den beiden Welten, mächtiger noch als >Apocalymon oder die Shiseijuu. Ja, selbst mächtiger noch als die Großen Alten vom Meer der >Dunkelheit...“

Wer ist denn Shiseijuu?? Ich hab danach gegoogelt, kam allerdings zu keinem Ergebniss.
Und dann sind da noch die "Großen Alten". Spielst du da auf was bestimmtest an oder hast du dir das erdacht? Ich habe mich auch ziemlich viel mit dem Meer der Dunkelheit beschäftigt und die Rolle dieser Welt ist ja auch nie wirklich geklärt worden.
Es scheint sich wohl um eine Welt zu handeln, welche bereits der Dunkelheit verfallen ist und von der eine bestimmte Strömung der Dunkelheit (Saat der Finsterniss) ausgeht.
Daneben gibts ja noch die Welt hinter der "Feuerwand", also der Ort wo die bösen Digimons verbannt wurden und dann noch die Tatsache, dass am Meer auch Digimon leben bzw. herrschen, obwohl es ja kein Bestandteil der Digitalen Welt ist... ich sollte aufhören... >.< das macht nur Kopfschmerzen.

Ansonsten waren die letzten Kapitel vom Schreibstil her natürlich große Klasse :D
Zynismus, Sarkasmus... alles so ne Sachen, die ich vergöttere xD
Sehr amüsant fand ich hier natürlich Gabumon und das Paswort "Keine Ahnung".
Warum hast du eigentlich ein Motorad eingebaut?? Mir kam das irgendwie seltsam vor, vor allem, da Ryo jetzt doch auch erst 15 oder 16 sein müsste...
Auf jedenfall musste ich erstmal googeln, weil ich nicht wusste, wie es überhaubt aussieht und irgendwie war ich überrascht.
Ich hatte im ersten Moment so die Vorstellung von so einem schönen alten Motorrad von so nem Rocker-Biker gehabt *lach*
Das hätte was gehabt... nur wäre dann natürlich das mit "2004" ein bisschen seltsam gewesen.

Nun gut, was ich jetzt zum Schluss noch sagen wollte bezieht sich auf dein Nachwort!
Es geht hierbei um den Gebrauch von japanischen Audrücken und Songtexten in Fanfiktion.
Ich lese zwar erst seit gut 2 Jahren Fanfiktion, habe aber in dieser Zeit großteile des Archives auf Yaoi.de und hier auf Animexx gelesen^^
daher habe ich diese Entwicklung von japanischen Begriffen in etwa so wie du mitbekommen. Eine Zeitlang geliebt und heutzutage verhasst.

Wie das mit den Songfics ist, weiß ich aber auch nicht... da ich mich nie so für Lyrics in Fanfiktion interessier habe, ist das auch an mir ziemlich vorbeigegangen.

Worum es mir eigentlich geht ist, dass ich es mehr als Schade finde, dass gerade Autoren wie du sich solchen Mainstream anscheinend beugen...
Ich sags mal so... wenn irgendeine 15 Jähringe Taito und Shounen-Ai süchtige Autorin ne Taito schreibt und ganz dolle auspflippt, weil sie mal Baka oder Arigatou verwendet... das ist peinlich.

Aber gerade Autoren wie du und Alaiya haben ja nun mehr als bewiesen, dass ihr euch wirklich mit der japanischen Sprache auskennt.
Alaiya ohnehin... die hat ja sogar die Bedeutung von "Ich mag dich" auf janpanisch in "Requim der Träume" erklärt.

Eigentlich könnte man davon ausgehen, dass solche Autoren wie ihr eher für so einen Treand sorgt, anstatt ihm hinterher zu laufen *lach*

Ok, ich labere hier jetzt wohl ziemlichen Müll... aber das ist bei mir um diese Uhrzeit normal^^°

Was ich eigentlich sagen will ist, dass ich es toll finde, dass du hier weiterhin japanische Audrücke, Kapitelnamen und Lyrics verwendest und ich diese hier auch nicht missen will ;)

So, dass war dann jetzt aber auch. Ich hab wahrscheinlich schon wieder ein paar Sachen vergessen, die ich hier eigentlich unbedingt erwähnen wollte, aber was solls^^°
Ich freu mich auf jedenfall schon auf das nächste -und ich schätze mal auch das letzte- Kapitel (abgesehen von Epilog). Halt dich ran, wenn du die Fanfiktion noch bis Ende des Jahres vollendet haben willst ;)
10 ganze Jahre... einfach Unglaublich :D

lg
Walther_C_Dolneaz
Von:  Jitzu
2010-11-06T18:05:33+00:00 06.11.2010 19:05
Ich freu mich dass es endlich weitergeht! <3
Zwar hat mich das ganze erst etwas verwirrt, weil ich es so aus der Serie ja nicht kenne, aber ich fand es sehr spannend und es ließ sie wie immer flüssig in einem Rutsch durchlesen.

Handelt es sich bei dem Jungen um Ryo? Nur mal eine Vermutung, weil mir sonst keiner einfällt der auf die Beschreibung passen könnte.

Danke auf jedenfall fürs Weiterschreiben. Ich liebe deine FF nach wie vor! ^^V
Von: abgemeldet
2010-06-20T13:44:41+00:00 20.06.2010 15:44
OMG..hab mir das ganze gut stück in einem Rutsch durchgelesen...das hat vielleicht gedauert! Aber es hat sich definitiv gelohnt. Ich mag deinen Schreibstil und die Art wie du Yamato die ganze Geschichte erzählen lässt, das gefällt mir wirklich sehr! Und manchmal musste ich sogar in den ernsten Szenen lachen aufgrund deiner Wortwahl xD
Und jetzt mal ne Frage...Wenn der Typ der da rumliegt, das Ei von V-Mon hat... Dann ist das doch jetzt nicht die ältere Version von Daisuke, oder? oo Der ist mir da nämlich als aller erstes eingefallen *g*
Ich hoffe mal das die FF hier gaaaanz schnell weitergeht, weil eine SO DERMAßEN GUT GESCHRIEBENE FF hab ich bisher noch nicht gelesen *_* besonders nicht zu Digimon und dann auch noch eine, die sich so nah an das Original hält!!! Ich bin hellauf begeistert!
Schick mir doch bitte eine ENS wenns weitergeht >_< ich will auf keinen Fall das nächste Kapi verpassen >.<
Yuki ♥
Von:  Hellsingel
2009-12-03T11:39:58+00:00 03.12.2009 12:39
Uff, jetzt habe ich dieses Kapi endlich durch^^
Habe einfach keine Zeit gefunden bis jetzt xD

Das Kapi ist dir mal wieder sehr gut gelungen. Yamas gefühle kommen sehr gut rüber, auch wenn ich ein bisschen von seinem Zynismus vermisse^^
Aber naja, wenn er sich zwischen Taichi und dem Motorad entscheiden müsste... xD *Taichi tröst*
Jetzt bin ich aber wirklich am überlegen. Wann kam in den Folgen 46 bis 50 ein Motorad + Junge vor O.o
Wobei ich jetzt wirklich keine Ahnung habe, wer dieser Junge ist... Taichi ist mir zu offensichtlich^^°
Auf jeden Fall bin ich gespannt wie es weitergeht
und noch mals danke für dir ENS^^
lg
Von:  cathline
2009-09-29T19:41:52+00:00 29.09.2009 21:41
Hi, danke für die ENS, war toll wieder etwas von dir zu lesen! Verbinde das sehr mit meiner Jugendzeit!
Von:  Schokokatze
2009-09-16T16:21:13+00:00 16.09.2009 18:21
Woah~ Is ja stark!!!
*___________*~

Und danke für die ENS! :)

Is echt total schöööön! ^^
Hab erst gar nicht gecheckt, dass Yamato des nur geträumt hat~ Is dir echt gut gelungen, dass so übergängig zu schreiben! =3
Mir gefällts auch richtig gut, was du dir so alles in die Serie reininterpretierst, das, was man nicht erfährt~ Echt klasse! ^^
Bin ja echt mal gespannt, wies weitergeht *o*

Lg~
Von:  DigiDestined
2009-09-15T18:59:06+00:00 15.09.2009 20:59
Moin,

nach sage und schreibe fast neun Jahren des Lesens von WOTE hier mal ein Kommi von mir:

GEILOMATIKO!!! Hast Du echt super gemacht! Ein riesiges Lob von mir für diese FF. Mach weiter so! ;)

LG, DigiDestined
Von:  Jitzu
2009-09-15T17:27:12+00:00 15.09.2009 19:27
Ah, wie schön ein neues Kapitel^^
Zwar recht kurz im Vergleich zu den anderen aber was solls.
Hach, ich liebe es Yamatos Gedankengängen zu folgen. Und der 'Alptraum' war auch sehr schön beschrieben. Ich mochte den Übergang zwischen dem wirklichen Geschehen und dem Traum sehr gern, denn den hat man beim Lesen nicht wirklich mitbekommen. Mir gefällt es was du dir so in Yamatos Abwesenheit reinreimst, denn in der Serie an sich hat man davon ja nicht wirklich viel mitbekommen. Aber ich kann mir wirklich gut vorstellen, dass es so abgelaufen ist. Von daher freu ich mich wenn es wieder weitergeht^^


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