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Black´sche Löcher

von

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2. Ebene: 1916


 

Phineas Black ||

*1882 --> 1916: 34

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Phineas Nigellus Black & Ursula

*1847 --> 1916: 69

*1853 --> 1916: 63

Elladora Black

*1850 --> 1916: 66

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Sirius Black | & Hesper

*1877 --> 1916: 39

*1879 --> 1916: 37

Kinder:

Arcturus (15), Lycoris (12), Regulus (10)

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Cygnos Black & Violetta

*1889 --> 1916: 27

*1889 --> 1916: 27

Kinder:

Pollux (4), Cassipoia (1), Marius (5 Tage)

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Arcturus Black & Lysandra

*1884 --> 1916: 32

*1885 --> 1916: 31

Kinder:

Callidora (1), Cedrella (2 Wochen)
 

1916

Für Muggelaugen verborgen stand das mächtige Anwesen hier zwischen den Häusern 11 und 13, beide an Größe und Ausstrahlung weit übertreffend. Wenn sich etwas in den letzten Jahren am Grimmauldplatz verändert hatte, dann nur das tägliche Kommen und Gehen auf der Straße. Die Nachbarskinder erzählten ihren Eltern manchmal von Kindern, die sie im Park gegenüber gesehen hatten – die aber nicht in der Schule auftauchten oder gar in der Nachbarschaft bekannt waren. Vermutlich Scheidungskinder mutmaßten die Eltern kopfschüttelnd und strichen ihren Sprösslingen über den Kopf: Seid freundlich zu ihnen, ja? Das versuchte man doch, wurde gejammert, aber meist flüchteten diese Kinder, sobald man sich ihnen auch nur auf drei Schritte näherte. Wohl eine schwierige Kindheit. Wo die denn wohnen mögen, wenn sie hier sind?

Das Gerede hielt sich und es dauerte nicht lange, bis es auch die Mauern des Herrenhauses mit der Nummer 12 durchdrungen hatte. Die schweren Vorhänge immer noch vor die Fenster gezogen drang niemals ein Laut nach außen zurück, die leuchtenden Kinderaugen hinter den Fensterscheiben sah niemand. Die plattgedrückten Nasen hinterließen Schmieren, wenn man fürchtete, erwischt zu werden doch es passierte selten, dass einen das eigene Kindermädchen an die Eltern auslieferte. Die Arme hatte es sowieso schon schwer genug gehabt. Nicht mehr ganz jung mit ihren 57 Jahren, war Elisa wohl die vierte Kinderfrau gewesen, die man für die Erziehung und Beaufsichtigung der Nachzucht angestellt hatte. Ein hoffnungsloser Fall wie man es auch drehte und wendete. Sie waren ihr immer wieder entschlüpft, hatten sich im Park herum getrollt oder waren die Bürgersteige auf und ab gehüpft. Und als Mister Black eines Tages seine jüngste Tochter draußen aufgelesen hatte, umringt von plapperndem Abschaum, hatte er die arme Elisa schließlich gänzlich aus dem Haus geworfen.
 

Die Black´sche Familie war gewachsen. Der Älteste, der Sohn vom baldigen Oberhaupt, zählte inzwischen 15 stolze Jahre, er hatte mit dem Eintreffen seines Hogwartsbriefes die kindischen Spielereien aufgegeben. Das gehörte sich so für den Anführer der neuen Generation.

Doch leider wirkte er gerade in dieser Rolle etwas überfordert.

Arcturus schüttelte den Kopf, zog die Unterlippe kritisch nach oben und bedachte seine Verwandschaft mit einem recht übellaunigen Blick. Sie waren allesamt einfach nur schrecklich unerzogen. Oder einfach nur zu klein. Zu klein um den Anweisungen von ihm zu folgen, die er einige Male durch den Raum gebrüllt hatte. Interessierte sie nicht wirklich. In diesem Haus gab es sowieso nur wenig Spielzeug, und damit dann eine ganze Meute an Kindern versorgen und beschäftigen zu wollen, grenzte an ein Wunder. Da war es klar seine Aufgabe gewesen, dafür zu sorgen, dass man das Kindergeschrei und den Raufereilärm nicht bis in den Salon hörte, auch wenn die mächtig dicke Eichentür nach dort geschlossen war. Der Nebenraum war klein und muffig und Arcturus glaubte sogar daran, dass in den dicken, weinroten Vorhängen, die Doxies ihre Freude hatten. Viel Mobiliar gab es nicht. Der grässlich geblümte Teppich passte nicht ganz zu den für die Zeit neumodischen Holzvitrinen, die eine komplette Wand bedeckten. Der Kamin gegenüber war abgeklemmt worden – nachdem sich sein Onkel und Namensgeber im Alter von vier Jahren die Schulter verbrannt hatte – und sonst schmückten den Raum eigentlich nur noch die hässlichen Gemälde und der wunderbar gearbeitete Stammbaum der Familie Black. Vaters Arbeitszimmer war in den letzten zehn Jahren ins obere Stockwerk verlegt worden, damit dieser Raum hier dazu dienen konnte, die Sprößlinge während wichtigen Familiensitzungen an einem Ort zu wissen. Abgeschottet vom Geschehen, aber dennoch nahe genug, um eingreifen zu können.

Eigentlich genoss Arcturus seine Ferien daheim immer. Sie boten immer interessante Neuigkeiten und die Zauber, die sein Vater ihm beibrachte, wenn Mum mal nicht hinsah waren wirklich die lange Fahrt wert. Arcturus Black fühlte sich vollkommen erwachsen – allerdings sehr überfordert mit seiner plötzlichen Rolle als Aufsichtsperson sämtlicher Nachzöglinge des Blackclans. Nun gut. Nicht allen Zöglingen. Er sollte froh darum sein, sich nicht auch noch um die Babys seiner Tanten kümmern zu dürfen – von den Tanten bekam er auch keine Hilfe. Die Erwachsenen waren beschäftigt. Hoffentlich beschäftigt genug, um den Lärm zu überhören, der unter dem Türschlitz in den Salon drang.
 

Pollux rannte kreischend an ihm vorbei, die Arme ausgebreitet, als sei er eines dieser lächerlichen Muggelflugzeuge. Die einst hellen Babyhaare waren dunkelbraunen Locken gewichen, die ihm die Sicht auf sein Umfeld immer wieder streitig machten. Seine Cousine Callidora krabbelte hinter ihm her. Ihr helles Kinderlachen tat Arcturus in den Ohren weh. Schnell hatte er die Hand ausgestreckt und den vierjährigen Cousin am Kragen festgehalten, sodass dieser ersteinmal husten musste, da ihm der Stoff die Luft abschnitt. Das Kreischen erstarb mit diesem Husten und Röcheln. Dennoch war der Lärmpegel nur um wenige Faktoren gesunken. Pollux einjährige Schwester Cassiopeia zappelte kreischend in den Armen von Lycoris, die lauthals meckernd versuchte, das Mädchen daran zu hindern, ihr sämtliche Haare auszureisen.

Regulus drückte sich währenddessen die Wange an der Eichentür platt, versuchte jeden noch so kleinen Wortfetzen aus dem Salon zu erlauschen – ein unmögliches Unterfangen bei dem Chaos, welches hier drinnen tobte. Und dem zehnjährigen wäre die Tür beinahe gegen die Stirn gekracht, als diese sich ohne Vorwarnung öffnete. War eben doch nicht so gut zum Lauschen geeignet.

Er stolperte rückwärts, stieß gegen seinen Bruder, der sich, immer noch Pollux am Kragen haltend, umdrehte und zerknirscht den wütend funkelnden Augen seines Vaters begegnete. Lycoris hatte sich sofort vom Boden erhoben und versuchte, der nun der immer schriller kreischenden Cassiopeia den Mund zuzuhalten.

Ihr Vater war allein von seiner Statur her Furcht einflößend – doch die gegebene Situation, mit der er sich befassen musste, spiegelte sich in dem Zorn in seinen Augen, sodass seine Kinder sofort begriffen, dass er heute keinen Funken Spaß verstehen würde. Das breite Kreuz, die starken Nackenmuskeln und eine Körpergröße von mindestens ein Meter und achtundachtzig, machte aus dem einst so niedlichen, zerbrechlichen Baby von Ursula Black einen wahren Erben der Black´schen Familie. Seine Augen, sonst eigentlich immer sehr gnädig strahlend, glichen heute dem typischen Ausdruck von seinem Vater. Er war der Erstgeborene, der Haupterbe, der Älteste von fünf Geschwistern. Und er duldete keine Störungen.

„Habe ich nicht gesagt ihr sollt ruhig sein?!“, donnerte Sirius Black in das provisorische Kinderzimmer hinein. Schreckte Callidora so zusammen, dass das Mädchen in ein heilloses Schluchzen ausbrach, weswegen sich Lycoris nicht entscheiden konnte, um welches der Mädchen sie sich zuerst kümmern sollte. Arcturus schluckte, schob Regulus hinter sich, ihn dem bibbernden Pollux hindrückend, und trat seinem Vater entgegen.

„Dürfte ich zaubern Vater, dann wäre das alles kein Problem“, murmelte er und Sirius machte eine einzige Handbewegung. Mir egal, sollte das heißen. Mir egal, mach einfach nur etwas dagegen. Mach, dass sie ruhig sind.

Die gängige Kindererziehung im Hause Black. Wenn die kurze Geduldsspanne zu Ende war, dann mussten eben andere Mittel helfen und das war in diesem Haushalt nun einmal möglich mit dem Mittel der Zauberei. Meist auch ungefährlich für die Kinder. Meistens.
 

Sirius schloss die Tür.

Der Salon hatte sich in den letzten 39 Jahren nicht viel verändert. Zwar waren die grässlichen Sessel ausgetauscht worden, verschiedene Sitzgelegenheiten bot der Raum nun an, aber die Fenster waren immer noch mit den dicken Vorhängen eingerahmt. Der Teetisch war einem größeren Tisch gewichen, mit genug Platz für das aufgetragene Gebäck und die Möglichkeit, dass alle Mitglieder der Familie daran sitzen konnten. Vom dunklen Parkett hatte man sich nicht trennen können und auch die alte Standuhr, die so manchem Bewohner nachts den Schlaf raubte, stand immernoch in der Ecke, tickte vor sich hin – ein Ticken, welches in diesem Moment vollkommen unterging.

„Ich wusste schon immer, dass deine Erziehung nur in schiefen Bahnen enden würde meine Liebe“, schnarrte Elladora, und Ursula erinnerte sich nur zu genau an den Tag, als man Isla aus der Familie gebrannt hatte. Auch damals konnte dieses Weib einfach so ihren Tee schlürfen, gemütlich im Sessel sitzend, den selben Hut wie damals auf dem Schoß liegend. Sie wies auf ihre rechte Seite, wo ein junger Mann auf der Seitenlehne des nächsten Sessel saß, Hand in Hand mit seiner im Sessel zurück gelehnten Frau, welche den neusten Familienzuwachs auf dem freien Arm hatte.

„Cygnus ist so ein prächtiger Mann geworden! Unter meinem Dach, meine verehrte Schwägerin!“

Cygnus Black warf seiner Tante ein weiches Lächeln zu. Er war in ihrem Haus aufgewachsen, nachdem seine Mutter mit seinen anderen vier Geschwistern schon am Rande eines Nervenzusammenbruches gestanden hatte. Nach seinem aufgeweckten, älteren Bruder Arcturus und der so stürmischen Belvina war seine Mutter nicht mehr in der Lage gewesen, sich auch noch der Erziehung ihres Jüngsten anzunehmen. Und Ellidora konnte recht stolz auf das Ergebnis ihrer Mühen sein, auch wenn der Bub wahrlich nicht immer leicht zu handhaben gewesen war. Und sehe man sich doch erst seine bezaubernden Kinder an, allesamt prächtige Zöglinge. Drei wertwolle Mitglieder. Jawohl. Auf dem kleinen Marius lag in den letzten Tagen die gesamte Aufmerksamkeit seiner Großtante, war er doch gerade zwei Wochen alt. Ein süßer Fratz.

„Aber Sirius -“

„Sirius Werdegang hast du doch nur deinem Mann zu verdanken! Und als Phineas dann in Hogwarts Schulleiter wurde hast du alles schleifen lassen – sieh dir doch an, was daraus geworden ist!“

Die Augen aller versammelten im Raum glitten zu dem kleinen Sofa hinüber, auf dem Ursula Black jetzt immer mehr zusammen schrumpfte. 63 Jahre war sie nun alt. Ihre faltige Hand hatte sich um die ihres zweiten Sohnes gelegt, der mit sturem Blick neben ihr saß und seiner Verwandschaft mit allem nötigen Trotz die Stirn bot.

„Dann ist es doch Vaters Schuld.“

„Unterstehst du dich so -“

„Was du dir erlaubst Phineas!“, beteiligte sich zum ersten Mal das derzeitige Oberhaupt an dieser Sitzung. Phineas Nigellus Black hatte bald die 70 erreicht, die Jahre im Schulleiterbüro von Hogwarts hatten seinen Nerven nicht gerade gut getan und so waren seine schwarzen Haare vollends ergraut. Wie damals hatte er seinen Platz am Fenster eingenommen, stand somit im Rücken der meisten Anwesenden. Doch nur seine Stimme war dazu nötig, allen Einhalt zu gebieten. Da saß er also. Sein Sohn. Sein zweiter Erbe. Sein Sohn, der seinen Namen trug und funkelte ihn aus Augen an, die vor Abscheu nur so glühten.

Marius hatte leise angefangen zu wimmern, weshalb Violetta ihre Hand aus der ihres Mannes zurück zog, um aufzustehen. Ihren kleinen Sohn wiegend schritt sie zur Seite weg, gesellte sich zu Lysandra, die sich bereits seit Beginn der Diskussion aus dem Kreis zurück gezogen hatte. Im Gegensatz zu Marius schlief ihre Cedrella tief und fest, das Köpfchen an Mutters Brust gebettet. Beider Zukunft lag noch weit entfernt, bis jetzt genossen beide noch den Schutz und die Liebe ihrer Mütter, die zwar mit ihren älteren Gschwistern ebenso zu schaffen hatten, aber dennoch genug Liebe für alle aufbrachten. Eine im Hause Black höchst seltene Fügung. Das würde sich vermutlich noch ändern, wenn die Kinder erstmal die grobe Erziehung genossen haben. Dann würde man mit ihnen ins Detail gehen und dieses Schleifen zum Diamanten würde eine lange, sehr strenge Phase andauern. Dann wäre es vorbei mit dem liebevollen und zärtlichen Umgang. Etwas, was Ursula unfreiwillig hatte lernen müssen. Als Frau des Oberhauptes hatte sie in der Pflicht gestanden, ihm die Erben zu gebären und sie nach seinen Vorstellungen zu erziehen. Doch sie hatte versucht, zu jedem ihrer Kinder die Bindung zu bewahren, ihnen Liebe und Schutz zu geben, selbst in den späteren Jahren. Sie hatte sich damit übernommen. Übernommen damit, zwischen den Stühlen zu sitzen, von Verpflichtung und Wille. Als sie ihren kleinen Cygnus schließlich in Elladoras Obhut hatte geben müssen, war Ursula in ihrer angeschlagenen Haltung noch mehr zusammengebrochen. Nicht einmal ihr Liebling hatte ihr helfen können. Selbst jetzt konnte er es nicht. Sie gegen die Angriffe seitens seiner Tante zu schützen war für ihn nun mehr unmöglich. Er stand selbst im Mittelpunkt der Angriffe. Es ging hier um ihn. Um seine Entscheidung. Seine Handlung. Seinen Weg. Und dafür gaben sie allein seiner Mutter die Schuld.

Phineas Black – der zweite - drückte sanft die Hand seiner Mutter. Seine dunklen Augen musterten alle in der Verwandtschaft. Sein Blick blieb an Sirius hängen. Seinem großen Bruder. Er hatte alle Wünsche von ihrem Vater erfüllt, er war der perfekte Sohn. Er war das, was Phineas niemals sein würde. Vielleicht war es ihm deshalb so leicht gefallen, diesen Weg zu beschreiten, einfach weil er anders als sein Bruder sein wollte. Er wollte auf eine andere weise perfekt sein. Für jemand anderen.

„Ich hab mir erlaubt zu denken Vater! Diese Familie lehnt sich doch nur an ein Faktum, das sowieso nie die Jahre überdauern wird“, hielt er stand, rutschte allerdings bis auf die Kante des Sofas vor, „Was sind wir denn besseres? Nur weil wir mit einem Stück Holz Menschen leiden lassen oder töten können? Wir könnten ihnen soviel helfen.“

„Wir sind zu höherem bestimmt worden – das wollte man uns durch unsere Geburt sagen“, warf Arcturus dazwischen und wütend stemmte sich Phineas in die Höhe: „HÖHEREM?!“

Mit zwei Schritten war er am freien Sessel von Violetta vorbei, ignorierte Elladoras Protest und baute sich vor seinem im Raum stehenden Bruder auf. Arcturus unterschied sich in vielerlei Hinsicht vom Rest der Familie. Die blonden Haare zeigten keine Anzeichen der typischen Black´schen Locken und die grünen Augen wirkten in dieser Runde von braun und grau, vollkommen fehl. Die Hand schloss sich um seinen Kragen, sodass er selbst die Hände auf die Schultern seines Bruders legen musste. Lysandra hatte aufgehört Cedrella zu schaukeln, hielt sich eine Hand erschrocken vor den Mund.

„Du bist nichts weiter als zu verachtender Abschaum Arc! Ist dir ein Leben so wenig wert?“ - „Du weißt doch gar nicht was du da tust!“ - „Mehr als du!“

Und noch ehe ihr Vater seinen Stab hatte ziehen können, um seinem widerspenstigen Sohn die Manieren zu lesen, hatte Sirius schon den älteren der Beiden gepackt und ihn zu Boden geworfen. Das Gemurmel der übrigen Verwandten setzte sofort ein – Marius hatte im Arm seiner Mutter angefangen zu jammern. Sirius blickte erhaben auf ihn hinab. Das war nicht mehr sein Bruder.

„Geh zu deinen Muggeln – geh und versteck dich. Ich werde dich suchen und wenn ich dich finde, du elender Blutsverräter, dann wirst du sehen, was es bedeutet, sich das Hause Black zum Feind zu machen“, sprach er ganz leise und vollkommen ernst die Morddrohung gegen sein eigenes Blut aus. Phineas blieb liegen. Er hörte das Blut in seinen Ohren rauschen, sein Arm schmerzte vom Aufprall und er konnte aus diesem Winkel das Zucken von Arcturus Hand sehen, seine zitternden Finger konnte er vor ihm nicht verbergen.

„Warum die Mühe Sirius?“

Ein Leben voller Angst und der ständigen Flucht vor seinem wahnsinnig gewordenen Bruder war nicht das, was Phineas führen wollte. Er liebte seine Familie. Jeden einzelnen, sogar die schreckliche Ellidora. Aber sie vertraten Ansichten, die er einfach nicht teilen konnte. Und als er sich dann durch seinen Posten im Ministerium für die Schutzrechte von Muggeln eingesetzt hatte, da war es zu einem unsichtbaren Bruch gekommen. Niemand verriet ungestört die Einstellungen der Familie, sie lebten für ihr Blut. Es zu erhalten war die größtmögliche Ehre. Und das höchste Ziel. Ein verdorbener Ast am Baum könnte ihn infizieren, könnte ihn zu Fall bringen. Besser war es da, die Äste sofort vom Baum zu schneiden.

„Nenn es Bruderliebe.“

Phineas rappelte sich auf, kam auf die Knie und musste das Kinn anheben, so unterwürfig es auch aussehen mochte. Im Moment war er immer noch die Bedrohung. Er kannte diesen Satz. Als Kinder hatten sie manchmal im Park gespielt und wenn ihre Kindermädchen sie erwischt hatten, so hatte sich Sirius immer schützend vor die Jüngeren gestellt, hatte die Strafen des Vaters auf sich genommen und war meist mit einem blauen Auge ins Kinderzimmer zurückgekehrt.

Er sah sich die Tür zu seinem Zimmer öffnen, die unschuldigen Kinderaugen fixierten sofort das Bett, wo sich der Älteste zusammengerollt hatte. Vor lauter Schmerzen die Beine so nah wie möglich an die Brust gezogen, die Decke nur bedürftig über den Körper ausgebreitet. Es war nicht nur ein blauer Fleck am Auge. Die Rippengegend war blau, seine Oberarme zierten kleine, blaue Flecken, angeordnet nach der Reihe der Finger. Das Atmen fiel ihm schwer und sobald er Phineas in der Tür stehen sah, winkte er ihn nur zögerlich zu sich her.

„Sag Arc, dass er die Tür heute nicht zuschließen braucht“, flüsterte Sirius ihm zu, sobald sich sein kleiner Bruder vor ihm auf den Boden gekniet hatte, „Sagst du ihm das?“

Phineas nickte nur. Seine Finger hatte er schon ausgestreckt, berührte das blau auf Sirius hohen Wangenknochen.

Aber jetzt hatte Sirius keine Wunden, er war nicht mehr klein und nicht mehr das Schutzschild seiner Geschwister. Sie waren erwachsen und nun war es Zeit, andere Wege zu gehen. Der Ast musste fallen.

„Nur einmal – das nächste Mal wird es anders enden Phineas“, gab Sirius deutlich zu verstehen und Phineas presste die Lippen aufeinander. Die schwarzen Locken flogen herum, wie er sich drehte, seine Familie ins Auge fasste. Seine Mutter weinte stumme Tränen, sein Vater sah wieder aus dem Fenster, Arcturus hielt inzwischen Lysandra im Arm und Phineas musste erkennen, dass niemand für ihn eintreten würde.

Wortlos kam er auf die Füße, klopfte sich den Stoff über den Knien ab.

„Dann sehen wir uns in der Hölle wieder.“
 

Seine Finger hatte er schon ausgestreckt, berührte das Blau auf Sirius hohen Wangenknochen. Er zuckte nicht einmal zurück. Dafür trat ein leichtes Lächeln auf seine Lippen, wie Phineas den Mund auf und zu machte, nicht wissend, was er denn sagen sollte.

„Wenn ich wieder in der Schule bin, musst du auf Arc aufpassen Phin, machst du das?“

Wieder nickte Phineas, nahm den Saum der Decke und zog sie über dem Körper seines großen Bruders zu Recht. Sirius schloss die Augen, kuschelte sich etwas mehr in die jetzige Wärme hinein. Heute Nacht würde er wohl schlecht träumen.

Phineas schaltete das Licht aus und wollte die Tür schließen, als er inne hielt.

„Warum machst du das Siri?“, flüsterte der Kleine in das dunkle Zimmer seines Bruders hinein, wartete und wollte schon gehen da keine Antwort kam. Doch ...

„Nenn es Bruderliebe.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lexion
2012-11-27T19:24:33+00:00 27.11.2012 20:24
Ich mag Ursula immer mehr..und immer mehr bedaure ich sie! Und Elladora ist wohl das was ich als alte Sabberhexe bezeichnen würde!>.<
Ich mag diesen Rückblick zu den Black Kindern (also wenn Sirius noch Kind ist)...irgendwie niedlich. Vielleicht waren die Bemühungen dann der Mutter doch nicht ganz fruchtlos? Das er dann aber seinen eigen Bruder davonjagt ist schon sehr traurig allerdings nicht überraschend. Sirius (also jetzt der aus dem Buch) und Andromeda (bekommt sie auch noch ein Kap?) erging es nicht soviel besser auch wenn sie freiwillig gingen. Dennoch fand ich es wirklich einen letzten Akt der Bruderliebe als Sirius seinen kleinen Bruder verschonte...mir tun allerdings die Kinder leid. Schon allein die Wahl des Wortes "Nachzucht" sagt welche Rolle sie haben. Die Kindheit scheint mir auch sehr lieblos! Aber vielleicht haben Cygnos Kinder Glück..wenn die Eltern scheinbar mehr Zuneigung zueinander empfinden!^^
Ich freu mich schon auf's nächste Kapitel!!

LG Lex


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