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Gut ist nur ein Wort

wenn Welten sich kreuzen
von

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Erinnerungen

Drei Tage nach dem Probekampf saßen die Schüler beim Abendessen zusammen. Leise drangen ihre Stimmen durch die Tür. Man hörte ein Lachen, einen Zwischenruf und weiteres, lauteres Lachen.

Pain schob die Tür beiseite und trat, gefolgt von den restlichen Mitgliedern Akatsukis, ein. Das Gespräch stoppte und die Gesichter der Schüler wandten sich ihnen zu. Einige blickten erstaunt, andere hatten wohl mit ihnen gerechnet.

„Es ist Zeit für eure erste Mission.“

Augen wurden irritiert aufgerissen und Stäbchen verwundert sinken gelassen.
 

Amaro, der genervt von dem ewigen Kichern und Lachen war, sah Pain direkt an. „Was für eine?“ Seine Stimme war tief, kratzig und ungeduldig.

„Dich, Kamil, Ciel und Ciaran braucht das nur am Rande zu interessieren.“ Pain blieb ruhig, ließ sich nichts anmerken.

Jetzt war es das Tier, das nachfrage. „Und das heißt?“ Sie hatte eine Augenbraue gehoben, ihr Blick war direkt auf Pain gerichtet.

„Es wird keine schwierige Mission werden, aber sie hat seinen Sinn. Ihr vier“, er sah die weiblichen Anderswelter (Amaro konnte es nicht glauben, dass er jetzt auch mit diesen dämlichen Wort anfing) an, „werdet Informationen beschaffen müssen.“

Aha. Sehr interessant. Das Tier schien das ähnlich zu sehen wie er.

„Und das heißt … was?“ Ihre Augenbraue war immer noch oben, aber sie sah deutlich verwirrt und ebenso genervt, aus. „Was müssen wir tun?“

„In Kawa wird es bald ein Treffen von reichen Händlern geben. Sie kommen viel herum, die Wahrscheinlichkeit, dass sie etwas von diesen Anomalien mitbekommen haben ist dementsprechend hoch. Haltet euch dort auf und versucht, etwas heraus zu finden. So viel wie möglich.“

Es folgten weitere Anweisungen, denen Amaro aber nicht wirklich folgte. Es ging nicht um ihn, also brauchte es ihn auch nicht zu interessieren. Er bekam so viel mit, dass sie am übernächsten Abend dort hingehen sollten. Kleidung müssten sie sich selbst besorgen, bekamen aber das Geld dafür von Akatsuki. Natürlich. Keiner von ihnen hatte auch nur eine Münze. Das musste sich noch ändern. Amaro hatte wenig Lust komplett abhängig zu sein. In diesem Punkt war er ganz anderes gewohnt.

Er bekam kaum mit, dass Pain fertig gesprochen hatte und verschwand. Eigentlich erst dann, als Sunny wieder anfing zu sprechen. Konnte sie nicht einmal ihre verdammte Fresse halten?

„Und was sind jetzt die Gründe dafür? Ich meine, das ist Akatsuki. Die kommen doch sicher auch anders an die Informationen.“

„Natürlich“, sagte Feline, „aber ist das nicht offensichtlich?“

„Wieso?“

Feline verdrehte die Augen und Ava übernahm das Sprechen, war aber ebenso genervt. Kein Wunder. Das ging gar nicht anders.

„Sie wollen unsere Nerven testen. Bis jetzt haben wir vier, bis auf Feline, uns nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Nun wollen sie sehen, ob wir zumindest in so einer Situation nicht komplett hilflos in der Gegend herum stehen.“

Nicht gerade mit Ruhm bekleckert fand Amaro gewaltig untertrieben. Ruri tat rein gar nichts, wollte nicht mal etwas tun, und stand bei jedem Training einfach nur dämlich in der Gegend herum, Sunnys Naivität war zum Kotzen dumm und Ava hinkte ihnen immer noch meilenweit nach. Nur das Tier konnte kämpfen, zumindest das hatte sie unter Beweis stellen können.

„Ach“, sagte Sunny und grinste dämlich, „das werden wir schon schaffen.“

Amaro glaubte das nicht. Auch die anderen schienen davon nicht überzeugt. Ciaran sah sie ernst an. „Sunny, selbst wenn ihr wahrscheinlich nicht kämpfen müsst, eine Mission ist das trotzdem. Nimm das bitte ernst.“

„Jaja, das tu ich doch, aber ein wenig Optimismus kann doch nicht schaden.“

Das Tier sah sie wütend an. „Gottverdammte Scheiße! Das hier ist kein Spiel, Sunny. Das solltest du doch endlich mal bemerkt haben. Gerade beim Trainingskampf.“ Sie fauchte leise und Sunny blieb tatsächlich stumm, blickte nur aus großen Augen zu Feline herüber.

„Ist ja gut.“ Sie sah zu Boden. „Ich pass ja auf.“

Dazu sagte niemand mehr etwas und Amaro war froh darüber. Diese dumme Göre kotzte ihn einfach an. Da musste er sich nicht weiter mit ihr beschäftigen.
 

Es war spät geworden, als Amaro wieder in seinem Zimmer war, auf dem Futon lag und gegen die Decke starrte. Eine Hand umklammerte den Dosenring. Er stammte von einer Coladose, das wusste er noch. Würde es wohl nie vergessen. Die Erinnerungen daran waren einfach zu
 

schmerzhaft

einprägsam gewesen, als das er das konnte. Sie hatte nur noch Cola trinken wollen, wenn sie einmal groß war, aber daraus war nie etwas geworden. Es würde auch nie etwas daraus werden.

Amaro schloss seine Augen, versuchte, an etwas anderes zu denken und ließ den Dosenring los. Es hatte keinen Sinn mehr, sich darüber Gedanken zu machen. Es hatte keinen Sinn mehr, sich darüber Gedanken zu machen. Es hatte keinen Sinn mehr ...

„Scheiße“, sagte er leise und musste gegen den Drang ankämpfen, irgendetwas zu zerstören. Das würden die anderen merken und er hatte keine Lust, sich dafür zu rechtfertigen. Darüber mit diesen Idioten zu sprechen. Und sie würden garantiert wissen wollen, warum er irgendeinen beschissenen Tisch zerstört hatte. Sie hatten die nervige Angewohnheit, sich in Dinge einzumischen, die sie nichts angingen.
 

Es dauerte lange, bis er eingeschlafen war und als er es letztendlich getan hatte, wurde er in seinem Traum von Estella und dem Dosenring besucht.
 

Auch am vierten Tag nach dem Probekampf regnete es. Die Wolken hingen immer noch schwer und dunkel am Himmel und der Wind nahm stetig zu. Schönes und warmes Wasser sah anders aus, aber es passte zu der Stimmung die sich ausgebreitet hatte.

Es war Feline, die Kamil als erstes an diesem Tag begegnete. Sie saß schon im Aufenthaltsraum, als er herein kam. Sie trug den Rollkragenpullover, den sie auch am ersten Tag hier angehabt hatte.

„Dir ist kalt“, stellte er fest und setzte sich ihr gegenüber hin.

„Ja.“ Sie nickte und fuhr sich durch die Haare. „Und ich mache mir Gedanken um morgen Abend. Ich bin die einzige, die kämpfen kann. Wenn etwas schief geht … ich will nicht wissen, was dann passiert.“ Sie seufzte leise.

Kamil verstand sie. „Behalte die andere im Auge, dann kannst du im Notfall eingreifen, sollte es Probleme geben.“

„Ich hoffe, das werde ich können.“

„Wenn es jemand von euch schafft, dann du.“

Sie lachte trocken auf. „Vielen Dank für das Vertrauen. Ich lasse deinen Kopf auch beim nächsten Mal dran.“

„Wie gütig von dir.“ Er grinste sie freundlich an.

Sie schien noch etwas sagen, doch Ruri kam in den Raum und sie stoppte. „Guten Morgen“, sagte Feline stattdessen, „ich hoffe, ich habe dich die Nacht nicht wach gehalten.“

„Hast du nicht“, antwortete Ruri ruhig, „ich war sowieso wach.“ Sie setzte sich ein wenig entfernt von den Beiden und sah auf den kleinen Tisch, schwieg.

„Darf ich fragen, ob es an der Mission liegt?“, fragte Feline vorsichtig nach.

„Nein.“ Ruri blickte dabei Feline nicht an. Kurz wechselte diese einen Blick mit Kamil, der nur mit den Schultern zuckte. Was sollte er denn noch groß dazu sagen? Er verstand Ruris Ablehnung gegen die Situation nicht vollkommen, aber daran ändern konnte er nichts.

Die Tür öffnete sich erneut und Hidan kam in den Raum hinein. Ruri wandte demonstrativ den Kopf ab, während Feline und Kamil ihn grüßten. Er grüßte zurück und sah dann Feline an. „Komm mal mit. Ich will dich etwas fragen.“

Sie hob eine Augenbraue, folgte ihm aber aus dem Raum. „Klar, um was geht es?“

„Ein wenig Geduld könnte dir nicht schaden“, gab er zurück, „oder hast du vor, einen Club mit Kakuzu zu gründen.“

Feline grinste sogar ein wenig. „Wäre vielleicht eine Überlegung wert.“ Dann waren sie aus dem Raum verschwunden und Ruri starrte den Beiden ungläubig nach.

„Wie könnt ihr das nur?“, fragte sie nach einiger Zeit leise nach. „Wie könnt ihr nur so tun, als wäre das alles hier normal?“

Kamil sah sie einen Moment an, bevor anfing zu sprechen. Er wusste, dass Ruri mit seiner Antwort nicht zufrieden sein würde.

„Das Leben hier ist anders als dort, wo du herkommst.“ Sein Blick war ernst. „Zumal ich wieder zurück muss, egal, was das bedeutet.“

Ruri reagierte wie erwartet. „Aber sie haben Spaß daran zu töten. Wie kannst du das gutheißen?“

„Ich heiße das nicht gut, aber ich akzeptiere es.“

„Das kommt auf das Selbe heraus.“

„Tut es das? Ich habe Kinder verhungern sehen und musste es akzeptieren. Es gibt Dinge, die kann man nicht verhindern, nicht ändern, vor allem dann nicht, wenn man selbst überleben will. Es muss.“

Er bemerkte, dass sie ihre Augen aufriss und sich ans Herz fasste. Dann aber wurde ihr Blick ruhig. Beinahe abwesend. Kamil sah sie an, nahm seinen Blick nicht von ihr weg. Er wollte wissen, was sie darauf antwortete, aber sie schwieg. Also sprach er nach Minuten des Schweigens weiter. „Akatsuki mag grausam sein, aber sie tun das, weil es hier ihr Leben ist. Weil sie es tun müssen, wenn sie leben wollen.“ Und er selbst wollte – nein – musste es auch. Zumindest noch so lange, bis er wieder zurück konnte. Bis er wieder bei Uzuri war.

„Warum willst du das?“, fragte Ruri dann plötzlich. „Zurückkommen, wenn du doch an einem Ort lebst, wo so oft Kinder verhungern?“

Kamil seufzte leise. „Es gibt etwas, was ich noch erledigen muss.“ Und er hatte nicht mehr viel Zeit dafür. Es konnte jeden Tag zu spät sein. „Es gibt Leute, die auf mich warten.“

Sie senkte den Blick. Wirkte betrübt, beinahe traurig, als ob man sie an etwas erinnert hätte, an das sie nicht erinnert werden wollte.

„Verstehe.“ Langsam stand Ruri auf. „Ich will alleine sein.“ Und mit diesen Worten war sie aus dem Raum verschwunden. Nach draußen.

Kamil kam nicht dazu, noch etwas zu antworten, sah ihr aber einige Zeit nach. Er fragte sich, was mit ihr los war. Von ihnen allen hatte sie die meisten Anpassungsschwierigkeiten. Gut, Sunny war naiv, aber sie würde sich nicht töten lassen, sollte es zu einem Kampf kommen. Bei Ruri war er sich da nicht sicher. Er hoffte wirklich für sie, dass die Mission glimpflich verlaufen würde. An sich war kein Kampf geplant, aber sicher sein konnten sie sich da nicht sein. Menschen waren unberechenbar und Pläne konnten durchkreuzt werden.
 

Das Gespräch mit Ruri hatte Kamil erinnert. An Dajan. An Uzuri und an den Grund, warum er vielleicht keine Zeit mehr hatte. An sich lag ihm nicht viel an Kenia, schon gar nicht an Nairobi oder Kibera, aber an den Personen, die dort lebten. Er konnte sie einfach nicht alle im Stich lassen, das war unmöglich. Er hatte Uzuri schon einmal im Stich gelassen, sie jetzt ganz zu verlassen wäre noch unverzeihlicher.

„Kamil? Alles in Ordnung?“ Feline war wieder in den Raum gekommen und sah ihn besorgt an. Er hatte sie gar nicht kommen hören und obwohl sie sehr leise lief, war es ungewöhnlich für ihn, es nicht getan zu haben.

„Ja, ich habe nur nachgedacht.“

Feline fragte nicht nach, blickte stattdessen selbst ins Leere, und Kamil war es recht. Er hatte keine Lust, darüber zu reden.
 

Draußen heulte der Wind um das Ryokan und die Zeit für Sunny verstrich.



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