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Janosch

von

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Der Zauberer der Lotosblüte

„Warum wainst du?“
 

Kleine Staubwolken beschrieben die Spur, der Albus entlang rannte. Wie kleine Schaufeln warfen die Krallen des Austroraptoren den Sand der Steppe in die Luft. Anfangs waren es noch kleine Wölkchen, die immer größer wurden, weil der Bewuchs der Landschaft langsam nachließ und sich das Landschaftsbild zu einer Wüste wandelte. Dieser Wandel stammte nicht aus Janoschs Fantasiewelt, tatsächlich wurde die steppenähnliche Gegend an dieser Stelle viel sandiger.

Auf einmal blieb Albus jedoch stehen. Hastig stemmte er seine Beine in den Sand, um seinen großen Körper noch zum Stehen zu bekommen.

„Woah! Albus? Was, was, was ist loooos?“, fragte Janosch überrascht, der über die roten Fasern seines treuen Begleiters strich.

„Ritter Janosch! Schaut!“

„BOOOOOAH!“ Vor dem Ritter und seinem Dinosaurier erstreckte sich eine gewaltige Sandgrube. Die gelben Sandhänge waren sehr steil und boten wenig Halt. Dafür präsentierte sich auf dem Grund der Grube ein schöner, großer und vor allem natürlicher Sandkasten, von dessen Sandqualitäten jeder Spielplatz nur träumen konnte. Selbst ein üppiges Gebüsch, mit einigen Bäumen, wuchs dort unten. Der Anblick der großen Grube gefiel Janosch so gut, dass er sie ohne Veränderungen einfach in seine Fantasiewelt importierte. Obwohl der kleine Ritter sonst sehr mutig war, traute er sich nicht in die Grube hinabzusteigen. Liebend gerne wollte er auf ihren Grund eine kleine Burg bauen. Dann fiel ihm jedoch wieder seine Mission ein und damit ein guter Grund sich vor dem Abstieg zu drücken. Schnell kuschelte er mit seinem Stofftier, ehe dieses wieder zu seinem treuen Gefährten wurde.

„Albus! Wir dürfän nicht wartn! Wir, wir müssn doch die Dinos rättän!“

„Verzeiht!“ Sofort legte sich der Austroraptor vor Janosch nieder, damit der heldenhafte Ritter problemlos aufsteigen konnte.

„Hüüü!“, spornte dieser seinen Gesellen an, der sich auch unverzüglich in Bewegung setzte. Das meisterliche Duo entfernte sich rapide von der Sandgrube und so nahm auch der Bewuchs wieder zu, blieb jedoch – scheinbar – verdorrt.

Langsam kam Albus den Sauropoden näher. Auch ihre Verfolger waren nun deutlich zu sehen, welche bereits die Jagd eröffnet hatten.

„SCHNÄÄÄÄLLAAAH!“, rief Janosch und zog sofort sein Schwert aus der Schwertscheide. Für einen Moment hielt er die glänzende, goldene Klinge in das Sonnenlicht, ehe er seine Waffe senkte und flach über Albus Oberschenkel hielt. „Albus! Was, was für Dinos sind das?“

„Die Langhalsigen sind Diplodocus, die anderen Sinraptor.“

„BOAH! Aba, aba, aba ALBUS! Du, du phist auch ein Raptor.“

„Ja. Aber die tun' nur so!“

„WIE FIEHS!“ Janosch mochte Lügner nicht und die Sinraptoren logen, indem sie sich als Raptoren ausgaben. Angesäuert umklammerte der Ritter den Griff seines Schwertes noch fester. Absichtlich hielt er sein Schwert gesenkt, damit sein erster Streich richtig sitzen würde. Langsam näherten sie sich dem ersten Sinraptor, welcher ein gutes Stück länger als Albus war. Doch das hielt den Austroraptor nicht auf. Ganz im Gegenteil. Problemlos schloss er auf und näherte sich dem Dinosaurier. Die Geschwindigkeiten waren immens. Dennoch richtete sich Janosch auf und stand aufrecht auf Albus' Rücken.

„HIYAH!“, rief der kleine Ritter und stieß sich von dem Rücken seines Dinosauriers ab. Im hohen Bogen landete er auf dem Rücken des bösartigen Dinosauriers und stieß dabei sein Schwert in dessen Körper. Für einen Vierjährigen wirkte diese Handlung sehr brutal, doch so empfand es Janosch nicht. Wie ein Computerspiel, war seine Fantasie zensiert. Zwar verschwand das Schwert im Rücken des Dinosauriers, doch dieser schrie nicht schmerzerfüllt auf. Er fiel einfach mit der Schnauze voraus, auf den Boden. Während Janosch sein Schwert aus dem Körper zog, floss nicht einmal Blut, oder eine vergleichbare Flüssigkeit. Selbst eine klaffende Wunde blieb aus.

Doch eines hatte der Ritter nicht bedacht. Als die schuppige Echse zu Boden fiel, rutschte sie zwar noch ein gutes Stück, blieb dann jedoch liegen, während ihre Genossen weiterhin die Jagd aufrecht erhielten.

„MANNOO!“, klagte der edle Ritter und sprang von dem Dinosaurier, welcher auf dem Boden lag und die Augen geschlossen hielt. Ob er jetzt schlief, bewusstlos oder gar tot war, spezifizierte Janosch nicht genauer. Der Sinraptor befand sich nun in einem Zustand, in dem er ewig so liegen würde, bis er sich entschließen würde ein guter Dinosaurier zu sein. Durch diesen Entschluss wäre er wieder voll rehabilitiert und könnte sich frei bewegen.

Albus stieß sich gegen den vordersten Sinraptor und brachte diesen damit sogar zu Fall, obwohl der federlose Dinosaurier ein gutes Stück länger und etwas Höher war. Doch der rot gefiederte Dinosaurier war stark und hatte viel mehr Erfahrung als die Angreifer. Wie bei einem Stau fielen die restlichen zwei Sinraptoren über ihre gestürzten Kameraden.

„Du hast eh keine Chance.“ Bei einem Stau waren immer die Letzten die Glücklichsten, das traf auch auf den letzten Sinraptor zu, der in den Stapel seiner Kameraden fiel. Im Gegensatz zu seinen Verbündeten fiel er am Weichesten und war damit der Erste, der sich wieder aufrichtete.

„Und wie kommst du darauf?“, fragte Albus unbeeindruckt und sah seinen schuppigen Cousin fordernd an.

„Wir sind zu Dritt! Und größer.“, erklärte der Sinraptor und fuhr mit seinen roten Füßen durch den Sandboden. In der Zwischenzeit hatten sich auch seine Freunde wieder aufgerichtet und sich neben ihren Gesellen platziert.

„Wenn du jetzt verduftest, verschonen wir dich noch.“, sprach der Mittlere weiter.

„Warum? Weil ihr dann die Diplodoci noch erwischt?“, schlussfolgerte Albus ohne seine Miene zu verziehen. Selbstbewusst und leicht arrogant sah er die größeren Saurier an.

Albus' Auftreten hinterließ bei den drei Sauriern einen bleibenden Eindruck. Um dies jedoch zu überspielen, fingen sie an zu lachen.

„Bist ein schlaues Kerlchen, aber leider immer noch in der Unterzahl.“ Mit einem bedrohlichen Grinsen in ihren Gesichtern kamen die Sinraptoren Albus einen großen Schritt näher, doch dieser blieb immer noch unbeeindruckt stehen. Das Verhalten des Austroraptoren irritiere die Dinosaurier nicht unerheblich, aber ihr Stolz verbot ihnen die Demonstration ihrer Gefühle. Insgeheim hofften sie, dass Albus sich ihrer Drohung beugen würde.

„Was ist nun? Jetzt hau schon ab!“

„Könnt ihr zaubern?“

„Was eine dumme Frage! Natürlich nicht!“, antwortete der mittlere Sinraptor, als ihn plötzlich eine Feuerkugel von hinten traf.

„Argh!“, schrie der Dinosaurier vor Schreck auf und sprang ein gutes Stück nach vorne. Kaum berührten seine Krallen den Boden, drehte sich der Saurier um und erkannte in der Ferne einen Ritter.

„Wer ist das?“, zischte er wütend vor Schmerz.

„Das ist dieser Ritter.“, erklärte der benachbarte Sinraptor, der ängstlich anfing zu zittern.

„Hör auf dir in die Schuppen zu machen!“

„Der edle Ritter Janosch wird euch besiegen.“, mischte nun Albus wieder mit, der trocken seine Widersacher angrinste, welche ihre Köpfe zu ihm drehten.

„Ritter Janosch?“, wiederholte der Mittlere und schüttelte nachdenklich seinen Kopf. „Wer soll das sein?“

„DU KENNST RITTER JANOSCH NICHT?!“, rief der Rechte panisch und fing noch stärker zu zittern an. „Er ist der stärkste Ritter der Welt! Niemand kann ihn besiegen! NIEMAND!“

„Das ist doch Unsinn! Niemand kann so stark sein.“, mit geschärften Blick sah der mittlere Saurier wieder zu Janosch, der immer näher kam. Zum Glück hatte er noch genug Abstand zu dem Trio. „Jeder hat eine Schwäche.“, fügte er noch hinzu.

„Nicht Janosch! Nicht er! Tut mir leid Frank! Ich hau ab.“

„WAS?!“ Bevor der Kopf der Bande seinen Kameraden aufhalten konnte, rannte dieser bereits davon. „DAS GIBT 'S DOCH NICHT!“ Energisch drehte er seinen rundlichen Schädel zu seinem Linken Genossen.

„UND DU?!“ Zu deutlich sah Frank, dass auch dieser sich vor Angst kaum noch halten konnte.

„Ich fasse es nicht!“, wütend stampfte der Sinraptor mit seinem Fuß auf den Erdboden. „Bin ich nur von Feiglingen umgeben? Hau ab! Ich mache diesen möchte gern Helden platt!“ Das lies sich der linke Dinosaurier nicht zweimal sagen. Um jedoch noch ein bisschen Ehre zu wahren, floh er erst, als sein Anführer ihn nicht mehr beachtete.

„Janosch und ich sind ein eingespieltes Team. Im Gegensatz zu deinen Waschlappen von Freunden.“

„Sei still! Das ist ein Kampf zwischen mir und diesem Winzling.“

„Du wirst keine Chance haben.“

„Niemand hat mich je besiegt.“ Ohne sich noch weiterem Spott auszusetzen nahm auch Frank seine Beine in die Hand. Doch im Gegensatz zu seinen Kameraden raste er auf Janosch zu, statt von ihm weg. Dabei legte der Saurier eine erstaunliche Geschwindigkeit vor, die nicht unerheblich aus seiner Wut rührte.

„Graaaaah!“

Dem hochbegabten Ritter entging natürlich nicht, dass der feindliche Dinosaurier auf ihn zu raste. Doch Janosch hatte schon den perfekten Plan. Der magiebegabte Ritter klatschte mit seiner freien Hand an den Griff seines Schwert, welches dadurch kurz rot aufleuchtete. Kaum war das Lichtspiel beendet, streckte Janosch das Schwert, wie eine Armverlängerung, von sich weg und rannte dem Dinosaurier entgegen.
 


 

„Hast dich ja richtig in Schale geworfen, für Janis Planschbecken.“, neckte Helen ihren Mann, der sich extra seine Badehose angezogen hatte. Im Gegensatz zu Janosch wollte dieser nämlich nicht splitternackt im Planschbecken spielen und mit Klamotten auch nicht. Für ihn war es also selbstverständlich, dass er sich extra eine Badehose anzog.

„Ja! Im Schwimmbad trägt man auch eine Badehose.“, erklärte Andreas frech grinsend. „Aber bitte entschuldige mich jetzt. Ich werde schon sehnsüchtig erwartet.“, versicherte Andreas, mit einem wichtigen Blick, ehe er über seinen eigenen Blödsinn lachen musste.

„Dann mal viel Kreativität!“

Andreas tat sich Anfangs immer schwierig mit Janoschs Fantasiewelten. Im Gegensatz zu Helen und Jasmin konnte er nicht problemlos in diese eintauchen. Man musste immer aufpassen, was Janosch gerade sagte und im Namen welcher Person. Wenn Janosch zum Beispiel gerade König spielte und sagte: 'Ich, ich, ich, ich schlaaaag dich jätz zum Rittah!', dann hörte sich das für ihn ungefähr so an: „Edler Ritter! Mit der mir von Gott gegebenen Kraft, schlage ich dich zum Ritter...“ Aber ohne, dass er diese Worte wirklich hörte. Tatsächlich fantasierte sich Janosch seinen Satz lieber so zu recht, weil er wusste, dass ein König anders sprechen würde. Doch damit tat sich Andreas immer schwer. Er musste Janoschs Fantasiewelten für sich interpretieren und vielleicht war der König gerade kein edler Geselle, sondern ein Bösewicht, der eher Etwas sagte wie: „Meine Macht wird dich zerschmettern.“ Jeder sah also seine eigene Fantasiewelt, doch der Professor versuchte immer seine Interpretation dicht an Janoschs Vorstellung seiner Welt zu halten. Aber dies gelang ihm einfach nicht, weil er nicht wusste wie der König wirklich für Janosch sprach. Helen und Jasmin interpretierten Janoschs Fantasiewelten nicht so akribisch, sondern lies sich direkt in die Welten ziehen. Damit sahen sie seine Welten zwar auf eine andere Art, dennoch ermöglichte es ihnen problemlos mit Janosch zu spielen.

Für heute nahm sich Andreas jedoch vor mehr mit Herz, als Verstand zu spielen.

„Ja...“ Als der Familienvater den Garten betrat verstummten seine Worte noch im Mund. Janosch war weg! Wieder ein Mal! Vielleicht hatte er wieder Monster gesehen? Das waren die einzigen Fantasien, die der Rothaarige mit Niemanden teilte. Er erwähnte nicht ein Mal, was die Monster sagten, sprach nicht für sie. Nur stillschweigen. Oft genug animierten sie ihn deswegen zu scheinbar verrücktem Verhalten. Doch Andreas und Helen mussten sich in Verständnis üben. Sie wussten nicht woher diese Kreaturen kamen, die ihr Jüngster immer sah. Aber sie hatten einen Verdacht.
 


 

Kurz bevor der Ritter und der Dinosaurier aufeinander stießen, bremste Janosch ab. Der wertvolle Schub, der dabei entstand nutzt der junge Held natürlich sofort aus. Akrobatisch nutzte er die freigewordene Energie und stieß sich vom Erdboden ab. Wie eine kleine Rakete schoss er dem Sinraptor entgegen. Sein Schwert immer noch angelegt, raste er am Kopf des Sauriers vorbei, doch sein glänzendes Schwert schnitt direkt hindurch. Als wäre der Dinosaurier nur eine Illusion, glitt die Klinge durch dessen Schädel und ging dabei sogar noch in Flammen auf. Der verheerende Angriff war ebenfalls Janoschs Zensur zum Opfer gefallen. Doch den Jungen störte das überhaupt nicht! Leichtfüßig landete er hinter dem Saurier. Durch die enormen Kräfte, die Janosch in seinen Sprung investiert hatte, kniete er sich bei seiner Landung unweigerlich hin, damit die Energie abfließen konnte.

Tatsächlich kniete Janosch auch außerhalb seiner Fantasie. Natürlich stellte der Rothaarige für seine Fantasie gerne einen Großteil der Bewegungen auch im wirklichen Leben nach, einfach weil es für ihn überzeugender war. Um den unsichtbaren Sinraptor wirklich Schaden zu zufügen, musste auch sein Sprung in der Realität großartig sein. Deswegen hatte Janosch, neben viel Anlauf, auch noch eine Menge Konzentration in seinen Sprung gesteckt. Die Mühen machten sich bezahlt, doch bei der Landung kam er Etwas ungünstig auf. Verletzt wurde er dadurch nicht, verlor aber das Gleichgewicht und fiel auf seine Knie.

Bei seiner Landung hatte der Ritter sein Schwert in den Erdboden gestoßen. Jetzt wo seine gewaltige Energie abgeflossen war, griff der kleine Held nach seiner Waffe und zog sie aus dem Erdreich. Langsam schritt er auf den Sinraptor zu, der auf der Seite lag und seinen Kopf schwer zu Janosch hob.

„Bring es zu Ende.“

„Magst du kein netta Dino wärdn?“ Während alle Rollen in Janoschs Fantasiestück fehlerfrei redeten, weil er es für sie so vorsah, manipulierte er die Wahrnehmung seiner eigenen Worte jedoch nicht.

„Niemals!“

„BIST 'N BLÖDI!“ Mit diesen vernichtenden Worten drehte der Unterhosenritter dem Dinosaurier seinen Rücken zu und wollte gerade gehen, als ihm urplötzlich wieder der fleischlose Flugsaurier auffiel, der vorhin vor seinem Fenster saß. Janosch folgte mit seinem Kopf der kreisenden Flugroute des fliegenden Skelettes. Angst hatte er immer noch keine, obwohl das Fossil direkt über ihnen kreiste. Nach einigen Umdrehungen, die Janosch wegen der Flugbahn des Sauriers einlegen musste, taumelte er ein Stück zurück. Diesen Moment der Unachtsamkeit nutzte das fleischlose Tier und landete auf dem Körper von Frank, der sich entsprechend der Regeln von Janoschs Fantasiewelt nicht mehr bewegte.

„Was, was mapfst du daaa?“, fragte Janosch unsicher und sah dem Flugsaurier an.

Doch der Rhamphorhynchus antwortete nicht, stattdessen färbten sich seine Knochen pechschwarz. Vom höchsten Punkt seines Schädels fing die Kreatur an zu schmelzen, wie ein Eis in der Sonne. Die zähflüssige Substanz, aus der der Flugsaurier wohl bestand, tropfte auf den Körper des Sinraptoren und färbte diesen langsam auch schwarz ein.

Ängstlich wich Janosch zurück. Der Flugsaurier schien wohl auch zu den Monster zu gehören. Glücklicherweise hielt Janosch in der Realität noch Albus fest, dadurch konnte er den Austroraptoren direkt zu sich rufen.

„Versuche es erst gar nicht!“, drohte der große, flauschige Raptor und stellte sich schützend vor Janosch. Doch der Prozess lies sich davon nicht beeinflussen. Mittlerweile hatte sich das ganze Skelett aufgelöst und den kompletten Dinosaurier schwarz eingefärbt. Damit war der Vorgang aber nicht abgeschlossen. Der ehemalige Sinraptor legte deutlich an Länge zu und brach kurz darauf die wichtigste Regel von Janoschs Fantasiewelt. Obwohl er besiegt war und sich nicht zum Guten bekehren lies, stand der Dinosaurier auf und öffnete seine bedrohlichen, gelben Augen.

„A-A-Al...Albus...“ Ängstlich starrte Janosch den großen Dinosaurier an und fing deutlich an zu zittern.

„Soll ich jetzt Ang...“ Wie üblich wollte Albus das Monster vertreiben, doch der schwarze Dinosaurier zögerte nicht lange und biss dem kleineren Raptoren in den Hals.

„ALBUS!“, schrie Janosch panisch und lies seinen Freund einfach verschwinden um ihn zu beschützen. Doch dadurch war er dem wilden Saurier schutzlos ausgeliefert.

Die Zähne des Dinosauriers klackten laut, als der Austroraptor zwischen seinen Kiefern plötzlich verschwand. Ohne ein Wort zu sagen drehte er seinen Kopf zu Janosch, der wieder wie eine Salzsäule vor ihm stand. Die Situation schien ausweglos. Sein treuer, starker Beschützer musste sich zurückziehen, seine eigenen Fähigkeiten waren wie erloschen und selbst sein Körper wurde starr. Bedrohlich näherte sich der gewaltige Saurier immer mehr dem Jungen, der zitternd zu der Bestie hoch sah.

„AAAAAAAAAAAAHHHHHHHHH!“, schrie der Rothaarige endlich den Dinosaurier an und riss sich damit aus seiner eigenen Starre. Ohne noch eine weitere Sekunde zu verlieren rannte der kleine Junge vor dem Monstrum davon. Das weckte den Jagdtrieb der gewaltigen Echse, welche ebenfalls sofort die Verfolgung aufnahm. Ihr schwerer Körper lies mit jedem Schritt den Erdboden erzittern, so stark, dass das Fliegengewicht von Janosch immer ein kleines Stück in die Luft katapultiert wurde. Gleichzeitig bekam Janoschs Fantasiewelt Risse. Als würde seine Welt auf Glas projiziert werden, zogen sich große, unspürbare Risse und Sprünge durch den Erdboden und wanderten selbst an den entfernten Bäumen entlang. Mit jedem Auftreten der Kreatur wurden die Sprünge in der Fantasiewelt größer und tiefer. Erste Bäume und Details in der Ferne fingen an wie Kartenhäuser zusammenzubrechen, laut klirrend, wie ein Haufen Scherben.

Obwohl Janosch ein vorbildliches Tempo vorlegte, kam der schwarze Dinosaurier immer näher. Langsam zerfielen auch Elemente vor ihm und vor dem Ritter tat sich ein gewaltiger, schwarzer Graben auf. Der Erdboden seiner Fantasiewelt war einfach zersprungen. Scharfkantige Scherben, die den sandigen Boden zeigten, hingen noch am Rande der schwarzen Schlucht. Panisch drehte sich Janosch von der Schlucht weg. Natürlich war der Dinosaurier schon vor ihm. In seiner Verzweiflung griff der junge Held nach seinem Schwert, doch seine Waffe war verschwunden und er griff einfach ins Nichts. Tränen der Angst stiegen ihm in die Augen und er kauerte sich vor dem Dinosaurier zusammen, der das Schauspiel sichtlich genoss. Janosch bekam keinen Ton mehr aus seinem Mund. Laut weinend zog er seine Knie näher an seinen Körper und vergrub sein Gesicht in diesen. Er wollte es nicht sehen! Doch wie durch Zauberhand sah er sein Umfeld immer noch. Weiße Fliesen fielen wie Regen vom Himmel, doch statt auf dem Boden zu zerbrechen bauten die Kacheln eine Wand um Janosch und den Dinosaurier, senkrecht, als würden sie wirklich auf einem Mauerwerk aufliegen. Das entstandene Gefängnis erinnerte stark an ein Bahnhofsklo, zumal die weißen Kacheln ähnlich verdreckt waren. Das Alles machte Janosch unsagbare Angst, die ihm zu Kopf stieg. Ihm wurde schwindlig, er sah seine Welt nur noch verwackelt, wie ein gestörtes Fernsehbild.
 

„Warum wainst du?“

Panisch hielt Janosch seine Augen geschlossen und versuchte der Stimme ein Gesicht zu zuordnen. Doch er kannte die Stimme nicht. Sie klang freundlich, ein Bisschen piepsig vielleicht, wie seine eigene Stimme.

„Kahnst du nicht redn?“, fragte die Stimme weiter. Janosch merkte deutlich, dass Jemand um ihn herumlief, doch traute er sich immer noch nicht seinen Kopf zu heben.

„Haaaaalloooo? Hast du auch ein Kobf? Du hast da plohs so roht!“

Jetzt musste der rothaarige Junge kichern. Er war schon immer sehr stolz auf seine roten Haare und, dass diese Stimme von seinen Haaren verwirrt war gefiel ihm noch besser.

„Das sint meine Hahrä.“

„Aber die sint ja roht!“

„Naund?“ Wieder konnte sich Janosch sein freudiges Kichern nicht verkneifen, hielt seinen Kopf jedoch weiterhin gesenkt.

„Hast du auch ein Kobf?“ Die Stimme wirkte nun näher als zuvor, scheinbar hatte sie sich vor ihn gesetzt.

„Ja!“

„Wo?“

„Du muhst suchän!“

„Auja!“

Für Janosch wurde das Ganze zu einem Spiel und so hielt er seine Beine nach wie vor fest, jedoch nicht mehr aus Angst, sondern um ein eng geschnürtes Pakt zu sein. Die Stimme schien einige Male um ihn herum zu wandern, ehe sie Janosch leicht an stupste.

„Miep!“, antwortete der Rothaarige und kicherte.

„Möhp!“, erwiderte die Stimme und bedeckte sich kurz mit schweigen, „Warum hast du plohs einä Untahose an?“

„Weil, weil, weil Sommah ist.“

„Cool!“ Wieder setzte sich die Stimme in Bewegung und pikste Janosch nun in die Seite.

„Miep!“

„Möhp! Hap ich dich jätzt einschaltet?“

„Nain! Noch niiicht.“

„Ohhh!“ Ein weiteres Mal setzte sich die Stimme in Bewegung und positionierte sich neu. Geschickt drückte sie ihre Hand durch Janoschs Beine und zwickte ihm in die Nase.

„Miep!“, kicherte Janosch amüsiert und löste seinen Klammergriff, um seine Beine. Dadurch fehlte ihm eine Rückenlehne und er lies sich einfach auf den Erdboden fallen. Seine Beine blieben angewinkelt stehend zurück. Durch das Umlegen konnte er jedoch nicht den Besitzer der Stimme sehen, dieser jedoch ihn.

„Da 's ja dein Kobf!“, freute sich dieser und legte seine Hände auf Janoschs nackten Knie. Danach hob er seinen Kopf über dessen Beine und präsentierte so endlich dem Rothaarigen sein Gesicht.

„Du phist ein Juuuuungäää!“, freute sich Janosch riesig, der seinen Kopf angehoben hatte um in das Gesicht des fremden Kinder zu sehen. Sein Gegenüber schien in seinem Alter zu sein und hatte blonde, ganz glatte Haare. Dabei schienen sich die glatten Haare systematisch zu dickeren Strähnen zusammen zu finden, was aussah, als hätte sich der Blonde so oft die Haare gekemmt, dass der Kamm Furchen in seiner Frisur zurück lies. Die Augenfarbe seines Gegenübers konnte Janosch auf diese Distanz nicht erkennen, konnte aber seine Größe abschätzen. Scheinbar war der fremde Junge ein Stückchen größer, als er. Doch der junge Herr war das schon lange gewöhnt. In seinem alten Kindergarten war er der Kleinste und so war auch Julian größer als er.

„Du auch!“

„Ich wais! Mähtchän sind blööööhd!“, erklärte der Rothaarige kichernd.

„GENAU!“, bestätigte der fremde Junge enthusiastisch und riss dabei begeistert seine Arme hoch.

Janosch war das fremde Kind sofort sympathisch. Mit einem breiten Strahlen im Gesicht wechselte der Kleine von seiner liegenden Position in die Hocke und sprang dann aus dieser, wie ein Frosch, in den Stand.

„BOING!“, rief dieser dabei noch.

„Boah! Du hast ja gah nix an!“

„Doch! Ein Untahoooosä!“, korrigierte Janosch seinen neuen Freund.

„STIMMT!“

Jetzt wo der Blonde das Thema Klamotten ansprach, musterte auch Janosch die Kleidung des Unbekannten. Im Gegensatz zu ihm trug er nämlich ein kurzärmliges Shirt und auch eine kurze Hose, doch barfuß war er auch. Sein Oberteil war sommerlich, hellblau und als Motiv hatte es einen bunten Tukan, der auf einem Ast saß, umgeben von dunkelgrünen Palmenblättern. Die Hose des Jungen betrachtete sich Janosch schon gar nicht mehr. Der bunte Piepmatz gefiel ihm dafür viel zu gut.

„POAH!“, begeistert von dem Motiv fing der Rothaarige an auf der Stelle zu springen. „Der, der, der, der Pfohgel ist cooooooooooooool!“

Der fremde Junge sah Janosch erst skeptisch an, doch sein Blick wandelte sich langsam in Begeisterung und schließlich sprang er synchron zu Janosch.

„Das ist ein Dukahn.“

„Ders fohl bunt!“

„Jaaaa! Ich liepä Dukahnä!“

„ICH JÄTZ AUCH!“, rief Janosch begeistert und sprang gleich noch höher. „Mein, mein, mein Pfreund Albus ist auch...“ Albus! Erst jetzt fiel dem Wildfang auf, dass Albus nicht mehr da war und sein Schwert auch nicht. Außerdem war er gar nicht mehr auf der steppenähnlichen Wiese, diese lag nun vor ihm. Er selbst befand sich am Anfang eines kleinen Trampelpfades, der von grünen Gebüschen und einem Baum umgeben war. Dem Pfad folgend traten wild wuchernde Pflanzen auf das Gelände und am Ende folgte ein kleiner Berg mit Laubbäumen. Der Bewuchs war sehr dicht und so konnte Janosch nicht sehen, wie die Vegetation weiterging. Der fremde Junge musste über den geteerten Weg gekommen sein, der zwischen der vermeintlichen Steppe und den Gebüschen lag.

„Wers Ahlpus?“

„Nein! Albus!“

„Ahlpus!“

„AAAAAAALLLLLBUUUUS!“

„Albus!“

„GENAU!“ Wieder von reiner Begeisterung getrieben, sprang Janosch eifrig auf der Stelle. Doch dann fiel ihm wieder das Fehlen seines Freundes auf.

„Ich, ich, ich bin Rittah! Und, und, und Albus ist mein Dino! Wir rättän immer Dinos und, und, und kämpfän gegen Drachis!“

„COOOL! Ich mag auch ein Rittah sein!“

„Auja! Ich, ich, ich bin ein Dino-Rittah! Und duuu?“

„Ähm...“ Nachdenklich sah der fremde Junge Janosch an und überlegte derweil eifrig über seine Ordenszugehörigkeit. „Ich bin ein Lotos-Rittah!“

„BOAH! Was, was ist ein Lotos?“

„Mein Papii sagt das immah zu mir.“, erklärte der Fremde, dem man seine Unwissenheit deutlich ansah.

„Dann bin ich ein Feuahwährauto-Rittah.“, erklärte Janosch und fing mit dem Lotos-Jungen an zu lachen.

„Das ist coooool!“

„Jaaaa! Dann bin ich das jätz! Aba... ich muss Albus findän.“

„Warum?“

„Weil, weil, weil er mein Pfreund ist und, und ein böhsa Dino hat uns Ankst macht.“, erklärte Janosch traurig.

„Wie schaut Albus aus?“

„Der ist rooot und ein Dino und halt fiel Fedärn.“, erklärte Janosch.

„Ich hälf dir! Wir findän dein Albus!“

„COOOL! DANKEEEE!“, rief Janosch begeistert und umarmte den scheinbar namenlosen Jungen herzlich. Diesen machte die Umarmung nichts aus, ganz im Gegenteil. Freudig kichernd erwiderte er die herzliche Geste, ehe sich die frischgebackenen Freunde wieder trennten. „Aba... Wenn der Dino wida da ist, prauchn wir ein Schwärt!“

„Stimmt! Aba ich kann auch zauban.“, erklärte der Lotos-Ritter.

„ICH AUCH! Aba nur mit Schwärt.“

„Ohhh... Ähm...“ Eifrig sah der blonde Junge in alle Richtungen, um ein geeignetes Schwert zu finden. Die Auswahl an potenziellen Klingen war jedoch nicht sehr gewaltig und nichts überzeugte ihn so wirklich. Doch er wollte seinem neuen Freund unbedingt ein Schwert schenken. Als Lotos-Ritter konnte er ohne eine Waffe zaubern, doch der arme Feuerwehrauto-Ritter wäre vollkommen schutzlos.

Nach längerem Suchaufwand fand der fremde Junge jedoch endlich ein geeignetes Schwert! Auf dem Boden vor einem Baum lag ein relativ gerader Ast. Begeistert hob er ihn auf und brach noch kleinere Ästchen ab, ehe er sich zu Janosch drehte.

„Ich hap ein Schwert!“, rief der Ritter begeistert.

„BOAH! COOOOL!“ Janosch war ebenfalls begeistert! Freudig strahlend überreichte das größere Kind dem halbnackten Kind sein neues Schwert. Dieses wurde von seinem Besitzer bereits mit einem begeisterten Strahlen erwartet. „DANKEEEE!“

„BIITEH!“

„Jätz, jätz brauchst du aba auch ein Schwert!“

„Ich kann doch zauban.“

„Dann prauchst du ein Zaubaschwert... nein! Ein Zaubastap!“

„BOAH! JA!“ Die Idee gefiel dem kleinen Zauberer sehr gut.

Stolz fuchtelte Janosch mit seinem Ast in der Luft herum und versicherte dann: „Ich waiß wo das ist!“

„Wo?“, fragte der fremde Junge, der noch keinen Schimmer hatte, woher Janosch nun einen Zauberstab nehmen würde. Doch der Kleinere hatte schon eine wunderbare Idee, die er sofort in die Tat umsetzte. Zwischen den Büschen und dem Anfang des kleinen Berges wuchsen einige hohe, komplett grüne Pflanzen. Janosch wusste nicht, was für Pflanzen das waren, konnte jedoch ausschließen, dass es Brennnesseln wären. Diese Pflanzen hatten nämlich eine komplett andere Blattform und der Stiel war auch dicker, als bei Brennnesseln. Selbstsicher und gefahrlos pflügte der kleine Junge das größte Exemplar und brachte es sofort zu seinem neuen Freund.

„Hier! Dein Zaubastap!“, kicherte der Unterhosenmatz vergnügt und überreichte das magische Utensil an seinen neuen Besitzer.

„Boah! COOOL!“ Dem blonden Jungen gefiel die Idee sehr gut und so nahm er begeistert sein Pflänzchen entgegen und hielt es in die Luft.

„BLITZ!“, befahl der Zauberer mit kräftiger Stimme, dass sein Befehl noch leise widerhallte. Erwartungsvoll sah der kleine Feuerwehrauto-Ritter in dem Himmel. Dort zog nicht eine einzige Wolke auf, doch der fähige Ritter spürte die Magie, die sich dort oben an einem Punkt sammelte. Nachdem die Konzentration an Magie hoch genug war, schoss ein hellblauer Blitz aus dem wolkenlosen Himmel und schlug punktgenau auf dem geteerten Weg neben den beiden Rittern ein. Kurz hielten Beide inne, als wären sie sich ihres Werkes nicht bewusst. Doch dann fingen sie begeistert an zu hüpfen.

„BOAH! PFOHL COOOOL! DU, DU, DU, DU BIST PFOOOOOOHL STAAARK!“, rief Janosch begeistert.

„JAAA! DEIN ZAUBASTAP IST TOOOOLL!“, rief der fremde Junge. Sprangen die beiden Kleinen anfangs noch alleine, nahmen sie sich nach kurzer Zeit gegenseitig in die Arme und sprangen in dieser Konstellation noch einige Zeit. Doch dann erinnerte Janosch wieder an die dringliche Mission.

„Wir, wir, wir mühssn Albus rättän!“

„Ja! Stimmt! Weist du wo?“

„Mhh...“ Bedachten Schrittes trat der Ritter aus dem Trampelpfad auf den asphaltierten Fußweg. Nachdenklich sah er zu der steppenähnlichen Landschaft und hob langsam sein Schwert, als Verlängerung seines Armes, in eine Richtung. „Ich glaupe... da!“ Zufälligerweise deutete Janosch exakt in die Richtung, aus der er gekommen war. Doch weil er und sein neuer Freund, wieder in einer Fantasie stecken, die eigentlich nur ihre Fähigkeiten betraf, waren es natürlich seine hochrangigen Qualitäten als Feuerwehrauto-Ritter, die ihn zu dieser Erkenntnis trieben.

„Dann los!“, forderte der Blonde und gesellte sich zu seinem Kollegen.

„JA!“
 

Ohne noch mehr Zeit zu verlieren schlug Janosch seine Arme nach hinten und rannte, mit leicht vorgebeugtem Oberkörper, los. Sein Freund stellte sich dabei weniger aerodynamisch an und rannte ohne besondere Haltungen dem Rothaarigen hinterher. Lange dauerte es nicht und magische Steppenbewohner gesellten sich zu den Zweien. Kleine Zwerge, kaum höher als ihre Knie kletterten aus kleinen Löchern und folgten den Rittern. Dabei waren die zipfelmützentragenden Kreaturen sehr schnell und holten die Beiden zügig ein.

„Was, was ist das?“, fragte Janosch überrascht und sah zu seinem Zauberer-Freund, der nicht die selbe Höhe wie Janosch halten konnte.

„Zwärge!“, rief er panisch und schlug mit seinem Zauberstab einen der Miniaturwesen weg. „Die magn nicht, dass wir Alpus findän!“

„BOAH! BLÖHDIS!“, rief Janosch wütend und schlug mit seinem Schwert eine Reihe von Zwergen weg. Doch die bartlosen Kreaturen wurden immer mehr. Wie kleine Armeen krochen sie aus ihren Löchern und versuchten die beiden Helden zu überrennen.

„Wir müssn kämpfän!“, wandte der Zauberer nach einiger Zeit ein. Verzweifelt hatten sie versucht weiter zu rennen, um sich von den Kleinen nicht ausbremsen zu lassen. Mittlerweile waren jedoch so viele Zwerge auf den Schirm getreten, dass man den Boden nicht mehr sehen konnte und ehe man sich versah, versuchten sie schon an den Helden hochzuklettern. Obwohl Janosch einen leichten Hang zum Risiko hatte, sah auch er ein, dass ein Kampf unausweichlich wäre.

„Aba, aba... Wenn wir stehn, dann, dann klättan die auf uns!“, wandte der rothaarige Ritter ein.

„Aber... dann kann ich ein stargn Zauba machen!“, erklärte der Zauberer, der langsam das Tempo nicht mehr halten konnte. Die Lage war verzwickt. Verzweifelt dachte Janosch über eine Lösung nach. Ohne seinen Freund könnte er sich problemlos eine Schneise schlagen, doch dann würde der Zauberer auf der Strecke blieben. Undenkbar! Der edle Rittercodex verbot dies, niemals würde man einen Freund zurücklassen. Als hochrangiger Ritter kannte Janosch den Codex natürlich in und auswendig und beherzigte diesen auch. Sie mussten es also gemeinsam schaffen oder gar nicht.

„Ihhh!“, schrie der Ritter erschrocken, als ein erster Zwerg trotz seines Tempos an ihm hochkletterte. Es blieb ihnen keine Wahl mehr. „Ich, ich, ich mach dir Blatz und, und, und du machst den Zauba!“, befahl Janosch, der unverzüglich abbremste und mit seinem alten Schwert durch die Unmengen von Zwergen fuhr. Die kleinen Kreaturen gewannen ihre Stärke aus ihrer hohen Anzahl und so war es kein Problem sie einzeln, wie Grashalme abzurasieren. Jetzt wo er stand und auch der Zauberer anhielt, fielen die Zwerge in windeseile über sie her.

„Wind...Bind...Kind...Rind...“, murmelte der Blonde die magische Formel seines mächtigen Zaubers und hielt dabei seine Augen geschlossen. Er vertraute auf Janosch, der sich bereits eine Schneise zu dem Zauberer geschlagen hatte.

„Ich, ich, ich beschützäh dich!“, versicherte der Feuerwehrauto-Ritter und rannte im Kreis um den Jungen. Dabei schlug er mit seinem Schwert die Zwergkreaturen weg, die immer wieder versuchten an dem Blond hoch zu klettern.

Für Außenstehende, die kein Teil dieser Fantasiewelt waren, stellten die beiden Jungs ein merkwürdiges Bild da. Während der Größere der Beiden unzusammenhängende Reime aussprach, sprang der Kleinere um ihn herum und schlug mit seinem Ast gegen die niedrig wachsenden Pflanzen. Unschwer zuerkennen war dabei ihre gewaltige Freude, die den beiden Jungen dick in ihr Gesicht geschrieben stand. Obwohl sie sich noch nicht so lange kannten, verstanden sich Janosch und der namenlose Junge sehr gut. Beide schienen auf der selben Wellenlänge zu sein und auch der Namenlose hatte einen Hang zu unüberlegten, spontanen Abenteuern. War er doch mit Janosch mitgegangen, ohne seinen Eltern Bescheid zu geben.

„JÄTZT!“ Endlich hatte der namenlose Zauberer seine magische Formel zu Ende gesprochen und sprang, mit einem großen Schritt, zu Janosch und drückte sich eng an ihn.

„Was, was, was ,was paaaassiert jätzt?“, fragte Janosch aufgeregt und drückte sich auch an den Jungen, der seinen Zauberstab in die Luft hielt.

„NA DAS!“, rief er und ein kleiner Wirbelsturm entstand auf der Spitze seines Stabes. Lange blieb der Wirbel jedoch nicht beschaulich, mit zügigem Tempo wuchs er gegen den Himmel und wurde dabei immer größer. Bald war er so groß, dass er nicht mehr auf der Spitze des Stabes stehen konnte. Wie ein Vorgang fiel der Tornado von dem magischen Utensil und schloss die beiden Helden in seinem Augen ein. Dem Ritter und dem Zauberer ging es dadurch sehr gut, doch die Armee von Zwergen wurden einfach hinfort geblasen, wie die Samen einer Pusteblumen. Unaufhaltsam vergrößerte der magische Wirbelsturm seinen Durchmesser, bis dieser so groß war, dass selbst die beiden Freunden ihn nicht mehr sahen.

„Boah! Du, du, du phist pfohl staaaaarg!“, rief Janosch begeistert und umarmte den Magier begeistert.

„Ohne dich, hab ich das aba nicht schaft!“, versicherte der fremde Junge und umarmte den Ritter mit.
 

„JANOSCH!“

„Janosch?“

„Jaaaa! Das bin, bin, bin iiiich!“, kicherte Janosch noch vergnügt, ehe er realisierte, dass die Stimme zwar sehr vertraut, aber auch leicht wütend war. Sein Vergnügen wich sofort der Angst vor einer Strafe. Todesmutig drehte sich der kleine Ritter zu der Stimme und fand seinen vermissten Partner vor: Albus!

„ALBUS!“ Unverzüglich umarmte der Held seinen riesigen Dinosaurier-Freund, der behutsam seine gefiederten Arme um den Jungen legte.

„U-Uh...“ Ängstlich wich der blonde Junge zurück und fixierte mit unsicherem Blick den gewaltigen, gefiederten Dinosaurier. „D-Das ist...Alpus?“

„JAAA! Aber Albus ist dodaaaal nääätt!“, erklärte Janosch und drehte sich, trotz der Dino-Umarmung, zu seinem neuen Freund.

„Wirklich?“

„Jaaaa! Und das ist mein Paaapiii!“
 

Damit endete die Fantasiewelt. Andreas hatte sich natürlich auf die Suche nach seinem Jüngsten begeben und bei dieser Suche sowohl Albus, als auch Janoschs Schwert gefunden. Nur der Besitzer fehlte, doch diesen konnte der Familienvater schnell finden, nachdem der namenlose Junge den Wirbelsturm sehr laut synchronisierte. Obwohl er sehr froh war seinen Sohn gefunden zu haben, war er doch Etwas sauer auf ihn.

Nachdem er die Umarmung löste und Albus seinem rechtmäßigen Besitzer übergab, sah Andreas zu Janoschs neuem Freund.

„Ich bin Andreas, Janoschs Vater.“

„Du, du, du, musst Albus auch liep haben!“, verlangte Janosch und lief mit seinem Kuscheltier wieder zu dem Jungen zurück. Mit einem fröhlichen Strahlen hielt der Rothaarige den Dinosaurier direkt vor die Nase des Fremden.

„Uh? Okii!“, willigte dieser ein und nahm Albus in den Arm. Nach kurzem Zögern kuschelte er dann richtig mit dem roten Kuscheltier. „ALPUS IST TOOOOOLL!“

„JAAAAAAAA!“, rief Janosch begeistert und fing eifrig an zu hüpfen. Er freute sich sehr, dass der Junge sein liebstes Kuscheltier auch mochte. Das bedeutete nämlich, dass auch Albus ihn mögen würde und das war ihm wichtig, immerhin liebte Janosch sein Dinosaurier.

Nach der Kuschelpartie, bekam der Kleine sein Kuscheltier zurück und daraufhin noch eine weitere Umarmung von dem Größeren.

„Du bist tooooll!“, sagte der Blonde begeistert.

„DU AUCH!“, rief Janosch.

Zwischen den beiden Jungs herrschte keine falsche Scham, jeder gestand seine Gefühl, die der Andere so wieso schon vermutete. Andreas freute sich riesig, dass sein Kleiner bereits nach wenigen Stunden schon einen neuen Freund fand, woher auch immer dieser kam.

„Sag mal, wie heißt du denn eigentlich?“, wollte Andreas wissen, der sich für die Suche nach seinem Sohn ein T-Shirt übergezogen hatte.

„GENAU! Wie heißt dein Name?“

„Lian!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Linchan
2013-04-13T12:52:11+00:00 13.04.2013 14:52
Yaaay durch :D

Ich mag Janoschs Fantasiewelten, die sind cool. Und dadurch dass zwischendurch immer geklärt wird, was jetzt in der Fantasie und was in echt los ist, hat man auch eine gute Vorstellung davon, denke ich :D Hahaha Frank, der böse Saurier of doom xD Epischer Name xD Wie Janosch die Feinde abgestochen hat fand ich zuerst komisch, eben weil es echt brutal ist, aber das wrde dann ja entschärft, ich denke das ist realistisch so^^

Dieses Skelett ist derbe gruselig.... auch dass es so schweigsam ist und dann schmilzt und, Gott, das war total unheimlich o.O Ich hätte auch Angst gehabt, ich verstehe Janosch q.q Ich fand diese Beschreibung wie er panisch wegrennt und irgendwie alles auseinander fällt und so toll gemacht, man hat einfach richtig gemerkt dass es eine Angst-Szene ist, die Stimmung kommt toll rüber^^ Und och, ich hab mich so gefreut als es vorbei war, der arme Janosch q____q

Und dann kam der namenlose Freund, der ist so niedlich xD Wie die reden, wie sie so begeistert sind, das war einfach so süß! xDD Und wie sie dann Albus suchen und zwischendurch immer wieder vergessen, dass sie das tun, weil sie erst Zauberstäbe und Schwerter brauchen und so... das ist total witzig, Kinder sind einfach echt so xD Ich finde, du kannst Kinder wahnsinnig toll beschreiben, wie sie sich verhalten, wie sie denken, wie sie reden und so :D *lob*

Und die Aktion mit den Zwergen war toll xD Die Idee mit dem Tornado war echt cool, und dieses Bild, wie die da rumgehopst sind und so, das muss in der Realität irre witzig ausgesehen haben xDD hahaha xD Schön, dass Andreas Janosch am Ende noch gefunden hat und wir auch den Namen des Lotos-Ritters erfahrne haben. xD Würd mich interessieren wie der auf Lotos kommt und wieso sein Vater ihn so nennt xDD Okay, wenn man Lian chinesisch ausspricht (also so Liänn, quasi ^^') bedeutet es Lotos oô Aber er ist blond, er wird ja wohl kein Chinese sein xD Aber vllt kann sein Vater chinesisch? o.o ich bin gespannt^^


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