Sasuke in der Geisterwelt
Naruto
„Sie werden ihn rösten,“ knurrte ich.
„Werden sie nicht,“ meinte Jiraya unbekümmert. „Sieh doch, da kommen schon welche, um das Feuer zu löschen.“
Tatsächlich kamen eine ganze Gruppe junger Männer mit Eimern gemütlich herangeschlichen.
Ich hob den Kopf.
Mittlerweile hatten Sasuke und der maskierte Mann das Ende der Leiter erreicht.
Fast gleichzeitig schütteten die Typen das Wasser auf das Feuer und löschten es. Nun zog dichter Rauch nach oben.
Ich stand unruhig auf. „So erstickt er doch. Das ist auch nicht besser.“
„Naruto. Ich – verstehe ja deine Sorge. Aber schalte für einen Moment mal dein Gehirn ein und hör mir zu, okay? Glaubst du, ich hätte Sasuke hierher gebracht, wenn diese Leute Mörder wären und ich ihnen nicht bedingungslos vertrauen würde? Meinst du, ich würde hier so ruhig sitzen, wenn ich auch nur eine Sekunde glauben würde, mein Neffe sei in Gefahr? Du bist nicht der einzige, der ihn liebt.“ Sein letzter Satz klang etwas aggressiv. Ich wandte den Kopf und sah Jiraya in die Augen. Der Abstand zwischen uns war sehr nahe. „Und denkst du, diese Leute wüssten nicht, was mit ihnen geschehen würde, wenn Sasuke tatsächlich was passieren würde?“
Da hatte er recht. Ich würde sie nicht am Leben lassen. Aber sie waren mir gegenüber – und sie wussten was ich war – respektvoll. Freundlich, die jungen Menschen vielleicht ein wenig frech, hatten aber keine Angst. Sie freuten sich, das ich hier war.
Trotzdem war ich noch nicht beruhigt. Ich sah zu dem Gerüst. Sasuke lag jetzt auf diesen Stangen und der Wolfsmann hielt ihn ziemlich eng umschlungen. Viel zu eng, für meinen Geschmack. Das sollte hier hoffentlich keine Orgie werden. Oder Magie durch die Energie von Sex. Das gab es. Sasuke war durch den ganzen Qualm fast nicht mehr zu sehen.
„Aber er kriegt doch gar keine Luft. Dort oben.“
„Na schön, Naruto. Was möchtest du tun? Die Zeremonie abbrechen und wieder nach Hause fahren, so das alles wieder so sein wird wie zuvor? Und – wie wirst du es Sasuke erklären?“
„Okay, okay. Ich habe verstanden,“ ich drehte mich um und ging weg.
Jiraya
Es dauerte eine Weile bis der Rauch die Form eines Wolfes annahm. Langsam näherte er sich Sasuke. Ich hielt den Atem an. Würde der Rauch in ihn eindringen oder nicht?!
Sasuke
Eine Stimme in meinem Ohr. Sie führte mich. Sehr langsam leitete sie mich an mich zu entspannen. Angefangen von jedem einzelnen Zeh bis zur Kopfhaut.
„Jetzt bist du an dem Ort, wo du am liebsten sein möchtest.“
Die Stimme war immer leiser geworden, klang immer weiter entfernt. Aber ich befand mich an einem schneeweißen Sandstrand. Einzelne Palmen standen herum. Blaues Meer.
„Laufe herum bis du eine Öffnung findest. Einen Tunnel, eine Höhle oder ein Loch. Und geh hinein,“ drang ein dumpfes Echo zu mir.
Wie die Stimme es gesagt hatte lief ich herum, aber ich konnte nirgendwo einen Eingang finden. Ich entschloss mich schwimmen zu gehen. Es war herrlich. Ich tauchte ein in das kühle Nass, wann war ich zum letzten Mal am Meer gewesen? Dann tauchte ich unter Wasser und schwamm dort entlang. So etwas wie ein langer heller Plastikschlauch der dort herum dümpelte, störte mich ein wenig. Aber er hatte an seinem Anfang, oder vielleicht auch Ende, eine runde Öffnung. Vielleicht war es ja das. Selbst wenn nicht, es konnte nicht schaden einen Blick hinein zu werfen. Also schwamm ich in die Röhre. Und stand in einem Wald. Ich wunderte mich, wie ich plötzlich hierher gekommen war. Einen Wald hatte ich mir nicht vorgestellt. Hinter mir hörte ich einen Ast knacken. Als ich mich umdrehte war ich immer noch allein. Oder nicht? „Ich weiß, das du da bist. Komm raus,“ rief ich.
Ein Wolf zeigte sich plötzlich. Er stand hinter einem Baum. Seine Schönheit war so unbeschreiblich das es mir die Sprache verschlug. Er sah mich einfach nur an. Vorsichtig näherte ich mich ihm. Auf keinem Fall wollte ich ihn erschrecken. „Ganz ruhig. Ich bin nicht dein Feind. Ich bin ein Freund, wirklich. Ich will dir auch nichts tun, nur mit dir reden,“ immer weiter lief ich langsam auf ihn zu. Fast hätte ich ihn erreicht, als er sich umdrehte und davon rannte. „Mist.“ Ich öffnete die Augen.
Als ich mich aufsetzte, sah ich mich um. Ich saß auf einem merkwürdigen Geflecht aus Ästen und das war entsprechend unangenehm. Der Maskenmann packte meinen Arm und half mir beim aufstehen. Er führte mich zu einer Leiter, während er mich fest gepackt hielt. Zum Glück, denn ich rutschte immer wieder auf einem der dünnen Äste und Stecken aus. Was machte ich eigentlich hier oben? Wie war ich hierher gekommen? Wer hatte mich hier hoch getragen? Und was war mit der Zeremonie? War das eine weitere Vorbereitung darauf? Ich wollte nur noch ins Bett. Endlich war ich bei der Leiter und stieg hinunter.
Mein Onkel kam zu mir. Er legte mir eine Hand auf die Schulter. „Siehst du, jetzt hast du es schon hinter dir. War nicht so schlimm, oder?“
„Hinter mir? Was?“
„Na, die Zeremonie.“
Ich fiel aus allen Wolken. Mein Onkel redete weiter, aber ich hörte kaum zu. „Iss heute noch nichts. Vertrau mir. Du würdest es nur wieder raus kotzen. Warte bis morgen.“ Es hatte nicht geklappt. Vier Wochen hatte ich gelitten. Und gehofft. Und gebangt. Mich selbst kaum leiden können. „Und morgen früh fängst du ganz langsam an. Mit einer Suppe zum Beispiel. Die bringen dir schon was du brauchst.“ Dieser blöde, dämliche Ahnenwolf. Für was hielt der sich. „Etwas, was leicht verträglich ist aber gleichzeitig stärkend.“
„Schon gut Onkel. Ich möchte jetzt allein sein,“ erwiderte ich gereizt.
„Alles in Ordnung?“
Nein. Nein, überhaupt nichts war in Ordnung.
„Ja. Alles in Ordnung. Bin nur müde.“
Und ich wollte alleine sein. Meine Enttäuschung war so wahnsinnig grenzenlos.
„Hey, wo gehst du hin?“ hörte ich hinter mir eine Stimme.
„Siehst du doch. Zurück ins Zelt.“
Augenblick mal, diese Stimme.
„Ja, das sehe ich. Geht´s dir auch gut?“
Ich drehte mich um. Naruto sah mich an.
„Naruto. Ich verstehe dich."
„Ach ja?!“