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10 nice holidays


 

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10 nice holidays

 

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Seit Sasukes Anruf befand Naruto sich in einem Zustand, den er nicht wirklich beschreiben oder gar einordnen konnte. Er war aufgeregt, verärgert, bekam bei dem bloßen Gedanken, Sasuke in seinem Haus zu haben Magenkrämpfe und Panikanfälle. Immer wieder fragte er sich, wie er so dumm hatte sein können. Eine Frage, die ihn auch Sakura gestellt hatte. Eine Antwort hatte er darauf allerdings nicht.

 

Itachi hatte ihm geschrieben und ihm ein wenig Mut gemacht, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte, ganz gleich wie das ganze letzten Endes ausgehen würde. So sicher war Naruto sich aber dennoch nicht, auch wenn es gut tat zumindest verbal den Rücken gestärkt zu bekommen. Was ihn allerdings nicht davon abgehalten hatte, Itachi anzurufen und ihn anzuschnauzen, warum er den Kindern das Bild gezeigt hatte, welches doch eigentlich für Sakura bestimmt gewesen war.

 

Aber wie er es auch drehte und wendete, er konnte nichts machen. Während der November in den Dezember über ging, blieb ihm nichts weiter übrig, als sich irgendwie vorzubereiten und zu hoffen, dass er diese drei Wochen überstand, ohne dass er und Sasuke das Ende ihrer Freundschaft erreichten.

 

Mitte Dezember erhielt Naruto dann die Nachricht, wann Sasuke mit den Kindern landen würde und Naruto versprach, dass er die drei abholen würde. Einen Tag später brachte er seine beiden Hunde – deren Verhalten sich kein Stück gebessert hatte – zu seiner Nachbarin und machte sich auf den Weg in den Ort, um irgendwie sich vorzubereiten.

 
 

***
 

 

Ballyshannon war bereits im Weihnachtsfieber, auch wenn der sehnsüchtig erwartete Schnee noch nicht aufgetaucht war. Dennoch waren die Läden mit zusätzlichen Lichtern dekoriert und in den Schaufenstern türmten sich Massen an glitzernder Watte, die den Schnee imitieren sollte, während weihnachtliche Dekorationen das Bild vollendeten.

 

In Spielwarenläden waren die Neuheiten ausgestellt und kindgerecht aufgebaut worden, damit jedes Kind ihren Eltern genau sagen konnten, was sie haben wollten, während Modegeschäfte auf dicke, festliche Kleidung setzte. Das Beste war aber der Markt, der einen mit den verschiedensten Gerüchen heranlockte.

 

Naruto stellte den Wagen ab und machte sich zu Fuß auf den Weg, um als erstes Dekorationen zu besorgen. In all den Jahren zuvor hatte er eher darauf verzichtet, in Anbetracht der Tatsache, dass die Kinder Sasuke begleiten würden, war sein Wunsch, ihnen ein schönes Fest zu bescheren aber sehr hoch. Schließlich war es noch nicht so lange her, dass den beiden einen wichtiger Teil ihres Lebens genommen worden war, wenn sie nur für wenige Stunden davon abgelenkt wurden, hatte er bereits sein Ziel erreicht.

 

Er suchte Kugeln für den Baum aus, die in einem dunklen Blau und einem glänzenden Gold-Orange leuchteten. Lichterketten – Kerzen waren zu gefährlich – Girlanden in Silber und grün folgte, ebenso wie einige Figuren, die den Schmuck vervollständigen würden. Auch einen Ständer besorgte er, den Baum würde er sich auf dem Land eines befreundeten Nachbarn schlagen können, was allerdings erst kurz vor der Ankunft der drei notwendig war. Dazu kam eine Spitze für den Baum und natürlich weitere Figuren, die sich auf dem Kamin gut machen würde.

 

Nachdem er die ersten Einkäufe in dem Wagen verstaut hatte, tigerte er durch die Spielwarenläden, auf der Suche nach schönen Geschenken für die Zwillinge. Sehr leicht war das nicht. Er wusste nahezu gar nichts von den beiden und konnte sich eigentlich nur daran orientieren, was er bei seinem besuch bei Sasuke gesehen hatte. Für Keiko fand er eine schöne Puppe und einiges an Kleidung. Er rief sogar Sakura an, um zu erfahren, welche Größe Keiko hatte, um zu schauen, ob er dort etwas für sie fand.

 

Sakura half ihm gut weiter, auch wenn sie nach wie vor der Meinung war, dass er einen Fehler machte – was er ja auch nicht von sich wies. Aber nun wo er zugesagt hatte, konnte und wollte er nicht mehr absagen. Ein Teil von ihm freute sich sogar darauf, eine Weile mit Sasuke zu verbringen und natürlich mit den beiden Kindern, die Naruto sehr in sein Herz geschlossen hatte. Von Sakura erfuhr er auch, dass Taiki Lego mochte. Eine ganze Weile betrachtete er die verschiedenen Pakete, ehe er sich für ein Auto entschied – welches als ferngesteuertes Auto genutzt werden konnte – und einer Feuerwehrstation.

 

Für Keiko fand er noch einen Plüschhund und entschied sich gleichzeitig gegen Kleidung. Nur für Sasuke etwas zu finden war weniger leicht. Bücher machten sich nicht gut, erst Recht weil er keine wirkliche Ahnung hatte, was Sasuke mittlerweile alles gelesen hatte. Musik war auch nicht das wirklich wahre. Eine ganze Weile spazierte er durch die verschiedenen Straßen, bis er bei einem Juwelier etwas entdeckte, was seine Aufmerksamkeit erregte.

 

Die Uhr die er gesehen hatte, hatte ein silbernes, grob geflochtenes Band, wie es bei Männeruhren gerne verwendet wurde. Das Design war schlicht und dennoch elegant. Naruto wusste, dass Sasuke selten eine Uhr trug. In der Firma brauchte er es kaum, da dort an jeder Ecke eine Uhr zu hängen schien und zuhause hatte er ebenso keine Verwendung dafür. Dennoch entschied er sich letzten Endes dafür und bezahlte das Stück, bevor er noch Geschenkpapier besorgte und alles im Wagen verstaute.

 

Da er noch Zeit hatte, nahm er die Gelegenheit wahr, auch über den Markt zu laufen. Der Geruch von Glühwein und gebrannten Mandeln lockte ihn geradezu. Weniger die Attraktionen. Gemütlich schlenderte er zwischen den Ständen her, bis er einen entdeckte, dem er sich schließlich näherte. Holzbrettchen in den verschiedensten Formen wurden zum Kauf angepriesen. Mit einem lächeln wählte er zwei recht einfache aus und ließ die Namen der Zwillinge eingravieren, bevor er sie zahlte.

 

Ein wenig weiter fand er auch die Mandeln, die er selbst so liebte. Auf den Glühwein verzichtete er allerdings, nahm sich aber fest vor, einige Flaschen zu kaufen, bevor Sasuke ankam. Wenn er daheim etwas trank, war das in Ordnung, aber nicht, wenn er noch fahren musste, auch wenn jeder sagte, dass ein glas kaum die Reaktionsfähigkeit einschränkte. Doch Naruto war nie dieser Regel gefolgt.

 

Als er dann am späten Nachmittag die Hunde abgeholt hatte, schaffte er seine Einkäufe in sein Arbeitszimmer. Um sie würde er sich dann ein oder zwei Tage vor der Ankunft der drei kümmern. Oder drei, damit er genug zeit hatte im Notfall noch andere Dinge zu besorgen, falls er etwas vergessen hatte.

 

Seine Laune war nun aber so gut, dass er sich sofort an den Laptop setzte und die letzten Absätze überflog. Viel hatte er seit Itachis Abreise nicht mehr geschrieben. Eigentlich waren seine beiden Helden nur in ihrem Lager angekommen, hatten sich eingerichtet und lebten nun schon einige Tage dort, ohne dass nennenswertes passiert war. Wobei das wohl nicht ganz stimmte. Da ihre Zeit so lang angesetzt war, hatten sie die Drachen die Erlaubnis gegeben, zu tun was sie wollten, ihnen aber auch nahe gelegt, sich nicht zu weit zu entfernen, was beide jeden Abend auch nutzten. Aber ansonsten war eben noch nichts passiert.

 
 

***
 

 

Seufzend blickte Naruto auf den blinkenden Courser. Was er auch tat, irgendwie wollte die Muse ihm heute nicht unter die Arme greifen. Er wusste wie es weiter gehen sollte, es in Worte zu packen schien ihm heute aber nicht zu gelingen. So speicherte er das Dokument, auch wenn nichts verändert worden war und schloss es anschließend.. Draußen war es mittlerweile vollkommen dunkel geworden, eine Umstand, den er am Winter nicht besonders mochte. Die Tage wirkten kurz und kühl, auch wenn das Wetter gnädig mit ihnen war.

 

Erst jetzt merkte er, wie sehr es in dem Raum ausgekühlt war. Wenn er schrieb, bekam er selten etwas um sich herum mit. Deswegen richtete er sich auf, streckte seine Glieder und ging dann langsam nach unten. Er ließ die beiden Hunde nach draußen, lehnte die Tür jedoch an, bevor er sich daran machte, Wasser in seinen Kessel zu füllen. Ein Tee würde ihm jetzt auf jeden Fall gut tun.

 

Es dauerte eine Weile, bis er den Herd angeheizt hatte, doch bald darauf pfiff der Kessel munter vor sich hin, bis Naruto ihn vom Herd zog und seinen Tee aufgoss. Früher hatte er nicht wirklich Tee genießen können, heute war das anders. Es beruhigte seine Nerven, ganz im Gegensatz zu dem Kaffee, den er morgens brauchte um richtig in Schwung zu kommen.

 

Naruto pfiff nach den Hunden, verschloss die Tür dann ordentlich und zog sich in sein Wohnzimmer zurück, um es sich mit der Wolldecke bequem zu machen. Obwohl er es selten tat, schaltete er sogar den Fernseher ein und ließ sich davon berieseln, auch wenn seine Gedanken ganz wo anders waren. Sein Blick schweifte in dem eher kargen Raum umher. Noch konnte er sich nicht wirklich vorstellen, wie es hier in einigen Tagen aussehen würde. Aber der Gedanke, Kinder unter seinem Dach zu haben, behagte ihm durchaus sehr. Es war nur zu hoffen, dass die Beiden ihr Lachen wieder gefunden hatten. Bei Keiko lagen die Chancen ja nicht einmal schlecht. Nach allem was er gehört hatte, blühte das Mädchen wieder auf, auch wenn sie noch Phasen hatte, in denen es ihr nicht so gut ging. Taiki war das weitaus größere Problem.

 

Der Junge erinnerte wirklich viel zu sehr an seinen Vater, doch Naruto hoffte irgendwie, dass er es schaffte an den Jungen heran zu kommen. Er musste eben nur etwas finden, womit er diesen packen konnte. Auch wenn genau das wohl die größte Herausforderung werden würde. Taiki war nicht unbedingt jemand, der generell etwas von sich preis zu geben schien. Was traurig war. Kinder sollten Lachen, Spaß haben und Naruto wollte den beiden genau das bieten, wenn sie hier waren.

 

Nur wie er das mit Sasuke managen sollte, wusste er auch nicht. Es würde sicher nicht leicht werden, so lange Zeit auf so engem Raum aufeinander zu hocken. Nicht dass sein Haus winzig war, aber als er in Japan gewesen war, hatte er die Möglichkeit gehabt einfach zu gehen. Hier ging das nicht und hier hatte Sasuke auch niemanden, den er stattdessen aufsuchen konnte.

 

Vor wenigen Tagen hatten sie noch einmal telefoniert, wobei Sasuke sich informiert hatte, ob er wirklich einen derart alten Herd hatte, wie Itachi ihm erzählt hatte. Sasuke hatte sich scheinbar vorgenommen, die Verpflegung zu übernehmen. Was Naruto nur recht war. Sasuke konnte, genau wie Itachi, die Küche dafür nutzen, wozu gedacht war, während er eher alle vergiften würde. Sie hatten auch über das Essen gesprochen, wobei Naruto schnell bemerkt hatte, dass Sasuke sich offensichtlich informiert hatte, wie man Weihnachten außerhalb Japans feierte.

 

Diese Tatsache für sich sorgte dafür, dass sein Magen geflattert hatte. Es war ein wahnsinnig angenehmer Gedanke, dass der Uchiha versuchte Weihnachten so zu verbringen, wie er vermutlich annahm, was nun normal für Naruto war. Dass es auch für ihn ein erstes Mal war, wollte er nicht wirklich offen zugeben. Früher, in ihrer Jugend, hatten sie Weihnachten immer zusammen verbracht und dafür immer abwechselnd die Häuser ihrer Freunde in Beschlag genommen. Das waren Zeiten, an die Naruto sich durchaus gerne erinnerte.

 

In der ersten Zeit waren diese traditionalen Treffen noch unschuldig geblieben, im Laufe der Zeit, je älter sie geworden waren, allerdings nicht mehr. Eigentlich hätte es ewig so weiter gehen können. In den ersten Jahren war nicht einmal Hikari Teil dieser Tradition gewesen. An diesem Tag hatte Sasuke einfach ihm gehört. Aber kurz vor dem Abschluss hatte sich das ebenfalls geändert.

 

Manchmal fragte Naruto sich, ob sein größtes Problem vielleicht war, dass er mit Veränderungen nicht klar kam. Auf der anderen Seite wusste er sehr genau, dass das kaum das Problem war. In ihrem Freundeskreis hatte es immer Veränderungen gegeben, neue Beziehungen waren entstanden und dabei neue Personen zu ihrem Kreis zugefügt worden. Genauso war es gelaufen, wenn jemand sich getrennt hatte, nur dass die neue Person dann wieder verschwunden war. Auch die Veränderung, herzukommen hatte ihm keine Probleme bereitet, oder die Tatsache, dass er nun zwei Rüden besaß.

 

Veränderungen waren nicht das Problem, sondern wohl eher, was diese Veränderung bewirkte, wenn es mit Sasuke zu tun hatte. In dem Fall dieser Feiertage hoffte er aber inständig, dass Sasuke sich durchaus verändert hatte, wenn auch nur in einem einzigen Punkt. Er sollte nicht fragen, was damals passiert war. Am Liebsten wäre es Naruto, wenn die Fragen ganz ausblieben.

 

Seufzend schaltete er den Fernseher wieder aus, brachte die Tasse in die Küche, ehe er nach oben schlich, den Kamin anfachte und dann sich für die Nacht fertig machte. An kalten Tagen vermisste er durchaus die Heizung, andererseits hatte der Kamin seinen eigenen Charme. Bei einem duftenden Torffeuer einschlafen zu können war wirklich angenehm.

 
 

***
 

 

Die Tage vergingen wie im Flug.

 

Zwei Tage bevor Sasuke ankommen würde, lief Naruto aufgescheucht durch das Haus und dekorierte was das Zeug hielt. Figuren von Schneemännern fanden ihren Platz auf dem Kaminsims im Wohnzimmer, eingerahmt von zwei Schalen, die er später noch füllen würde. Eine lange, buschige, grüne Girlande zierte den Rahmen des Kamins und vier Kerzen in zwei verschiedenen Größen rundeten das Bild ab.

 

Weitere Girlanden mit kleinen Mistelzweigimitaten wurden um das Geländer der alten Treppe geschlungen und der Baumschmuck stand in der Ecke, die Naruto für den Baum vorbereitet hatte. Dann verschwand er nach oben, nur um festzustellen, dass er etwas ziemlich wichtiges vergessen hatte. Zwar waren beide Gästeräume mit einem großen Doppelbett und einem Schrank ausgestattet, doch damals hatte er klar sich dafür entschieden, die entsprechenden Decken später zu besorgen.

 

Seufzend schnappte er sich die beiden Hunde, um noch einmal einen Abstecher in die Stadt zu machen, nachdem er die beiden wieder bei der Nachbarin abgeliefert hatte. Sie mitzunehmen war keine Option und so auf den letzten Drücker wollte er auch nicht riskieren, dass sie noch einmal etwas zerstörten.

 

Die Stadt selbst war brechend voll. Was Naruto nicht wunderte. Vermutlich war es ganz egal wo auf der Welt man kurz vor Weihnachten einkaufen ging, all jene, die ihre Geschenke in letzter Sekunde besorgten, belagerten die Geschäfte. Er bahnte sich seinen Weg durch die einzelnen Geschäfte, besorgte Decken, Kissen, sogar neue Bettwäsche und machte dann einen Abstecher, um noch mehr Dekoration zu besorgen, damit er die Kamine in den Gästezimmern auch ein wenig dekorieren konnte.

 

Wieder zurück machte er sich gleich ans Werk. Er wusch die Bettwäsche und trocknete sie im Trockner, da sie sonst wohl kaum noch trocken werden würde. Er dekorierte die beiden Gästezimmer, putze ordentlich – wie auch den Rest des Hauses zuvor – und zog schließlich die frisch duftende Bettwäsche auf, bevor er die Tür ordentlich verschloss, damit die Hunde nicht dort rein gingen.

 

Am Tag darauf fuhr er mit den Hunden zu einem seiner Nachbarn, mit dem er bereits telefoniert hatte. Zusammen mit dessen erwachsenem Sohn liefen sie zu dem Waldstück, das zu deren Grundstück gehörte. Naruto suchte sich eine kleine, hübsch gewachsene Tanne aus, die er mit einigen Schwierigkeiten schlug und dann auf das Dach seines Wagens verschnürte. Zurück in seinem Haus wuchtete er das Ding in das Wohnzimmer und stellte es auf, um dann alles zu schmücken. Zufrieden betrachtete er schließlich sein Werk. Die beiden Kugelfarben harmonierten schön miteinander, die Figuren gaben einem etwas zum schauen, während Licht und die Girlanden das ganze abrundeten.

 

Am nächsten Morgen fuhr er noch einmal in die Stadt um die Lebensmittel für die Feiertage zu kaufen. Sasuke hatte ihm eine ziemlich lange Liste geschickt, nicht nur was das Festessen anging, sondern auch Dinge, auf die er wegen seiner Kinder einfach bestand. Naruto war noch immer etwas angefressen, dass Sasuke ihm unterstellt hatte, dass seine Kinder sonst von nichts gesunden leben würden, während sie da waren. Aber natürlich hielt er sich nicht nur an die Liste. Neben allerlei gesunden Dingen landeten Weihnachtsgebäck, Nüsse und Süßigkeiten in seinem Einkaufswagen.

 

Die Hunde holte er dann nicht ab. Er hatte mit seiner Nachbarin abgesprochen, dass sie die beiden am Nachmittag vorbeibringen würde, wenn sein besuch angekommen und ein wenig entspannt hatte. Ansonsten würden die beiden eh nur immer hin und her geschoben werden, bis alles erledigt war.

 

Er wuchtete die vielen Taschen in die Küche und räumte die Sachen weg. Den Vogel, den Sasuke am Weihnachtstag machen wollte, würde er erst am Abend zuvor abholen. Von einem der Bauern, frisch geschlachtet. Die Massen an Lebensmitteln, die er nun besorgt hatte, überforderten ihn aber doch etwas. Er konnte sich nicht daran erinnern, je so viel gehabt zu haben. Meistens ernährte er sich eh nur von Fertiggerichten und eben dem, was man ihm netterweise vorbei brachte. Nun war sein Kühlschrank brechend voll, genauso wie die Schränke über der Küchenzeile. In einer Ecke stapelten sich Kisten mit Getränken.

 

Er schnappte sich das Gebäck und die Süßigkeiten, um es in die Schalen zu verteilen, die er auf den Kaminen platziert hatte. Als er endlich fertig war, atmete er erleichtert durch. Es roch angenehm weihnachtlich und er hatte sogar noch zeit, bis er los musste. Aber genau das war das Problem. Nun wo er mit allem fertig war und keine Ablenkung mehr hatte, kamen die Gedanken zurück. Die Angst, dass etwas schief gehen würde, die Freunde, dass er Sasuke und seine Kinder für eine Weile für sich hatte.

 

Und wieder einmal stellte sich die Frage, wie er nur in diese Situation geschlittert war. Er musste wirklich lernen Nein zu sagen. Ganz dringend!

 
 

***
 

 

Der Flughafen war – wie die Stadt – ziemlich voll, als Naruto diesen erreichte und sich durch die wartenden Menschen einen Weg bahnte. Er war etwas zu früh dran, was aber ganz gut so war. So hatte er noch Zeit sich einen guten Platz zu suchen und seine Nerven ein wenig unter Kontrolle zu bekommen. Er wollte nicht wirklich daran denken, was die nächsten drei Wochen alles schief laufen konnte, genauso wenig wollte er hinterfragen, warum Sasuke sich ein Besuch in den Kopf gesetzt hatte.

 

Spätestens als er die Familie endlich erblickte, beruhigten seine Nerven sich endlich und er trat mit einem Lächeln auf die drei zu. Sasuke hatte Keiko auf den Arm, während er Taiki an der Hand hielt. Die drei sahen unglaublich erschöpft aus, was bei diesem Langstreckenflug wohl auch kaum verwunderlich war. Mit einem Lächeln kam Naruto auf sie zu und nahm Sasuke das Mädchen ab, welches mehr döste als dass sie noch richtig wach war. „Kannst du kurz auf sie aufpassen? Dann hole ich das Gepäck.“, bat Sasuke ihn. Naruto nickte leicht und hielt Taiki die Hand hin. Er zögerte deutlich, ergriff sie dann aber doch, auch wenn er seinem Vater misstrauisch hinterher blickte, als dieser sich von ihnen entfernte.

 

„Dein Dad holt eure Sachen. Am Besten setzen wir uns, dann kannst du dich etwas ausruhen!“, schlug Naruto vor und dirigierte den Jungen zu dem Wartebereich, wo Taiki auf einen der Stühle kletterte. Keikos Arme festigten sich um Narutos Nacken. „Daddy sagt, du hast zwei große Hunde!“, erklärte sie schüchtern und blickte aus ihren dunklen Augen zu ihm auf. Naruto nickte leicht. „Rasengan und Chidori. Aber sie sind lieb, nur noch etwas jung und stürmisch!“, erklärte er ihr, was Keiko zum Kichern brachte. Das Mädchen zog sich etwas hinauf. „Onkel Itachi sagt, einer ist wie Daddy, aber ich darf es ihm nicht sagen!“, wisperte sie ihm ins Ohr, ehe sie etwas abrückte und ihn streng anblickte.

 

Fast hätte Naruto gelacht, als er sich ebenfalls auf einen der Plätze nieder ließ. „Ich werde es ihm nicht verraten. Ehrenwort!“, versprach er. Zufrieden mit seiner Antwort schmiegte das Mädchen sich an ihn und Naruto konnte regelrecht fühlen, wie sie sich mehr und mehr entspannte.

 

Als Sasuke zurück kam, zog er eine seiner Augenbrauen nach oben. Naruto saß auf einem Stuhl, die schlafende Keiko im Arm, während auch Taiki sich nicht länger hatte wehren können und nun schlafend an Naruto lehnte. Er stellte den Wagen ab, auf dem ihr Gepäck verfrachtet war, um Taiki vorsichtig auf den Arm zu nehmen. „Lass uns gehen. Ich bin nicht weniger erschöpft!“, erklärte er, balancierte den Jungen auf seinem Becken, während er versuchte den Wagen einigermaßen unfallfrei durch die Menge zu dirigieren. Naruto folgte ihm.

 

Als sie den Wagen erreichten, war es an Naruto, sich das Lachen zu verkneifen. Sasuke blickte genauso kritisch wie Itachi es getan hatte, als er den Wagen erblickte. Mit einem frechen grinsen schloss Naruto die Tür auf und verfrachtete das Mädchen vorsichtig auf den Rücksitz. „Dein Bruder lebt auch noch und er hat einige Male in diesem Wagen gesessen!“, erklärte er schmunzelnd, während Sasuke seinen Sohn ebenfalls auf den Rücksitz verfrachtete.

 

Sasuke schnaubte wenig amüsiert. „Wir werden sehen!“, war alles was er dazu sagte, bevor er Naruto half ihr Gepäck zu verstauen, was nicht wirklich einfach war. So groß war der Laderaum eben doch nicht. Aber letzten Endes schafften sie es und während Sasuke erschöpft auf den Beifahrersitz zusammen sackte, ließ Naruto sich hinterm Steuer nieder und fuhr langsam von dem Parkplatz des Flughafens.

 

Sie beide schwiegen, während Naruto sich auf den dichten Verkehr konzentrierte. Erst als sie Ballyshannon hinter sich ließen und langsam in die ländlichere Gegend kamen, änderte es sich. Sasuke hatte den Kopf abgewendet und blickte aus dem Fenster. „Als Itachi mir erzählt hat, wie abschüssig du lebst, habe ich es ihm nicht geglaubt!“, murmelte er, vermutlich sprach er eher zu sich selbst. Naruto brummte leise. „So schlimm ist es nicht. Ich mag die Ruhe!“, gab er ehrlich zu und konzentrierte sich weiter auf den Weg, auch wenn er spürte, dass Sasuke ihn mittlerweile anschaute. „Du hast dich verändert!“, war der einzige Kommentar, der noch folgte.

 

Als sie endlich den schmalen Weg erreichten, drosselte Naruto das Tempo, um nicht zu viele Erschütterungen zu riskieren. Durch den Rückspiegel konnte er sehen, dass die beiden Kinder noch immer schliefen und wecken wollte er sie nun nicht. Langsam folgte er der unbefestigten Straße und parkte schließlich vor dem Haus.

 

„Lass uns zuerst die Koffer rein bringen. Die beiden schlafen eh noch!“, schlug er vor und half erneut beim ausladen. Zusammen wuchteten sie die drei großen Koffer die Treppen hinauf. Naruto bemerkte durchaus, wie Sasuke sich neugierig umschaute, ging aber nicht weiter darauf ein. Sasukes Koffer landete in dem Zimmer direkt neben Narutos, während das Zimmer für die Kinder gegenüber lag.

 

Sofort nachdem er den Koffer abgestellt hatte, ging Naruto vor dem Kamin in die Hocke. Er hatte bereits alles vorbereitet, so dass es nicht lange dauerte, bis in dem Kamin ein angenehmes Feuer brannte. „ich hoffe die beiden wissen, dass man mit Feuer nicht spielen darf!“, erklärte Naruto halb fragend, während er zu dem Uchiha schaute. „hier gibt es keine Heizungen. Das Haus ist alt und ich wollte es nicht so weit umbauen lassen, dass die Kamine unnütz werden!“ Sasuke nickte leicht.

 

Es war beruhigend. Im ersten Moment hatte Naruto sich darüber keine Gedanken gemacht, aber in diesem Moment war ihm bewusst geworden, dass Kinder oft Dinge taten, die nicht unbedingt gut waren. Er richtete sich wieder auf und schob die Blende vor die Feuerstelle, bevor sie gemeinsam nach draußen gingen und die Kinder holten. Keine fünf Minuten später lagen sie noch immer friedlich schlummernd in dem riesigen Bett.

 

Auch in Sasukes Zimmer feuerte Naruto den Kamin an, ehe sie beide wieder nach unten gingen. „Kaffee?“, fragte er, doch Sasuke schüttelte nur müde den Kopf. „Ein Tee und dann ein Bett zum ausschlafen!“, gestand er. Naruto nickte, ging zu dem alten Herd rüber und machte sich ans Werk, diesen anzufeuern. Als Sasuke neben ihn trat, bemerkte er schnell, dass dessen Müdigkeit zumindest für den Moment wohl verschwunden war.

 

„Ich hätte nicht gedacht, dass diese alten Dinger wirklich noch benutzt werden!“, erklärte er verblüfft. Dabei schaute er über Narutos Schulter. „Ich hätte alles darauf gewettet, dass Itachi Mist erzählt.“ Naruto konnte nichts anders, als zu lachen. „Nun, dein Bruder hat es bis zum Ende nicht geschafft, ihn richtig in gang zu bekommen. Vielleicht beweist du mehr Geschick!“, meinte er herausfordernd, rutschte zur Seite, um Sasuke das Ruder zu überlassen.

 

Zu seinem Erstaunen schaffte Sasuke es recht schnell, das Feuer zu entfachen. Aber wenn er Recht darüber nachdachte, war es vermutlich nicht so verwunderlich. Damals, wenn sie in den Sommern Zelten gegangen waren, war Sasuke einer derjenigen gewesen, der sich um das Lagerfeuer gekümmert hatte, welches sie auch zum Kochen verwendet hatten. Sasuke schien bei solchen Dingen eindeutig mehr Talent zu haben als sein größerer Bruder. Es freute Naruto irgendwie, auch weil Sasuke es wohl sein würde, der in den nächsten drei Wochen für ihr leibliches Wohl sorgen würde.

 

Während das Wasser im Kessel erhitzt wurde, bereitete Naruto die beiden Tassen vor. Sasuke selbst hatte sich an das Fenster gestellt und blickte hinaus, auch wenn außer Schwärze kaum noch etwas zu erkennen war. Seine Haltung war entspannt. Naruto erinnerte sich nicht mehr, wann er Sasuke das letzte Mal so entspannt erlebt hatte. Bei seinem kurzen Abstecher vor einer Weile war davon selbstverständlich nichts zu sehen gewesen. Aber auch davor, bevor er Japan den Rücken gekehrt hatte, hatte er Sasuke nicht mehr so gesehen.

 

Der Kessel fing an zu pfeifen und Naruto zog ihn vom Herd, ehe er das heiße Wasser in die beiden wartenden Tassen laufen ließ. Zusammen mit einem Teller für die beiden Teeeier stellte er sie dann auf den Tisch. „Wie war euer Flug, abgesehen davon, dass er lange gedauert hat?“, fragte er schließlich nach. Die Stille zwischen ihnen war ihm unangenehm und noch immer hatte er keine wirkliche Ahnung, wie er mit dem Uchiha umgehen sollte. Er erwartete oder fürchtete eher, dass die verhassten Fragen erneut beginnen würden. Wirkliche Themen hatten sie aber auch nicht, über die sie reden konnten. Die getrennten Jahre zwischen ihnen hatten da eindeutig einiges vernichtet. Online war es hingegen ein wenig einfacher.

 

„Nicht prickelnd. Taiki hat es nicht so gut verkraftet. Ansonsten, was erwartest du? Schlechtes Essen und zu lange sitzen sind nicht unbedingt prickelnd!“, erklärte Sasuke, entfernte das Teeei und nahm einen vorsichtigen Schluck aus seiner Tasse. Naruto brummte leise. Er wusste was Sasuke meinte. Auf dieser Strecke war ein Flug nicht zu vermeiden, aber leider bedeutete es nicht, dass es angenehm war. Ganz im Gegenteil.

 

„Und die Kinder?“, fragte er schließlich vorsichtig nach, ehe auch er an seinem Tee nippte. Sasuke schwieg eine ganze Weile, ehe er schwer seufzte. „Es ist nicht leicht!“, gab er schließlich zu. Naruto konnte den Widerwillen in der Stimme hören, schwieg aber dazu. Es war wohl verständlich. Auch wenn mittlerweile einige Monate vergangen waren, waren die Wunden sicher noch frisch. Bei allen dreien, auch wenn es Naruto einen Stich versetzte, den er versuchte so schnell wie möglich wieder unter Kontrolle zu bekommen.

 

„Itachi hat den Vorschlag gemacht, herzukommen.“, gab Sasuke schließlich beiläufig zu. Ein ungutes Gefühl stieg in dem jungen Autor auf. „So?“, antwortete er relativ gelassen, versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass er sich durchaus fragte, wie weit er Itachi wirklich vertrauen konnte. Der Uchiha gab einen Laut von sich, der typisch für ihn war. Generell konnte man diesem wohl so ziemlich jede Übersetzung zukommen lassen, ganz gleich ob es ein Ja, ein Nein, oder ein verzieh dich war. Es passte immer. „Er meint, eine Auszeit würde uns gut tun. Vielleicht hat er Recht damit!“

 

Überrascht drehte Naruto den Kopf und musterte den Uchiha neben sich. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Sasuke erschöpft wirkte und das war gewiss keine Erschöpfung, die nur von dem langen, anstrengenden Flug kam. Sein Gesicht war schmaler geworden, der Blick verschlossener und tiefe Schatten lagen unter den dunklen Augen. Jetzt wo er genau hinsah, fragte Naruto sich, wann Sasuke das letzte Mal wirklich ausgeschlafen hatte. Wann er seine Sorgen beiseite gefegt hatte und nur an sich gedacht hatte. Vermutlich lag das wahnsinnig weit in der Vergangenheit.

 

„Vielleicht hat er Recht!“, gab Naruto nachdenklich zu. „Du siehst erschöpft aus. Vielleicht hilft dir die Ruhe ja ein wenig.“ Es war zu hoffen. Hier würde Sasuke sich aber kaum Gedanken machen müssen. Die Zwillinge konnten sich frei bewegen und weit und breit gab es keine Autos oder Straßen die ihnen gefährlich werden konnten. Sie konnten raus in die Felder gehen und mit den beiden Hunden würde ihnen wohl auch kaum langweilig werden.

 

„Vielleicht!“, antwortete Sasuke abweisend, schob die nun leere Tasse von sich und erhob sich erneut. „Wir reden morgen, ja?“, fragte er nach, woraufhin Naruto nur leicht nicken konnte. Sasuke sah wirklich müde aus, als er sich abwendete und langsam die Treppe nach oben schlich. Schlaf würde ihm wirklich gut tun.

 

Naruto selbst räumte den Tisch ab, ehe er die Treppe ansteuerte, um nach oben zu kommen. Weit kam er allerdings nicht. Es klopfte an der Haustür. Für den Moment hatte er wirklich nicht daran gedacht, dass seine beiden Monster bald zurückkommen würden, doch als er sich wieder herumdrehte, um zur Tür zu kommen, freute er sich richtig auf die beiden Rüden. Eigentlich hatte er schreiben wollen, doch für den Moment fand er die Idee viel besser, sich ebenfalls zurück zu ziehen, den Kamin anzufeuern und noch etwas zu lesen.

 

Als er die Tür öffnete, sprangen Rasengan und Chidori aufgeregt um ihn herum. Naruto hatte alle Hände voll zu tun, die beiden Rüden zu bändigen. „Vielen Dank, dass du sie heute gehütet hast!“, bedankte er sich bei der alten Frau, die verschmitzt abwinkte. „Kein Problem, ich hoffe dein Besuch ist gut angekommen?!“ Naruto nickte. Ja, sein besuch war gut angekommen, auch wenn er noch immer nicht wusste, ob es eine gute Idee gewesen war. Jetzt war es allerdings zu spät für einen Rückzieher.

 

Sie unterhielten sich noch einige Minuten, ehe Naruto versprach, am zweiten Weihnachtstag vorbei zu kommen. Als die Tür endlich wieder ins Schloss fiel, machte er sich daran seinen Plan für den Abend in die Tat umzusetzen. Er kochte sich einen weiteren Tee, feuerte den Kamin im Wohnzimmer an und machte es sich anschließend auf dem Sofa bequem. Rasengan lag wie immer bei seinen Füßen, während Chidori es sich hinter ihm bequem gemacht hatte. Zumindest für diesen Abend war seine Entscheidung kein Fehler gewesen. Er würde sehen, was die kommenden Tage brachten.

 
 

***
 

 

Zitternd zog Naruto die Decke enger um sich, als er am nächsten Morgen wach wurde. In seinem Zimmer war es unglaublich kalt und als er sich erhob, um den Kamin erneut anzufeuern, verstand er auch warum. Die ganze Umgebung, die am Abend zuvor noch aus einem vertrockneten Grün und trostlosen Braun bestanden hatte, war über Nacht mit einer weißen Decke zugedeckt worden. Dicke, dichte Flocken segelten noch immer unaufhörlich zur Erde hinab.

 

Er versuchte die Decke nicht zu verlieren, während er Torf nach legte und dieses zum brennen brachte. Besonders erfolgreich war er damit nicht. Die Decke rutschte immer wieder über seine Schultern weg. Als der Kamin endlich soweit war, richtete er sich auf, suchte aus seinem Schrank eine dicke Jogginghose und einen ebenso dicken Pullover, in den er gleich hinein schlüpfte. Das war eindeutig ein wenig angenehmer. Wenn es weiter so schneite, musste er zusehen, dass die Kamine in den nächsten Tagen nicht erloschen, damit das Haus nicht so stark abkühlte über Nacht.

 

Angezogen verließ er schließlich sein Schlafzimmer. Im ganzen Haus war es noch vollkommen still, was ihn aber kaum verwunderte. Nicht nur, dass er auch in der Heimat diese Familie so gut wie nie gehört hatte, er nahm auch an, dass alle drei noch selig schliefen. Einen Moment überlegte er, ob er sich in die beiden Gästezimmer schleichen sollte, um die Kamine neu anzufeuern, entschied sich dann aber dagegen. Er wollte seine Gäste wirklich nicht wecken.

 

Statt dessen ging er nach unten, wo er im Wohnzimmer den Kamin ebenfalls wieder in Gang brachte, bevor er in die Küche verschwand. Wie immer öffnete er die Tür für die beiden Hunde und nutzte die Zwischenzeit, um den alten Herd in Gang zu bekommen. Gerade als er den Kessel auf den Herd setzte, hörte er polternde Schritte auf der Treppe. Neugierig drehte er sich herum und erblickte im nächsten Augenblick die Zwillinge, die in ihrer Nachtkleidung herunter kamen. Als sie ihn entdeckten, strahlte Keiko über das ganze Gesicht. „Schnee! Draußen ist Schnee!“, erklärte sie aufgeregt und kam auch die restlichen Stufen hinab. Taiki folgte ihr eher vorsichtig.

 

Naruto lächelte leicht. „Ja, es hat heute Nacht geschneit.“, erklärte er und deutete zu der Tür. „Aber wenn ihr raus wollt, solltet ihr euch lieber etwas anständiges anziehen. Sonst werdet ihr beiden krank!“ Er persönlich hatte nichts dagegen, wenn die Kinder raus in den Garten gingen. Wie Sasuke das war, war ihm im Moment auch vollkommen egal. Damals, als sie jung gewesen waren, hatte Schnee auf sie auch diesen Zauber gewirkt. Zumindest bei ihm, wie es dabei Sasuke ausgesehen hatte, konnte Naruto nicht wirklich sagen.

 

Keiko nickte eifrig, wirbelte herum und rannte die Treppe wieder nach oben. Naruto verzog dabei leicht das Gesicht. Wenn Sasuke jetzt noch schlief, hatte dieser eindeutig einen begnadeten Schlaf. Er wusste nicht, ob er in der Lage wäre, bei diesem Radau einfach weiter zu schlafen. Auf der anderen Seite konnte er aber auch nicht leugnen, dass es ein angenehmes Gefühl war, Kinder im Haus zu haben. Nach all der Zeit, die er hier alleine verbracht hatte, wirkte das Haus nun mit einem Schlag viel lebendiger.

 

Taiki war stehen geblieben und schaute unsicher zu ihm. „Du solltest dir auch etwas anziehen!“, meinte Naruto schließlich sanft. „Auch wenn du nicht mit raus willst!“ an diesem Morgen war das Haus nicht warm genug, um in einem dünnen Schlafanzug durch die Gegend zu laufen. Naruto wollte ja auch nicht, dass der Junge krank wurde. Er selbst hatte das gerade erst hinter sich, so etwas wünschte man wirklich niemanden.

 

Noch immer bewegte der Junge sich nicht. Statt dessen griff er nach dem unteren Saum seines Oberteils und spielte damit herum. Eine Geste, die Naruto eindeutig als Unsicherheit erkannte. Er runzelte leicht die Stirn, wusste aber nicht so wirklich was er nun damit anfangen sollte. Mit Keiko war es von Anfang an leichter gewesen, das Mädchen war offener. Taiki hingegen war still und verschlossen, wie Sasuke eben. Ins Herz geschlossen hatte er jedoch beide Kinder.

 

„Na komm, wir gehen hoch zu deiner Schwester und dann ziehst du dich an!“, schlug Naruto vor, ging einige Schritte auf den Jungen zu und hielt dann seine Hand hin, damit der Junge sie greifen konnte. Es dauerte, doch dann ließ dieser wirklich den Saum los und klammerte sich regelrecht an seine Hand. Naruto hatte den Verdacht, dass der Junge sich in dieser ungewohnten Umgebung noch nicht wirklich wohl fühlte. Das war jedoch etwas, was wohl die Zeit verändern würde.

 

Zusammen gingen sie wieder nach oben und in das Zimmer, das die beiden sich teilten. Keiko hatte bereits ihr Nachthemd ausgezogen und versuchte in eine Hose zu kommen, mit der sie eindeutig ihre Probleme hatte. Lachend ließ Naruto den Jungen los und öffnete den Knopf der Hose, der es Keiko unmöglich gemacht hatte, die Hose hoch zu bekommen. „Du musst sie aufmachen, sonst klappt das nur sehr schlecht!“, neckte er das Mädchen, fuhr ihr sanft über den Kopf, bevor er die Kleidung der Kinder in Augenschein nahm.

 

Was wem gehörte, war kaum zu verkennen. Entsprechend leicht war es für ihn auch, eine warme Hose und einen Pullover herauszuziehen, die Taiki anziehen konnte. Als er die Sachen dem Jungen reichte, blickte Keiko zu ihm auf. „Er kann das nicht!“, erklärte sie. Naruto wusste nicht so wirklich wie er die Tonlage einstufen sollte, die sie dabei benutzte. „Er kommt nie durch das Loch!“, fügte sie hinzu und schlüpfte in den Pullover, den sie sich ausgesucht hatte. Irritiert blickte Naruto zu dem Jungen, auf dessen Wangen sich ein leicht roter Schimmer ausgebreitet hatte. „Welches Loch?“, fragte er nach, schon weil er kein Wort verstanden hatte.

 

Als Keiko den Pullover an hatte, trat sie auf ihn zu. „Na den Pullover!“, erklärte sie altklug, als wenn es das normalste der Welt wäre. Naruto lächelte leicht, ehe er zu dem Jungen ging und ihm den Pullover abnahm. „Das ist für Jungs auch gar nicht so leicht!“, erklärte er dann und half Taiki, das störrische Kleidungsstück anzubekommen. „Ich brauchte selbst mit 15 noch Hilfe dabei!“ Was nicht gelogen war, auch wenn es weniger daran gelegen hatte, dass er es nicht gekonnt hatte, sondern viel mehr seine Hektik es ihm schwer gemacht hatte, sodass andere eingegriffen hatten, bevor er sich strangulierte. Natürlich mit der entsprechenden Portion Sarkasmus, was er aber auch für sich behielt. Die Beiden wurden bald erst sechs, da war es kein Weltuntergang, wenn sie noch ihre Probleme hatten Kleidung richtig anzuziehen.

 

Nachdem auch Taiki sich fertig angezogen hatte, half Naruto ihnen in die Schuhe, wobei er erst einmal ausführlich erklären musste, dass das hier nichts schlimmes war. Die Kinder kannten die japanischen Traditionen, da zog Man Schuhe nicht in einem der Zimmer an, sondern brav im Flur. Solange diese aber nicht vollkommen verdreckt waren, störte es sonst niemanden so wirklich, wenn man sie woanders anzog.

 

Zusammen gingen sie schließlich nach unten, wo Naruto zuerst den pfeifenden Kessel vom Herd zog, bevor er die dicken Jacken prüfte und dann die Tür ganz aufzog. Noch immer segelten dicke Flocken Richtung Boden und Naruto war froh, dass er für die Kinder Mützen gefunden hatte, die die beiden sich auch brav anzogen, ehe sie durch die Tür gingen. Keiko zögerte dabei keine Sekunde, während Taiki ihr eher langsam folgte. Auch Naruto folgte den beiden, denn das bevorstehende Treffen wollte er ganz gewiss nicht ohne Aufsicht verlaufen lassen.

 

Kaum waren die beiden raus gekommen, unterbrachen die beiden Rüden ihr wildes Spiel und schauten neugierig zu ihnen. Rasengan war der erste, der sich in Bewegung setzte und instinktiv trat Naruto vor die Kinder, um zu verhindern, dass der Hund die beiden einfach umrannte. Der Rüde war kräftig genug, dass die Zwillinge kaum eine Chance hatten. Chidori trabte gemächlich hinterher.

 

Rasengan sah allerdings auch nicht ein, sich irgendwie zurück zu halten. Der helle Hund drängte sich einfach an Naruto vorbei und stand bald darauf vor Taiki. Entgegen Narutos Befürchtungen, rannte er den Jungen aber nicht um. Direkt vor ihm blieb er stehen, schnupperte aufgeregt, während seine Rute wie wild von einer Seite zur anderen wedelte. Für einen Moment war er unschlüssig, ob er den Hund zurückziehen sollte, doch als Taiki scheu die Hand hob und die Finger in das drahtige Fell schob, entschied er sich um. Es war winzig, nahezu nicht zu sehen, doch Taikis Mundwinkel zuckten für einen Moment nach oben, als er das Fell unter seinen Fingern fühlte. Vielleicht war Rasengan genau der Richtige, um den scheuen Jungen ein wenig aus sein Schneckenhaus zu holen.

 

Chidori hingegen gesellte sich zu Keiko, die eindeutig weniger Berührungsängste hatte. Mit einem quietschenden Laut kraulte sie den ruhigen Rüden, der sich das gerne gefallen ließ. Als die vier begannen im Garten zu toben, zog Naruto sich etwas zurück, machte sich in aller ruhe einen Tee fertig und genoss das Bild vor sich. Es fühlte sich einfach richtig an. Der Mann, den er liebte lag oben und schlief sich aus, während die Kinder, die Naruto tief ins Herz geschlossen hatte, ausgelassen durch den Schnee tollten. Selbst Taiki taute langsam auf und endlich konnte man auch in ihm ein Kind sehen, das noch wusste was es hieß unbeschwert zu sein. Nur das Wissen, dass diese Szene auf Zeit sein würde, trübten die angenehmen Gefühle, die Naruto gerade empfand, auch wenn er versuchte das Gefühl weit von sich zu schieben.

 
 

***
 

 

Naruto ließ die beiden knapp eine Stunde draußen spielen, während er ein anständiges Frühstück vorbereitete. Aus den Listen, die Sasuke ihm geschickt hatte, wusste er ja auch, was die beiden so mochten und vor allem was davon sie auch durften, auch wenn er sich nicht komplett daran hielt. Die drei waren hier im Urlaub, da waren Ausnahmen zu vertreten, solange es eben nicht zu etwas alltäglichem wurde.

 

Der Ofen heizte den Raum angenehm auf, so dass die beiden aus ihren nassen Hosen stiegen, als sie wieder herein kamen und Naruto die Tür geschlossen hatte. Die Wangen der beiden waren gerötet und ihre Augen leuchteten vor Freude. Als er in Japan gewesen war, hätte er sich kaum vorstellen können, die Zwillinge einmal so gelöst zu sehen, wie es im Augenblick der Fall war. Selbst die beiden Hunde schienen Gefallen an dem Besuch gefunden zu haben. Rasengan wich kaum von Taikis Seite, während Chidori sich zwischen dem Mädchen und Naruto niedergelassen hatte.

 

„Ich muss gleich zu einem Bauern und das Essen für morgen holen!“, erklärte Naruto schließlich, während er mit ihnen frühstückte. „Wenn ihr wollt, lassen wir eurem Vater einen Zettel da, damit er weiß wo wir sind und ihr kommt mit. Dann seht ihr auch ein bisschen was von der Umgebung!“ Sie würden zwar eine Weile unterwegs sein, aber Bewegung tat ja auch gut.

 

Keiko nickte begeistert, während Taiki unsicher zur Treppe schielte. „Du musst nicht mit, wenn du nicht möchtest!“, sagte Naruto sanft. „Wenn du lieber bei deinem Vater bleiben willst, kannst du das machen.“ Doch der Junge schüttelte den Kopf. „ich möchte mit!“, sagte er leise, senkte aber sofort den Blick, um weiter zu Essen. Naruto beließ es dabei. Taiki brauchte eben noch Zeit um wirklich aufzutauen und er hatte nicht vor, den Jungen da zu drängen. Ihm war ja klar, dass er vorsichtig sein musste. Der Junge war seinem Vater sehr ähnlich, auch wenn er heute deutlicher sehen konnte, dass Taiki im Grunde vollkommen überfordert und verunsichert war. Im Gegensatz zu Sasuke damals. Dieser hatte wirklich um sich gebissen, damit niemand ihm zu nahe kam.

 

Nach dem Essen räumten sie gemeinsam den Tisch ab und während die Zwillinge sich trockene Hosen anzogen, schrieb er eine kleine Nachricht an Sasuke, dass sie zusammen unterwegs waren, um das Essen für den ersten Weihnachtstag zu holen. Sie würden aber pünktlich zum Essen zurück sein. Nachdem alle fertig waren, verließen sie zusammen mit den Hunden das Haus.

 
 

***
 

 

Der Schneefall hatte sich nicht wirklich gelegt. Es kam Naruto eher so vor, als wenn das Treiben sogar noch ein wenig dichter geworden war, was weder den Hunden, noch den Kindern etwas auszumachen schien. Sie liefen ein gutes Stück vor ihm, wobei Rasengan und Keiko auf dem Pfad tobten, während Chidori gemächlich neben Taiki herlief, der sich mit großen Augen umschaute. Diese Umgebung war wohl alles andere als vertraut. Nicht nur, weil er nie hier gewesen war, sondern auch, weil er aus Japan eine so wilde Gegend eher nicht kannte. Hier gab es keine Häuser die sich aneinander reihten, keine befestigten Straßen, keine Autos und keine Menschenmassen. Es gab nur die raue Natur, ein Pfad den man unter dem Schnee nicht erkennen konnte und sie.

 

„Dort hinten liegt das Meer!“, erklärte Naruto und deutete in die entsprechende Richtung, als er zu dem Jungen aufgeschlossen hatte. „Keiner mit Sandstrand, aber ich gehe trotzdem gerne hin!“ Taiki folgte mit dem Blick die Richtung, in die er gezeigt hatte, ehe er zu ihm aufsah. Einen Moment schien er zu überlegen, bevor er wieder nach oben blickte. „Wenn das Wetter besser wird, können wir ja mal hingegen!“, schlug Naruto schließlich vor. Es war zwar viel zu kalt um ins Wasser zu gehen, dennoch wollte Naruto den beiden zeigen, wo er lebte. In seinen Augen war diese ländliche Gegend Irlands ideal für Kinder. Sie hatten Platz zum Spielen und toben, ohne dass es große Gefahren gab, auf die man nicht hinweisen konnte.

 

Taiki schwieg, nickte aber zaghaft. Naruto hatte das Gefühl, dass gerade dieser Junge diese Umgebung in sich aufsog wie ein trockener Schwamm Wasser aufsaugen würde. Er zeigte es nicht so deutlich wie Keiko, die glucksend und lachend mit Rasengan tobte, aber Naruto sah deutlich, dass auch Taiki sich ein wenig entspannt hatte, seit er am Morgen die Treppe heruntergekommen war. Interessant fand er aber auch, wie die Hunde auf die Kinder reagierten.

 

Rasengan war ein temperamentvoller Hund und hatte sofort das Mädchen angesteuert, während er Taiki kaum beachtete. Er hatte ihn kurz beschnuppert, sich dann aber wieder zu dem neuen Spielpartner gesellt. Chidori hingegen hatte eine eher beschützende Natur und suchte instinktiv die Nähe des schüchternen Jungen. Naruto kam es ein wenig so vor, als wenn der Hund versuchte auf den Jungen aufzupassen. Ihm war es nur recht, es wäre schlimm für ihn gewesen, wenn die vier sich nicht verstanden hätten, was schließlich auch vorkommen konnte. Er war aber auch neugierig, wie die Hunde auf Sasuke reagieren würden und andersherum, Sasuke auf die Hunde.

 

Zusammen bogen sie in einen Feldweg ab und mittlerweile konnte er bereits das alte Bauernhaus sehen, zu dem sie unterwegs waren, auch wenn es noch ein gutes Stück war. Das Schweigen zwischen ihnen war angenehm, was zumindest für Naruto eine durchaus neue, angenehme Erfahrung war.

 

Er musste sich kaum etwas vor machen. Von seiner Natur aus war er eher ein Mensch, der im Mittelpunkt stand. Es fiel ihm leicht Freundschaften zu schließen, schon weil er niemals aufgab. Vermutlich stellte Irland genau deswegen einen so heftigen Kontrast zu ihm dar, dass die Sorge der anderen wohl verständlich war. Irland war zu ruhig für ihn, zumindest wenn man davon ausging, was andere von ihm glaubten zu wissen. Beschweren konnte er sich aber wirklich nicht, er liebte seine neue Heimat und auch wenn er gerade nach Itachis Besuch sich wahnsinnig einsam gefühlt hatte, wusste er genau, dass er nicht wieder weg wollte. Es war einfach seine Heimat und ein teil von ihm hegte durchaus den Wunsch, dass jene die ihm wichtig waren, seine Gefühle verstehen konnten.

 

Bald erreichten sie den Hof, auf dem sie herzlich Willkommen wurden. Die Frau des Bauern war ganz entzückt von den Kindern, plapperte munter drauf los, bis Naruto ihr mitteilte, dass die Kinder kein Wort verstehen konnten. Er versuchte es mit dem Übersetzen, kam aber bei der energischen Frau deutlich an seine Grenzen. Dennoch lehnte er nicht ab, als man sie hereinbat, damit sie sich vor dem Rückweg aufwärmen konnten. Bald darauf saßen sie in der warmen Stube, die erwachsenen hatten Kaffee vor sich, während Keiko und Taiki sich über den heißen Kakao freuten und die frischen Plätzchen, nach denen die ganze Küche roch.

 

„Bringst du deinen Besuch zum Jahreswechsel mit?“, wurde Naruto schließlich gefragt. Darüber hatte er sich ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht, nicht einmal als Sasuke ihn gefragt hatte, ob er etwas vor hatte. Der Jahreswechsel wurde hier wie die Mitsommernachtswende im Kreise der Nachbarn gefeiert. Jeder trug etwas zu dem großen Fest bei und alle trafen sich bei einem der Nachbarn. Sie aßen, sie plauderten und hatten eine gute Zeit. Es festigte die Nachbarschaft und brachte vor allem den Jüngeren viel Spaß, wenn sie nicht alleine mit den Eltern irgendwo hocken mussten, während die ganze Welt feierte. Sein Blick fiel auf die Zwillinge, die sich noch immer neugierig umschauten, auch wenn sie versuchten den Blick diskret zu lassen.

 

„Ich weiß nicht…“, gab er schließlich ehrlich zu. „Ich habe den Vater der beiden nicht gefragt. Aber wenn ich ehrlich bin, würde ihnen ein kleiner Tapetenwechsel gut tun. Es werden genug Kinder da sein und die Sprachbarrieren gelten bei ihnen ja kaum!“ Was bewundernswert war. Kinder hatten es da um einiges leichter. Wenn sie Worte nicht mehr nutzen konnten, nutzten sie den ganzen Körper. Mit Gesten und Handlungen konnten sie schnell einander deutlich machen, dass sie zusammen spielen wollten. Es funktionierte ganz von alleine. Vielleicht war es da wirklich eine gute Idee, wenn die beiden ein wenig raus kamen. „Ich werde mit ihrem Vater reden!“, beschloss er schließlich, fügte innerlich aber auch hinzu, dass er auf jeden Fall mit den beiden zumindest vorbeischauen würde. Wenn Sasuke nicht mit wollte, hatte dieser eben Pech. Nicht jeder war wie der Uchiha darauf aus, nahezu jedes lebende Wesen auf Abstand zu halten.

 

Während die Kinder mit weiteren Keksen verwöhnt wurden, holte der Mann den Vogel, der geschlachtet, gerupft und eingepackt worden war. Danach verabschiedeten die drei sich und machten sich mit den Hunden – die draußen hatten warten müssen – wieder auf den Weg zurück. Das Gefühl, dass der Schnee schlimmer wurde, verhärtete sich dabei nur. Naruto war froh, dass er diese Gegend so gut kannte. Mittlerweile schneite es so stark, dass man kaum etwas erkennen konnte. Auch deswegen nahm er die beiden Kinder an die Hand und lief etwas neben dem Weg entlang, um zurück zu kommen. Das Letzte was er schließlich wollte war, dass den beiden etwas passierte.

 
 

***
 

 

Nach Hause zu kommen und dabei erwartet zu werden, fühlte sich unglaublich toll an.

 

Die Fünf hatten sich ihren Weg durch das Schneetreiben gebahnt und kaum war die Tür in Sicht gekommen, hatte diese sich auch geöffnet. Sasuke stand dort und blickte ihnen ruhig entgegen. Naruto hielt die Kinder weiter an den Händen, bis sie die Schwelle übertreten hatten. Erst dann löste er die steifen Finger und half Taiki aus seiner Jacke, während Sasuke das Gleich bei seiner Tochter tat. Keiko plapperte dabei wie ein Wasserfall und aus den Augenwinkeln konnte Naruto sehen, wie Sasuke ein leichtes Lächeln zeigte.

 

Warum er sich genau in diesem Augenblick an Itachis Worte erinnerte, konnte Naruto nicht einmal sagen, doch in diesem Augenblick hallten die Worte des älteren Uchihas einfach durch seinen Kopf. Er versucht es. Er versucht es wirklich! Vor einigen Wochen hatte er diese Worte nur am Rande verstanden, aber jetzt wusste er instinktiv, was Itachi gemeint hatte. Sasuke bemühte sich wirklich mit seinen Kindern eine Basis zu finden, mit der sie zusammen glücklich werden konnten, auch wenn ein sehr wichtiger Teil aus ihrer Mitte gerissen worden war.

 

Naruto schluckte schwer, hing Taikis Jacke auf und wendete sich ab, um zu der Küche zu kommen und von da aus hoch ins Obergeschoss. „ich lasse Wasser ein, damit die beiden sich aufwärmen können!“ Ein heißes Bad war jetzt sicher nicht das schlechteste. Auch Naruto hatte durchaus Verlangen danach, die kalten Glieder ins heiße Wasser tauchen zu lassen, auch wenn er sehr wohl bemerkte, dass Sasuke sich um die Kamine gekümmert haben musste. In dem alten Haus war es angenehm warm, was zumindest ansatzweise dabei half, die Kälte wieder los zu werden.

 

„Nicht nötig. Ich habe euch kommen sehen und es angestellt!“, informierte Sasuke ihn und nahm ihm damit jede Rechtfertigung, diese Szene zu verlassen. Er hatte sie gesehen? Das musste bedeuten, dass er am Fenster gewartet hatte. Im Obergeschoss. Naruto bezweifelte irgendwie, dass man vom Wohnzimmer aus auch nur ansatzweise einen Menschen wahrnehmen konnte, der sich in dem Schneemassen bewegte.

 

Naruto drehte sich der Familie wieder zu und im gleichen Augenblick stolperten die Hunde in den Flur hinein. Er bekam nicht einmal die Chance Rasengan aufzuhalten, der sich freudig auf den älteren Uchiha stürzte. Zeit um das ganze zu beenden bekam er aber auch nicht.

 

Vollkommen verdutzt starrte Naruto die Szene vor sich an. Rasengan sprang an Sasuke hinauf, der sofort den Hund von sich runter schob und ihn streng zurecht wies, ehe er die Tür endlich zufallen ließ. Was Naruto an dieser Situation aber so irritierte war, dass Rasengan wirklich gehorchte. Der Rüde zog die Rute ein und sah aus, als wenn man gerade mit einem kleinen Kind kräftig geschimpft hatte.

 

„Wie hast du das gemacht?“, fragte er vollkommen verdattert. Sasuke drehte sich wieder ihm entgegen, zog eine Augenbraue elegant nach oben und musterte ihn verwirrt. „Was meinst du?“ Ja, was meinte er? „Rasengan!“, brachte er fassungslos hervor und deutete auf seinen Hund. „Niemand kann ihn bändigen, du sagst ein Wort und er gehorcht!“ Was auch immer Sasuke getan hatte, Naruto wollte es wissen, ihm war jedes Mittel Recht, um den Rüden unter Kontrolle zu bekommen. Zumindest ein klein wenig, wenn es auch notwendig wurde.

 

Sasuke schmunzelte leicht, ehe er die Hände seiner Kinder griff. „nun, dich kann ich bändigen, warum also nicht auch deinen Hund?“, fragte er frech nach und ließ ihn dann einfach stehen. Rasengan schaute den dreien hinterher, ehe er sich aufrappelte und ihnen folgte wie ein treuer Hund. Naruto blieb mit Chidori alleine zurück, den er einen Moment anschaute, bevor er den Kopf schüttelte. „War ja klar, dass Rasengan auf ihn abfährt!“, schnaubte er wenig amüsiert und setzte sich ebenfalls in Bewegung. „na komm, Dicker! Ich trockne dich erst einmal ab!“

 

Die Küche roch angenehm nach Fleisch, das in der Pfanne vor sich hin brutzelte, als Naruto in den Raum trat. Von den Vieren war nichts zu sehen, die Geräusche die von oben kamen, ließen aber keinen Zweifel zu, wo Sasuke, Taiki, Keiko und Rasengan sich gerade aufhielten.

 

Naruto fühlte sich wie erschlagen. Diese drei waren nicht einmal 24 Stunden hier und schon geriet sein mühsam aufgebautes Leben ins Wanken. Das schlimme war, die drei Uchihas konnten nicht einmal etwas für. Sie waren einfach aufgetaucht und Naruto hatte etwas gezeigt bekommen, von dem er bereits jetzt wusste, dass er es nicht wieder hergeben wollte.

 

Seine Gefühle für Sasuke schienen sogar noch stärker zu werden. Der Drang, ebenfalls nach oben zu gehen, Sasuke zur Hand zu gehen, war riesig. Genauso wusste er aber auch, dass er es kaum dabei belassen konnte, nur mitzuhelfen. Er wollte so viel mehr.

 

Wenn nicht einmal 24 Stunden ohne Stress zwischen ihnen ihn bereits so ins Wanken geraten ließ, wollte er sich nicht einmal vorstellen, was die kommenden drei Wochen bringen würden. Wenn er nicht aufpasste, würde dieser Kurzurlaub ihn vollkommen zerstören. Es war ja nicht nur Sasuke, sondern auch die Kinder, die ihm immer mehr unter die Haut gingen. Dass die Hunde die drei vollkommen selbstverständlich angenommen hatten, zeigte ihm Möglichkeiten, mit denen er sich nicht einmal befassen durfte, wenn er diese kommende Zeit irgendwie überstehen wollte.

 

„Alles klar bei dir?“, riss Sasukes Stimme ihn schließlich aus dem Taumel an Gefühlen, denen er ausgesetzt war. Erschrocken blickte er den Uchiha an, der ihn interessiert musterte. Warum tat er das? Naruto wusste wirklich nicht mehr, wo ihm der Kopf stand, dabei hatte er kaum Zeit mit dem Mann verbracht, der seit Jahren eisern sein Herz in der Hand hielt. Den er begehrte, dem er näher kommen wollte als Hikari es je geschafft hatte, auch wenn der Gedanke für sich vollkommen absurd war.

 

„Du bist ziemlich blass!“, bemerkte Sasuke schließlich. In seiner Stimme schwang leichte Sorge mit, die Naruto schon verdammt lange nicht mehr zu hören bekommen hatte. Doch genau in diesem Augenblick war es einfach nur unangebracht. Er wollte keine Sorge hören, wenn es nach ihm ginge, hätte er es im Augenblick sogar lieber, wenn Sasuke die alten, nervigen fragen erneut herauskramte. Dann würde er wenigstens wütend werden, was ihm zumindest einen teil der Kontrolle zurück gab, die er gerade jetzt nicht wirklich zu fassen bekam.

 

„War wohl etwas zu viel!“, murmelte er leise, setzte sich endlich wieder in Bewegung um den Vogel in den Kühlschrank zu packen. Er musste das Teil schließlich nicht den ganzen Tag in der Hand halten. Außerdem gab es ihm etwas zu tun, einen Vorwand, um Sasukes Blick zu entgehen. „Wir sind übrigens zum Jahreswechsel eingeladen!“, erklärte Naruto schließlich, ohne sich erneut zu Sasuke herumzudrehen. „Hier in dieser ländlichen Gegend feiern die Nachbarn oft zusammen.“, erklärte er. Eine Ablenkung würde nicht nur den Kindern gut tun, wie ihm nun bewusst wurde. Auch er konnte diesen Abend gut gebrauchen.

 

Sasuke verzog das Gesicht, sagte aber nichts weiter dazu. Naruto konnte dem jungen Vater ansehen, dass er wenig von dieser Idee hielt, als er den Kopf leicht drehte, um doch eine Reaktion mitzubekommen. Mit etwas anderem hatte er allerdings auch nicht gerechnet. Sasuke tat sich eher schwer neue Menschen kennen zu lernen. In ihrer kleinen Gruppe war das kaum aufgefallen, schon weil sie so viele verschiedene Arten von Personen gewesen waren, aber Naruto war oft genug deutlich geworden, wie sehr Sasuke sich bei anderen Menschen zurück hielt. Er schien wirklich der Typ Mensch zu sein, der Ruhe genoss und gut und gerne darauf verzichten konnte, raus zu gehen, um andere kennen zu lernen. Ihm reichten die Freunde, die sich nicht verscheuchen ließen.

 

„Du kannst es dir ja überlegen… übermorgen besuchen wir dann meine Nachbarin. Sie will euch kennen lernen!“, informierte er Sasuke beiläufig. Dieses Mal schaute er nicht zu ihm. Er wusste auch so, dass Sasuke sich unter diesem Urlaub gewiss nicht vorgestellt hatte, dass sie die halbe Nachbarschaft bereisten. Naruto sah aber auch nicht ein, sich da zurück zu halten. Es war sein leben in das Sasuke hereingeplatzt war, nun musste er eben sich anpassen.

 

„Ich ziehe mich eben um, dann können wir essen.“, beschloss Naruto schließlich. Er ließ Sasuke einfach stehen und eilte nach oben. Gerade war ihm eh alles Recht, um dem Uchiha zu entkommen.

 

Nachdem Naruto sich umgezogen hatte und Sasuke die Kinder aus dem bad geholt hatte, aßen sie wirklich gemeinsam. Nach dem Essen verzogen sie sich dann zusammen in das Wohnzimmer, wie sich zusammen auf die Couch lümmelten. Naruto und Sasuke nahmen die Enden ein, während die Kinder zwischen ihnen hockten. Keiko war kaum zu bändigen, sie erzählte farbenfroh von dem gemeinsamen Spaziergang und schwärmte von Rasengan, welcher sich vor Sasukes Füßen niedergelassen hatte.

 

Am Nachmittag scheuchte Naruto die Kinder dann in die Küche, um Kekse zu backen, wobei Sasuke schnell folgte, um schlimmeres zu verhindern. Dabei erzählten sie beide, wie man in Irland das Fest feierte. „Der Weihnachtsmann kommt in der Nacht vom 24. Dezember auf den 25. Dezember und bringt die Geschenke!“, erklärte er gerade Keiko, die große, leuchtende Augen bekam. Sasukes Blick entging ihm dabei nicht, doch darum kümmerte er sich gar nicht. Sie hatten nicht abgesprochen, dass sie Geschenke mitbrachten, besorgt hatte er dennoch welche. Die Kinder würden am kommenden Morgen also nicht enttäuscht werden.

 

Naruto fand es aber toll, dass die beiden noch an Weihnachten glaubten. Kinder wurden leider immer schneller erwachsen und verloren den Glauben an Weihnachten und Ostern. Manchmal war es etwas ganz natürliches, weil Eltern nicht achtsam genug waren, manchmal aber auch der Druck im Kindergarten oder der Schule. Es gab wohl viele Gründe, warum Kinder ihren Glauben verloren.

 

Entgegen Sasukes Prophezeiung wurden ihre Kekse aber sehr lecker. Dass die Küche hinterher wie ein Schlachtfeld aussah, ließ sich eben nicht vermeiden. Während Keiko und Taiki im Wohnzimmer waren, räumten Naruto und Sasuke gemeinsam auf, erst dann bereiteten sie schweigend das Abendessen vor. Wie auch schon beim Mittag plätscherten die Gespräche dabei vor sich hin. Naruto genoss diese Momente sehr. Wenn da nicht dieses winzige Detail wäre, könnte man sie wirklich für eine Familie halten. Im Grunde spielte es an diesem Abend aber wohl keine Rolle. Naruto hatte Sasuke selten so entspannt erlebt, wie im Augenblick und das für sich war ihm bereits sehr viel wert.

 

Nach dem Essen feuerten sie noch einmal die Kamine an, bevor die Kinder sich zum Schlafen fertig machten. Es dauerte allerdings ziemlich lange, bis die beiden zur Ruhe kamen. Vor allem Keiko kam mit immer neuen Fragen an und zögerte das schlafen gehen damit extrem hinaus. Taiki hingegen hielt sich zurück. Naruto konnte nicht wirklich sagen, ob der Junge aufgeregt war, er hoffte aber wirklich, dass der kommende Tag beiden Freude bereiten würde.

 

Als die beiden endlich schliefen, sank Sasuke erschöpft neben Naruto auf das Sofa. „Dir ist klar, dass die beiden morgen tierisch enttäuscht sein werden?!“, brummte er schließlich missmutig, schlüpfte aus seinen Hausschuhen und zog die Füße auf das Sofa hinauf. Rasengan setzte sich sofort auf und legte seinen schweren Kopf auf Sasukes Beine ab, der gedankenverloren begann den Hund zu streicheln.

 

„Sie werden nicht enttäuscht sein!“, erklärte Naruto beiläufig und starrte in das prasselnde Feuer. Er konnte Sasukes Blick auf sich spüren, was ihn doch zum schmunzeln brachte. „Für wen hältst du mich eigentlich?“, fragte er gespielt verletzt, stand auf und ging zu dem alten Sideboard, das rechts von dem Baum stand. Vorsichtig griff er dahinter, bis er den Schlüssel ertastete, den er dort deponiert hatte. Damit schloss er die Tür auf und gewährte Sasuke so ein Blick auf das was dort verborgen lag. Die Geschenke die er besorgt hatte, lagen säuberlich eingepackt im untersten Regalfach.

 

„Du hast ihnen etwas besorgt?“, fragte Sasuke ungläubig, ohne den Blick abzuwenden. Naruto zuckte leicht mit den Schultern. „Gehört das nicht dazu?“, fragte er schließlich unsicher und suchte Sasukes Blick, der schließlich zu ihm auf sah. „Ich wünsche mir wirklich, dass sie dieses Weihnachten genießen können. Trotz allem!“, gab er ernst zu und drückte die Tür wieder zu. Dann ging er zu der Couch zurück.

 

Eine Weile war es vollkommen still in dem Zimmer.

 

„Warum?“, fragte Sasuke schließlich und als Naruto zu ihm blickte, runzelte der Uchiha die Stirn. „Ich meine, warum ist es dir so wichtig? Verstehe mich nicht falsch, es würde mich sehr freuen, wenn sie ihren Kummer einen tag vergessen. Ich verstehe nur nicht, warum du dich so ins Zeug legst! Wenn ich dir von ihnen erzählt habe, hast du immer den Eindruck vermittelt, als wenn ich dich damit nerven würde!“

 

Naruto zuckte deutlich zusammen. Nun, leugnen konnte er das wohl kaum. Es hatte ihn genervt, allerdings nicht, weil es um die beiden gegangen war. Indirekt war auch dort sein eigentliches Problem in den Vordergrund gerückt. Er hatte Eifersucht empfunden und alles was mit Hikari zu tun gehabt hatte, nicht wirklich hören wollen. Es hatte ihm jedes Mal einen Stich verpasst, den er nie hatte ausblenden können.

 

„Es hat mich auch genervt!“, gab er deswegen zu und seufzte schließlich schwer. „Für dich gab es kein anderes Thema mehr. Natürlich habe ich mich für dich gefreut, aber nach einer Weile konnte ich es einfach nicht mehr hören. Es hatte weniger mit den Beiden zu tun, sondern eher damit, dass du mich mit Details aus ihrem Leben überschüttet hast!“ Gefreut hatte er sich wirklich. Gegen die beiden Kinder hatte er auch nie etwas gehabt, auch wenn er nicht erpicht darauf gewesen war, sie kennen zu lernen.

 

„Aber ich habe sie ins Herz geschlossen!“, gab er schließlich ehrlich zu. Unwohl zog er die Beine nach oben und schlang die Arme darum. „Keiko hat wahnsinnig viel Energie, sie ist offen und lebensfreudig. Taiki ist hingegen genau wie du. Zurückhaltend, scheu und doch zeigt er deutlich, dass er an die Hand genommen werden will. Ich mag sie Sasuke, wäre es anders, hätte ich dich nie so angegangen, wie ich es getan habe.“

 

Sasuke seufzte schwer. Dass dieses Thema auf den Tisch kommen würde, hatten sie wohl beide so nicht geplant. Im Grunde wollte Naruto auch nicht weiter darauf eingehen. Aber bevor er den Rückzug antreten konnte, war es Sasuke, der sich entschied es dabei zu belassen. „Manchmal wünsche ich mir echt, in deinen kopf schauen zu können!“, gab dieser nüchtern zu, ehe er Rasengan sanft von sich schob und aufstand. „Ich gehe ins Bett, wir sehen uns morgen!“

 

Naruto sah Sasuke nach, als dieser Richtung Küche verschwand. Kurz darauf hörte man die Schritte die nach oben führten. Rasengan folgte dem Uchiha und da dieser nicht zurückkam, nachdem Naruto die Tür hatte zufallen hören, nahm er an, dass der Rüde in dieser Nacht nicht bei ihm schlafen würde. Er selbst blieb jedoch noch lange wach und grübelte über das nach, was gerade mit ihm passierte. Sakura hatte eindeutig Recht gehabt, diese Nähe war nichts gutes für ihn.

 

Es juckte in seinen Fingern, Sasuke einfach an sich zu ziehen und ihm auf direktem Wege zu zeigen, was er empfand. Aber er durfte es nicht. Wenn er irgendwie diese Freundschaft aufrecht erhalten wollte, musste er sich zurück halten und irgendwie dabei lernen loszulassen.

 

Es war bereits nach Mitternacht, als er die Geschenke säuberlich unter den Baum legte und ebenfalls ins Bett verschwand.

 
 

***
 

 

Dass Naruto mit seinen Gedanken am vorherigen Morgen Recht gehabt hatte, lernte er schließlich auf die harte Tour. Er wurde bei Morgengrauen aus den Schlaf gerissen, als die Zwillinge polternd die Treppe hinab liefen um ins Wohnzimmer zu kommen. Naruto stöhnte leise, zog die Decke höher und rollte sich etwas in ihr ein.

 

Lange dauerte es allerdings nicht, bis der Radau von unten derart laut wurde, dass Naruto keine Chance sah, noch einmal einzuschlafen. Er lachte leise unter seiner Decke. Obwohl er so unsanft aus dem Schlaf gerissen worden war, war es dennoch ein angenehmes Gefühl. Die beiden freuten sich offensichtlich sehr, waren aufgeregt und lebendig. Es war wirklich toll so viel Leben im Haus zu haben und Naruto schloss die beiden unbewusst nur noch tiefer in sein Herz, während er die Decke zurück schlug und mit der morgendlichen Routine begann.

 

Das Zimmer war – im Gegensatz zum vorherigen Morgen – noch angenehm war. Er legte Torf nach, zog sich an und verließ dann sein Zimmer, um ebenfalls noch unten zu gehen. Langsam stieg er die Treppe hinab, folgte den munteren Geräuschen die aus seinem Wohnzimmer kamen, durchquerte die Küche und blieb schließlich in den Rundrahmen stehen, der den Durchgang von der Küche zum Wohnzimmer markierte. Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte er sich gegen den Rahmen.

 

Sasuke saß in dem abgewetzten Sessel, ein leichtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, während er Taiki dabei zusah, wie er sein Lego mit großen Augen begutachtete. Keiko spielte bereits, während Rasengan mitten in dem zerrissenen Geschenkpapier hockte und munter alles beobachtete.

 

Naruto kam nicht darum herum, dass sein Herz ein paar Takte schneller schlug. Diese Szene die er sehen konnte, gefiel ihm einfach gut. Allen Dreien konnte man in diesem Augenblick den schweren Schlag, den sie erlebt hatten, nicht ansehen. Was man stattdessen sah, war eine kleine, glückliche Familie. Zwei Kinder die sich über die Geschenke die sie bekommen hatten freuten, ein junger Vater der sich über die Freude seiner Kinder freute. In diesem Augenblick erkannte Naruto den Sasuke, den er durch die zahlreichen Mails kennen gelernt hatte. Er sah den Stolz, die tiefe Verbundenheit, die dieser zu seinen Kindern hatte. Naruto konnte problemlos zugeben, dass es ihm gefiel, dass es ihn erleichterte Sasuke so entspannt und offen zu sehen, wie er es schon lange nicht mehr gewesen war.

 

Als Sasuke ihn bemerkte, drehte er langsam den Kopf zu ihm, ohne dass das Lächeln von seinem Gesicht verschwand. Wenn es möglich war, verliebte Naruto sich nur noch mehr in diesen Mann. Es war ein angenehmes Gefühl, auch wenn es gleichzeitig sehr schmerzhaft war. Lange hielt dieser Blickkontakt jedoch nicht an. „Da ist noch ein Geschenk, Daddy!“, rief Keiko plötzlich und robbte auf den Baum zu. Etwas weiter hinten zog sie das kleine, längliche Paket hervor, ehe sie sich aufrappelte und damit zu ihrem Vater lief. Sasuke nahm es an, las den Namen den Naruto sauber darauf notiert hatte und blickte ihn dann wieder an. „Es ist für mich!“, murmelte er leise.

 

Keiko folgte dem Blick seines Vaters und als sie Naruto erblickte, strahlte sie über das ganze Gesicht. „Schau Naruto, der Weihnachtsmann war da, wie du gesagt hast!“, erklärte sie aufgeregt und lief zu ihren Sachen zurück, um Naruto zu verdeutlichen, was sie meinte. Sekunden später verschwand die Freude aus ihrem Gesicht. Sie runzelte die Stirn und blickte suchend zu dem Baum. Dann schaute sie Naruto mit großen Augen an. „Da ist kein Geschenk für dich!“, stellte sie schockiert fest. Naruto konnte dem Mädchen ansehen, dass sie diese Tatsache wirklich traf.

 

Instinktiv schüttelte er den Kopf. Das Letzte was er wollte war, dass das Mädchen den Spaß an diesem tag verlor. Weihnachten war für Kinder eben etwas besonderes, das sollte auch hier in seinem Haus nicht anders sein. „nein!“, erwiderte er schließlich sanft, löste sich von dem Rahmen und ging auf das Kind zu, um sich vor ihr hin zu hocken. Ohne groß darüber nachzudenken, streckte er die Hand aus und strich ihr durch das rabenschwarze Haar. „Mein Geschenk konnte man nicht einpacken. Ich habe es ausnahmsweise schon ein wenig früher bekommen!“, erklärte er sanft, ohne das Lächeln zu verlieren.

 

Dann stand er auf. „Ich mache frühstück!“, verkündete er gut gelaunt und ließ die Familie damit zurück. Was er nicht sehen konnte war, wie Keiko ihm einen traurigen Blick nach warf und seinen Worten damit keinen Glauben schenkte. Für sie stand einfach fest, dass sie alle Geschenke bekommen hatten, mit Ausnahme von Naruto und das trübte ihr Gemüt sehr.

 

Was Naruto nicht sagen konnte war, dass sein Geschenk die Anwesenheit der Drei war. Auch wenn es bisher nur ein tag her war, dass sie angekommen waren und auch wenn die Nähe zu Sasuke ihn in ein Gefühlschaos stürzte, fühlte er gerade an diesem Morgen sehr deutlich, dass er es nicht hätte anders haben wollen. Zum ersten Mal seit er nach Irland gekommen war, war sein Haus mit Leben gefüllt, Leben welches er auch hier haben wollte, wie ihm bewusst wurde. Wie er es überstehen sollte, wenn die Drei wieder abreisten, konnte und wollte er sich nicht einmal vorstellen. Diese Vorstellung war zu deprimierend, um sie an dem heutigen tag zu zulassen. Noch hatte er fast drei Wochen Zeit, bevor er sich mit diesen Gefühlen befassen musste.

 

In der Küche angekommen machte er sich gleich daran, das Frühstück vorzubereiten. Er deckte den Tisch liebevoll und lächelte auch dann noch, als Sasuke mit den Zwillingen ihnen folgte. Das Essen für sich verlief relativ ruhig, auch wenn Rasengan einmal versuchte Sasuke den Schinken zu klauen, was dieser natürlich nicht zu ließ und den Hund zusammen stauchte. Wäre die Situation eine andere, hätte Naruto angefangen lauthals zu lachen, als der junge Rüde sich in die Ecke verzog und dabei aussah, als würde er schmollen.

 

Nach dem Frühstück scheuchte Naruto die Kinder mit den Hunden nach draußen, damit sie ein wenig spielen konnten. In der Nacht hatte es noch kräftig geschneit, es sah lustig aus, wie die Zwillinge fast bis zu den Knien in dem frischen Schnee versanken. Was aber das Wichtigste war, sie hatten Spaß. Für ein Stündchen würden sie da draußen gut aufgehoben sein und die Gelegenheit bekommen, die angestaute Energie abzubauen.

 

Während Naruto am Tisch sitzen blieb, fing Sasuke an den Vogel vorzubereiten, den es später geben würde. Dieser musste für einige Stunden in den Ofen, da war es besser, wenn er sofort damit begann. Auf der Arbeitsfläche hatte der Uchiha einige Zettel ausgebreitet, Rezepte die er zusammengesucht hatte, um ein traditionelles Weihnachtsessen für sie zu machen.

 

„Danke für die Uhr!“, sagte der Uchiha plötzlich. Naruto drehte den Kopf ein wenig, um den Mann anzublicken, anstatt den Kindern draußen beim Toben zu zusehen. „Du hattest keine mehr, oder?“, fragte er nach, nicht sicher, ob er sich für das richtige Geschenk entschieden hatte. Sasuke nickte leicht. Es stimmte.

 

„Du hättest mich vorwarnen sollen!“, erklärte Sasuke, drehte sich aber wieder dem Essen zu um weiter zu arbeiten. Naruto lachte leise. „Damit du etwas besorgen kannst? Ich habe alles, Sasuke. Ich wollte den beiden eine Freude machen, mehr nicht!“, erklärte er und schaute den Kindern wieder zu. Es stimmte ja auch. In diesem Moment hatte er wirklich alles. Alles was er wollte war in diesem Haus vereint. Sasuke war da, auch wenn ihre Beziehung nach wie vor freundschaftlicher Natur war. Die Kinder waren da, die Naruto schon jetzt nicht mehr gehen lassen wollte. Natürlich war es unangenehm, dass sein Herzenswunsch nie erfüllt werden würde, aber es war zu ertragen, wenn er stattdessen diese Familie um sich hatte, die ihn zu einen teil von ihnen machte. Er hatte wirklich alles, was er sich im Augenblick wünschen konnte.

 

Damit war das Thema für Naruto beendet.

 

Nach einer Stunde riefen sie die Kinder wieder herein, halfen ihnen sich umzuziehen, damit sie nicht krank wurden. Im halben Haus roch man bereits das Essen und Naruto lachte herzhaft auf, als man Keikos Magen lautstark knurren hörte, obwohl sie ein recht üppiges Frühstück gehabt hatte. Spielen machte eben hungrig. Was ihm nach dem Eisdesaster aber freute war, dass Sasuke den beiden schmunzelnd erlaubte sich einige Kekse zu nehmen, damit sie die Wartezeit überstehen würden, ehe er sie ins Wohnzimmer scheuchte.

 

Auch Naruto nahm die Gelegenheit wahr und entschuldigte sich, um nach oben zu gehen und zu schreiben. Trotz allem musste er eben weiter vorankommen. Doch als er vor seinem Laptop saß, war sein Kopf wie leergefegt. Er starrte nur das Dokument an, ohne die Muse zu verspüren, wirklich daran weiter zu arbeiten. Er hatte viel mehr das Verlangen, wieder nach unten zu gehen und zu genießen, was ihm derzeit geschenkt worden war. Aber es ging nicht. Er konnte das Problem nicht noch größer machen, als es eh schon war.

 

Als Naruto schließlich wieder nach unten ging, fand er Sasuke mit den Zwillingen auf der Couch vor. Rasengan und Chidori hatten sich vor dem Sofa niedergelassen, während Sasuke in der Mitte saß, ein Buch in der Hand. Keiko und Taiki hatten sich an ihren Vater gelehnt und schliefen selig. Auf dem Boden lag die bereits angefangene Feuerwehrstation. Sasuke drehte den Kopf und blickte zu ihm. „Sie sind gerade eingeschlafen!“, erklärte er leise, löste sich sanft von den beiden, stand auf und schlug eine Decke über die Kinder. Dann ging er in die Küche und Naruto folgte automatisch.

 

Während Sasuke nach dem Essen sah, nahm Naruto sich eine Flasche aus dem Kühlschrank und beobachtete seinen Freund. Der Uchiha hatte keine Schwierigkeiten mit dem Herd, oder dem ganzen Haus. Es war schon fast beängstigend, wie gut er sich in so kurzer Zeit hier eingelebt hatte und so wie Naruto es sah, fühlte er sich auch wohl bei ihm. Das war ein sehr angenehmes Gefühl,

 

Naruto wusste bereits in dem Moment, dass der Abschied ihm verdammt schwer fallen würde.

 
 

***
 

 

Den zweiten Weihnachtstag gingen sie ruhig an, mit einem gemeinsamen Frühstück, bei dem Naruto eine durchaus angenehme Überraschung erlebte. Keiko reichte ihm ein Bild, auf dem sie alle zu sehen waren. Es war eine Geste von ihr, weil er kein Geschenk bekommen hatte. Naruto rührte das sehr.

 

Nach einem ausgedehnten Mittagessen machten sie sich dann alle zusammen auf den Weg zu seiner Nachbarin, wobei sogar Sasuke sich freiwillig anschloss. Auf dem Weg erfuhr er auch, dass der Uchiha durchaus interessiert daran war, wer sich Itachi in den Weg stellte. Naruto musste bei diesem Kommentar lachen. Es gab sicher nicht viele Menschen, die Itachi nicht einschüchtern konnte, seine Nachbarin gehörte aber wohl eindeutig zu jenen, wo Itachi keine Chance hatte. Er erinnerte sich noch gut daran, wie sie offensichtlich Itachi den Zutritt verwehrt hatte und dieser all seinen Charme hatte spielen lassen müssen, damit er nach ihm sehen durfte. Über diesen Zwischenfall hatte er sich Tage amüsiert, sehr zu Itachis Leidwesen.

 

Das Haus der alten Frau roch angenehm nach Orangen und Zimt.

 

Das war das erste, was Naruto auffiel. Auch sie hatte dekoriert, wenn auch eher spärlich. Naruto verstand es. Es musste etwas frustrierend sein nur für sich alleine das Haus zu Weihnachten zu gestalten. Er selbst hatte es ja auch nie getan.

 

Sie wurden herzlich empfangen, wobei Naruto fast einen Lachkrampf bekam, als die energische Frau Sasuke einfach an ihre Brust zog. Der Uchiha war derart überrumpelt, dass er sich nicht einmal dagegen wehren konnte. Bei den Kindern hingegen ging sie behutsamer vor, beugte sich zu ihnen hinab und reichte ihnen die Hand, die die beiden etwas schüchtern annahmen. Dieses Mal war es Sasuke der als Übersetzer zur Seite stand, als sie in die Küche getrieben wurden, wo bereits Gebäck und Tee auf sie wartete. Die beiden Kinder bekamen wieder einmal heißen Kakao, den vor allem Keiko regelrecht verschlang.

 

Was Naruto aber schnell auffiel war, dass Chidori keine Sekunde von der Seite des Jungen wich. Wie ein rettender Anker hatte er sich neben dem Kind nieder gelassen und oft konnte Naruto zusehen, wie Taiki die Finger in dem drahtigen Fell vergrub, vor allem wenn er direkt angesprochen wurde. „Er ist ein wenig schüchtern, ganz im Gegensatz zu seiner Schwester!“, erklärte er der Frau schließlich, der diese Geste auch nicht entgangen war.

 

„Das macht doch nichts. Es ist sicher nicht leicht zu fremden Menschen zu kommen, die man zu allem Überfluss nicht verstehen kann!“, erwiderte sie und lächelte leicht. Dann blickte sie Sasuke an. „Wann kommen sie in die schule?“, fragte sie interessiert nach. „Im April!“, war die simple Antwort. Naruto sah, wie sie verwirrt die Stirn runzelte. Sie wusste, dass die beiden erst fünf waren, Naruto hatte es ihr gegenüber einmal erwähnt gehabt. „Sie werden bald sechs und in Japan beginnt das Schuljahr am ersten April.“, erklärte er deswegen, einfach weil er annahm, dass sie genau das nicht so wirklich nachvollziehen konnte.

 

Keiko musterte sie konzentriert, während sie den fremden Worten lauschte. „Das ist aber früh im Jahr. Hier beginnen die Schuljahre erst nach dem Sommer.“, sagte die alte Frau nachdenklich, was Naruto dieses Mal wirklich zum Lachen brachte. „Oh, hier ist so einiges anders. In Japan beginnt der Unterricht bereits im Kindergarten. Viele Kindergärten legen großen Wert auf frühe Erziehung. Sie lernen die ersten Schriftzeichen und oft ist auch Kunst oder Musik teil des Alltags im Kindergarten. Außerdem haben wir eher selten getrennte Schulen. Natürlich gibt es sie, aber sie sind nicht die Regel.“ Sasuke blickte ihn an. „Getrennte Schulen?“, fragte er deswegen nach und Naruto nickte leicht. „In Irland gibt es keine gemischten Schulen. Sie sind immer nach Geschlecht getrennt, reine Mädchen und reine Jungenschulen!“, erklärte er.

 

Als er nach Irland gekommen war, hatte er so einiges lernen müssen und auch wenn es für ihn wohl eher keine Rolle spielen würde, wie das Schulsystem in Irland war, hatte er auch da das eine oder andere gelernt. Es war wohl ausgeschlossen, dass er je eigene Kinder haben würde, die es zu einem wichtigen Thema machen würde. Sasuke nickte leicht. „Die beiden werden auf jeden Fall in den höheren Klassen auf Geschlechtsgetrennte Schulen gehen.“, erklärte Sasuke. „Ernsthaft? Du hast dir schon jetzt solche Gedanken gemacht?“ Naruto war doch etwas irritiert. Taten Eltern das so? Er konnte es sich kaum vorstellen. Auf der anderen Seite, er kannte Sasuke gut genug um zu wissen, dass dieser vermutlich schon vor der Geburt der beiden einen groben Plan gehabt haben musste, welche Schulen die beste Ausbildung für sie bereithalten würde.

 

„Ich will einfach verhindern, dass sie zu sehr abgelenkt werden. Du weißt selbst wie schwer die Prüfungen sind, da brauchen sie keine Ablenkungen durch Liebe oder Beziehungen!“ Naruto konnte es nicht wirklich fassen. Ja, er kannte Sasuke gut genug, aber das hier nahm doch Dimensionen an, die Naruto nur sehr schwer verstehen konnte. Sie waren auch auf gemischten Schulen gewesen und aus ihnen war doch auch etwas geworden. Außerdem, nur weil man auf einer Schule war, die nach Geschlecht getrennt war, bedeutete das noch lange nicht, dass man in der Freizeit niemanden kennen lernte, der dann doch die Ablenkung gab, welche man nicht haben wollte. Jetzt aber etwas zu sagen war wohl unangemessen. Es waren nicht seine Kinder und Naruto wusste nicht wirklich was die Motive hinter dieser Entscheidung gewesen waren. Er hoffte nur, dass der Verlust nicht Grund war. Sasuke konnte seine Kinder nicht vor solchen Dingen schützen und er sollte es auch gar nicht erst versuchen. Schicksalsschläge passierten, so traurig das auch war.

 

So ließ er das Thema fallen.

 

Trotz dieses kurz aufkommenden ernsten Themas, wurde der Nachmittag durchaus noch angenehm. Sie redeten, Sasuke erzählte ein wenig aus der Heimat, als er danach gefragt wurde, während Taiki und Keiko auftauten und mehr und mehr nachfragten, wenn bestimmte Worte öfters fielen. Auf diese Art lernten sie das eine oder andere Wort. Sasuke musste auf die beiden wirklich stolz sein, sie hatten Freude am Lernen und suchten durchaus nach neuen Anregungen. Eine neue Sprache zu lernen war da sicherlich die beste Art, um diese Neugierde zu befriedigen.

 

Als sie sich dann wieder verabschiedeten, war es draußen bereits wieder dunkel und der Schneefall hatte vom Neuen begonnen. Für Irlands Verhältnisse war das durchaus etwas ungewöhnlich, durch den Golfstrom war das Wetter zwar ziemlich wechselhaft aber dennoch angenehm milde. In diesem Winter hingegen bekam Naruto das Gefühl, dass er nie zuvor eine derartige Kälte verspürt hatte. Er hoffte wirklich, dass es bald ein Ende hatte.

 

Kaum zurück arbeiteten sie Hand in Hand. Während Sasuke für das Essen sorgte, feuerte Naruto den Kamin im Wohnzimmer neu an und half anschließend den Zwillingen dabei sich umzuziehen.  Als sie zu Dritt wieder nach unten kamen, halfen sie Sasuke dabei das Essen in das Wohnzimmer zu bringen. Normalerweise war der Uchiha von so etwas wenig begeistert und Naruto besaß – leider – auch kein Kotatsu, aber in diesem Fall nahmen sie die Dinge hin wie sie waren um wieder warm zu werden. Da konnte man sich auch mit vier Mann auf die Couch mümmeln, mit den Decken zudecken und das Essen auf den niedrigen Couchtisch stellen. Nachdem auch die beiden Kinder nicht die Essmanieren vergaßen, entspannte auch Sasuke sich und der restliche Abend wurde dennoch angenehm.

 
 

***
 

 

Die Woche nach Weihnachten plätscherte langsam vor sich hin.

 

Keiko und Taiki lebten sich immer mehr ein und brachten damit richtig Schwung in den tag. Zu Narutos Belustigung war er es, der jeden Morgen früh aus den warmen Federn kroch, um den Beiden ihr Frühstück zu machen, während Sasuke sich den Luxus gönnte, einfach ein wenig länger zu schlafen. Aber spätestens als Naruto sah, wie entspannt der Uchiha war, spielte diese Tatsache bereits keine Rolle mehr. Sasuke sah deutlich besser aus und die dunklen Ringe, die er bei der Ankunft noch unter den Augen gehabt hatte, waren verschwunden.

 

Wenn Sasuke dann aufstand, gönnte er sich ganz in Ruhe eine Tasse Kaffee, bevor er als Vater wieder anwesend war. Naruto hingegen dachte sich immer neue Dinge aus, damit bei den beiden Kindern keine Langeweile aufkam. An einem Morgen hatten sie mit dem Lego gespielt, an einem anderen mit Keikos Puppe. Die beiden malten, bastelten oder tobten mit Rasengan durch das Haus. Nun, Keiko tobte, Taiki hielt sich da nach wie vor zurück.

 

Naruto versuchte auch nicht mehr den jungen aus seinem Schneckenhaus zu holen. Er hatte begriffen, dass dieser sich vollkommen wohl fühlte, wenn er sich ein wenig zurück zog und Chidori kraulte, während er durch eines der Fenster auf die verschneite Landschaft schaute.

 

Einmal hatte Naruto ihn gefragt, ob er dort etwas besonderes sehen würde, weil Taiki oft das Fenster im Wohnzimmer nutzte. Es war erstaunlich gewesen, dass der Junge Richtung Meer gezeigt hatte und ihn daran erinnert hatte, dass sie dort einmal hingehen wollten. Naruto hatte nicht mehr daran gedacht, aber bei dieser Gelegenheit entschlossen, dieses Versprechen in die Tat umzusetzen.

 

Sasuke hatte sie begleitet, schon um sicher zu stellen, dass er nicht auf dumme Gedanken kam. Was natürlich schwachsinnig war, Sasuke scherzte, das wusste Naruto genau. Er würde nie etwas tun, was die beiden irgendwie gefährdete. Als sie dann am Meer angekommen waren, hatte vor allem Keiko ein recht langes Gesicht gemacht. Mit dem Meer verband auch sie scheinbar ellenlange weiße Strände, die zumindest dieser Teil von Irland nicht bieten konnte. Taiki hingegen hatte ein leichtes, kaum sichtbares Lächeln gezeigt, während er auf die schäumenden Wellen geblickt hatte.

 

Später an dem Tag hatte Naruto den Zwillingen Bilder von anderen Abschnitten des Meeres gezeigt. Sandstrände und natürlich die Steilklippen, die selbst Keiko interessant gefunden hatte, nachdem er ihre Frage beantwortet hatte, wie hoch diese denn sein, auch wenn Naruto sich nicht ganz so sicher war, dass das Mädchen so etwas bereits vollkommen verstand.

 

Ehe er sich versah, entstand zwischen ihnen eine ganz natürliche Routine, die Naruto nicht mehr wegdenken wollte. Es war fast so, als wenn er die Familie bekommen hatte, die er nicht einmal bewusst sich gewünscht hatte. Dennoch, die Kinder im Haus zu haben war angenehm, es erfüllte ihn mit Freude gewisse Aufgaben zu übernehmen und noch besser wurde es durch die Tatsache, dass Sasuke ihm da auch vollkommen freie Hand ließ. Er musste sich nur an den dummen Streit erinnern, den sie bei der Beerdigung gehabt hatten, nur weil er den beiden ein Eis gegeben hatte. Ein Umstand, den Naruto auch jetzt noch nicht wirklich verstehen konnte.

 

Aber mit jedem Tag der verging, wurde Naruto auch bewusster, dass diese Zeit nur geborgt war. Eine Woche nach dem Jahreswechsel würden diese drei wieder aus seinem Leben verschwinden, zurück nach Japan, während er mit den beiden Hunden in Irland alleine zurück blieb. Irgendetwas tief in ihm schmerzte bei diesen Gedanken. Er hatte sich an diese Gesellschaft so schnell gewöhnt, dass er sie nicht wieder missen wollte. Und ganz egal wie bewusst er sich war, dass die drei wieder abreisen würden, er konnte einfach nicht damit aufhören sich zu wünschen, dass dieser Tag niemals kommen würde.

 

Am Tag vor dem Jahreswechsel schien dann auch Taiki endlich angekommen zu sein. Zwar zeigte er seine Freude nicht so offen wie Keiko es tat, doch Naruto war verdammt stolz darauf, wenn der Junge von sich aus zu ihm kam, sei es weil er Hilfe brauchte, oder weil er auf der Suche nach jemanden war, der bereit war ein sehr schweigsames Gespräch zu führen.

 

Naruto hatte gelernt, dass dieser Junge verdammt viel zu erzählen hatte, nur tat er es eben nicht unbedingt mit Worten. Es waren viel mehr Gesten, die er bei bestimmten Themen zeigte. Ein Lächeln, ein scheuer Blick, ein fast nicht sichtbares zustimmendes Nicken wenn man ihn direkt etwas fragte. Wobei offensichtlich wurde, dass Taiki sich unwohl fühlte, wenn man ihn direkt ansah. Gerade die letzten Tage hatten Naruto mehr als deutlich gezeigt, dass Taiki zwar wie sein Vater aussah, viele kleine Dinge ihn aber zu einem ganz eigenständigen Menschen machten. Man musste sich nur die Mühemachen genauer hinzusehen und vielleicht war gerade er genau der Richtige, diese kleinen Gesten zu sehen und zu verstehen. Obwohl er am Anfang eher gedacht hatte, mit Keiko eher warm zu werden, wurde ihm mehr und mehr bewusst, dass Taiki sich seinen Platz schneller und heftiger in seinem Herzen genommen hatte. Naruto verspürte bei ihm noch mehr das Gefühl ihn schützen zu wollen, als bei irgendeinem anderen Menschen. Und das bedeutete einiges. Für Sasuke würde er schon nahezu alles machen, Taiki schlug dieses Verlangen aber um Längen.

 
 

***
 

 

„Seid ihr fertig?“, fragte Naruto und steckte neugierig den Kopf in das Zimmer der Zwillinge. Keiko blickte lachend auf und deutete auf ihren Bruder, der erneut mit dem Pullover zu kämpfen hatte, welchen Sasuke für den Jungen rausgelegt hatte. Mit einem tadelnden Blick zu dem Mädchen betrat Naruto den Raum, kniete sich vor Taiki und half ihm, das störrische Kleidungsstück anzuziehen.

 

„Weckt irgendwie Erinnerungen!“, kam es kurz darauf amüsiert von der Tür her, doch Naruto beachtete Sasuke gar nicht. Stattdessen zog er den Pullover glatt und fuhr dem beschämten Jungen durch das Haar. „Beachte sie gar nicht. Du kannst Dinge, von denen sie keine Ahnung haben!“, erklärte er sanft, ehe er sich wieder erhob und Taiki die Hand hin hielt, die dieser sofort ergriff.

 

Sasuke schaute seltsam, als Naruto an ihm vorbeiging, doch darauf wollte er erst gar nicht eingehen. Keikos Hänseleien waren schon verletzend, auch wenn das Mädchen es wohl kaum besser wusste. Sasukes Aussage war zwar nicht an den Jungen gerichtet worden, aber Naruto konnte sich vorstellen, dass es dennoch unangenehm für diesen war. Es ging hierbei zwar nicht darum irgendwelche Seiten zu belegen, dennoch stand Naruto klar auf Taikis Seite. Er konnte es eben noch nicht, darum sollte man nicht so einen Wind machen.

 

Taikis Hand festigte sich in seiner und als Naruto zu dem Jungen schaute, hatte dieser den Kopf gesenkt. Kurz warf er einen Blick zu Sasuke, der ihnen nachdenklich folgte. Vielleicht sollte er mit ihm später sprechen, damit er Keiko ins Gewissen redete, ihren Bruder wegen dieser Angelegenheit nicht mehr so zu ärgern. Er könnte es selbst tun, doch ihm war bewusst, dass es nicht seine Angelegenheit war. Er konnte sich nicht in Sasukes Erziehung einmischen, das würde nur wieder böses Blut geben, etwas was Naruto verhindern wollte, nachdem ihre gemeinsame Zeit friedlich verlaufen war und keine weiteren, anstrengenden Fragen gefolgt waren, die er eh nicht beantworten wollte und konnte.

 

Unten angekommen half er dem Jungen in die Jacke und die Schuhe, band ihm einen Schal um und reichte ihm die Fäustlinge. Es hatte zwar aufgehört so heftig zu schneien, wirklich wärmer war es dennoch nicht gewesen. In der vergangenen Woche war er mit der Familie sogar in den Ort gefahren, um einige Dinge zu besorgen. Gerade Keiko hatte einfach neue, warme Sachen gebraucht. So oft wie sie mit den Hunden draußen gewesen war, konnten sie ihre Sachen gar nicht waschen und wieder trocknen. Dazu kam, dass Sasuke nur eine Ausstattung an Schal und Handschuhen mitgebracht hatte. Niemand hatte ahnen können, wie das Wetter sich entwickelte.

 

Als alle endlich fertig waren, verließen sie das warme Haus zusammen mit den beiden Hunden, die bereits freudig um sie herum sprangen. Noch immer fand Naruto es mehr als verwunderlich, dass einige Mahnungen von Sasuke reichten, um Rasengan zur Ruhe zu bringen. Es ärgerte ihn schon ein wenig, er selbst konnte im Grunde sagen was er wollte, der Rüde beruhigte sich kein Stück. Vielleicht sollte er, wenn die drei wieder abgereist waren, wirklich einmal über eine Hundeschule nachdenken, damit gerade Rasengan eine Erziehung bekam.

 
 

***
 

 

Schon von weitem konnten sie das hell erleuchtete Haus sehen, in dem die ganze Nachbarschaft dieses Jahr die Jahreswende feierte. Der Weg war weit, das Auto zu nehmen war ihnen allerdings zu gefährlich. Der schmale Weg war mit einer dicken Schneeschicht bedeckt und bei diesen Temperaturen war es einfach nicht ausgeschlossen, dass sich Eisschichten darunter verborgen lagen. In dieser Angelegenheit waren sie einer Meinung gewesen.

 

Erfreulich war hingegen gewesen, dass Sasuke scheinbar neugierig  auf dieses Treffen war. Der Uchiha war nicht unbedingt ein geselliger Mensch, dennoch hatte er zustimmend genickt, als Naruto ihm von dem gemeinsamen Fest berichtet hatte. Naruto war es zuvor schon aufgefallen, seit dem Besuch  bei seiner Nachbarin, hatte Sasuke Interesse an seinem Leben und den Leuten hier gezeigt. Sie hatten die Abende zusammen auf der Couch verbracht, anfangs sich nur bei einer Tasse Tee über Dinge unterhalten, die den kommenden Tag betrafen, doch  mit der Zeit waren die Themen anders geworden.

 

Es stimmte, Sasuke hatte sich nicht mehr nach den Gründen erkundigt, die Naruto Wortlos aus Japan hatten verschwinden lassen. Stattdessen hatte er gefragt wie es sich in Irland lebte, wie die Nachbarn waren und einige weitere Dinge, von denen Naruto keine Ahnung gehabt hatte, dass sie Sasuke interessieren könnten. Er hatte versucht alles zu beantworten, aber er konnte auch nicht leugnen, dass gerade diese Abende es waren, die sehr an ihm nagten. Er war eben hoffnungslos. Ganz gleich wie sehr er sich lösen wollte, es ging einfach nicht. Erst Recht nicht, wenn sie seit einer Woche zusammenlebten und dazu sich so gut verstanden, wie es früher eigentlich normal für sie gewesen war. Natürlich hatte es Streit gegeben – damals – und auch heute würde es nicht anders sein, wenn sie nicht einer Meinung waren, aber es änderte eben nichts an der Tatsache, dass sie dennoch eine tiefe Freundschaft verband. Wie es nach allem noch so sein konnte, wusste Naruto auch nicht. Ein Teil von ihm war froh darüber, er wollte Sasuke eben nicht verlieren. Der andere Teil hingegen, der das ganze nicht mehr ertrug, war verzweifelt auf der Suche nach der Antwort, wie man Sasuke aus seinem Leben verbannen konnte. Nicht, dass Naruto je etwas derartiges versuchen würde.

 

Naruto führte die Gruppe durch den tiefen Schnee, um die Autos der Nachbarn herum, die weiter weg lebten und trotz des Wetters lieber gefahren waren. Diese Autos waren aber auch eher dieser rauen Natur angepasst, als Narutos kleiner Wagen. Endlich erreichten sie die Tür und ohne zu klopfen trat Naruto ein.

 

Drinnen war es angenehm warm. „Hier hält man sich nicht mit Klingeln auf, wenn man eingeladen ist zu einem so großen Treffen. Die Tür steht offen, also tritt man ein!“, informierte Sasuke seine Gäste und schloss die Tür wieder, als alle rein gekommen waren. „Da seid ihr ja endlich!“, erklang auch gleich die Stimme von Betty, in deren Haus sie waren, kaum dass die Tür zu gefallen war. Naruto hatte gar keine Chance, ehe er sich versah, hatte die temperamentvolle Irische Frau ihn an sich gezogen. Sie war mollig und hatte tiefrotes Haar, doch Naruto mochte sie wirklich sehr gerne. Zu seiner Verwunderung allerdings, kniete sie sich, nachdem sie ihn und Sasuke begrüßt hatte – auf die gleiche Art – vor die beiden Kinder und begrüßte sie mit gebrochenem Japanisch.

 

Sie lachte herzhaft, als sie Narutos verdutztes Gesicht sah. „Als ich noch jung war, hatte ich große Träume. Ich war für einen Austausch ein halbes Jahr in Japan, ein wenig ist doch hängen geblieben!“, erklärte sie vergnügt. Naruto hatte das nicht gewusst, in all den Jahren hatte sie ihm gegenüber nie erwähnt, dass sie je in Japan gewesen war. „Ach komm, du bist noch immer jung!“, schäkerte er auch gleich mit der Frau, die lachend sich abwendete. „Alter Charmeur! Na kommt, die anderen sind schon alle da.“, informierte er die vier und führte sie tiefer in das Haus.

 

Bettys Haus war größer als Narutos und recht rustikal eingerichtet. Auf der kompletten unteren Ebene waren die Nachbarn verteilt, unterhielten sich in Gruppen, während Kinder aufgeregt zwischen ihnen herum tobten. Naruto fühlte sich sofort wieder wie zuhause. Er wusste selbst nicht woran es lag, aber in den vergangenen Jahren hatte er diese Treffen lieb gewonnen. Hier war man wie eine riesige Familie. Die Winterfeste feierte man bei jenen, die größere Häuser hatten, während die Sommerfeste bei den anderen Nachbarn stattfanden.

 

Ohne Taikis Hand los zu lassen, steuerte er den Weg zu der Küche an, um die Mitbringsel los zu werden, die er mit Sasuke zusammen zubereitet hatte. In der Küche stand ein riesiger Tisch, der aussah, als würde er unter der Last des Essens bald zusammenbrechen. Auf ihrem Weg begrüßte Naruto auch die anderen, blieb hier und da ein wenig stehen um einige Dinge auszutauschen. Die Hunde waren in der Zwischenzeit auf die großzügige Terrasse verschwunden, die Tür dazu stand ein wenig offen, da Naruto nicht der einzige war, der seinen Hund mitgebracht hatte. Alles in allem war es ein buntes Treiben und Naruto liebte es.

 

Von der Last des Essens befreit, besorgte Naruto ihnen etwas zu trinken, bevor sie sich einen Platz suchten. Es dauerte nicht lange, bis Keiko auftaute und mit den anderen Kindern spielte. Es war herrlich, Sprachbarrieren gab es bei Kindern nur bedingt wenn es ums gemeinsame spielen ging. Nur Taiki hielt weiter krampfhaft Narutos Hand fest. Er ließ ihn und war sogar ziemlich stolz, als der Junge auf seinen Schoß kletterte, nachdem sie einen Sitzplatz gefunden hatten.

 
 

***
 

 

Es war  bereits fast 11, als Naruto den Blick schweifen ließ. In der Zwischenzeit hatte Sasuke sich abgeseilt, diskutierte mit einigen Männern über Dinge, die Naruto nicht mitbekommen hatte. Keiko spielte noch immer mit den anderen und sogar Taiki hatte einige Jungs gefunden, die wie er nicht ganz so wild waren. Sie saßen nicht weit entfernt und spielten ein Kartenspiel, das Naruto dem Jungen erklärt hatte.

 

Irgendwie war dieser Abend zehrend. Es sah fast so aus, als wenn die drei hierher gehörten, als wenn sie schon seit Jahren dieser Gemeinschaft angehörten. Sie waren einfach aufgenommen worden, was Naruto nicht wunderte. Das Problem war wohl eher, dass Naruto genau das wollte, allerdings nicht derartig zeitlich begrenzt. Ihm wurde mehr und mehr klar, dass er die drei nicht wieder gehen lassen wollte. Sie waren so schnell zu einem Teil von seinem Leben geworden, dass der Gedanke, dass sie wieder abreisen würden, schmerzhaft war. Er wollte nicht daran denken, doch irgendwie gelang ihm dieses nicht wirklich.

 

Frustriert nippte er an seinem Bier. Viel hatte er nicht getrunken, das würde er auch kaum ändern, schließlich mussten sie später noch irgendwie heile zurück kommen. Betty ließ sich neben ihm nieder. „Weiß er, was du fühlst?“, fragte sie leise und deutete auf Sasuke, der sich noch immer angeregt unterhielt. Das Bild war so bizarr, Sasuke war einfach kein sozialer Mensch, dennoch schien er sich gerade sehr wohl zu fühlen. Bettys Frage irritierte ihn aber nicht mehr. So wie es aussah, sah man ihm deutlich an, was mit ihm los war. Er konnte sich vermutlich glücklich schätzen, dass Sasuke bei zwischenmenschlichen Dingen nicht sehr aufmerksam war. So blieb wenigstens er weiter im Dunkeln. Leicht schüttelte er den Kopf. „Er ist nur ein Freund!“, erklärte er seufzend. Betty schmunzelte leicht. „So sicher wäre ich mir da nicht!“, konterte sie und blickte selbst zu der Gruppe Männer.

 

Naruto verstand es nicht, es irritierte ihn einfach nur. Erst Itachi und nun auch Betty. Was sahen die beiden bitte, dass sie sich dem Irrglauben hingeben konnten, Sasuke würde ähnlich empfinden? „Weißt du, Eltern haben die dumme Angewohnheit, ständig nach ihren Kindern zu sehen. Aus Sorge etwas könnte passieren. Es ist ein Ausdruck der Liebe, die wir für unseren Nachwuchs empfinden und es spielt keine Rolle, ob wir in einer vertrauten, sicheren Umgebung sind, oder irgendwo wo wir uns nicht so sicher sein können. Sobald sie sich etwas entfernen, schauen wir!“, erklärte Betty, als sie seinen verwirrten Blick bemerkte. „Sasuke macht das ebenfalls. Aber nicht nur bei den beiden, auch zu dir schaut er regelmäßig. So wie du die drei im Auge behältst!“

 

Naruto war etwas dieser Art nicht aufgefallen. Er sah es aber auch deutlich nüchterner. „Vermutlich befürchtet er nur, dass ich erneut abhaue. Wie vor Jahren, als ich Japan verlassen habe!“, erwiderte er trocken und nippte ein weiteres Mal an seinem Bier. Betty brummte leise. „Mag sein. Man sieht aber doch, dass ihr euch nahe steht. Genauso wie man nicht leugnen kann, dass du die Zwillinge sehr ins Herz geschlossen hast. Du gehst sehr gut mit ihnen um, du wärst ein toller Vater.“, lobte sie ihn. Naruto zuckte leicht mit den Schultern und ließ den Blick zu Taiki gleiten, der noch immer in das neu erlernte Spiel vertieft war. Er konnte kaum leugnen, dass er die Zwillinge ins Herz geschlossen hatte. Ob er nun ein guter Vater wäre oder nicht, konnte er nicht beurteilen. Es spielte ja auch keine Rolle. Er würde nie eigene Kinder haben.

 

Frustriert schüttelte er den Kopf. „Ich liebe ihn! Ich liebe auch diese beiden Kinder!“, stellte er schließlich klar. „Aber das ändert nichts. Sasuke hatte nie Interesse an mir – oder anderen Männern. Er steht auf Frauen. Außerdem ist seine Frau erst vor kurzem verstorben und er trauert nach wie vor.“ Er sah es doch. So sehr es ihn auch schmerzte und so schwer es war die negativen Gefühle wegen Hikari zu unterdrücken, er sah täglich, dass Sasuke unter dem Verlust litt. Es schien etwas besser zu werden, aber von loslassen konnte wohl keine Rede sein. „Wenn ich das richtig sehe, bist du damals einfach verschwunden. Wegen dem was du fühlst?“, fragte sie leise nach, was Naruto mit einem Nicken bestätigte. „Ich würde nicht einmal meiner besten Freundin verzeihen, wenn sie einfach verschwindet.“, merkte sie an.

 

Sie hatte ja Recht. Sasuke war nicht der Typ Mensch, der an jemanden fest hielt, der nicht selbst dafür sorgte, dass die Freundschaft bestehen blieb. Laut Sasuke war es Hikaris Wunsch, dass sie sich aussöhnten, Sakura hingegen sagte etwas vollkommen anderes. Was nun stimmte konnte er auch nicht sagen, vermutlich war es ein Mix aus beidem Herausfinden würde er es nie, im Grunde spielte es auch keine wirkliche Rolle. Betty tätschelte leicht sein Knie. „Vielleicht solltest du nach all den Jahren einmal tiefer schauen!“, riet sie ihm, bevor sie sich wieder erhob, um sich um die anderen Gäste zu kümmern. Naruto war erleichtert. Warum alle um ihn herum es sich zur Aufgabe gemacht hatten, ihn von seinen Gefühlen zu befreien, wusste er nicht. Wenn es denn wenigstens funktionieren würde, würde es ihn kaum stören. Doch leider war er unfähig seine Empfindungen zu vergessen und dass Sasuke dieses erwiderte war ausgeschlossen. Wenn er nicht irgendwie einen Kompromiss fand, würde er vermutlich so weiter machen, bis es Zeit war für ihn zu gehen. Ein schrecklicher Gedanke, doch auch hier war Naruto vollkommen hilflos.

 
 

***
 

 

Die Uhr sprang auf Mitternacht um und um sie herum wurde es laut. Man fiel sich um den Hals, wünschte sich ein frohes neues Jahr, küsste sich, lachte, war ausgelassen. Auch hier in der ländlichen Gegend konnte man Feuerwerk am Himmel sehen, welches vor allem die Kinder mit Staunen betrachteten. Auch Naruto wurde umarmt, man klopfte ihn auf die Schulter, drückte ihn, wünschte ihm Glück und Segen.

 

In den letzten Jahren hatte er diesen speziellen Moment sehr genossen. Doch in dieser Nacht war ihm nicht wirklich zum Feiern zumute. Aber er zeigte es nicht. Er grinste, lachte, küsste Wangen, umarmte Menschen die zu seiner Familie geworden waren, er scherzte. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Sasuke das Gleiche durchmachte und ihm sah man an, dass er sich nicht sonderlich wohl dabei fühlte, einfach von fremden Frauen umarmt zu werden und von temperamentvollen irischen Männern die Schulter getätschelt zu bekommen. Es war ein Bild, das Naruto eigentlich zum Lachen bringen sollten. Sasuke sah aus wie ein vollkommen überfordertes Kind, doch man musste ihm auch lassen, dass er sich tapfer schlug.

 

Nachdem Naruto von einer weiteren Frau umarmt worden war, löste er sich endlich aus dem Pulk und schlüpfte durch die Tür auf die Terrasse heraus. Es war kalt, aber im Moment brauchte er die Brise durchaus, um seine erhitzte Haut ein wenig wieder abzukühlen. Er hatte nichts gegen diesen Trubel, ganz im Gegenteil. Grundlegend fühlte er sich in solchen Gruppen wohl, wo niemand irgendetwas hinterfragte und jeder ihn nahm, wie er nun einmal war. Aber jetzt brauchte er eindeutig eine kleine Auszeit.

 

In Ballyshannon schienen die Iren das neue Jahr gebührend zu feiern. Es war weit entfernt, dennoch sah man die Raketen auch auf diese Entfernung in den Himmel steigen. Naruto beobachtete das Schauspiel entspannt, bis jemand ihm eine Jacke über die Schultern legte. Er musste nicht einmal über die Schulter schauen um zu wissen, dass Sasuke ihm gefolgt war. „Wenn du bei dieser Kälte halb bekleidet raus gehst, holst du dir gleich die nächste Lungenentzündung!“, tadelte der Uchiha ihn und zog die eigene Jacke enger um sich herum. Naruto zuckte leicht mit den Schultern. Was sollte er auch darauf antworten?! Sasuke seufzte genervt. „Man könnte meinen du legst es darauf an, dir den Tod zu holen!“, erklärte er bitter.

 

Naruto wusste, dass es hierbei weniger um ihn ging. Er wusste es einfach. Das Thema für sich war es wohl, was Sasuke sauer aufstoßen ließ. Was nicht wirklich verwunderlich war. Der Tod für sich war immer einschneidend für jene, die zurück blieben. Dazu kam, dass es gerade einmal ein knappes halbes Jahr her war, keine wirkliche Zeitspanne, wenn man an den Schmerz dachte, den Sasuke wohl empfand. „Nicht wirklich!“, antwortete Naruto schließlich und warf dann doch einen Blick auf den Uchiha, der neben ihm stand und ebenfalls den Blick in den Himmel gerichtet hatte.

 

Er sah gut aus, entspannt. Er zeigte keinerlei Anzeichen dafür, dass er sich nicht wohl fühlte, wenn man einmal von der verärgert gerunzelten Stirn absah, für die wohl er verantwortlich war. Naruto wendete den Blick wieder ab. „Ich musste nur einmal durchatmen, das ist alles. Ich hatte nicht vor eine Ewigkeit in dieser Kälte zu bleiben!“ Eine schwache Ausrede. Die letzte Krankheit hatte einen eisigen regen gebraucht um ihn richtig niederzustrecken. Es war nun auch nicht so, dass er plante diese Erfahrung zu Wiederholen. Ganz gewiss nicht. Er hasste es krank zu sein. So krank zu sein, dass er im Grunde alleine nicht mehr zurecht kam, war noch schlimmer.

 

Sie schwiegen eine ganze Weile, bis es Sasuke war, der erneut das Schweigen brachte. Normalerweise war das Narutos Part. „Wir haben wirklich Sorgen gehabt, als du nicht mehr erreichbar warst!“, gestand dieser ihm, ohne sich von der Stelle zu bewegen. Naruto seufzte leise. „Es war keine Absicht, ich bin nicht Hikari!“, konterte er heftiger als er eigentlich vorgehabt hatte. Aber dieses Thema war eines was ihm schwer im Magen lag.

 

„Du mochtest sie nicht!“, stellte Sasuke fest und drehte sich zu ihm, um ihn direkt ansehen zu können. In Narutos Magen zog es heftig. „Ich kannte sie nicht!“, erwiderte er und hob die Hand, als Sasuke etwas einwenden wollte. Es war unnötig, er wusste von allen wohl am Besten was die Gründe waren. „Ich weiß es war nicht ihre Schuld. Es war meine. Aber ich weiß, dass sie dir viel bedeutet hat und ich bedauere wirklich, was passiert ist!“ Das tat er auch. Ganz gleich was die Eifersucht für Gefühle in ihm hoch trieb, dass Sasuke so litt war das Letzte was er wollte. Seine Hoffnung war, dass Sasuke darüber hinweg kam. Dieses zu sagen war jedoch alles andere als leicht. Derartige Aussagen mochten gesellschaftlich angemessen sein, moralisch empfand Naruto es aber als weiteren Schlag ins Gesicht. Wollte man wirklich Beileidsbekundungen hören, wenn man etwas wichtiges verloren hatte? Für ihn selbst war das kaum denkbar. Das Letzte was man in einer derartigen Situation wollte war doch, dass geheuchelte Worte einen trösten sollten. Niemand würde empfinden können was in Sasuke vorgegangen war und vermutlich noch vor ging. Niemand steckte in den Schuhen des Uchihas. Man konnte ähnliche Erfahrungen damit auch nicht gleichsetzen. Jede verlorene Bindung war doch einzigartig. Keine ähnelte der anderen. Wie also konnte man inbrünstig Bedauern ausdrücken wenn man nicht nachempfinden konnte, wie es dem Gegenüber wirklich ging?!

 

„Ich verstehe dich nicht!“, gab Sasuke frustriert zu und fuhr sich durch sein rabenschwarzes Haar. Erst jetzt bemerkte Naruto, dass auch er ein Bier in der anderen Hand hielt. Sasuke trank eigentlich nie, Naruto hatte fest damit gerechnet, dass es heute keine Ausnahme geben würde. „Damals hast du nicht verborgen, dass sie dir gegen den Strich geht. Du hast es ganz offen gezeigt. Am Anfang dachte ich, es sei Eifersucht, weil sie irgendwie unsere Freundschaft beeinflusst hat!“ Sasuke ahnte gar nicht, wie Recht er damit hatte, dennoch versuchte Naruto seinen Freund neutral anzusehen und sich das, was er gerade empfand, nicht anmerken zulassen. „Sie verstand es auch nicht. Als du einfach abgehauen bist, hatte sie ernste Zweifel an unserer Beziehung. Sie wollte nie als keil zwischen uns geraten!“ Naruto wollte das nicht hören. Er hasste Hikari dafür, dass sie eine Frau gewesen war, die den Mann den sie liebte als jemanden hatte sehen können, der auch eine Welt außerhalb der Beziehung besaß.

 

Wenn er an die Bindungen zurück dachte, die er im Laufe seines Lebens mitbekommen hatte, war so eine Eigenschaft eher etwas Ungewöhnliches. Vor allem am Anfang der Beziehung, wo die Meisten offensichtlich die Außenwelt vergaßen. Es existierte nur noch der neue Partner und gerade Frauen konnten da recht schnell die Krallen ausfahren, wenn es anders war. Ob er nur die falschen Frauen dabei erlebt hatte, wusste er nicht, doch ihm war durchaus bewusst, dass Hikari ein sehr liebenswerter Mensch gewesen war und dass sie ihre Freundschaft respektiert hätte, wenn er nicht sich zurückgezogen hätte. Aber genau das war der Knackpunkt. Wie konnte er einen auf guten Freund machen, wenn es so viel mehr war, was er haben wollte? Er hatte es einfach nicht gekonnt. Die beiden glücklich zu sehen hatte ihm mehr Schmerz bereitet, als etwas was er zuvor erlebt hatte. Die Zerrissenheit, Freude für Sasuke zu empfinden und gleichzeitig vor Sehnsucht halb wahnsinnig zu werden, war einfach zu viel gewesen.

 

„Auch jetzt, wenn ich dich mit den Kindern sehe. Du bist so liebevoll und offen ihnen gegenüber, während du dich vor uns anderen vollkommen verschließt. Noch immer, Naruto! Du magst dich melden, aber du lässt uns nicht näher an dich heran. Das ist verdammt frustrierend, weißt du das?“

 

Naruto schluckte schwer. Ihm war nicht einmal ansatzweise bewusst gewesen, wie viel Durchblick Sasuke wirklich hatte. Im Grunde hatte er angenommen, dass alle – Sasuke eingeschlossen – zufrieden damit waren, dass er sie wieder in sein Leben ließ. Zumindest jenes Leben, dessen Fassaden er aufrechterhalten konnte, ohne dass es zu einem Fiasko kam. Sahen die Anderen es genauso? War er durchschaubar wie ein offenes Buch?! Wenn dem so war, verstand er nicht, warum niemand etwas sagte. Zumindest Sakura, da war er sich sicher, würde ihm auch durch das Telefon den Kopf abreißen, wenn sie etwas Derartiges verstehen würde. Auf der anderen Seite, Sakura war die einzige Person, der gegenüber er keine Mauern aufrechterhalten musste. Sie wusste um die Gründe für seine Flucht, wusste wie es tief in ihm aussah. Sie war es, auch jetzt noch, die spät abends, oder früh am Morgen sich bei ihm meldete und sicherstellte, dass er noch nicht dabei war zusammen zu brechen. Die ihre Sorge so deutlich machte, dass jeder Idiot sie verstehen konnte.

 

Sasuke schüttelte den Kopf, kam auf Naruto zu und schlang einen Arm um ihn. Für einen Moment setzte Narutos Herz aus, ehe es doppelt so schnell weiter schlug. Seine Augen waren weit aufgerissen und ihn ihm kämpfte sein Verstand darum, zu entscheiden, ob er Sasuke enger an sich ziehen, oder ihn auf Abstand bringen sollte. Der Geruch nach Bier stieg deutlich in seine Nase. Sasuke hatte wohl mehr getrunken als Naruto, auch wenn der Uchiha nicht den Eindruck machte, betrunken zu sein.

 

„Ich bin geneigt zu sagen, dass du bleiben sollst wie du bist!“, gestand Sasuke leise, ohne ihn los zu lassen. Die ruhige Stimme beruhigte Naruto ein wenig, zwang ihn dazu, sich auf die Worte zu konzentrieren, anstatt auf die Nähe, die viel zu viel für ihn war. „Du bist ein toller Mensch, ein toller Freund, auch wenn du uns – mich – einfach wortlos zurück gelassen hast!“ So toll konnte er kaum sein. Er verbarg Gefühle vor seinem besten Freund, log ihn indirekt permanent an. So etwas taten Freunde nicht, zumindest nicht nach Narutos Ansichten nach. „Du warst immer da, als meine Eltern verstorben sind!“, sprach Sasuke leise weiter. „Ich wünschte mir nur, dass du mir das Recht gibst, das Gleiche für dich zu tun!“

 

Mit diesen Worten ließ der Uchiha endlich von ihm ab. „Ich gehen wieder rein!“, erklärte er neutral, als wenn die Szene gerade nicht stattgefunden hätte. Doch an der Tür blieb er noch einmal stehen. „Frohes neues Jahr, Naruto, auch von Itachi!“, sagte er noch, bevor er wieder ins Innere des Hauses schlüpfte und Naruto mit einem inneren Chaos zurück ließ, bei dem er keine Ahnung hatte, wie er dieses wieder unter Kontrolle bringen sollte.

 

Er verstand. Endlich verstand er ein wenig besser, was Sasuke angetrieben hatte, auch nach all den Jahren nicht einfach ihn abzuschreiben, sondern regelrecht zu fordern, dass ihre Freundschaft gefestigt oder wieder belebt werden sollte. Naruto erinnerte sich an die erste Zeit, als Sasukes Eltern umgekommen waren. Der Uchiha hatte sich damals komplett zurück gezogen, war bitter und nahezu unsozial geworden. Doch er hatte ihn einfach nicht in Ruhe lassen können. Oder wollen. Er hatte nie aufgegeben. War es das, was Sasuke in ihm sah? Jemand der nie aufgab, da war, ganz gleich wie viel er einstecken musste? War es deswegen, dass er an der Freundschaft fest hielt, auch wenn er genug Gründe geliefert hatte um Sasuke endgültig von sich weg zu treiben?!

 

Naruto wusste es nicht. Er verstand im Augenblick eigentlich gar nichts mehr. In ihm war alles vollkommen im Chaos. Die Nähe zu Sasuke, die ehrlichen Worte, die Gefühle, die zuvor in ihm geköchelt hatten und nun bei voller Hitze ihn regelrecht verbrannten. Es war viel zu viel. Das Verlangen ein weiteres Mal die Koffer zu packen, zu gehen ohne ein Blick zurück zu werfen, war enorm. Aber Irland war seine Heimat, weit ehr als Japan es je gewesen war. Die Menschen hier bedeuteten ihm viel. Sasuke bedeutete ihm mehr, aber ihm war auch klar, dass genau das das Problem war. Er empfand viel zu viel für Sasuke, Gefühle die nicht erwidert wurden und somit ihn fesselten und unfähig machten voran zu sehen. Zittrig atmete er tief durch, bevor er sich wieder ins Haus zurück schlich.

 

Für den restlichen Abend versteckte er sich bei den jüngeren Frauen in der Küche und hielt die Maske aufrecht ausgelassen und voller Spaß zu sein, auch wenn das Chaos in ihm einfach nicht zur Ruhe fand.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß, ungebetat und sicher wimmelt es vor Fehlern. Aber ich bin so ko, dass ihr sicher noch Tage warten müsst, deswegen lade ich es so hoch und setze mich Richtung Wochenende dran um die Fehler raus zu picken und zu korrigieren. Ich brauche wirklich dringend wieder Betaleser.

Ein Monsterkapitel, welches ich zwangsweise an dieser Stelle beendet hab, um den restlichen Plot ins nächste Kapitel zu packen. Sonst wären wir vermutlich nicht bei knapp 19k geblieben sondern auf die 30 zugegangen.

Warum so spät?
Ganz einfach. Zuerst hatte ich mir eine Magen-Darm Gesichte zugezogen. Einer der fiesen Art, ich war froh, wenn ich ein paar Stunden schlafen konnte. Tja und dann brach regelrecht die Hölle los. Schmerzen im Unterbauch, zuerst hieß es Blinddarm, der war es dann aber nicht. Schmerzen verschwanden wieder, kamen zurück und zig Untersuchungen brachten nichts. Auch jetzt kommen sie Wellenartig zurück legen mich für Tage vollkommen außer Gefecht und eine Diagnose scheint nicht in Sicht zu sein. Meine Ärzte sind ratlos, ich noch mehr.

Ich kann derzeit nicht versprechend regelmäßig weiter zu schreiben, versuche es aber, schon weil es mich entspannt und ein wenig ablenkt. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  NaruSasu90
2016-06-12T12:52:51+00:00 12.06.2016 14:52
Hallo :-)
Wundervolle Kapitel. Dein Geschichte hat wirklich (meiner Meinung nach ) in hohes Niveau . Wie du alles beschreibst und die Situationen rüberbringst ist wirklich schön. Man spürt Narutos Schmerz und seine Zerrissenheit . Es ist furchtbar . Er tut mir so leid. Auch das Verhältnis von allen zueinander bringst du echt gut Rüber. Danke für Deinen Mühe . Ich freue mich über jedes weitere Kapitel
Von:  Kougame
2016-06-10T13:53:28+00:00 10.06.2016 15:53
Omg ich liebe deine geschichte.mit jedem satz kann ich mir gut vorstellen wie schön irland sein muss oder wie niedlich die 2 hunde 😊 ich kanns kaum abwarten bis das nächste kapitel kommt
Von:  Onlyknow3
2016-06-08T12:13:55+00:00 08.06.2016 14:13
Gute Besserung auch von mir an dieser Stelle. Das was du da erzählst mit deinen Unterleibschmerzen hört sich nach einer Blasen-Harnwegsentzündung an die sich meist nach einer Magen-Darmerkrankung anschließt. Lass mal eine Blasenspiegelung machen. An sonsten auch Ultrschall um eine Nierenkollog auszuschließen. Sorry das ich dir das hier schreibe.

Zu deinem Kapitell das hat mir sehr gut gefallen, das ist auch an der richtigen Stelle beendet worden. Naruto weiß wahrscheinlich gar nicht in wie weit Sasuke in lesen kann nur auf dessen Gefühle zu ihm das sieht er nicht,oder noch nicht. Mach weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Scorbion1984
2016-06-08T09:22:16+00:00 08.06.2016 11:22
Ich habe mich sehr gefreut wieder etwas von dieser FF zuließen ! Aber Gesundheit ist auch sehr wichtig ,lass Dich mal richtig durchchecken ! Auch Auszeiten helfen und wenn es bloss eine Stunde ist !
Mit Naruto leide ich richtig mit ! Werden sich seine Wünsche jemals erfüllen? Wird Sasuke es wohl ,ohne das ihm einer den Wink mit dem Zaunpfahl gibt ,merken was mit Naruto los ist ?! Ich bin schon sehr auf die Fortsetzungen gespannt !
Von:  zwillinglebt
2016-06-07T21:11:48+00:00 07.06.2016 23:11
Gute Besserung, das hört sich furchtbar an. Mach dir nichts drauß, du musst nicht regelmäßig schreiben, auch wenn es den Leser freut. Die Gesundheit geht schließlich vor. Zum Kapitel: wirklich spannend und lustig das fast alle um sie rum mitbekommen, was den beiden anscheinend verborgen bleibt xD. Ich bin süchtig nach mehr.... vielen lieben Dank fürs schreiben
Von:  Kari06
2016-06-07T19:25:41+00:00 07.06.2016 21:25
Erstmal wieder ein tolles Kapitel. Ich bin gespannt wie sich alles weiter entwickelt.

Das du gesundheitlich so angeschlagen bist ist natürlich nicht schon...kenn das leider auch. Wünsche dir das es besser wird.


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