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I was born to serve you, Arthur!

OS-Sammlung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Genre: Drama
Charaktere: Merlin, Lancelot, (Arthur)
Stand: spielt irgendwann zwischen der dritten und vierten Staffel

Da ich die Freundschaft von Merlin und Lancelot wirklich toll finde und ich schade finde, dass sie in der Serie leider ein wenig kurz kam, habe ich diesen kleinen One-Shot geschrieben.
Ich hoffe, er gefällt euch und ihr habt Spaß beim Lesen.
Über Kommentare würde ich mich natürlich freuen :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So und hier schon der nächste kleine One-Shot.
Er ist nicht allzu lang, nur ein paar Worte darüber, was Sir Leon über Merlin so denkt :D

Ich würde mich wirklich über Kommentare freuen, da ich mir bei dieser Geschichte auch nicht so ganz sicher bin und denke, dass man noch einiges besser machen könnte. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Charaktere: Arthur, Morgana, Merlin
Genre: Drama
Stand: spielt in Staffel 5, aber keine expliziten Spoiler

So und hier auch schon der nächste OS :)
Dazu wird es wohl auch noch eine Fortsetzung geben, mit Arthur und Merlin^^
Viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Charaktere: Merlin, Arthur
Genre: Drama, Freundschaft
Stand: spielt in der 5. Staffel

Dieser OS ist eine Fortsetzung zu dem letzten "Warum?" Man kann ihn aber auch lesen, ohne den ersten zu kennen. Man muss nur wissen, dass Arthur Morgana begegnet ist und sie ein Gespräch miteinander geführt hatten.
So, das ist auch mein erster reiner One-Shot nur mit Merlin und Arthur.
Bin gespannt, was ihr davon so haltet^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Charkatere: Arthur, Merlin, Mithian
Genre: Freundschaft, Romantik
Stand: spielt irgendwann nach 5x04

So, mein erster Versuch nach Langem mal etwas zu einem Pairing zu schreiben. Tue ich selten, deshalb ist es mir auch nicht ganz leicht gefallen, aber Spaß hat es gemacht :)
Bin deshalb gespannt, wie ihr den OS findet^^
Übrigens ist er für einen Wettbewerb entstanden. :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Charaktere: Merlin, Morgana
Genre: Drama, AU
Stand: fünfte Staffel

Mein nächster One-Shot, aus dem dann ein Two-Shot geworden ist, aber ich denke, dass man beide Teile auch einzeln lesen werden kann^^
AU, da Morgana in dieser Geschichte schon von Merlins Geheimnis weiß, es aber vor der eigentlichen Enthüllung spielen muss, die in der Serie stattgefunden hat. Warum, erfahrt ihr dann im zweiten Teil ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Charaktere: Merlin, Mordred
Genre: Drama, AU
Staffel: Fünf ;)

Hier kommt nun der zweite Teil der kleinen Story.
Wer das letzte Kapitel nicht kennt, sollte es entweder lesen oder auch nicht xD
Es ist nicht unbedingt nötig. Alles, was man wissen muss, ist wohl, dass Merlin von Morgana gefangen gehalten wurde und nun verletzt durch den Wald von Camelot streift^^

Wünsche euch viel Spaß beim Lesen :)
Lg Lady Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Charaktere: Merlin, Uther
Genre: Humor
Stand: Anfang 1. Staffel
Widmung: für Nochnoi, da ihr OS noch etwas warten muss und das ein kleiner Trost sein soll ;)

Ich wollte schon länger etwas zu den Beiden schreiben und hier ist mein erster Versuch. Ist relativ kurz, soll aber auch nur ein kleiner Einblick sein.
Hoffe, dass es gefällt ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Und ein neuer One-Shot meinerseits :)

Charaktere: Arthur, Merlin
Genre: Freundschaft, Humor
Stand: keine genaue Zuordnung, aber vermutlich zweite oder dritte Staffel
Wortanzahl: 1700 Wörter

Ich liebe es, wie Merlins Magie in der Serie offenbart wird, aber irgendwie ließ mich dieser One-Shot trotzdem nicht in Ruhe, denn manchmal ist es sooo eindeutig xD

Bin auf jeden Fall gespannt, was Ihr davon haltet^^
Lg Lady Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Und der nächste kleine Streich und dieses mal wirklich klein.
Diese Szene hatte ich schon länger im Kopf, aber habe es nicht wirklich geschafft, sie auszuformulieren, daher jetzt in Drabble-Form^^
Leider ist es doch etwas länger geworden, weswegen es ein Tripple-Drabble geworden ist.

Charaktere: Merlin, Arthur
Genre: Humor
Stand: nach 5x03
Wörter: exakt 300 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Charkatere: Merlin, Arthur, (Ritter von Camelot)
Genre: Drama
Stand: irgendwann zwischen der 4. und 5. Staffel
Wortanzahl: ~1450 Wörter
Beschreibung: Arthur wacht benommen in einer Grube auf, mit einem verletzten Merlin an seiner Seite, und muss um ihre Leben kämpfen. Komplett anzeigen

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Selbstzweifel

Geistesabwesend spielte Merlin mit dem kleinen Blatt in seiner Hand. Sein Blick war starr geradeaus gerichtet. Dunkelheit umhüllte ihn und die Umgebung. Die einzige Ausnahme bildete das sanfte Licht des Feuers ein paar Meter hinter ihm. Merlin hatte sich freiwillig als Wache gemeldet, weil er wusste, dass er sowieso nicht schlafen könnte. Auch wenn dies eigentlich die Aufgabe eines Ritters gewesen wäre, hatte keiner der kleinen Gruppe protestiert, waren sie alle mehr als nur erledigt von dem vergangenen Tag. Auch Merlin war müde und ausgelaugt, aber die Worte von Arthur spukten immer noch in seinem Kopf herum, machten es unmöglich zur Ruhe zu kommen.

„Merlin?“

Der Angesprochene schaute auf und blickte in das Antlitz von dem tapfersten und nobelsten Ritter, den es in Camelot gab. Merlin war froh, dass es nicht Arthur oder einer der anderen Ritter war. Bei Lancelot konnte er über seine Sorgen sprechen, konnte die Person sein, die er wirklich war.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte der Ritter, während er sich neben seinen Freund setzte.

Der junge Zauberer schüttelte traurig den Kopf. Bei jedem Anderen, sogar bei Arthur, hätte er sich wohl rausgeredet. Schließlich konnte er nicht offen sein, nicht sagen, was ihn bedrückte. Bei Lancelot war er dazu in der Lage, trotzdem kam kein einziger Laut über seine Lippen.

„Er hat es nicht so gemeint“, versuchte Lancelot Merlin ein paar Worte zu entlocken. Er konnte sich nur im Entferntesten vorstellen, wie der Diener sich gerade fühlen musste. Es musste schwer sein, dieses Geheimnis mit sich herum zu tragen. Besonders in so einer Welt, wo die Vorstellungen und Ansichten über Magie so waren, wie sie eben waren.

Bei den Worten von Lancelot drehte Merlin ein wenig seinen Kopf und schaute über seine Schulter hinüber zu Arthur. „Doch, er hat es so gemeint“, sagte er mit fester Stimme. Das war das Einzige, worüber Merlin sich an diesem Abend sicher war, auch wenn er alles Andere hinterfragte. Und diese Tatsache brach ihm das Herz und erfüllte ihn mit Selbstzweifel.

Lancelot seufzte leise. „Vielleicht“, gab er zu. Vermutlich war es wohl eher sehr wahrscheinlich, dass Arthur die Worte genau so gemeint hatte. „Aber schließlich ist er Uthers Sohn.“

„Was willst du damit sagen?“ Leichter Zorn flammte in Merlin auf. „Arthur ist ein zehnmal besserer Mann als Uther es je war“, verteidigte er seinen Herrn direkt, ohne auch nur daran zu denken, dass dieser ihn heute mal wieder sehr verletzt hatte, auch wenn Arthur davon nichts wusste oder wissen konnte.
 

Sie waren in einen der außengelegenen Dörfer gewesen, weil man in Camelot um Hilfe gebeten hatte. Ein Zauberer trieb dort sein Unwesen, ein wirklich mächtiger noch dazu. Sie wären wohl alle tot, wenn sich Merlin nicht eingemischt und den Mann geschlagen hätte. Heimlich, mit Magie. Merlin hatte dafür keine Belohnung erwartet, das tat er nie. Das war nicht der Grund, weshalb er es tat. Nach der Schlacht hatte sich Arthur ernst an seine Ritter gewandt. „Dies ist ein weiterer Beweis“, hatte er mit fester Stimme gesagt. „Magie ist böse und es wird nie anders sein.“ Die Worte hatten sich in Merlins Gehirn gebrannt, schmerzten wie Wunden auf seiner Haut. Das taten sie immer noch und trotzdem hatte er Arthur gerade verteidigt, obwohl das eher instinktiv geschehen war. Schließlich war Merlin Arthur treu ergeben.

Lancelot lächelte verständnisvoll. „Das weiß ich“, sagte er ruhig. „Ich meinte auch eher, dass er mit den Ansichten und Ängsten von König Uther aufgewachsen ist. Er hat nie etwas anderes gelernt, als dass Magie böse ist.“

„Du hast wohl Recht.“ Merlins Blick fiel wieder auf Arthur, aber dieses Mal wollte er auch sicher gehen, dass er schlief, dass sich alle ruhig verhielten, denn die nächsten Worte sollte keiner hören. „Manchmal wünschte ich, ich könnte es ihm einfach sagen“, gestand er bekümmert. Er hasste es, Arthur jeden Tag aufs Neue anzulügen. Ihm war klar, dass es keine andere Möglichkeit gab. Denn Tage wie dieser, Tage, an denen Arthur so etwas von sich gab, zeigten, dass es undenkbar war, ihm die Wahrheit zu sagen. Es gäbe nur eine logische Konsequenz, die Ehrlichkeit nach sich ziehen würde, und die wäre für Merlin nicht gerade erstrebenswert.

„Eines Tages kannst du das“, meinte Lancelot zuversichtlich. „Wenn die Zeit gekommen ist, wirst du es merken.“ Er legte eine Hand auf Merlins Schulter und übte etwas Druck aus, um seinen Freund zu zeigen, dass er ihn unterstützte.

Merlin jedoch schüttelte ein weiteres Mal den Kopf. „Er wird mich dann so ansehen wie heute den Zauberer. Er wird mich ansehen und das denken, was er über alle Zauberer denkt. Dass ich böse bin.“ Niedergeschlagen ließ er den Kopf hängen und versuchte die Tränen zu unterdrücken.

Lancelot tat es weh, seinen Freund so zu sehen. Merlin hatte es nicht leicht. Er musste dies alles alleine ertragen und selbst für einen großen Zauberer konnte das manchmal einfach nur zu viel sein. Schließlich war er auch nur ein Mensch, ein junger noch dazu. „Du hast mir von deinem Schicksal erzählt, Merlin. Dass es deine Aufgabe ist, Arthur zu beschützen, weil er eines Tages der große König sein wird, der Albion vereint, der die alten Zeiten wieder zurück bringt. Arthur wird eine Welt erschaffen, wo jeder das sein kann, was er ist.“ Lancelot machte eine kurze Pause und sah Merlin eindringlich an. „Glaubst du etwa nicht mehr daran?“

„Natürlich tue ich das.“ Bestürzung lag in seiner Stimme. Merlin konnte nicht verstehen, wie Lancelot ihn so etwas fragen konnte. Bis an sein Lebensende würde er Arthur dienen und beschützen.

„Warum zweifelst du dann?“

Geschockt sah Merlin seinen Freund an. War er so leicht zu durchschauen?

„Ich sehe, dass du Zweifel hast, Merlin“, sprach Lancelot ruhig. Er wollte den jungen Mann nicht in die Enge treiben. Das Einzige, was er wollte war, dass Merlin ihm sagte, was ihn bedrückte. „Du kannst mir vertrauen.“

Merlin schaute wieder zu Boden und schluckte schwer. „Ich glaube an Arthur, das habe ich schon immer getan und nichts wird das je ändern. Er wird der jetzige und zukünftige König sein.“ Seine Stimme war kraftvoll, wie jedes Mal, wenn er so über Arthur sprach. Seine Loyalität gab ihm Stärke. Die nächsten Worte, die er jedoch sprach, raubten ihm diese Kraft wieder. Vorsichtig blickte er zu Lancelot auf. „Ich bin es, an dem ich zweifele. Es ist nicht nur meine Aufgabe, Arthur zu beschützen, ich muss ihn auch auf den richtigen Weg führen. Wie kann ich das, wenn ich alles bin, was er so verabscheut?“ Eine einzelne Träne rann seine Wange herunter, während er versuchte, die Kontrolle wieder zu finden, die er plötzlich verloren zu haben schien.

Lancelot schüttelte den Kopf und sah Merlin mitfühlend an. „Er verabscheut dich nicht, Merlin!“

„Er würde es tun, wenn er wüsste, was ich bin, Lancelot. Magie ist böse, das hat er heute gesagt. Also bin ich auch böse.“ Verzweiflung ließ seine Stimme zittern.

Kurz lachte der Ritter auf, was Merlin nur mit einem verwirrten Blick erwidern konnte. Er verstand nicht, was daran so lustig sein sollte. „Du hast einen wichtigen Punkt in deiner Logik vergessen, Merlin. Arthur ist dein Freund.“ Er stubste ihn ein wenig an, um ihn aufzuheitern. „Da ist das nicht so einfach. Du bist nicht böse, nur weil du Magie hast, ganz sicher nicht.“
 

Merlin ließ sich die Worte von seinem Freund durch den Kopf gehen. Vielleicht hatte Lancelot ja Recht. Eigentlich glaubte er selber ja nicht, dass Arthur so reagieren würde, aber manchmal machte ihm der König es nicht gerade einfach. Er war einfach keine Person, die seine Gefühle offen zeigte. Es gab nur selten Momente, wo Merlin wirklich klar war, wie viel er dem Prinzen bedeutete.

„Und ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass du der Grund bist, weswegen der zukünftige König seine Meinung ändern wird?“, wollte er wissen und sah Merlin fragend an. Dieser schien nicht ganz zu verstehen, weswegen Lancelot einfach weitersprach: „Im Moment sieht er Magie noch als böse an, aber wenn er erst einmal weiß, dass du auch ein Zauberer bist, vielleicht ändert er dann seine Meinung. Wenn er erst einmal sieht, was du alles für ihn und Camelot getan hast, wird er seine Ansichten ändern, da bin ich mir sicher. Du musst nicht verkrampft versuchen, Arthur auf den richtigen Weg zu bringen, Merlin, denn alles, was du tust, wird ihn automatisch dahin führen.“

Merlin öffnete seinen Mund, wusste aber nicht, was er darauf sagen sollte. Stattdessen schaute er Lancelot einfach nur dankbar an. Gaius sprach ihm auch schon einmal Mut zu, bestärkte ihn darin, weiter zu machen, wenn er sich gerade nicht ganz sicher war, aber solche Worte hatte noch nie jemand zu ihm gesagt.

„Die Art, wie du den Prinzen jahrelang gedient hast, ohne auch nur einmal deine Macht auszunutzen, beweist, dass Magie nicht nur schlecht ist, sondern dass sie gut, rein und selbstlos sein kann, genau wie du Merlin. Dass sie dazu benutzt werden kann, zu beschützen und nicht nur, um zu zerstören.“ Er lächelte Merlin freundlich an. „Arthur ist wichtig für die Zukunft von Camelot, aber genauso bist du es. Sei dir darüber immer bewusst.“

Merlin schluckte schwer. Er war so gerührt von den Worten von Lancelot, dass ihm nichts einfiel, was er Entsprechendes darauf erwidern konnte. So kam nur ein „Danke!“ über seine Lippen. Darauf folgte ein Lächeln.

„Und Arthur wird das eines Tages auch erkennen“, war das Letzte, was Lancelot zu dem Thema sagen wollte. Er hatte das erreicht, was er erreichen wollte. Merlin lächelte wieder. So gefiel er ihm doch wesentlich besser.

„Denkst du, er ist dann auch mal in der Lage, Danke zu sagen?“, kicherte Merlin, der nun wirklich besser drauf war. Sein Selbstvertrauen war zurückgekehrt.

Lancelot nickte zuversichtlich. „Ich denke, dass der Prinz dazu im Stande ist.“

Merlin zog eine Augenbraue hoch. „Du weißt schon, dass es Arthur ist, über den du da sprichst?“ Der junge Mann grinste schief. „Auch wenn ich ihm viel zutraue und ihm bis ans Ende der Welt folgen würde, glaube ich kaum, dass er so etwas kann.“

Merlin lachte herzhaft und Lancelot stieg mit ein. Er war froh, dass Merlin wieder so gelassen war und von den dunklen Selbstzweifeln wohl jede Spur verschwunden war. Ein Grummeln hinter ihnen ließ sie sich beide umdrehen.

„Ihr wisst schon, dass Nachtruhe bedeutet, still zu sein, damit man schlafen kann?“, murmelte Arthur, öffnete einen Spalt breit die Augen und funkelte die Beiden böse an.

Merlin grinste schief. „Entschuldigt, Sire. Wir werden uns bemühen, leiser zu sein.“ Eine leichte Verbeugung sollte zeigen, wie ernst Merlin die Anklage des Prinzen nahm, nämlich gar nicht, denn diese Geste benutzte Merlin nur in den seltensten Fällen und davon waren neunzig Prozent eher als Spott als ehrliche Untertänigkeit gedacht.

„Danke“, nuschelte Arthur verschlafen, der den Sarkasmus in der Stimme seines Dieners nicht wahrgenommen hatte. „Worüber habt ihr eigentlich so gelacht?“

Merlin und Lancelot warfen sich kurz einen Blick zu. Der Ritter hätte nie gewagt, das Thema vor seinen Prinzen anzuschneiden, aber Merlin hatte damit kein Problem. „Natürlich über Euch, mein Lord.“

Bei den Worten hob Arthur den Kopf, plötzlich hellwach. Seine Finger suchten irgendetwas, was er werfen konnte. Schnell fand er den Teller vom Abendessen, den Merlin nicht weggeräumt hatte. Passte also perfekt. Kurz darauf flog das Geschoss durch die Luft und ein aufgebrachter Schrei ertönte: „Merlin!“

So viel mehr

Am Anfang hatte Sir Leon ihn nur für einen einfachen Diener gehalten, hatte ihm nicht viel Beachtung geschenkt, war er doch nur ein Schatten von dem damaligen Prinzen gewesen. Zwar immer an seiner Seite, aber so etwas erwartete man von einem guten Angestellten.

Es war ihre Aufgabe, ihren jeweiligen Herren zu dienen, ihnen jeden Wunsch von den Lippen abzulesen und mehr als häufig wohl mit ihrem Temperament klar zu kommen. Das wurde von ihnen verlangt, mehr aber auch nicht. Es wurde nicht gefordert, dass sie mit auf gefährliche Missionen gingen und trotzdem tat Merlin genau dies, jedes Mal aufs Neue.

Das erste Mal war es Sir Leon aufgefallen, als sie aufbrachen, um den Drachen zu töten. Eine Aufgabe, die sogar ihm mehr als nur Angst einjagte, nach den Schrecken, die der große Drache verursacht hatte.

Es hatte ihn leichte Überwindung gekostet, sich für diese Aufgabe zu melden. Auch wenn dieses Gefühl nur kurz angehalten hatte, war es dort gewesen. Und dann sah er Merlin, Prinz Arthurs Diener, vollkommen unbewaffnet, ungeschützt, der mit ihrem Anführer und den Dutzend Rittern hinausritt, um sich der Bestie zu stellen.

Das war der Tag, wo er Merlin zum ersten Mal richtig ansah und nicht nur den Diener in dem Jungen erblickte. Er sah einen tapferen, jungen Mann.

Von da an studierte der edle Ritter den jungen Mann immer öfters. Er beobachtete ihn dabei, wie er ganz selbstverständlich auf jeder Tour das Essen für sie zubereitete – manchmal nett von Arthur daran erinnert wurde – und wie er völlig selbstlos an jeden Kampf teilnahm, in den sie gerieten.

Auch wenn Arthur sich häufiger lustig über ihn machte, wusste Leon, dass er dies nicht ernst meinen konnte. Die Art, wie er seinen Diener manchmal ansah, so sah er auch seine Ritter an, voller Stolz und Dankbarkeit. Vielleicht war das Gefühl bei Merlin sogar noch etwas stärker, aber Sir Leon akzeptierte und verstand es vollkommen.

Mittlerweile war Merlin für ihn und auch die anderen Ritter schon fast so etwas wie ein kleiner Bruder geworden. Man spielte Streiche mit ihm, nutzte ihn in gewissen Situationen aus, aber saß auch abends mal zusammen am Feuer, erzählte sich Geschichten, lachte und hatte Spaß zusammen.

Sie würden den jungen Mann in jeder Situation beschützen, mit ihrem Leben, da sie wussten, dass ihr König es so wollen würde, aber auch aus dem einfachen Grund, weil sie ihn mochten und nicht verlieren wollten.

Nach all den Jahren, die Sir Leon Merlin nun kannte, war sein Respekt für den jungen Mann von Tag zu Tag gewachsen. Er konnte sich nicht erinnern, jemals jemanden getroffen zu haben, der so loyal war. Loyal gegenüber dem König, wohl mehr als der nobelste Ritter, den man in Camelot nur finden konnte. Man musste einfach eine große Anerkennung für die Tatsache aufbringen, dass Merlin ohne zu zögern, alles tun würde, um Arthur zu beschützen. Keine Sekunde dachte er jemals dabei an seine eigene Sicherheit.

Dies erwartete man sonst nur von Rittern und Soldaten, Leuten, die einen Eid abgelegt hatten, genau dies zu tun. Ihrem Land und König zu dienen, was auch kommen möge und wenn es soweit kommen sollte, auch für diese zu sterben.

Von einem Diener verlangte man nur Treue und Gehorsam. Niemand würde einem einfachen Jungen einen Vorwurf machen, wenn er sich in einem Kampf zurückzog und sich in Sicherheit brachte, außer er hatte andere Befehle.

Doch Merlin brauchte diesen Befehl nicht, vielleicht hatte er ihn sich selber gegeben, immer und überall an Arthurs Seite zu stehen, ganz gleich wie groß die Gefahr auch sein möge.

 

Das war der Grund, weshalb Sir Leon diesen jungen Mann so sehr schätzte.

 

Merlin musste es nicht tun und tat es trotzdem. Er war derjenige, der wohl den größten Glauben in König Arthur hatte und immer haben würde.

Auch Sir Leon sah viel Potential in dem jungen Herrscher von Camelot, aber die Art, wie Merlin manchmal von Arthur sprach, war einfach nur bewundernswert. Es war bedingungsloses Vertrauen in die Fähigkeiten des jungen Königs und ein Glaube, dass dieser der größte König werden würde, den Albion je gesehen hatte.

Als Leon diese Worte zum ersten Mal gehört hatte, hatte er sie nicht ganz glauben wollen. Natürlich vertraute er in Arthur. Er war davon überzeugt, dass er ein guter König war und auch in Zukunft sein würde, aber das waren große Worte, die noch größere Taten voraussetzten.

Aber je länger er Arthur sah und vor allen Dingen, je länger er Merlin bei ihm sah, glaubte auch Leon an diese Worte.

Arthur würde dieses Schicksal erfüllen können, solange Merlin an seiner Seite war.

 

Merlin war ein treuer Diener, kleiner Bruder, tapferer Mann und doch noch so viel mehr.

Für Leon war er ein wahrer Ritter Camelots!

Warum?

Jedes Mal, wenn er sie sah, schoss ihm das gleiche Wort durch den Kopf.

Warum?

Warum tat sie das alles? Warum hatte sie sich gegen sie gewandt? Und warum schien nichts mehr von Bedeutung zu sein, was sie alles zusammen erlebt hatten?

Arthur fragte sich manchmal, ob er etwas hätte anders machen können. Ob er es vielleicht früher hätte bemerken können, dass mit Morgana etwas nicht stimmte, und vielleicht vernünftig mit ihr hätte reden können? Möglicherweise wäre gar nicht mehr nötig gewesen.

Aber diesen Hass, den er nun jedes Mal in ihren Augen sah, wenn sie sich gegenüber standen, brach ihm immer wieder erneut das Herz. Was hatte er getan, dass sie ihn so sehr verabscheute? Was hatte er falsch gemacht?

„Morgana“, kam es leise über seine Lippen. Sein Ton war nicht böse oder vorwurfsvoll, nur müde, nach all dieser Zeit. Für all das, was Morgana ihnen bereits angetan hatte, müsste er sie eigentlich hassen und sie tot sehen wollen, aber das tat er nicht. Das konnte er nicht, denn sie war immer noch seine Schwester. Sie war das Mädchen, mit der er aufgewachsen war, mit der er so viele gemeinsame Stunden verbracht hatte, gute und schlechte Zeiten. Etwas, was man nicht so schnell vergaß, selbst nicht nach so einem Verrat, wie Morgana ihn begangen hatte.

„Wieso tust du das?“, wollte Arthur wissen und glaubte, diese Frage schon so oft gestellt zu haben. Kurz ließ er seinen Blick schweifen. Seine Männer waren alles bewusstlos, selbst Merlin lag regungslos auf dem Waldboden. Hinter Morgana hingegen standen noch ein halbes Dutzend kampfbereite Soldaten, die sie wohl nicht nötig gehabt hätte. Merlin und seine Ritter waren mit einem Schlag ihrer Macht kampfunfähig gewesen.

Eine Sache, die Arthur immer noch entsetzte. Diese Kraft, die Morgana besaß. Magie.

Wenn er dies seinem fünf Jahre jüngeren Selbst erzählen würde, hätte dieser nur amüsiert aufgelacht. Morgana und Magie, das war einfach undenkbar. Doch nun stand sie hier, vor ihm. So machtvoll, eine der mächtigsten Zauberer, die Camelot wohl je erlebt hatte.

Morgana trat einen Schritt näher an ihren Bruder heran, ein kaltes Lächeln auf ihren Lippen. „Du weißt wieso“, war Morganas einzige Antwort auf seine Frage.

Arthur nickte. Sie hatte es ihm bereits einmal gesagt. Sie kannte ihre Motive. Sein, oder besser gesagt, ihr Vater war wohl der Hauptgrund. Die Gesetze von Camelot waren die Probleme und dennoch glaubte Arthur nicht, dass dies der einzige Anlass für ihr Handeln sein konnte.

Morgana hatte ihm nicht einmal die Zeit gelassen, sich als König zu bewehren, bevor sie erneut versucht hatte, Camelot zu erobern.

Vielleicht hätte er Dinge geändert, vielleicht nicht. Im Nachhinein hatte er es nicht getan, aber was hätten die Leute gedacht? Er konnte nicht einfach mal dieses Gesetz außer Kraft setzen, dass sein Vater aus gutem Grund erhoben hatte, besonders nicht in diesen Zeiten, wo eine mächtige Zauberin schon mehrmals versucht hatte, Camelot zu erobern. Sein Volk hätte ihm nicht mehr vertraut, hätte seine Handlung hinterfragt. Im Grunde genommen hatten Morganas Taten dazu geführt, dass ihm die Hände gebunden waren.

„Wieso tust du das?“, wiederholte er seine Frage von vorhin. Eine richtige Antwort hatte er darauf noch nicht bekommen, zumindest keine, die er sich wünschte. Er wollte eine Erklärung, die ihm alles verständlich machen würde. „Hasst du uns wirklich so sehr?“

„Du hast keine Ahnung, Bruder!“ Morganas Stimme war eiskalt und trotzdem glaubte Arthur auch ein wenig Schmerz darin zu hören, aber er könnte sich auch irren. Er hoffte jedoch nicht, dass er es tat, denn dies wäre ein Zeichen, dass sie nicht vollkommen verloren war, dass sie nicht durch und durch von Hass erfüllt war.

„Dann klär mich auf“, verlangte er in einem Ton, den er sonst nur in seiner Tätigkeit als König benutzte. „Ich will wissen, was ich falsch gemacht habe.“

Morgana lachte kurz auf und sah ihren Bruder fasziniert an. Selbst in dieser Situation gab er noch Befehle, dabei musste er doch wissen, was gleich geschah. Seine Männer waren am Boden, er war mehr als eindeutig in der Unterzahl. Er würde sterben und verlangte dennoch Antworten. Etwas, was er eigentlich nicht verdient hatte, aber andererseits sollte man einem sterbenden Mann seinen letzten Wunsch auch nicht verwehren.

Einen weiteren Schritt ging sie auf Arthur zu. Immer noch mit hoch erhobenen Haupt. Sie strahlte dabei so viel Macht und Stolz aus, dass Arthur sich unwillkürlich an seinen Vater erinnert fühlte. Im Nachhinein fiel es ihm nicht schwer, in Morgana die Tochter von Uther Pendragon zu sehen.

„Dann will ich dir diesen Gefallen tun, Bruder. Setz dich“, forderte sie ihn auf.

Arthur kam gar nicht dazu, ihrer netten Bitte nachzukommen. Bevor er sich überhaupt bewegen konnte, sah er schon, wie sich ihre Augen gold färbten, und er spürte eine Macht, die ihn zu Boden drückte. „Das wäre nicht nötig gewesen“, raunte er beißend.

Zu der Überraschung des Königs setzte sich Morgana ihm gegenüber auf den Waldboden, machte eine Handbewegung zu ihren Männern und befahl: „Lasst uns alleine!“ Ihre Soldaten hörten aufs Wort und waren bald aus Arthurs Sichtfeld entschwunden. Er zog eine Augenbraue hoch. Auch wenn er sich eine Aussprache immer gewünscht hatte, kam es ihm jetzt doch etwas merkwürdig vor, dass sich Morgana ganz entspannt zu ihm setzte und reden wollte. Ob es vielleicht nur ein Trick war?

„Ich werde dir meine Geschichte erzählen, bevor ich dich umbringe.“

Okay, das klang schon eher nach der Morgana, die sie mittlerweile war. Aber Arthur hatte so oder so damit gerechnet, diese Begegnung nicht zu überleben. Seine Männer lagen alle bewusstlos hinter ihm, also hatte er keine Unterstützung und alleine würde er es nicht mit seiner Schwester aufnehmen können. Langsam wurde die Sorge ein wenig größer, da sie sich noch nicht geregt hatten. So lange dürften sie nicht bewusstlos sein.

Arthur blickte noch einmal kurz über seine Schulter, bevor er sich wieder Morgana zuwandte. „Was ist mit meinen Männern und Merlin? Was hast du mit ihnen gemacht?“

„Keine Sorge, sie schlafen nur. Heute liegt mein Interesse nur bei dir, Arthur. Ich habe kein Bedürfnis, auch noch sie zu töten.“

Das war genug für Arthur. Er nickte. „Gut.“ Dann konnten sie ja jetzt zum spannenden Teil kommen. Eigentlich war es Arthur gleich, wieso Morgana plötzlich so offen war. Er war nur froh, dass sie sich dazu entschieden hatte. „Also? Wieso?“

Morgana überlegte kurz, wie sie es verständlich machen konnte. Bei den Worten, die ihr in den Sinn kamen, lächelte sie kaltherzig. „Weil eine Stadt wie Camlot es nicht verdient hat von einem König wie dir oder Uther regiert zu werden.“

Arthur schluckte. Die ersten Worte waren schon hart. Wollte er wirklich noch mehr hören? Vielleicht wäre es doch besser auf der Stelle zu sterben.

„Uther hatte es verdient von Magie in die Schranken verwiesen zu werden. Er hatte allen magischen Wesen den Kampf angesagt und hatte keine Ahnung, mit welcher Macht er sich da angelegt hatte. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel Kraft ich habe, Arthur. Ich könnte nicht nur Camelot regieren, sondern alle Königreiche.“

Fassungslos schüttelte Arthur den Kopf. „Hörst du dir selber einmal zu, Morgana? Du bist besessen von Macht. Du lässt dich von ihr leiten, hinterlässt dabei aber nur einen Weg von Zerstörung.“

„Da liegst du falsch, Arthur. Ich bin nicht besessen von Macht. Ich bin Macht. Andslyht“, wisperte sie leise, woraufhin plötzlich die stille Luft um sie herum von Wind erfüllt wurde. Die Blätter auf dem Waldboden fingen an, in die Luft zu wehen und zu tanzen. Erstaunt blickte sich Arthur um. Wahrlich mächtig, das musste er zugeben, aber auf eine gewisse Weise war es sogar schön. Doch dann erinnerte er sich wieder, was Morgana bisher mit ihrer Magie angestellt hatte und belehrte sich eines Besseren. So etwas konnte nicht schön sein.

Arthur holte einmal tief Luft. „Ich weiß, wozu du im Stande bist, Morgana.“ Seine Stimme klang nach schmerzenden Erinnerungen. Die vielen unschuldigen Menschen, die Morgana auf den Gewissen hatte, konnte Arthur immer noch nicht vergessen. „Aber was hat dich dazu verleitet? All diese unschuldigen Menschen, Morgana?“

„Sie sind nicht unschuldig“, spuckte sie dem König entgegen. „Sie hätten mich getötet, so wie ich sie getötet habe. Magie ist verboten. Jeder Bürger von Camelot hätte mich verraten und somit mein Schicksal besiegelt.“

Arthur sah sie geschockt an. Glaubte sie das etwa wirklich? Ja, Magie war verboten und jedem, der sie benutzte, stand die Todesstrafe zu, aber war sie wirklich davon überzeugt, dass jeder in Camelot sie verraten hätte?

Wie konnte sie nur so werden? Was hatte sie so verändert? Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte sie das Volk geliebt und anders herum war es genauso gewesen. Das konnte nicht einfach verschwinden, selbst nicht über den Hass hinweg, den sie für Uther empfand. „Was hat Morgause nur mit dir angestellt?“, kam es ganz automatisch über seine Lippen, bevor Arthur überhaupt bemerkt hatte, was er dort gesagt hatte. Bisher hatte er die Schuld für Morganas Verhalten immer bei sich gesucht, hatte immer geglaubt, dass er etwas falsch gemacht hatte, aber vielleicht war dies gar nicht der Fall. Seit Morgana von Morgause entführt worden war, war sie nicht mehr die Alte gewesen.

„Wie kannst du es wagen?“ Morganas Stimme erhob sich, Arthur fühlte nur noch einen Luftzug, bevor er halb schleifend, halb fliegend über den Waldboden befördert wurde. Kurz neben Merlin kam sein Körper zum Stillstand.

Arthur stöhnte auf und sein Blick fiel auf seinen Diener. Merlin schlief seelenruhig, als ob es ein ganz normaler Tag wäre, an dem man sich keine Sorgen machen musste. Kurz flammte Zorn in Arthur auf. Merlin war immer da, immer an seiner Seite und in diesen Situationen wusste er meistens sogar das Richtige zu sagen und war nicht der Idiot, der er sonst immer zu sein schien. Er war immer da, um ihm zu helfen und nun schlief er hier tief und fest. Aber Arthur konnte ihm keinen Vorwurf machen, wie ihm nun wieder einfiel, schließlich konnte Merlin nichts für seinen Zustand. Das war Morganas Werk – mal wieder.

„Wie ich es wagen kann, Morgana?“ Arthur erhob sich wieder und sah nun zum ersten Mal an diesem Tag mit Hass zu seiner Schwester hinüber. „Ich versuche nur zu verstehen, wieso du dich so verändert hast. Wieso du das alles getan hast“, platze es aus ihm heraus. „Du warst einmal so eine liebenswerte Person, die das Wohlbefinden von Anderen immer vor das Eigene gestellt hat. Du hast Mordred tagelang vor unserem Vater versteckt, du bist Merlin nach Ealdor gefolgt, als dieses in Gefahr schwebte. Du hast so viel für uns getan und nun sieh dich an. Sieh, was aus dir geworden ist.“ Arthur schluckte und musste eine Träne verhindern, die sich aus seinen Auge stehlen wollte. „Ich kann mir keine andere Erklärung als Morgause vorstellen, wirklich nicht.“ Seine Stimme war wieder leiser geworden. Arthur war nicht gerade stolz auf seinen Ausbruch, aber er war nur noch verzweifelt, konnte es nicht mehr ertragen, Morgana so zu sehen, besonders da sie es selber einfach nicht wahrhaben wollte. Sie war auf den falschen Weg geraten und das bemerkte sie einfach nicht.

„Morgause ist die einzige Person, die mich je verstanden hat. Die einzige richtige Familie, die ich je gehabt hatte.“ Die Erinnerung an Morgause schmerzte bitterlich. Viel zu wenig Zeit hatte Morgana mit ihrer Schwester verbringen dürfen, bevor sie ihr brutal genommen worden war. Von einem einfachen Diener.

„Und was ist mit mir?“, fragte Arthur nüchtern.

Etwas verwirrt blickte Morgana in seine blauen Augen. Sie öffnete den Mund, aber kein Laut kam über ihre Lippen.

„Denkst du nicht, dass ich dich verstanden hätte?“, machte Arthur weiter, seine Chance sehend. Langsam schritt er wieder zu Morgana hinüber und bückte sich vorsichtig zu ihr herunter, da sie immer noch auf dem Boden saß. „Wir waren wie Geschwister, selbst bevor ich es wusste. Denkst du wirklich, ich hätte dich verstoßen, an Vater ausgeliefert, wenn ich dein Geheimnis erfahren hätte?“

Morgana schüttelte den Kopf, ungläubig und zerstreut. „Aber-“, begann sie und brach sofort wieder ab.

„Wieso bist du nicht einfach zu mir gekommen?“, fragte er schließlich ganz offen und blickte ihr genau in die Augen. „Ich hätte dir geholfen.“

Morgana blickte ihn immer noch nur an, fast schon wie versteinert saß sie da, unfähig, sich zu bewegen oder etwas zu sagen. „Uther hätte mich umgebracht“, fand sie schließlich ihre Stimme zurück.

„Und ich hätte es nicht zugelassen“, beharrte Arthur und packte sie an den Schultern. „Morgana, das wäre nicht das erste Mal gewesen, dass ich mich gegen meinen Vater gestellt hätte und für dich hätte ich es immer getan. Ich hätte nicht einfach tatenlos daneben gestanden und zugesehen, wie er dir den Kopf abschlägt.“

„Ach wirklich?“ In Morganas Augen blitzte wieder Zorn auf. Die vorübergehende Verwirrung schien verschwunden. „Du hast so oft daneben gestanden und hast nichts gesagt, wenn er einen Zauberer mal wieder zum Tode verurteilt hatte.“

„Das ist das Gesetz, Morgana. So ist es nun einmal. Magie ist verboten.“

„Und ich besitze Magie, Arthur. Ich kann nicht vergessen, was Uther immer wieder getan hat, noch kann ich ihm verzeihen, wie viele unschuldige Menschen er getötet hat und ich weiß ganz genau, dass du genauso sein wirst. Wenn das Gesetz nicht abgeschafft wird, hast du keine andere Wahl.“ Sie erhob ihren Kopf, strahlte wieder den Hochmut und die Macht aus, die sie von ihrem Vater geerbt hatte. „Und du bist nicht stark genug, um so viel zu ändern. Diese Stärke hast du nicht von unserem Vater geerbt. Du wirst ihm weiter folgen, aber ich schlage einen neuen Weg ein. Unter mir wird Camelot ein neues Zeitalter erleben. Ein Zeitalter, in der Magie gefahrlos praktiziert werden darf. Wo jeder das sein darf, was er will.“

„Aber du tötest hundert, tausende Menschen auf den Weg dahin“, ging Arthur dazwischen. Das Gespräch hatte sich nicht so entwickelt, wie er gehofft hatte. Eben war es so gut gelaufen und dann hatte er anscheinend etwas falsches gesagt. „Man kann kein Königreich auf Blut aufbauen. Das ist einfach falsch.“

„Und was hat Uther gemacht?“, zischte Morgana drohend.

Arthur schluckte. Sie hatte Recht. Auch ihr Vater hatte Blut vergossen, hatte all diese Zauberer umgebracht, ohne auch nur zu Zucken. Nicht nur Männer, auch Frauen und Kinder waren in diesen Zeiten gestorben. Menschen, die vermutlich genauso unschuldig waren, wie die Menschen, die Morgana bereits auf dem Gewissen hatte. Trotzdem war es falsch. Arthur hieß die Taten seines Vaters nicht gut, das tat er schon lange nicht mehr. „Dann bist du nicht besser als unser Vater, Morgana.“ Seine Miene war ausdruckslos, aber es tat ihm im Herzen weh, diese Worte auszusprechen, besonders da er nun realisierte, dass es keine Hoffnung mehr für Morgana gab. Sie hatte ihren Weg gewählt und es gäbe wohl niemanden mehr, der sie wieder zur Besinnung bringen konnte.

„Das Gleiche könnte ich von dir sagen, Bruder“, sagte sie kaltherzig, stand auf und blickte nun erhobenen Hauptes auf König Arthur hinab, der immer noch auf dem Boden hockte, weil er versucht hatte, in ihr Gefühle zu wecken, die schon lange nicht mehr existierten. Morgana fühlte nichts mehr für ihren Bruder, für Gwen oder für Merlin. Sie waren ihr nur noch ein Dorn im Auge auf dem Weg, den sie gewählt hatte. Waren nur noch ein Hindernis zu ihrem Ziel. Wenn erst Arthur tot war, wäre es ein Leichtes Camelot zu erobern und endlich auch das Vertrauen des Volkes zu gewinnen. Mit ihrem König tot, hätten sie sonst niemanden mehr, der sie beschützte. Sie hätten keine andere Wahl als ihr Treue zu schwören.

Es würde alles gut werden. Auf Morganas Lippen legte sich wieder ein Lächeln, kalt und emotionslos. Sie hob ihre Hand und streckte sie Arthur entgegen.

„Warte“, bat er und blickte zu seiner Schwester auf. Wieso sie seiner Bitter nachkam, wusste er nicht, aber es war ihm auch gleichgültig. Er wollte sie nicht von ihrer Tat abhalten, aber er wollte noch ein paar Worte loswerden, denn er konnte es nicht ertragen, das sein vorheriger Satz das Letzte sein sollte, was ihm über die Lippen kam, so viel Überwindung, wie es im von Vornherein gekostet hatte. „Es tut mir leid“, sagte er schließlich und beugte etwas den Kopf. „Es tut mir leid, dass du das Gefühl hattest, mit deinem Problem nicht zu mir kommen zu können und stattdessen bei Morgause gelandet bist. Es tut mir leid, dass sie dich mit ihrem Hass angesteckt hat und dass ich es nicht geschafft habe, dir zu vermitteln, dass ich nicht wie mein Vater bin und auch nie so sein will.“ Nun hob er seinen Kopf und blickte zu Morgana auf. Seine Augen waren feucht von den Tränen, die sich anstrengten aus seinen Augen zu entkommen. „Es tut mir leid, dass ich nie ein richtiger Bruder für dich war.“ Damit war er still, brachte kein Wort mehr über seine nun bebenden Lippen. Er hatte gesagt, was er sagen wollte. Nun könnte sie mit ihm machen, was sie wollte. Er war bereit!

„Arthur?“ Der Klang seines Namen drang leise an sein Ohr, aber der Laut kam nicht von der Zauberin vor ihm. Sie kam von hinten und er kannte diese Stimme gut genug, um sie sofort zu erkennen. Mit leichtem Entsetzen drehte er sich halb um und sah, wie Merlin sich regte. Natürlich war er erleichtert, dass es ihm gut ging, aber gerade jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, dass er aufwachte. Er schalte sich selber dafür, dass er eben sogar noch zornig gewesen war, dass sein Diener seelenruhig schlief. Jetzt wünschte er sich nichts lieber, als dass Merlin wieder seine Augen schließen würde.

Arthur wollte nicht, dass ihm etwas geschah und gerade sah die Situation mehr als schlecht aus. Der König glaubte Morgana, dass sie ihren Männern nichts getan hätte, es war einfach nicht nötig, aber Merlin neigte dazu, dumme Sachen zu machen, besonders wenn es darum ging, ihn selber zu beschützen. Und in diesem Fall würde Morgana wohl nicht zögern, auch Merlin zu töten.

Arthur musste schnell handeln. „Bring es hinter dich“, forderte er auf und streckte seine Arme von sich, präsentierte somit seinen Körper, sodass Morgana nur noch zuschlagen musste.

„Nein!“, schrie Merlin, als er soweit zu sich gekommen war, dass er erfassen konnte, was gerade um ihn herum vor sich ging. Er sah, wie sein Herr vor Morgana kniete. Ihm war bewusst, dass ihm nur noch Sekunden blieben, bis es zu spät war. Mühevoll, immer noch angeschlagen, rappelte Merlin sich auf. Ihm blieb jetzt keine andere Wahl, aber das zählte in diesem Moment nicht. Merlin hatte immer befürchtet, dass es mal so weit kommen würde, auch wenn er es Arthur lieber von Angesicht zu Angesicht gestanden hätte. Er hob seinen Arm, stoppte aber, als er sah, was passierte. Merlin traute seinen Augen nicht.

Morgana zögerte, selbst nach der Aufforderung ihres Bruders, selbst nachdem er sich so freiwillig präsentierte und den Tod fast schon willkommen hieß. Ihre Augen ruhten auf Merlin. Unglauben lag in ihnen. Wie war das möglich? Ihr Schlafzauber konnte nicht gebrochen werden, nicht von einem einfachen sterblichen Menschen. Es war nur möglich, wenn man Magie besaß, mächtige noch dazu. Ihr Blick ruhte auf den Jungen und sie bekam Panik. Ihr Atem ging schneller, als sie realisierte, wen sie da vor sich hatte.

Merlin, der treue Diener Arthurs. Immer hatte er alles auf wunderhafte Weise überstanden, jeden Kampf, jede Falle, die sie ihm gestellt hatte. Wieso hatte sie es nicht früher gesehen? Merlin besaß Magie. Merlin war Emrys!

Angst stieg in der jungen Frau auf, pure, blanke Angst. Diese Furcht, die sie immer verspürte, wenn sie den Namen hörte oder wenn sie ihm begegnet war, wenn sie wusste, dass er sich wieder eingemischt hatte. So viele Male war er ihr schon in die Quere gekommen und irgendwann würde er ihr Verderben sein. Emrys würde sie töten und davor hatte Morgana mehr Angst als vor allem Anderen.

Aber sie würde dieses Schicksal nicht einfach so akzeptieren, nicht jetzt, nicht in Zukunft.

Mit den Namen Emrys auf den Lippen verschwand sie in schwarzen Rauch. Arthur konnte nur vor sich starren, wo eben noch seine Schwester gestanden hatte. Jetzt war sie einfach weg, verschwunden, so plötzlich, das Arthur nur wieder ein Wort durch den Kopf schoss.

Warum?

Warum hatte sie ihn verschont? Sie hatte ihm mehr als einmal klar gemacht, wie sehr sie sich seinen Tod wünschte. Nun war sie so kurz davor gewesen, Arthur hätte sich nicht einmal gewehrt und sie lief davon? Das war irgendwie nicht die Morgana, die er kannte.

Wenn er sich nicht irrte, glaubte er sogar Angst in ihren Augen gesehen zu haben. Tiefe Furcht, die in ihr hochgekrochen war. Ihr Blick war dabei die ganze Zeit auf Merlin gerichtet gewesen. Langsam drehte sich der König um und betrachtete seinen Diener. Er war wieder auf den Beinen, aber furchteinflößend sah er nicht aus, ganz im Gegenteil. Er schien sogar noch etwas wacklig auf den Beinen, wirkte fast schon so, als ob er beim nächsten Schritt wieder auf den Boden fallen würde. Harmlos. Das war das erste Wort, was Arthur in den Sinn kam, wenn er Merlin betrachtete. Er war keine Gefahr und bestimmt nicht für Morgana. Wieso also ihre Panik, die sie dazu verleitete, wie ein kleines Kind wegzulaufen?

Arthur schüttelte den Kopf, stand auf und ging hinüber zu seinem Diener. „Alles in Ordnung?“, fragte er und stellte mit Erleichterung fest, dass Merlin schon besser aussah, als noch ein paar Sekunden davor. Außerdem gaben auch die Ritter nun alle Laute von sich, als sie langsam wieder aufwachten. Das war wohl noch einmal gut gegangen und Arthur war mehr als froh darüber. Trotzdem blieb ein komischer Nachgeschmack. Es war einfach seltsam, wie es geendet hatte.

Merlin nickte nur. Auch er wusste nicht, was er von Morganas Verschwinden halten sollte. Für ihn war es viel zu schnell gegangen, als dass er eine Veränderung bei der Hexe bemerkt haben könnte. So überraschten und erschreckten ihn die nächsten Worte seines Königs umso mehr: „Sie hatte wohl Angst vor dir.“

Sechs kleine Worte, die wohl nicht mehr als ein Scherz sein sollten. Aber sie führten dazu, dass Merlin kurz die Gesichtszüge entglitten. Hatte Morgana es etwa endlich herausgefunden? Merlin hatte gewusst, dass es nur eine Frage der Zeit sein konnte und trotzdem hatte er nicht so früh damit gerechnet. Jedoch konnte er im Moment nichts daran ändern und eigentlich konnte er froh sein, dass Morgana daraufhin die Flucht ergriffen und nicht den Kampf gesucht hatte. Als ihm gewahr wurde, dass Arthur immer noch vor ihm stand, sammelte er sich wieder und schob die dunklen Gedanken beiseite. „Vor mir?“, fragte er unschuldig und grinste schief.

„Ja, schwer vorzustellen, nicht?“ Arthur lachte auf, laut und befreiend. Vor ein paar Minuten hatte er immerhin noch geglaubt, sterben zu müssen. Jedoch hielt es nicht lange an. Schnell war es wieder still. Arthur legte seine Hand auf die Schulter seines Dieners und übte kurz ein wenig Druck aus. „Lass uns nach Hause reiten“, sagte er und klang dabei so müde wie lange nicht mehr.

Merlin nickte schwach. „Wie Ihr wünscht, Sire.“ Er verbeugte sich sogar ein wenig und betrachtete Arthur besorgt. Was war zwischen Morgana und ihm nur vorgefallen? Ein unbändiger Drang, Arthur einfach zu fragen, kam auf, aber Merlin blieb trotzdem stumm. Zum Einen glaubte er nicht, dass sein König wahrheitsgemäß und offen reden würde und zum Anderen befürchtete er, dass Arthur vielleicht doch noch eine Verbindung zu Merlin erkennen könnte, was das plötzliche Verschwinden von Morgana zu bedeuten hatte.

Manchmal war es einfach besser, still zu sein. So bereitete Merlin die Pferde vor und sie machten sich alle auf den Weg zurück nach Camelot.

Irgendwann

Merlin trat in die in Halbdunkel liegende Kammer. Draußen war es bereits stockdunkel und die wenigen Kerzen, die in dem Zimmer brannten, schafften es nicht, es komplett zu erhellen. Das schien den König jedoch nicht zu stören. Er stand am Fenster und starrte in die Finsternis.

Sein Diener schritt durch den Raum und blieb vor dem Arbeitstisch stehen. Er nahm den Teller in die Hand, um ihn zurück in die Küche zu bringen. Besorgt stellte er fast, dass das Essen kaum angerührt worden war. Ganz genau wie in den letzten drei Tagen.

„Sire“, sagte Merlin leise, um die Aufmerksamkeit des Blonden zu erhaschen. Dieser drehte sich nicht vom Fenster weg, bewegte sich aber ein wenig bei der ihm bekannten Stimme, sodass Merlin sicher sein konnte, dass er ihn gehört hatte. Kurz überlegte er, was er als nächstes sagen sollte. „Ihr wisst, dass ich der Letzte bin, der sich beschwert, wenn ihr endlich mal auf eure Linie achtet, aber ich mache mir ein wenig Sorgen.“ Eigentlich hatte Merlin Arthur ein wenig necken wollen, wie es ihre ganz normale Art war, aber er konnte sich dazu einfach nicht durchringen. Die letzten drei Tage hatte er seinen König nun schon die ganze Zeit so gesehen. Er redete nur das Nötigste, aß kaum oder gar nichts und starrte stundenlang aus dem Fenster. Sogar Gwen war schon zu Merlin gekommen, um zu fragen, was los war. Anscheinend sprach er also auch nicht zu seiner Frau über seine Probleme und das besorgte Merlin am Meisten.

Da Arthur keine Anstalten machte auf das Gesagte von Merlin zu reagieren, stellte eben jener wieder den Teller auf den Tisch zurück und trat einen weiteren Schritt an seinen Herrn heran. „Was ist im Wald vorgefallen, Arthur?“ Die Frage hatte den Diener schon die letzten drei Tage beschäftigt. Schon kurz darauf hatte er das fragen wollen, sich aber nicht getraut und auch die letzten Tagen nicht, zum Einen, weil er zu viel Angst hatte, dass Arthur vielleicht doch etwas in Bezug auf den Zauberer bemerkt hatte, und zum Anderen weil er die Antwort fürchtete. Morgana und er hatten da nicht nur ein paar Sekunden verbracht. Natürlich konnte Merlin das nicht mit Gewissheit sagen, aber er hatte es irgendwie im Gefühl. Sie hatten miteinander geredet, vielleicht sogar etwas länger. Merlin war sich ziemlich sicher, dass es so war, denn sonst wäre Arthur nicht so neben der Spur.

Endlich drehte sich der Blonde um und sah seinem Diener in die Augen. „Es war nichts, Merlin, und jetzt geh deinen Pflichten nach“, meinte er nur kurz angebunden.

Merlin, der den Wink verstanden hatte, verbeugte sich leicht und nahm erneut den Teller in die Hand. Langsam drehte er sich dem Ausgang zu und schritt auf die große Holztür zu. „Ganz gleich, was sie zu Euch gesagt hat, Arthur, Ihr solltet es Euch nicht so zu Herzen nehmen. Morgana ist von Hass erfüllt und sie weiß schon lange nicht mehr, was falsch und richtig ist.“ Mit diesen Worten ergriff Merlin die Türklinke, hielt jedoch inne, als er leise seinen Namen vernahm. Langsam drehte er sich zu der Stimme um. Wenn es überhaupt noch möglich war, sah Arthur noch schlimmer aus als in den vergangenen drei Tagen zusammen. „Ja, Sire?“, meldete sich Merlin. Es war nicht einmal die leiseste Spur Spott in seiner Stimme, die sonst bei diesem Wort meistens mitschwang.

„Es geht nicht darum, was sie gesagt hat, Merlin. Es geht eher darum, was aus ihr geworden ist“, gab der König ehrlich zu.

Merlin schaute seinen Herrn fassungslos an. Eigentlich war er sonst nicht so offen. Schnell fand er jedoch seine Stimme wieder. „Ihr konntet es nicht ahnen. Ihr hättet es nicht verhindern können, Mylord.“

Daraufhin schüttelte Arthur nur stumm den Kopf. Das hatte er sich in den letzten Tagen ziemlich häufig gefragt. Hätte er es verhindern können, wenn er vielleicht mal etwas aufmerksamer gewesen wäre? Alle sagten, dass er ein arrogantes Arschloch sei – okay, zumindest sagte Merlin das, aber alle anderen dachten es. Vielleicht waren das ja nicht nur Worte, die Merlin benutzte, um ihn mal wieder in Rage zu bringen. Möglicherweise war er wirklich viel zu sehr mit sich selber beschäftigt gewesen, hatte nur sich gesehen und so die Probleme von Morgana nicht wahrgenommen. „Wieso ist sie nicht zu mir gekommen?“, sprach er laut zu sich selber. Im Nachhinein war Arthur aufgefallen, dass Morgana nie richtig auf diese Frage geantwortet hatte. Sie war dem Thema nur mit Uther ausgewichen. Es war zwar so rübergekommen, dass sie ihm nicht vertraute, aber vielleicht war da noch mehr gewesen.

Merlin schluckte bei der Frage. Viel zu sehr hörte sie sich danach an, als ob sie an ihn gerichtet war. Schnell versuchte sich der junge Zauberer ins Gedächtnis zu rufen, dass es hier um Morgana ging. „Vielleicht hatte sie einfach nur Angst“, riet Merlin und wusste, dass es der Wahrheit entsprach. Niemand konnte nachvollziehen, wie einsam man sich mit dieser Gabe in Camelot fühlte, wie schwer es war, selbst den besten Freunden davon zu erzählen, weil man einfach nicht sicher sein konnte, wie sie reagieren würden.

Angst hin oder her. Arthur war wie ein Bruder für sie gewesen. Sie hätte wissen müssen, dass sie mit jedem Problem zu ihm hätte kommen können. Zusammen wäre ihnen sicherlich etwas eingefallen. Arthur hätte alles getan, um Morgana zu beschützen, selbst wenn es bedeutet hätte, dass er sich entweder gegen Uther auflehnen müsste oder ihm bis an sein Lebensende anlügen hätte müssen. Arthur hätte wirklich alles getan und genau deswegen verstand er nicht, wieso Morgana sich abgewandt hatte. Wieso hatte sie das getan?

Ruckartig drehte Arthur sich vom Fenster weg, schritt durch den Raum und verringerte so den Abstand zu seinem Diener, der immer noch in Türnähe stand, den Teller in der Hand. „Du würdest doch zu mir kommen, Merlin, oder?“

Für eine kurze Zeit herrschte Stille. Merlin sah seinen König einfach nur an und wusste nicht, was er sagen sollte. Er fühlte sich wie versteinert und gleichzeitig hatte er das Gefühl, dass seine Hände so stark zitterten, dass es ein Wunder war, dass der gefüllte Teller von Arthur noch nicht auf dem Boden gelandet war. „Ich-“, fing er an, brach jedoch direkt wieder ab. Es war selten, dass ihm die Worte fehlten, besonders in Gegenwart von Arthur, aber dies war auch kein Thema, über das man Scherze machen konnte. Er hatte ihn an seiner verwundbaren Stelle getroffen und entweder hieß es jetzt die Wahrheit sagen oder lügen. Wenn er ehrlich war, müsste er „nein“ sagen, aber das würde Arthur im Moment nicht gut tun. Es würde sein Selbstvertrauen nur noch mehr ankratzen und das wollte Merlin sicherlich nicht. Wenn er jedoch „ja“ sagte, log er und das wollte Merlin auch nicht. Zwar log er Arthur Tag für Tag an, aber er hatte es noch nie getan, wenn der Blonde ihn direkt mit dieser Tatsache konfrontiert hatte. Zu Merlins Glück war dies auch noch nie vorgekommen. Merlin wusste nicht, was er antworten würde, wenn Arthur ihn ganz direkt fragen würde, ob er Magie besaß. Vermutlich würde er es nicht übers Herz bringen, zu lügen. Aber dies war gerade nicht von Bedeutung, sondern eine andere Frage wartete auf eine Antwort. Merlin atmete noch einmal tief ein, bevor er den Mund öffnete. „Ich weiß es nicht“, entschied er sich für eine neutrale Lösung.

„Du weißt es nicht?“ Arthur zog eine Augenbraue hoch. Merlin hatte zu allen eine Meinung. Manchmal war er schon richtiggehend weise, zumindest in seinen hellen Momenten und jetzt wusste er es nicht? Da stimmte doch irgendetwas nicht. Eigentlich hatte er sich von Merlin etwas mehr erwartet. Sonst schaffte er es irgendwie immer, ihn aus seinem Loch rauszuholen, wenn er mal wieder gefallen war. Frustriert ließ er sich auf seinen Stuhl sinken und seufzte laut.

Merlin konnte es fast nicht mit ansehen und versuchte, seinen Fehler wieder gut zu machen. „Es ist kompliziert, Sire. Ihr seid der König. Ihr seid eigentlich der Letzte, zu dem man geht, wenn es um Magie geht.“ Merlin hoffte nur, dass es nicht zu hart klang.

„Stell dir vor, ich wäre nicht der König“, schlug Arthur vor und sah seinen Diener neugierig an.

Er wollte wohl wirklich eine Antwort, wie Merlin schien, aber dieser Satz erinnerte ihn an ein ähnliches Gespräch vor so vielen Jahren. Damals waren sie auf der Suche nach Balinor gewesen, seinem Vater. Auch damals hätte Merlin Arthur gerne alles erzählt, aber es war nicht möglich, weil er der Prinz war, weil Uther, der König, nie erfahren durfte, dass Merlins Vater ein Drachenlord war. Manchmal konnte man die Tatsache einfach nicht verleugnen, dass sein Freund König beziehungsweise Prinz war. Manchmal stand es einfach über diesen Dingen und da zählte es nicht, wie gute Freunde sie waren. „Aber ihr seid es nun einmal, Eure Majestät“, warf nun Merlin ein und er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme etwas vorwurfsvoll klang.

„Man kann also nicht zu mir kommen, weil ich der König bin?“ Arthur klang mehr als nur geschockt und gleichzeitig unendlich traurig. Merlin erinnerte sich daran, wie Arthur einmal gesagt hatte, dass es einsam sei, der König zu sein und jetzt verstand er es erst wirklich, was sein Freund damit gemeint hatte. Merlin hatte es zwar auch nicht leicht, musste jeden Tag sein wahres Ich verstecken, aber wenn man realisierte, dass seine einzigen und wenigen Freunde, die man hatte, nicht einmal zu einen kamen, wenn sie Probleme hatten, weil er der König war, musste hart sein. Man fühlte sich alleine und nutzlos. Man fragte sich sicherlich auch, warum man überhaupt König war, wenn man nicht einmal seinen Freunden helfen konnte? Dies alles wurde Merlin urplötzlich klar und das Mitgefühl für Arthur stieg ins Unermessliche.

Merlin schaute zu Boden, traute sich nicht, seinen Herrn in die Augen zu sehen. „Es tut mir leid, Sire“, sprach er leise. „Ich will nicht damit sagen, dass ich euch nicht vertraue, dass ich – wenn ich in dieser Situation wäre – Angst hätte, ihr würdet mich hinrichten lassen. Eher meine ich damit, dass mir bewusst ist, welche Pflichten ihr habt, was ihr als König alles beachten müsst.“ Nun blickte Merlin wieder auf und nahm all seinen Mut zusammen. „Ich würde Euch niemals in die Situation bringen wollen, in der Ihr euch zwischen Freundschaft und Pflicht entscheiden müsstet. Das wäre nicht fair.“

„Merlin.“ Die Stimme von Arthur war nur ein leiser Hauch, trotzdem konnte man die milde Bewunderung klar heraushören. „Darüber würdest du dir Gedanken machen? Das würde dir Sorgen bereiten?“

Merlin nickte leicht. „Ihr habt so viel zu entscheiden. Einiges, was nicht leicht ist. Ich würde Euch nicht noch mehr Probleme bereiten wollen.“

Immer noch fassungslos über die Worte seines Dieners, wusste Arthur nicht, was er sagen sollte. Er wusste, dass Merlin loyal war, dass er vieles tat, was er nicht tun müsste und dass er wohl weiter gehen würde, als jeder Andere, um ihn zu beschützen, aber dass er sich auch über so etwas Gedanken machte, hätte Arthur nicht gedacht. Es zeigte eine weitere Seite, die Arthur von seinem alten Freund nicht kannte oder die er nur selten und kurz zeigte, dass es ihm bisher nicht aufgefallen war.

Ob Morgana vielleicht auch ähnlich gedacht hatte? Wollte sie ihm diese Bürde nicht auferlegen? Arthurs Blick brannte sich förmlich in das Holz des Tisches vor ihm, als er über diese Fragen nachdachte. Aber nein, er konnte es sich nicht wirklich vorstellen. Das war nicht Morgana. „Ich hätte ihr zeigen müssen, dass ich nicht der arrogante Prinz bin, dass sie mit jedem Problem zu mir hätte kommen können.“

Merlin war froh, dass sich das Gespräch wieder in Morganas Richtung drehte. Vielmehr hätte er sicherlich nicht verkraften können. So konzentrierte er sich wieder darauf, Arthur zu helfen, ihm die Schuld zu nehmen, die er sich fälschlicherweise gab. Arthur traf keine Schuld, er war nicht der Grund, weshalb Morgana heute so war, wie sie war. „Arthur, es bringt nichts, sich über so etwas jetzt Gedanken zu machen. Sie hat ihren Weg gewählt und das kann man nicht mehr ändern.“

Traurig sah Arthur seinen Freund an. „Denkst du das wirklich? Ich hätte nichts anders machen können?“

„Davon bin ich überzeugt, Sire. Euch trifft keine Schuld. Euch sicherlich nicht.“ Merlin fiel es schwer, seine Stimme ruhig zu halten, denn schließlich wusste er ganz genau, wer Schuld an allem war. Merlin fragte sich häufiger, ob er anders hätte handeln können, ob er mehr Verständnis hätte zeigen können. Dass die Tatsache, dass er Morgana hintergangen hatte, sie vergiftet hatte, auch viel mit ihrer Wandlung zu tun hatte, war ihm bewusst. Aber Merlin wusste, dass er in dieser Sache richtig gehandelt hatte. Vielleicht hätte er es Morgana jedoch erklären sollen, anstatt sie hinterrücks hereinzulegen. Es gab so viel, was Merlin im Nachhinein gerne ändern würde, aber dies war unmöglich, das wusste er.

Arthur sah Merlin lange an, dankbar für seine Worte. Auch wenn es ihm immer noch etwas schwer fiel, diese Worte anzunehmen, tat es gut zu hören, dass Merlin dachte, dass er keine Schuld trug. Von jedem anderen hätte er es nicht so ernst genommen, aber aus Merlins Mund hatten die Worte eine besondere Wirkung. Sie bedeuteten Arthur eine Menge. „Danke, Merlin“, sagte Arthur ehrlich. „Du bist ein guter Freund.“

Normalerweise hätten Merlin diese Worte erfreut, aber jetzt gerade fühlte er sich schlecht. Er war kein guter Freund. Ein guter Freund sagte die Wahrheit, würde Arthurs Schuldgefühle in eine andere Richtung lenken, indem man mutig war und zugab, dass man derjenige war, der für all das verantwortlich war. Aber was würde Arthur dann von ihm denken? Nein, Merlin konnte es ihm nicht sagen. Es würde zu viele Fragen aufwerfen, Fragen, die Merlin unmöglich beantworten konnte. So verbeugte er sich nur leicht. „Kann ich sonst noch etwas für Euch tun, Sire?“ Merlin wollte nur noch raus aus diesem Zimmer. Es fiel ihm immer schwerer, nicht einfach das zu sagen, was ihm auf den Herzen lag.

„Ja.“ Die Antwort war kurz und knapp, aber Merlin traf sie wie ein Messerstich. Eigentlich hatte er gehofft, dass er jetzt gehen konnte. Da hatte er sich wohl zu früh gefreut. Abwartend sah er seinen Herrn an und wartete auf weitere Instruktionen. „Du kannst mir sagen, was mit dir los ist.“

„Es ist nichts“, versicherte Merlin ihm sofort, aber anscheinend kam die Antwort viel zu schnell, denn Arthur zog nur misstrauisch eine Augenbraue nach oben. Schließlich seufzte Merlin. Vielleicht könnte er doch ein wenig von der Wahrheit erzählen, wenn er es geschickt anstellte und genau aufpasste, was er von sich gab. „Es ist nur … Ich habe mir selbst Gedanken über Morgana gemacht und mich gefragt, ob ich vielleicht hätte mehr tun können.“

„Merlin.“ Arthur schüttelte den Kopf und sah seinen Diener mitfühlend an. „Du hättest nichts tun können. Sie hat ihren Weg gewählt“, wiederholte er fast dieselben Worte, die Merlin eben noch zu ihm gesagt hatte. Wie schnell sich ein Gespräch um 180 Grad drehen konnte.

„Es gibt da etwas, was Ihr nicht wisst.“ Merlins Stimme war nur ein Flüstern, konnte er selbst gar nicht glauben, was er da gerade gesagt hatte. Wollte er Arthur tatsächlich davon erzählen? Jetzt gab es wohl kein Zurück mehr. Sein Name kam noch einmal über des Königs Lippen, dieses Mal mit einem fragenden Unterton. Merlin schluckte, bevor er seinen Mund wieder öffnete: „Ich habe es gewusst!“

Arthur sprang sofort auf, seine Hände auf den Tisch gestützt. „Was?“, schrie er.

Merlin zuckte unter der Lautstärke der Stimme zusammen. Verängstigt blieb er an Ort und Stelle stehen, traute sich nicht, sich zu bewegen.

„Was meinst du damit?“, versuchte Arthur es jetzt wesentlich ruhiger, als er die Reaktion seines Dieners sah. Er hatte ihn nicht erschrecken wollen, aber das, was er gesagt hatte, konnte einfach nicht wahr sein. „Du hast was gewusst?“

Merlin stellte den Teller, den er immer noch in der Hand hielt, auf den Tisch ab, denn er musste sich jetzt irgendwo festhalten. Fast schon wie ein Ertrinkender klammerte er sich an die Lehne des Stuhles, der vor ihm stand. „Ich habe von ihrer Magie gewusst. Die Träume, die sie hatte. Der Brand, der in ihrem Zimmer ausgebrochen war. Das alles war ihre Magie, aber sie wusste nicht, wie sie sie kontrollieren konnte. Sie kam, um mit Gaius zu reden und traf schließlich auf mich. Ich … ich hatte ihr nur helfen wollen, als ich sie zu den Druiden schickte.“

Ungläubig und schweigend sah Arthur Merlin einfach nur an. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Nicht nur Morgana hatte ihn angelogen, sondern auch sein treuester Diener hatte das vor ihm verheimlicht. Und das sogar all diese Jahre lang. Wieso hatte er nie mit ihm darüber gesprochen? Nachdem Arthur selber wusste, dass Morgana Magie besaß, hätte es doch bei ihm nicht mehr zu einem Interessenkonflikt geführt. „Du hast sie zu den Druiden geschickt? Wir dachten, sie wurde von ihnen entführt.“

Merlin schüttelte den Kopf. „Sie wollten ihr helfen. Morgana wollte sogar bei ihnen bleiben. Von ihnen lernen.“

Arthur versuchte all diese neuen Informationen irgendwie zu verarbeiten. Er erinnerte sich an den Tag zurück, wie er das Druidenlager angriff, um Morgana zurück zu holen. Heute würde er so etwas nicht mehr wagen. Die Druiden waren kein Volk, vor denen man Angst haben musste. „Wir haben sie getötet“, erinnerte sich Arthur laut und ihm wurde plötzlich klar, dass dies vielleicht der erste Schritt gewesen war, der Morgana von ihnen entfernt hatte. Sie hatten die Leute umgebracht, die ihr helfen wollten. Sie hatte die Grausamkeit von Uther schon mehrere Male gesehen, aber dieses Mal hatte sie sie am eigenen Leib gespürt.

„Es war nicht Eure Schuld, Arthur. Ihr dachtet, Ihr würdet ihr nur helfen.“

Arthur sah auf, sah den Schmerz in den Augen von Merlin. „Das Gleiche gilt für dich, Merlin. Du wolltest ihr nur helfen. Du konntest nicht ahnen, wie es enden würde.“ Mit Blut und Verrat. So, wie alles endete, was Uther berührte.

Merlin nickte. Für diesen Tag mochte es vielleicht stimmen. Er konnte sich damit herausreden, dass er nur das Beste für Morgana gewollt hatte und ihr damit nur noch mehr Probleme bereitet hatte. Aber Merlin sah immer noch die Fassungslosigkeit in ihren Augen, kurz nachdem sie das Gift getrunken hatte. Wie sie es einfach nicht hatte glauben können, von einem Freund verraten worden zu sein. Merlin war bereit gewesen, sie zu opfern, und diese Tatsache hatte sie nie überwinden können. An diesem Tag hatte sie das Vertrauen in ihre Freunde verloren. So viel war sicher.

Merlin war Schuld an den Grausamkeiten, die Morgana in ihrem Hass hinterließ, aber das würde der Diener nie jemanden sagen können, selbst nicht Arthur. Jeder würde ihn dafür hassen, denn er hasste sich ja selber dafür. „Ihr habt Recht, Sire“, wollte Merlin dieses Gespräch damit beenden. „Danke, Arthur.“ Auch wenn sich eigentlich nicht viel geändert hatte, wollte Merlin seinem Herrn danken, denn schließlich kam es nicht alle Tage vor, dass er so offen mit ihm umging, dass er sich sogar dafür interessierte, wie es ihm ging.

Merlin nahm erneut den Teller an sich und wollte jetzt wirklich den Raum verlassen. Die Stimme von Arthur ließ ihn aber wieder inne halten. „Du kannst mit allen Problemen jederzeit zu mir kommen, Merlin, das meine ich ernst. Selbst wenn es um Magie gehen sollte.“

Kurz drehte sich Merlin noch einmal um. Seine Augen glänzten feucht. „Das werde ich, Sire.“

Irgendwann, fügte er noch in Gedanken hinzu, verschwand nun wirklich durch die große Tür und ließ den König alleine zurück.

Rote Flecken

Auch wenn Merlin eigentlich dort stand, um zu arbeiten, genoss er die Show trotzdem. Man konnte genauso gut mit einem Krug in der Hand, den Gauklern und Spielleuten zuschauen, die gerade ihr Können unter Beweis stellten. Merlin liebte so etwas und grinste dabei übers ganze Gesicht. So merkte er auch gar nicht, wie Arthur seine Hand hob, um seinen Diener zu signalisieren, dass er gerne noch etwas mehr Wein hätte. Nach etwa zehn Sekunden drehte sich Arthur genervt um, weil sich an seinem leeren Kelch rein gar nichts veränderte, nur um seinen Diener dämlich grinsend vorzufinden. Nicht nur, dass er dämlich grinste, nein, er schenkte Arthur keinerlei Beachtung, sondern nur den Leuten, die gerade ihre Kunststücke präsentierten. Über so viel kindlichen Leichtsinn hätte Arthur sonst nur die Augen verdreht, aber in dieser Situation war es mehr als peinlich. Auch wenn die meisten Anwesenden die Blicke auf die Spielleute gerichtet hatten, musste es dem ein oder anderen sicherlich aufgefallen sein, dass König Arthur einen mehr als inkompetenten Diener hatte.

„Merlin“, raunte er so leise wie möglich, saß er doch direkt neben Prinzessin Mithian, die dieses kleine Schlamassel nicht mitbekommen sollte, wenn es irgendwie möglich war. Sie waren zu ihrem Geburtstag nach Nemeth eingeladen worden als gute Freunde. Arthur war mit Guinevere, Merlin und ein paar Rittern gekommen, hatte er die Einladung doch mit Freuden angenommen. Jetzt gerade wünschte er sich aber, Merlin lieber in Camelot gelassen zu haben. In Nemeth gab es genügend Diener, die vermutlich zehnmal mehr taugten als sein nichtsnutziger Abklatsch.

Selbst nachdem Arthur sich zu ihm umgedreht hatte, seinen Namen geflüstert hatte, hatte Merlin ihn immer noch nicht bemerkt. So viel dazu, dass er seine Pflichten ernst nahm. Aber wenn Arthur ehrlich war, nahm Merlin seine Pflichten so gut wie nie ernst und er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er sich jedes Mal wie ein kleines Kind freute, wenn bei Arthurs Geburtstag solche Leute das Schloss besuchten. „Merlin“, traute sich Arthur ein weiteres Mal, dieses Mal wagte er es sogar einen Ton lauter, da die Musik im Raum die meisten Geräusche übertönte. Zu seinem Pech allerdings hörte die Melodie genau in eben jenem Moment auf und die vielen Gesichter im Raum drehten sich alle zu König Arthur. Am liebsten wäre der Adelige nun im Erdboden versunken. Eine gute Sache hatte die Reaktion des Saales jedoch. Merlin schien endlich aus seiner Trance zu erwachen.

Nach der Beendigung der Show hörte Merlin seinen Meister rufen, sah mit Entsetzen wie sich alle Anwesenden dem Königstisch zuwandten und realisierte in diesem Moment, dass es wohl nur seine Schuld war, dass sein Herr nun im Mittelpunkt stand. Und dies war ganz klar eine Aufmerksamkeit, auf die der König hätte verzichten können. Um seinen Fehler wieder gut zu machen, eilte Merlin sofort nach vorne, den Krug schon erhoben, um Arthur etwas einzuschütten. Irgendwie hatte er jedoch den Teppich übersehen, an dem er mit einem Fuß hängen blieb. Nach ein paar stolpernden Schritten hatte er sein Gleichgewicht wieder gefunden und war froh, dass er nicht hingefallen war. Den Schlamassel, den er aber dennoch angerichtet hatte, bemerkte er erst, als er die wütende Stimme von Arthur vernahm. Mit Entsetzen sah er das schöne Kleid von Mithian, das nun mit roten Flecken übersät war. Bei seinem Versuch, sein Gleichgewicht wieder zu finden, hatte er anscheinend den Krug nicht gerade stabil gehalten und das Kleid der Prinzessin erwischt.

„Es … es“, fing er an zu stammeln in Ermangelung von geeigneten Worte.

„Verzeiht meinem Trottel, Prinzessin“, mischte sich nun Arthur ein und obwohl er Merlin „Trottel“ nannte, war dieser dankbar, dass Arthur sich in seinem Namen entschuldigte. „Ich werde ihn auf der Stelle bestrafen.“ Das klang dann wieder nicht so berauschend, wie Merlin fand. Auf eine Bestrafung könnte er verzichten. Normalerweise tat Arthur das auch nie, aber in dieser Situation konnte er es sogar ein wenig nachvollziehen. Schließlich waren sie von Prinzessin Mithian eingeladen worden und Merlin beschämte sie in dieser Art. Da war es nur angebracht, einen einfachen Diener dafür zu Recht zu weisen.

„Das ist nicht nötig, Arthur“, wandte sich Mithian an den König von Camelot. „Es war ja nicht beabsichtigt.“ Sie lächelte Arthur an und dann sah sie zu Merlin, ihr warmes Lächeln immer noch auf den Lippen.

„Das ist zu gütig, Mylady.“ Merlin verneigte sich ehrfurchtsvoll. Ihm war nämlich bewusst, dass die Situation auch nicht so glimpflich hätte verlaufen können. Dann hätte er vermutlich den Abend und die Nacht am Pranger verbracht.

Arthur hielt Merlin seinen Kelch entgegen. Er schien nicht gerade begeistert davon, dass Merlin einfach davon gekommen war. „Wie trottelig kann man eigentlich sein, Merlin?“, flüsterte er leise seinem Diener zu, seinen Missmut keineswegs unterdrückend. „Du kannst froh sein, dass Mithian so ein gutes Herz hat.“

Merlin nickte nur und lächelte schief. „Ich hätte viel lieber Euch erwischt, Sire.“ Seine Stimme war so leise, dass nur Arthur es hören konnte.

Ein warnender Blick traf Merlin, von dem sich der Diener aber kaum beeindrucken ließ. Das war er von seinem König gewöhnt. Und er wusste auch, dass Arthur ihm das nie wirklich böse nahm. Da war es fast schon zu verlockend, ihn auf den Arm zu nehmen.

Die Stimme der Prinzessin ließ sie sich beide jedoch zu eben jener umdrehen. „Wenn Ihr mich entschuldigen würdet, König Arthur. Ich werde mich kurz umziehen.“

Plötzlich hatte Merlin ein ganz schlechtes Gewissen. Schließlich hatte er dies wirklich nicht beabsichtigt. „Kann ich meine Hilfe anbieten?“, fragte Merlin, ohne überhaupt darüber nachgedacht zu haben, wie das klingen könnte.

Mit einem freundlichen Lächeln schüttelte Mithian den Kopf. „Meine Zofe wird das übernehmen.“

Merlin verbeugte sich leicht. „Natürlich!“, meinte er und schaute der Prinzessin hinterher.

 
 

~ * ~ * ~
 

 

Merlin stand unschlüssig vor der verschlossenen Türe. Eigentlich wusste er nicht, wieso er nicht schon längst geklopft hatte. Die Feierlichkeiten waren bereits vorbei, er hatte Arthur noch geholfen, sich zum Schlafen fertig zu machen und nun stand er hier. Genau genommen hätte er direkt in seine Kammer gehen können, die ihm für den Aufenthalt hier zugeteilt worden waren, aber irgendwie hatte er immer noch ein schlechtes Gewissen und wollte es wieder gut machen.

So stand er nun vor den Gemächern der Prinzessin und traute sich nicht anzuklopfen. Wenn es Arthurs Raum gewesen wäre, wäre er ohne sich überhaupt anzukündigen, einfach hineingeplatzt. Aber das war er nun einmal nicht. Zaghaft hob er seine Hand, ballte sie zur Faust und schlug auf das Holz.

Es dauerte nicht lange bis die Stimme der Prinzessin ertönte: „Herein!“

Merlin ging der Aufforderung nach und stand wenig später in dem großen Gemächern der Adligen. Es war nicht besonders verschieden zu dem von König Arthur. Ein großes Bett zierte die Mitte des Raumes, mehrere Tische und Stühle standen zur Benutzung bereit und natürlich jede Menge Schränke für die schönen Kleider der Dame.

„Merlin?“, kam es überrascht von Mithian, als sie sah, wer dort eingetreten war.

Wie es die Etikette verlangte verbeugte sich der Angesprochene sofort. „Entschuldigt die Störung, Mylady.“

Mithian stand von ihrem Schreibtisch auf und ging etwas näher zu dem Diener heran. Sie hatte bereits ihr Nachtgewand an, das aber trotzdem vor Schönheit nur so strahlte. „Ist etwas nicht in Ordnung? Braucht König Arthur noch etwas?“ Ihr fiel zumindest kein anderer Grund ein, weshalb Merlin zu so später Stunde bei ihr auftauchen sollte.

Sofort schüttelte Merlin den Kopf. „Nein, dem König geht es gut. Er hat alles, was er benötigt.“ Vermutlich hatte er sich schon mit Gwen zu Bett begeben. „Ich bin hier, weil ich mich noch einmal entschuldigen wollte“, sprach er leise, weil er sich immer noch schämte. „Und meine Hilfe bei der Reinigung Eures Kleides anzubieten. Ich bin wirklich gut in diesen Dingen.“ Ein kleiner Zauberspruch und von den Flecken wäre nichts mehr zu sehen. Das hatte er auch schon öfters bei Arthurs Hemden gemacht, also hatte er genug Übung, um sicher zu sein, dass nichts schief gehen würde.

Mithian lächelte bei den Worten des Dieners. „Das ist wirklich freundlich, Merlin, aber meine Zofe kümmert sich schon darum. Sie ist eben mit dem Kleid verschwunden.“ Sie war wirklich ein tüchtiges Mädchen und würde wohl ihr Bestes geben, um die roten Flecken zu entfernen. Aber selbst, wenn sie nicht mehr aus den Stoff zu entfernen wären, wäre es nicht schlimm. Mithian hatte genügend Kleider. Da machte eins weniger kaum einen Unterschied. Außerdem legte sie nicht unbedingt viel Wert darauf, dass sie immer königlich gekleidet war. Manchmal fühlte sie sich nicht einmal wie eine Prinzessin. „Du musst dich wirklich nicht schuldig fühlen“, fügte sie noch an, weil Merlin immer noch so ein Gesicht zog. „Es ist nicht der Rede wert. Es ist nur ein Kleid.“

„Ihr seid zu gütig, Mylady.“ Wieder einmal verbeugte sich Merlin.

„Und hör auf, dich zu verbeugen“, lachte sie leicht auf. „Das tust du doch bei Arthur auch nicht.“

Der Diener öffnete seinen Mund, blieb aber stumm, da er nicht recht wusste, was er sagen sollte. Bei Arthur war es etwas Anderes. Sie waren Freunde und ihre ganze Beziehung beruhte darauf, dass Merlin keine Hochachtung vor ihm hatte. Aber andere Adlige hatte Merlin immer mit dem nötigen Respekt behandelt. Schließlich wollte er Camelot und vor allen Dingen Arthur nicht in Verlegenheit bringen. Jedoch war es heute wohl überflüssig, da Merlin das bei der Feierlichkeit bereits geschafft hatte. Außerdem glaubte er kaum, dass Mithian dies an die große Glocke hängen würde. „Nun gut, Prinzessin. Ich werde von jetzt an immer gerade stehen in Eurer Gegenwart.“ Merlin drückte seinen Rücken durch, sodass er so gerade stand, wie die höchsten Könige, die er bereits gesehen hatte. Etwas, was jeder andere Adelige wohl als Spott angesehen hätte.

Mithian lachte nur auf. „Ich verstehe, weshalb Arthur dich so mag.“

Für einen kurzen Moment war Merlin irritiert. Mit so etwas hatte er nun nicht gerechnet, aber schnell hatte er sich wieder gefangen. „Ich bin halt charmant, das kann selbst Arthur nicht verleugnen.“ Flüchtig ertappte er sich dabei, dass er sich fast schon wieder verbeugt hätte, nickte ihr stattdessen aber nur zu. „Ich werde Euch nun auch nicht länger stören und wünsche Euch eine gute Nacht.“

Merlin wandte sich zum Gehen, drehte sich allerdings wieder um, als die Stimme von Mithian erneut durch das Gemach drang. Sie sagte nur seinen Namen, aber die Art, wie sie ihn aussprach, ließ ihn stutzten. Irgendwie klang es traurig. „Mylady?“, war seine simple Antwort darauf, da er nicht zu aufdringlich sein wollte.

„Wenn du noch etwas Zeit erübrigen könntest, wäre ich froh, wenn du noch bliebest“, sagte Mithian und wirkte plötzlich ganz anders. „Ich würde gerne mit dir reden.“

Langsam nickte Merlin zur Antwort. Irgendwie gefiel ihm die Situation nicht. War Mithian eben noch gut gelaunt gewesen, schien sie plötzlich trübe Gedanken zu haben. Etwas, was ihr nicht stand, wie Merlin fand. Als er sie zum ersten Mal getroffen hatte, war Merlin zwar abgeneigt gewesen, weil er den Gedanken nicht ertragen konnte, dass Arthur diese Frau heiraten würde, aber wenn er ehrlich war, hatte Mithian ihn beeindruckt. Sie war keine typische Prinzessin, wie man sie erwartete. Sie war stark und selbstbewusst und Merlin war sicher, dass sie dieses Königreich eines Tages weise und gerecht regieren würde. Wenn Guinevere nicht existieren würde, hätte sie eigentlich sehr gut zu König Arthur gepasst. Zusammen wären sie ein starkes Team gewesen. Aber auch als Verbündete von Camelot konnten sie sich glücklich schätzen, Mithian und Rodor zu haben. Sie würden sie wohl in jeder erdenklichen Lage unterstützen, soweit es in ihrer Macht stand. Genau wie es auch anders herum der Fall war, wie sie vor Kurzem sogar noch bewiesen hatten. Auch damals war Mithian so fremd gewesen. Merlin hatte es sofort bemerkt, aber niemand hatte ihm glauben wollen. Jetzt wirkte ihre Stimmung ähnlich, als ob sie wieder Angst hätte. Merlin jedoch stand nur still da. Die Prinzessin hatte ihn gebeten zu bleiben, aber er würde sich sicher nicht aufdrängen.

Schließlich ergriff sie das Wort: „Ich habe mich nie wirklich dafür entschuldigt, dass ich dich in Gefahr gebracht habe, Merlin.“ Bei Arthur hatte sie sich entschuldigt, dass sie ihn in eine Falle gelockt hatte, aber die Gelegenheit mit Merlin zu reden, hatte sie vor ihrem Aufbruch nicht mehr gehabt, dabei hatte sie sich so schuldig gefühlt.

Merlin, der mit so etwas nicht gerechnet hatte, schaute sie erst nur fassungslos an, bevor er den Kopf schüttelte. „Ihr habt das Richtige getan, Mylady. Morgana musste aufgehalten werden.“

Mithian sah Merlin tief in die Augen. „Sie hätte dich töten können“, warf sie ein.

„Aber hat sie nicht, oder?“, meinte Merlin und grinste dabei schief. Er würde sich hüten, jemanden zu erzählen, wie knapp er den Tod entrungen war. Ohne Gaius würde er wohl nicht mehr leben, aber das musste niemand wissen, besonders Mithian nicht, die sich anscheinend so schon genügend Vorwürfe machte. „Ihr habt das Richtige getan“, beharrte er noch einmal. „Arthur und Camelot sind viel wichtiger als das Leben eines einfachen Dieners.“ Selbst wenn Merlin etwas geschehen wäre, solange es Arthur gut ging, war es nebensächlich.

Sanft berührte Mithian Merlins Arm. „Du unterschätzt dich, Merlin. Wie ich es schon einmal gesagt habe, Arthur stellt deine Meinung über alle Anderen, auch wenn er es nie zugeben würde. Ich denke, dass Arthur und Camelot in den letzten Jahren so an Stärke gewonnen haben, liegt zum größten Teil daran, dass du immer an seiner Seite warst.“

„Mithian..“ Es war nur ein leiser Hauch.

„Camelot kann sich glücklich schätzen. Die Königin hat einen Ehemann, der einen Krieg riskiert, weil er keine Andere heiraten will und der König hat den treuesten und loyalsten Diener, dem ich je begegnen durfte.“ Schüchtern lächelte Mithian den jungen Mann an. „Du bist so viel mehr, als es auf den ersten Blick scheint.“

Auch wenn es nicht respektvoll erschien, suchte Merlin Mithians Blick. Noch nie hatte der Zauberer Probleme damit gehabt, jemandem direkt in die Augen zu sehen, selbst wenn es sich für einen Diener nicht gehörte. „Nemeth kann sich auch glücklich schätzen. Es hat eine weise und starke Prinzessin.“ Einen inneren Drang folgend legte er seine Hand auf Mithians, die immer noch auf seinem Arm ruhte. „Eine Prinzessin, die eines Tages eine große Königin werden wird.“

„Denkst du das wirklich?“ Ihre Stimme klang ungläubig, nicht so fest und entschlossen noch wie zuvor, als sie von Camelots Glück gesprochen hatte.

Merlin lächelte offen. „Natürlich, Eure Majestät. Ihr habt genau die richtigen Voraussetzungen. Ihr habt ein gutes Herz, das wichtigste von Allem. Und ihr habt noch einen anderen Vorteil. Genau wie Arthur habt Ihr mich als Freund. Da kann doch gar nichts mehr schief gehen, oder?“

Kaum war Merlin verstummt, zog Mithian ihre Hand weg und drehte sich um. Sofort hatte er ein schlechtes Gewissen. War er zu weit gegangen? Bei Arthur konnte er so offen reden, sagen, dass sie Freunde waren, aber eigentlich ziemte es sich nicht. Ein Diener sollte nicht mit einem Adeligen befreundet sein. „Es tut mir Leid, falls ich zu weit gegangen sein sollte, Mylady“, versuchte er seinen Fehler wieder gut zu machen. „Ich wollte nur damit sagen, dass ich Euch jederzeit helfen würde, falls ihr meine Hilfe benötigen solltet.“ Etwas, was Freunde taten, ohne zu fragen.

Da Mithian nicht wirklich reagierte und sich auch nicht wieder umzudrehen schien, fasste Merlin sie sanft an der Schulter. „Mithian?“, fragte er ohne eine Anrede zu wählen. Arthur nannte er auch bei seinem Vornamen, aber bei jemand Anderem hatte er es sich bisher nicht gewagt. Bei der Prinzessin allerdings hatte er einfach das Bedürfnis, besonders in diesem Moment. Die Angst, irgendetwas Falsches gesagt zu haben, nagte an ihm. Mit sanfter Bestimmtheit drehte er sie wieder zu sich um. Ihre Augen glänzten feucht in dem Kerzenlicht, das den Raum erhellte, wenn man genau hinsah. „Habe ich etwas Falsches gesagt?“

Mithian schüttelte den Kopf und lächelte schließlich leicht. Jedoch sagte sie nichts, sondern kam ihm immer näher. Wie erstarrt blieb Merlin stehen, wagte nicht, sich zu bewegen, bis er die sanften Lippen der Prinzessin auf seiner Wange spürte. Er fühlte, wie ihm heiß im Gesicht wurde. „Danke, Merlin.“ Merlin wusste nicht, was er darauf sagen oder tun sollte. Hatte die Prinzessin ihn gerade geküsst? Auch wenn es nur auf die Wange war? Verwirrt sah Merlin überall hin, nur nicht in die Augen seines Gegenübers. Er wusste nicht, was er denken sollte. Das Einzige, was ihm klar war, war, dass es sich gut angefühlt hatte und er zum ersten Mal seit Freya das Bedürfnis hatte, jemanden nah zu sein. Jedoch war Merlin auch bewusst, dass es unangebracht wäre, sie zu küssen oder irgendetwas anderes zu versuchen. Sie war eine Prinzessin, er nur ein Diener. „Ich habe nur die Wahrheit gesprochen“, entschied er sich für eine verbale Erwiderung der netten Geste.

„Und ich danke dir dafür“, wiederholte die Prinzessin. „Ich hatte noch nie wirklich Freunde und ich bin wirklich froh, dass sich dies nun ändert. Und besonders froh, bin ich darüber, dass du nun einer bist.“

Bevor er sich stoppen konnte, verbeugte Merlin sich. „Es ist mir eine Ehre, Mithian.“

„Merlin.“ Ihr Ton war gespielt mahnend.

„Verzeiht, Mylady. Macht der Gewohnheit.“ Er lächelte sie offen und ehrlich an. Kurz herrschte Stille. Merlin wusste nicht, was er noch sagen sollte. Es war selten, dass dies geschah, aber in Mithians Anwesenheit fühlte er sich unsicher. „Ich werde Euch nun ruhen lassen. Ich wünsche eine erholsame Nacht.“ Dieses Mal hielt die Prinzessin den Diener nicht zurück, sondern erwiderte nur den Wunsch.

 
 

~ * ~ * ~
 

 

Vollgepackt mit etlichen Taschen stolperte Merlin die große Treppe in den Schlosshof hinunter. So schusselig wie er war, war es ein großes Wunder, dass er noch nicht die komplette Treppe runter gefallen war, da er eigentlich kaum sehen konnte, wohin er seinen nächsten Schritt setzte. Darüber war Merlin jedoch sehr froh, denn sonst würde sich Arthur nur wieder lustig über ihn machen, obwohl Merlin den König mal gerne sehen würde, wie er das mit dem ganzen Gepäck bewerkstelligen würde.

Zwar fiel der Diener nicht, aber ihm rutschte eine Tasche aus der Hand und bei dem Versuch, diese noch zu erwischen, bevor sie auf den Stufen landete, verlor er auch irgendwie die Anderen. Die ganzen Habseligkeiten des Königs verstreuten sich auf der Treppe. „Mist“, fluchte Merlin leise und machte sich direkt daran, die Sachen wieder aufzusammeln.

„Gut, dass Arthur nicht hier ist“, hörte er eine Stimme neben sich und Merlin schaute auf. Es war die Prinzessin, die sich direkt gebückt hatte, um den Diener zu helfen.

„Bitte, Prinzessin, das müsst Ihr nicht machen“, warf er ein und hatte bereits zwei Taschen wieder in seinen Besitz gebracht.

Mithian war bereits wieder aufgestanden, selber zwei Taschen in der Hand. „Ich befürchte aber, dass du sonst nicht heil bei den Pferden ankommst und das wäre mehr als schade.“ Sie schritt bereits die Treppen herunter, als Merlin sich die letzten Habseligkeiten griff und ihr zu den Pferden folgte.

„Vielen Dank, Mylady“, sagte er, während er die Taschen an den Tieren befestigte. „Ich frage mich, wieso Arthur so viel Gepäck dabei hatte. Wir waren gerade mal drei Tage hier.“

„Eine viel zu kurze Zeit, wie ich finde“, erwiderte Mithian und sah Merlin lange an.

Schon wieder hatte der Diener dieses drängende Bedürfnis und er fragte sich, ob es seinem Gegenüber wohl auch so erging. Sein Herz schlug schneller, als er in Erwägung zog, sie einfach danach zu fragen, natürlich nicht direkt, aber vielleicht unterschwellig. „Mithian“, fing er an, wurde aber von einem wütenden Ruf unterbrochen. Arthur war wohl nicht weit und wollte mal wieder irgendetwas Belangloses von ihm. Merlin ignorierte seinen Herrn einfach und wollte sein Vorhaben weiter in die Tat umsetzen. „Ich finde es schade-“ Ein weiterer Ruf, nun um einiges lauter. Innerlich fluchte Merlin. „Entschuldigt mich, Mylady“, meinte Merlin, bevor er schon losstürmte, um seinen König zu dienen.

„Na endlich“, meckerte Arthur, als er seinen Diener auf ihn zu rennen sah. „Du solltest dir mal öfters die Ohren waschen. Hier, das hast du vergessen. Jetzt muss man dir schon die Arbeit hinter her tragen.“ Die Tasche, die Arthur in der Hand hielt, warf er Merlin mit solcher Wucht entgegen, dass dieser fast umgefallen wäre, als er sie auffing. „Was hast du eigentlich getrieben?“, wollte Arthur nun wissen, da Merlin nicht reagiert hatte.

„Ich habe mit Prinzessin Mithian gesprochen“, erwiderte Merlin wahrheitsgemäß.

„Du solltest dich von ihr fernhalten“, meinte Arthur und sah seinen Diener mit einem stechenden Blick an.

Merlin erstarrte und blickte Arthur fassungslos an. Ahnte er etwas? Damals bei Morgana hatte er auch bemerkt, dass Merlin öfters bei ihr war, auch wenn es andere Gründe gehabt hatte. Manchmal konnte Arthur aufmerksam sein, wenn er wollte. Zumindest bei unwichtigen Dingen. „Sire?“ Merlin war unsicher und befürchtete schon das Schlimmste.

„Ich möchte nicht, dass du Ihr schon wieder irgendetwas über das Kleid schüttest“, sagte Arthur drohend. „Manchmal bist du eine echte Landplage, Merlin.“

„Und ihr eine Nervensäge, Sire“, erwiderte Merlin grinsend.

„Vertragt euch bitte.“ Guinevere stieß zu ihnen, aber eher amüsiert, als wirklich besorgt, und begleitete sie schließlich zu den Pferden. Dort verabschiedete sich König Arthur von Rodor und seiner Tochter. Auch die Königin von Camelot tat dies. Rodor und Mithian wünschten ihnen eine angenehme Reise zurück in ihre Heimat und versprachen sich, sich bald wieder zu sehen.

Merlin saß bereits auf seinem Pferd, während er dies beobachtete. Für einen Diener gehörte es sich nicht, sich direkt von den Gastgebern zu verabschieden. Er diente nur seinem König, nicht mehr. Aber es lag ein Lächeln auf seinen Lippen, als Mithian einen kurzen Blick zu ihm rüber warf. Er hoffte wirklich, dass das nächste Treffen nicht in allzu weiter Ferne lag.

 

Mithian wartete, bis die Pferde aus dem Hof verschwunden waren, bevor sie die große Treppe emporstieg und sich in ihre Gemächer begab. Dort wartete bereits ihre Zofe auf sie. Kurz verbeugte sich das junge Mädchen, sah jedoch unglücklich aus.

„Was ist los, Karina?“, wollte die Prinzessin erfahren.

„Es tut mir leid, Mylady. Ich habe wirklich mein Bestes gegeben und alles ausprobiert, aber ich konnte die Flecken aus Eurem Kleid nicht entfernen. Sie sind immer noch zu sehen“, sagte sie entschuldigen und verbeugte sich noch einmal.

Mithian lächelte freundlich. „Es ist nicht schlimm, Karina. Ich habe genug Kleider.“ Ihr Blick fiel auf das beige Kleid, das an ihrem Schrank hing. Gerade griff Karina danach. „Was tust du?“ Es sollte nicht verärgert klingen, aber anscheinend musste es sich so angehört haben, denn ihre Zofe zuckte zusammen, als ob sie bei etwas Schlimmem ertappt worden wäre.

„Verzeiht, Lady Mithian. Ich dachte, da es so ruiniert ist, könnte man es wegschmeißen. Vielleicht könnte man noch etwas Stoff des Rockes verwenden, aber sonst ist es unnütz.“ Karina war gut im Nähen und sie könnte sicherlich etwas aus dem Stoff, der noch zu gebrauchen war, zaubern. Aber ihre Prinzessin schien andere Pläne zu haben.

„Ich möchte es gerne behalten“, gestand sie.

Karina stand es nicht zu, Fragen zu stellen, so verbeugte sie sich nur ehrwürdig. „Wie Ihr wünscht. Ich werde mich nun Eurer übrigen Wäsche annehmen.“ Karina griff nach dem Korb, der neben den Schrank stand und verließ das Zimmer.

Für einige Momente genoss Mithian die Stille, bevor sie an den Schrank trat und zärtlich über die nun etwas verblassten roten Flecken des Kleides strich. Ein warmes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie an den trotteligen Diener dachte, der sie verursacht hatte. Trottelig, aber liebevoll und ehrlich, mit einem reinem Herz. Mithian hoffte wirklich, dass sie Arthur bald wieder sehen könnte, denn an seiner Seite würde Merlin sein. Und über dieses Wiedersehen würde sie sich wirklich freuen.

Blindes Vertrauen (1)

Das Erste, was Merlin auffiel, als er wach wurde, war der dröhnende Schmerz in seinem Kopf. Er war so stark und penetrant, dass Merlin sich fragte, was er getan hatte. Arthur mal wieder so weit getrieben, dass er einen Krug nach ihm geworfen hatte? Oder hatte er doch ein paar Kampfübungen mit seinem Herrn absolviert? Im ersten Moment wollte es dem jungen Zauberer wirklich nicht einfallen. Das Pochen in seinem Kopf war einfach zu störend, um seine Gedanken richtig zu ordnen. So wollte er es damit versuchen, seine Umgebung zu erkunden, vielleicht würde das weitere Hinweise geben.

Merlin brauchte ganz drei Versuche, bis er es überhaupt geschafft hatte, seine Lider zu öffnen, die auf einmal auch tonnenschwer schienen. Seine Sicht war im ersten Moment verschwommen und er konnte nur Umrisse erkennen, aber schon diese Konturen kamen ihm mehr als fremd vor. Es sah nicht nach seinem Zimmer aus, auch nicht wie die Kammer von Gaius oder gar die Gemächer des Königs. Vielmehr wirkte es wie eine Höhle, die mit ein paar Habseligkeiten verschönert worden war. Merlin kam sie kein bisschen bekannt vor.

Immer angestrengter versuchte er nun, sein Bewusstsein vollständig wieder zu erlangen. Er spürte die Kälte des Steinbodens unter seinem Körper und konnte leise Geräusche vernehmen. Wie das Rauschen eines Wasserfalls hörte es sich an. Langsam versuchte der Zauberer sich zu bewegen und da bemerkte er die schweren und kalten Ringe, die um seine Hände lagen.

Plötzlich war er hellwach, als er realisierte, dass es Ketten waren.

Mit einem Ruck richtete er sich auf, bereute es aber unverzüglich, da der ganze Raum sich anfing zu drehen. Kurz schloss Merlin die Augen, um das Schwindelgefühl unter Kontrolle zu bringen. Gleichzeitig nutzte er diesen Augenblick, um einen klaren Gedanken zu fassen. Er war gefangen, von wem wusste er noch nicht. Zuerst musste er herausfinden, wer sein Entführer war und dann einen Weg finden, diesen auszuschalten. Zu entkommen sollte nicht so schwierig sein, denn derjenige würde sicherlich nicht damit rechnen, dass er zaubern konnte.

Bevor Merlin seine Augen wieder öffnen konnte, durchschnitt eine Stimme die Stille. „Bist du also endlich aufgewacht?“ Merlin gefror augenblicklich zu Eis bei dem Klang.

„Emrys.“ Bei dem Klang seines Namens öffnete Merlin seine Augen und sah Morgana herausfordernd an. Eigentlich hätte sich Merlin denken können, dass die Hexe hinter dieser Attacke steckte. Gaius hatte ihn gewarnt, dass sie nun, da sie wusste, wer Merlin wirklich war, noch stärker versuchen würde, ihn zu töten. Aber warum war er dann noch nicht tot?

„Morgana“, antwortete Merlin schlicht und hielt seine Stimme ruhig. Mittlerweile stand er auch, ganz gerade, um bloß keine Schwäche auszustrahlen. Genauso wenig wollte er Angst zeigen, auch wenn er vielleicht ein wenig verspürte. Bisher hatte er sich immer halbwegs sicher gefühlt, auch wenn sie Morgana begegnet waren. Immerhin hatte er einen Trumpf, von dem sie nichts wusste, aber nun kannte sie die ganze Wahrheit. Sie hatte sicherlich Vorkehrungen getroffen, bevor sie ihn hier her gebracht hatte. Und Merlin musste schnell rausfinden, was für welche das waren, wenn er eine Chance haben wollte, hier lebend wieder rauszukommen.

Vielleicht könnte er Morgana ja doch irgendwie überlisten. „Was hast du mit mir vor?“, fragte er, zum Einen, weil er die Antwort wirklich wissen wollte, und zum Anderen, weil er sie ein wenig ablenken wollte. Während er auf eine Erwiderung wartete, legte er seine rechte Hand über sein linkes Handgelenk und gleichzeitig über die Handschellen. Nun musste er nur auf den passenden Zeitpunkt warten.

„Ich dachte, du wärst klüger, Merlin“, meinte Morgana gespielt enttäuscht und trat einen Schritt näher an ihn heran. Sie störte sich nicht daran, dass er erhobenen Hauptes vor ihr stand, sondern belächelte eher seinen unnötigen Stolz. Er würde gleich noch spüren, dass man vor ihr niederkniete, anstatt ihr mutig in die Augen zu blicken. „Ich will dich ausschalten, vernichten, leiden sehen.“ Nun da sie endlich wusste, wer Emrys war, konnte sie zurückschlagen, konnte ihm zuvorkommen, bevor er ihr Untergang war. Im Nachhinein schien es ganz logisch, dass Merlin Magie besaß. Wie viele Situationen hatte er nur durch pures Glück überlebt? Hatte Arthur aus den schwierigsten Lagen geholfen? Merlin war immer loyal gewesen und hatte wohl mehr getan, als Arthur jemals geahnt hatte. Aber genauso fand Morgana es schwer vorzustellen, dass der trottelige Merlin ihr Verderben sein sollte. Er wirkte immer noch mehr als nur harmlos, selbst mit diesem stechenden Blick, den er ihr entgegen warf. Er war niemals im Leben stark genug, um sie zu besiegen, besonders nicht jetzt.

Das was Morgana von sich gab, überraschte Merlin nicht besonders. Mittlerweile war ihm bewusst, wie schwarz ihre Seele geworden war, wie verdorben ihre Gedanken und Taten waren. Auch wenn er sich immer noch die Schuld dafür gab, was aus ihr geworden war, hatte er nicht die Hoffnung, sie wieder zur Vernunft zu bringen. Sie war verloren, tief in ihrem eigenen Hass und Rachegelüsten. Vielmehr hatte er die Frage nur gestellt, um sie von ihm abzulenken. Leise flüsterte er die nächsten Worte: „Unspanne þás mægþ.“ Ganz kurz leuchteten seine blauen Augen golden auf. Aber der Schimmer war so schnell verschwunden, als ob es nur eine Lichtreflexion gewesen wäre. Morgana blieb dies nicht verborgen und ein kaltes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie hörte, wie Merlin vor Schmerzen aufschrie.

Die Handschellen sprangen nicht auf, wie sie es üblicherweise taten, stattdessen fuhr ein großer Schmerz von seinem rechten Handgelenk durch seinen gesamten Körper. Das Armband, was daran lag, leuchtete auf, sobald Merlin die Worte gesprochen hatte. Vor Schmerzen ging Merlin zu Boden, unwissend, was gerade passiert war. „Was?“, kam es ganz automatisch über seine Lippen, verwirrt darüber, was das zu bedeuten hatte. So schnell wie der Schmerz gekommen war, war er auch verschwunden.

Morgana lachte freudig auf. Sie bückte sich zu Merlin herunter und nahm seine Hand in die Ihre. „Dieses Armband hätte König Uther sicherlich sehr gefallen“, fing sie an zu erklären und drehte seinen Arm, damit Merlin es von allen Seiten begutachten konnte. Es war filigran gearbeitet, ein einfaches Silberarmband, aber wenn man genau hinsah, konnte man die feinen Gravierungen erkennen. Merlin erkannte darin direkt die Sprache der alten Religion. „Es saugt jede Art von Magie in sich auf und schickt sie zurück in den Körper. Je stärker der Zauber, desto stärker die Schmerzen.“

Fassungslos hörte Merlin den Worten von Morgana zu. War das wirklich ihr Ernst oder nur ein billiger Trick? Ganz instinktiv wollte Merlin es erst einmal nicht glauben. Ohne noch länger darüber nachzudenken, hob er seine Hand, richtete sie gegen Morgana und formte einen Zauber in seinem Kopf. Er sollte Morgana frontal treffen, sie durch die Luft schleudern, aber alles, was passierte, war das Glühen des silbernen Armbands, dann unglaubliche Schmerzen, die durch seinen Körper fuhren und ihn stattdessen nach hinten warfen. Diese Welle des Schmerzes war zehnmal so schlimm wie die davor. Qualvoll krümmte sich Merlin auf den Boden, schrie sein Leid hinaus.

Morgana konnte bei diesem Anblick nur lächeln. Der große und mächtige Emrys kniete vor ihren Füßen, krümmte sich vor Schmerz und schrie so laut, dass es bis in die hintersten Winkel der Höhle drang. „Glaubst du mir jetzt?“

Merlin blieb am Boden liegen. Er hatte nicht die Kraft, um sich wieder aufzurichten und ihm war klar, dass es unnötig war, Morgana Stärke vorzuspielen. Sie wusste ganz genau, wie dieses Armband ihn zerstörte. Bisher hatte er sich immer auf seine Magie verlassen können, auch wenn die Situation mehr als ausweglos erschien, hatte er immer noch seine Kräfte gehabt. Und nun lag er hier, am Boden und konnte nichts machen. Jeder Spruch, den er gegen Morgana hätte richten können, würde ihn selber treffen. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte sich Merlin wirklich hilflos. Er fühlte sich der Hexe ausgeliefert, sah keinen Ausweg aus dieser Situation. Er war angekettet, geschwächt und hatte nichts, womit er sich verteidigen konnte. Niemand wusste, wo er war. Selbst Gaius würde ihn nicht vermissen, da er auf der Suche nach ein paar Kräutern gewesen war. Niemand würde kommen. Er war ganz alleine. Alleine und machtlos.

„Wieso tötest du mich nicht einfach?“ Eine simple Frage, auf die Merlin die Antwort einfach wissen musste. Es wäre so viel einfacher, wenn sie ihn einfach umbringen würde. War das nicht ihr Ziel? Camelot ohne Emrys hätte nicht die geringste Chance gegen die Zauberin. Morgana hätte gewonnen. Sie hatte ihn dort, wo sie ihn haben wollte. Jetzt musste sie nur noch zuschlagen. Warum tat sie es also nicht?

Morgana erhob sich, schritt ein wenig auf und ab. Dabei bedachte sie Merlin mit einem bohrenden Blick. „Ich werde dich töten, Merlin. Ich werde dich mit Freude vernichten, aber zuerst will ich, dass du leidest. Du verdienst es nicht, sofort den Tod zu erfahren. Du sollst dich quälen, du sollst verstehen, wie sehr ich gelitten habe und es mir gleich tun.“ Emrys hatte sie mehr als einmal an ihre Grenzen getrieben. Die starke Morgana, die von jedem verehrt wurde, die sich jedoch beim Anblick oder auch nur bei der bloßen Erwähnung von Emrys, wie ein kleines Kind in ihr Bett verkroch. Morgana hasste ihre unglaubliche Angst vor diesem Mann, nun noch mehr, da sie wusste, dass es nur der kleine Diener ihres Bruders war. Emrys hatte sie schwach wirken lassen, obwohl sie so viel stärker als Merlin war. „Du sollst die gleiche Angst vor mir verspüren wie ich vor dir hatte.“ Sie nahm Merlins Kinn in ihre Hand und zwang ihn, sie anzusehen. „Und ich werde es genießen, diese Furcht in dir zu schüren.“

„Da kannst du lange warten, Morgana.“ Merlin riss sich aus ihrem Griff los und richtete sich wieder etwas auf. Zumindest kniete er sich hin, sah der Hexe herausfordernd in die Augen. Er würde nicht so leicht nachgeben, auch wenn die Situation mehr als schlecht für ihn aussah. Die Genugtuung würde er Morgana nicht bereiten. Wenn er starb, dann mit Würde.

„Sicher?“ Die Schwarzhaarige legte ihre Hand auf das Armband und schickte einen Zauber hinein. Dieser wurde direkt durch Merlins Körper gejagt. Da er aber dieses Mal damit gerechnet hatte, schaffte Merlin es, ein Aufschreien zu verhindern, jedoch nicht, dass sich sein Gesicht vor Schmerz verzog. „Du bist hilflos, Merlin. Das Einzige, was besonders an dir war, hat sich gegen dich gerichtet. Du hast keine Chance gegen mich.“

Merlin schüttelte den Kopf. „Ich habe noch etwas, was du schon längst verloren hast, Morgana.“

„Und was soll das sein?“

„Vertrauen.“

„Vertrauen?“ Morgana lachte auf, amüsiert darüber, wie naiv Merlin wohl immer noch war. Eigentlich hatte sie gedacht, dass er in den vergangenen Jahren mal etwas dazu gelernt hatte, aber er war immer noch blind. „In meinem Bruder?“ Sie hatte dieses blinde Vertrauen nie wirklich verstanden. Was hatte Arthur an sich, dass Merlin so sehr an ihn glaubte? Er war nur ein verwöhnter und arroganter König, wie alle anderen vor ihm. Wie Uther vor ihm und genau deswegen verdiente er den Tod und nicht den Thron.

„Ganz genau, Morgana.“ Merlins Stimme war fest und ruhig. Es gab nicht viel, dass ihn solche Kraft gab, aber der Glaube in Arthur machte ihn stark. „Aber nicht nur in Arthur, sondern auch in Gwen und die Ritter … in meine Freunde.“ Das Wort hörte sich gut an und dies brauchte er einfach im Moment, wenn er gegen Morgana bestehen wollte.

Leicht streichelte Morgana über Merlins Wange. Dieser zog direkt seinen Kopf zur anderen Seite. „Freunde, Merlin? Denkst du das wirklich? Was würden sie über dein kleines Geheimnis wohl sagen? Denkst du dann wirklich, dass sie immer noch deine Freunde wären? Sieh doch Arthur an. Er hasst mich, seitdem er weiß, dass ich zaubern kann. Für ihn ist so etwas wie Freundschaft nicht wichtig.“

„Halt die Klappe, Morgana“, zischte Merlin wütend. Auch wenn er sich häufig fragte, wie Arthur wohl reagieren würde, wenn er es ihm dann endlich erzählen würde, glaubte er kaum, dass er ihre jahrelange Freundschaft vergessen würde. Außerdem war es unmöglich, dass Arthur ihn hasste. Vielleicht wäre er enttäuscht und verletzt, aber zu Hass war der junge König sicherlich nicht fähig. Selbst bei Morgana fühlte er sich eher schuldig, als dass er sie hasste. „Er hasst dich nicht, Morgana. Du hasst uns, das ist ein Unterschied.“

„Und warum denkst du, tue ich das?“, warf sie ihm entgegen.

Für einen Moment war Merlin sprachlos und sah seine alte Freundin einfach nur an. „Ich … ich“ Ihm fehlten die Worte.

„Ganz genau, Merlin. Du bist Schuld. Du wolltest mich töten. Du hast mir gezeigt, dass man seinen Freunden nicht trauen kann. Ich hatte Magie und du hattest Angst, dass ich dir in die Quere kommen konnte.“

Merlin schüttelte den Kopf, aber eher traurig über die Worte, die Morgana sagte. „Das stimmt nicht. Ich habe nur versucht, Camelot zu retten. Ich habe dir nie wirklich schaden wollen.“ Es hatte ihn damals schon zerrissen und tat es heute noch. Morgana war seine Freundin gewesen und wenn es auch nur irgendeinen anderen Weg gegeben hätte, hätte er ihn gewählt.

„Genauso haben Morgause und ich das getan. Wir wollten Camelot retten und du hast meine Schwester getötet, Merlin. Du hast sie mir genommen. Den wichtigsten Menschen für mich.“ Morgana schrie ihren Gefangenen an und voller Wut schickte sie einen weiteren Zauber durch Merlins Körper. Da es so überraschend kam, schrie Merlin wieder auf. Sein Oberkörper sackte nach vorne, hatte er nicht die Kraft, ihn oben zu halten. Unter größter Mühe hob er seinen Kopf an, um seiner Peinigerin in die Augen zu sehen. „Sie war böse, Morgana. Sie musste aufgehalten werden.“

„Und was bin ich dann?“ Ein weiterer Zauber fraß sich durch Merlins Glieder. „Auch böse?“ Und noch ein Zauber.

Merlin konnte kaum noch klar denken bei den unsäglichen Schmerzen, die er gerade erlitt. Es wunderte ihn, dass er überhaupt noch bei Besinnung war. Wie Feuer brannte sein ganzer Körper, es fiel ihm schwerer, regelmäßig zu atmen und seine Sicht wurde immer verschwommener. Wenn Morgana so weiter machte, glaubte Merlin kaum, dass er noch lange durchhalten würde. Trotzdem wollte er ihr nicht diese Genugtuung bereiten, einfach das Bewusstsein zu verlieren. Außerdem fühlte er sich verpflichtet ihr eine Antwort zu geben. Auch wenn sie so verkommen war, vom Weg abgekommen war, war sie immer noch Morgana, an die er so schöne Erinnerungen hatte, dessen warmes Lächeln immer ansteckend gewesen war. „Nein“, brachte er schließlich zwischen den Schreien hervor. „Nur … ein … verlorenes … Kind.“ Merlin war sich nicht sicher, ob man seine Worte überhaupt verstanden hatte, als die Schmerzen plötzlich nachließen. Erschöpft ließ er sich auf den Boden gleiten, blieb einfach liegen und erfreute sich an der momentanen Ruhe. Auch wenn die Schmerzen nachgelassen hatten, tat sein gesamter Körper weh. Selbst wenn er hier rauskommen sollte, würden die Nachwirkungen dieser Folter sicherlich nicht unbemerkt bleiben.

„Ich bin schon lange kein Kind mehr, Merlin. Dafür hast du gesorgt.“

Ihre Worte klangen so verbittert, dass ein erneuter Schmerz direkt durch Merlins Körper fuhr. Dieser traf jedoch direkt ins Herz. Eine kleine Träne rann ihm an der Wange hinunter, als er unter schweren Atmen die nächsten Worte sprach: „Es tut mir leid, Morgana.“ Ihm war klar, dass er mehr hätte tun können. Damals hatte er einfach Angst gehabt, wie sie reagieren würde oder dass sein Geheimnis ans Licht kam. Er war feige gewesen und Morgana hatte dafür bezahlt und mit ihr Arthur und ganz Camelot. Merlin hatte viele Fehler gemacht, das war ihm bewusst. Morgana war nur einer davon.

„Dafür ist es zu spät, Merlin.“ Eine Entschuldigung nach all den Jahren würde auch nichts mehr ändern. Nicht nach allem, was sie ihr angetan hatte. „Und du kannst dich damit bestimmt nicht retten. Ich werde keine Gnade walten lassen.“ Um dies noch einmal zu beweisen, ließ sie erneut das Armband seine Arbeit tun.

Eigentlich hatte Merlin gedacht, die Schmerzen könnten nicht mehr schlimmer werden, aber da hatte er sich wohl geirrt. Sein ganzer Körper verkrampfte sich unter der Pein und in diesem Moment wurde ihm zum ersten Mal richtig bewusst, dass er in dieser Höhle sterben würde. Es müsste schon ein Wunder geschehen, damit er dieses Treffen überlebte. Er hatte keine Kraft, noch die Möglichkeit, um zu kämpfen, noch konnte er Morgana in irgendeiner Weise zur Besinnung bringen. Er war verloren und Morgana hätte endlich das, was sie sich so sehnlichst gewünscht hatte: Camelot ohne magische Verteidigung.

Merlin war kaum noch bei Bewusstsein, als die Stimme von Morgana erneut an sein Ohr drang: „Was ist jetzt mit deinem blinden Vertrauen? Hilft es dir?“

Am liebsten wäre Merlin aufgestanden, hätte ihr in die Augen geblickt und mit starkem Ton erwidert, dass es so war. Doch er schafft nur ein schwaches „Ja.“ über seine Lippen zu bekommen. Zu mehr war er nicht mehr in der Lage.

„Wie?“ Morganas Stimme wurde lauter, wütender. Es ärgerte sie, dass Merlin sich zwar vor Schmerzen auf den Boden wand, aber dennoch etwas fand, woran er seine Hoffnung klammern konnte. Das war nicht fair. Sie musste sich in der hintersten Höhle verstecken, weil sie von allen gehasst wurde und er fand Trost, selbst im Anblick seines Todes. „Sie werden nicht kommen, um dich zu retten. Du bist ganz allein.“

Merlin schüttelte den Kopf. „Darum geht es mir nicht, Morgana“, flüsterte er leise. „Es reicht mir zu wissen, dass sie weiter kämpfen werden. Arthur wird nicht aufgeben, Morgana. Er wird weiter gegen dich kämpfen.“ Das Reden hatte ihn angestrengt und er spürte, wie seine Lider schwer wurden. Er wollte nur noch schlafen, wurde in seinem Vorhaben jedoch noch einmal aufgehalten, als Morgana in unsanft am Kinn packte und ihn zwang, sie anzusehen. „Ich werde Arthur töten, Merlin. Hörst du das? Ich werde deinen geliebten König töten.“ Merlin konnte dazu nichts mehr sagen, spürte er wie ihm langsam sie Schwärze umfing. Mit den letzten Worten von Morgana in seinen Kopf sank er in die Bewusstlosigkeit.

 

Als Merlin das nächste Mal wach wurde, fühlte sich sein Kopf besser an, dafür war sein ganzer Körper taub und schwer. In diesem Moment glaubte Merlin, ihn nie wieder bewegen zu können. Aber er wunderte sich eher, dass er noch lebte. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass Morgana ihm nun den Rest gegeben hatte, aber anscheinend war dies nicht der Fall und Merlin müsste noch weitere Qualen erleiden. Zum Einen hätte er sich gewünscht, es wäre schon vorbei, zum Anderen war er froh, dass er noch lebte, denn es wuchs wieder ein wenig Hoffnung in ihm, obwohl er noch nicht wirklich wusste, woher sie kam, denn ihm war klar, dass er keine Chance hatte. Es war mal wieder eins seiner komischen Gefühle, wie Arthur es sagen würde. Aber dieses war zur Abwechslung mal gut, ein Funken Hoffnung, dass es doch noch einen Ausweg gab.

Und in der nächsten Sekunde wusste er auch, wieso er dies verspürte. Der Schrei eines Tieres ließ ihn den Kopf drehen. Aithusa saß neben Morgana und ließ sich den Kopf kraulen. Der weiße Drache wirkte neben der ganz in schwarz Gekleideten irgendwie fehl am Platz. Merlin fragte sich immer noch, was dem Tier geschehen war und wie die Beiden zusammen gefunden hatten. Es sah einfach falsch aus, obwohl Merlin zugeben musste, dass er bei Morgana die Liebenswürdigkeit seiner alten Freundin sah, zumindest für einen kurzen Augenblick. Konnte es sein, dass Aithusa ihr wirklich am Herzen lag? Dass sie Liebe für den Drachen empfand?

Als Merlins Blick den von Aithusa kreuzte, sah er Mitleid und Bedauern. Also gefiel es dem alten Wesen auch nicht, dass sein Meister verletzt am Boden lag. „Aithusa“, sprach er zu ihr in seinen Gedanken. Da der Drache ein wenig seinen Kopf hob, konnte Merlin sicher sein, dass sie ihn gehört hatte. „Bitte hilf mir“, flehte er, bereute seine Bitte aber sofort, da Aithusa unsicher zwischen ihm und Morgana hin und her sah. Sie war sich nicht sicher, was sie tun sollte, da sie ihre Herrin nicht hintergehen, aber auch Merlin nicht im Stich lassen wollte.

In diesem Moment bemerkte Morgana, dass Merlin wieder wach war. „Emrys.“

Merlin zog eine Augenbraue hoch. War er bis eben nicht noch Merlin gewesen? Und jetzt wieder Emrys? Hatten sie die Vergangenheit nun ganz abgehakt? Anscheinend schon. Merlin war es gleich. Vielmehr beschäftigte er sich mit dem Fluchtgedanken, der sich gerade in seinem Kopf formte.

„Falls du dich wundern solltest, warum du noch lebst, denke nicht, dass ich es mir anders überlegt habe. Ich wollte nur sicher gehen, dass du mit dem Wissen stirbst, dass Arthur und Camelot verloren sind. Und da du ja so sehr an den König glaubst, wollte ich dir meinen Freund vorstellen. Gemeinsam gegen uns hat Arthur nicht die geringste Chance.“

Merlin musste Morgana recht geben. Gegen eine starke Hexe und einem Drachen hatte Arthur keine gute Chancen. Aber darüber musste sich Merlin keine Gedanken mehr machen. Wenn er den Überraschungseffekt nutzte, würde er mit Sicherheit hier raus kommen. Wie weit er mit seinen Verletzungen dann kam, war eine andere Sache und im Moment auch nicht wichtig. Zuerst einmal hieß es aus dieser Höhle raus. Mit größeren Schwierigkeiten als Merlin gehofft hatte, richtete er seinen Oberkörper auf. Mit der einen Hand stützte er seinen Brustkorb und mit der Anderen stützte er sich auf dem Boden ab, sodass er nicht wieder umfiel.

Morgana betrachtete diese Bemühungen amüsiert. „Willst du etwa wieder kämpfen? Hast du etwa schon vergessen, dass du deine Magie nicht benutzten kannst?“

Böse funkelte Merlin die Magierin an. Natürlich wusste er das noch zu gut, aber er hatte noch eine andere Kraft, von der Morgana entweder nichts wusste oder an die sie nicht gedacht hatte. Vielleicht glaubte sie auch nicht daran, dass es mit dem Armband funktionieren würde. Merlin hatte daran keine Zweifel, denn es war keine wirkliche Magie. Es ging viel tiefer, eher war es eine Verbindung zwischen Aithusa und ihm. Als er in die großen, unschuldigen Augen des Drachen blickte, hasste er sich schon jetzt dafür, was er gleich tun würde. Merlin hoffte nur, dass Aithusa ihm verzeihen könnte. „Ich denke, ich bin stärker als du ahnst, Morgana“, warnte er sie.

„Egal wie stark du bist, alle deine Zauber richten sich gegen dich selber.“ Morgana war nicht von Merlin überzeugt, sondern sah es eher als letzten verzweifelten Versuch von dem einst so starken Zauberer an.

„Du vergisst etwas, Morgana“, sprach Merlin ganz ruhig und schaffte es mit Mühe, sich auf die Beine zu stellen. Zwar war sein Stand mehr wacklig, als stabil, aber er war mit Morgana auf einer Augenhöhe. „Ich bin Emrys, der mächtigste Zauberer aller Zeiten. Ich kann mich Mächten bedienen, von denen du nur träumst.“

Für einen Moment flammte in Morgana Furcht auf, aber sie hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. Das waren nur leere Worte, er konnte rein gar nichts machen. Er mochte zwar Emrys sein, aber er würde nicht ihr Untergang sein. Das würde sie nicht zulassen. Wütend, aber auch ein wenig verunsichert, hob sie den Arm und streckte ihn Merlin entgegen. Sie sollte es schnell zu Ende bringen, falls er doch die Wahrheit sprach.

„Aithusa!“ Der Ruf von Merlin schnitt wie ein scharfes Messer durch die Stille und ließ Morgana kurz zusammen zucken. ihr Blick fiel sofort auf den Drachen. Merlin hingegen schloss kurz die Augen. Er wollte es nicht tun, aber er hatte leider keine andere Wahl. Entschlossen schaute er zu der weißen Kreatur und sprach die Worte, die tief aus seiner Seele kamen und ihm im Herzen weh taten. Nie hatte er diese Kraft für so etwas missbrauchen wollen, aber hatte keine andere Wahl, um hier lebendig zu entkommen. Aithusa hörte aufs Wort, wie es ihr auch nicht anders möglich war und wandte sich direkt gegen Morgana. Bevor diese überhaupt realisieren konnte, was vor sich ging, schoss ihr schon eine Feuersalve entgegen. Instinktiv errichtete sie ein Schutzschild gegen den Angriff, gerade noch rechtzeitig, bevor sie von Flammen verschlungen wurde.

„Emrys“, schrie sie wütend über den Lärm hinweg, aber Merlin konnte ihren Schmerz deutlich hören, genau wie den von Aithusa. Es war grausam, sie beide gegeneinander kämpfen zu lassen. Wenn Morgana ihn nicht schon davor gehasst hätte, wäre es spätestens jetzt so weit gewesen.

Merlin murmelte weitere Befehle, sodass sich Aithusa umdrehte und den Zauberer mit ihrer eigenen Magie von den Eisenfesseln befreite. Merlin war frei, wenn man mal von dem Armband absah. Eigentlich hatte er Aithusa gesagt, dass sie ihn auch davon befreien sollte, aber der Drache sah ihn nur entschuldigend an. Anscheinend lag es nicht in ihrer Macht. Merlin würde sich einfach später um dieses Problem kümmern. „Es tut mir leid, Aithusa“, entschuldigte Merlin sich und richtete sich noch einmal an Morgana, die es bisher nicht gewagt hatte, anzugreifen, da der Drache genau zwischen ihnen stand. „Und es tut mir leid, Morgana. Hasse Aithusa nicht. Sie kann nichts dafür. Das war alles mein Vergehen.“

Morgana blickte ihn hasserfüllt an. „Das wirst du büßen“, prophezeite sie und wollte einen Schritt auf Merlin zugehen, aber Aithusa stellte sich dazwischen. Merlin hatte ihr befohlen, Morgana aufzuhalten bis er weit genug entfernt war. So konnte er sicher sein, wirklich zu entkommen. Ohne noch ein einziges Wort zu verlieren, wandte er sich ab und lief humpelnd los. Merlin fragte sich, wie weit er wohl kommen würde, bevor er zusammenbrach, jedoch müsste er einfach seine restliche verbliebene Kraft irgendwie aufbringen, um zurück nach Camelot zu gelangen, sonst hätte er sich vielleicht zu früh gefreut.

„Emrys!“ Die verzweifelten Schreie von Morgana verfolgten Merlin durch die gesamte Höhle bis hin zum Ausgang, wo den jungen Zauberer das strahlende Sonnenlicht begrüßte. Mit einem letzten verhallenden „Emrys“ ließ Merlin die Höhle hinter sich.

Blindes Vertrauen (2)

Merlin hatte jegliches Zeitgefühl verloren und konnte nicht sagen, wie lange er bereits durch den Wald irrte. Da ihm dieser Teil der Gegend auch nicht bekannt vorkam, war er sich nicht sicher, ob er überhaupt in die richtige Richtung lief. Er wusste nicht, wohin Morgana ihn verschleppt hatte.

Er war mehr als verloren und nicht nur in einer Weise.

 

Mit jedem weiteren Schritt spürte er, wie ihn seine Kräfte verließen. Die Folter von Morgana hatte seine Spuren hinterlassen, auch wenn Merlin es ungern zugab.

Normalerweise half ihm seine Magie bei Verletzungen, wie er schon häufiger festgestellt hatte. Er erholte sich schneller von Wunden als andere Leute.

Dieses Mal war es jedoch ein Nachteil. Merlin wusste nicht, wie es funktioniert, es passierte schon fast automatisch und so wusste er auch nicht, wie er seine Magie davon abhalten sollte, sich selber zu heilen, denn dieses Mal war es kein Heilen, sondern machte es nur noch schlimmer.

Das Armband reagierte selbst auf diese passive Magie und es fühlte sich an, als ob ständig kleine Stromschläge seinen Körper hindurchschlängelten.

Jeder Versuch seiner Magie, ihm zu helfen, führte dazu, dass er sich nur schwächer fühlte. Er musste unbedingt dieses Armband loswerden, dass ihm Morgana angelegt hatte. Natürlich hatte er schon versucht, es einfach von seinem Arm zu streifen, aber es saß so nah eng, dass dies einfach unmöglich war. Fast schon schien es so, als ob es mit seiner Haut verschmolzen war.

Merlin glaubte kaum, dass es mit normalen Methoden überhaupt möglich war, es loszuwerden.

 

Mittlerweile strauchelte er bei jedem Schritt und es glich schon fast einem Wunder, dass er noch nicht Bekanntschaft mit dem Boden gemacht hatte, jedoch war dies nur eine Frage der Zeit.

Mit immer weniger Kraft kämpfte er sich den Weg entlang. Seine Sicht wurde immer verschwommener und seine Ohren schienen mit Watte zugestopft zu sein.

Dennoch hörte er ganz genau das Knacken eines nahen Astes. Aufmerksam sah Merlin sich um, da er nicht lokalisieren konnte, woher das Geräusch genau kam, suchte nach dem möglichen Angreifer, um sich zu verteidigen. Mit jeder Bewegung wurde es jedoch schwerer, sich aufrecht zu halten.

Wenn es nun wirklich ein Feind sein sollte, vielleicht sogar Morgana, glaubte Merlin nicht, dass er in der Lage wäre, irgendetwas zu machen.

Ein weiteres Geräusch hinter ihm, ließ ihn sich umdrehen und eine Hand heben. In diesem Moment dachte er nicht an das Armband und dass er seine Magie nicht benutzen konnte. Verschwommen sah er eine Gestalt vor sich. Genau konnte er sie nicht erkennen, aber das typische Rot der Ritter von Camelot stach ihm entgegen.

Ein Ritter, vielleicht sogar Arthur selber. Eine Flut von Erleichterung ging durch seinen Körper und mit dem Wissen, dass er nun sicher war, verließen ihn seine restlichen Kräfte. Es wurde schwarz um Merlin und er spürte nicht einmal mehr, wie er aufgefangen und sanft zu Boden gelegt wurde.

 
 

* * *
 

 

Mordred schritt durch den dichten Wald, ließ sich von seiner Magie leiten, um Merlin zu finden. Heute Morgen war Gaius zu ihm gekommen, mit der Bitte, seinen Ziehsohn zu suchen, da er bereits mehr als einen halben Tag überfällig war.

 

„Warum geht Ihr nicht zum König?“, war die einzige Frage des jungen Ritters gewesen. Arthur hielt viel von Merlin und wenn es nur den kleinsten Anlass dafür gab zu denken, dass der Diener in Gefahr schwebte, würde der König wohl nicht lange zögern und einen Suchtrupp losschicken.

Warum kam der Arzt also zu ihm?

Geduldig wie es Mordreds Art war, wartete er auf eine Antwort, beobachtete Gaius dabei, wie er abwog, was er nun sagen konnte. „Ich befürchte, dass Arthur nicht viel tun könnte“, gab der alte Mann besorgt zu.

 

Mordred nickte stumm. Wenn Gaius nicht zu Arthur ging, musste es etwas mit seinen Geheimnis zu tun haben. Dieses musste unter allen Umständen gewahrt bleiben, das war dem Druiden nur allzu bewusst, wusste er doch selber wie es war, sich immer verstecken zu müssen.

„Morgana weiß es“, kam es plötzlich von Gaius und der Schwarzhaarige sah den alten Mann geschockt an. Wenn Morgana wirklich heraus gefunden hatte, dass Merlin Emrys war, war der junge Mann nicht mehr sicher, ob er jetzt in Camelot war oder nicht. Sie würde ihn vernichten wollen. Und dass Merlin nun schon so lange vermisst wurde, war kein gutes Zeichen.

„Ich werde mich sofort auf den Weg machen.“ Seine Entscheidung war getroffen. Er konnte Emrys nicht den Rücken zukehren.

 

„Danke, Mordred.“ Gaius Stimme war nun nicht mehr nur von Sorge erfüllt, sondern es hatte sich auch ein Funken Erleichterung hinzugemischt. „Ich bin Euch etwas schuldig.“

Mordred nickte dem Hofarzt zu und war schon fast wieder aus der Tür verschwunden, als er sich noch einmal umdrehte. „Wieso misstraut Merlin mir so sehr?“

Diese Frage hatte er schon länger einmal stellen wollen, denn er verstand einfach nicht, was Merlin gegen ihn hatte. Nie hatte er ihm oder Arthur irgendeinen Schaden zugefügt, wenn man mal von dieser kleinen Sache bei den Sklavenhändlern absah.

Aber dieses Gefühl von Merlin ging weitaus tiefer und an dem Blick von Gaius war sich Mordred sicher, dass der alte Mann Bescheid wusste.

 

Dennoch hatte er an diesem Morgen keine Antwort auf seine Frage erhalten, obwohl es ihm immer noch beschäftigte. Vielleicht könnte er Merlin ja bald selber fragen. Wenn wirklich Morgana ihre Finger im Spiel hatte, hoffte Mordred, dass er überhaupt fähig war, zu helfen. Seine alte Freundin war mächtig, mächtiger, als er es je gedacht hätte. Zwar war dies auch Emrys, aber wenn sie ihm eine Falle gestellt hatte?

Mordred betete einfach, dass er nicht zu spät kam.

 

Mit seiner Magie suchte er die Gegend ab, schaute in die Ferne, ob etwas zu erkennen war. Wenn er ohne diese Fähigkeit die weite Gegend um Camelot hätte durchsuchen müssen, hätte er wohl nicht die kleinste Chance gehabt, alleine den verlorenen Diener zu finden.

 

Gerade wollte er sich nach rechts drehen, als er eine Bewegung wahrnahm. Er schaute näher hin. Etwa 300 Meter von ihm entfernt lief eine Person. Von dieser Entfernung konnte Mordred nicht mit Gewissheit sagen, ob es sich wirklich um Merlin handelte, aber die Statur passte und es war sehr wahrscheinlich. Je näher der Ritter kam, desto klarer wurde seine Sicht und er war sich nun hundertprozentig sicher, denn er erkannte das rote Halstuch, dass Merlin immer trug.

 

Als er näher kam, sah er wie Merlin sich hektisch umdrehte, wohl auf der Suche nach den Geräuschen, die Mordred verursachte. Irgendetwas stimmte nicht.

Seine Bewegungen waren unkoordiniert und schienen schwach. Mordred näherte sich von hinten, was er nicht beabsichtigt hatte, aber anscheinend fiel es Merlin auch schwer, die Quelle der Geräusche zu ermitteln, sodass er sich in die falsche Richtung gedreht hatte.

Aber nun konfrontierte er ihn, mit erhobenem Arm. Reflexartig tat Mordred es ihm gleich, obwohl er keinerlei Absichten hatte, seine Magie gegen Emrys zu richten. „Merlin“, sprach er stattdessen ruhig, um ihn nicht zu erschrecken. „Ich bin-“ Weiter kam er nicht, denn er stürzte vor, um den bewusstlosen Merlin aufzufangen. Vorsichtig ließ Mordred ihn zu Boden gleiten.

 

Merlin regte sich nicht, schien vollkommen weggetreten zu sein. Vielleicht war das auch besser so. Effizient untersuchte der Ritter den Zauberer, um festzustellen, was für Verletzungen er erlitten hatte. Merlin war mehr als blass, er schwitzte stark. Sein halbes Hemd war bereits feucht, aber außer diesen zwei deutlichen Merkmalen hatte er keinerlei Wunden, nichts, was auf seinen ernsten Zustand schließen würde.

Also war es eindeutig, dass wohl Magie am Werk lag. Als Mordred etwas ins Auge fiel, hob er Merlins rechtes Handgelenk an. Der Mann hatte nie Schmuck getragen, soweit der Ritter wusste. Feine Linien waren darauf zu erkennen.

Runen, alte Runen.

Mordred kam dieses Artefakt bekannt vor, aber er hoffte, dass er sich irrte. Jedoch würde es den Zustand von Emrys erklären. Bei der Berührung hatte der Ritter festgestellt, wie kalt Merlin war. Sofort zog er seinen Umhang ab und legte ihn über Merlins leblosen Körper.

 

Nach einem Blick nach oben zu den Baumkronen, entschied sich Mordred, Merlin kurz alleine zu lassen, auch wenn es ihm nicht besonders gefiel. Die Sonne war zwar für einen Nachmittag noch relativ hell, aber an dieser Stelle des Waldes drang wenig Licht durch und somit auch nicht viel Wärme, was Merlin jetzt zu allererst einmal brauchte. So machte sich der Ritter auf, um ein wenig Feuerholz zu sammeln.

Ungefähr zehn Minuten später erreichte er ihr Lager wieder, entzündete ein Feuer mithilfe von Magie und setzte sich neben die Flammen. Im Moment konnte er nicht mehr tun, als abzuwarten, dass Merlin wieder erwachte.

 
 

* * *
 

 

Merlin spürte die Hitze des Feuers und konnte das Knistern der Flammen hören. Irgendwer hatte also dafür gesorgt, dass er ein wenig Wärme bekam. Vorsichtig drehte er den Kopf, probierte, seine Augen zu öffnen, was ihm allerdings erst nach mehreren Versuchen gelang.

Die Gestalt hinter dem Feuer konnte er allerdings immer noch nicht erkennen. Er hoffte zwar, dass es Arthur war, aber auch jeder andere Ritter würde wohl genügen.

 

„Merlin.“ Die Stimme kam dem jungen Zauberer bekannt vor, aber er brauchte eine Sekunde, um sie wirklich einordnen zu können. Sofort war er wieder halbwegs bei Bewusstsein und hatte sich sogar auf seinen Ellbogen gestützt, um den Ritter in die Augen sehen zu können.

Es war deutlich zu spüren, dass Merlin nicht begeistert war, dass ausgerechnet Mordred ihn gefunden hatte. Er vertraute den Jungen nicht. „Wie geht es dir?“, kam jedoch die Frage, ohne das Mordred auf die offensichtliche Feindlichkeit einging. Er war es mittlerweile gewohnt, von Merlin mit diesem Blick bedacht zu werden, obwohl es ihn jedes Mal aufs Neue verletzte.

Er schaute zu Emrys auf, hatte ihn schon immer verehrt und alles was er sich wünschte, war Akzeptanz von seinem großen Idol. Aus irgendeinem bestimmten Grund schien ihm das aber verwehrt zu bleiben. So hatte er sich inzwischen damit abgefunden, von Merlin so behandelt zu werden.

 

Merlin ließ sich wieder auf den Boden nieder, war das Abstützen schon fast zu anstrengend. Die Schmerzen waren nicht wirklich abgeklungen und Merlin bezweifelte, dass er diese Sache überleben würde, wenn er dieses Armband nicht bald los wurde.

Eine Antwort blieb er dem jungen Ritter schuldig, sodass dieser näher gekommen war und seine Hand auf Merlins Brust legte. „Was ist passiert?“ Mordred konnte es sich denken, denn sicherlich hatte Merlin sich dieses Armband nicht selber umgelegt.

Morgana!

 

Auch dieses Mal reagierte Merlin nicht auf die Worte von Mordred, sondern wandte seinen Blick ab, indem er seinen Kopf in die andere Richtung drehte. Dieses Mal aber eher, weil er sich schämte. Ohne dass er sich hatte wehren können, hatte Morgana ihn gefangen genommen, gefoltert und fast getötet. Dabei sollte er der mächtigste Zauberer sein, der je auf der Welt gewandelt war.

„Ich bin nicht dein Feind, Merlin.“ Mordreds Stimme war leise, klang fast schon traurig. „Gaius hat mich geschickt, um dich zu suchen. Ich bin nur hier, um dir zu helfen.“

 

Bei der Erwähnung seines Ziehvaters wandte sich Merlin wieder an den Ritter. Gaius hatte ihn geschickt? Der Hofarzt wusste doch, wie Merlins Meinung zu dem Druidenjungen war. Merlin vertraute ihm nicht oder eher fiel es ihm schwer, nicht jedes Mal, wenn er Mordred ansah, an die Bilder in seinem Kopf zu denken, wo eben jener Arthur kaltblütig ein Schwert in den Körper rammte. Auch wenn er vielleicht Arthur jetzt treu war, würde er irgendwann auf diesem Feld stehen und das Schicksal seines Königs besiegeln.

 

Trotzdem wollte Merlin dem Jungen in diesem Moment eine Chance geben, besonders da ihm keine andere Wahl blieb. Wenn Mordred ihm nicht half, würde er hier wohl sterben. „Morgana“, bestätigte er also die Vermutung des Druiden.

 

Die Hand von Mordred wanderte von Merlins Brust zu seinem Handgelenk. „Sie hat dich gefoltert“, stellte er nüchtern fest. Keinerlei Emotion schwang in seiner Stimme mit, auch wenn er großen Hass verspürte. Morgana sah einfach nicht, dass sie den falschen Weg eingeschlagen hatte. Außerdem war es unverzeihbar den großen Emrys solche Schmerzen zugefügt zu haben. „Was wollte sie wissen?“

 

„Nichts. Sie wollte, dass ich mich vor ihr fürchte.“

 

Mordred nickte verstehend. „Aber das ist ihr nicht gelungen.“

Dazu sagte Merlin nichts. So gerne er da zugestimmt hätte, war er sich nicht sicher, ob es wirklich der Wahrheit entsprach. Nicht, dass er vor Morgana nun davon laufen würde beim nächsten Treffen, aber sie hatte einen wunden Punkt bei Merlin getroffen. Seine Magie war seine Stärke und diese zu verlieren war hart und noch schlimmer war es, wenn die eigenen Kräfte sich gegen sich selber richteten.

 

Mordred versuchte den Blick von Merlin zu deuten, da er anscheinend nicht reden wollte. Er schluckte schwer, als er den Schmerz in den hellen Blau erkannte. „Ich verstehe.“ Und er tat es wirklich. Auch wenn Mordred seine Kräfte nicht wirklich regelmäßig einsetzte, da er sich genau wie Merlin verstecken musste, konnte er sich nicht vorstellen, wie schrecklich es sein musste, diese zu verlieren. „Wir müssen den Armreif loswerden.“

 

„Ich habe es bereits versucht“, gab Merlin ehrlich zu und wollte sich wieder aufsetzen. Er hatte es satt, auf den Boden zu liegen und zu Mordred aufsehen zu müssen. Das machte die Situation nicht angenehmer.

Da Mordred merkte, dass man Merlin von diesem Vorhaben nicht wirklich abhalten konnte, half er dem Zauberer, sich aufzusetzen und sich schließlich gegen einen Baum zu lehnen. Das schmerzvolle Stöhnen, was von Merlin kam, ließ der Ritter unkommentiert.

 

Mordred setzte sich neben den Verletzten und schaute eine ganze Weile auf das silberne Schmuckstück. „Wenn ich mich nicht irre, handelt es sich um den Armreif von Akathen“, fing er an zu erzählen. „Er wurde in den alten Tagen benutzt, um Zauberer zu bestrafen, die ihre Kräfte missbraucht hatten. Je mehr Magie sie einsetzten, umso schwächer wurden sie. Irgendwann starben sie an den Schmerzen ihrer eigenen zugefügten inneren Wunden.“

 

Merlin nickte, obwohl es sich alles Andere als gut anhörte. Mit so etwas hatte er schon gerechnet und er befürchtete, dass es wohl schneller der Fall sein würde, als ihm lieb war. Sein Brust hob und senkte sich schwerfällig, hatte er Mühe gleichmäßig zu atmen. „Wie-“, fing er an, brach aber wieder ab, da er nicht die Kraft hatte, weiter zu sprechen. Modred würde schon verstehen und das tat er auch. Besorgt richtete er seinen Blick zu Boden. „Die Geschichten sagen, dass man es nicht abnehmen kann, bevor der Zauberer, der bestraft werden soll, tot ist.“

 

Erneut nickte Merlin. Das waren gute Aussichten. Nun wusste er, was zu tun war. „Bringst du mich zurück nach Camelot?“, fragte er seinen Retter und vergaß für diesen Moment, dass er sich Mordred so vollkommen auslieferte. Nun war es auch nicht mehr wichtig.

 

„Merlin?“

 

Er wollte nicht hier in diesem Wald sterben. Wenn er die Chance haben könnte, wollte er sich wenigstens noch verabschieden. Und bis Camelot war es sicherlich nicht so weit. Mit Mordreds Hilfe würde er bestimmt noch rechtzeitig ankommen. „Bitte?“, fügte er noch an.

Mordred machte sich nicht gerade beliebter, indem er ihm diesen Wunsch verwehrte. Was machte es für den Ritter für einen Unterschied, ob Merlin jetzt hier starb oder in Camelot? Befürchtete er, dass er Arthur noch etwas über Mordred verraten könnte. Merlin war sich immer noch nicht sicher, ob der Druidenjunge von Anfang an etwas geplant hatte. Vielleicht hatte er Angst, dass es nun ans Licht kommen könnte.

 

Mordred schüttelte den Kopf, da er nicht akzeptieren wollte, wie die Lage aussah. „Ich kann dich nicht sterben lassen, Emrys.“ Schon seit seinen Kindertagen hatte er die Geschichten des großen Zauberers Emrys gehört und von klein auf seine Hoffnungen in ihn gelegt, hatte von den Tagen geträumt, wo er mithilfe von König Arthur die neuen und alten Wege vereinen würde. Das konnte nicht jetzt einfach so plötzlich vorbei sein.

 

„Du kannst nichts tun, Mordred.“ Merlins Stimme war kalt, aber nicht nur, weil es sich um Modred handelte, der hier bei ihm saß, sondern auch wegen der ganzen Situation. Merlin hatte versagt, würde seine Aufgabe, sein Schicksal, nicht fortführen können. Arthur würde Morgana schutzlos ausgeliefert sein, mit einem weiteren Verräter in seinen Reihen. Der junge Zauberer wollte gar nicht daran denken, was passieren würde.

Er musste auf jeden Fall zurück, sich bei Arthur entschuldigen, dass er ihn einfach im Stich ließ und wenn Mordred ihm nicht helfen wollte, würde er den Weg alleine bestreiten. So zog Merlin seine Beine an, stützte sich mit der rechten Hand auf den Boden ab und rappelte sich mit einem Schwung auf die Beine. Sofort hielt er sich an dem Baum fest, an den er zuvor noch gelehnt hatte. Kurz drehte sich die Umgebung um ihn herum, bevor sie wieder still stand und Merlin bereit für die Heimreise war.

Er wandte sich von Mordred ab. „Vertraust du mir?“ Diese plötzliche Frage ließ Merlin sich wieder umdrehen. Mit so etwas hatte er nicht gerechnet. Kein Wort kam über seine Lippen, denn ihm war nur zu gut bewusst, dass Mordred die Antwort sowieso nicht gefallen hätte.

„Ich habe eine Idee“, sprach er weiter. „Allerdings musst du mir dafür dein Vertrauen schenken.“

 

Merlin sah ihn einfach nur an, versuchte herauszufinden, ob es sich um eine Falle handelte oder ob der junge Ritter es wirklich ernst meinte. Aber selbst wenn, Merlin würde es schwer fallen, ihm zu vertrauen.

Jedes Mal sah er das Bild aus der Prophezeiung. Jedes Mal und er konnte es einfach nicht abstellen. Mordred würde böse werden, wenn er es nicht schon war und Arthur töten. „Mordred“, kam es ihm schließlich über seine Lippen in Ermangelung irgendwelcher passenden Worte.

 

„Ich weiß, dass du mir aus irgendeinem Grund misstraust, Merlin. Ich bin nicht blind.“ Mordreds Blick war fest auf Merlin gerichtet, wollte er keine Schwäche zeigen, wollte er nicht zeigen, wie sehr es ihn doch verletzte. „Aber ich bin vermutlich der Einzige, der dir in dieser Situation helfen kann.“

 

„Und wie?“

 

„Der Reif speichert die Magie für einen winzigen Augenblick und schickt sie dann zurück durch deinen Körper.“

 

Merlin nickte. Das hatte er in den letzten Stunden oft genug erlebt. Er verkniff sich jedoch einen bissigen Kommentar dazu und wartete einfach darauf, dass Mordred mit seinen Erklärungen fortfuhr.

„Wenn also zu viel Magie auf einmal in den Armreif gegeben wird, wäre es möglich, dass es zerbricht.“

 

Die Worte ließ sich Merlin zuerst einmal durch den Kopf gehen. Wie es klang, schien sich der Druide nicht sicher zu sein und es war wohl nur eine Vermutung. Also gab es eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass dieser Plan auch nach hinten losging.

Morgana hatte immer wieder Zauber auf ihn gerichtet und das Armband hatte sich kein einziges Mal beschwert. Irgendwie bezweifelte Merlin, dass dies klappen könnte. „Möglich?“, hakte er noch einmal nach, um ganz sicher zu gehen, dass er den Jungen richtig verstanden hatte.

 

Zaghaft nickte Mordred. „Es ist nur eine Vermutung und es wäre möglich, dass ich Euch damit umbringe.“ Merlin wusste, was passierte, wenn es schief ging. Unglaubliche Schmerzen und in seinem Zustand dann der Tod als Folge. „Aber Ihr habt nichts zu verlieren, oder?“

 

Nein, nicht wirklich. Entweder starb Merlin nun hier bei dem Versuch, sich zu retten, oder er starb in Camelot. In diesem Moment fiel ihm etwas auf. Mordred war sehr erpicht darauf gewesen, dass er nicht zurück kehrte. Erst hatte er vermutet, dass es zum Selbstschutz war, aber was wäre, wenn es doch noch eine andere Möglichkeit gäbe, den Armreif loszuwerden und Mordred befürchtete, dass Gaius vielleicht davon Kenntnis haben könnte. Der Ritter hatte wirklich Recht gehabt, Merlin müsste ihn in dieser Situation vertrauen und genau da lag das Problem. Er tat es nicht.

 

Da Merlin immer noch ruhig war, versuchte Mordred es erneut, ihn zu überzeugen: „Ich kann mir vorstellen, dass ihr Euch unsicher seid. Morgana hat sicherlich starke Zauber angewandt, aber der Armreif ist so konzipiert, dass er das aushalten muss. Schließlich wurde er zur Selbstbestrafung entwickelt. Wenn wir allerdings gleichzeitig unsere Kräfte einsetzen, bin ich davon überzeugt, dass es funktionieren könnte.“

 

Zusammen? Merlin war schwach, mehr als schwach. Er bezweifelte, dass er einen starken Zauber auf die Reihe kriegen könnte. Vielleicht, wenn er alle seine verbliebenen Kräfte einsetzte, könnte er es schaffen, aber es war ausgeschlossen, dass er es hinkriegen würde, wenn er erst den Weg nach Camelot auf sich nahm, um sicher zu gehen, dass Mordred die Wahrheit sprach.

So musste er sich hier und jetzt entscheiden. Riskieren zu Sterben mit der Chance auf Leben oder Vorsicht walten lassen mit der möglichen Konsequenz des Todes?

 

Es war eine Frage des Vertrauens, wie Mordred vorhin gesagt hatte. Entweder er vertraute dem Jungen jetzt, ging dabei ein Risiko ein, oder er misstraute ihm und begab sich damit auch in Gefahr. Jede Variante schien ihr Wagnis zu haben. Allerdings hatte Merlin nicht die leiseste Ahnung, welche er wählen sollte.

 

„Beantworte mir eine Frage. Offen und ehrlich.“

 

Mordred nickte. „Natürlich!“

 

„Wieso bist du hier? Du dienst Arthur, nicht Gaius oder gar mir.“ Merlin verstand nicht, wieso er dies machte. Arthur zu beschützen war Teil seiner Pflicht als Ritter, aber Merlin war nur ein Diener, nicht viel mehr.

 

Mordred seufzte. Verstand Merlin es etwa immer noch nicht? Wie wichtig er war? Manchmal hatte Mordred das Gefühl, dass Merlin nicht sah, was für eine entscheidende Rolle er für die Zukunft für Albion spielte. Es war nicht nur die Tatsache, dass er Arthur vor Gefahren beschützte, nein, es war viel mehr. „Du bist wichtig, Merlin. Ich achte dich für deinen Mut und deine Loyalität zu Arthur. Ich wünschte, ich könnte so selbstlos sein wie du es bist, wenn es um den König geht.“ Zwar hatte Mordred sich schon einige Male für den König eingesetzt, aber da es sozusagen zu seinen Pflichten gehörte, schien es nicht so viel wert zu sein. „Ich habe schon immer zu dir aufgesehen und als Gaius mir berichtete, dass Morgana dein Geheimnis kennt, wusste ich, dass ich keine Zeit verlieren darf. Ihr seid zu kostbar, dass Camelot auf euch verzichten könnte.“

 

Alles Worte, die man von einem Druiden erwarten würde. Ein Junge, der den großen Emrys bewunderte. Trotzdem konnte Merlin sich nicht dazu durchringen, diese Worte ernst zu nehmen. Es fiel ihm einfach schwer die Tatsache zu akzeptieren, dass Mordred vielleicht doch auf ihrer Seite stand. Der große Drache hatte Merlin nun schon so häufig vor dem Jungen gewarnt und er vertraute Kilgharrah. Mordred würde Arthurs Untergang sein.

 

Jetzt stellte sich die Frage, wie Merlin das am Besten verhindern konnte. Mit welcher Variante hatte er mehr Chancen auf ein Überleben? Nach Camelot zu reisen würde anstrengend werden, selbst wenn Mordred sich dazu entschließen sollte, ihm zu helfen. Vielleicht wäre er schon halb tot, wenn er dort ankam und selbst wenn es dann noch einen weiteren Weg gäbe, wäre es fraglich, ob es noch funktionieren würde. „Lass es uns versuchen“, entschied er sich deshalb für die riskantere Methode.

 

Mordreds Miene hellte sich sichtlich auf. „Du vertraust mir also?“ Seine Stimme war voller Hoffnung, aber Merlin sagte darauf nichts. Er konnte diese Frage nicht beantworten, ohne sich einen Feind zu machen, allerdings drückte sein Blick alles aus, damit der Ritter verstand. Es hatte sich rein gar nichts verändert. Vermutlich würde es das nie.

 

Trotzdem würde er deswegen nun nicht seine Hilfe verweigern. Es wäre egoistisch und kindisch. Und es würde nur noch mehr zerstören. So legte er seine Hand auf das silberne Schmuckstück. „Ich weiß nicht, wie viele Schmerzen es dir bereiten wird und ich möchte mich im Vorfeld dafür schon entschuldigen.“ Mordred blickte zu Merlin auf und zeigte ihm mit seinem Blick, wie leid es ihm tat. Vermutlich wusste er, dass es schmerzen würde, auch wenn er sich so vage ausgedrückt hatte. „Benutz den stärksten Zauber, den du kennst und zu dem du in der Lage bist“, ordnete er an. Merlin nickte nur, versuchte nun bereits seine ganze Kraft auf den Zauber zu lenken, den er gleich sprechen würde. „Bereit? Eins, zwei, drei.“

 

Gleichzeitig sprachen sie beide ihren Zauber auf. Unverzüglich sah Merlin, wie der Armreif aufleuchtete, heller als er es bisher gesehen hatte. Die Kraft sammelte sich in dem Schmuckstück, das konnte der junge Zauberer deutlich spüren. Angst durchflutete ihn, erwartete er bereits die Schmerzen, die darauf immer gefolgt waren, aber diese blieben aus. Für einen kurzen Moment glaubte Merlin wirklich, dass es funktioniert hatte, als das Licht immer heller wurde, bis es so grell war, dass er seinen Kopf wegdrehen musste. Im nächsten Moment spürte er nur noch eine gewaltige Druckwelle, unter der er seinen festen Stand verlor und durch die Luft flog.

 
 

* * *
 

 

„Merlin? Merlin?“ Mordred kniete neben den Zauberer. Mit so einer gewaltigen Explosion hatte der junge Ritter nicht gerechnet. Das Leuchten war immer stärker geworden, bis das Armband die Magie wieder abgegeben hatte, dieses Mal nicht nach innen, sondern durch die Überlastung nach außen.

Eine Explosion von reiner Magie, die sie Beide von den Füßen gehauen hatte. Für einen kurzen Moment war selbst Mordred besinnungslos gewesen. Als er wieder zu sich gekommen war, hatte er Merlin ein paar Meter weiter entdeckt, regungslos am Boden liegend.

Er schüttelte den Diener vom König an der Schulter, erst sanft, dann ein wenig fester, als er nicht reagierte. Merlin lebte, so viel stand fest, er atmete und das Armband lag zerbrochen neben ihn. Die Gefahr war vorbei, so hoffte Mordred zumindest. Merlin hatte dennoch einiges mitgemacht und vielleicht war es für seinen Körper einfach zu viel gewesen.

 

Da er immer noch nicht reagierte, schnappte sich Mordred einen Arm und hievte ihn mit einem Ruck auf seinen Rücken. So machte er sich mit dem verletzten Merlin auf den Rückweg nach Camelot, damit Gaius ihn sich ansehen konnte.

Mit jedem Schritt wurde die Last schwerer, aber irgendwie schaffte der Ritter es, wieder im Schloss anzukommen. Mittlerweile war es später Abend, sodass sie auch nicht vielen Leuten auf den Weg zu dem Schloss begegneten.

Einige Wachen boten ihre Hilfe an, aber außer dass Mordred einen vorschickte, um Gaius Bescheid zu sagen, dass er mit einem Verletzten kam, lehnte er die restliche Hilfe dankend ab.

 

Als er in der Kammer des Hofarztes ankam, befahl er ihn direkt, Merlin auf die Liege zu legen. Mordred tat wie geheißen und trat daraufhin einen Schritt zurück, damit der alte Mann seiner Arbeit nachgehen konnte. Mordred konnte nicht anders, als Gaius zu bewundern. Auch wenn es sein Ziehsohn war, der dort lag, ging er mit einer Professionalität an die Untersuchung als ob es irgendjemand aus dem einfachen Volk wäre. Keine Sekunde ließ er sich von seiner eigenen Sorge übermannen. „Was ist passiert?“, fragte er, während er Merlin untersuchte.

 

Kurz blickte sich Mordred in den Raum um, um sicher zu gehen, dass keiner da war, der lauschen könnte. „Morgana, wie Ihr befürchtet hattet. Sie hat ihn gefoltert mit einem magischen Armreif.“ Kurz zeigte er dem Hofarzt die Reste, die von dem Artefakt noch übrig waren. „Wir mussten es mit Gewalt entfernen und seitdem ist er nicht mehr aufgewacht.“

Gaius nickte, um zu signalisieren, dass er verstanden hatte. „Der Armreif von Akhaten?“, fragte er noch nach, da ihm das Artefakt bekannt vorkam. Uther hatte jahrelang im Geheimen nach diesem Armreif gesucht. Es wäre eine gute Waffe gewesen. „Wie habt ihr es entfernen können?“ Gaius wusste, dass es nur abfiel, wenn der Zauberer tot war.

 

„Mit vereinten Kräften“, berichtete Mordred und blickte zu Boden. „Wird er es schaffen?“ Der Druide fühlte sich schuldig. Auch wenn er wusste, dass es keinen anderen Weg gegeben hätte, hatte er dennoch das Gefühl, dass er zum Teil daran schuld war, dass Merlin nun hier lag.

„Ich kann erst etwas Genaueres sagen, wenn er aufwacht“, antwortete Gaius nüchtern, aber man merkte deutlich, dass er sich Sorgen um seinen Ziehsohn machte. „Seine Verletzungen liegen im Inneren seines Körpers. Wir können nur hoffen, dass seine Magie ihn heilt.“

Mordred nickte. Mit einem letzten Blick auf den Verwundeten trat er zurück. „Ich werde Euch jetzt alleine lassen.“ Seine Aufgabe war erfüllt. Er sollte Merlin suchen und er hatte ihn zurück nach Hause gebracht. Außerdem glaubte der Ritter nicht, dass Merlin ihn sehen wollte, wenn er aufwachte.

 

„Mordred.“

Der Angesprochene drehte sich um. Es war nicht die Stimme des Heilers, sondern die von Merlin. Erleichtert, dass er wieder aufgewacht war, lächelte Mordred ihn an.

„Vielen Dank, Mordred.“ Es war nur ein Flüstern, aber für den jungen Mann genügte es. Mehr hatte er nie gewollt. Auch wenn er wusste, dass es wohl eine einmalige Sache sein würde. Der Blick von Merlin hatte sich nämlich nicht geändert. Es lag immer noch dieses tiefe Misstrauen darin.

Aber das hatte Mordred mittlerweile akzeptiert. „Gern geschehen, Emrys.“ Er deutete eine leichte Verbeugung an. „Eines Tages werde ich mir dein Vertrauen verdienen, Merlin.“ Weiterhin würde er Arthur und Merlin dienen, sie mit seinen Kräften beschützen, soweit es ihm möglich war.

Und vielleicht würde Merlin ihn eines Tages dann mit anderen Augen sehen.

Ihn anschauen und den Mann erkennen, der er wirklich war.

Das Leben eines Dieners

Merlin schritt ungeduldig vor der Tür auf und ab, immer und immer wieder. Kaum war er an einem Ende angekommen, wandte er sich erneut um und ging in die andere Richtung. Seine Schritte hallten durch den gesamten Flur und es schien schon einem Wunder gleich zu kommen, dass er noch kein Loch in den Boden gerannt hatte. Seine Hände hatte er auf dem Rücken gefaltet und bei jeder Kehrtwendung seufzte er schwer. Arthur hatte schon viel von ihm verlangt, die unmöglichsten Aufgaben, aber das erreichte einen neuen Höhepunkt. Wie konnte der Prinz ihm das nur antun?

Schon mehrere Male hatte Merlin vor der Tür gestanden, seine Hand nach dem Griff ausgestreckt und es trotzdem nicht gewagt, den Raum zu betreten. Es gab selten Etwas, wovor Merlin sich fürchtete und auch jetzt war dies nicht der Fall. Er hatte nur einen gewissen Respekt vor dieser Aufgabe.

 

Merlin war wirklich froh, dass keine Wachen in der Nähe waren, die seine Unsicherheit hätten beobachten können. Kurz war ein Ritter vorbeigekommen, der nur leicht gegrinst hatte. Sir Leon, wenn sich der Diener richtig an den Namen erinnerte. Anscheinend fand er es amüsant, dass Merlin sich nicht traute, den Raum zu betreten. Dann sollte er es doch tun, schoss es Merlin wütend durch den Kopf. Beim zweiten Gedanken jedoch merkte er, dass Sir Leon wohl nicht so große Angst gehabt hätte, was jedoch kein Wunder war. Schließlich war er ein angesehener Ritter und Merlin nur ein kleiner Diener, der gerade mal für kurze Zeit dem Prinzen von Camelot diente. Hinzu kam noch, dass er Magie besaß, was hier nicht gerade gerne gesehen war, sodass Merlin mehr als nur aufpassen musste, nicht erwischt zu werden.

 

Im Moment konzentrierte sich Merlin darauf, Prinz Arthur alles recht zu machen und die ganzen neuen Sachen zu lernen, die ihm von ihm nicht gerade glimpflich beigebracht wurden. Gleichzeitig musste er aber auch darauf achten, dass er nicht aus Versehen in der Gegenwart seines Herrn zauberte. Zu Hause in Ealdor war dies schon einmal öfters vorgekommen, er tat es einfach instinktiv, und das musste er sich schnellstmöglich abgewöhnen. Mittlerweile hatte er es auch ganz gut im Griff und trotzdem dachte er gerade genau daran. Was passierte, wenn er sich nicht unter Kontrolle hatte?

 

Plötzlich blieb er stehen und drehte sich der verschlossenen Tür zu. „Blödsinn, Merlin“, sprach er leise zu sich selbst. „Du kannst das.“ Das konnte doch wirklich nicht so schwer sein. Arthur hätte ihn vermutlich nur ausgelacht, wenn er ihn hier gesehen hätte, oder die Augen verdreht, um zu zeigen, wie klar es ihm gewesen war.

 

Aber das würde Merlin nicht dulden. Es war keine schwere Aufgabe. Mit neuem Mut griff er nach der Türklinke, als ihm im letzten Moment die Worte seines Herrn durch den Kopf schossen: „Du bist der schlechteste Diener, den es gibt, Merlin. Du kannst nicht einmal anklopfen.“ Diese Worte hatte Arthur heute Morgen Merlin gegen den Kopf geworfen, dicht gefolgt von seinem Kelch. Merlin war aufgefallen, dass er gerne mal Sachen nach ihm warf und er musste dringend lernen, diesen Geschossen noch auszuweichen. Um diese Erinnerung noch zu unterstreichen, tat plötzlich wieder seine linke Schläfe weh.

 

Merlin schüttelte den Kopf, um das ganze aus seinem Kopf zu vertreiben. Mit entschlossener Haltung richtete er sich auf und klopfte, erst zaghaft, dann kräftiger gegen das Holz. Es dauerte nicht lange, bis die bekannte Stimme an sein Ohr drang, mit dem Befehl, einzutreten. Langsam drückte er die Tür auf und trat in die Kammer. Sofort verbeugte sich Merlin, nicht nur aus reiner Höflichkeit, sondern auch um seine Unsicherheit zu überspielen. „Eure Majestät!“, begrüßte er den König.

 

Dieser drehte sich von seinem Fenster zu dem Neuankömmling um. Keine einzige Regung war in dem Gesicht von Uther zu erkennen. Falls er sich wundern sollte, was der Diener seines Sohnes bei ihm wollte, wusste er es gekonnt zu verstecken.

„Merlin, richtig?“ Der Junge war noch nicht allzu lange im königlichen Hause angestellt und Uther interessierte sich wenig für die Angestellten, trotzdem glaubte er, dass dies der richtige Name war, was der Junge durch heftiges Nicken bestätigte. Danach kam jedoch rein gar nichts. Wie versteinert stand der Diener immer noch im Eingang und starrte ihn an. Man konnte meinen, dass man einen Grund hatte, den König in seinen Gemächern zu besuchen und diesen auch vortrug, aber anscheinend sah Merlin dies nicht so. Wie er dort stand, fast schon mit einem leeren Blick in seinen Augen, fragte sich Uther, ob der Junge nicht vielleicht etwas zurück geblieben war. Schon vor dieser Begegnung hatte er sich das gefragt, da Arthur ihm wohl vieles mehr als einmal erklären musste. „Nun?“, half er dem Jungen deshalb auf die Sprünge, auch wenn er dies nur einmal tun würde.

 

Merlin hatte gar nicht wahrgenommen wie lange er bereits in dem Raum stand. Es war das erste Mal, dass er sich ganz alleine mit dem König in einem Zimmer befand. Nicht, dass er Angst hätte, nein, er hatte nur wirklich großen Respekt vor diesem Mann. Es war Merlin durchaus bewusst, was dieser Mann ihm antun würde, falls er von seinem kleinen Geheimnis erfuhr. Aber es war nicht nur das, was Merlin dazu veranlasste, vorsichtig zu sein. Die ganze Ausstrahlung von Uther Pendragon ließ einen zittern. Der König gab nicht nur vor, ein großer Mann zu sein, er spielte es nicht, er war es. Immer mit erhobenem Haupt regierte er über dieses Land, zwar nicht immer gerecht, aber Merlin würde sich hüten zu sagen, dass Uther ein schlechter König war. Wenn man es genau betrachtete hatte der König immer nur das Beste für Camelot im Sinn.

 

„Arthur schickt mich“, fand Merlin schließlich seine Stimme wieder. „Um Euch eine Nachricht zu überbringen.“

 

Uther verdrehte nur die Augen. „Das sehe ich.“ Was sollte sonst der Diener seines Sohnes bei ihm im Gemach wollen? Offensichtlicher ging es wohl nicht.

 

„Ich soll Euch ausrichten, dass der Prinz an der heutigen Ratssitzung nicht teilnehmen wird, da er mit dem Training der Ritter beschäftigt ist.“

 

„WAS?“, schrie Uther. Das war eine Unverschämtheit. Arthur wusste ganz genau, wie wichtig diese Sitzungen waren. Nicht nur die Fähigkeiten der Ritter waren für den Schutz des Königreichs bedeutend, sondern auch alle politischen Belange und Sorgen. „Du wirst zu ihm gehen und ihm sagen, dass er sich für so etwas keine Ausrede einfallen lassen kann. Es ist wichtig und er wird daran teilnehmen.“

 

Merlin schluckte schwer. Die Lautstärke gefiel ihm nicht und füllte ihn mit weiterem Unbehagen, besonders da er wusste, dass Uther die nächsten Worte nicht gefallen würden. Am Liebsten hätte Merlin sich jetzt einfach verbeugt, den Befehl des Königs angenommen und wäre zu Arthur zurück gekehrt, aber der Prinz hatte seinen Standpunkt klar gemacht. Die Drohung, dass Merlin an den Pranger gestellt werden würde, wenn er das auch vermasselte, war immer noch in seinem Hinterkopf verankert.

 

So schüttelte er den Kopf. „Es tut mir leid, Eure Hoheit, aber Prinz Arthur hat mir aufgetragen zu sagen, dass er seine Meinung darüber nicht ändern wird und ich gar nicht erst daran denken soll, zu ihm zurück zu kommen, um ihn zu holen, selbst wenn ich gute Argumente hätte.“

 

„Du stellst also meine Autorität in Frage, Junge?“ Bedrohlich war König Uther einen Schritt näher auf den Diener zugegangen.

 

Vehement schüttelte Merlin den Kopf. „Nein, das tue ich bestimmt nicht, Sire.“

 

„Dennoch weigerst du dich, meinen Befehl zu befolgen.“ Zurückgeblieben und dumm also. Arthur hätte wirklich etwas Besseres verdient.

 

„So ist das nicht“, versuchte Merlin sich herauszureden, wich aber einen Schritt zurück, als sein Gegenüber wieder etwas näher kam. „Prinz Arthur hat mir befohlen-“

 

„Ich bin der König“, unterbrach ihn Uther wütend.

 

Merlin senkte den Kopf. Das war ihm mehr als bewusst. In diesem Moment wohl mehr als bisher. Aber Prinz Arthur war sein Herr und so musste er auf ihn hören, oder nicht? Besonders da er nicht wieder an dem Pranger landen wollte. „Es tut mir leid, Eure Majestät, aber Prinz Arthur hat mir klare Anweisungen gegeben.“ Merlin verbeugte sich etwas, in der Hoffnung, dass dies den wütenden König vielleicht etwas besänftigen würde. Am Liebsten hätte er jetzt einfach die Flucht ergriffen, aber er wusste, dass er warten musste, bis er entlassen wurde.

 

„Wachen!“, rief Uther ohne weitere Vorwarnung. Keine zehn Sekunden später standen zwei großgewachsene Wachen in des Königs Kammer. „Bringt den Jungen zum Pranger. Bis Sonnenuntergang soll er dort über sein Vergehen nachdenken.“ Loyal, das musste man den Jungen lassen. Vielleicht hatte Arthur es doch gar nicht so schlecht getroffen, wenn man von den anderen Fehlern des Jungen mal absah. Dennoch musste Merlin lernen, wer hier die höchste Autorität war. Selbst für den privaten Diener des Prinzen standen die Befehle des Königs über denen seines Sohnes.

 

Merlins Augen weiteten sich vor Unglauben. Was? Er war doch hierher gekommen, um genau das zu vermeiden. Gerne hätte er widersprochen, aber Merlin wusste, dass dies wohl alles nur noch schlimmer machen würde. So ließ er sich von den Wachen abführen und seufzte nur laut, als sie auf dem Gang waren. Auf dem Weg in den Hof begegnete er wieder Sir Leon, der auch jetzt nur ein belustigtes Grinsen für ihn übrig hatte. Anscheinend kam es also öfters vor, dass Diener von der Kammer des Königs zum Pranger geschickt wurden.

 

Merlin wehrte sich nicht, sondern ließ alles über sich ergehen. Sobald er festgebunden war, flog auch schon die erste verschimmelte Tomate. Hätte es überhaupt einen Weg um den Pranger herum gegeben?

 

Vermutlich nicht.

Immerhin war er ein Diener.

Und so sah sein Leben wohl aus.

Augen verschließen

Blitzschnell zog Arthur sein Schwert aus dem Körper des Banditen heraus, drehte sich in der Bewegung gleichzeitig um, erhob seine Waffe und parierte somit die Attacke des anderen Angreifers, der sich von hinten genähert hatte. Die Wucht des Schlages ließ ihn ein wenig in die Knie gehen, aber Arthur hatte sich schnell wieder gefangen, seine Kraft gebündelt und drückte nun seinen Feind von sich weg. Mit einem kräftigen Ruck stieß er dessen Schwert weg, brachte seinen Gegner damit ins Straucheln und schaffte es somit die Oberhand zu gewinnen.

Zwar parierte der Bandit noch jeden Schlag, den Arthur ansetzte, allerdings wurde er immer weiter zurückgedrängt und hatte nicht die Chance einen einzigen Gegenangriff zu starten. Trotzdem musste Arthur es ihm hoch anrechnen, dass er solange durchhielt und noch nicht tot war, auch wenn es den Prinzen nicht gerade gefiel. Schließlich war dies nicht der letzte Bandit, der hier auf der Lichtung war.
 

Es war mal wieder ein ganz normaler Morgen, wie es nicht anders zu erwarten gewesen war. Irgendwie passierte immer irgendetwas, wenn Arthur mit Merlin auf der Jagd war. Ob es nun Banditen oder Banditen waren, sie gerieten irgendwie immer in Ärger.

Nun kümmerte sich der Prinz um diese Unannehmlichkeit und Merlin hatte sich sicherlich wieder hinter irgendeinen Baumstamm versteckt und wartete ängstlich darauf, dass sein Herr und Meister die Arbeit erledigte. Manchmal konnte Arthur über seinen Diener nur den Kopf schütteln. Wie feige konnte man eigentlich sein? Merlin war immer der Erste, der verschwunden war, wenn nur schon eine Möglichkeit zur Gefahr bestand.
 

Auch jetzt konnte Arthur seinen Diener nirgendwo ausfindig machen, aber wenn man mal ehrlich war, hatte der Prinz auch Besseres zu tun, als nach Merlin Ausschau zu halten, schließlich musste er das Leben von Beiden retten. Wenn der Junge sich schon nicht dazu anschickte, ihm zu helfen, musste er es halt selber in die Hand nehmen.

Zwei Banditen lagen schon tot auf dem Boden, bei dem Dritten würde es auch nicht mehr lange dauern. Leider hatte Arthur überhaupt keine Übersicht darüber, wie viele es eigentlich waren. Der Prinz konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt, schließlich wollte er noch nicht sterben. Noch zwei Schläge, dann hätte er auch diesen hier erledigt. Und genau so war es auch. Bevor sich der Bandit versehen konnte, steckt schon das Schwert des Prinzen in seinem Körper. Ein kurzes triumphierendes Lächeln umspielte Arthurs Lippen, bevor er wieder ernst wurde und sich umschaute. Das konnten doch noch nicht alle gewesen sein.
 

Leider hatte er damit Recht. Schon kam der Nächste auf ihn zugerannt. Gekonnt wehrte er die Attacke ab und trat ihn von sich weg. Der Angreifer verlor sein Gleichgewicht und landete auf seinen Rücken. Mit einer gekonnten Bewegung wechselte Arthur den Griff seines Schwertes, stellte sich über den Bandit und holte aus, um es seinem Gegner in die Brust zu rammen.
 

„Arthur!“
 

Die Angst und Sorge in der Stimme waren nicht zu überhören. Für Arthur ein deutliches Warnzeichen. Jedoch konnte er in seiner Bewegung nicht mehr stoppen und versenkte sein Schwert in der Brust des auf den Boden liegenden Banditen. Als dies passierte rechnete er schon fast damit nun auch ein Schwert in den Körper gerammt zu bekommen. Jedoch blieb dies aus.

Er hatte sogar noch die Zeit, seine Waffe wieder herauszuziehen und sich umzudrehen. In dem Moment stellte er fest, dass er sich gar nicht so hätte beeilen müssen. Der Gegner, der hinter ihm gestanden hatte, lag bereits auf den Boden, von einem großen abgebrochenen Ast niedergestreckt. Ungläubig schaute er zu dem Baum hinauf, der sein Leben gerettet hatte. Er sah weder alt noch morsch aus. Eine gesunde, große Pflanze und dennoch lag ein Ast von ihm genau vor seinen Füßen, unter ihm ein Mann begraben, als ob der Baum es gewusst hätte.
 

„Das habt Ihr gut gemacht, Sire!“, ertönte plötzlich die Stimme seines Dieners, der anscheinend wieder aus seinem Versteck gekrochen kam, nun da die Gefahr vorbei schien.
 

„Ja“, sagte Arthur abwesend, immer noch zu dem gewaltigen Baum hochschauend. Dann fiel sein Blick auf Merlin. Dieser grinste übers ganze Gesicht und schien mehr als zufrieden zu sein. „Grins nicht so dämlich, du hast nicht viel dazu beigetragen!“
 

„Ich habe Euch mental unterstützt, Mylord, und Euch gewarnt.“
 

„Ja, vor einem Banditen, der von einem Baum niedergestreckt wurde, Merlin. Diese sind sogar nützlicher als du es bist, was mich nicht sehr wundert.“ Merlin stellte sich bei seinen Aufgaben schon nicht sehr geschickt an, aber hier draußen bewies er immer wieder aufs Neue, dass er nicht der geborene Kämpfer war und wohl auch nie sein würde. Arthur würde sich auch nicht die Mühe machen, ihn irgendetwas beizubringen. So wie er mit allen möglichen Dingen tollpatschig um sich warf, sollte man ihm gewiss kein Schwert in die Hand geben.

Davon war Arthur bisher mehr als nur überzeugt gewesen, aber es schlichen sich kleine Zweifel in diese Gedanken, als Merlin nur mit den Schultern zuckte. „Manchmal muss man auch mal Glück haben.“
 

Bei diesem Satz fiel Arthur auf, dass er häufiger Glück hatte. Es war nicht zum ersten Mal vorgekommen, dass sich ein Ast selbstständig gemacht hatte. Außerdem stolperten seine Gegner in den passendsten Gelegenheiten, kurz bevor sie ihn mit ihren Schwertern erwischt hatten. Es kam auch schon einmal vor, dass einer einfach seine Waffe aus der Hand gefallen war. Viele Dinge, die erfahrenen Kämpfern eigentlich nicht passierten. Keinem Krieger fiel sein Schwert einfach so aus der Hand, wenn es nicht einmal berührt wurde. Arthur wusste dies, da es eine seiner ersten Lektionen gewesen war. Verliere nie deine Waffe!

Sie war wie ein verlängerter Arm und diesen wollte man schließlich auch nicht verlieren.
 

Es war mehr als merkwürdig und noch eigenartiger war, dass es nicht nur einmal passiert war. Um ihn herum schienen mehrere unnatürliche Dinge vor sich zu gehen. Skeptisch fiel sein Blick auf Merlin. Er war die einzige Konstante, die diese Vorfälle in irgendeine Verbindung bringen konnte. Außer ihm und natürlich er selber war nichts, dass bei allen Kämpfen gleich war. Aber konnte das wirklich möglich sein?
 

„Arthur“, drang plötzlich die Stimme von Merlin an sein Ohr. Er klang mehr als genervt, wie es meist der Fall war. „Können wir jetzt?“ So wie er es aussprach hatte er es wohl schon einige Male davor gefragt, was gut möglich war, denn Arthur war tief in Gedanken gewesen.
 

Dieser nickte nur abwesend, steckte sein Schwert wieder ein und machte sich auf den Weg zurück nach Camelot, mit seinen Diener immer ein paar Schritte hinter ihm. Wenn die Vorfälle wirklich etwas mit Merlin zu tun hatten, gab es nur eine Erklärung, auch wenn Arthur das nicht so recht glauben wollte.

Es gab keine Möglichkeit, dass Merlin ein Zauberer war, dafür war er einfach zu dumm und einfach zu sehr … Merlin. Außerdem wäre er nicht so zurückgeblieben als Zauberer in den Diensten des Prinzen zu arbeiten, der Sohn des Mannes, der jedes Anzeichen von Magie direkt mit dem Tode bestrafte. Bei den Gedanken daran, dass sein Vater Merlin irgendwann hinrichten konnte, zog sich sein Magen unangenehm zusammen.
 

Nein, das würde nicht passieren, schließlich war Merlin ja kein Zauberer. Das war vollkommen ausgeschlossen.
 

Als ob sein Verstand ihn das Gegenteil beweisen wollte, schoss ihm plötzlich ein Satz durch seinen Kopf, den Merlin einmal gesagt hatte. „Gwen ist nicht der Zauberer. Ich bin es.“ Merlin hatte in dem Moment so ernst geklungen, dass jeder es geglaubt hatte, sogar Arthur in diesem Augenblick. Das war auch der Grund gewesen, dass er es schnell als dümmliche Verliebtheit abgetan hatte.

War da vielleicht doch mehr dahinter gewesen? Arthur konnte nicht vermeiden, dass er kurz einen Blick nach hinten zu Merlin warf und kurz darauf fassungslos seinen Kopf schüttelte. Merlin sah alles andere als gefährlich aus, eher würde er ihn als harmlos bezeichnen. Dass so eine Person Magie besaß, war einfach undenkbar.
 

„Ist etwas nicht in Ordnung, Sire?“, fragte sein Diener plötzlich, der anscheinend das merkwürdige Verhalten seines Herrn bemerkt hatte.

„Ich habe mich nur gewundert, dass du noch über keinen Grashalm gestolpert bist. Das muss wohl ein neuer Rekord sein.“

„Ich bin nicht so tollpatschig und nutzlos wie Ihr vielleicht denken mögt, Arthur“, verteidigte sich Merlin in einem beleidigten Tonfall und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

Arthur schluckte schwer bei den Worten. Seinen Blick richtete er wieder starr nach vorne. Genau davor fürchtete er sich. Was war, wenn Merlin wirklich mehr war, als es den Anschein hatte? So wie er sprach, deutete alles darauf hin und dennoch konnte Arthur es nicht glauben. Auch aus dem Grund, weil er es nicht wollte. Wenn er es tat, müsste er es seinem Vater berichten und an die Konsequenzen wollte er gar nicht denken. Jedoch hatte er bis jetzt nur eine Vermutung. Genau genommen hatte Arthur nie etwas gesehen. Er hatte nie direkt wahrgenommen, dass Merlin etwas getan hatte und wieso könnte es auch nicht weiterhin der Fall sein?
 

Was man nicht sah oder bemerkte, war auch nicht da. So einfach war das. Und was nicht da war, konnte man auch nicht dem König erzählen. Glücklich über seine Entscheidung blieb er stehen und drehte sich halb nach hinten um. „Merlin? Ich –“, fing er an, wurde aber abrupt unterbrochen, als der Angesprochene genau in ihn herein lief. Arthur verdrehte nur genervt die Augen. „Ich würde sagen, du bist genau so tollpatschig und nutzlos, wie ich denke, Merlin.“
 

Merlin grinste unschuldig. „Vielleicht habt ihr Recht, Sire. Aber dann seid Ihr auch so ein großes Arschloch, wie ich schon immer behauptet habe.“
 

„Merlin!“ Schon fast automatisch bewegte sich Arthurs Arm und er schlug seinem Diener erst einmal kräftig auf den Kopf. Das sollte ihm ein wenig Verstand einbläuen.
 

Dieser rieb sich daraufhin mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen Schädel, dass Arthur wieder triumphierend lächeln ließ. So gefiel ihm das doch. Und so sollte es auch immer sein. Merlin war nur sein Diener, kein versteckter Zauberer, nicht solange Arthur nichts dergleichen sehen würde und das würde er nicht. Bei einem Kampf war es so leicht einfach in die andere Richtung zu schauen und nicht zuzuhören. Man musste sich auf andere Dinge konzentrieren und keiner würde ihm Vorwürfe machen, wenn er etwas verpasste. Fragen stellen war auch nicht Arthurs Art und so wäre es ein Leichtes, es so weiter zu führen, wie es schon immer gewesen war.
 

Arthur würde seine Augen verschließen für Dinge, die nicht wichtig waren.
 

Er würde es erst sehen, wenn Merlin wollte, dass Arthur es sah.

Tripple-Drabble: Poesie

Während der König sich mit nacktem Oberkörper vornüberbeugte und seine Arme Merlin entgegen streckte, zog dieser seinem Herrn dessen Hemd über.

„Du bist mein, ich bin dein: Das sollst du gewiss sein“, sprach Merlin vor sich her, während er den Gürtel vom Bett holte. „Du bist eingeschlossen in meinem Herzen.“

„Merlin?“ Etwas irritiert zog der König eine Augenbraue hoch. „Was redest du da?“

Merlin richtete sich auf und sah Arthur eindringlich an. „Verloren ist das Schlüsselchen: Du musst immer drin bleiben!“

„Du klingst wie ein Mädchen, Merlin.“

„Ich wollte nicht, dass Sir Leon Verdacht schöpft, Sire. Daher dachte ich, es könnte nicht schaden, Euch etwas Poesie beizubringen“, grinste sein Diener frech.

„Ich bin der König, kein liebeskrankes kleines Mädchen wie du.“

„Aber Ihr liebt Poesie!“, wiederholte Merlin Arthurs Worte von letzter Nacht, um sie seinem König schadenfroh unter die Nase zu reiben.

Wütend schlug Arthur seinem Diener einmal hart gegen den Kopf. „Weil dir nichts Besseres eingefallen ist, du nichtsnutziger Trottel. Mir wären fünf andere viel männlichere Dinge auf der Stelle in den Sinn gekommen“, verteidigte sich Arthur mit herausgestreckter Brust.

Merlin rieb sich schmerzend den Kopf. „Wenn ich euch mitten in der Nacht im Schloss antreffen würde, wäre das meine erste Idee, was ihr vielleicht tun könntet, Sire. Ich bin nur meinem Gefühl gefolgt.“

„Ich wusste schon immer, dass mit dir etwas nicht stimmt, Merlin! Wer würde nachts mit seinem Diener auf den Gängen Poesie lernen?“

„Ihr habt Recht, Sire.“ Merlin verneigte sich kurz. „Man würde ganz andere Dinge tun!“ Bei Arthurs warnenden Blick entschied sich Merlin für eine simple und nicht provozierende Antwort: „Wie zum Beispiel die Kontrollgänge der Wachen überprüfen.“

Anerkennend klopfte Arthur seinem Diener auf die Schulter. „Anscheinend ist bei dir doch noch nicht jede Hoffnung verloren.“

„Leider jedoch wohl etwas zu spät. Also Poesie, Sire.“

Über Wasser halten

Als Arthur kaltes Wasser ins Gesicht spritzte, schreckte er auf. Sofort schaute er sich panisch um – er kannte die Umgebung nicht. Die kalte Flüssigkeit kam von oben, es schien jedoch kein Regen zu sein. Über ein Holzrohr wurde es in die Grube geschüttet, in der der König festsaß. All das realisierte Arthur in wenigen Sekunden und wusste sofort, dass er in Schwierigkeiten steckte.

Und genau im selben Moment bemerkte er auch die Gestalt auf dem Boden einige Schritte neben ihm, die schon halb im Wasser lag, da dieses stetig stieg. Mit einem Ruck richtete er Merlin auf und weckte ihn damit gleichzeitig auf.

„Arthur…“, kam es leise über die Lippen seines Dieners.

„Merlin? Alles in Ordnung?“ Arthur konnte sich noch gut daran erinnern, wie Merlin am Bein getroffen worden war. Der Ritter war deswegen in diesem Augenblick abgelenkt gewesen und nach einem Seitenhieb seines Gegners offenbar bewusstlos geworden.

Der Diener nickte schwach. „Was ist passiert? Wo sind wir hier?“

„Es war eine Falle. Du hattest Recht“, meinte Arthur und ärgerte sich über sich selbst. Er sollte anfangen, seinem Diener zuzuhören. Merlin hatte meist Recht, wenn er ihn warnte. „Der Brief war eine Fälschung und wir wurden an der Brücke überfallen.“

„Es regnet“, murmelte Merlin vor sich hin.

Sofort schüttelte Arthur den Kopf. „Das ist kein Regen, Merlin. Vielmehr ist es eine gemeine Falle. Ich würde sagen, wir sitzen in einem alten Brunnen fest, der mit einem Eisengitter verschlossen ist. Und das Wasser wird hineingeschüttet.“

Der König wartete auf eine Reaktion seitens seines Dieners, aber diese blieb aus. Merlin wirkte abwesend und sah blass aus. In diesem Moment bemerkte Arthur auch dessen Kopfwunde.

„Geht es dir wirklich gut, Merlin?“ Die Sorge in seiner Stimme war nicht zu überhören.

Wieder einmal nickte der Diener. „Es könnte nicht besser gehen.“

Arthur glaubte ihm nicht, wollte aber auch nicht weiter diskutieren. Sie mussten einen Weg hier rausfinden, sonst würden sie elendig ertrinken. Wieder einmal legte er seinen Kopf in den Nacken, als ob dort oben die Antwort lag.

„Dürfte ich einen Vorschlag machen, Sire?“

Etwas überrascht schaute Arthur seinen Diener an. Meist fragte er nicht um Erlaubnis, sondern fing einfach an, draufloszuplappern. Das war nicht Merlin, wie er ihn kannte, was ihn überaus beunruhigte.

„Lasst mich hier. Dann könnt Ihr klettern.“

Das hingegen war wieder sehr typisch für Merlin. „Kommt nicht in Frage. Ich lasse meine Männer nicht zurück und dich erst recht nicht.“

„Mit dem Bein werde ich nicht klettern können. Ich bezweifle sogar, dass ich mich über Wasser halten könnte, wenn es steigt.“

Arthur schüttelte widerstrebend den Kopf. „Dann werde ich dir eben helfen. Die Ritter müssten schon nach uns suchen. Es dürfte nicht zu lange dauern, bis sie kommen. Solange müssen wir durchhalten.“

„Arthur, es ist fast zehn Meter hoch. Das werdet Ihr nicht schaffen.“ Merlin war ein Realist und ihm war klar, dass es unmöglich zu schaffen war, selbst wenn der König wild entschlossen war. Es war schon anstrengend genug, sich alleine über einen langen Zeitraum über Wasser zu halten.

„Ich bin der König von Camelot. Ich schaffe das“, erklärte Arthur in seinem arrogantesten Ton, während er sich an den Lederriemen an seinen Armen zu schaffen machte. Mit der Rüstung würde er schneller untergehen, als ihm lieb war.

Dies war allerdings gar nicht so einfach, wenn man die Tatsache bedachte, dass er sich sitzend bereits bis zur Brust unter Wasser befand. So kam ihm Merlin direkt zur Hilfe, als er bemerkte, was sein Herr vorhatte. „Ihr seid wohl wild entschlossen“, sagte der Schwarzhaarige leise.

„Ich habe auch einen guten Grund“, erwiderte Arthur und streifte seine Rüstung ab, die schwerfällig zu Boden sank. Daraufhin packte er Merlins Arm und zog ihn auf die Beine. Der Diener stöhnte schmerzvoll auf, als sein Bein bewegt wurde. „Tut mir leid.“

Merlin allerdings lächelte. „Den Tag sollte ich mir im Kalender anstreichen. Ihr entschuldigt Euch?“

„Halt die Klappe, Merlin!“

Auch wenn Merlin gerne weitergeredet hätte, um seine Angst zu überspielen, blieb er still. Sein Bein schmerzte höllisch und auch sein Kopf machte ihm zu Schaffen. Er hatte bereits versucht mit einem stummen Zauber das Gitter zu sprengen, aber es war ihm nicht gelungen. Er konnte sich nicht richtig konzentrieren. So blieb ihm wohl nichts Anderes übrig, als dafür zu sorgen, dass Arthur durchhielt, bis dieser oben war.

Die Minuten rasten dahin und schon bald konnten sie nicht mehr stehen. „Halt dich an mir fest“, befahl Arthur. „Ich werde uns über Wasser halten!“

Merlin gefiel der Gedanke nicht, seinen König auch mit seinem Gewicht zu belasten, aber Arthur hatte schon nach ihm gegriffen. Er würde ihn nicht loslassen, also konnte der Schwarzhaarige sich auch an seinem Freund festhalten.

Nach etwa zehn Minuten hatte Merlin das Schweigen satt. Sie waren schon mehrere Zentimeter nach oben getrieben worden und da der Zauberer so gut half, wie es ihm ging, fühlte er, wie er immer schwächer wurde. „Zumindest kann es jetzt nicht mehr schlimmer werden“, scherzte er halb lachend. Genau in diesem Moment fing es an zu regnen.

Arthur seufzte. „Kannst du nicht einmal den Mund halten, Merlin?“

„Ich werde mir Mühe geben, Sire.“ Ab da an war Merlin ruhig, denn er musste sich mit aller Macht auf seine letzten Kraftreserven konzentrieren. Jede Bewegung fiel ihm schwerer und er fühlte, dass es Arthur neben ihm ähnlich erging. Außerdem war ihm unglaublich kalt. Die Nässe hatte sich schon bis in seine Knochen durchgefressen und mit jeder Minute wurde es schlimmer.

Er nahm es zitternd hin und versuchte durchzuhalten, sie waren jedoch nicht einmal bei der Hälfte der Höhe angekommen, als Merlin seine Grenzen spürte. Er würde nicht mehr helfen können, sondern nur noch wie ein nasser Sack in Arthurs Armen hängen und ihn somit ebenfalls runterziehen. „Lasst mich los“, stammelte er noch, bevor seine Sicht verschwamm.

„Merlin?“ Panik lag in der Stimme des Königs, während er seinen Freund etwas rüttelte. Sein Diener gab keinen Ton von sich. „Merlin? Komm schon, sprich mit mir.“

„Ihr solltet Euch langsam mal entscheiden. Erst soll ich den Mund halten und dann soll ich reden.“

„Halt einfach durch“, flehte Arthur leise und verstärkte den Griff um Merlins Brust, damit er ihm nicht durch die Finger glitt. Sekunden kamen ihm wie Minuten vor und Minuten wie Stunden. Quälend langsam wurden sie nach oben geschoben. Merlin hatte keinen Ton mehr von sich gegeben, aber Arthur konnte dessen Atmung deutlich spüren. Er war noch am Leben und Arthur würde dafür sorgen, dass es auch dabei blieb.

Als sie nur noch etwas mehr als eine Armlänge von dem Eisengitter entfernt waren, betete Arthur für ein Wunder. Selbst wenn er noch bis oben durchhalten würde, an dem Gitter kämen sie nicht vorbei. Genau in dem Moment hörte er Stimmen.

„Mach das verdammte Licht aus . Die Ritter sind in der Nähe und dürfen uns nicht finden“, kam ein leise geraunter Befehl.

Seine Ritter waren hier! Endlich ein wenig Hoffnung.

„Halt noch etwas durch, Merlin“, flüsterte er und meinte diesen Satz gleichzeitig zu sich selber. Er war am Ende seiner Kräfte. Es fiel ihm immer schwerer, sich über Wasser zu halten, geschweige denn Merlin im Griff zu behalten.

„Ihr aber auch“, kam es plötzlich von seinem Diener und Arthur zuckte erschrocken zusammen.

„Du bist wieder wach?“

„Ich habe nur genossen, mich von Euch tragen zu lassen“, kam es in seinem gewohnt schelmischen Ton. „Habe ich richtig gehört? Kommt Hilfe?“

Arthur nickte und hörte genau in diesem Moment den Lärm eines Kampfes. „Hier sind wir!“, machte er auf sich aufmerksam und stieß kurz daraufhin einen Schmerzenslaut aus. Arthur und Merlin gingen gleichzeitig unter, bis Arthur sich wieder gefangen hatte und durch die Oberfläche brach. Ein stechender Schmerz hatte sein Bein durchzogen. Er war immer noch vorhanden, aber das war nebensächlich. Er hatte Merlin losgelassen. Er schrie seinen Namen und wollte gerade abtauchen, als über ihm das Eisengitter geöffnet wurde.

Gwaine sprang ins Wasser und Leon griff nach seinem König und zog ihn hinaus. „Merlin!“, rief er und versuchte sich gegen den Griff seines Ritters zu wehren.

„Gwaine holt ihn. Geht es Euch gut, Sire?“

Arthur nickte hastig und richtete seinen Oberkörper auf. Percival kniete an dem Abgrund zur Grube und hatte sich halb hineingelehnt. „Komm schon“, betete der König im Stillen, als Percival endlich eine Gestalt nach oben zog. Leblos blieb Merlin auf dem Boden liegen. Für einen Augenblick setzte Arthurs Herzschlag aus, bis sein Diener anfing zu husten und zu spucken.

Völlig erleichtert brach Arthur in hysterisches Gelächter aus, kroch zu seinem Freund hinüber und zog ihn in seine Arme. „Es tut mir leid“, entschuldigte er sich dafür, dass er ihn losgelassen hatte.

Zwischen klappernden Zähnen bildete sich ein Grinsen. „Schon das zweite Mal heute. Ein wirklich besonderer Tag.“

Arthur lachte, herzhaft, erleichtert und überaus glücklich.

Endlose Jahre

Merlin starrte ungläubig auf die Gestalt auf der Höhe. Seit Jahren hatte er auf ein Zeichen gewartet, selbst wenn es nur ein kleines Licht gewesen wäre, das ihm Hoffnung schenken konnte. Und nun stand er einfach so dort.

Manchmal hatte sich Merlin gefühlt, als ob er in der Ewigkeit gefangen wäre, aber sobald Arthur ihn umarmte, lösten sich die Fesseln. Merlin fühlte sich endlich wieder frei. Ganz automatisch legten sich seine Arme um den Körper seines wiederauferstandenen Freundes.

„Arthur“, flüsterte Merlin freudig mit einem Lächeln auf den Lippen.

„Es tut gut, dich zu sehen, alter Freund“, kam es von Arthur.
 

Arthur stand auf dem kleinen Hügel und schaute hinunter. Er hatte ihn endlich gefunden. An dem Ort, an dem Arthur gewesen war, hatte er nichts gefühlt. Keinen Schmerz, keinen Hass, keine Liebe. Aber genau in diesem Moment überschwemmten ihn alle Erinnerungen und Gefühle.

Sofort rannte er los, sprang über den kleinen Zaun und stürmte auf seinen treuen Diener zu. Ohne zu Zögern umarmte Arthur ihn, was er früher viel zu selten getan hatte.

Der Zauberer erwiderte die Geste und flüsterte Arthurs Namen.

„Es tut gut, dich zu sehen, alter Freund.“ Mit diesen Worten schwor Arthur, Merlin niemals wieder zu verlassen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Heute gibt es sogar ein kleines Nachwort :)
Da ich wirklich Spaß an den One-Shots habe und euch auch ein wenig belohnen will, dass ihr immer meine Geschichten lest und so liebe Kommis hinterlasst, habe ich mir gedacht, dass ich euch jetzt mit einbeziehen möchte :)

Und zwar dürft ihr euch jetzt etwas wünschen^^
Das geht folgendermaßen. Entweder in einem Review oder einer privaten Nachricht, das ist mir ganz einerlei.
Ihr dürft euch ein bis zwei Charaktere aussuchen, die in dem One-Shot vorkommen werden und noch ein Stichwort, dass eine zentrale Rolle spielen soll.

Ich bin selber gespannt, was ihr euch so ausdenkt.
Natürlich werdet ihr nicht gezwungen bei dieser Aktion mitzumachen.
Aber wenn ihr Lust habt, würde ich mich freuen, weil es auch für mich was schwieriger wird, als eigene Ideen aufzuschreiben :)

So, bis zum nächsten Kapitel dann ... vielleicht ein OS für einen von euch ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (24)
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Von:  ryuuka
2014-07-15T21:55:04+00:00 15.07.2014 23:55
Ich muss sagen, ich war in der absolut gleichen Position wie Merlin grade und hab Arthur nur mit offenem Mund angestarrt. Was antwortet man als Merlin auf so eine Frage? Ich glaube Merlin hat hier das einzige Schlupfloch gefunden^^
Von:  Gessilein
2014-02-03T20:46:56+00:00 03.02.2014 21:46
Also...

Ersteinmal: ich weiß ich schulde dir nur 1 Kommentar aber ich möchte dir 2 geben quasi als dank für das lange warten und nein dafür brauchst du mir kein Re. kommentar geben, denn ich mach es gerne, da mir die geschichte auch so gut gefallen hat^^.

zur geschichte:
sie ist quasi kurz und knackig, ließt sich sehr gut und ich finde es toll das es mal von einer anderen sicht das leben von merlin darstellt und von einer außen stehenden person beschrieben wird.
ich finde die umschreibungen hier sehr schön und auch merkt man beim lesen, wie man sich mitfreut, also so erging es mir, wenn sir leon über merlin spricht.

auch finde ich den charakter den du ihm gegeben hast sehr passend und naturgetreu.

ich war sehr angetan von dieser geschichte und kann sie nur weiterempfehlen.^^

MfG

Gessilein
Re-✖✐✖
Von:  Gessilein
2014-02-03T20:36:55+00:00 03.02.2014 21:36
Also.. ^^

Ich finde ja die serie an sich schon sehr toll, auch wenn ich nicht alle folgen angesehen hab. Aber dieser one shot war auch sehr toll und ich hab ihn gerne gelesen.

was mir am besten gefallen hat war, das du die charaktere genauso darstellst wie sie auch in der serie sind und nicht einmal davon abgewichen bist. dieses kapitel könnte zu 100% auch in der serie vorkommen und das finde ich beeindruckend.
ich selbst habe nicht sehr viel erfahrung mit schreiben, dennoch finde ich das du dich verständlich ausdrückst und eine fehlerfreie grammatik benutzt ;D
alles war gut verständlich ist und nicht zu viel eingebaut, auch wie du das gespräch zwischen den beiden aufgebaut hast gefällt mir sehr, es ist nicht überladen und dennoch sind alle möglichen informationen darin.

auch das am schluss die stimmung etwas aufgelockert wird macht das ganze auch etwas positiver, als wenn die stimmung von merlin konstant geblieben wäre.

an sich und komplett eine tolle kurzgeschichte, habe sie gerne gelesen und finde sie toll^^ mach weiter so

MfG

Gessilein
Re-✖✐✖

Von:  Die_Katzenhai
2014-01-27T13:41:32+00:00 27.01.2014 14:41
Hallo,
dann kommt auch schon mein Rekommentar :)

Zunächst einmal muss ich gestehen, dass ich von der Serie keine Ahnung habe, aber das stellt ja kein zu großes Hinderniss dar.

Dann fange ich zunächst mal mit dem, was man sofort sieht an. Dem Design der OS-Sammlung an sich:
Das Cover ist sehr schlicht, was mich allerdings persönlich aber nicht stört. Eines zu haben schadet nie, damit es in der FF-Übersicht nicht so seltsam "leer" aussieht und da reicht mir einfach auch "nur" ein Bild. Und man sieht ja auch zumindest Charaktere aus der Serie.
Die Charakterübersicht ist für Leute wie mich, die keine Ahnung von der Serie haben, ziemlich praktisch. Bild, Rang, Kapitel, in denen sie vorkommen und ein kurzer Text zum Charakter reicht und gibt einen zumindest einen kurzen Überblick.
Was mich hier allerdings ein wenig stört ist, dass die Bilder nicht gleich groß sind. Das Zuschneiden ist ja nicht sonderlich schwer und gibt ein "stimmigeres" Erscheinungsbild :)

Und jetzt zu dem OS an sich:
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum ich ausgerechnet diesen OS gewählt habe. Irgendwie hat mich der Titel angesprochen und da ich keine Ahnung von der Serie habe, bin ich einfach mal dabei geblieben.
Mir gefällt es, wie du gleich in das Geschehen springst. Man - oder ich war es zumindest - ist sofort in der Geschichte drinnen und hat den selben/einen ähnlichen Kenntnisstand, wie die Protagonisten: Man weiß nicht genau, was los ist und wo man ist. Merlins Verwirrung, dass es regent, fand ich sehr passend/logisch. Klar, dass man das nicht sofort zu ordnen kann und erstmal an etwas anderes denkt.
Ob die Charaktere jetzt IC sind, kann ich nicht sagen, allerdings konnte ich mir zumindest ein grobes Bild von ihnen bekommen und es passt zumindest zu der Beschreibung der Charaktere. Der OS und die auftretende Charaktere sind (zumindest hier) stimmig und logisch zueinander aufgebaut und verhalten sich der Handlung entsprechen angepasst. Da finde ich also nichts, was zu kritisieren hätte :)
Das Ende fand ich sehr schön und gelungen. Ich mag Happy-Ends, das gibt mir immer ein schönes Gefühl.

Was die Kritik angeht, muss ich Finvara zustimmen. Ich fand den OS wirklich schön und angenehm zu lesen. Allerdings fehlt da doch ein wenig das Drama, was passieren wird. Den Teil kann ich einfach mal so unterschreiben :)

So, ich hoffe, du konntest mit meinem Kommentar etwas anfangen :)

miau~
Die_Katzenhai
Re-✖✐✖

Von:  Finvara
2014-01-08T09:20:29+00:00 08.01.2014 10:20
Hallo,
endlich mein Rekommentar :) Hat ja auch lange genug gedauert. Ich gestehe, ich habe gerade keine Lust ihn zu strukturieren. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel.

Je mehr deiner OS ich lese, desto eher habe ich das Gefühl, ich sollte die Serie doch mal sehen und ihr eine Chance geben.
Mir gefällt der abrupte Einstieg sehr gut. Du lässt die Lösung geschickt mit in deine Handlung einfließen. Erst hab ich mir einen Flash-Back gewünscht, aber als dann das klärende Gespräch kam, fand ich deine Lösung viel besser als den Flashback.
Auch das Ende hat mir gut gefallen, dass Athur so lacht und dass die beiden trotz der gerade eben erst überstanden Gefahr rumwitzeln. Du stellst die beiden wunderbar zusammen dar. Ich liebe diese Freundschaft.
Was mich nun allerdings zu meiner Kritik bringt: So leicht und angenehm das Kapitel zu lesen war, es kam keine Spannung auf. Ich denke, es liegt am Schreibstil. Es wirkt gerade als das Wasser steigt sehr objektiv. Natürlich beschreibst du die Situation und versuchst Spannung aufzubauen, aber sie kommt bei mir nicht an.
Irgendwie fehlt Dramatik. Lass den Leser länger im dunklen, ob jemand sie retten wird. Mir war das spätestens nach dem vierten Satz klar, dass sie gerettet werden. Müssen sie ja auch, aber lass Merlin einfach länger regungslos liegen, geh auf Athurs Gefühle ein, als das Wasser steigt. Was bereut er nicht getan zu haben? Will er noch jemanden was sagen? So Kleinigkeiten halt.

Ich denke, damit hab ich alles, was mir beim Lesen aufgefallen ist.

Liebste Grüße
Finvara
Re✖✐✖
Antwort von:  DoctorMcCoy
09.01.2014 18:53
Vielen lieben Dank für das Review.
Freut mich tierisch, dass dir die Charaktere so gut gefallen, dass du dir wirklich überlegst, die Serie zu schauen.
(Solltest du machen, es lohnt sich ;))

Deine Kritik nehme ich gerne an und du hast wohl auch Recht. Normalerweise hätte ich das wohl auch noch etwas ausgebaut.
Aber ich hatte das Problem, dass es für einen Wettbewerb geschrieben wurde, wo die Höchstgrenze der Wörter 1500 war, da musste man sich etwas einschränken.
Aber danke trotzdem für die Tipps. Sowas hilft immer, auch wenn man selber weiß, dass einiges fehlt ;)
Lg Lady
Von:  Jacqo
2013-11-30T23:42:21+00:00 01.12.2013 00:42
Deine OS sind schön zu lesen ^^ (Und haben mich daran erinnert, dass ich die 5. Staffel immer noch nicht zu Ende geschaut habe...) Freue mich schon auf weitere Geschichten.
Antwort von:  DoctorMcCoy
10.12.2013 14:21
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar.
Freut mich, wenn dir meine kleinen Geschichten gefallen :)
Von:  Wolkenfee
2013-11-03T15:01:43+00:00 03.11.2013 16:01
Hallo!

Und gleich noch ein Kommentar, weil ich für den anderen so lange gebraucht habe. Hierfür musst du mir natürlich keinen Re-Kommentar schreiben!

So, Morgana also. Ich muss ja sagen, sie ist mein Lieblingscharakter. Natürlich ist es furchtbar, was sie tut, aber irgendwie kann ich sie dann auch verstehen.
Ich finde es gut, dass die ein Gespräch zwischen ihr und Arthur geschrieben hast, so etwas hätte ich in der Serie auch gerne gesehen. Ich mochte die beiden immer zusammen, und ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Gespräch etwa so ablaufen würde.
Dass Morgana hier selbst darauf kommt, wer Merlin wirklich ist, finde ich auch sehr gut, es war immer etwas unrealistisch, dass sie es nie mitbekommt.

Fehler hab ich auch keine gefunden, war also alles in allem sehr schön zu lesen.

LG, Fee
Von:  Wolkenfee
2013-11-03T14:49:44+00:00 03.11.2013 15:49
Hallo!

Ich weiß, ich weiß, ich schulde dir diesen Kommentar schon seit Ewigkeiten! u///u

Ich fand diese kleine Geschichte sehr sehr schön. Ich mag Sir Leon sehr, auch wenn man in der Serie gar nicht so viel von seinem Charakter zu sehen bekommt.
Trotzdem kann ich mir gut vorstellen, wie er sich diese Gedanken über Merlin macht. Er ist immerhin eigentlich der einzige Ritter, der schon immer am Hof war, und hat sicher schon viel gesehen, und dass er Merlin für außergewöhnlich hält, verwundert mich da gar nicht.
Hast du wirklich sehr gut beschrieben!

Nur eine kleine Sache ist mir aufgefallen:
"Von da an studierte der edle Ritter den jungen Mann immer öfters." --> "öfters" gibt es nicht ;) Es ist einfach nur "öfter", ohne das s.
Ansonsten sind mir keine Fehler aufgefallen und der Text war sehr schön und flüssig zu lesen.

Liebe Grüße,
Fee
Re-✖✐✖
Von:  Finvara
2013-10-11T16:50:35+00:00 11.10.2013 18:50
Hallo :3
Ich kann immer noch nicht so viel mit Merlin anfangen, aber ich versuch es trotzdem Mal. Übringes übe ich mich in strukturierten Kommentaren und teste es gleich mal aus ;)

Design:
Das Coverbild mag ich recht gerne, weil viele Charaktere darauf zu sehen sind und daher passt es gut zu den unterschiedlichen One-Shots in denen ja auch unterschiedliche Charaktere auftreten.
Die Zusammenfassung gefällt mir nicht so gut - ein kleines, nettes, kursiv gesetztes Zitat wäre ganz hübsch anzusehen. Vielleicht sogar eines aus der Serie.
Die Charakterangaben finde ich gut. Für mich als Unwissende stehen da die wichtigsten informationen drinen und ich kann bei Namen, die ich nicht kenne nachschlagen. Die Bilder sind auch schön.

Inhalt:
Ein sehr offener und spannender Einstieg in den OS. Ich finde es gut, das man so hereingeworfen wird, aber trotzdem zeit hat, sich zu orientieren.
An dem Kampf gefällt mir, dass es recht neutral beschrieben ist. Keine Blutfontänen die spritzen oder ähnliches. Für mich sehr erleichternd. Mhm, was noch?
Achja, das Gespräch zwischen Merlin und Arthur hat es mir angetan. Arthur, der diese Entdeckung macht und erst ist, aber trotzdem mit Merlin rumblödelt. Mir gefällt es, dass merlins tollpatschigkeit nicht erwähnt wird, sondern dass Merlin in Athur reinläuft.
Gut gelöst hast du auch den Ast, der vom baum fällt und Athur rettet. Du machst auf Merlin aufmerksam, aber nicht zu sehr, als das man sofort weiß, dass er Merlin war. Man endeckt das Geheimnis quasi mit Athur zusammen.

Charaktere:
Ob die Charaktere an sich IC sind, kann ich leider nicht sagen, aber in ihren grundzügen bleiben sie sich treu und sie entsprechen dem, was in der Charakterbeschreibung steht.
Gerade Merlin mag ich gerne und finde, dass du ihn toll umgesetzt hast.

Schreibstil:
Ich finde deinen Stil auf eine Art und Weise sehr nüchtern, was ihn angenehm zu lesen machst. Du bleibst den wichtigen Dingen treu und beschreibst nicht jedes kleinste Detail der Umgebung und der Gefühl. Aber da ist was, dass es dem leser leicht macht, die Umgebung zu sehen und sich auch einzufühlen. Ich finde, da steht viel zwischen den Zeilen.

Rechtschreibung/Grammatik
>Ob es nun Banditen oder Banditen waren, sie gerieten irgendwie immer in Ärger.
Wortwiederholung? Es wirkt zumindest nicht gewollt, finde ich ;)

Ansonsten ist mir beim Lesen nichts weiter aufgefallen.

Fazit:
Ein netter OS für zwischendurch mit Garantie zum schmunzeln, wie ich finde. Trotzdem ist er ernst, aber nicht aufgesetzt ernst. Die Mischung machsts.
Der Kampf hat mir gut gefallen und ich sah ihn vor mir.

Liebste Grüße an dich
Finvara
Re-✖✐✖
Antwort von:  DoctorMcCoy
11.10.2013 23:37
Wow, vielen lieben Dank.
Dafür, dass du nicht viel mit Merlin anfangen kannst, hast du ein supertolles Review dagelassen. Freut mich, dass die Geschichte auch gefällt, obwohl man die Charaktere nicht wirklich kennt.
Die Sache mit der Wortwiederholung war eigentlich so gewollt, aber wenn ich es nochmal so durchlese, wirkt es wirklich nicht gewollt, müsste ich den Satz wohl etwas umändern ;)

Nochmal vielen Dank :D
Lg Lady
Von:  psycho_puschel
2013-07-23T00:24:28+00:00 23.07.2013 02:24
Hallo, hier mein versprochener und leider total verspäteter Kommentar zu deinem One-Shot. :)

Pairing: Merlin/Mithian ist ein wirklich tolles Pairing, auf das ich in fünfzigtausend Jahren nicht gekommen wär. :DD Passt also perfekt zum Wettberwerb.

Authentizität/Charakterisierungen: Deine Mithian hat es mir wirklich total angetan. :) Ich musste immer lächeln, wenn sie etwas gesagt hat, weil ich den Charakter einfach so mochte. :D (Und um ehrlich zu sein, hatte ich sie schon fast vergessen. :DD Aber das werde ich jetzt so schnell nicht mehr. :)) Und Arthur und Merlin hast du gerade in ihren Dialogen wirklich seriengetreu hinbekommen.

Handlung: Die Handlung fand ich wirklich süß, gerade weil Merlin und Mithian bei dir so eine schöne Dynamik haben. :) Es hat wirklich Freude gemacht, die beiden beim Interagieren zu beobachten. Und dass Mithian das Kleid am Ende behalten hat, fand ich wirklich eine tolle Symbolik und ein sehr gelungenes Ende. :)

Schreibstil: Dein Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, gerade die Dialoge haben mich in ihrer Dynamik sehr begeistert, weil nichts aus dem Zusammenhang gezogen gewirkt hat. Zwischen den Dialogen hättest du vielleicht noch ein wenig emotionaler schreiben können (nicht über Emotionen, sondern sie wirklich anhand der Wortwahl zeigen), aber das hätte vielleicht auch ein wenig zu viel sein können. Alles in allem aber gute Arbeit. :)

Orthographie: Bis auf ein paar Zeichensetzungsfehler am Anfang einwandfrei. :)

Insgesamt ein sehr schöner One-Shot zu einem tollen Pairing, dem ich von nun an definitiv mehr Aufmerksamkeit schenken werde. Sinn des Wettbewerbs ist somit erfüllt. ;)

Liebe Grüße,
Helena


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